It’s raining – Teil 3

„Das ist Daniel“, flüsterte ich Lewis zu.

Er schaute auch nach draußen. Dort stand Daniel im Regen und schien uns zu beobachten, das Wasser rann ihm dabei über das Gesicht.

„Hol ihn doch rein, der ist ja ganz durchnässt“, holte mich Lewis aus der Starre.

*-*-*

„Er schläft tief und fest. Habt ihr seine Eltern erreicht?“

Lewis war zurück gekommen. Er hatte eben nach Daniel gesehen, der oben in meinem Zimmer lag.

„Nein, niemanden. Man sollte doch meinen, solche Leute haben Dienerschaft, die jederzeit erreichbar sind.“

„Es sind Privatnummern auf Daniels Handy, Mum. Da wird wohl keine der Dienerschaft, wenn sie denn welche haben, dabei sein.“

Mum wuschelte mir durch die Haare.

„Was machen wir jetzt?“, fragte sie.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Lewis, „eigentlich müsste man Daniel zur Beobachtung ins Krankenhaus bringen, aber ich befürchte, da wird sein Zustand noch schlimmer.“

„Wie meinst du das?“, wollte ich von ihm wissen, worauf hin er sich zu mir setzte.

„Tassilo, dieser Daniel kann anscheinend mit seiner Trauer um seinen verstorbenen Bruder nicht umgehen, aus welchen Gründen auch immer. Klar, es war sein Bruder, aber dennoch sind einige Jahre seither vergangen. Wovon wir ausgehen können ist, dass in seinem Elternhaus keiner Bescheid weiß.“

„Weil sie sich sonst mehr um ihn kümmern würden.“

„Das ist alles nur Annahme, aber im Augenblick der plausibelste Grund. Wir können nur weiterhin versuchen, über die Handynummern jemanden zu erreichen.“

Ich seufzte, denn Daniel tat mir irgendwie Leid. Ich wollte ihm schon gerne helfen, aber wie ich das machen konnte, wusste ich auch nicht. Etwas später war ich leise hoch gegangen. Daniel lag auf dem Gästebett und schlief.

Ich nahm mir meinen Zeichenblock und versuchte ihn zu malen. Ich wusste, dass er wie ich siebzehn war, doch seine weichen Gesichtszüge ließen ihn jünger erscheinen. Grob malte ich als erstes die Umrisse, um ein Profil zu bekommen.

Billy

Den ganzen Weg waren wir schweigend zurück gefahren. Ich schaute zwar mehrfach zu Matthew, aber der starrte stur auf die Straße. Wie ich eine Unterhaltung starten sollte, wusste ich nicht, denn die Stille war mehr als erdrückend.

Seine Augen waren traurig, als wäre etwas Schlimmes passiert. Es konnte doch nicht daran liegen, dass sein Onkel etwas erzählt hatte, was Matthew peinlich war?

„Alles klar?“, startete ich einen Versuch.

„Ja“, kam es knapp zurück und der Tonfall zeigte mir, dass er es nicht wünschte, weiter zu reden.

Er fuhr rasant den Weg zum Haus hoch und bremste recht heftig direkt davor.

„Einen schönen Abend noch“, meinte ich.

„Danke“, sagte Matthew, ohne mich dabei anzuschauen.

Ich öffnete also die Wagentür und stieg aus.

„Bye“, kam es leise von mir, bevor ich die Tür zu schlug.

Diesmal sah Matthew mich an und ich bemerkte die Tränen in seinen Augen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, gab er Gas. Durch die Wucht des Anfahrens wurde meine Tür zugeworfen.

Ich schaute den Rücklichtern noch so lange nach, bis sie aus meinem Blick verschwanden. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass ich bereits erwartet wurde.

„Der hatte es aber eilig…“, sagte Dad und trat heraus auf die Veranda.

Ich atmete tief durch, zuckte mit den Schultern und ging zu ihm.

„Und? Wie war dein erstes Date in der Fremde?“

„Das war kein Date“, sagte ich trotzig und bereute es gleich wieder, „…entschuldige.“

Wir setzten uns auf die Bank neben der Tür.

„Was ist denn los? Habt ihr euch gleich am ersten Tag gestritten?“

„Wenn es das wäre…“, antwortete ich.

So erzählte ich Dad, was ich heute Mittag alles erlebt hatte, auch von Onkel George und seiner Kunstsammlung. Als ich das mit der Theateraufführung erzählte, wurde Dad hellhörig.

„War Matthew das peinlich?“, fragte er.

„Ja, er ist rot angelaufen.“

„Entweder war es ihm peinlich, eine Schwulenrolle in einem Stück zu spielen, oder er ist schwul und schämt sich jetzt vor dir, aus welchen Gründen auch immer.“

„Er hat die ganze Zeit nichts gesagt, fuhr recht heftig und eben beim Aussteigen sah ich, dass er Tränen in den Augen hatte.“

„Für mich ein klarer Fall.“

„Was meinst du?“

„Du solltest dringend mit ihm reden.“

„Warum?

„Weil ihn etwas beschäftigt und das hat auch wahrscheinlich mit dir zu tun.“

„Glaubst du wirklich?“

Dad nickte.

*-*-*

Ich war auf mein Zimmer gegangen und als erstes fielen die beiden Bilder von Tassilo in mein Blickfeld. Nachdem ich mich meiner Klamotten entledigt hatte, setzte ich mich aufs Bett und zog die zwei Bilder hervor.

Tassilo konnte so schön malen und ich hoffte, er würde das auch weiterhin tun. Mein Blick wanderte zum Fenster, wo ich nur das Schwarze der Nacht sah.

Tassilo

Ich wurde wach, weil mich jemand an der Schulter rüttelte. Als ich meine Augen öffnete, sah ich Lewis vor mir.

„Du bist wohl eingeschlafen“, meinte er, während ich versuchte, mich zu orientieren.

Das Bett vor mir war leer und verwirrt schaute ich zu Lewis.

„Er ist unten bei deiner Mutter und trinkt eine Tasse Tee. Übrigens hübsche Zeichnung von Daniel“, meinte Lewis und verließ das Zimmer.

Ich blickte auf meinen Block und sah mir die Zeichnung an. Lewis hatte Recht, ich hatte Daniels Gesicht gut getroffen. Ich streckte mich, verräumte meine Malsachen und ging ebenfalls hinunter.

Als ich im Wohnraum ankam, telefonierte Mum gerade, während Daniel zusammengesunken auf einem Stuhl saß.

„Hallo“,  meinte ich und setzte mich zu ihm.

Verschüchtert schaute er auf, um aber gleich wieder seinen Kopf zu senken. Mum hatte ihr Gespräch beendet und gesellte sich nun auch zu uns.

„Daniel?“, kam es von ihr und dieser schaute auf.

„Ich habe deine Mutter erreicht.“

Seine Augen weiteten sich erschrocken.

„Keine Angst, Daniel. Sie ist weder sauer auf dich, noch hat sie irgendwie geschimpft. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie sehr erschrocken war und sich wahnsinnige Sorgen um dich macht.“

„Und jetzt?“, waren die ersten Worte, die ich aus Daniels Mund hörte.

„Deine Eltern haben gesellschaftliche Verpflichtungen in London und können nicht weg. Deswegen habe ich mich bereit erklärt, dass du bei uns bleiben kannst und wir dich morgen zurück mit nach London nehmen.“

„Machen Sie sich bitte keine Umstände, ich kann auch den Bus nehmen“, meinte Daniel höflich.

„Das glaube ich nicht“, mischte sich Lewis ein, „ich bin Arzt und habe dich etwas untersucht. Dein Gesundheitszustand lässt es nicht zu, das du alleine zurück fährst.“

Er hatte dabei das Wort „alleine“ sehr betont und Daniel schaute recht ängstlich, worauf sich Lewis nun ebenfalls an den Tisch setzte.

„Junger Mann, ich meine damit nur, dass du recht unterkühlt warst, als du vor dem Cafe warst und wenn ich richtig liege, hast du in den vergangenen Tagen nicht viel gegessen.“

Daniel senkte seinen Blick und nickte.

„Warum?“, fragte ich.

Daniel sah mich an.

„Was?“

„Warum hast du nichts gegessen?“, fragte ich.

„… hatte keinen Hunger…“

Mum seufzte.

„Ich bin mal in der Küche“, meinte sie nur und verschwand.

Lewis ging ebenfalls und ließ uns damit alleine.

„…du musst mich für sehr durchgeknallt halten…“, hörte ich Daniel leise sagen.

„Nicht durchgeknallter als mich selbst“, gab ich zurück.

Ich konnte ein winziges Lächeln auf Daniels Lippen wahrnehmen. Der Weg schien richtig zu sein.

„Was ist denn an dir durchgeknallt?“, fragte er.

„Ich bin ein siebzehnjähriger Leuchtturmbesitzer, der seinem Freund den Laufpass gegeben hat, dessen Vater seine Erbschaft streitig machen will und fremde Jungs zeichnet.“

Ich dachte, so direkt mit allem bei der Wahrheit zu bleiben, öffnete vielleicht Daniels Verschlossenheit etwas.

„Dein Vater will dein Erbe“, fragte er verwirrt und zeigte auf die Tür.

Ach so, er dachte wohl, Lewis sei mein Vater… und warum sprach er nicht die Tatsache an, dass ich einen Freund gehabt hatte und somit schwul war?

„Lewis ist nicht mein Vater, er ist der Freund meiner Mutter und manchmal wünschte ich, er wäre mein Vater.“

„Ach so…“

„Und warum bist du durchgeknallt?“, fragte ich.

„Ein siebzehnjähriger Junge, der jeden Mittag mit dem Bus nach Eastbourne fährt, um seinen toten Bruder zu besuchen und sonst keine Beschäftigung hat.“

Ich lehnte mich zurück.

„Also…, ich kann da nichts Durchgeknalltes erkennen.“

Daniel sah mich lange an. Ich wusste jetzt nicht, ob ich lächeln sollte, denn das Thema war nicht passend.

„Du hingst sehr an deinem Bruder.“

Er nickte.

„… er… er war etwas ganz Besonderes…, immer für mich da…, mich immer zum Lachen gebracht…“, stammelte Daniel und fing plötzlich an zu weinen.

Ich wollte gerade etwas sagen, als ich Lewis Hand an der Schulter spürte und der seinen Kopf schüttelte. Er lächelte mich aufmunternd an und verließ den Wohnraum wieder. Daniel hatte seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen liegen und weinte leise.

Vorsichtig näherte ich mich mit meiner Hand und strich sanft über sein Haar. Daniel zuckte zusammen und das Weinen verstummte.

Billy

Irgendwie war mir kalt, als ich die Augen öffnete. Ich lag nur mit Shorts bekleidet auf meinem Bett, Tassilos Bilder vor mir auf dem Boden. Schnell krabbelte ich unter die Decke und betrachte wieder meines Ex Bilder.

Ex, wie sich das anhörte. Ich liebte ihn mehr als alles andere und doch musste ich einsehen, dass es vorbei war. Nie wieder würde ich seine weichen Lippen auf den meinen spüren, nie wieder seine Hand, wie sie über meine nackte Haut streichelte.

Ich ertappte mich, wie meine eigene Hand auf Wanderschaft gegangen war und über meine Brust strich. Kopfschüttelnd drehte ich mich um und löschte das Licht.

*-*-*

„He du Langschläfer, willst du endlich aufstehen?“

Mit diesem Worten wurde ich aus dem traumlosen Tiefschlaf gerissen. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern, irgendetwas geträumt zu haben.

„Morgen“, brummelte ich und sah in das grinsende Gesicht meines Dads.

„Wenn du dich beeilst, hat deine Mutter das Frühstück noch nicht abgeräumt.“

„Wieso…, wie viel Uhr haben wir denn?“, meinte ich verschlafen und gähnte.

„Fast elf.“

Ich hatte so lange geschlafen? Das wunderte mich, denn seit ich hier in Amerika war, hatte ich leichte Probleme mit dem Schlafen.

„Schon?“

„Ja, aber ich dachte es tut dir gut.“

„Danke… ich komme gleich… runter“, stammelte ich.

„Okay, bis gleich“, kam es von Dad, bevor er verschwand.

Ich streckte mich ein letztes Mal, gähnte erneut und setzte mich dann auf. Tassilos Bilder lagen immer noch auf dem Boden vor dem Bett. Schweren Herzens stand ich auf, räumte die Bilder weg und ging ins Bad.

Wenig später, als ich in der Küche eintraf, stand tatsächlich noch mein Frühstück auf dem Tisch, allerdings fiel mir in diesem Moment Matthew ein und das kurze Gespräch vom Vorabend mit Dad. Also lief ich zurück in den Flur und wie vermutet, hingen am Pinbrett auch die Nummern der Nachbarn.

Sollte ich anrufen? Mit ihm sprechen wäre wichtig, meinte Dad. Ich griff nach dem Hörer und wählte die Nummer. Das Klingelzeichen ertönte. Was sollte ich jetzt sagen? Ich wollte schon auflegen, als sich Holly meldete.

„Holly hier“, quietschte sie ins Telefon, dass ich befürchtete, einen Hörschaden zu bekommen.

„Äh… hallo hier ist Billy, kann ich Matthew sprechen?“

„Hallo Billy…, hast du denn noch nicht seine Nummer?“

„Nein ich habe hier in den Staaten noch kein Handy…“, sagte ich, denn es fiel mir nichts Besseres ein.

„Das ist Grundausstattung an der Schule, darum solltest du dich schnellst möglich kümmern.“

„Schon in Arbeit“, sagte ich, „… könnte ich ihn also sprechen?“

„Ja klar! Moment! Maaaatthhhhhhhiii Telefon“, schrie sie durchs Haus und leider auch ins Telefon.

„Er kommt gleich“, meinte Holly und schien den Hörer abzulegen.

Im Hintergrund hörte ich eine kurze Diskussion, dann wurde der Hörer wieder genommen.

„Ja?“, hörte ich Matthews Stimme, deutlich leiser als die Hollys.

„Ähm… hallo, hier ist Billy.“

„Hallo Billy…“

„Ich… wollte fragen, ob du heute schon etwas vor hast?“

Für ein paar Sekunden blieb es stumm am Telefon und ich bereute es schon jetzt, angerufen zu haben.

„… eigentlich nicht.“

Hm, eine sehr zögerliche Antwort. Aber was sollte ich nun vorschlagen, was man machen könnte, wo ich mich doch selbst hier absolut nicht auskannte? Wieder herum fahren?

„Hast du Lust vorbei zu kommen…, oder gemeinsam irgendwo hinzufahren?“

Wieder Stille am Telefon. So etwas konnte tödlich sein.

„Wann?“, fragte er plötzlich.

Da fiel mir etwas ein.

„Wann du Lust hast… eine andere Frage, hast du einen Helm?“

„Äh… ja, warum?

„Bring ihn mit“, sagte ich.

„Okay…, bin dann in einer Stunde bei dir.“

„Gut.“

Wieder Stille.

„Dann bis gleich, bye“, meinte ich.

„Bye…“

Die Verbindung wurde unterbrochen und ich legte den Hörer auf. Ich starrte in die Luft und atmete erst einmal tief durch. Danach hieß es, im Eilprogramm Essen zu fassen und meine Sachen weg zuräumen.

„Dad?“, rief ich durch den Flur, denn bisher hatte ich von meinen Eltern hier noch nichts gesehen.

„Hier oben, in meinem Büro.“

Ich rannte die Treppe hinauf.

„Billy!“

Die Stimme meiner Mutter, sie war also im Schlafzimmer.

„Entschuldigung“, rief ich zurück, weil ich genau wusste, sie meinte mein Getrampel.

Auf leisen Pfoten schlich ich also zu Dads Büro.

„Was ist dein Begehr?“, fragte Dad, als ich das Zimmer betrat.

„Woher weißt du, dass ich etwas möchte?“, fragte ich.

„So eine Ahnung…“

„Ähm…, Frage… kann ich ausnahmsweise das Motorrad heute Morgen benutzen?“

„Willst du damit zu Matthew fahren?“

Dad dachte mit, er hatte sicher mitbekommen, dass ich unten telefoniert hatte.

„Nicht ganz, er kommt her und ich wollte mit ihm etwas wegfahren“, antwortete ich.

„Aber wirklich nur große Ausnahme, vorerst war das Motorrad ja nur für den Schulweg gedacht, aber ich sehe, mit fahrbarem Untersatz bist du einfach mobiler hier draußen. Und wo willst du hin?“

Gute Frage…

„Ich weiß es noch nicht.“

Dad stand auf und lief zu einem der Regale, wo schon jede Menge Ordner standen. Er zog etwas heraus, was ich als Landkarte definieren konnte. Diese breitete er auf seinem Schreibtisch aus.

„Ich habe vor zwei Tagen hier einen großen Fluss entdeckt. Das wäre sicher eine guter Ort, wo man reden könnte.“

Er grinste mich breit an. Dachte er viel weiter als ich und sagte etwas, was er nicht wusste? Etwas verwirrend. Ich nickte ihm zu.

„Du fährst am Besten hier entlang und nimmst dann die Straße, das ist, denke ich der direkteste Weg dorthin.“

„Danke…“, meinte ich etwas sprachlos.

Er grinste weiter und faltete die Karte wieder zusammen.

„Immer wieder gerne“, meinte er.

Seit dem Umzug in die Staaten verstanden wir uns sehr gut. Nicht, dass ich schon vorher zu ihm kommen konnte, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, nein, ich hatte richtig das Gefühl, dass er sich mehr Zeit für mich nahm.

Ich hatte einfach das Bedürfnis ihn zu umarmen und tat das dann auch.

„Na, dann viel Spaß mit Matthew, oder soll ich auch Mathi sagen, wie die anderen?“

Hatte Dad das Gespräch eben belauscht, oder woher wusste er das?

„Nein, du weißt ich halte nicht so viel von Abkürzungen, ich werde auf alle Fälle bei Matthew bleiben.“

Dad grinste noch mehr.

„Was?“, fragte ich.

„Ach nichts…“

Das Grinsen verstärkte sich noch.

„Daaaaaaaaad, was ist?“, fragte ich noch mal.

„Ach…, der Satz hörte sich gut an eben.“

„Welcher?“

„… du wirst auf alle Fälle bei Matthew bleiben…“

Schön zweideutig. Jetzt musste ich auch grinsen.

„Du weißt, wie ich das gemeint habe und ich hoffe du weißt auch, dass Tassilo für mich immer noch der wichtigste Mensch in meinem Leben ist…“

„Neben deiner Mutter und mir…“

„Ja…“, meinte ich genervt, „ich meine, so schnell werde ich nicht in irgendetwas hinein schlittern.“

„Hast du gesagt.“

Dieses Grinsen auf seinem Gesicht war gemein. Ein Hupen vor dem Haus unterbrach das Gespräch.

„Ich muss runter…“

„Viel Spaß“, sagte Dad.

„Danke“, gab ich zurück.

*-*-*

Matthew stand am Auto gelehnt, als ich aus der Verandatür stürmte. Ich dachte an Dads Worte, musste dabei grinsen und verlangsamte mein Tempo.

„Hallo Matthew.“

„Hi Billy…“

„Hast du deinen Helm mit?“

„Äh… ja.“

„Dann hol ihn und komm…“

„Ja… aber…“

„Nun komm schon“, meinte ich und lief zur Scheune.

Matthew öffnete seinen Pickup, zog einen Helm heraus und verschloss ihn wieder. Dann folgte er mir zur Scheune. Ich zog das Tor auf und hinter mir hörte ich ein lautes „Wow“.

„Willst… du damit eine Runde drehen?“, fragte mich Matthew.

„Ja… wir drehen eine Runde“, meinte ich und zog meinen Helm auf.

Ich stieg auf, drehte den Schlüssel herum und startete die Maschine. Satt hörte sich ihr Sound an. Meine Beine waren doch etwas kurz, denn nur mit Mühe konnte ich die Maschine nach draußen lenken.

„Komm, steig auf“, meinte ich.

Etwas zögerlich kam Matthew näher und zog sich seinen Helm auf. Dann nahm er hinter mir Platz.

„Geht es?“, fragte ich durchs offene Visier.

„Hä?“

„Ob du gut sitzt?“, fragte ich lauter.

„Ja“, meinte er und legte schüchtern seine Arme um meinen Bauch.

Aus dem Blickwinkel sah ich Dad oben am Fenster stehen, also nickte ich ihm zu und er winkte. Dann ließ ich die Maschine langsam vom Hof rollen, den Weg entlang zur Straße. Ich versuchte, mir die Strecke, die Dad mir gezeigt hatte, ins Gedächtnis zurück zu rufen.

*-*-*

Ich genoss die Fahrt, das Motorrad war super. Aber mehr noch genoss ich Matthews Nähe hinter mir, der stumm an mich geklammert saß. Ich ertappte mich dabei, wie ich von Matthew zu schwärmen begann.

Was hatte ich vorhin zu Dad gesagt, wie sehr ich noch an Tassilo hing und jetzt genoss ich diese Situation hier. Ich wurde langsamer, denn wir kamen an eine kleine Kreuzung. Dort stand das Schild Richtung Spring Creek, also war ich richtig.

Ich bog ein und beschleunigte wieder. Der Druck von Matthews Armen nahm zu, anscheinend war ihm die Geschwindigkeit nicht geheuer, auch wenn er mit seinem Pickup wesentlich schneller fuhr.

Es dauerte noch eine Weile, bis wir endlich an eine Brücke kamen und ich wieder Spring Creek lesen konnte. Ich verlangsamte das Tempo wieder und konnte einen kleinen Weg entdecken, der an diesem doch recht kleinen Fluss entlang führte.

Na ja, unter Fluss hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Ich fand einen kleinen Parkplatz und ließ die Maschine ausrollen. Als wir endlich standen, drehte ich den Schlüssel um und der Motor erstarb.

Matthew ließ sofort los und stieg ab, ich tat das gleiche. Des Helms entledigt, schaute ich mich erst einmal um.

„Hier war ich schon lange nicht mehr“, hörte ich Matthew leise sagen.

„Laufen wir ein Stück?“, fragte ich und zeigte den Weg weiter am Fluss entlang.

Er nickte. Ich griff nach seinem Helm und befestigte ihn wie meinen am Motorrad. Matthew selbst stand währenddessen etwas verloren da. Trotz der Kühle öffnete ich meine Jacke etwas und lief einfach los.

Matthew folgte mir. Ich schaute mich weiter um und stellte fest, wie schön es hier war. Bei schönem Wetter war es sicher noch besser, jetzt war der Himmel trüb von Regenwolken.

„Da vorne kommt die alte Eisenbahnbrücke“, sagte Matthew plötzlich und zeigte auf einen Pulk Bäume.

Noch konnte ich nichts sehen, aber je näher wir kamen, umso mehr konnte man die Umrisse einer alten Stahlbrücke sehen.

„Wird die nicht mehr benutzt?“, fragte ich.

„Seit vor ein paar Jahren die Strecke neu gebaut wurde und südlich der Stadt verläuft, ist hier alles still gelegt, auch die Schienen haben sie entfernt.“

Matthew betrat das rostige Ungetüm, kletterte auf die Brüstung und setzte sich. Das war nun etwas, was mir Gänsehaut verursachte. Gut, darunter war Wasser, nicht zu starke Strömung, man würde nur nass werden, aber es war eben recht hoch.

Vorsichtig kletterte ich neben ihn und setzte mich auch hin.

„Auch eine?“, fragte Matthew und hielt mir eine Zigarettenschachtel hin.

Ich schüttelte den Kopf. Er nahm sich eine heraus und verstaute die Schachtel wieder in seiner Jacke.

„Findest du es schlimm, dass ich in so einem Stück mitspiele?“

Oh, da ist aber jemand gleich auf den Punkt gekommen. Aber lieber er als ich, denn wie ich ein Gespräch hätte anfangen sollen, war mir noch ein Rätsel.

„Nein…, wieso glaubst du, dass ich das schlimm finde?“

„Die anderen machen sich darüber lustig“, antwortete er und blies den Rauch aus.

„Warum lustig? Ich find Theater spielen cool. Wurde aber leider auf meiner alten Schule nicht mehr angeboten.“

„Sie nennen mich Tucke…, Schwuchtel.“

Autsch, ja bei so etwas kann die Selbstsicherheit zerbröseln.

„Du bist es nicht, dann versuche drüber zu stehen, wenn du gerne Theater spielst. Es ist doch nur eine Rolle.“

Darauf sagte er jetzt nichts. Sollte er vielleicht wirklich schwul sein und diese Rolle nicht nur spielen? Er wirkte auf mich kein bisschen schwul. Wenn er es war, hatte er natürlich ein großes Problem damit, aber wie konnte ich ihm da helfen?

Mich zu outen, darauf hatte ich jetzt keine Lust. Ich kannte Matthew einfach zu wenig, um ihm jetzt schon mein Leben zu offenbaren. Halt. Ich kam ins Grübel, denn ihm wäre es wahrscheinlich genauso ergangen, wenn er etwas zu sagen hatte.

Aber ihm schien wichtig, was ich für eine Meinung hatte.

„Ich würde auf diese Ausrufe nicht reagieren…“, redete ich weiter, „ein Freund von mir in England hatte auch solche Probleme…, irgendwie… hat er das dann hingekriegt, sich nicht mehr angegriffen zu fühlen.“

Was redete ich da für eine gequirlte Scheiße? Klar hat es Tassilo geschafft, weil wir zu zweit waren und jeder wusste, dass wir ein Paar waren. Die Leute gewöhnten sich an uns und es fielen keine blöden Bemerkungen mehr.

„Was… hat er gemacht?“, fragte Matthew leise.

Da saß ein 1,85 Meter Kerl neben mir, muskelbepackt und wirkte doch wie ein Häuflein Elend. Und jetzt diese Frage. Ich atmete tief durch.

„Er…, er sagte…, er wäre schwul… nach einer Zeit ließen sie ihn dann in…“

„Ich bin nicht schwul!“, sagte Matthew energisch, drehte sich und sprang von der Brüstung wieder nach innen.

Ich hatte Mühe ihn zu folgen. Er lief wieder zum Motorrad.

„Lass uns zurückfahren…, mit dem Auto sind wir besser unterwegs… es fängt wieder an zu regnen“, stammelte er ohne mich dabei anzusehen.

Tassilo

„Danke…“, sagte Daniel sehr leise, fast unhörbar.

„Nicht dafür“, erwiderte ich.

Er schaute mich mit seinen roten Augen an.

„Doch…, du nimmst… dir Zeit für mich…, tut sonst niemand.“

„Deine Eltern?“

Er setzte sich auf und rieb sich über sein Gesicht.

„Die haben eh keine Zeit, immer irgendwelche Veranstaltungen, wo sie hin müssen.“

„Adel verpflichtet“, rutschte es mir heraus und ich bereute es sofort.

Daniels Gesichtsausdruck wirkte gequält.

„Entschuldige Daniel, ich habe nicht nachgedacht.“

„Kein Problem…, Tassilo.“

Wie sanft er meinen Namen aussprach.

„Nein Daniel, die Bemerkung war geschmacklos… tut mir wirklich leid.“

Er nickte.

„Wohnst du in London?“, fragte ich.

„Ja.“

Er war aufgestanden und zum Fenster gelaufen.

„Wenn du Lust hast und nicht weißt wohin, besuche mich einfach.“

Er drehte seinen Kopf und sah mich verwundert an.

„Wirklich…, ist das dein Ernst?“

Diesmal nickte ich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, ein richtiges… ehrliches. Es erinnerte mich an Billy, der laufend lächelte und mich damit ansteckte.

„Was ist?“, fragte Daniel plötzlich.

„Hm?“, meinte ich nur aus meinen Gedanken gerissen.

„Bist du wegen mir plötzlich traurig?“

„Nein, du bist nicht der Grund, ich habe mich nur gerade an etwas erinnert.“

*-*-*

Schweigend aßen wir gemeinsam zu Abend, nur Mum und Lewis unterhielten sich. Fernsehen wollte ich nicht, so ging ich hoch in mein Zimmer. Daniel folgte mir einfach. Er schloss hinter sich die Tür und setzte sich auf den Stuhl vor dem Fenster.

Ich zündete eine Kerze an, die ich auf einem Regal fand und stellte sie auf den Tisch.

„…Tassilo…“, hörte ich Daniels Stimme.

„Ja?“

„… hättest du…“, er atmete tief durch.

„Was möchtest du?“, fragte ich und stellte mich zu ihm ans Fenster.

„… dürfte ich heute Nacht… hier schlafen… ich habe Angst alleine…“

Oha. Bei mir schlafen. Ein Blick hier in meinem Zimmer sagte sofort, dass es nur die Möglichkeit gab, bei mir im Bett zu schlafen. Eine weitere Matratze würde nicht hinein passen.

„Wenn es dir nichts ausmacht, bei mir im Bett zu schlafen.“

Er schüttelte den Kopf.

„Wenn ich früher Angst hatte, bin ich immer zu Oliver ins Bett gekrochen. Er hatte mich dann in den Arm genommen und ich konnte weiter schlafen“, erzählte er.

Ich ging neben ihm in die Knie.

„Wovor hast du Angst?“, fragte ich.

Er drehte den Kopf weg von mir.

„Vergessen zu werden.“

Ich fand meine Position langsam unbequem. Ohne etwas zu sagen griff ich nach Daniels Hand und zog ihn zum Bett.

„… ist bequemer“, meinte ich, als er verwundert schaute.

Als wir beide saßen und Daniels Augen im Kerzenschein funkelten, wollte ich seiner Antwort auf den Grund gehen, denn ich verstand es nicht.

„Was meinst du mit vergessen werden?“

„Sie haben Oliver einfach vergessen…, keiner redet mehr von ihm, als hätte es ihn nie gegeben. Keiner außer mir besucht ihn auf dem Friedhof.“

„Bist du deswegen jeden Tag auf den Friedhof?“

Daniel nickte.

„Deine Eltern?“

Diesmal schüttelte er den Kopf.

„Was ist mit deiner Schwester?“

„Ach die… die hat nur ihre Freunde und Partys im Kopf. Keiner hat Zeit…, dir haben ihn alle vergessen.“

Daniel fing wieder an zu weinen. Ich legte den Arm um ihn und zog ihn zu mir. Er vergrub sich in meinem Shirt und schluchzte weiter. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Eltern einfach ihren Sohn vergessen konnten.

Was waren das für Eltern? Mein Gedanke stockte, denn mein Erzeuger kam mir in den Sinn. Er würde mich sofort vergessen, glaubte ich, aber das stand jetzt nicht zu Debatte.

„Hast du deine Eltern mal darauf angesprochen?“, fragte ich vorsichtig.

Sein Kopf fuhr hoch.

„Verstehst du denn nicht, sie haben keine Zeit für mich, wie kann ich da mit ihnen reden?“, fuhr er mich an.

„Entschuldige, das war nur so ein Gedanke.“

Er lehnte sich an die Wand und sah von mir weg. Seine Eltern sollte ich wohl nicht mehr zur Sprache bringen, generell die ganze Familie nicht.

„Sollen wir uns bettfertig machen?“, fragte ich ihn nach einer Weile.

Er nickte und schaute sich um.

„Weißt du, wo meine Tasche ist?“

Er hatte wohl vergessen, dass er in einem anderen Zimmer gelegen hatte.

„Die steht bestimmt drüben im anderen Zimmer…, darf ich dich etwas fragen?“

„Ja?“

„Wo schläfst du sonst, wenn du am Wochenende hier bist?“

„Im Sommerhaus.“

Das sagte mir jetzt viel… also so gut wie gar nichts.

„Auf unserem Familiengrundstück in Eastbourne steht hinter dem Herrenhaus ein kleines Häuschen, das wir Sommerhaus nennen, dafür habe ich die Schlüssel.“

„Da schläfst du dann alleine?“

„Ja…“

„Ich geh mal runter und sage unten Bescheid, dass wir ins Bett gehen.“

„Okay.“

Ich ließ ihn im Zimmer zurück und ging nach unten, wo ich Mum und Lews im Wohnraum vor dem Kamin fand.

„Wo ist Daniel?“, fragte Mum.

„Oben in meinem Zimmer, wir wollen ins Bett gehen.“

„Schon?“

„Ja, ich glaube es ist besser. Er hat schon wieder geweint.“

„Der arme Junge.“

„Lewis…, du hast gesagt, du kennst dich etwas mit Menschen aus.“

Lewis nickte mir zu.

„Daniel erzählte mir, er hat Angst vergessen zu werden. Von Oliver, seinem Bruder, der tot ist, von dem würde keiner mehr reden.“

„Das hört sich nicht gut an“, entgegnete mir Lewis.

Mum und ich schauten ihn verwundert an.

„Es kann sein, dass sich seine Eltern in ihrer eigenen Trauer einfach nicht um die Belange von Daniel kümmern, ihn mit seiner Trauer alleine lassen. Ich glaube, ich sollte mal ein Wort mit denen reden.“

„Meinst du, Daniel bekommt dann keinen Ärger, weil er etwas von zu Hause jemand Fremdem erzählt hat?“

„Das kann ich nicht sagen, Tassilo. Aber der Zustand ist unhaltbar und ich möchte nicht irgendwann lesen, dass Daniel seinem Bruder gefolgt ist.“

„Du meinst er würde sich auch…“

„Nein, aber es ist alles möglich.“

*-*-*

Nach dem Bad hatte ich mich schon ins Bett gelegt, als es an der Tür klopfte.

„Ja?“

Mum steckte den Kopf herein.

„Weißt du wo Daniel ist? In seinem Zimmer sind seine Sachen verschwunden.“

„Er ist noch im Bad und möchte hier schlafen.“

„Das macht dir nichts aus…?“, fragte sie verwundert und öffnete die Tür ganz, „ich meine, wird dir das nicht zuviel. Du weißt selbst, wie schwer du die letzten Wochen genommen hast.“

„Es ist schon in Ordnung Mum, mach dir bitte keine Sorgen. Soweit geht es mir ganz gut.“

Ich war zwar müde und etwas ausgelaugt, aber das musste sie jetzt nicht unbedingt wissen.

„Okay, dann wünsche ich dir eine gute Nacht und wenn etwas ist, du weißt wo wir schlafen.“

„Danke Mum, ja weiß ich.“

Sie lächelte und schloss die Tür wieder. Wenige Sekunden später ging die Tür erneut auf und ich wollte schon fragen, ob sie etwas vergessen hatte, aber es war Daniel, nicht Mum. Er trug eine Shorts und ein Shirt, sonst nichts.

Seine Tasche stellte er neben dem Schrank auf den Boden und kam dann ans Bett. Ich lächelte ihn an und hob die Bettdecke, unter die er langsam er zu mir kroch. Ich hatte meinen Kopf auf der Hand abgestützt, während er auf dem Rücken lag und zur Decke starrte.

Billy

Am Mittag waren wir bei Matthew zu Hause gewesen und hatten mit seinen Eltern zu Mittag gegessen. Danach waren wir in Springfield. Er zeigte mir ein paar schöne Plätze in der Stadt und später aßen wir dann bei meinen Eltern.

Draußen war es nun schon dunkel und Matthew fuhr mit mir die kleinen Wege an den Maisfeldern entlang. Verschwunden war die Traurigkeit vom Morgen. Er erzählte mir fortwährend alte Geschichten dieser Gegend und brachte mich damit zum Lachen.

Immer wieder ertappte ich mich, wie ich zu ihm hinüber sah und ihn beobachtete. Ich fühlte mich wohl bei ihm, eigentlich so, wie es bei Tassilo gewesen war. Auch jetzt sah ich ihn an, als er eine Geschichte über den alten Jack erzählte.

Ich wusste nicht, was mich geritten hatte, denn ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange. Matthew zuckte zusammen, verriss das Lenkrad und der Wagen rollte ins Maisfeld, wo er zum Stehen kam.

„Scheiße“, schrie Matthew laut, „was soll das?“

In mir brannten alle Sicherungen durch, nur raus aus diesem Auto, dachte ich. Ich öffnete die Tür, sprang aus dem Pickup und rannte los, weiter ins Maisfeld hinein.

„Scheiße…, scheiße…, scheiße“, hörte ich Matthew schreien.

Plötzlich stolperte ich und es schlug mich voll auf die Fresse. Mein Atem ging schnell und mein Herz schlug mir bis in den Kopf. Warum hatte ich das gemacht? Langsam richtete ich mich auf und setzte mich hin.

Mein Gesicht und die Hände schmerzten. Ich hörte Matthews Pickup, wie er versuchte, vom Feld zu fahren, doch seine Reifen drehten durch. Mein Kopf sank nach unten, ich spürte, wie Tränen über meine Wangen flossen.

Ich verstand mich selbst nicht mehr, warum konnte ich nur so blöd sein? Das Geräusch des Motors erstarb. Kein Laut war mehr zu hören, bis ich zusammenfuhr, weil Matthew anscheinend seine Autotür zu schlug.

Dann war wieder Stille. Angestrengt versuchte ich auszumachen, was Matthew machte, aber nichts war zu hören. Langsam wurde mir kalt auf dem feuchten Boden, aber ich traute mich nicht, aufzustehen.

„Billy?“, schrie Matthew plötzlich.

Wieder fuhr ich zusammen, denn es war dicht in meiner Nähe.

„Lass den Quatsch und komm da raus!“

Quatsch? Ja es war totaler Quatsch, wie ich mich aufgeführt hatte.

„Billy bitte…“

In der Stimme war ein Flehen und sie war nun noch dichter als zuvor. Leise nahm ich Schritte hinter mir wahr, das schmatzende Geräusch der Schuhe im nassen Boden.

„Billy?“

Diesmal war die Stimme dicht hinter mir.

„Komm steh auf… du kannst da nicht sitzen bleiben…“

„Warum… ist doch eh alles egal.“

„Billy… bitte… komm wieder zum Wagen. Entschuldige… ich bin nur erschrocken… Du hast mich geküsst…“

„Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich so einen Mist…“

„ Komm Billy“, unterbrach mich Matthew und ich spürte, wie ich von zwei Händen hochgezogen wurde.

Ich konnte im Licht der entfernten Scheinwerfer seines Pickups nur Matthews Umrisse erkennen.

„Ich bin nicht schwul…“ sagte er flüsternd.

„Aber ich!“, sagte ich und lief an ihm vorbei zum Wagen zurück.

*-*-*

Ich stand unter der Dusche und versuchte, den Dreck aus meinem Gesicht zu bekommen. Wortlos hatte mich Matthew nach Hause gebracht und war auch ohne Gruß abgebraust, kaum dass ich den Wagen verlassen hatte.

Es gestaltete sich schwierig, mich ohne Aufsehen an meinen Eltern vorbei zu schleichen, ohne dass sie mich in diesem Zustand gesehen hätten. Ich rieb zum dritten Mal mein Gesicht mit Seife ein und dachte schon, diesen Schlamm würde ich nie los werden.

„Billy? Du bist schon zu Hause, ich habe dich gar nicht kommen hören“, hörte ich Dads Stimme von der Badtür.

„Ja… wollte aber erst duschen… nach so einem Tag nur im Auto.“

„Okay.“

Die Tür schloss sich und ich war wieder alleine. Die schmutzigen Klamotten, die in der Wäschetonne lagen, würden ein anderes Problem ergeben. Mum würde sie waschen, also würden auch Fragen kommen.

Ich schob den Duschvorhang zur Seite und sah mich im Spiegel. Der Dreck schien weg, dafür war mein Gesicht heftig gerötet. Sauer drehte ich das Wasser ab. Ich war doch der absolute Vollidiot gewesen.

Dass Matthew mich noch einmal als Beifahrer bei sich haben wollte, konnte ich sicher vergessen. Ich konnte nur hoffen, dass er das nicht gegen mich in der neuen Schule verwendete.

Der absolut punktgenaue Sprung in den bestimmt weltweit größten Fettnapf war mir einwandfrei gelungen. Wie konnte ich ihn küssen und auch noch gestehen, dass ich schwul bin? Ich verstand mich selbst nicht mehr.

Nass wie ich war band ich mir ein Handtuch um, löschte das Licht und schlich mich in mein Zimmer. Dort angekommen schob ich die Tür zu und lehnte mich dagegen. Weinend sank ich zu Boden und zog die Knie an.

Warum war ich nicht in England bei Tassilo…, da wäre mir das alles erspart geblieben.

Tassilo

„Du bist schwul?“, fragte Daniel leise.

Ich riss die Augen auf, starrte ihn im Kerzenlicht erschrocken an. Also hatte er es doch nicht vergessen, als ich das mit dem Freund erwähnt hatte.

„Ähm ja…“, antwortete ich.

„Und wie ist das so?“

Bitte? Was war das denn für eine Frage?

„Wie meinst du das?“

Daniel schob sich etwas hoch und lehnte seinen Kopf an den Bettrücken.

„Wie das so ist, wenn man schwul ist, woran merkt man das?“

„Uffz…, an vielen Dingen würde ich sagen.“

„Die wären…?“

Neugierig war der Junge ja überhaupt nicht.

„Wenn…, wenn du einen Jungen siehst und es kribbelt in der Magengegend…, wenn du nur an Jungs denkst, aber keinen Gedanken an Mädchen verschwendest.“

„Dann bin ich auch schwul…“, unterbrach mich Daniel.

„Wie kommst du da drauf?“, fragte ich.

„Ich mag keine Mädchen, die sind so doof wie meine Schwester und als ich dich das erste Mal auf dem Friedhof gesehen hab, musste ich dich ansprechen.“

„Das heißt aber noch lange nicht, dass du schwul bist.“

„Nicht?“

„Nein!“

Plötzlich spürte ich Daniels Hände an meinen Wangen und er zog mich zu sich. Wenige Sekunden später trafen sich unsere Lippen zu einem Kuss. Schockiert, aber auch fasziniert ließ ich Daniel gewähren, zum Abwehren war ich gerade eh nicht im Stande.

Es war ein sehr inniger Kuss und ich merkte, dass ich bald Luft holen musste, doch Daniel kam mir zuvor, in dem er mich sanft weg schob.

„Was war jetzt das?“, fragte ich.

„Ein Kuss.“

„Das weiß ich selber Daniel, aber warum küsst du mich?“

„Ich wollte wissen, wie das ist…“

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

„Und… wie war es? Hat es dir gefallen?“, fragte ich ungläubig.

„Schön…, es fühlt sich warm an… weich.“

Ich konnte nicht anders und musste grinsen. Den ersten Kuss mit Billy hatte ich ähnlich empfunden, nur war es bei mir mit heftigem Bauchkribbeln verbunden gewesen.

„Hattest du auch so ein komisches Gefühl im Bauch?“, fragte Daniel.

Aus den Gedanken gerissen starrte ich ihn an.

„Daniel…, sei mir nicht böse…, der Kuss war schön, zugegeben, aber ich empfinde nichts…, das heißt nicht…, dass ich dich nicht mag.“

„Schon gut“, meinte Daniel, sein Gesicht wirkte traurig, „ich kenne das schon…“

Er wollte aufstehen, doch ich griff nach seinen Händen.

„Daniel hör mir bitte zu. Du bist eine wahnsinnig lieber und süßer Typ, aber ich habe gerade eine Beziehung beendet und ich hänge immer noch sehr an diesem Jungen.“

„Warum hast du die Beziehung dann beendet?“

„Weil er mit seinen Eltern nach Amerika ging und die Entfernung hätte unsere Beziehung mit Sicherheit zerstört“

„Quatsch!“, meinte Daniel und zog seine Hände zurück.

„Hä?“

„Du kannst doch nicht einfach eine Liebe aufgeben, weil ein paar Liter Wasser zwischen euch liegen!“

Saß mir da wirklich noch Daniel gegenüber, grübelte ich.

„Ein paar Liter Wasser? Du bist gut. Zwischen Springfield und London liegen 6644 km…“

„Du bist gut informiert“, unterbrach mich Daniel.

Ich seufzte.

„Du liebst ihn immer noch…, sehr sogar.“

Ich senkte meinen Kopf und nickte.

„Und das macht dir ganz schön zu schaffen…, so sehr, dass es deine Gesundheit angreift.“

Verblüfft hob ich den Kopf.

„Woher weißt du das?“

„Ich habe ein Gespräch zwischen deiner Mutter und diesem Lewis mitbekommen…, scheint ein netter Mann zu sein.“

„Ist er…, ja. Die letzten Wochen… waren, na ja nicht sehr bekömmlich für mich… ich bin zusammengeklappt.“

„Und das nur, weil du das für dich Liebste auf der Welt hast gehen lassen.“

„Nicht nur…, aber trifft schon auch zu.“

„Und was machen wir dagegen?“, fragte Daniel.

„Wir?“, fragte ich verwirrt.

„Ja, du kriegst mich nämlich jetzt nicht mehr los, bis bei dir alles wieder beim Alten ist.“

„Und was wird aus dir?“

Billy

Traumlos wachte ich plötzlich auf. Im Zimmer war es hell und Regen prasselte an die Scheibe. Ich stöhnte und rieb mir übers Gesicht. Würde ich dieses Land auch mal ohne Dauerregen kennen lernen?

Ich richtete mich auf und blickte durch mein Zimmer. Ich suchte meine Klamotten, die gestern…, gestern. Plötzlich war alles wieder da. Ein riesiges Schamgefühl kam über mich und ich begann auch wieder zu weinen.

Ich wischte mir die Tränen weg und stand auf. Da ich nackt war, musste ich wohl gestern direkt nach dem Duschen eingeschlafen sein. Ein Zettel lag auf dem Schreibtisch.

Hallo Billy,

bin mit deinem Vater in die Stadt

gefahren und komme nicht vor

Abend zurück. Essen findest du

in der Küche, wünsche dir einen

schönen Tag.

Mum

Ich war alleine, vielleicht auch besser so. Einen Vorzug hatte die Sache, ich musste mich nicht anziehen und konnte so nach unten gehen wie ich war, was ich nun auch tat. In der Küche lief ich zuerst an den Kühlschrank.

Ich griff nach der Milchtüte und trank direkt daraus. Meine Gier wurde zugleich bestraft, denn ich spürte, wie die kalte Milch über meine Brust tropfte. Ich setzte ab und griff nach einem Geschirrhandtuch, um die Milch abzuwischen.

Als ich gerade die Milch wieder in den Kühlschrank stellen wollte, klopfte jemand an der Haustür. Mist, ich hatte nichts an. Leise lief ich zur Tür und schaute durch den Spion, den Dad neu hatte einbauen lassen.

Ich traute meinen Augen kaum, denn da stand Matthew. Hatte er nicht genug von mir? Seine Hand hob sich und er klopfte noch einmal. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür einen Spalt.

„Hallo“, meinte Matthew.

„Hallo“, gab ich zurück.

„Ähm…, willst du mich hier stehen lassen…?“

„… äh… entschuldige… ich… ich habe nichts an. Moment, ich lass dir die Tür auf und geh mir dann was anziehen.“

Matthew nickte. Ich rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer. Am Schrank angekommen, zog ich mir eine Shorts heraus, in die ich gleich schlüpfte.

„Hast du das gestern ernst gemeint?“ hörte ich plötzlich Matthews Stimme hinter mir.

Ich fuhr herum.

„Was?“, fragte ich etwas erschrocken.

„Dass du schwul bist?“

Ich atmete tief durch und nickte.

„Du willst mich wirklich nicht verarschen?“

Ich schaute Matthews lange an, verschränkte die Arme vor meiner Brust.

„Aus was für einem Grund sollte ich das tun. Das ist nichts, womit ich spaßen würde.“

„Wirklich?“, hakte Matthew nach.

Ich blieb entsetzt stehen, weil mir Matthew nicht glaubte.

„Matthew, das ist nichts, womit ich hausieren gehen würde. Entschuldige bitte, dass es gestern so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Ich habe für einen kurzen Augenblick meine Kontrolle verloren, nur weil ich mich bei dir sehr wohl fühlte. Wenn ich dich dadurch irgendwie verletzt… gekränkt habe, so tut es mir leid…“

Ich drehte mich um und ging zu meinem Bett.

„Du hast… mich nicht verletzt“, kam es von Matthew, der nun weiter in mein Zimmer getreten war.

Ich setzte mich aufs Bett, zog die Beine an und legte meine Arme herum. Matthew zog sich den Stuhl heran und setzte sich vor mich. Dann schauten wir uns lange an.

„Seit wann weißt du es?“, fragte Matthew plötzlich.

„Was?“

„Dass du schwul bist?“

Ich atmete lange aus und zog meine Decke heran.

„Da war ich vierzehn.“

Matthews Augen zeigten mir, dass er verblüfft war.

„Ich habe halt gemerkt, dass ich keinerlei Interesse an Mädchen hatte, die dummen Sprüche über Mädchen meiner Klassenkameraden einfach nur kindisch fand.“

„Hattest du einen Freund?“

Ich nickte.

„Sorry, ich wollte keine alten Wunden aufreißen.“

„Tust du nicht, denn es ist keine alte Wunde.“

Ich stand auf, ging zu meinem Schreibtisch und zog die Schublade auf. Darin lag das Bild, welches früher in meinen Zimmer in England gestanden hatte. Ich gab es Matthew und setzte mich zurück aufs Bett.

„Das ist Tassilo…, wir haben uns getrennt, als ich nach Amerika ging.“

„Süßer Typ“, war das einzige, was Matthew dazu sagte.

„Ja, Tassilo ist absolut süß, der absolut liebste Mensch, den ich je kennen gelernt hatte.“

„Du liebst ihn immer noch…, oder?“

„Ja…, aber das ist jetzt auch egal.“

„Wieso? Wenn, wie du sagst, Tassilo so ein toller Mensch ist, wieso habt ihr euch überhaupt getrennt?“

„Tassilo meinte, die Entfernung würde uns entfremden und es hätte keinen Sinn, weiter zusammen zu bleiben.“

Ich sah, wie es in Matthews Hirn arbeitete.

„Ich weiß es… seit ich bei diesem Theaterstück mitspiele…“, meinte er plötzlich.

Erstaunt schaute ich ihn an.

„Danke“, meinte ich.

„Wofür?“

„Dass du mir vertraust und die Wahrheit sagst.“

Er lächelte etwas.

„Aber warum hast du so eine Abwehrhaltung eingenommen? Gut, ich habe selbst gesagt, mit so etwas geht man nicht hausieren, aber ich hatte gedacht, du hast gemerkt, dass meine Einstellung zum Schwulsein nicht schlecht ist.“

„Tut mir Leid, Billy, das ist alles noch so neu für mich.“

„Du musst dich nicht entschuldigen, ich glaube, ich hätte mich genauso benommen.“

„Wissen deine Eltern, dass du schwul bist?“

„Ja, Tassilo und ich waren ganz offiziell…, ein Liebespaar… oder wie man das nennt.“

„Und ihr hattet keine Probleme… mit anderen?“

„Am Anfang schon, klar, aber man hat sich an unseren Anblick gewöhnt, weil wir nur gemeinsam auftraten, wo immer wir auch waren.“

„Cool“, meinte Matthew und schaute wieder Tassilos Bild an.

„Gibt es in deinem Leben jemanden?“, fragte ich vorsichtig.

„Nicht ganz…“

Auf meinen verwirrten Blick fuhr er fort.

„Er heißt Jamal… ist mein Gegenpart in unserem Theaterstück.“

„Wo liegt das Problem?“

„Ich weiß nicht, ob er auch so empfindet…, ich bin mir so unsicher… Billy, ich habe Angst.“

Ich beugte mich nach vorne und legte meine Hand auf sein Knie.

„Warum, Matthew?“

Tassilo

Daniel zuckte mit den Schultern.

„Daniel, ich möchte dich nicht alleine lassen, nicht wo ich jetzt etwas mehr über dich weiß. Ich biete dir meine Freundschaft an und hoffe du nimmst sie an, denn im Augenblick weiß ich auch nicht weiter.“

Anstatt zu antworten, umarmte er mich.

„Können wir uns hinlegen?“, fragte er, „mir wird kalt.“

„Aber sicher!“

*-*-*

Daniel hatte mich während dieser Nacht ein paar Mal aus dem Schlaf gerissen. Ich hatte eigentlich immer gedacht, ich würde unruhig schlafen, aber er wurde von Träumen regelrecht terrorisiert.

Sanft wurde ich wach gerüttelt und als ich die Augen öffnete, sah ich Lewis vor mir.

Mein Arm tat weh und der Grund hierfür war Daniel, denn er lag eingeigelt darauf und schlief nun friedlich.

„Weckst du ihn? Wir müssen so langsam zusammen packen und nach London zurück“, meinte Lewis leise.

Ich nickte und gähnte gleichzeitig.

„War wohl eine kurze Nacht, habt ihr solange geredet?“

„Eigentlich…, nicht“, antwortete ich gähnend, „aber er hat heute Nacht öfter geträumt.“

„Ja, glaube ich gerne… auf dieser Seele liegt eine große Last.“

Mit diesen Worten verschwand Lewis wieder. Ich drehte meinen Kopf zu Daniel. Seine blonden Strähnen hingen ihm wild ins Gesicht und ich strich ich sie sanft zur Seite. Seine Haut war warm und schön weich.

Über die mit Sommersprossen bedeckte Stupsnase musste ich grinsen, denn sie verlieh seinem friedlichen Gesicht etwas Freches. Daniel begann sich zu bewegen und strecken. Dabei schmiegte sich sein Körper eng an mich.

Noch etwas spürte ich. Etwas, das hart gegen mein Bein drückte, vor allem nicht mehr verhüllt. Daniel schien bei seinen Träumen seine Shorts herunter gestrampelt zu haben und nun rieb er sich eben an mir.

Dies blieb auch bei mir nicht ohne Folgen. Bei mir selbst regte sich etwas heftig und stand in null Komma nichts. Ich ließ es einfach geschehen, zu schön war dieses Gefühl. Plötzlich spürte ich Daniels Hand auf meinem Bauch, wie sie langsam Richtung Brust wanderte.

„Morgen“, brummelte er und drückte sich auf seinem Ellbogen nach oben.

Er sah mir in die Augen und ich merkte, dass er noch nicht richtig wach war. Nur langsam schien er die Situation zu erkennen, denn sein Kopf wanderte in alle Richtungen. Ihm wurde bewusst, dass er nackt und erregt war, wo seine Hand ruhte, vor allem, dass ich halb unter ihm lag.

Erschrocken zog er seine Hand zurück und rückte ein Stück von mir ab. Ich dagegen griff nach seinem Kopf, zog ihn wieder zu mir zurück und begann ihn zu küssen. Ich saugte leicht an seinen weichen Lippen, bis sich diese langsam öffneten.

Meine Hand wanderte über seinen Rücken und ein Schauer durchfuhr ihn. Meine Zunge drang in seine Mundhöhle und wir ergaben uns in einen Kuss. Durch meine Zärtlichkeiten  und durch den Kuss wurde Daniel mutiger und drückte sich wieder ganz an mich.

Seine Hände wanderten nun ebenfalls über meinen Körper. Ohne groß darüber nachzudenken wanderte ich mit meiner Hand nach unten und streichelte seinen Hintern. Meine Finger durchfuhren seinen Spalt, was einen neuen Schauer bei Daniel auslöste.

Seine Zunge wühlte wie wild in meiner Mundhöhle und sein Körper rieb sich heftig an meinem. Ich drückte ihn kurz weg, was er nicht verstand. Dies verriet mir sein Blick. Ich griff nach unten und zog meine Shorts aus, die im hohen Bogen aus dem Bett flog.

Er begann zu grinsen und ich zog ihn wieder zu mir. Hatte ich gestern noch gedacht, er wäre schüchtern und ich müsste die Initiative ergreifen, spürte ich plötzlich seine Hand zwischen meinen Beinen, wie sie forsch alles untersuchte.

Mir entglitt ein leises Stöhnen, was Daniel bestätigte, dass er auf dem richtigen Weg war. Auch ich rieb nun an ihm und beide steuerten wir recht schnell dem Höhepunkt entgegen. Fast gleichzeitig begannen unsere Körper zu zucken und heftig ergossen wir uns über den anderen.

Ganz außer Atem blieben wir aneinander liegen.

„Ist das jedes Mal so schön?“, fragte Daniel schwer atmend.

„Es wird noch schöner, wenn man sich richtig liebt“, meinte ich, was meine Laune aber gleichzeitig auf einen Tiefpunkt sinken ließ.

Daniel schaute mich an und schien meine Gedanken zu erkennen.

„Du liebst Billy…, warum hast du das dann mit mir gemacht?“

Ich stöhnte leicht.

„Weil ich dich mag und dazu Lust hatte.“

„War das jetzt ein einmaliges Erlebnis?“

Sein Blick war enttäuscht.

„Tut mir Leid, Daniel. Ich hätte das vielleicht nicht machen sollen. Aber ich hatte in dem Augenblick das Gefühl, dass es richtig war. Ich weiß nicht, ob das eine einmalige Aktion war oder nicht. Ich weiß nur, wir sollten duschen gehen, bevor das Zeug antrocknet.“

Daniel schaute nach unten und lächelte wieder.

*-*-*

Frisch geduscht und angezogen erschienen wir unten. Ich hörte Stimmen aus der Küche und bemerkte, dass Lewis und Mum nicht mehr alleine waren. Daniel dicht hinter mir, blieb plötzlich stehen.

Ich drückte die Tür auf und bei Mum stand ein fremder Mann.

„Dad?“, sagte Daniel neben mir.

Billy

Bei dieser Berührung zuckte Matthew zusammen. Unsere Gesichter waren dicht beieinander. Ich spürte förmlich, wie Matthews Gesicht glühte, sein Körper zitterte. Wir waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Seine Augen waren blau, ein tiefes Blau, wie Wasser. Sein Blick durchdrang mich und bescherte mir eine Gänsehaut. Seine Hand hob sich und berührte meine Wange. Als strömten kleine Impulse aus den Fingerspitzen zuckte ich leicht unter dieser Berührung zusammen.

Die Hand wanderte weiter, bis sie an meinem Nacken zum Erliegen kam. Langsam spürte ich einen Druck von hinten, weil Matthew mich zu sich zog. Wenige Sekunden später trafen unsere Münder sich, dann vernebelte sich bei mir irgendwie alles.

Wie in Trance hing ich an Mathews Lippen, nahm kaum wahr, wie er aufstand, mich aufs Bett drückte und sich auf mir niederließ. Seine Hände waren in die meinen gekrallt und seine Zunge forderte Einlass.

Plötzlich war dieses schöne Gefühl weg und Matthew stand wieder. Etwas benommen sah ich Matthew verwirrt an.

„Was ist? Habe ich etwas falsch gemacht?“

Er schüttelte den Kopf.

„Hast du nicht das Auto vor dem Haus gehört?“

„Auto? Meine Eltern sind bis heute Abend in der Stadt…, wer sollte sich hierher verirren, wir kennen ja noch keinen.“

Matthew lief zum Fenster.

„Onkel George“, sagte er leise.

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