Adventskalender 2022 – Tür 7 – Suddenly royal 3

Die beiden standen natürlich bei Gregory und Sabrina, die gerade etwas mit ihren Eltern zu diskutieren schien.

„Ein Kleid ist doch viel zu dünn, da hätte ich mir den Ar… Hintern abgefroren!“, hörte ich Sabrina zu ihrer Mutter sagen, als mein Schatz und ich zur Gruppe aufschloss.

„Ich meinte ja nur, für den Anlass wäre es toll gewesen, wenn du eins deiner Kleider angezogen hättest.“

Ich neigte meinen Kopf zu Taylor.

„Sabrina hasst Kleider, sogar bei ihrem Schulrock hat sie schon versucht, den in eine Hose tauschen zu lassen.“

„Und nicht funktioniert?“

„Nein, wo denkst du hin, unsere Schule ist erzkonservativ, wenn es um die Schuluniform geht und Mädchen müssen eben Röcke tragen.“

„Echt altertümlich.“

Wir waren an dem hohen Eingang eingetroffen, und als niemand Anstalten machte, das Hotel zu betreten, zog ich Taylor hinter mir her und wir durften uns als erstes, der uns entgegen strömenden Wärme erfreuen.

Nach und nach betrat auch der Rest der Truppe die Eingangshalle, das nicht unbemerkt blieb. Ein ältere Herr im Anzug trat auf uns zu, hinter ihm eine junge Dame. Beide in Uniform und ein Namensschild mit Hotelemblem. Wahrscheinlich war es der Portier.

„Guten Abend! Familie Newbury nehme ich an?“, fragte der Mann.

Da ich und Taylor vorne standen, antwortete ich.

„Ja, Familie Newbury und Freunde.“

„Würden sie uns bitte folgen?“

Ich nickte und schaute kurz zu Taylor. Natürlich war mir nicht entgangen, dass die junge Dame hinter dem Portier uns fixiert hatte und ihr Blick zu meiner Hand gewandert war, wo ich immer noch Taylors Hand befand.

Taylors Wangen waren zwar rot, aber mir war das schlichtweg egal, was jemand über uns dachte. Wir folgten den beiden zu den Aufzügen, von denen zwei geöffnet wurden. Mit zehn Personen hätten wir zwar locker in den einen Lift hineingepasst, aber so was es auch angenehm.

Wenig später traten wir zwei Stockwerke höher wieder aus dem Aufzug und das fast zeitgleich. Wieder machte der ältere Herr ein Zeichen ihm zu folgen und wir betraten Sekunden später einen Raum, in dem ich schon die Seniorenriege vom Flur her hören konnte.

Eine kleine Begrüßungsorgie begann, denn am Morgen, waren Smalltalks, aus räumlichen Gründen einfach nicht möglich gewesen.

Natürlich entsprach ich dem Wunsch meines Opas und stellte Opa Lewis meinen Freund Taylor vor. Oma Brenda war ganz entzückt von meinem Schatz und Mum hinter ihr musste mehr als einmal sich das Lachen verbeisen.

Taylor wusste gar nicht wie ihm geschieht, er tat mir richtig leid. Das Begrüßungsgezetere endete und man setzte sich endlich. Eigentlich hätte ich mich gerne zu Grandpa gesetzt, aber Mum zog mich gleich zu ihren Eltern, so dass ich zwischen Taylor und Opa Lewis saß.

„Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Tag?“, fragte ich Opa.

„Ja, an deiner Tante ist Touristikguide verloren gegangen. Und wie weit seid ihr gekommen?“

„Der größte Teil ist eingeräumt, den Rest schaffen wir auch noch.“

„… und sonst alles in Ordnung? Wir konnten heute Morgen nicht weiter reden.“

Er schaute dabei kurz in die Runde der anderen. Ich wusste zwar nicht so genau, worauf er anspielte, aber so ungefähr denken, konnte ich es mir schon.

„Was soll ich groß dazu sagen, Opa. Du siehst, was daraus geworden ist.“

Ich zeigte auf die anderen. Grandpa blickte in dem Augenblick wieder zu mir und nickte lächelnd.

„Charlotte, hat dir schon einmal jemand gesagt, was für einen großartigen Jungen du hast?“

„Vater, das bekomme ich ständig zu hören…, so oft, dass ich fast sogar dran glaube!“

Gespielt empört schaute ich zu Mum. Die anderen lachten, die dies kleine Gespräch mitbekommen hatten.

„Mum, wie kannst du nur?“

„Irgendwer muss dich ja auf dem Boden der Tatsachen halten.“

Ich streckte ihr die Zunge heraus und ließ mich in meine Lehne zurückgleiten. Opa griff nach meiner Hand und drückte sie lächelnd.

*-*-*

Ich lauschte in die Dunkelheit. Die Geräusche waren unbekannt, anders eben, als in der alten Wohnung. Der Verkehr vor dem Haus war ungefähr dem unserer alten Straße ähnlich. Aber jetzt, wo es wieder schneite, verirrten sich in der Nacht nur wenige Fahrzeuge in unsere Gegend.

Ein Geräusch jedoch hatte sich jedoch nicht geändert. Das gleichmäßige Atmen meines Freundes, in dessen Arm ich jetzt lag. Opa hatte Recht. Es war so viel geschehen, die letzten Monate waren gefüllt mit Überraschungen, ob negativer oder positiver Natur.

Ob jetzt endlich Ruhe einkehrte, so etwas wie ein normaler Alltag, konnte ich nicht sagen. Es würde auf alle Fälle anders sein, wie bisher. Irgendwann muss ich wohl über diesen Gedanken eingeschlafen sein, denn als ich wieder die Augen öffnete, war der Platz neben mir leer.

Ich rieb in meinen Augen und setzte mich auf. Es schien Morgen zu sein, denn draußen wurde es langsam hell. Da ich meinen Wecker noch nicht angeschlossen hatte, griff ich nach meinem Handy und schaute nach der Uhrzeit.

Gerade dann wurde meine Tür geöffnet und Taylor schlich sich ins Zimmer.

„Guten Morgen!“

Taylor zuckte zusammen, schloss aber dennoch die Tür.

„Du bist schon wach? Guten Morgen, Jack“, strahlte er mich an, tippelte barfuß ins Bett und zog die Decke über sich.

„Frierst du?“

„Es ist etwas kalt in der Wohnung und meine Latschen habe ich auch vergessen.“

„Wie es mit dem Heizen ist, da kenne ich mich noch nicht so gut aus, aber warum hast du nicht meine genommen.“

Schuldbewusst schaute mich Taylor an.

„Daran habe ich nicht gedacht. Ich musste nur dringend auf die Toilette, das war mein einziger Gedanke.“

Ich beugte mich etwas vor und gab ihn ein Kuss. Dann legte ich das Handy zurück und kuschelte mich wieder in den Arm meines Freundes.

„Willst du nicht aufstehen?“

„Wieso, es ist doch erst kurz vor acht.“

„Deine Mutter scheint auch schon auf zu sein, auf alle Fälle habe ich Geräusche in ihrem Zimmer gehört.“

Ich drehte meinen Kopf zu ihm.

„Willst du wirklich aufstehen?“

„Ich bin wach und Hunger hätte ich auch etwas.“

Passenderweise knurrte gerade in diesem Augenblick mein Magen. Ich gab mich geschlagen, so gerne ich noch in den Armen meines Freundes liegen geblieben wäre, der Hunger hatte wohl über uns gesiegt.

„Was hältst du davon, ich geh kurz auf die Toilette, danach richten wir unser erstes gemeinsames Frühstück in der neuen Wohnung.“

„Hab ihr überhaupt alles da? Also ich meine was wir für ein Frühstück brauchen.“

„Keine Sorge, dafür wurde gesorgt. Auch darum hat sich Tante Abigail gekümmert.“

„Der Korb!“

„Der Korb?“

„Der Korb, der im Kofferraum stand, den ich vorher in Caitlins Hand gesehen habe.“

Ich setzte mich erneut auf und wuschelte meinem Schatz durch die Haare.

„Kluges Köpfchen!“

Taylor starrte mich daraufhin an.

„Was?“

„Auf was wartest du dann noch?“

*-*-*

Mum war sehr darüber erfreut, dass der Tisch in der Küche bereits gedeckt war. Als sie sich gerade nieder lassen wollte, klopfte es an der Tür.

„Wer will denn jetzt schon was von uns?“

„Das ist nur Gregory“, antwortete ich und zeigte auf den vierten Teller.

„Gregory?“

„Ja, er hat vorhin als ich auf der Toilette saß, eine Nachricht geschickt und gefragt, ob wir auch schon wach wären.“

„Dann sollte ich mir etwas anziehen.“

„Wieso, du hast doch einen Morgenmantel über und Taylor und ich… siehst du ja.“

Wir hatten immer noch unser Shorts und Shirts an. Und das Problem mit den Latschen, war mit einem Paar Wollsocken gelöst, die Taylor nun trug. Das Problem mit der Heizung war ebenso gelöst, die schien auf Zeitschaltuhr zu laufen, denn seit acht Uhr hatte sie ihren vollen Betrieb aufgenommen und den Nachtmodus verlassen.

Während Taylor aufstand und die Küche verließ, hatte Mum sich hinsetzte.

„Da hat es Caitlin wieder gut gemeint mit uns“, meinte sie und ließ ihren Blick über die leckeren Sachen wandern.

„Willst du ein Ei?“

Sie grinste mich an.

„Gerne!“

Taylor kam zurück, Gregory direkt hinter sich.

„Guten Morgen, Gregory, wie war deine erste Nacht in deiner Wohnung“, fragte Mum.

„Ungewohnt.“

„Konntest du nicht schlafen?“

„Doch schon, aber ich habe lange gebraucht, bis ich eingeschlafen bin.“

„Ging mir genauso…, auch ein Ei?“, meinte ich.

„Danke, wenn es keine Umstände macht“, antwortete Gregory.

Ich schaute zu meinem Schatz, der mir lächelnd zunickte. Aber dann kam das nächste Problem.

„Ähm… Pfanne?“, fragte ich.

Mum lachte und stand auf.

„Unten rechts, aber komm lass mich das machen, kümmere du dich um den Toast.“

„Kann man sonst noch etwas helfen?“, fragte Gregory, der nun bei Taylor am Tisch saß.

„Nein, eigentlich steht schon alles auf dem Tisch, außer du möchtest Kakao zum Frühstück, denn ich habe nur Tee oder Kaffee zu bieten.“

„Kein Problem, ich trinke einen Kaffee.“

„Wie weit bist du mit deiner Wohnung“, wollte Mum wissen, während sie dabei war, Eier aufzuschlagen.

„Eigentlich fertig. Meine Großeltern wollen nachher noch vorbei kommen, sich alles ansehen, bevor sie den Mittagszug zurück nehmen.“

Diese Aussage lenkte mein Gedanken auf Taylor.

„Wann fährst du zurück?“, fragte ich meinen Schatz.

„Tante Abigail meinte, sie kommt mit deinem Grandpa vorbei und holt mich ab.“

Etwas traurig schaute ich ihn an, wurde aber von meiner Mutter angerempelt.

„Jetzt schau nicht so, Taylor ist ja nicht aus der Welt und zudem kommen deine Großeltern nachher, das hast du eh keine Zeit. Die bleiben uns mit den Finleys die ganze Woche noch erhalten.“

„Die ganze Woche?“

„Ja, so hat es mir meine Mutter auf alle Fälle gestern erzählt. Man sieht sich ja nicht so oft und sie dachte wohl, einen Kurzurlaub gleich mit dem Nützlichen zu verbinden. Zudem wollen die vier deinen Grandpa in Newbury besuchen. Das alles kann man nicht an einem Wochenende machen.“

Mum rührte dabei die ganze Zeit in den Eiern, die langsam zu stocken begangen. Bei mir hüpfen die letzten zwei Toast nach oben und ich konnte mich endlich zu den anderen beiden setzten.

„Kommen die Finleys dann auch hier her?“, wollte ich wissen und ließ den ersten Toast auf meinen Teller wandern.

„Nein, ich habe gestern so etwas gehört, dass sie heute den Tag bei Henry verbringen möchten.“

„Der arme Henry…“, kicherte ich.

Mum schüttete das fertige Rührei in eine Schüssel und stellte die Pfanne ins Waschbecken, dann setzte sie sich zu uns.

„Warum armer Henry?“, wollte Mum wissen.

„Du weißt wie er letztes Wochenende drauf war.“

„Ja, aber du hast selbst gesehen, seine Schwiegereltern hegen keinen Groll gegen ihn. Was allerdings aus Olivia wird und diesem Timothy, weiß ich nicht, soll aber nicht unser Problem sein.“

„Wird der nicht von der Polizei gesucht?“, wollte Gregory wissen.

„Auch das ist nicht unser Problem“, sprach Mum weiter.

„Aber er wird doch einen Grund gehabt haben, warum er bei uns auf der Schule war.“

Ich fiel Mum einfach ins Wort, die etwas darauf erwidern wollte.

„Das habe ich auch gesagt, aber Mum meinte zu mir, ich schaue zu viel Krimis.“

Auch wenn ich dies fröhlich gesagt hatte, bemerkte ich natürlich Taylors besorgten Blick.

„Das beruhigt mich aber in keinster Weise. Wer seine Papiere fälscht…, wer weiß was er noch alles vor hat.“

Mum nahm Gregorys Hand.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, denn ich denke, dich und Jack betrifft das nur indirekt. Ihr seid zwar Olivias Neffen, habt aber mit seiner Familie nichts direkt zu tun.“

„Kennst du eigentlich diesen Timothy von früher. Er muss doch auch da gewesen sein“, fragte nun ich.

Mum seufzte und stellte ihre Kaffeetasse ab.

„Nein, ich kannte Timothy nur aus Erzählungen, denn bei den Besuchen mit Mutter, war dieser schon auf dem Internat und ich habe ihn deswegen nie zu Gesicht bekommen.“

„Keine Bilder oder so etwas.“

„Jack, es hat mich zu der Zeit einfach nicht interessiert“, meinte sie leicht genervt.

Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und bis von ihrem Toast ab.

„Wenn ihr beide euch nicht so wohl fühlt“, kam es plötzlich von Taylor, „schaut halt, dass in nächster Zeit keiner von euch beiden alleine das Haus verlässt.“

„In die Schule gehen wir eh zusammen“, merkte ich an.

„Und außer zu Jack und Sabrina habe ich eh keinen Kontakt“, fügte Gregory an.

„Und ich denke deine Mutter macht sich auch ihren Gedanken, aber machen könnt ihr eh nichts, so etwas überlässt man der Polizei!“

Mum nickte und lächelte Taylor an.

„Ich hatte auch nicht vor, meine eh schon begrenzte Zeit, an diesem Typen zu verschwenden.“

„Ach du armer Sohn, so im Stress?“

„Mum bald fangen die Abschlussprüfungen an…“

Zu spät merkte ich, dass sie mich nur auf den Arm nehmen wollte. Die Frage aber, warum Timothy diesen Aufwand betrieben hatte, war immer noch nicht geklärt.

*-*-*

Während Mum mit Opa und Oma im Laden waren, stand ich auf der Straße und verabschiedete mich von Grandpa und natürlich auch von Taylor.

„Wir telefonieren heute Abend“, meinte Taylor kurz und stieg neben Abigail vorne ein.

Sie startete den Wagen, der sich auch schon in Bewegung setzte. Traurig winkte ich meinem Schatz zu und schaute dem Auto nach, wie es unsere Straße verließ.

„Komm, du siehst ihn ja wieder!“, meinte Gregory neben mir und nahm mich in den Arm.

„Und wenn du jemand zum kuscheln brauchst, ich opfere mich gerne.“

Ich schaute ihn an und grinste. Dann beugte ich mich nach vorne und gab ihm einen Kuss auf den Mund.

„Das auch?“, fragte ich vorwitzig.

Etwas überrascht, über meine Reaktion, trat er einen Schritt zurück. Ich konnte nicht anders und fing an zu lachen.

„Das war ein Spaß Gregory!“

„Äh…, dieser Spaß… war mein… erster Kuss!“

*-*-*

Oma ließ sich es natürlich nicht nehmen, ein paar Schuhe in Mums Laden zu probieren. Währenddessen war ich mit Opa nach oben gegangen um uns gemeinsam Gregorys Wohnung anzuschauen. Danach beschlossen wir in die Wohnung zu gehen, denn Opa hatte nicht allzu sehr viel Interesse daran, den Damen beim Schuhkauf zu zusehen.

„Du sagtest, du studierst Informatik…, hast du schon darüber nachgedacht, was du nach dem Studium machen möchtest?“

„Nein Opa, da gibt es so viele Möglichkeiten.“

„Du weißt in Schottland werden auch immer gute Leute gesucht.“

Schottland? Ich wusste nicht, ob ich das überhaupt wollte. Konnte man so weit voraus planen. Und da war ja auch noch Taylor, was würde dann aus ihm werden?

„Wir haben auch Pferde in Schottland“, sagte Opa plötzlich grinsend.

„Kannst du Gedanken lesen?“

„Nein, aber du wurdest gerade so nachdenklich und Taylor schien mir ein Grund zu sein, um über meinen Vorschlag nachzudenken.“

„Wie gesagt, ich weiß noch nicht, was ich machen werde, aber das wird sich sicher während dem Studium von selbst lösen. Möchtest du einen Tee?“

„Nein danke, mein Junge, aber nett was du fragst. Wann denkst du, werden die Frauen mit ihrem Schuhtick wieder hier sein?“

„Der Schuhtick ist vorbei und ich habe mir keine Schuhe gekauft!“, kam es von der Wohnzimmertür, in der Oma und Mum nun standen.

„Dann bin ich ja beruhigt“, sagte Opa und grinste mich schräg an.

„Ich kann ja diesen alten Mann wegen mir keine schweren Koffer tragen lassen“, meinte Oma und verschwand wieder in den Flur.

Während ich und Mum uns das Lachen verbeisen mussten, schnappte Opa nach Luft.

„Charlotte, dein Zimmer gefällt mir, es hat irgendwie etwas Exklusives. Vielleicht sollte ich mir auch überlegen, mir von deinem Vater getrenntes Zimmer zuzulegen.“

„Mutter!“, hörte ich Mum rufen.

Opa schaute mich ernst an.

„Junge, merke dir eins fürs Leben, kritisiere niemals eine Frau beim Schuh kaufen!“

 

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