Fotostudio Plange – Teil 27 – Rosenöl

Tja, lieber Leser, anscheinend habt ihr mir verziehen, dass der letzte Teil etwas länger in der Röhre steckte als unbedingt notwendig. Für eure Nachsicht meinen herzlichen Dank, die Kommentare und Mails haben mich wieder aufgebaut, ich hatte ja schon ein schlechtes Gewissen. Auch wenn ich nicht versprechen kann (und es auch nicht machen werde), dass ich ab jetzt wieder wie am Fließband schreibe, werde ich jedoch versuchen, mich zu bessern und mindestens eine Stunde am Tag am Schreitisch zu verbringen, um euch von den Imponderabilien aus dem Leben von meinen Liebsten und mir zu berichten.

Die fünfte Jahreszeit zeichnet sich ja bekanntlicherweise durch eine gewisse Turbulenz aus, nicht umsonst nennt man sie ja auch die tollen Tage. Der diesjährige Karneval hatte gerade erst begonnen, und die Tage, die vor uns lagen, waren alles andere als ruhig. Hätte ich gewusst, dass es so turbulent wird, ich wäre lieber zum Entspannen in die Eifel gefahren, als selber eine Party zu schmeißen. Aber genug der Vorrede, nun ab zum Wesentlichen!

Im Flur brannte kein Licht, als wir eintraten. Bis auf vereinzelten Lärm von der Straße war nichts zu hören. Marvins Tür war, wie fast immer, nur leicht angelehnt, aus dem Inneren drangen Schlafgeräusche an mein Ohr. Igor ging ins Bad, ich warf einen kurzen Blick ins Zimmer meines Neffen, er lag allein im Bett, die Decke mal wieder runtergestrampelt. Ich ging hinein und deckte ihn richtig zu, er sollte ja nicht frieren, die Temperaturen lagen ja nur knapp über dem Gefrierpunkt. Als ich wieder im Türrahmen stand und zurück auf den Schlafenden blickte, machte sich Erleichterung in mir breit.

Aber warum eigentlich? Wäre es so schrecklich gewesen, wenn er jetzt mit diesem Daniel hier liegen würde? Gut, es war Schule und er musste früh raus, aber bei dem Schrauber war es nicht anders: Schule und Werkstatt zeichnen sich nicht gerade durch Gleitzeit aus. Dass Paare, besonders solche, die am Anfang einer Beziehung stehen, auch die Nacht miteinander verbringen wollen, ist nur natürlich. Warum war ich dann beruhigt, dass es hier und jetzt nicht der Fall war? Wenn Benny bei ihm übernachtete, hatte ich ja auch nichts dagegen. Dass die beiden im Bett mehr machten, als sich Geschichten zur guten Nacht zu erzählen, war für mich so klar wie das Amen in der Kirche. Nicht nur die Sache mit den Bettlaken, auch einige leere Packungen von Überziehern hatte Swetlana beim Putzen gefunden und mir mit leichenbitterer Miene übergeben, als ob es Werkzeuge des Satans wären.

Aber der Unterschied war, Benny und seine Familie kannte ich genau, diesen Daniel nicht, jedenfalls noch nicht. Ob sich das ändern würde? Ich kam mir wie ein besorgter Vater vor, dessen einzige Tochter langsam flügge wird und die ersten Regungen der Liebe entdeckt. Aber Marvin war nicht meine Tochter und ich nicht sein Vater, aber … ich liebe ihn wie einen eigenen Sohn. Ich zuckte, in meinen Gedanken gestört, zusammen, als Igor mich aus dem Bad zu sich rief.

Er grinste mich an, als ich die Wasserspiele betrat. „Die beiden hatten eindeutig ihren Spaß!“

Ich stutzte. „Woher willst du das wissen?“

Er deutete auf die Badewanne. „Bevor wir zu Ravi gefahren sind, haben wir nur geduscht, da war die Wanne staubtrocken. Schau dir jetzt mal den Boden an, der ist noch nass. Also …“

„… muss sie gebraucht worden sein! Gut kombiniert, mein lieber Watson, aber deine Beweiskette lässt dennoch etwas zu wünschen übrig.“ Ich lachte ihn an.

„Wie meinst du das?“ Er schien, ob des Einwandes, irritiert zu sein.

„Die Wassertropfen auf dem Boden könnten durch alles Mögliche entstanden sein, mein Schatz, aber du hast trotzdem Recht!“ Ich lachte ihn an, als ich mich neben die Wanne kniete. „Fühl mal über den Rand, der ist leicht ölig.“

„Stimmt!“ Er strich kurz über die Emaille. „Da ist Gnatz!“

„Also, mein Engel, wir können feststellen: Die Wanne wurde benutzt. Da jedwede Einbruchspuren an der Wohnungstür fehlen, dürfte wohl klar sein, dass Marvin hier gebadet hat, aber …“ Ich zuckte mit den Schultern. „… aber einen zweiten Teilnehmer an dieser Session? Zwar ist zu vermuten, dass es Daniel war, aber beweisen? Beweisen können wir es schlecht, es sei denn, du hast ein mobiles DNA-Labor und eine Vergleichsprobe von dem Knaben zur Hand.“

Igor grinste mich an. „Doch! Man kann …“

„Wie das denn, mein lieber Watson?“ Nun war ich neugierig.

„Stefan, wo bleibt dein Kombinationsgeist?“ Er blickte fast vorwurfsvoll mich an. „Du hast ein Date, gehst mit deinem Angebeteten in die Wanne … Sekt, Kerzen, aus dem CD-Spieler dudelt leise die letzte Kuschelrock … Was sagt dir das?“

„Dass du unheimlich viel Sinn für Romantik hast!“ Ich küsste ihn auf die Nase.

Er grummelte mich an. „Männer!“

„Igor, du hast ja wahrscheinlich Recht, dass Daniel der Badegast war, aber …“ Ich blickte ihn fast verzweifelt an. „… aber wir haben niemanden gesehen, als wir gegangen sind, ergo bleiben uns nur Vermutungen.“

„Stimmt zwar, aber es war 100%ig Daniel!“ Mein Russe hatte wieder diesen Lehrerton an sich. „Dein Neuer kommt und du hast sturmfreie Bude! Du willst, dass es etwas Besonderes wird, etwas Phänomenales, …“ Ich nickte zustimmend, während er weiter dozierte, „… du nimmst kein billiges Badegel … für dich und deinen neuen Schatz nur das Beste! Der Geruch, Herr Plange, der Geruch! Woran erinnert er dich?“

Ich sog tief Luft in meine Nase. „Etwas süßlich, leicht blumig, irgendwie nach … Rosen! Der Kerl hat doch nicht etwa?“ Ich stürmte fast zum Regal, in welchem die Badezusätze und ähnliche Utensilien standen. Ich zählte die kleinen blauen Flakons, aber so oft ich sie auch durchzählte, ich kam immer nur auf fünf Fläschchen, der sechste Duftbehälter fehlte.

Igor stand plötzlich neben mir. „Schatz? Was ist los? Du siehst plötzlich so … komisch aus!“

„Schon gut …“ Mein Gatte legte mir mitfühlend seine Hand auf die Schulter.

„Engelchen!“ Er deute auf das Regalfach. „Marvin hat sich eines deiner Duftöle genommen, da ist doch nichts dabei, oder? Wie lange stehen die denn schon im Regal und stauben vor sich hin?“

„Neun Jahren! Aber darum geht es nicht!“ Ich wandte mich abrupt vom Regal ab.

„Um was denn dann?“ Sein Gesicht war ein großes Fragezeichen.

Ich atmete tief durch. „Das war ein Geschenk!“

„Ein Geschenk? Wer schenkt dir denn Duftöle? Das ist doch eher was für …“

„Nicht mir! Als meine Mutter damals ihren letzten Geburtstag im Krankenhaus verbrachte, schenkte ihr Onkel Friedrich die Öle. Sie sollten ihre Stimmung heben … Mein alter Herr wollte sie einfach wegwerfen, als sie … zwei Wochen später …“ Ich hatte einen Kloß im Hals. „… ich hab sie dann an mich genommen.“

Er nahm mich in die Arme und gab mir Halt. „Schon gut, Großer!“

Während der Mann an meiner Seite schon längst den Schlaf des Gerechten schlief, lag ich noch ziemlich lange wach und starrte an die Decke. Der fehlende Flakon hatte Gedanken an meine Familie zutage gefördert, die schon lange, vielleicht viel zu lange, in Vergessenheit geraten waren. Familie! Diese Zwangsbekanntschaft, in die man hineingeboren wird und die man sich nicht aussuchen kann, kann man zwar meiden, wenn man sie nicht mag, aber ganz los wird man sie nur selten. Gut, man kann zum Massenmörder mutieren und auf einer Silberhochzeit einen Tanz mit einem vollgeladenen M16 aufführen, aber wer macht das schon? Wegen ein paar Idioten sein Leben wegwerfen? Und, geben wir es ruhig zu, Teile dieses steuerlich begünstigten Kleinbetriebs zur Herstellung von neuen Steuerzahlern können ja auch ganz nett sein.

Irgendwann fiel ich doch in einen traumlosen Schlaf. Den Wecker hätte ich verfluchen können, als er – ganz seiner Aufgabe gemäß – uns gegen kurz nach sechs aus Morpheus Reich in die Gegenwart katapultierte. Entsprechend gerädert stand ich auf, rieb mir den Schlaf aus den Augen und kam, wie jeden Morgen, meinen Pflichten als Sorgeberechtigter nach und machte Frühstück für meine Lieben und mich. Die Routine, die ich mittlerweile darin hatte, ließ mich die notwendigen Arbeiten fast blind erledigen. Um kurz vor sieben saßen wir, wie immer, bei Cerealien und Co in der Küche um den Tisch versammelt. Es wurde, wie bei uns üblich, nicht viel gesprochen, denn große Stimmungskanonen, jedenfalls um diese Uhrzeit, sind wir alle nicht. Aber gefühlsmäßig? Irgendetwas war an diesem ersten Tag im Februar anders als sonst.

Nach der zweiten Tasse Kaffee, ab da wird bei uns normalerweise erst geredet, fing Igor an, den Kleinen über seinen gestrigen Abend auszufragen. Ein richtiges Verhör war es zwar nicht, es war eher ein Frage- und Antwortspiel, wobei die Antwortlänge meistens nicht über eine Silbe hinausging. Irgendwas musste schief gelaufen sein, aber was? Der Schwimmer wirkte irgendwie missmutig, seine Laune war nahe den Außentemperaturen, die gerade etwas oberhalb des Gefrierpunktes lagen.

Irgendwie wollte ich den Kleinen retten und griff ein. „Marv, gibst du mir bitte mal die Butter?“

„Hier bitte!“ Er schob die Edelstahldose über den Tisch und schaute mich fragend an. „Hast du nicht was vergessen?“

Ich war etwas verwundert. „Stimmt, wo bleibt meine Kinderstube? Danke, mein Herz.“

„Das meinte ich nicht.“ Er trommelte leicht auf der Tischplatte.

„Sondern?“ Jetzt war ich etwas verwundert.

„Was haben wir denn heute?“ Er trommelte immer noch.

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Freitag … ach, es ist der Erste … du willst dein Taschengeld.“

Er nickte. „Genau! Und … wenn möglich, hätte ich es gerne für den ganzen Monat, ist ja Karneval.“

„Moment.“ Ich erhob mich und ging Richtung Schlafzimmer, um meine Brieftasche zu holen, denn Bargeld pflege ich normalerweise nicht im Bademantel, und nur einen solchen trug ich über meinem aus Shirt und Shorts bestehenden Schlafoutfit, mit mir herumzutragen. Als ich wieder am Tisch ankam, reichte ich ihm einen Fünfziger.

Er blickte mich mit großen Augen an. „Wo ist der Rest?“ Normalerweise bekommt er das Doppelte im Monat.

„Welcher Rest?“

„Hatte ich nicht gesagt, ich wollte es auf einmal haben?“ Er wirkte leicht genervt.

Ich zuckte mit den Schultern. „Den Rest hast du dir doch schon gestern selbst genommen, zwar in Naturalien, aber …“ Da man aus einer Tonne Rosenblüten nur knapp einen viertel Liter Öl extrahieren kann, ist der Preis von 65 Euro für einen 5-ml-Flacon nahezu ein Spottpreis.

Er stand abrupt auf. „Leckt mich doch!“

Ich war, was selten genug vorkommt, perplex und wollte schon hinter ihm her, aber Igor hielt mich zurück. „Nicht jetzt! Er hat irgendwas! Aber …“

Kurze Zeit später hörte man nur noch die Tür ins Schloss fallen, wir waren allein. Ich atmete tief durch. „Was meint der Pädagoge?“

Mein Schatz zuckte nur mit den Schultern. „Frag mich bitte was Leichteres! Fest steht, sein Badegast war eindeutig Daniel, die kleine Ölkanne. Aber irgendetwas muss …“

Ich vollendete seinen Satz. „… bei dem Date enorm schief gelaufen sein.“

„Stimmt, anders kann ich mir seine Reaktion hier und jetzt nicht erklären. Wir sollten aber abwarten und keinen Druck auf ihn ausüben, denn dann würde er dichtmachen!“ Er trank seinen Kaffee aus.

Ich atmete tief durch, ich konnte im Moment keinen unnötigen Nebenkriegsschauplatz gebrauchen, dazu war mein Kopf mit anderen Dingen voll gestopft genug. „Schatz, könntest du mir bitte einen Gefallen tun?“

Er blickte mich an. „Welchen?“

„Übernimmst du bitte ab zwölf den Laden? Uwe hat dieses Wochenende seine Kinder, ist also nur bis Mittag da und ich würde den Kleinen gerne um eins von der Schule abholen … Ich glaube, es besteht ein gewisser Redebedarf.“

„Sehe ich auch so, aber … denk bitte dran: Bau keinen Druck auf! Das schadet mehr als es nutzt.“ Er blickte mich schelmisch an. „Ich übernehm den Laden unter einer Bedingung!“

„Welcher?“

„Du verrätst mir sofort, wer Onkel Friedrich ist? Also, der Typ, der deiner Mutter das Rosenöl … War ja ein ziemlich teures Geschenk.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Ich holte tief Luft. „Ok, du willst es ja nicht anders! Aber setz‘ dann bitte noch einmal einen neuen Kaffee auf, ich brauche erst mal eine Zigarette, um mich zu sammeln.“ Ich suchte nach meinen Glimmstängeln, musste allerdings erneut in Schlafzimmer. Als ich wiederkam, lief der Kaffeeknecht und der Aschenbecher stand direkt neben meinem Frühstücksgeschirr.

„Also, mein Engel, ich höre: Wer ist Friedrich?“ Er schenkte mir Kaffee nach.

Ich atmete tief durch und hantierte mit der Schachtel in meinen Händen. „Frédéric Plangé, wie er jetzt heißt, ist der Neffe meines Vaters, der einzige Sohn seines ältesten Bruders Heinrich, der 42 in Stalingrad fiel. Friedrich und meine Mutter sind beide Jahrgang 1938.“ Ich entzündete den Glimmstängel, sog den Rauch tief ein. „Er ist Chemiker geworden und hat nach dem Studium für eine Firma in Genf gearbeitet, daher wohl auch die Namensänderung. Als ich Abi machte, nahm er einen Ruf an der ETH an.“ Das war die Kurzfassung von 70 Jahren Leben.

„Und wieso macht er deiner Mutter so teure Geschenke? Mein Onkel Michael hat Mama nur einen Strauß Blumen von der Tanke geschenkt, als sie ihre Gebärmutter rauskriegte.“ Neugierig war er ja überhaupt nicht.

Ich räusperte mich. „Na ja, er kann es sich leisten, und ohne ihn? … Ohne Onkel Friedrich würde es mich nicht geben.“

Meinem Schatz fiel die Kinnlade herunter. „Ohne ihn wärst nicht auf der Welt? Warte mal! Dann ist er … dein Vater?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das ist er leider nicht, auch wenn ich ihn gerne als Vater gehabt hätte. Aber er wäre es fast geworden, hätte Theodor damals ja gesagt.“

„Wer ist denn nun schon wieder Theodor?“ Seine Stirn lag in Falten.

„Theo?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Also, Theodor Plaumann war der Vater meiner Mutter, mein Opa also. Er war Verwaltungsdirektor der Zeche Königsstein hier und wollte für seine einzige Tochter keinen Studenten als Ehemann.“ Die alten Familiengeschichten holten mich wieder ein.

Die Fragezeichen in seinen Augen waren deutlich zu erkennen. „Student? Ehemann? Schatz, du sprichst in Rätseln!“

Ich lächelte ihn an. „Mama hat ja nach ihrem Abitur Geschichte in Münster studiert und das ziemlich erfolgreich, wenn man das so sagen kann. Frag mich bitte nicht nach den genauen Hintergründen, aber sie bekam die Möglichkeit, Anfang der 60er-Jahre ein Novum für Frauen, ihren Doktor zu machen. Allerdings nicht hier, sondern in Heidelberg. Ich glaube, einer ihrer Mentoren hatte damals da eine Professur übernommen, aber … Wie dem auch sei, sie geht nach Heidelberg, forscht über die Winterkönigin Elisabeth Stuart und lernt dabei den Chemiestudenten Friedrich Plange kennen, der auch aus ihrer Heimatstadt kommt, …“

„Äh, eine Romanze?“ Die Neugier war ihm auf die Stirn geschrieben.

Ich nickte. „Genau! Die beiden verlieben sich ineinander, sind ein Herz und eine Seele, und … wollen wohl etwas mehr. Als Friedrich, ganz Kavalier der alten Schule, bei Oma und Opa um die Hand der holden Tochter anhält, sagte Opa Theo einfach Nein! Der Chemiker hatte zwar sein Studium erfolgreich beendet, war aber nur der vierte Assistent seines Professors und wartete auf seine eigene Doktorandenstelle. Er konnte damals wirklich keine Familie ernähren und eben darauf kam es Opa an: Er wollte seine einzige Tochter versorgt wissen.“

Igor war wirklich nahe am Wasser gebaut, er hatte Tränen in den Augen. „Deine Mutter lernte aber durch ihn die Planges kennen?“

„Genau! Friedrich ging dann nach Paris, um schneller seinen Doktor zu machen, er will ja so schnell wie möglich seine Angebetete ehelichen. Mama kehrt derweil mit ihrem Titel in die Heimat zurück und mein alter Herr ergreift seine Chance, der Rivale war ja er nicht da. Opa konnte ja nichts sagen, Wilhelm war Unternehmer und konnte für Mama sorgen.“

„Wie ging es dann weiter?“

„Als Friedrich von der Verlobung erfuhr, muss er wohl ausgerastet sein. Wenn ich Omas Äußerungen mal glaube, war er nicht einmal auf der Hochzeit und es kam erst kurz vor meiner Geburt zu einer umfassenden Aussprache der Beiden. Er ist schließlich mein Patenonkel geworden.“ Ich drückte die Zigarette aus.

„Das ist der Stoff für eine Liebeschnulze erste Güte.“ Er grinste mich an.

Ich nickte beipflichtend. „Du sagst es! Er hat Mama immer geliebt, über all die Jahre. Auf ihrer Beerdigung hatte mehr geweint als mein Vater.“

„Hat er selbst nie … geheiratet?“ Mein Gatte war wirklich der Romantiker von uns.

„Doch hat er, aber erst Jahre später … aber die Ehe mit der Tochter seines Chefs stand unter keinem guten Stern. Sie hatte erst zwei Fehlgeburten und auch bei der dritten Schwangerschaft, es sollten Zwillinge werden, kam es zu Komplikationen. Das Mädchen starb direkt bei der Geburt und sein Sohn mit 22 an einer Überdosis.“

Igor wirkte erschüttert. „Das ist ja Stoff …“

„… für eine Tragödie. Stimmt! Er bezeichnete es als Fluch des Geldes.“ Ich blickte ihn an.

Er grinste mich an. „Das hört sich an, als ob du einen reichen Erbonkel hast.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Mag sein, dass ich in seinem Testament stehe, aber … noch lebt er und so soll es auch bleiben. Die Weihnachtskarte aus Zürich, die war von ihm. Ob Mamas Lieblingsbruder noch unter den Lebenden weilt, kann ich dir leider nicht sagen. Josef wanderte 1963 nach Kanada aus und ward seitdem nicht mehr gesehen.“

„Schatz!“ Sein Augenaufschlag war unnachahmlich. „Ich glaube, wir bleiben heute Abend zu Hause und machen uns einen ruhigen Abend, nur du und ich!“

Ich blickte ihn erstaunt an und lies meiner Hand auf seinem Knie freien Lauf. „Was dann?“

„Du erzählst mir deine Familiengeschichte, denn ich heirate ja nicht nur dich, sondern deine ganze Familie!“ Er lachte mich an, spitzte die Lippen und der folgende Kuss war unbeschreiblich.

Die Ampelanlage an der Birkenallee war ausgefallen, dass Abbiegen in die Heinrich-Brünning-Straße dauerte gefühlte Stunden. Die brünette Dame am Empfang tadelte mich ob meiner fünfminütigen Verspätung; Herr Bauer würde schon auf mich warten. Als ich das Büro von Markus betrat, telefonierte der bebrillte Anwalt. Er winkte mich heran und deutete auf einen Stuhl, ich setzte mich und beobachtete ihn, wie er wild gestikulierend ins Telefon sprach. Die leicht angegrauten Strähnen in seinem sonst dunklen Haar machten ihn interessanter als zu Studienzeiten.

„Alles klar, Frau Kollegin, wenn sie mir dann die Abfindungsvereinsbahrung zuschicken, dann werde ich die Klagerücknahme veranlassen. … Ja, alles wie besprochen. … Ich wünsche ihnen noch ein schönes Wochenende, mein nächster Mandant wartet schon! … Ja, wünsche ich ihnen auch! … Wir telefonieren dann am Dienstag. … Dann bis dann dann!“ Er legte auf und atmete tief durch. „Frauen!“ Er kam auf mich zu und wir umarmten uns zur Begrüßung. „Stefan, ich brauch Urlaub! Das ist hier ein Irrenhaus!“

„Dein Job, mein Engel. Da musst du wohl durch!“ Ich grinste ihn an.

„Du hast gut Lachen, du drückst nur auf deinen Auslöser und hast das Geld im Kasten, ich muss mich mit dummen Puten rumschlagen, die meinen, die Weisheit mit Schaumlöffeln gefressen zu haben.“ Er bedeutete mir, mich wieder zu setzen. „Was kann ich jetzt für dich tun? Deine Anfrage nach einer Gründungsberatung war ja mehr als vage!“

„Stimmt, ich muss wohl eine Immobilienfirma gründen und ich bin auf der Suche nach der passenden Gesellschaftsform. Deshalb bin ich hier!“

„Dann schieß mal los.“

Ich erzählte ihm vom Kauf und von den Umbauplänen an der Ludwigstraße, vom bereits ersteigerten Haus in der Schiller- und von dem möglichen Erwerb der Häuser an der Marburgerstraße, von Ravi als Geschäftsführer, kurz gesagt, von allem, was in Sachen Immobilien im Hause Plange so abgegangen ist. Er machte sich fleißig Notizen. Seine Zwischenfragen beschränken sich auf das Wesentliche. Als ich geendet hatte, blickte ich ihn erwartungsvoll an. „Und? Was meinst du?“

Er strich sich über das Kinn. „Stefan, du solltest wirklich eine GmbH gründen, aber keine im Immobilienbereich.“

Ich war erstaunt. „Wie meinst du das denn jetzt?“

„Ganz einfach, Stefan. Deine bisherige Haupteinnahmequelle war das Fotostudio, die Mieten, die du bis jetzt kassiert hast, waren ein nettes Zubrot. Aber durch die Zukäufe hat sich dieses Bild radikal geändert: Künftig werden die Mieten im Vordergrund stehen und nicht mehr die Einnahmen aus deiner Knipserei. Es wäre das Beste, wir überführen das Fotostudio vom eingetragenen Kaufmann in eine GmbH …“ Der Wirtschaftsanwalt war eindeutig in seinem Element. „Die Häuser sind ja auf deinen Namen eingetragen, dass lassen wir erst einmal so. Stefan Plange bleibt eingetragener Kaufmann, allerdings ab jetzt für Immobilien und nicht mehr für Fotos.“

So richtig einsehen wollte ich das nicht. „Aber wäre eine GmbH für die Häuser nicht besser?“

Markus spielte mit seiner Brille. „Ja und nein! Was eine GmbH ausmacht, brauche ich dir ja wohl nicht zu erklären, … aber du stehst in diesem Wirtschaftsbereich erst am Anfang und da liegt das eigentliche Problem: Wenn eine neue GmbH zu einer Bank geht, um zum Beispiel einen Kauf zu finanzieren, dann musst du den Kredit zusätzlich noch privat absichern. Als eingetragener Kaufmann haftest du eh mit deinem Privatvermögen. Wo ist da der Unterschied? Und … was diesen Ravi betrifft, entweder wird er bei einer GmbH dein Geschäftsführer oder dein Prokurist als eingetragener Kaufmann, gleiche Funktion, nur ein anderer Titel!“

Da hatte er wohl Recht. „Gut, aber … die Foto-GmbH hätte ja die gleichen Probleme.“

Energisch schüttelte er den Kopf. „Falsch!“

Ich blickte ihn erstaunt an. „Wieso das? Du hast doch gerade eben gesagt, dass …“

„Stefan!“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Du vergleichst jetzt Äpfel mit Birnen. Das Fotostudio ist, wenn man das so sagen kann, eine Institution in unserem Städtchen, hat eine fast 100jährige Geschichte. Deinen Lieferanten und Kunden dürfte es mehr oder minder egal sein, ob sie jetzt an einen eingetragenen Kaufmann liefern oder ob eine GmbH auf der Rechnung steht.“ Er blickte mich direkt an. „Wann hast du den letzten Kredit aufgenommen, um eine Lieferung zu bezahlen?“

Ich stutzte. „Noch nie, soviel Kameras verkaufe ich ja wieder auch nicht, nur noch auf Bestellung mit Anzahlung. Das Geschäft machen andere, ich leider nicht. Und ehe du fragst, den Umbau vor vier Jahren hab ich aus der Portokasse bezahlt.“

„Siehst du! Wenn dein Immobilienladen erst mal so richtig läuft, …“ Er setzte sich die Brille wieder auf. „… dann kann man über eine Änderung der Gesellschaftsform nachdenken. Außerdem … im Moment wird die Vererbung von Firmen neu geregelt, ein Ergebnis ist noch nicht abzusehen. Auch daran muss man denken!“

„Na, so alt bin ich ja nun auch nicht. Aber … bis wann kann die Sache über die Bühne gehen?“

„Wir brauchen einen Notar für die Gründung. Moment …“ Er tippe was in den Rechner. „Wie sieht es am Mittwoch um elf bei dir aus? Wenn du willst …“

Ich wollte. „Brauchst du noch irgendwelche Unterlagen, die ich noch heraussuchen muss?“

Er schüttelte den Kopf. „Mach dir darum mal keine Sorgen, ist eh alles nur Standard. Bring aber bitte deine letzte Bilanz mit. Die Werte übernehmen wir dann, wird ja eh eine Sachgründung.“

„Alles klar!“

Der Parkplatz am Ratsgymnasium bot, wider Erwarten, noch freie Stellplätze, ich hatte sogar noch Zeit für eine Zigarette. Punkt eins strömten mir dann die Massen der künftigen Elite unseres Landes entgegen. Marvin kam als einer der Letzten aus dem Gebäude, allein und wohl mehr mit sich selbst beschäftigt. Ich ging auf ihn zu, er hatte anscheinend nicht mit mir gerechnet, dementsprechend frostig fiel seine Begrüßung aus. „Was willst du denn hier?“

„Dich abholen und mit dir reden, mein Lieber! Ich glaube, das ist dringend notwendig!“

Er stöhnte, obwohl es dazu keinen Grund gab. „Von mir aus!“ Als wir eine Minute später im Wagen saßen, wirkte er irgendwie bockig. „Und? Was willst du? Ich zahl dir ja dein Scheiß Rosenöl, wenn du darauf so viel Wert legst!“

„Schatz, darum geht es nicht!“ Ich schnallte mich an.

Er legte sich ebenfalls den Sicherheitsgurt um. „Um was geht es denn dann?“

Ich atmete tief ein. „Um dich, du bist … komisch. Was ist passiert?“

„Nichts!“ Er wirkte mehr als gereizt.

„Wenn also nicht passiert ist, wie du gerade gesagt hast, warum kommt es mir dann so vor, als ob dein Date mit Daniel ein Fiasko war?“ Ich setzte den Blinker und fädelte mich in den Verkehr ein.

Er schmollte. „Lass mich doch einfach in Ruhe!“

„Das werde ich dann erst tun, wenn ich weiß, dass es dir gut geht. Das scheint im Moment aber nicht der Fall zu sein!“ Der Golf vor mir kam nicht aus dem Quark.

„Du kannst mir aber nicht helfen!“ Er spielte mit dem Fensterheber.

„Wieso?“ Ich trommelte auf das Lenkrad. „Versuchen kann ich es ja, oder?“

„Es geht einfach nicht, denn …“ Marvin stockte. „… du steckst nicht in mir!“

Ich grübelte ob dieses Satzes. „Es ist also eher ein körperliches Problem?“

Er grummelte, aber ein Ja konnte ich vernehmen. „Ich will nicht darüber reden!“

Kinder! „Ich aber! Aber ich mach dir einen Vorschlag …“

„Welchen?“ Seine Neugier hatte ich wohl geweckt.

„Ich rede und du hörst zu. Wenn ich falsch liege, dann unterbrichst du mich! Einverstanden?“ Ein besserer Kompromiss fiel mir nicht ein, ich hatte ja noch Igors Warnung im Hinterkopf, Druck sollte vermieden werden.

„Von mir aus!“ Euphorie hört sich anders an, aber egal, ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte.

„Also, da es dir gestern noch gut ging, spule ich mal den Film um 24 Stunden zurück.“ Irgendwo hatte ich mal gelesen, wenn man den Punkt des Stimmungswechsels findet, kann man die Ursachen behandeln und nicht nur an den Symptomen herumlaborieren.

„Wenn es dir was bringt, bitte!“ Herr im Himmel hilf!

„Also, Igor und ich sind bei Ravi zum Essen, du nutzt die Gelegenheit der sturmfreien Bude, Daniel kommt.“ Ich blickte ihn an, er nickte nur. „Du willst, dass es ein schöner Abend wird, leise Musik, vielleicht ein Glas Sekt dabei, ein erotisierendes Schaumbad mit Rosenöl, ihr zwei in der Wanne, so als Vorspiel. Liege ich richtig?“

„Nicht ganz, es war Weißwein, keine Puffbrause.“ Er konnte also doch reden!

Ich setzte den Blinker und wechselte die Fahrspur. „Gut, alles läuft planmäßig, ihr zieht euch aus, geht in die Wanne, berührt euch, küsst euch, knuddelt miteinander …“

„Hast du eine Kamera im Bad installiert?“ War das Angst in seinen Augen?

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich war ja auch mal jung, auch wenn du das nicht glauben willst. Dann muss aber was passiert sein, was dich total aus der Bahn geworfen hat; etwas, mit dem du im Leben nicht gerechnet hast.“ Wir standen vor einer Ampel und warteten auf Grün.

„So in der Art …“ Seine Hände hatten zueinander gefunden.

Ich bog nach links in die Luisenstraße. „Tja, das Erste, was mir einfällt, warum es im Chaos hätte enden können, ist der Körper. Da könnte ja irgendein Makel sein, eine Narbe oder ein Monsterdödel von 30 Zentimetern oder so. Aber das kann es nicht sein!“

„Wieso?“ Die Kommunikationsfähigkeit war zurückgekehrt.

„Wie du weißt, hatte ich Daniel bereits im Adamskostüm vor der Linse und dich, mein Lieber, habe ich auch schon mehr als einmal nackt gesehen. Du siehst super aus und Daniel … gut, mit zwei, drei Kilo weniger auf den Rippen wäre er fast perfekt … das meine ich jetzt aus künstlerischer Sicht als Fotograf.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Also daran kann es nicht liegen! Wenn bis zu den beiden nackten Jünglingen im Bad alles in Butter war, … dann bleiben meiner Ansicht nach eigentlich nur noch zwei mögliche Ursachen für deinen Zustand übrig.“

„Welche?“ Er hatte die Hände gefaltet und ließ die Daumen umeinander kreisen.

„Entweder, ihr habt festgestellt, dass ihr beide die gleichen Vorlieben habt, was ich aber nicht so ganz glaube, oder …“ Ich stoppte vor einem Zebrastreifen, eine Gruppe aus dem nahe liegenden Altenheim wollte die Straße überqueren.

„Wie? Die gleichen Vorlieben?“ Das Daumenspiel wurde schneller.

Ich grinste ihn an. „Dose auf Dose klappert, …“

„Kannst du mal an was anderes als an Sex denken?“ War das ein Vorwurf?

„Schatz, eine Beziehung hat eine menschliche und eine sexuelle Komponente und in beiden Bereichen muss es stimmen, damit man überhaupt eine Beziehung führen kann.“ Ich spielte den schwulen Doktor Sommer. „Daniel ist dir sympathisch, denn ansonsten hättet ihr euch in der letzten Zeit nicht so oft getroffen, also auf der zwischenmenschlichen Ebene klappt es mit euch beiden. Daher muss der Knackpunkt im Sex liegen, deshalb kam ich erst einmal auf das Naheliegenste, die Vorlieben.“

„Aha.“ Er wurde wieder einsilbig, aber ich ließ mich nicht beirren.

„Es bringt nichts, wenn zwei Aktive miteinander … denn einer zieht da immer den Kürzeren. Da ich Daniels Bettgewohnheiten nicht kenne, ich aber weiß, dass du beidseitig bespielbar bist, …“

„Woher weißt du das?“ Wurde er blass?

„Schatz, willst du wirklich Einzelheiten? Ich sage nur Marcel.“ Ich wusste ja von seiner nächtlichen Episode im Badezimmer mit dem angehenden Biologen.

„Nein!“ Der Kleine wurde plötzlich kleinlaut.

„Also, da du beidseitig bespielbar bist, gibt es für mich, …“ Auch der letzte Rollstuhlfahrer hatte mittlerweile die Straße überquert. „… nur eine logische Schlussfolgerung.“

„Welche?“ Die Daumen rasten mittlerweile.

„Ejaculatio praecox!“ Der Wagen holperte beim Anfahren.

„Was? Sprich Deutsch mit mir!“

Ich warf einen kurzen Blick auf ihn, wie er, jetzt plötzlich tief in sich versunken, neben mir saß. „Engelchen, du wirkst niedergeschlagen, lässt keinen mehr an dich ran. Das meine ich jetzt mental und nicht körperlich, … da bleibt für mich nur eine Erklärung: Du bist zu früh gekommen. Und wenn ich den Grad deiner Niedergeschlagenheit mir einmal genauer betrachte, dann ist das allerdings nicht nur einmal passiert, sondern …“

Er schwieg, dann plötzlich. „Du machst mir Angst!“

Ich hielt in einer Parkbucht und zog ihn zu mir rüber. „Schatz, das kann passieren!“

„Aber nicht mir! Das kann … das darf nicht sein!“ Trotzkopf lässt grüßen.

„Engelchen, was soll’s? Ist doch alles kein Problem!“ Ich küsste ihn auf die Wange, denn ich musste hinter einem Bus stehen bleiben.

„Das sagst du! Als Dany mir einen geblasen hat, nein, als mir besser einen blasen wollte, da … seine Zunge war gerade an meiner Nille … da spritzte ich ihm voll ins Gesicht.“ Er war starr vor Schreck, als er das aussprach.

„Du warst geil! Ist nur natürlich, also eigentlich kein Grund zur Besorgnis …“ Meine Hand ruhte auf seiner Schulter.

„Aber … da war noch mehr …“ Sein Blick hatte etwas Hilfesuchendes.

„Lass mich raten … nachdem du wieder einsatzbereit warst, wolltest du sein Feld durchpflügen und kaum warst du drinnen, bist du …“ Ich verließ mich auf meine Erfahrung, dass der zuerst Geblasene meistens auch der aktive Stecher ist.

Er schaute mich mit großen Augen an. „Himmel! Warst du dabei?“

„Nicht dass ich wüsste, … kam es zu einem dritten Erguss?“

„Ja, als wir dann in der Wanne lagen und er mich gefingert hat, bin ich schon wieder … Ich fühl mich einfach scheiße: Ich kam dreimal, er nicht einmal!“ Er hatte Tränen in den Augen.

Ich strich ihm über den Kopf. „Süßer! Wo ist das Problem?“

„Ich bin krank!“

„Bist du nicht!“ Krankheiten, die keine sind, kann man sich auch einreden.

„Doch! Wenn Benny und ich … dann passiert mir das nie!“ Woher nahm er die Energie für den Satz?

„Kein Wunder, mein Kleiner! Wie lange kennst du Benny jetzt? Vier, fünf Jahre? Du weißt, wie er reagieren wird, wenn du irgendwelche Stellen an ihm berührst und du weißt, wie du reagierst, wenn er dich berührt.“ Die beiden kannten sich schließlich schon lange vor dem Outing und mussten seit Jahren im Wasser eine Einheit bilden, Wasserball ist ja eine Mannschaftssportart.

Zustimmendes Nicken kam vom Beifahrersitz. „Stimmt!“

Ich versuchte es erneut. „Also! Wo ist jetzt dein Problem?“

„Bitte? Ich bin … zu früh … dreimal …“ Wieder der Trotzkopf.

„Das sagtest du bereits! Das ist aber kein Weltuntergang …“ Für ihn vielleicht schon, ich sollte wohl mehr auf meine Wortwahl achten.

„Für mich schon! Das ist mir noch nie passiert!“ War das jetzt der Macho, der aus ihm sprach?

„Einmal ist immer das erste Mal!“ Jugend und Logik passen wohl nicht zusammen.

„Du hast gut Reden! Ich … ich fühl mich einfach nur …“

„Scheiße? … Kann ich nachvollziehen, aber, Marvin, du hast dich auf einen neuen, dir unbekannten Partner eingelassen, der dich geil machte. Erstens sammelst du noch Erfahrungen in der schwulen Welt und zweitens, … du stehst vielleicht am Beginn einer neuen Beziehung. Dass man da etwas nervöser, angespannter, erregter ist … ist nur normal und natürlich. Ging mir auch bei Igor zu Anfang so.“ Ich bog rechts in die Ludwigstraße ein.

„Aber … da muss es doch was geben …“

„Von ratiopharm®?“ Ich lachte ihn an. „Wohl nicht, aber … das Ganze ist eher ein subjektives Problem, hat was mit der eigenen Wahrnehmung zu tun. Wann ist zu früh? Warum dauert Spaß im Bett länger als Sex auf der Klappe? Beide enden doch mit dem Höhepunkt?“

„Du wirst philosophisch. Gibt es praktische Tipps? Ich meine, wie man … das verhindern kann?“ Ich sollte ihm den Strohhalm reichen, an den er sich klammern konnte.

„Einige schwören auf Abdrücken, dann soll der Druck nachlassen.“ Hatte ich mal gelesen.

„Abdrücken? Wie bei der Ersten Hilfe?“ Er hatte ja bereits den Kurs für den Führerschein absolviert.

„So in der Art. Wenn man merkt, dass es langsam auf den Point of no Return zugeht, soll man mit dem Daumen von unten gegen die Samenleiter drücken, die anderen Finger sind auf der Oberseite des Schwanzes und bilden so den notwendigen Widerstand.“ Ich versuchte es, ihm vorzumachen, das Lenkrad musste als Ersatzschwanz herhalten.

„Und das hilft?“ Ungläubig blickte er mich an.

Ich schmunzelte. „Gute Frage, ich habe es noch nie ausprobiert, … ich mach das immer anders!“

„Und wie?“ Seine Neugier war wieder da.

„Hol‘ dir vor dem Date einfach einen runter, dann ist der erste Druck weg. Aber vielleicht solltest du, um auf Nummer sicher zu gehen, …“ Ich grinste ihn an. „… schüttel dir lieber zweimal einen von der Palme!“

„Arsch!“ Geschockt wirkte er nicht, eher überrascht.

„Angenehm, Plange! Nun mach dir mal keinen Kopf und ruf deinen Daniel an. Das Wichtigste ist, ihr redet darüber, nicht, dass er falsche Schlüssel zieht.“ Ich stellte den Wagen vor dem Laden ab. „Denn es bringt nichts, rein gar nichts, die Sache jetzt in sich hinein zu fressen. Gibt nur Speck und Kummerfalten und die stehen dir nicht so gut, mein Hase!“

Am späten Nachmittag kam Ravi überraschend im Laden vorbei. „Tag Chef! Wie schaut‘s?“

Ich stöhnte. „Na ja, ich muss arbeiten. Wie soll es mir also gehen?“

Er grinste frech mich an. „Du Ärmster! Ich habe ich ja noch ein paar Tage frei, aber apropos Arbeit: Ich habe ich hier was für dich.“ Er griff in seine Innentasche und reichte mir seine Lohnsteuerkarte und seinen Sozialversicherungsausweis.

Ich war etwas perplex, aber ich war ja sein Arbeitgeber. „Äh, danke dir. Aber ich hätte dich heute Abend sowieso noch angerufen, es gibt einige Neuigkeiten.“

„Du willst mich nicht mehr?“ Er klang gespielt erschrocken.

„Quatsch, aber du wirst kein Geschäftsführer …“ Diesmal grinste ich. „… sondern mein Prokurist!“ Während des folgenden Kaffees erzählte ich ihm von meinem Besuch bei Markus und dessen Ergebnissen, die ja auch ihn betrafen.

„Die Argumente sind nicht von der Hand zu weisen, aber da fällt mir noch was ganz anderes ein. Wo wird eigentlich mein Arbeitsplatz sein?“ Der Tamile blickte mich fragend an.

„Fürs Erste hier!“

„Hier?“ Er blickte mich ungläubig an und schaute in die Auslagen.

Ich nickte. „Ja, nebenan im Büro! … OK, ich weiß, es ist nicht das Gelbe vom Ei, aber … wir haben im Moment ein kleines Platzproblem. Die richtigen Räumlichkeiten werden in der 121 sein, aber …“

Er atmete tief durch. „… die wird ja erst noch umgebaut, versteh schon. Aber apropos Gelb: Können wir die Wände anders streichen? Die Farbe in deinem Büro ist … nicht ganz so mein Ding.“

„Von mir aus gerne, solange es nicht Schwarz oder Dunkelbraun ist. Aber da wir gerade dabei sind: Was brauchst du eigentlich noch alles für und in der Verwaltung?“ Ich blickte ihn an.

„Da ich ja keinen Sekretär kriege …“ Er kniff mir ein Auge zu. „… erst einmal das Notwendigste wie Schreibtisch, Telefon und Fax, einen Rechner mit einem Verwaltungsprogramm für Immobilien samt gutem Drucker, Stempel, Frankiermaschine, Internetanschluss, Web-Auftritt, Visitenkarten, …“

„Moment … der Laden hat ISDN. Reicht es nicht, wenn ich da zwei weitere Nummern dazu kaufe?“

Er schüttelte seinen Kopf. „Theoretischerweise schon, wenn deine Telefonanlage das mitmacht und die Kosten trennen kann, du hast ja zwei getrennte Geschäfte und auch zwei Steuernummern.“

Ich griff mir einen Zettel und machte mir eine Art To-do-Liste. „Ok, das haben wir. Rechner ist kein Problem, da kann man morgen gleich in den Laden gehen. Drucker? … Da greifen wir mal tief in die Tasche und nehmen einen Farblaser, da sparen wir uns die Kosten für extra Briefpapier.“

Der bebrillte Mann stöhnte. „Oh Mann, ich hab ‘nen Schotten zum Chef.“

Ich grinste. „Ravi, … ein Geizhals ist ein Mensch, der sein Vermögen an seine Erben verschwendet. Ein sparsamer Mensch hingegen hat lediglich nur kein Vergnügen daran, sein Geld auszugeben.“

Anstatt eines Lächelns reagierte er mit einem erneuten Stöhnen. „Oh Mann, mein Boss ist auch noch ein Philosoph!“

Ich überging den Einwand ganz geflissentlich. „Wegen der Webseite … da sprechen wir am besten Sebastian Mahlberg an, der macht für mich die Seite für das Studio, ab und an lade ich nur ein paar neue Bilder hoch.“

„Also hast du ein CMS-System.“

„Ein was?“ Die Fragezeichen in meinen Augen waren wohl nicht zu übersehen.

Er lachte. „Ein Inhaltsverwaltungssystem, aber egal, … wir bräuchten dann eine Schnittstelle zur Verwaltungssoftware. Aber dabei fällt mir etwas anderes ein, welche Geschäftsfelder sollen wir eigentlich beackern? Nur eigene Vermietung?“

Darüber hatte ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht. Ich blickte ihn an. „Welche gibt es und was sagt der Fachmann?“

Mein künftiger Prokurist räusperte sich. „Also: Neben der Vermietung, die ja wohl klar sein dürfte, gibt es noch die Maklerei, also das Vermitteln von Wohnungen, Häusern und Läden, ist ein gutes Zubrot, dann kann man noch als Bauträger fungieren.“

Den Begriff hatte ich schon mal gehört, allerdings im Zusammenhang mit der Ludwigstraße, als es um den möglichen Umbau ging. „Und was macht denn ein solcher Bauträger genau?“

Er schaute mich an, als ob ich ihn gefragt hätte, wie man Eier kochen würde. „Er baut oder saniert Häuser. Aber meistens nicht für sich selber, sondern für Andere oder zum Verkauf, also entweder das Einfamilienhaus von der Stange auf der grünen Wiese oder Eigentumswohnungen, die er später auch noch verwalten kann. Das kann man als Immobilienfirma auch machen, also WEG-Verwaltung.“

„Dann machen wir das und die Maklerei. Für Neubauten haben wir kein Geld. Wie lange brauchst du, um das Programm zu besorgen?“

„Bei einer schnellen Internetverbindung? Fünf Minuten, denn man kann eine Testversion aus dem Netz ziehen und die später zur Vollversion machen, ist aber nicht ganz billig.“ Er blickte mich fast unschuldig an und legte los. Nach einer halben Stunde atmete ich tief durch, die Gründung der neuen Firma würde mich einen Kleinwagen kosten. Warum muss man immer erst Geld ausgeben, um später Selbiges zu verdienen?

Da die weiteren Einzelheiten ja wohl nicht von großem Interesse sein können, wer interessiert sich schon für Zahlen, werde ich selbige übergehen und zum Wesentlichen zurückkommen. Während Marvin – er ist halt ein typischer Plange – mit seinem Daniel beim Essen bei Costas saß und versuchte, seine Spritzigkeit der vergangenen Nacht zu erklären, saßen Igor und ich bei einem Glas Beaujolais auf dem Sofa.

Es kam mir wie ein Dejà-vu-Erlebnis mit vertauschten Rollen vor: Vor knapp einem halben Jahr, es war an Marvins Geburtstag, saßen Igor und ich hier auch auf dem Sofa, damals berichtete mein Gatte von sich und seiner Familie, an diesem Freitag tat ich es.

Um kurz vor zwölf wurde es hektisch, Florian betrat die Szene. Ich hatte ihn tags zuvor noch gebeten, mich beim Computer-Kauf zu unterstützen, denn Marvins Mitschüler war schließlich der Experte auf dem Gebiet. Er hatte eingewilligt und so fuhren wir, nachdem Igor den Laden übernommen hatte, zur örtlichen Filiale eines Planeten unseres Sonnensystems.

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich die Unterhaltung des versierten Schülers mit dem Verkäufer nicht genau nicht wiedergeben kann, dazu waren mir die Ausdrücke, die sie verwandten, zu fremd, aber der dienstbeflissene Mitarbeiter der Düsseldorfer Kette kam mehr als in Wallung. Ich war zwar um eine Tüte mit Kabeln und Programmen und um vier Pakete, sprich Rechner, Monitor, Scanner und Drucker, reicher, als wir den Laden wieder verließen, dafür aber auch um fast 3.000 Euronen ärmer.

Florian richtete dann den neu erstandenen Rechner im Netzwerk ein und verabschiedete sich gegen vier, er hatte wohl ein Date mit seiner neuen Freundin, der mir noch unbekannten Schwester des heimlichen Schwarms meines Neffen. Woran erinnerte mich nur der Name Weidenbach?

Gegen fünf kam Ravi und leistete mir im Büro Gesellschaft, ich ging ja, wie jeden Samstag, meiner Lieblingsbeschäftigung nach und machte die Buchhaltung. Er wollte die Mieterdaten aus den Akten in das neue Programm übertragen, deren Testversion er sich heuntergeladen und auf dem neuen Rechner installiert hatte.

Ich blickte ihm, in einer Pause, interessiert über die Schulter. „Ich glaube, wir sollten warten, bis wir die Vollversion haben. Du kannst ja nur drei Häuser anlegen, wenn ich die Beschreibung gerade richtig gelesen habe. Ich hab aber schon fünf bzw. sechs Häuser, je nachdem, ob man die Ludwigstraße 121 mitrechnet oder nicht.“

„Boss, da liegst du falsch! Du kannst mit der Testversion drei Einheiten anlegen, aber eine Einheit kann aus mehreren Häusern bestehen. Die Häuser an der Ludwigstraße bilden eine Einheit, somit passt es wieder.“ Er grinste mich an.

„Wenn du meinst, dann wird es schon seine Richtigkeit haben!“ Ich atmete tief durch, denn ich hatte keine Ahnung, was er mir sagen wollte.

„Schau mal hier …“ Er deutete auf dem Bildschirm, sein Finger ruhte unter einer Zahlenkolonne. „Der erste Ziffernblock steht für die Stadt, in der das Objekt ist. Wir sind ja nur auf unser Städtchen beschränkt, also steht da eine Eins. Die nächsten vier Zahlen bezeichnen das Objekt, die 0002 steht bei uns für die Schillerstraße. Nach dem Bindestrich ist steht wieder eine Eins, also das erste Objekt in der Schillerstraße. Bei der Ludwigstraße würde da für die 117 die 1, für die 119 die 2 stehen. Klar?“ Ich nickte. „Die nächste Kolonne bezeichnet die Einheit innerhalb des Hauses, also, um welche Wohnung es sich handelt. Die 003 steht hier für das Erdgeschoss rechts, das Haus ist ja ein Dreispänner. Dann kommt Art des Vertrages und zum Schluss die laufende Nummer des Mieters.“

Ich verstand zwar erst nur Bahnhof, aber es schien doch eine gewisse Logik dahinter zu stehen. „Ok, aber was soll die Vertragsart? Wir vermieten doch nur, oder?“

„Da hast du zwar Recht, im Moment brauchen wir sie noch nicht, aber sobald wir auch Gewerberaum haben, benötigen wir das auch für die Steuern. Dein Fotostudio mietet ja in Zukunft die Räume von der Immobilienfirma. Außerdem … die Datenbank, die hinter dem Programm steht, ist objektbasiert. Du kannst an einem Objekt ja zweimal verdienen.“

„Wie das denn?“ Geld! Ich wurde neugierig.

Der Tamile stöhnte. „Geht nur bei Eigentumswohnungen. Nehmen wir mal an, du verwaltest so ein Haus, dann kassierst du von den Eigentümern die Verwalterpauschale, denn du machst ja die Arbeit für die gesamte Gemeinschaft.“

Das leuchtete ein. „Ja!“

Er nickte. „Wenn der Eigentümer einer Wohnung sie selbst bewohnt, ist alles klar, aber was ist, wenn er in München lebt und sich um seinen Mieter nicht kümmern kann? Wenn mal was passiert ist? Ein Rohrbruch oder so?“

„Du meinst also, ich schließe dann eine Art Betreuungsvertrag mit ihm?“ Kombinieren kann ich.

Er lachte mich an. „Genau! Einmal kassierst du von ihm die Verwaltergebühren als Mitglied der Eigentümergemeinschaft, die muss er eh zahlen, zum Zweiten kassierst du für die Fremdverwaltung, die du in seinem Auftrag wahrnimmst.“

„Wenn das so ist, dann lass uns das mal machen!“

„Werde mein bestes tun, Boss!“ Er grinste nur und ging seiner Arbeit wieder nach. Ich tat es ihm nach, dass ich Buchführung hasse, hatte ich ja schon erwähnt, oder?

Um sieben kam Igor zu uns ins Büro. „Leute, hiermit verordne ich meinen fleißigen Arbeitsbienen Feierabend! Ich hab bei Luigi Pizzen bestellt, die kommen in 10 Minuten. Allerdings keine 118!“ Dabei blickte er mich an und grinste.

Ich fing an zu lachen. „Will ich auch mal hoffen. Die Pause können wir echt brauchen. Mir schwirrt schon der Schädel!“

„Was ist denn die 118?“ Ravi war ganz unbekümmert.

„Erzähl ich dir gleich beim Essen, ist ne längere Geschichte.“ Igor wieder einmal.

Als wir in der Küche versammelt waren, fehlte einer in der Runde. „Wo ist Marvin?“

Igor grinste mich an. „Der ist vor einer halben Stunde von Daniel abgeholt worden, sie wollen wohl ins Kino und danach noch auf die Piste. Ich habe ihm gesagt, wir erwarten, dass er in seinem eigenen Bett schläft, ob alleine oder zu zweit, wäre egal. Ich hoffe, das war in deinem Sinne?“

Ich stöhnte, nickte aber zugleich. „Wenn es nicht anders geht, von mir aus!“

Während wir uns die italienischen Teigscheiben zu Gemüte führten und dabei Ravi die Bedeutung der Pizza 118 erklärten, klingelte es an der Tür. Ich blickte auf meinen angehenden Gatten. „Erwarten wir noch Besuch?“

„Nicht dass ich wüsste, aber ich mach mal auf! Wer weiß, wer unten steht?“ Er ging zur Tür.

Ravi grinste mich an. „Du hättest mir ja auch sagen können, dass Marvin auch …“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich oute nur ungern …“

„Kann ich verstehen, … dass macht dich nur sympathischer.“ Er lachte und schob sich ein Stück seiner Prosciutto in seinen Mund.

Man hörte ein Gemurmel an der Eingangstür und plötzlich Igor stand wieder im Türrahmen. „Rate mal, wer hier ist?“

„Keine Ahnung!“ Ich blickte auf meinen Mann, der beiseite trat und den Blick auf die Tür freigab. Hinter ihm stand Herr Tegeter. Ich war etwas verdutzt. „Marcy, schön dich zu sehen, aber … was willst du hier?“

„Massa! Melde mich, wie befohlen, zum Arbeitseinsatz!“ Er grinste erst, aber seine Gesichtszüge entglitten ihm, als er Ravi kauend am Tisch erblickte. „Äh?“

„Ravanan, das ist Marcel, genannt Marcy, ein Studienkollege von Igor – Marcy, das ist Ravi!“ Ich wusste ja nicht, ob Igor ihm unseren Besuch avisiert hatte.

Die beiden drückten sich brav die Hand. „Hallo, ich bin Marcy, der Sklave der beiden.“

Ravi grinste. „Tja, da hab ich es besser!“

Der Bartlose riss die Augen auf. „Wieso?“

„Ich bin nur sein Sklave!“ Er deutete auf mich.

Nachdem sie das allgemeine Gelächter gelegt hatte, blickte ich den Biologiestudenten an. „Hast du schon was gegessen?“

„Ja, muss ja arbeiten!“ Er war ganz ernst.

Ich blickte ihn erstaunt an. „Wie? Arbeiten? Um diese Uhrzeit? Als Student? An einem Samstag?“

Er setzte sich neben mich. „Ich wollte ja morgen mit euch in Münster raus, aber Igi sagte am Telefon, dass ihr die Karnevalsfete vorbereiten müsst. Da hab ich mir gesagt: ‚Marcy, sei ein guter Sklave und hilf deinen Herren! Die Feier soll ja gut werden!‘ Deshalb bin ich heute schon hier! Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder?“ Er grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Ich stöhnte. „Marcy, danke dir, aber es gibt keine großen Vorbereitungen, bei denen du jetzt helfen könntest. Wenn du ein braver Sklave sein willst, dann bist du am Montag eine Stunde früher da und machst drüben die Suppe warm.“

„Kann ich wirklich nichts machen? Außer die Suppe umrühren?“ Er wirkte irgendwie betrübt.

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, denn das wird nämlich eine Abbruchparty und kein Galadinner, Marcel. Es gibt Gulaschsuppe und Stangenbrot, keine Lachshäppchen, keine Kaviarcracker und auch keine überbackenen Weinbergschnecken oder so ein Firlefanz.“

„Menno!“ Schmollte er etwa?

„Wenn du helfen willst, kannst du hinterher gern das Putzkommando übernehmen, aber vorher? Da ist wirklich nicht viel zu tun.“ Ich wuschelte ihm aufmunternd in den Haaren.

„Na dann …“ Er rückte mit dem Stuhl, auf dem er saß, vom Tisch ab.

„Wohin willst du denn jetzt?“ Igor blickte ihn an.

„Wieder zurück! Hier ist ja kein Platz für mich!“ Er klang wirklich niedergeschlagen.

„Quatsch, da du schon mal hier bist, kannst du mir auch meine Füße massieren … als guter Sklave!“ Ich legte meinen rechten Fuß auf seinen linken Oberschenkel und blickte ihn herausfordernd an.

Er ergriff sofort die Möglichkeit, die sich im bot, und walkte meine Fußsohle durch. „Gut so?“

Ich lachte ihn an. „Etwas sanfter, mein Lieber! Wenn du ein guter Sklave werden willst, dann sollte Ravi dir mal ein paar Stunden in Massagetechnik geben.“

„Wie? Er hat euch massiert?“ War er etwa eifersüchtig?

Igor lachte. „Bisher nur mich, aber ich kann dir sagen, … es war mehr als geil!“

Er grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was niemand verstand, nicht einmal ich, der nur knapp einen Meter von ihm entfernt saß. Mein angehender Prokurist begutachtete die Versuche, die der Biologiestudent mit meiner rechten Extremität veranstaltete. „Entschuldige, Marcel, aber so kann das nichts werden!“

Der Blonde blickte den Dunkelhaarigen fragend an. „Wieso?“

Der Tamile lachte. „Was heißt denn Massage? Berühren! Betasten! Aber damit ist Haut gemeint und keine Socken!“

Marcy nickte. „Ja, … aber … soll ich ihm jetzt die Strümpfe ausziehen?“ Er rümpfte leicht die Nase.

Der Brillenträger nickte. „Yepp, denn wenn du deinem Herrn eine Banane reichst, dann machst du ja auch die Schale ab, oder?“ Er lachte und der Student nickte. „Falls du jedoch Angst haben solltest, Stefan hätte Schweißfüße, … du bist der Putzmann, also reinige ihn mit Schwamm und Seife, denn jede gute Massage fängt mit einer äußeren Reinigung an, dann erst kommt die innere Säuberung.“ Ich mag ja an vielem leiden, aber an Hyperhidrosis Pedis ganz bestimmt nicht.

„Äh? Jetzt sofort?“ Marcy blickte irgendwie verwirrt aus der Wäsche.

Ravi schüttelte den Kopf. „Wenn wir mit dem Essen fertig sind, kannst du loslegen. Aber erst einmal sollten wir uns alle noch stärken. Wirklich kein Stück Pizza?“ Marcel schüttelte seinen Lockenkopf und nahm mit einem Glas Mineralwasser vorlieb.

Als wir die Teller in Richtung Tischmitte schoben, blickte uns der dunkelhäutige Mann uns an. „So, ihr beiden: jetzt ab unter die Dusche! Marcel, …“ Seine Stimme hatte eindeutig an Schärfe gewonnen. „… du wäscht ihn so lange, bis du meinst, er ist sauber. Dann trocknest du dich erst ab und tupfst Stefan trocken. Ich betone: langsam! Dann nimmst du eine Bodylotion und reibst ihn genüsslich ein. Igor und ich müssen noch einiges erledigen und uns auch noch reinigen. Verstanden?“

Marcy nickte, anscheinend war seine devote Ader doch stärker ausgeprägt, als wir bisher gedacht hatten; es reichte nur die erhobene Stimme und er befolgte schon Befehle. „Ja!“

Wie erhoben uns und gingen in Richtung Badezimmer. Dass der hochgeschossene Biologiestudent sich seiner Kleidung schon im Flur entledigte, bekam ich nur am Rande mit. Er half mir beim Entkleiden, legte meine Sachen feinsäuberlich auf einen Stapel und geleitete mich dann unter die Dusche. Er griff sich die Brause, stellte die Wassertemperatur ein und startete sein Waschprogramm. Dass er sich dabei aber mehr mit meiner Körpermitte beschäftigte als mit meinen Füßen, lasse ich mal als Randnotiz stehen.

„Wie lange braucht ihr noch?“ Es war Igor, der da sprach.

„Sind sofort fertig, mein Schatz.“ Die Duschtür wurde trotz meines Hinweises aufgemacht und ich erblickte zwei nackte Gestallten, die mich anschauten.

Ravi hatte wieder diese Schärfe in der Stimme, die mich erschauern ließ. „So, Marcel, jetzt trockne dich ab, danach kümmerst du dich um Stefan! Abtupfen und dann mit Lotion einreiben. Verstanden? Nun mal raus!“

Es erfolgte ein fliegender Wechsel der Tassenbesatzung. „Was habt ihr vor?“ Ich war neugierig.

„Lass dich überraschen!“ Igor, du bist mir wirklich eine Hilfe!

„Wenn ihr meint!“ Ich fügte mich in mein Schicksal.

Kurze Zeit später klopfte es an der Tür, Igors Kommilitone war jetzt wohl trocken. Ich wurde mehr oder minder aus der Dusche heraus komplimentiert und von einem Frotteetuch empfangen. Es war zwar eher ein Reiben als ein Tupfen, was Marcel da praktizierte, aber egal! Die Wassertropfen auf meiner Haut wurden von der Lotion abgelöst; ich kam mir vor wie ein Stück Fleisch, das ist zu marinieren galt. Die Ölung war gerade beendet, als Igor und Ravi die Dusche verließen, um sich trocken zu rubbeln. Die Duschtücher waren um ihre Hüften geschwungen, als sie uns an die Hand nahmen und uns in Richtung Schlafzimmer führten.

Dort angekommen staunte ich nicht schlecht: Auf den beiden Nachtkonsolen standen Unmengen von Kerzen und Teelichter und hüllten den Raum in ein warmes Licht. Aus dem Hintergrund war leise Musik zu hören, irgendetwas Klassisches. Das Bett war, bis auf die Kopfkissen, leer. Ein paar Wolldecken lagen auf den Betttüchern. Was hatten die beiden vor?

Igor entledigte sich seines Handtuchs, krabbelte ans Kopfende, machte es sich dort bequem und spreizte lasziv seine Beine. Er winkte mich zu sich und ich folgte wie eine Mücke dem Licht seinem Lockruf, um es mir in seiner Beinschere bequem zu machen. Ich bettete meinen Rücken auf seiner Brust und schnurrte kurze Zeit später bereits wie ein Kätzchen, denn Igor begann, meine Brustwarzen leicht zu kneten.

Ravi nahm Marcy an die Hand und dirigierte den Biologen an das Fußende des Bettes. Er ließ seine schützende Hülle fallen und setzte sich im Schneidersitz an den linken, unteren Rand der Matratze und bedeutete dem angehenden Biologen, sich neben ihn zu setzen. Als der Wuschelkopf sich neben den Tamilen gesetzt hatte, griff dieser nach meinem linken Fuß und legte ihn auf seinen gekreuzten Unterschenkeln ab. Marcy tat es ihm nach, allerdings nahm er meinen rechten Fuß.

Ravanan griff neben das Bett und holte eine Flasche Massageöl hervor. „Gib mir deine rechte Hand!“ Der Angesprochene bot ihm seine offene Handfläche dar, der Tamile gab eine Portion der Flüssigkeit hinein. Marcel führte vorsichtig seine Hand in meine Richtung. „Nein, du Dummerchen! Nicht auf den Fuß, du willst doch Stefan nicht mit kalten Händen bearbeiten, oder? Du reibst dir erst einmal deine Handflächen warm, so …“ Er füllte sich ebenfalls etwas Öl in die Hände und rieb sie stark aneinander. „…, dann erst näherst du dich den Füßen deines Meisters.“

„Alles klar!“ Nachdem diese Vorwärmphase beendet war, bekam er noch einmal eine Portion Öl in die Hand, mit der er sich meinen unteren Extremitäten näherte.

„So, ab jetzt machst du mir alles nach! Haste das verstanden?“ Der Biologe nickte stumm und betrachte, wie Ravanans Hände arbeiteten. Der Tamile nahm meinen linken Fuß in seine rechte Hand. Sein linker Daumen zog kleine, aber kraftvolle Kreise an meiner Fußsohle, nicht zu stark, der Druck war angenehm belebend. Ich zuckte zusammen, als Marcel ebenfalls begann, sich an meinen empfindlichen Sohlen auszulassen. Ravi blickte ihn streng an. „Nicht so fest! Oder willst du, dass Stefan einen Leberschaden oder einen Herzinfarkt kriegt?“

Der Wuschelkopf wirkte geschockt. „Äh, am Fuß einen Herzinfarkt?“

Ravi, der ohne Brille noch besser aussah, schüttelte nur den Kopf. „Du willst Biologe sein? Was meinst du, wie viele Nervenbahnen im Fuß enden? Hunderte! Und du vergewaltigst gerade Herz, Lunge und Niere! Und das gleichzeitig! Du musst s a n f t über den gesamten Fuß streichen.“

Der Druck von Igors Studienfreund ließ nach, wurde etwas sanfter. Meine inneren Verspannungen lösten sich langsam, ich atmete tief durch. Es war nicht mehr unangenehm, zwei Fußspieler an sich zu haben. Der kleine Stefan machte sich bemerkbar, zuckte etwas. Ob man an den Füßen auch erogene Zonen hat oder ob es an Igors Behandlung meiner Nippel lag, weiß nur der Allmächtige, aber etwas regte sich. Der Druck auf meine Standflächen wurde stärker, intensiver, aber nicht abrupt, sondern eher sacht und langsam.

Als die beiden, die da am Rande des Bettes saßen, anfingen, auch mit meinen Zehen zu spielen, die Zwischenräume ließen sie bei ihren Durchstoßversuchen nicht außen vor, wurde mir doch etwas anders. Als sie dann meine Fersenknöchel in ihre Bewegungen mit integrierten und mit dem ganzen Handballen über meine Füße strichen, vergaß ich sie fast vollkommen. Es war ein gewaltiges Gefühl, was mich da durchströmte, mir ging es mehr als gut.

Ravi fing plötzlich an, meinen Fuß zu dehnen, ließ dabei aber nie den Hautkontakt abbrechen. Marcel tat es ihm kurze Zeit später nach. Ein Gefühl der inneren Entspanntheit machte sich breit, denn die Dehnungen erfolgten sanft und rhythmisch wie die ganze Massage bisher. Die streichelnde Behandlung umfasste mittlerweile den gesamten Fuß, von der Achillesferse angefangen, über die Sohle, die Ausgangspunkt der ganzen Aktion war, und die Zehen bis hin zum Fußrücken. Es hätte stundenlang so weitergehen können.

Meine Gehwerkzeuge wurden unvermittelt wieder in die jeweiligen Beinscheren abgelegt. Die beiden Handarbeiter küssten sich kurz, dann beförderte Ravi die Flasche mit dem Massageöl wieder zutage. Wollten sie meine Extremitäten einer weiteren Behandlung unterziehen? Die Durchblutung war mehr als angeregt, nicht nur die der Füße.

Mit frisch geölten Händen machten sie sich erneut ans Werk. Allerdings blieben meine Füße erst einmal da liegen, wo sie waren, nämlich in den Beinscheren. Die Zwei beschäftigten sich erst einmal mit meinen Unterschenkeln. Sie fuhren mit Daumen und Zeigefinger an dem Knochen auf und ab, einziger Halt- und Wendepunkt waren meine Kniescheiben, die sie, nacheinander versteht sich, mit besonderen Drücken und Quetschungen bedachten. Ich erschauderte. Wehe, wenn sie oberhalb der Patella ihr Werk fortsetzten! Ich würde für nichts garantieren können, denn dort befindet sich eine der erogensten Zonen des Körpers, jedenfalls bei mir.

Ravi blickte seinen Mitmasseur an. „So, und ab jetzt machst du alles spiegelverkehrt.

„Alles klar, Chef!“

Mein angehender Prokurist rückte noch näher an den Rand der Matratze, der Abstand der beiden Masseure vergrößerte sich entsprechend. Marcy tat es ihm nach, meine Beine wurden dadurch noch mehr gespreizt als bisher. Mit seiner rechten Hand walkte der Tamile von unten nach oben meine linke Wade durch, seine Linke bearbeitete die Oberseite meines Oberschenkels. Marcy hatte zwar erst Koordinierungsprobleme, aber schließlich gelang es ihm, Ravis Bewegungen auf meiner rechten Körperseite zu spiegeln. Der Student war es auch, der sich ausgiebig mit den bereits erwähnten paar Quadratzentimetern meiner Haut auseinandersetzte, die unwillkürlich eine bestimmte Reaktion hervorriefen: Stefan, der Kleine, wurde langsam zu Stefan, dem Großen.

Hätte ich es von außen betrachten können, ich hätte die Perfektion, die sie binnen Minutenfrist annahmen, bewundert, aber ich lag ja auf dem Bett und war Mittelpunkt des Geschehens, was aus perspektivischer Sicht der bessere Standpunkt war. Die kleinen Finger der beiden, Ravis Linker und Marcys Rechter, hatten ein neues, gemeinsames Ziel gefunden: meinen Beutel. Bei ihren Exkursionen auf meinem Musculus Sartorius machten sie da immer eine kurze Pause; dem kleinen Stefan schien das zu gefallen, er zeigte mittlerweile Vollmast.

Mit seiner linken Hand hob Ravi nun meinen Fuß an, drehte sich erneut, diesmal nach innen, hin zu Marcel. Mein Unterschenkel ruhte zwar noch auf ihm, allerdings nicht mehr in seiner Beinschere, sondern eher auf seinem rechten Oberschenkel. Der Tamile setzte nun nicht mehr nur seine Hände ein, sein gesamter Körper war in Bewegung geraten. Die linke Hand übernahm nun das Walken meines linken Unterschenkels, seine Rechte wanderte, über den Oberschenkel hinaus, zu meiner Brust, seine Hand suchte wohl die meines Gatten.

Aufgrund der Anatomie des Menschen näherte sich dabei sein gestreckter Oberkörper meiner Körpermitte. Plötzlich spürte ich erst eine Zunge die linke Seite meines Mastes entlang gleiten, wohl die von Ravi, dann wurden beide Seiten quasi immer im Vorbeiflug der Zungen eingespeichelt. Ich versuchte mich zwar zu drehen, aber in der kräftigen Umarmung meines Russen war ich macht- und wehrlos. Meine Arme konnte ich, auch wenn ich es gerne gewollt hätte, so gut wie nicht gebrauchen. Igor hatte seine Hände, wohl auf der Suche nach ihrem Nippelspielplatz, unter meinen Achseln durchgeführt, meine Oberarme lagerten auf seinen Unterarmen, somit war ihr Bewegungsspielraum mehr als eingeschränkt; in dieser Situation weniger angenehm, denn ich war den drei Personen auf meinem Bett quasi ausgeliefert.

Das Auf und Ab wurde abrupt gestoppt: Vier Hände waren mit meiner Brust beschäftigt, zwei weitere mit dem Walken meines Beutels, zwei Zungen fuhren meinen Schaft von der Wurzel aufwärts Richtung Spitze, um dort eine Art Gipfeltreffen zu veranstalten. Es war einfach nur geil! Zwar wurde ich nicht geblasen, aber die zwei Zungen, die da direkt auf meiner Eichel um die Luftherrschaft kämpften, waren ja auch nicht übel.

Ich rekelte mich, na ja, ich versuchte es jedenfalls. Igors Teil, bisher fest zwischen meinen Backen eingeklemmt, rutschte dadurch ein Stück nach oben. Ich hatte mich doch nicht geirrt, während meiner Behandlung hatte sich auch bei ihm etwas versteift, sein mittlerweile hartes Stück Fleisch drückte an meine linke Arschbacke. Der Luftkampf war mittlerweile in die nächste Phase getreten: Die Lippen der zwei Masseure fanden zueinander, umschlossen meine Krone, schränkten so die Bewegungsfreiheit ihrer Zungen ein; ein herrliches Gefühl.

Das Kampfglück wog hin und her, mal war es Ravi, der die Kuppe einnahm, dann wieder Marcel, der versuchte, in die Tiefen des Schaftes abzutauchen. „Leute, wenn ihr so weitermacht, dann …“

„Wenn da so ist, dann …“ Ravi schubste den angehenden Biologen einfach zur Seite und nahm den so frei gewordenen Platz zwischen meinen Beinen ein.

„Ey, was soll das?“ Er war eindeutig nicht gerade erfreut, seinen Platz aufgeben zu müssen.

Ravanan legte seine Hände um meinen Hals und zog mich zu sich. Während sich mein Oberkörper in seine Richtung bewegte, spürte ich, Igor hinter mir hinweg krabbelte. Was hatten die beiden vor? „Du kümmerst dich jetzt um Igor!“

Mein Gatte bettete sich neben mich, die russische Lanze ragte, voll ausgefahren, gen Zimmerdecke. Langsam ließ der Tamile mich wieder hinab. Als ich wieder auf meinem Rücken lag, blickte ich nach rechts, sah auf Igor, der ein Grinsen auf den Lippen hatte. Ravi griff nach hinten, fischte sich die Flasche Massageöl vom Boden, verrieb erneut etwas von ihrem zähflüssigen Inhalt in seinen Händen. „Hier!“ Er reichte sie seinem Mitmasseur.

Der Lockenkopf wirkte verwundert. „Was soll ich damit?“

„Die Brust massieren!“ Der Immobilienkaufmann krabbelte nach vorne, ließ zeitgleich seinen Hintern auf meinem Becken und seine Hände auf meiner Brust nieder. Ein wohliger Schauer durchfuhr mich.

Während er mit meinem Piercing spielte, suchte Igors Linke meine rechte Hand, umklammerte sie. Soweit ich es erkennen konnte, hatte der Student aus Münster die gleiche Sitzposition wie Ravi eingenommen, er stütze sich mit beiden Händen auf der Brust meines Gatten ab. „Gut so?“

Igor grunzte, was wohl in diesem Moment Zustimmung bedeuten sollte. Meine freie Hand ruhte auf dem Oberschenkel meines Verwalters, streichelte sie, griff in sein Fleisch. Ravanan nahm sich erneut die Plastikflasche mit der zähflüssigen Masse und drückte etwas von deren Inhalt in seine Handflächen. Wollte er erneut eine Portion auf meiner Brust verteilen? „Marcy, du brauchst auch noch was!“

Der Tamile reichte den Behälter weiter und seine Hände verschwanden hinter seinem Körper. Er ging leicht ins Hohlkreuz, umgriff mit der rechten Hand meine Kronjuwelen, um sie mit der öligen Flüssigkeit zu umspielen. Wo war seine Linke? Gute Frage, die Nächste bitte! Ich bin nicht Gott, ich bin nur Jesus, mir wächst kein Gras aus der Tasche. Ein wohliger Schauer nach dem anderen durchzuckte meinen Körper. Igor gab meine Hand frei, krallte dafür seine Nägel in die Oberschenkel seines Studienfreundes, er stöhnte.

Dank der Tatsache, dass meine Hände ihre Bewegungsfreiheit wieder erlangt hatten, zog ich meine Arme langsam zurück. Ich winkelte sie an, stützte mich auf den Ellenbogen ab und drückte so meinen Oberkörper leicht nach oben, Ravis Hände konnten mich in dem Moment nicht davon abhalten, sie waren ja mit der Politur meines Reichsschwertes beschäftigt. Aus dem aktuellen Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, dass Marcy, der eher auf Igors Rippen als auf seinem Becken saß, mit der russischen Lanze sich ebenfalls im Speerwurf übte.

Die beiden aufrecht Sitzenden tuschelten miteinander, was sie sprachen, konnte ich nicht verstehen, ich versuchte, mich in Igors Richtung zu drehen, wollte meinen Gatten küssen. Auf halber Strecke musste ich jedoch erkennen, dass das Unterfangen zum Scheitern verurteilt war; mit dem Tamilen auf meinen Hüften war der Drehwinkel mehr als eingeschränkt, einzig mein linker Arm konnte ausgestreckt das Gesicht meines Gatten ertasten. Ich strich mit dem Daumen über seine Lippen, die sich bereitwillig öffneten und ihn augenblicklich einsogen. Da er sich noch weniger drehen konnte als ich, bliebt es – sehr zu meinem Leidwesen – bei der nuckelnden Art der oralen Befriedigung.

Urplötzlich wurde ich wieder auf die Matratze gedrückt, Ravis entzog Igor etwas unsanft seinen Lutscher, indem er meinen Arm wieder neben mich legte. Seine Hände spielten erst mit meinen Nippeln, um sich dann langsam nach unten in Richtung Bauchnabel vorzuarbeiten. Dass der gerade als sein persönlicher Eierbecher diente, erwähne ich nur mal am Rande.

Kurz vor dem Ziel wichen seine Finger nach außen hin aus, um sich dann wieder nach oben zu wuseln. Als seine Daumen den Ausgangspunkt der kurzen Reise wieder erreicht hatten, ging er erneut ins Holzkreuz, drehte sich zu dem Blonden um und schlug ihn auf den Hintern. Erschrocken blickte der Student sich um. „Was …“

„Du sollst mir doch alles nachmachen, also los!“ Er warf ihm einen bösen Blick zu. „Rutsch mal nach unten!“

Der Wuschelkopf nickte nur. „Klar, Chef!“

Ravanan griff meine Hände und legte sie auf seinen Oberschenkeln ab, er blickte mir lustvoll in die Augen, ehe er wieder in Zeitlupentempo ins Hohlkreuz ging und dabei sein Becken anhob. Meine Finger glitten seine Schenkel entlang und griffen nach seinem näher kommenden Zauberstab. Ich hatte ihn gerade umfasst, da war meine Lanze ebenfalls gefangen. Was machte Ravi da? Er wollte doch nicht etwa? Er wollte!

Meine nassglänzende Eichel rieb er in seinem Tal auf und ab, als er die dünste Stelle gefunden hatte, hielt er inne, atmete kurz tief durch und pfählte sich in einem Zug selber. Als ich seine Beckenknochen auf meinen Hüften spürte, grinste er mich frech an. „Jetzt wollen wir mal sehen, was du von dieser Art der Massage hältst!“

Ohne sich zu bewegen, fing er an, den kleinen Stefan zu stimulieren. Seine Körperbeherrschung war ungeheuer, allein die Kontraktionen seiner goldenen Pforte ließen mich fast abheben. „Geil!“

Langsam beugte er sich wieder vor, stützte seine Hände auf meinen Schultern ab und begann, mich zu reiten. Meine Hände wanderten von den Oberschenkeln an sein Becken und versuchten, dort Halt zu finden. „Ja, drück mich nach unten. Ich will dich in mir haben!“

Ich blickte in seine Augen, die pure Lust verströmten. „Sau!“

Er lachte. „Ich? Wer fickt gerade wen? Aber quatsch hier keine Opern! Jaaaa …“ Er ließ mich wieder sein Becken spüren.

Ich ergab mich ohne großen Widerstand, viel machen konnte in meiner Situation ja eh nicht, und ehrlich gesagt, ich wollte es auch nicht. Ich genoss es nur einfach, wie Ravi sich langsam wieder Luft an meinen Beutel ließ. Er blickte auf seinem Nebenmann, der ebenfalls fest im Sattel zu sitzen schien, jedenfalls deutete ich Igors Stöhnen so. Ihm widerfuhr wohl gerade die gleiche Behandlung wie mir. „Marcy, ich hol die Peitsche … wenn du … ihn … ah … freilässt!“

Die ersten Hubbewegungen dauerten gefühlte Ewigkeiten, dann aber nahm der Zug langsam Fahrt auf, nur bewegte sich nicht der Kolben, sondern der ihn umschließende Zylinder glitt auf und ab. So gut ich konnte, hielt ich mich am Becken des Tamilen fest, wollte ihm helfen, stieß ihm meine Stange in seinen Kanal. Aber anscheinend waren die Pläne des Reiters völlig andere, er unterband mein freundlich gemeintes Entgegenkommen, indem er seine Hände abwärts bewegte und Druck auf meinen Bauch ausübte. Ich sollte mich wohl regungslos verhalten, der passive Part des Aktes wollte die Herrschaft über den Bolzen behalten. Sollte er! Es war mir egal, es war einfach nur galaktisch.

Ich tastete nach der Hand meines Gatten, als ich sie umschlossen hielt, drehte Igor seinen Kopf in meine Richtung. Wir blickten uns an, er schien es ebenso zu genießen, seine Augen wirkten irgendwie verklärt. „Das ist … geil!“

Ich blickte nach oben und sah, wie Ravi, seine rechte Hand drückte immer noch auf meine Bauchdecke und hielt mich so auf der Matratze, seine Linke in Richtung Marcy bewegte und ihn langsam zu sich zog. Sie ritten uns und je mehr sie in Trab verfielen, desto näher kamen sich die beiden Reiter. Als sie schon längst im Galopp angekommen waren, vereinigten sich auch ihre Lippen. Das konnte doch nicht war sein! Sie vollführten auf unseren Stangen einen Parforceritt und küssten sich dabei leidenschaftlich. Mir kam, um den Ausritt noch weiter auszudehnen, eine Idee. „Schatz … wir sollten …“

Igor konnte nur noch Hecheln. „Was?“

„… unserer Reiter an die Kandare nehmen!“ Ich grinste ihn hämisch an.

Ich griff mit meiner freien linken Hand den Beutel meines Reiters und zog ihn in Zeitlupentempo in die Länge. Während Ravi so langsam langsamer wurde, war Igor wohl nicht ganz so zimperlich, er zerrte regelrecht am Sack des Biologen. Das Ergebnis war, Marcel fiel vom Pferd, wenn man das so sagen kann. Große Rodeoerfahrung schien der Wuschelkopf nicht zu haben, er landete unsanft auf der Brust meines Gatten.

Lange blieb er jedoch nicht liegen, denn das Pferd bockte noch einmal und der Reiter flog endgültig vom Pferderücken, wenn man Igors Bauch als solchen bezeichnen wollte. Marcy lag neben ihm auf dem Bett und wirkte mehr als verwundert. „Wa … warum schmeißt du mich zur Seite?“

„Seit wann wedelt der Schwanz mit dem Hund? Du hast das Tempo nicht zu bestimmen, du hast deinen Arsch einfach nur hinzuhalten!“ Der angehende Pädagoge ließ keine Widerworte zu.

Bedröppelt schaute Marcel meinen Mann an, zuckte mit den Schultern und kniete sich dann auf alle Viere. „Bitte! Fick mich weiter!“

Auch wenn er seinen Hintern lasziv kreisen ließ, Igor machte keine Anstallten, ihn sofort wieder zu bespringen. Im Gegenteil, er schubste ihn erneut zur Seite. „Nicht so schnell, du Straßenköter!“

Der Biologe starrte seinen Studienfreund an und wusste wohl nicht, wie ihm geschah. Stattdessen konnte er nur beobachten, wie Igor mir unter die Arme griff und mich – samt Ravi auf dem Spieß – mehr in die Mitte des Bettes zog und dabei drehte. „Hilf mir mal lieber!“

Durch die Drehung um 90 Grad wurden meine Füße ihrer Unterlage beraubt, ich konnte, nachdem Igor mich da hatte, wo er mich wohl hinhaben wollte, mit den Zehen den Teppichboden des Schlafzimmers spüren. Dann schlug er mit der Hand auf das Bett. „So, nun bewegt deinen Arsch mal hierüber, du darfst Ravi einen blasen.“

Wie sollte das denn gehen? Die Schläge erfolgten kurz hinter meinem Kopf, wenn ich das richtig gedeutet hatte und wenn Marcys Hintern dorthin sollte, wie konnte er dann an dem tamilischen Luststab saugen? Ravanen saß ja immer noch auf meinem Sattel. Was hatte Igor vor?

Plötzlich spürte ich Marcys Knie an meinen Schultern. Er beugte sich über mich, sein Beutel baumelte über meinem Gesicht, sein bestes Teil war derart gebogen, es klopfte fast an seine Bauchdecke. Ich versuchte, es mit meinen Händen zu greifen und mit meiner Zunge zu umspielen. Es gelang mir zwar nicht auf Anhieb, aber aufgeben wollte ich nicht. Marcel lag über mir und blies Ravanan, jedenfalls ließen mich die schmatzenden Geräusche, die an mein Ohr drangen, auf ein orales Andocken schließen. Aber aufgrund der Körpergröße, Marcy ist ja fast eine handbreit größer als ich, musste ich – wohl oder Übel – mit der Spitze seines Eisbergs vorlieb nehmen. Aber mit seiner Kuppe? Damit konnte und wollte ich spielen und ich tat es dann auch genüsslich.

Wir waren intensiv miteinander beschäftigt, da tauchte plötzlich ein weiterer Eierbehälter in meinem Gesichtsfeld auf. Mein Gatte hatte sich hinter Marcel gerobbt, denn ich sah die russische Lanze am Hintereingang meines Obermannes hantieren. Als sie endlich den Eingang gefunden hatte und in einem Zug ganz eingepflanzt wurde, klatschten kurze Zeit später vor meinen braunen Augen die beiden Beutel aneinander. Der Takt wurde allmählich schneller.

Meine linke Hand beschäftigte sich mit dem Sklavenschwanz, wenigstens die Kuppe sollte meinen Lippen ja nicht entkommen. Meine Rechte fand die Arschbacke meines Liebsten und unterstützte sie in ihrem unbändigen Forschungsdrang. Je länger die Situation andauerte, desto mehr nahte sich ihr zwangsläufiges Ende.

Ich hatte mich ja schon vorher arg zurückhalten müssen, um meine Sahne nicht zu verteilen, aber irgendwann ging es nicht mehr, ich bin ja auch nur ein Mann! Meine Zuckungen wurden heftiger. „Ich … ich …“

Ravi hob ab und ließ mich dann erneut sein Becken spüren, mein Schwanz war zwischen seinen Backen eingeklemmt. Meine Schleusen öffneten sich und fluten meinen Bachnabel. Als ob er nur auf den Startschuss gewartet hätte, platzte in diesem Moment auch er, er pumpte und pumpte. „Jaaa …“

Der Wuschelkopf über mir muss wohl von der heftigen Eruption überrascht worden sein, denn der Großteil des tamilischen Saftes klatschte auf meinen Bauch. Das war wohl auch für Marcel zu viel: Er bäumte sich auf und entriss mir so die Lutschstange. Zwei, drei Wichsbewegungen, dann flogen seine kleinen Biologen in hohem Bogen aus der Abschussrampe, um schlussendlich auf meiner Brust zu landen. „Ahhh …“

Allerdings blieb der erwartete Rückstoß aus, stattdessen fiel er nach vorne an und konnte sich gerade eben noch mit den Händen an Ravis Schultern festhalten. Die russische Kanone, durch Marcys „Vorpreschen“ ihres schützenden Futerals beraubt, war „fertig geladen“ und schoss entsprechend scharf. Mein Gatte musste wohl Zielwasser getrunken haben, denn er schleuderte seine Soße genau durch Marcys Schenkeldreieck und traf eine noch spermafreie Zone auf meiner Brust, ich war von oben bis unten eingesaut, aber ein Bukkake-Erlebnis dieser Art hatte ich auch noch nicht in meinem Erfahrungsschrank.

Als ich wieder zu Atem gekommen war, blickte ich nach oben, konnte aber außer dem tropfenden russischen Anhängsel nicht viel sehen. Erst als Marcel zum wiederholten Male zur Seite gestoßen wurde und neben mir zu liegen kam, blickte ich in die funkelnden Augen des Tamilen. Mit fast schon diabolischem Grinsen rückte er ein Stück nach hinten und nahm auf meinen Oberschenkel Platz. Was machte er? Er griff nach meinem Beutel und fing an, ihn erneut zu massieren. Wollte er die zweite Runde einleiten? „So Marcel! Was siehst du?“

Der Biologiestudent hatte sich inzwischen an meine linke Seite gehockt und sein Blick wanderte zwischen dem Tamilen und meinem Bauch hin und her, fast wie beim Tennis, wenn man den Ball beobachtet. „Äh, Stefan ist überall bekleckert … eingekleistert …“

Mittlerweile widmete sich mein angehender Prokurist wieder der Politur des Reichsschwertes, das er in seine Massage einbezogen hatte. Er zog meine Vorhaut herunter und blies kurz über die Eichel, so als wolle er dem fast Schlafenden wieder Leben einhauchen. „Und was machst du … mit dem Kleister?“ Sein Mittelfinger fuhr meinen Oberkörper entlang und verband dadurch die Spermassen.

Der blonde Wuschelkopf kriegte große Augen, wusste wohl nicht, welche Antwort von ihm erwartet werden würde. „Auflecken?“

Der Kinnbartträger stöhnte. „Du musst wirklich noch viel lernen! In einigen Kulturen gilt dieser Glibber als die Anti-Aging-Creme schlechthin. Was machen wir also damit?“ Er fuhr erneut mit dem Finger durch die Seenlandschaft.

Wäre das Gehirn eine mechanische Maschine, Marcy hätte gerattert wie die 1849 erbaute Turmuhr der Marktkirche, die heute immer noch ihren Dienst versieht. „Äh? … Einreiben?“

Ravi nickte. „Der Kandidat hat 99 Punkte und eine Baggerfahrt durch die Eifel gewonnen.“ Er fing an, mit seinen Daumen und Zeigefingern den Kleister auf mir zu verreiben.

Ich mag ja vieles, aber einen Fetisch für verschmiertes Sperma auf meiner Brust habe ich bei mir bisher nicht entdeckt. „Leute! Kann ich nicht einfach so ins Bad gehen und mich sauber machen?“

Der Tamile lachte, setzte sein Werk aber unbeirrt fort. „Stefan, das du könntest du zwar, aber du solltest es besser lassen! Bei den Mengen, die auf dir gelandet sind, …“ Er lachte. „Willst du gleich noch den Teppich reinigen?“

Ich schüttelte den Kopf, denn auf eine abendliche Reinigungsaktion hatte ich wirklich keine Lust. „Besser nicht!“

Mein Angestellter grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ich wusste doch, ich habe einen einsichtigen Chef. Während ich das Q10 einmassiere, wird …“

„Igor wird uns ein Bad einlassen und Marcel fängt an, hier aufzuräumen.“ Ich atmete tief durch. „Kerzen sind zwar romantisch, aber das hier ist immer noch ein Schlaf- und kein Spielzimmer. So viel Platz haben wir leider noch nicht!“

Der Tamile grinste mich an. „Ich wusste doch, mein Chef ist ein Praktiker!“

Während ich, nachdem das Zeug auf meinem Körper etwas angetrocknet war, mir im Wohnzimmer eine Zigarette gönnte, wuselten die Drei in der Wohnung umher und führten das Schlafzimmer wieder seinem ursprünglichen Zweck zu. Irgendwann kam Ravi in den Raum, baute sich, nackt, wie er war, vor mir auf, presste die Hände aufeinander und verbeugte sich. „Sahib, das Bad ist angerichtet.“

Ich winkte ihn zu mir, als er mir gegenüberstand, erhob ich mich und fasste ihn an bei den Schultern. „Ravi, es reicht, wenn Marcy hier mit ihrem Pseudo-Sklavengehabe auftritt; das nervt schon genug, du musst nicht in die gleiche Kerbe hauen.“ Seine Augen blickten mich amüsiert an. „Ich bin nicht dein Herr und Meister, sondern ein … guter Freund, der zufällig auch dein Arbeitgeber ist. Oder findest du, ich bin ein Sklaventreiber?“

Der Kinnbartträger grinste. „Nein, das nicht, aber …“

„Aber was?“ Ich blickte ihn intensiv an.

„Sahibs ficken ungefragt und ungestraft ihre Sklaven und du hast mich im Schlafzimmer genommen. Du hast dich also wie ein Herr … wie mein Herr … verhalten!“ Er warf den Kopf zurück.

„Moment mal!“ Seine Logik konnte ich nicht nachvollziehen. „Es ist zwar richtig, dass mein Schwanz gerade in deinem Arsch war, aber wer hat hier wen gefickt? Du hast dir meine Stange genommen, als gehöre sie dir, ich durfte mich ja noch nicht einmal bewegen. Wer war denn Herr des Geschehens? Ich? Wohl eher du, der arme unterdrückte …“ Ich ließ ihn los und malte Anführungszeichen in die Luft. „… Sklave! Und außerdem … wer hat sich das Ganze denn einfallen lassen? Du darfst dich nicht erst wie ein Elefant im Porzellanladen aufführen und dich dann hinterher über die Scherben am Boden beschweren.“

„Na ja, irgendwie …“ Er wirkte leicht verwirrt. „Wie soll es jetzt weitergehen?“

Nun war ich erstaunt. „Was?“

„Das mit uns? Du bist mein Brötchengeber …“ Der Tamile wirkte kleinlaut. „… und der Sex mit euch? Der macht mir einfach Spaß!“

„Uns doch auch, du Hirsch!“ Ich breitete die Hände aus. „Wenn mein Schatz und ich mal wieder mit dir … na ja, du weißt schon, was ich meine, dann … dann machen wir das als Ravanan, Igor und Stefan und nicht als Arbeitgeber und Arbeitnehmer und schon gar nicht als Master und Servant.“

Er umarmte mich. „Gute Lösung!“

Wir küssten uns und ich gab ihm einen Klaps auf den Allerwertesten. „So und nun ab ins Bad. Du darfst mir meine Brust waschen, …“

Er grinste frech. „Wird erledigt Sahib. Ravi wäscht Sahib, ganz so machen, wie Sahib es wünschen.“

Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Ravanan Paskaran! Ich werde gleich …!“

„Sahib, nicht sauer sein auf Ravi! Ravi wird Brust von Sahib waschen.“ Seine Stimme war so hoch wie in einem schlechten Bollywood-Streifen.

Ich grummelte. „Du machst es weg und damit basta! Du hast mich schließlich auch eingesaut und der, der den Schaden verursacht, beseitigt ihn auch! So einfach ist das!“

Ravi schmunzelte. „Ich wusste doch gleich, mein Chef ist ein Pragmatiker!“

Es wurde noch ein lustiger Abend, wir machten es uns, nachdem die Sahnekruste von mir entfernt worden war, mit Sekt im warmen Nass gemütlich. Ich danke Manuel, dass er mich damals zu dieser großen Eckbadwanne mit Whirlpoolfunktion überredet hatte. Als Igor die Flasche umgedreht in den Sektkühler stellte und fragte, ob noch Nachschub benötigt würde, verneinten unsere Gäste. Sie wollten noch zu Ravi und sich dort über Massagetechniken unterhalten. Welche Art der Massage das war, konnte ich mir denken, sagte aber nichts dazu.

Mein Göttergatte und ich hatten gerade die gröbsten Spuren im Badezimmer beseitigt, als sich die Wohnungstür öffnete und ein frohgelaunter Marvin den Flur betrat. „Noch jemand wach?“

Ich steckte meinen Kopf durch die Tür. „Wir sind hier.“

Als der Schwimmer im Türrahmen stand, blickte er verwundert auf den Stapel nasser Badetücher, die auf dem Boden lagen. „Was habt ihr denn hier gemacht?“

Igor lachte ihn an. „Tja, nicht nur die Jugend kann im Badezimmer Wasserspiele veranstalten, das können wir auch. Wie war euer Kino?“

„Gut!“ Die Einsilbigkeit der Antwort störte mich etwas.

„Und? Wie war der Film?“ Ich wollte etwas mehr wissen.

Mein Neffe zuckte mit den Schultern und grinste mich frech an. „Na ja, von dem Streifen hab ich nicht viel mitgekriegt, das Kino war ja dunkel … wir haben geknutscht und gefummelt.“

„Man sieht’s!“ Was hatte mein Gatte wieder? „Dein Hemd zeigt eindeutig Kampfspuren.“

Wurde der Kleine rot? „Äh, …“

„Wo ist denn Daniel?“ Irgendwie wollte ich die Situation umspielen.

Der Kleine wurde verlegen. „Der sucht gerade einen Parkplatz, ist mal wieder alles voll hier!“

Ich nickte, die Parkplatzsituation in der Ludwigstraße war wirklich nicht die beste. „Aha! Dann gehe ich mal davon aus, dass wir morgen früh zu viert am Frühstückstisch sitzen werden.“

Warum grinste er mich verlegen an? „Äh … nicht nur Morgen.“

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Wie darf ich jetzt das verstehen?“

„Na ja …“ Er zog die Schultern zusammen und sah er aus wie ein armer, reuiger Sünder. „… Montag haben die er beide frei und … von daher … dachte ich, wir könnten … du hast du nichts dagegen, oder?“ Sein Augenaufschlag war unnachahmlich.

Er hatte mich vor vollendete Tatsachen gestellt. Was sollte ich jetzt noch groß sagen? Ich blickte auf meinen Gatten, der grinsend in der Ecke stand und die ganze Situation genüsslich beobachtete. „Engelchen, du bringst uns jetzt in … leichte Schwierigkeiten!“

„Ich?“ Er tat ganz unschuldig.

„Marv, was dein Onkel dir gerne sagen möchte, aber wahrscheinlich nicht über die Lippen bringt … wir kriegen morgen Abend noch Besuch aus Hamburg, Tim besucht uns. Von daher müssten wir deine Chill-Out-Zone mal wieder als Gästezimmer missbrauchen. Daraus folgt, dass Daniel bei dir im Bett schlafen müsste, wenn er morgen auch hier nächtigen will.“ Igor! Was soll dein Grinsen?

Der Schwimmer schüttelte verwundert seinen Kopf. „Mhm … sollte er das etwa nicht? Du hast doch gesagt, ich soll bei mir im Bett schlafen und es wäre egal, ob alleine oder zu zweit.“

Nun druckste mein Russe rum, wusste wohl nicht, was er antworten sollte. Nur gut, dass in diesem Moment Marvins Mobilteil klingelte und er sofort zur Eingangstür stürmte. Diesmal war das Grinsen auf meiner Seite. „Schatz! Ich glaube, wir sollten uns in Zukunft besser absprechen.“

„Sehe ich auch so. Aber was sollen wir jetzt machen?“ Er wirkte ratlos.

„Ich würde sagen, wir ziehen uns erst einmal die Bademäntel an, denn nur in Shorts?“ Ich schüttelte den Kopf. „Dürfte nicht ganz so gut kommen. Dann machen wir gute Miene zum bösen Spiel und ziehen uns nach einem Schlummertrunk mit den beiden Verliebten in unsere Gemächer zurück.“

Er küsste mich. „Du hast du immer die besten Ideen! Ich spring dann mal eben ins Schlafzimmer …“

Mein Gatte kam jedoch nicht mit den Froteeteilen zurück, sondern reichte mir einen Jogginganzug. „Ich glaube, der sieht besser aus.“

Ich nickte. „Wo du Recht hast, hast du Recht.“

Wir verließen gerade das Badezimmer, als Daniel mit einer Sporttasche bewaffnet Marvins Reich betreten wollte. Er blickte uns verlegen an. „N’ Abend!“

Ich grinste. „Wohl eher ‚Guten Morgen, wir haben ja schon zwölf durch. Wollt ihr sofort ins Bett oder trinkt ihr noch ein Glas mit uns? Wir sind dann im Wohnzimmer.“

„Äh, …“ Er blickte hilfe suchend in das Zimmerinnere.

„Onkelchen, dann mach schon mal das Bier auf. Wir kommen gleich!“

Tja, lieber Leser, das Gespräch verlief, sagen wir es einmal so, etwas stockend. Man merkte, Daniel, die kleine Ölkanne, war gehemmt und Marvin wusste auch nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Mir war zwar auch nicht wohl in meiner Haut, aber im Gegensatz zu meinem Neffen konnte ich meine Unsicherheit besser überspielen. Von daher bitte ich euch um Verständnis, wenn ich auf die Wiedergabe der mitternächtlichen Konversation gänzlich verzichte, ich möchte einigen Beteiligten unnötige Peinlichkeiten ersparen.

 

Da ich auch nicht annehme, dass es von großem Interesse sein dürfte, wie es am Sonntag zu einer großen Eifersuchtsszene, die Hollywoods alle Ehre gemacht hätte, kam, werde ich hier jetzt enden. Ich muss auch wieder zurück auf die Baustelle, der dämliche Fliesenhändler hat den falschen Bodenbelag geliefert. Was will ich mit rosa Marmor im Wohnzimmer?

 

In diesem Sinne, bis die Tage!

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