Die Fälle des Bronetti – Teil 4. – Bronetti und die Madonna

Noch müde vom Einsatz der letzten Nacht lief ich langsam die Treppe hinunter. Einen Fall zum Abschluss zu bringen war immer arbeitsaufwendig und Zeit raubend, erst recht, wenn es bedeutete, fast die ganze Nacht auf den Füßen zu sein.

In der Küche angekommen zog ich meine Espressokanne aus dem Schrank und drehte das Unterteil ab.

„Kann ich auch einen haben?“

Vor lauter Schreck fiel mir die Kanne aus der Hand und schlug laut knallend auf dem Fliesenboden auf.

„Oh, entschuldige…“, sagte mir ein Junge, nur in Shorts gekleidet, ins Gesicht.

Ich schaute ihn verwirrt an.

„Marcello Gamballa… Andrea’s Freund.“

„Gabriel… Andrea’s Vater.“

„Dachte ich mir… die gleichen süßen Augen.“

Ich wusste jetzt nicht, ob ich wegen diesem Kompliment rot werden oder gar etwas erwidern sollte. Ein kurzes Lächeln tat es auch. Der Junge schien selbstbewusst zu sein. Ich beugte mich vor und hob die Kanne wieder auf.

„Stark?“, fragte ich und stellte sie auf dem Gasherd ab.

„Wäre nett.“

So befüllte ich das Unterteil mit Wasser, versah das obere mit Kaffee und drehte sie wieder zusammen. Marcello hatte es sich inzwischen am Tisch bequem gemacht, einen Fuß auf der Sitzfläche aufgestellt, den anderen auf dem Boden ruhend.

Seine eh schon knappen Shorts gaben den Blick frei, auf alles was sich darin fand. Mein Sohn schien wohl gut bedient zu sein, dachte ich und widmete mich wieder dem Frühstück. Ich spürte förmlich Marcellos Blicke auf meinem Rücken.

„Andrea schläft noch?“, fragte ich, um nicht ganz unhöflich zu erscheinen.

„Denke nach der Nacht hat er seinen Schlaf verdient“, meinte mein Gegenüber mit einem süffisanten Lächeln.

„Morgen“, unterbrach Till unsere doch spärliche Unterhaltung, frisch geduscht und nur mit einem Handtuch bekleidet.

„Morgen Schatz“, antworte ich.

Er nahm mich von hinten in den Arm und küsste mich lang und innig. Unser Besuch hatte sich mittlerweile anständig hingesetzt. Till ließ von mir ab und drehte sich zu Marcello.

„Marcello, Andrea’s neuer… ähm Freund“, erklärte ich.

„Morgen Marcello, mein Name ist Till, Gabriels Freund“, meinte mein Till und streckte die Hand aus.

„Mor… gen“, stotterte Marcello.

Die anfängliche provozierende Art war gewichen und vor uns saß plötzlich ein schüchterner junger Mann.

„Süß…!“, sagte Till und wandte sich wieder zu mir, „falls der Kaffee reichen sollte, Andrea ist gerade ins Bad, du solltest mehr machen. Ich richte schon mal den Tisch… draußen?“

„Klar, es gibt nichts Herrlicheres als ein Frühstück bei Sonnenaufgang.“

„Gut, ich zieh mir noch etwas an.“

„Och, von mir aus kannst du so bleiben“, erwiderte ich und nahm ihn in den Arm, um den eben abgebrochenen Kuss weiter zu führen.

„Na ja, eine Shorts tut es ja auch.“

Till gab mir einen leichten Klaps auf den Hintern und entschwand wieder nach oben. Marcello saß immer noch stumm auf seinem Stuhl, sein Gesicht war etwas gerötet.

„Wo habt ihr euch kennen gelernt?“, fragte ich.

„Hä?“, kam es von Marcello überrascht.

„Wo habt du und Andrea euch kennen gelernt?“

„…Schule…“

„Ihr geht in die gleiche Klasse?“

„Nein… Andrea ist eine Klasse über mir.“

Das Frühstück war lustig und Andrea’s neuer Freund gefiel mir zusehends besser.

*-*-*

Wie jeden Morgen drängelte ich mich durch den dichten Stadtverkehr und war nur mit kurzer Verspätung an meiner Dienststelle angekommen.

„Alfonetti, irgendwelche Nachrichten für mich?“

„Liegen auf Ihrem Schreibtisch, Commisario.“

„Danke.“

Dieses freundliche Lächeln unseres Telefonmannes munterte mich jeden Morgen auf, aber es  täuschte nicht über das Klima in unserer Dienststelle hinweg. Der Präfekt Emilio e Fontura hatte den Gürtel mal wieder enger geschnallt.

Außer dem Wort „Sparen“ war aus seinem Munde nichts zu hören. Nicht am Personal, sondern an allen Stellen, an denen er es für nötig hielt. So wurde zum Beispiel die Papierausgabe sehr genau kontrolliert.

Das Verrückte an der Sache war, man sollte zwar sparen, aber er wollte trotzdem über jede Tätigkeit einen Bericht, was den Bedarf an Papier natürlich enorm erhöhte. Ich lief in meinem Büro ein, in dem alle ihrer Beschäftigung nachgingen.

Nachricht von Till. Er war am Überlegen, ob er sich eine kleine Wohnung in New York anschaffen sollte und suchte nach passenden Objekten. Sein Anruf galt nun dieser Sucherei und anscheinend war noch nicht das Richtige dabei gewesen. Aus diesem Grund stand ein Flug nach Amerika an.

„Commisario?“, riss mich Phillip aus meinen Gedanken.

Ich schaute auf.

„Was liegt an?“, fragte ich.

„In der Bordinisache kommen wir nicht weiter. Die Schweizer Behörden blockieren unsere Ermittlungen, wo es nur geht.“

Meine Stirn zog sich in Falten. Eine schlichte Auskunft über ein kleines Züricher Bankkonto zu bekommen war schwerer, als in Palermo ein Drogennest auszuheben.

„Ruft unseren Auslandsbeauftragten Botticelli an, vielleicht kann er euch weiter helfen.“

„Okay Chef.“

Ich schaute zu Costa, der in irgendwelchen Unterlagen vertieft war.

„Costa?“

Er schaute auf und kam zu mir an den Schreibtisch.

„Ein Mord bei Acqua dei Corsari, der Präfekt persönlich bat um baldige Lösung, möglichst ohne großes Aufsehen.“

„Welcher Prominente hat dieses Mal seine Finger im Spiel?“

„Niemand, den ich kenne.“

„Was ist passiert?“

„Passanten haben eine junge Frau gefunden… erstochen!“

„Schon jemand dort?“, fragte ich.

„Phillip kurz…“

„Okay, dann mach ich mich gleich wieder auf den Weg, falls jemand nach mir fragt.“

Costa nickte mir zu.

*-*-*

Es dauerte eine Weile, bis ich am Tatort ankam, aber der Verkehr am Morgen machte ein gutes Durchkommen unmöglich. Da auch kein akuter Notfall vorlag, konnte ich weder das Blaulicht noch die Sirene einsetzen.

So blieb mir nichts anderes übrig, als mit viel Beherrschtheit und Geduld den Verkehr zu meistern. Die Leiche war bereits abtransportiert worden und nur die berühmte Kreidezeichnung ließ die Stelle des Mordes erahnen.

Die Frau schien im Sitzen gestorben zu sein, angelehnt an den hiesigen Brunnen.

„Guten Morgen Commisario.“

„Guten Morgen“, grüßte ich den Brigadiere, „schon etwas über die Leiche heraus gefunden?“

„Nein Commisario, die Frau hatte keine Papiere bei sich und gesehen hat auch niemand etwas.“

„Wäre auch ein Wunder wenn es Zeugen gäbe. Bleiben Sie vor Ort, bis die Spurensicherung kommt.“

„Okay Commisario.“

Ich wollte mich gerade zum Auto bewegen, als ich gerufen wurde.

„Was ist?“

„Commisario, schauen Sie hier.“

Einer der Brigadiere winkte mich zur Brunnenrückseite und zeigte auf den Boden. Durch die jetzt schon sehr kräftigen Strahlen der Sonne nahm ich ein Funkeln am Boden war. Ich beugte mich vor und erkannte einen Ring, der am Boden lag.

Ich zog meinen Kugelschreiber aus der Innentasche meiner Jacke und versuchte den Ring aufzuheben. Nach ein paar Versuchen gelang mir dies auch. Nach eingehender Betrachtung konnte ich zumindest kein Blut sehen.

„Ist nicht gesagt, dass dieser Ring dem Opfer gehört oder überhaupt etwas mit dem Fall zu tun hat“, sagte der Brigadiere neben mir.

Ich schaute auf und las den Namen auf seinem Schild. Brigadiere Capo Alfonso Sparco. Der Name sagte mir etwas, aber ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte.

„Das überlassen wir der Spurensicherung!“

Ich zog ein kleines Tütchen hervor und bugsierte den Ring hinein. Hinter mir hörte ich ein Auto und drehte mich um. Die Spurensicherung. Aber auch Costa stieg aus und lief zu mir.

„Was gibt es?“, fragte ich verwundert.

„Kann ich kurz mit Ihnen sprechen Commisario?“, fragte Costa und ich spürte, dass er sichtlich verlegen war.

„Capo Sparco, geben Sie dies der Spurensicherung und zeigen Sie auch denen den Fundort“, verlangte ich und reichte ihm das Tütchen.

„Wird sofort erledigt“, bekam ich zur Antwort.

Dann wandte ich mich wieder Costa zu, dessen Augen Sparco folgten.

„Was gibt es so Dringendes, dass es nicht Zeit hat, bis ich wieder zurück bin?“, fragte ich.

Costa schaute noch einmal auf Sparco und dann wieder zu mir.

„Sie wissen, dass Sparco weitläufig mit unserem Präfekten verwandt ist?“, fragte er mich plötzlich.

„Woher soll ich das wissen? Ich sehe den Kerl heute das erste Mal.“

Costa zog ein gefaltetes Blatt hervor und reichte es mir.

„Was ist das?“

„Ein Antrag auf Versetzung…“

„Du willst dich versetzen lassen?“, fragte ich verwundert.

„Nein, nicht ich…, dieser Sparco!“, antwortete Costa und schaute wieder zu Besagtem hinüber.

„Costa, lass mich bitte nicht dumm sterben, könntest du ein mal einen Satz komplett aussprechen und mir den ganzen Zusammenhang erklären?!“

„Alfonso Sparco, Neffe dritten Grades des Präfekten, bittet schriftlich um Versetzung von den Carabinieres zu den Polizia de Stato, mit Wunsch in unsere Abteilung und Dank der Verwandtschaft schon genehmigt zum nächsten Ersten.“

„WAS? Und ich werde mal wieder nicht gefragt?“

„Sorry Chef, der Schrieb kam vorhin auf unseren Tisch.“

„Und warum gerade zu uns?“

Costa schaute verlegen zu Boden und kratze mit seinem Schuh über den Teer.

„Costa…?“

Costa verdrehte die Augen und kam näher zu mir her.

„Ich habe mir erlaubt, über Sparco Informationen einzuholen“, flüsterte Costa mir ins Ohr.

„Und?“

„Sparco ist schwul…!“

„Mamma Mia, auch das noch.“

Ich schlug die Hände vor mein Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Womit habe ich das verdient.“

Costa zuckte nur grinsend mit den Schultern.

*-*-*

„Till, endlich ein freundliches Gesicht in meiner Nähe“, meinte ich, als ich Till in meinem Büro vorfand.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gerannt“, sagte Till grinsend und begrüßte mich mit einer innigen Umarmung, die in einem Kuss endete.

Sein Lächeln strahlte die berühmte Ruhe aus, die ich schon seit Langem zu nutzen wusste.

„Kaffee?“, fragte ich ihn, er nickte.

Ich nahm den Hörer und bestellte zwei Kaffee.

„Erzähl, was ist passiert?“, hakte Till nach.

„Ach, ich bekomme einen Neuen zugewiesen.“

„Das ist doch gut, du stöhnst doch seit Langem über die viele Arbeit, besonders die Bürokratie, dann hast du doch jemand, den du da mehr einsetzen kannst.“

„Stimmt…“

„Aber?“

„Er ist ein ferner Verwandter vom Alten und zudem schwul.“

„Oh…“

„Ja, oh!“

Es klopfte und die Tür ging auf. Costa kam mit dem Kaffee herein.

„Hallo Chef, wir kennen nun die Identität des Opfers. Die junge Frau heißt Carmen Stromboli und ist dreiundzwanzig Jahre alt. Verkäuferin in einer Modeboutique.“

Er servierte jedem von uns den Kaffee und schaute mich danach wartend an.

„Wie habt ihr das so schnell heraus bekommen?“, fragte ich erstaunt.

„Öhm, das waren nicht wir…, das war Sparco.“

„Wer ist Sparco…?“, fragte Till.

„Der Neue“, antwortete Costa und nahm mir die Antwort ab.

„Fleißig, fleißig! Man könnte meinen, er will sich einschmeicheln“, schmunzelte Till und nippte an seinem Kaffee.

Ein strenger Blick meinerseits verwandelte dieses Schmunzeln in ein freches Grinsen.

„Commissario, wir wissen jetzt, wer das Opfer ist“, hörte ich von der Tür.

Dort stand Sparco mit seiner Mütze unter dem Arm. Till grinste noch mehr und Costa rollte mit den Augen.

„Danke…, davon wurde ich bereits in Kenntnis gesetzt“, antworte ich, „und könnte ich nun wieder alleine mit meinem Freund hier reden?“

„Oh, ja natürlich…, bin schon weg“, meinte Costa und zog die Tür hinter sich zu.

Till fing an zu lachen.

„Ein gelungener Auftritt, muss ich schon sagen“, meinte Till.

„Womit habe ich das verdient…“, erwiderte ich und ließ mich in meinen Stuhl fallen.

*-*-*

„Papa, ich bin dann weg, kann spät werden, also warte nicht auf mich“, rief Andrea.

„Du hast ja meine Nummer, wenn etwas sein sollte“, rief ich zurück.

„Ciao Papa… ciao Till.“

„Ciao Andrea“, kam es von uns im Chor und endlich waren wir alleine.

„Hast du Hunger?“, fragte ich.

„Wenn du so fragst, ich könnte noch etwas vertragen.“

*-*-*

Gut gesättigt lagen wir etwas später auf der großen Korbliege, die einen großen Teil der Terrasse einnahm. Mein Kopf lag auf Tills Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte.

„Über was grübelst du nach?“, fragte Till.

Ich hob den Kopf und schaute ihn an.

„Oje, den Blick kenne ich. Mein Bär philosophiert über das Leben.“

„Quatsch… Ich dachte nur darüber nach, wie es wäre, ständig bei dir zu sein.“

„Du meinst, dass wir zusammenziehen? Uns ein kleines Häuschen suchen, mit weißem Gartenzaun und Baum im Vorgarten?“

„Ja, mach dich ruhig lustig über mich.“

„He, nicht schmollen. Aber dieses Thema hatten wir schon oft genug. Du kannst hier nicht weg, wegen deinem Job und ich reise die ganze Zeit in der Welt herum.“

„Ich meinte ja nur… wenn ich meinen Job aufgeben…“

„Halt! Sprich nicht weiter! Du und deinen Job aufgeben? Nein Gabriel, das würde deiner nicht entsprechen. Du würdest unglücklich werden und das möchte ich nicht. Ich weiß, so wie es jetzt läuft, ist es… wie soll ich sagen, na ja jeder von uns kommt schon ein wenig zu kurz, weil wir uns nicht immer sehen können.“

Ich nickte.

„Aber im Augenblick möchte ich das nicht ändern. Es tut so gut hier her zu kommen… es ist wie ein Heimkommen Gabriel, ich bin glücklich bei dir… ich bin glücklich mit dir.“

Ich musste lächeln.

„Okay, war auch nur so ein Gedanke…“

„Den du bitte wieder ganz schnell verwirfst! Du und kein Polizist, das wäre wie… der Papst ohne Vatikan.“

„Jetzt übertreib mal nicht.“

„Apropos Vatikan, ich soll dir liebe Grüße von Lutz sagen, wir haben gestern telefoniert.“

„Oh, das ist lieb, wie geht es denn den beiden?“

„Lutz meinte, er könne sich nicht beklagen und auch Rico geht es gut. Sie haben übrigens  Urlaub und dreimal darfst du raten, wo sie den verbringen möchten.“

„Muss ich jetzt anbauen?“, fragte ich.

„Hm, vielleicht sollten wir eine zweite Liege anschaffen“, erwiderte Till und grinste dabei sehr süffisant.

*-*-*

Mein Gespräch mit dem Präfekten war wie immer ernüchternd und langweilig. Abgesehen von der Nachricht, dass wir noch einen zweiten Sovrintendente (Polizeioberwachmeister) dazu bekommen würden, erzählte er mir nichts Neues.

Der Name des zweiten Mannes spukte mir im Kopf herum, aber ich kam nicht darauf, woher ich ihn kannte. Außer einem Berg neuer Akten ging aus diesem Gespräch wie immer nichts hervor.

Als ich das Büro betrat, sprang Sparco auf und machte Männchen. Na ja, er stand stramm da. Costa und Phillip grinsten sich eins.

„Sparco in mein Büro!“, sagte ich nur.

Er folgte mir ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Phillip und Costa grinsten noch mehr.

„Schließen Sie hinter sich die Tür und setzten Sie sich!“

Ich wartete, bis er am Schreibtisch saß.

„Ich weiß nicht, warum Sie sich zu mir versetzen lassen haben…“, er wollte etwas darauf sagen, „lassen Sie mich bitte zu Ende reden…“

Er nickte.

„…ein paar Regeln zu meiner Abteilung Alfonso Sparco. Uniform tragen hier alle, die keiner unmittelbaren Abteilung unterstellt sind. Also Empfang und die, die im Schichtdienst sind.“

Wieder nickte er.

„Hier in meiner Abteilung tragen Sie bitte Zivil, denn bei ermittlungstechnischen Vorgängen kann das eher von Vorteil sein. Das andere, was Sie auf keinen Fall machen brauchen, ist stramm zu stehen, wenn ich den Raum betrete. Wir sind hier nicht bei den Carabinieri.“

Er sah mich mit großen Augen an, fast hatte ich das Gefühl, er bewunderte mich.

„Reicht Ihnen eine halbe Stunde, um sich umzuziehen? Und bitte, keine Kravatte!“

„Ja.“

Er konnte sogar reden. Ich atmete durch.

„Gut, in einer halben Stunde ist Dienstbesprechung hier in meinem Büro, seien Sie pünktlich.“

„Okay Chef.“

Wenigstens dies hatte er von Costa und Phillip übernommen, damit konnte ich leben. Er stand auf und wollte schon wieder Männchen machen, aber ein Anheben meiner Augenbraun ließ ihn dieses Unterfangen bleiben lassen.

Ich öffnete die Tür und musste grinsen, weil meine beiden Helfer sehr dicht an der Tür standen und lauschten.

„Keine Arbeit?“, fragte ich, während sich Sparco an mir vorbeidrückte.

Etwas verlegen begaben sich beide wieder an ihren Schreibtisch zurück. Ich sah mich in dem Raum um. Jetzt mit Sparco wurde es etwas eng in dem Zimmer mit nur zwei Schreibtischen.

„Costa, bestell mal bitte Alfonetti zu mir.“

Er nickte. Wenn einer dieses Problem lösen konnte, dann war es Alfonetti. Er hatte nicht nur den Empfang unter sich, sondern kümmerte sich auch sonst um die Belange der Bediensteten im Hause.

Es dauerte keine fünf Minuten, als es an meiner Tür klopfte.

„Herein“, rief ich und diese öffnete sich dann auch.

„Commissario Bronetti, Sie haben nach mir rufen lassen?“

„Ja! Danke Alfonetti, dass Sie so schnell Zeit finden konnten.“

„Für Sie doch immer Commissario…, wo drückt denn der Schuh…?“

„Mein Schuh“, grinste ich, „drückt nicht, aber bald mein Büro. Mit vier Männern wird es bald zu eng im Vorzimmer.“

„Davon habe ich schon gehört… Gratulation Commissario zur Vergrößerung Ihrer Abteilung… hm…, da muss ich mir das mal alles genauer ansehen.“

Ich folgte ihm in den Vorraum, wo Costa und Phillip aufschauten.

„Sie haben recht, hier ist es wirklich eng, mit all den Aktenschränken.“

Er schaute sich weiter um und lief dabei die Wände ab.

„Einen Moment bitte Commissario, ich muss gerade etwas nachschauen“, sagte plötzlich Alfonetti und verließ den Raum Richtung Flur.

„Bekommen wir ein neues Büro?“, fragte Costa.

„Wenn unsere Truppe verstärkt werden soll, dann brauchen wir auch mehr Platz.“

„Wieso? Bekommen wir noch jemanden?“, kam es von Phillip.

„Ja. Der Präfekt willigt uns mit Sparco zwei neue Hilfen zu, da unsere Arbeit hier immer umfangreicher wird.“

„Das hört sich gut an“, meinte Phillip.

„Das wird eng hier“, sagte Costa.

„Deshalb ist ja auch Alfonetti da, um dieses Problem zu lösen.“

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, öffnete sich unsere Tür und Alfonetti trat herein.

„Commisario, ich habe das Problem gelöst“, meinte er und lief zielstrebig auf einen der großen Aktenschränke zu.

„Hinter diesem Schrank befindet sich ein Zugang zum Nachbarzimmer, das zurzeit eher einer Rumpelkammer gleicht, als einen dienlichen Zweck erfüllt. Ich werde diesen Raum leeren lassen und sämtliche Akten in dieses Zimmer dort hineinräumen. Dann müssten hier ohne Probleme vier Schreibtische herein passen.“

„Danke Alfonetti, eine sehr gute Idee… ich wusste nichts von diesem Zugang.“

„Der wurde noch von Ihrem Vorgänger versperrt, eben mit diesem Aktenschrank.“

Ich nickte.

„Wie schnell kann ich mit dem Umzug rechnen?“, fragte ich.

„Heute Abend müsste alles fertig sein, wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt.“

Ich hob überrascht meine Augenbraun, denn damit hatte ich nicht gerechnet.

„Sollen wir solange das Zimmer räumen?“, fragte Costa.

„Das wäre von Vorteil“, nickte Alfonetti und die Blicke der Jungs richteten sich auf mich.

„Einen Moment, da fällt mir etwas ein“, sagte ich und griff zum Telefon.

Es klingelte zweimal, bis jemand das Gespräch entgegen nahm.

„Maria Scubelli im Vorzimmer des Präfekten, was kann ich für Sie tun?“

„Hallo Maria, hier ist Bronetti.“

„Hallo Commissario, was haben Sie auf dem Herzen?“

„Wird das Konferenzzimmer heute benötigt?“

„Nein.“

„Wäre es dann möglich, meine Männer für heute dort unterzubringen, da hier ein kleiner Umbau des Büros von Statten geht.“

„Kein Problem Commissario, die neue Computeranlage wurde auch schon installiert und kann somit voll genutzt werden.“

„Das hört sich gut an, Maria, danke!“

„Nichts zu danken Commissario, immer wieder gerne.“

Ich legte auf und schaute die Jungs an.

„Ihr habt es gehört, ab ins Konferenzzimmer mit euren Sachen.“

„Okay Chef…“, meinte Costa, „ und was ist mit Sparco?“

„Der kommt gleich wieder und kann euch helfen.“

„Und wer ist jetzt der Neue“, fragte Phillip neugierig.

„Das kann ich euch später erzählen, wenn ihr umgezogen seid, irgendwo muss ich die Akte hingelegt haben.

*-*-*

Eine Stunde später hatten wir uns im Konferenzzimmer breit gemacht. Aktenberge füllten den großen Tisch und auch auf den umliegenden Kommoden sah es nicht besser aus.

„So langsam müssen wir mal wieder zur Arbeit übergehen. Sparco, wie lange waren Sie in Acqua dei Corsari beschäftigt?“

In Jeans und lässigem Hemd war er mir gleich um einiges sympathischer.

„Drei Jahre fast“, antwortete er.

„Und wie sind die Leute dort, konnten Sie Kontakte schließen?“

„Eher spärlich, die sind da ein Volk für sich.“

Wie der Rest des sizilianischen Volkes, dachte ich für mich.

„Zum Opfer können Sie mir nichts sagen?“

„Nein, Commisario. Ich habe sie zwar ein paar Mal bei dieser Modeboutique gesehen, ist aber nie auffällig geworden.“

„Schon irgendetwas im Umfeld in Erfahrung gebracht?“, fragte ich weiter.

„Chef, die Tote war, wie wir hörten, mit dem Sohn des Bruno Castellchetta liiert“, sagte Costa.

„Brunos Sohn?“, fragte ich überrascht.

Costa nickte.

„Der Schönling hat eine Freundin… hatte…, das ist interessant zu hören.“

„Sie kennen Bruno Castellchetta persönlich?“, fragte Sparco überrascht, „Man sagt ihm doch Verbindungen mit der Mafia nach.“

„Das ist eine längere Geschichte… aber die steht nicht zur Debatte. Sparco, Sie unterhalten sich mit den Kolleginnen in der Modeboutique. Phillip, versuch mit der Familie des Opfers Kontakt aufzunehmen…, wir müssen mehr über das Umfeld in Erfahrung bringen.“

„Und ich Chef?“, fragte Costa.

„Du begleitest mich zu Bruno Castellchetta.“

*-*-*

Auf dem Weg nach Acqua dei Corsari klingelte mein Handy.

„Bronetti.“

„Hallo Papa.“

„Andrea? Alles in Ordnung?“

„Ja klar, was soll sein? Ich wollte nur fragen, ob ich heute Nacht bei Marcello übernachten darf?“

„Du hast morgen wieder Schule. Wir haben…“

„Mensch Papa, es ist Wochenende, morgen ist keine Schule…“

Schweigen.

„Okay“, setze ich noch mal nach.

„Danke Papa!“

„Frag doch Marcello, ob er bei dir schlafen will, dagegen habe ich nichts.“

„Wenn er darf…“

„Er hat doch schon bei dir geschlafen. Frag ihn… fragen kostet nichts! Wird sicher kein Problem machen.“

„Ja Papa…, das ist ein anderes Thema. Aber das erzähle ich dir, wenn du Feierabend hast, nicht am Telefon. Wann kommst du nach Hause?“

 

Es gab also Probleme, die mir mein Sohn erzählen wollte.

„Andrea, das weiß ich noch nicht, aber ich kann mich melden.“

„Ja Papa… okay…Ciao!“

„Ciao Andrea.“

Ich drückte das Gespräch weg und atmete tief durch. Bald würde Andrea achtzehn werden und sich nichts mehr verbieten lassen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Costa neben mir.

Ich nickte. Die Via Messina Marine war überraschend leer um diese Zeit, als ich auf das Anwesen der Castellchetta fuhr. Zwei Bodyguards standen am Tor, von denen sich einer in Richtung meines Dienstwagens bewegte.

Als er mich erkannte, blieb er stehen, gab ein unscheinbares Zeichen an seinen Kollegen weiter und das Tor öffnete sich.

„Ist das hier immer so?“, fragte Costa, der sichtlich nervös neben mir saß.

„Nur, wenn man bekannt ist“, antworte ich und fuhr die Auffahrt zum Haus hinauf.

Auf einem kleinen Parkplatz blieb ich stehen und stellte den Motor ab. Costa sah mich fragend an.

„Sitzenbleiben“, sagte ich nur.

Mein Blick glitt zum Haus hinüber, wo sich wenige Sekunden später ein junger Mann auf uns zu bewegte.

„Jetzt kannst du aussteigen!“

Costa war gut beraten, jetzt nichts zu fragen und einfach meinen Anweisungen zu folgen.

„Commissario Bronetti, was für eine Ehre Ihres Besuches“, sprach uns Luigi Camerazzo, die rechte Hand von Bruno Castellchetta, an.

Ich schüttelte höflich seine Hand.

„Ispettore Funcasi“, sagte ich nur und wies auf Costa.

Camerazzo nickte ihm zu.

„Folgen Sie mir bitte auf die Terrasse, Signore Castellchetta wird gleich bei Ihnen sein.“

Wir folgten ihm auf einem Marmorpfad um das Haus herum. Alles war schön gepflegt, lediglich der Baulärm des Nachbargrundstückes störte diese Idylle von Garten. Die letzten Bäume wichen und uns offenbarte sich ein herrlicher Blick auf das Meer hinaus.

Das blaugrüne Wasser flimmerte leicht in der Morgenhitze.

„Darf ich Ihnen etwas Kühles zum Trinken anbieten?“, fragte Camerazzo.

Costa schaute mich an.

„Ein Wasser wäre recht“, antworte ich.

Und ohne Costa zu fragen, reichte er uns beiden ein Glas Wasser.

„Signore Castellchetta wird gleich bei Ihnen sein.“

Camerazzo entfernte sich. Als er aus dem Blickfeld war, wandte sich Costa zu mir, aber ein Handzeichen von mir ließ ihn von seinem Vorhaben, etwas zu fragen, abkommen. Mein Blick wanderte wieder auf das Meer hinaus.

Cirka einen halben Kilometer vor der Küste lag eine große Yacht.

„Eine halbe Million, Gabriel, falls Sie sich fragen, was sie gekostet hat. Aber ich schaue mich nach einem etwas kleineren Schiff um.“

Ich drehte mich um und Bruno stand an der Terrassentür.

„Hallo Gabriel, schon lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

„Stimmt Bruno, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor“, antworte ich und stellte mein Glas auf dem Tisch ab.

Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Als er mich wieder los ließ, fiel sein Blick auf Costa, der steif da stand.

„Costa Funcasi, einer meiner Mitarbeiter.“

Er reichte Costa seine Hand.

„Deckt der Chef euch immer noch mit soviel Arbeit ein?“

Costas unsicherer Blick streifte den meinen und ich musste grinsen.

„Ähm… nein, alles im grünen Bereich“, antwortete er schüchtern.

Bruno lachte laut und goss sich ebenfalls Wasser ein.

„Was führt Sie zu mir, Gabriel?“

„Ich weiß nicht, ob Sie schon von dem Mord an der jungen Frau Carmen Stromboli im Stadtzentrum gehört haben“, begann ich.

Natürlich wusste ich, dass er es wusste.

„Ja, ein tragische Sache… so jung zu sterben.“

„Ich habe gehört Signora Stromboli soll mit Ihrem Sohn befreundet gewesen sein.“

„Ich kenne die Freunde meines Sohnes nicht, Gabriel. Da müssen Sie ihn schon selbst fragen. Augenblicklich befindet er sich aber noch auf einer Vorlesung in der Universität.“

„Sie kennen sie nicht?“, fragte Costa, was ihm einen bösen Blick meinerseits einhandelte.

„Lieber Signore Funcasi, ich mag zwar den Ruf eines Gigolos haben, aber diese Frau wäre mir doch etwas zu jung.“

Ich lächelte Bruno an, der dieses Lächeln erwiderte.

„Was studiert Ihr Sohn überhaupt, Bruno?“, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

„Rechtswissenschaft und er stellt sich gut an, will ich meinen.“

„Das freut mich zu hören.“

„Wenn Sie möchten schicke ich Ihnen Alessio auf dem Questura (Präsidium) vorbei.“

„Das wäre nett.“

„Wann haben Sie mal Zeit, mir Ihren deutschen Freund vorzustellen, Gabriel? Ich habe schon viel von ihm gehört.“

„Da muss ich ihn erstmal fragen, sein Terminkalender ist recht voll.“

„Kein Problem, ein Anruf genügt.“

„Danke Bruno, aber wir werden uns jetzt verabschieden und ich bedanke mich, dass Sie uns empfangen haben.“

„Nichts zu danken Gabriel, jederzeit wieder und melden Sie sich.“

„Versprochen!“

Wir reichten uns diesmal nur die Hände und gingen dann den Weg zurück zum Wagen.

„Und was hat uns das jetzt gebracht, Chef?“, flüsterte Costa.

„Jetzt weiß Signore Castellchetta offiziell, dass wir in diesem Fall ermitteln.“

„Das hätte er aber doch auch so erfahren und kann er denn jetzt nichts vertuschen, ich meine, es geht ja um seinen Sohn.“

„So ist es besser, Costa. Kannst mir ruhig glauben. Er wird auch sicher nichts vertuschen.“

„Warum sind Sie da so sicher?“

„Weil ich ihn gut kenne.

*-*-*

Wieder zurück auf dem Questura lief ich kurz an unserem Büro vorbei, in dem eifrig gewerkelt wurde.

„Ah Commissario, ein gewisser Feldwebel Lutz Stängel wollte Sie sprechen“, meinte Alfonetti.

Lutz hatte hier angerufen?

„Hat er eine Nummer hinterlassen?“, fragte ich.

„Nein, Commisario. Er war hier.“

„Lutz war hier?“

„Sie kennen den Herrn?“

Ich nickte.

„Hat er etwas ausrichten lassen?“

„Ja, er wäre hier mit seinem Kollegen abgestiegen“, antwortet Alfonetti, griff sich in die Brusttasche und reichte mir einen Zettel.

„Danke Alfonetti… und wie weit sind Sie schon gekommen?“

„Es geht gut voran Commisario, morgen können Sie ihre Büros wieder beziehen.“

„Danke Alfonetti, Sie haben etwas gut bei mir.“

Ich zog mein Handy hervor und wählte Till an. Nach kurzem Klingeln meldete er sich.

Hi Bär, kannst du Gedanken lesen? Ich wollte dich gerade anrufen.“

„Hallo Till, sicher nicht aus dem gleichen Grund. Lutz und Rico haben sich gemeldet.“

„Derselbe Grund“, kicherte Till, „ich habe eine SMS bekommen, dass sie heute hier ankommen werden.“

„Sie sind schon da…, waren hier. Ich habe Nachricht bekommen, dass sie im Porta Felice abgestiegen sind.“

„Noble Adresse.“

„Das dachte ich auch. Könntest du dich um sie kümmern, ich hänge hier noch eine Weile fest. Ihr könnt ja zu meinem Haus fahren und ich komme nach.“

„Okay Schatz, ich habe hier kurz noch etwas zu tun, rufe die beiden aber gleich an.“

„Danke Till, ich melde dich bei dir.“

„Bis später… ich liebe dich!“

Ich schaute mich kurz um, ob nicht jemand in der Nähe stand.

„Ich dich auch!“

Das Handy ließ ich wieder in die Jackentasche gleiten. Ich lief die Treppe hoch zum Konferenzraum und war überrascht, drinnen recht laute Stimme zu hören. Nachdem ich die Tür aufgezogen hatte, fand ich den Grund des Übels.

„Das verstößt aber gegen die Vorschriften!“

Das Gesicht kannte ich nicht.

„Sovrintendente Solis, bei uns läuft es etwas anders als auf ihrer Kommandantur.“

Dies schien die vierte Kraft zu sein.

„Gibt es Probleme?“, fragte ich und schloss hinter mir die Tür.

Alle Köpfe flogen herum und ich hatte die volle Aufmerksamkeit.

„Es geht darum, dass wir uns in den Computer von Raffael Castellchetta einhacken wollen, wie es Ambros ausdrückt“, antwortete Costa.

Sonst sagte  keiner ein Wort. Ich seufzte.

„Ambros Solis?“, fragte ich.

Der Genannte nickte.

„Ich muss Ispettore Costa Funcasi Recht geben. Im Laufe der Ermittlungen an einem Mordfall dürfen wir ohne richterliche Verfügung uns der Technik bedienen, Telefonate oder auch in Computern… ähm uns einhacken.“

Solis nickte, gab aber keinen Ton von sich. Die Stimmung war nicht gut. Dann der fremde Raum. Ich schaute auf die Uhr.

„Einen Moment bitte“, meinte ich und ging wieder auf den Flur.

Erneut nahm ich mein Handy und wählte Till an.

„Gabriel? Hallo. Hast du so Sehnsucht nach mir?“

„Auch, aber ich habe ein anderes Problem.“

„Wo ich dir helfen soll?“

„Weiß nicht.“

Wo drückt denn der Schuh?“

„Die Frage hat mir heute schon mal jemand gestellt… Also, du weißt, meine Abteilung wird vergrößert und Nummer vier ist heute eingetroffen… und wie soll ich sagen… die Stimmung ist beschissen.“

„Hm, ist auch nicht anders zu erwarten, wenn jemand Neues anfängt, bei dir gleich zwei.“

„Und was soll ich jetzt machen? Da drin knistert es, als würden Neptun und Ares persönlich voreinander stehen.“

„Weißt du was? Wir grillen heute Abend. Ich werde Lutz und Rico abholen, dann werden wir zusammen alles einkaufen und du bringst deine Truppe mit. Wäre doch gelacht, wenn wir den Zustand nicht ändern könnten.“

„Meinst du wirklich…? „, zweifelte ich.

„Falls du eine bessere Idee hast? Ich finde meine gut.“

„Okay Schatz, du hast sowieso immer die besseren Ideen.“

Quatsch, aber ich liebe dich trotzdem.“

Ich musste grinsen.

„Ich liebe dich auch… also bis nachher mein großer starker Mann.“

„Ciao Bär!“

Wieder wanderte mein Handy in die Tasche und ich betrat erneut den Konferenzraum.

„So meine Herren. Computer runterfahren, alles zusammen packen, damit Alfonetti später alles hinunter transportieren lassen kann. In einer halben Stunde treffen wir uns auf dem Parkplatz unten. Alle Verabredungen heute Abend absagen… Genaueres später.“

Keine Widerworte. So verließ ich den Raum wieder und machte mich auf, Maria einen Besuch abzustatten.

*-*-*

Pünktlich eine halbe Stunde später standen alle vier vor mir auf dem Parkplatz.

„Sparco, Sie fahren bei Phillip und Costa mit. Ambros, sind Sie mit dem Wagen da?“

Er schüttelte den Kopf.

„Gut, dann fahren Sie mit mir.“

Ambros nickte. Wenn ich anwesend war, schien er wohl sehr wortkarg zu sein, aber das konnte man ja während der Autofahrt ändern. Ich lief zu meinem Dienstwagen und öffnete ihn.

„Einfach mir folgen“, meinte ich zu Phillip und stieg ein.

Ich ließ den Wagen vom Parkplatz rollen und fuhr auf  die Straße.

„Ich habe in Ihren Akten gelesen, dass Ihre Mutter Deutsche ist?“, fragte ich Ambros.

„Ja.“

„Sie sind aber hier geboren?“

„Ja, in Santa Flavia. Meine Mutter lebt seit Ihrer Heirat hier in Sizilien.“

„Und können Sie Deutsch?“

„Ja… fließend.“

„Das trifft sich gut… mein Freund ist Deutscher.“

„Ich habe schon gehört…“, begann Ambros leise.

„Dass ich schwul bin und mit einem Mann zusammenlebe?“

Ambros wurde hoch rot, was mich innerlich amüsierte.

„Haben Sie Probleme damit?“

„Nein… sicher nicht.“

„Wieso? Sind Sie auch schwul?“

„Nein…“, kam es nun etwas lauter.

„Aber?“

„Ich habe schwule Freunde, mit denen ich mich sehr gut verstehe.“

„Gut, dann wäre das ja mal vom Tisch.“

Ich blickte kurz zu ihm rüber. Ambros war achtundzwanzig, aber seine schwarzen wilden Locken ließen ihn viel jünger aussehen. Er starrte stur nach vorne.

„Sie haben alle Kurse und Prüfungen mit Bestnoten belegt… was verschlägt Sie dann zu mir?“

„Ähm…“

„Ihnen stehen doch mit diesen Zeugnissen alle Türen offen.“

„Signore Torega…“

„Den kenne ich gut, der war schon zu meiner Zeit Professor auf der Akademie.“

„Ich weiß… er hat mich zu Ihnen geschickt. Er meinte… bei Ihnen kann ich alles lernen, Sie wären sein bester Schüler gewesen.“

Ollala, das sind ja ganz neue Töne. Das hat der Alte zu mir nie gesagt.

„So, sagt er das?“

„Ja.“

„Okay“, grinste ich.

Im Rückspiegel sah ich die drei anderen, sie folgten schön meinem Wagen. Wir bogen in die Via Messina Marine ein und der Verkehr wurde etwas weniger.

„Darf ich fragen, wo wir hinfahren?“, kam es leise von Ambros.

„Zu mir“, antworte ich.

„Ein neuer Fall?“

„Nein.“

Ich setzte den Blinker und bog in meine Einfahrt ein.

„Sie wohnen hier?“

„Ja.“

„Ich habe die Leute mit Haus am Strand immer beneidet.“

„Ein Erbstück eines Onkels.“

Ich ließ den Wagen ausrollen und freute mich darüber, dass Tills Wagen bereits da stand. Ambros und ich verließen den Wagen, während Phillip neben uns einparkte.

„Was wollen wir hier?“, fragte Costa beim Aussteigen.

„Lass dich überraschen“, meinte ich, während sich meine Haustür öffnete.

*-*-*

Die Freude war groß, auch bei Costa und Phillip. Etwas betreten standen Ambros und Sparco daneben. Aber Till schien das gleich zu bemerken.

„Ihr seid die neuen Mitarbeiter meines Mannes?“, fragte er und ich stellte fest, dass Till dies noch nie so deutlich vor jemand anderem gesagt hatte.

Ein Nicken kam von den zwei Herren.

„Ich heiße Till“, meinte er und streckte seine Hand aus.

„Alfonso Sparco.“

„Ambros Solis.“

„Das hier sind Lutz Stängel und Rico Gschanz, Freunde aus Rom und auch so etwas wie Kollegen.“

„Kollegen?“, fragte Ambros.

„Ja, wir beide sind bei der Schweizer Garde beschäftigt“, antwortete Rico.

„Im Vatikan? Das ist ja interessant“, kam es von Sparco.

„Könnten wir rein gehen? Sonst meint hier noch jemand, hier wäre eine Demo“, sagte ich und bewegte mich zur Haustür zu.

„Du hast gar nicht gesagt, dass du so einen süßen Sohn hast“, kam nun, wie nicht anders zu erwarten, von Rico.

Phillip und Costa kicherten. Alle folgten mir ins Haus, wo ich auch Andrea und Marcello auffand. Diesmal etwas züchtiger gekleidet mit Jeans und Hemd.

„Rico, du bist viel zu alt für Andrea und wie du siehst, ist er schon vergeben“, konterte ich, was eine heftige Lachattacke von Lutz zur Folge hatte.

„Du… und alt, das hat auch noch niemand gesagt“, lachte Lutz weiter.

Rico schob seine Unterlippe nach vorne und schmollte.

Ich wandte mich wieder zu Ambros und Sparco.

„Darf ich vorstellen“, das ist mein Sohn Andrea und sein Freund Marcello. Andrea, das sind meine neuen Mitarbeiter Ambros und Alfonso.“

„Hallo“, kam es von den beiden.

Man schüttelte sich die Hände und ich spürte zusehends, wie sich Ambros immer unwohler fühlte. Ich hoffte, dieser kleine Grillabend endete nicht in einem Fiasko.

„Ich habe Hunger…, ist der Grill schon an?“, fragte ich.

„Ja“, sagte Andrea und verschwand mit Marcello durch die Tür auf die Terrasse.

„Möchte jemand etwas vorne weg?“, fragte Till ganz höflich und stellte dabei Oliven auf die Theke, sowie Campari und Portwein.

„Chef, haben Sie Platz genug, um hier zu schlafen…, sonst dürfte ich nichts trinken“, meinte Phillip.

„Seit wann fährst du nicht mehr, wenn du etwas getrunken hast“, fragte Costa grinsend.

„Seit… ich einen Strafzettel bekommen habe…“, murmelte Phillip leise.

Till kicherte und schenkte einfach ein paar Getränke ein.

„Also über Gästezimmer verfügt dieses Haus genug, wenn jemand von den Herren hier nächtigen möchte“, meinte ich und griff nach einem Campari Orange.

Die anderen nickten und griffen ebenso nach den Getränken, als Andrea herein gestürmt kam.

„Soll ich schon auflegen?“

„Klar“, antwortete Rico und ging mit ihm nach draußen.

„Ich glaube, wir kommen jetzt öfter“, meinte Lutz und grinste mich an.

„Freut mich wirklich, dass ihr da seid“, meinte ich und klopfte sanft auf seine Schulter, „was macht Seine Eminenz?“

„Kardinal Christoforo geht es gut, ich soll dir liebe Grüße bestellen und dir Till natürlich auch.“

„Danke“, sagte ich, „wollen wir nicht raus gehen?“

„Gerne, es riecht schon so gut.“

*-*-*

Ambros Stimmung schien sich wohl gebessert zu haben. Er unterhielt sich angeregt mit Rico und Andrea. Auch Sparco wirkte etwas gelöster. Tim hatte mal wieder Recht gehabt, und als hätte er er gemerkt, dass ich gerade an ihn dachte, blickte er genau in dem Moment zu mir.

Ich goss mir noch etwas Ponimo ein, während sich Till zu mir gesellte.

„Auch noch?“

Till nickte und hob mir sein Glas entgegen.

„Alles klar?“, fragte er.

„Ja, du hattest mal wieder einen guten Einfall.“

Till lächelte.

„Bei dir etwas geplant noch am Wochenende?“

„Nein, New York kann noch warten, verschiebe ich noch eine Woche.“

„Warum das auf einmal?“

„Du hast wohl vergessen, dass der Luftraum gesperrt ist.“

„Wegen diesem kleinen Vulkan in Island?“

„Ja, sämtliche An und Abflüge sind vorerst gestrichen.“

„Was würde passieren, wenn der Ätna ausbrechen würde, oder der Stromboli?“

„Den Ätna sind wir ja gewohnt. Beim Stromboli verhält es sich etwas anders, dann wäre dein Idyll hier in Gefahr.“

„Wieso in Gefahr?“

„Der Stromboli hat abfallende Klippen, die direkt im Meer enden. Würde er ausbrechen, könnte das eine enorme Welle auslösen. Ein Tsunami würde hier die ganze Region überfluten.“

„Woher weißt du das alles?“

„Es interessiert mich eben“, meinte Til und nippte am Glas.

„Wie geht es jetzt weiter? Ich meine, du hast Verstärkung bekommen, bekommst du jetzt auch mehr Arbeit?“

Ich schaute Till an und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Alfonetti hat dafür gesorgt, dass unser Büro vergrößert wird, damit alle Platz haben.“

„Und dein Büro?“

„Bleibt unangetastet.“

„Gut!“

Till hatte dieses schelmische Grinsen auf den Lippen. Sein Kopf näherte sich dem meinen und er hauchte mir einen Kuss auf den Mund.

*-*-*

Geräusche von unten ließen mich ruckartig aufwachen.

„Was ist… denn?“, brummte Till neben mir.

„Schlaf weiter“, meinte ich, küsste ihn auf die Schulter und stand auf. Schnell hatte ich mir etwas übergezogen und war auf dem Weg nach unten.

Unten angekommen sah ich auch sofort den Grund für den Lärm. Ambros stand in der Küche und versuchte sich am Kaffee kochen. Etwas erschrocken sah er mich an.

„Entschuldige Chef, ich wollte Sie nicht wecken, aber ich bin Frühaufsteher und wollte mir einen Kaffee machen.“

„Dann machen Sie gleich einen für mich mit.“

Ich setzte mich auf einen Hocker an der Theke und beobachtete ihn. Er hatte einen Topf mit Wasser aufgestellt, welches bereits kochte. Auf einer Kanne steckte ein Filter mit Kaffee, den er jetzt langsam befüllte.

„Sie wissen aber, dass die Kaffeemaschine da hinten nicht nur zur Zierde da steht?“

„Ja Chef, aber so trinke ich ihn am liebsten… frisch gebrüht.“

Das hatte etwas für sich, da musste ich ihm recht geben.

„Wo sind die Tassen?“, fragte Ambros.

„Rechter Schrank… oben.“

Ambros holte zwei Tassen heraus und befüllte sie.

„Schwarz?“

Ich nickte und Ambros blieb mir gegenüber stehen.

„Sind Sie wirklich nur deswegen zu mir gewechselt, weil Signore Torega Ihnen das empfohlen hat?“, fragte ich ihn ganz direkt.

Er senkte den Kopf.

„Nein… Sagt Ihnen der Name Matteo Lorenzo etwas?“

Er sah mir traurig in die Augen. Klar. Matteo war nach der Akademie mein erster Partner gewesen. Ich musste lächeln, weil ich an den Unfug dachte, den wir als junge Beamte so angestellt hatten.

„Ja, er war nach der Akademie mein erster Partner.“

„Er war mein Schwager, ich bin… war… mit seiner Schwester verheiratet…“

„War?“

„Ja Matteo ist verschwunden und ich bin geschieden…“

„Matteo… verschwunden?“

Jetzt wusste ich auch, warum mir Ambros‘ Name so bekannt vorgekommen war. Aber dass Matteo verschwunden war, das hatte mir niemand gesagt.

„Er war bei einem Einsatz… verdeckte Ermittlungen…“

„Und was hat Matteo mit mir zu tun, dass Sie bei mir Dienst schieben wollen?“

„Er hat immer von Ihnen geredet…, er meinte, alles was er kann, hat er Ihnen zu verdanken. Da wollte ich von Ihnen direkt lernen.“

„Ihre Ansichten in allen Ehren…“, ich brach ab.

Dass Matteo verschwunden war, ging mir sehr nah und auch, dass ich davon nichts gewusst hatte. Nicht einer hatte ein Wort darüber verloren. Gut, unser Kontakt war nicht mehr so eng, wie er es früher gewesen war, man lebt sich auch als Freunde ab und zu auseinander.

„… es ehrt mich, dass Sie durch Matteo eine solch hohe Meinung von mir haben, aber ich habe eine Bitte Ambros. Lernen Sie mich erst kennen und bilden Sie sich dann eine Meinung. Hören-sagen im positiven Sinne mag zwar gut sein, junger Mann, aber sich selbst ein Bild zu machen ist immer besser, gerade in unserem Job.“

„He, was ist hier für eine Stimmung, warum schaut ihr so ernst?“

Till war in die Küche gekommen.

„Oh Kaffee“, fügte er noch an, klaute mir meine Tasse und trank daraus.

Ambros lächelte. Ich ging derweil an den Schrank, holte mir eine neue Tasse und goss mir noch mal ein. Till schaute zwischen uns hin und her.

„Was machen wir mit dem angebrochenen Wochenende?“

Ich zuckte mit den Schultern und Ambros schaute verwirrt.

„Also ich finde, man sollte aus diesem Wochenende…, danke Bär…“, sprach Till, nahm meine volle Tasse und gab mir seine leere, „ein Kennen – Lern – Wochenende machen.“

„Ein was?“, fragte ich jetzt etwas verärgert, denn nun hatte ich keinen Kaffee mehr, denn die Kanne war ebenso leer wie meine Tasse.

Ambros, der dieses Spielchen mitbekommen hatte, stellte erneut den Topf auf die Gasflamme, um Wasser zu kochen.

„Gibt es eine bessere Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen, als die Freizeit miteinander zu verbringen?“, fragte Till und setzte sich auf den gerade frei gewordenen Stuhl.

Ich setzte mich neben ihn und beobachtete Ambros beim Kaffee kochen.

„Und wie stellst du dir diese gemeinsame Freizeit vor?“

„Was hältst du davon, heute bei diesem tollen Wetter schwimmen zu gehen? Ich kenne da eine Bucht…“

„Ich habe keine Schwimmsachen mit“, merkte Ambros an.

„Brauchen wir welche?“, fragte Till grinsend.

*-*-*

Da ich weder vor meinem Team noch vor Andrea’s neuem Freund nackt herum laufen wollte, fuhr ich Ambros später nach Hause. Er zog sich um und kam zehn Minuten später wieder aus dem Wohnblock gelaufen.

Hinter mir nervte mich das Gekicher meines Sohnes, der frisch verliebt mit Marcello turtelte. Ambros stieg ein.

„Sorry Chef, meine Mutter hat noch angerufen…“

„Kein Problem, das kenne ich…“

Andrea kicherte hinter mir. Ich blickte ihn im Rückspiegel strafend an, was zur Folge hatte, dass Andrea laut anfing zu lachen. Den Motor startend drehte ich mich kurz um und Andrea verstummte augenblicklich.

„Kinder…“, sagte ich nur und Ambros nickte nur.

Ich gab Gas, denn ich wollte nicht all zu spät zur vereinbarten Stelle kommen. Wie man hin kam, wusste ich noch genau, weil es nämlich derselbe Strand war, an dem ich Till damals kennen gelernt hatte. Die Stadt hinter mir gelassen, fuhr ich die kleine Küstenstraße hinauf.

Am Parkplatz angekommen, konnte ich Tills Audi entdecken, von Costa noch keine Spur. Vielleicht musste sich Sparco erst die Nase pudern. Dieser Gedanke verleitete mich zum Grinsen.

Ambros sah mich fragend an, während ich neben Till parkte.

„Aussteigen!“

Wir verließen den Wagen und liefen den schmalen Pfad hinunter. Nichts hatte sich verändert, alles sah noch so aus wie damals. Der Pfad weitete sich und gab Sicht auf die kleine Bucht frei.

Anscheinend hatten wir heute Glück, denn außer Till, Lutz und Rico war niemand da und wir hatten den Strand für uns alleine.

„Hallo ihr“, rief Rico und zog sich gerade sein Shirt über den Kopf.

Daran hatte ich nun auch nicht gedacht. Wir hatten zwar alle Shorts an, aber der Rest war doch nackt. Ich versuchte, meine aufgeschreckten Hormone zu beruhigen. Till begrüßte mich mit einem Kuss.

Ich breitete mein Handtuch neben ihm aus und während alle anderen sich ebenfalls breit machten, traf auch Costa mit Phillip und Sparco ein.

„Da seid ihr ja endlich“, rief Lutz, „was hat denn so lange gedauert?“

„Sparco wird sich noch die Nase gepudert haben“, kam es von Rico und ich lachte lauthals los.

Es kicherten zwar alle, aber trotzdem sahen mich alle komisch an. Ich beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen und rannte zum Wasser hinunter. Andrea und Marcello taten es mir gleich und so wurde ein lustiges Rennen daraus.

*-*-*

Sanfte Küsse weckten mich. Ich öffnete die Augen und sah in Tills Gesicht.

„Aufwachen Bär, die anderen wollen gehen…“

Ich hob meinen Kopf und sah, wie die anderen zusammen packten.

„Da muss ich wohl heftig fest geschlafen haben.“

Till nickte und stand ebenso auf. Ich tat es ihm gleich.

„Gabriel, hast du auch Lust, mit in die Disco zu gehen? Andrea hat da einen guten Vorschlag gemacht“, erzählte Rico.

„Disco… mit meinem Sohn? Ich will ja nicht, dass er sich wegen seinem Alten schämen muss.“

Für diese Antwort heimste ich mir einen vorwurfsvollen Blick meines Sohnes ein.

„Mal sehen…“, meinte ich und räumte meine Sachen zusammen.

*-*-*

39 Stunden später…

„Morgen“, meinte ich zu Alfonetti.

„Morgen Herr Commissario. Sie sehen erholt aus.“

„Danke, ja das Wochenende war sehr erholsam. Irgendwelche Nachrichten?“

„Nein Commissario. Aber Ihr neues Büro ist fertig!“

„Stimmt, daran habe ich am Wochenende nicht gedacht. Da bin ich mal gespannt, wie es geworden ist.“

Alfonetti nickte lächelnd. Oben angekommen öffnete ich die Tür und blieb überrascht stehen. Trotz der vier Schreibtische wirkte der Raum nicht überfüllt. Neu war die Tür, die vorher durch den großen Aktenschrank verdeckt gewesen war. Ich öffnete sie und sah in einen kleinen Raum voll mit Akten.

Nicht schlecht, dachte ich und zog die Tür hinter mir zu. Währenddessen öffnete sich die Tür zum Flur und Sparco gefolgt von Phillip traten ein.

„Wow… nobel!“, sagte Phillip.

„Okay Leute, wir haben einen Mord aufzuklären… an die Arbeit.“

„Die Bilder aus der Wohnung des Opfers sind eingetroffen“, meinte Sparco.

Ich ließ sie mir geben.

„Hat sich Castellchettas Sohn schon gemeldet?“, fragte ich weiter.

„Nein Chef, aber ich bin dran“, meinte Costa.

Ich öffnete meine Tür und blieb erst einmal stehen. Außer meinem hölzernen Schreibtisch stand nichts mehr in meinem Büro, was mir irgendwie bekannt vorgekommen wäre. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Platz für einen Konferenztisch hatte. Ein großer Fiskus zierte mein Fenster.

Nachdem ich meinen Schreibtisch umrundet hatte, kam Sparco herein und blieb ebenfalls sich kurz umschauend stehen.

„Ähm Commissario… hier die Bilder.“

„Danke Sparco.“

Er ging wieder zurück zu den Anderen, während ich mir die Bilder anschaute. Die Wohnung war normal eingerichtet. Etwas zuviel Schnörkel für meinen Geschmack. Die Madonna auf dem Kaminsims stach ins Auge, weil sie so gar nicht zum Stil der Wohnung passte.

Es klopfte am Türrahmen und ich schaute auf. Phillip stand mir gegenüber.

„Chef…“

„Ja?“

„Alessio Castellchetta ist da.“

„Okay…“, meinte ich und schloss die Mappe mit den Bildern.

Phillip verschwand, um wenige Sekunden mit Alessio wieder aufzutauchen.

„Buongiorno Signor Castellchetta.“

„Buongiorno Commissario Bronetti. Ich soll Sie von meinem Vater grüßen.“

„Danke, aber setzen wir uns.“

Phillip verließ mein Büro und schloss die Tür.

„Mein Vater erzählte mir, dass Sie nach Signorita Stromboli gefragt hatten.“

„Ja, das habe ich. Es heißt, Sie wären gut mit ihr befreundet gewesen?“

„Gut ist zuviel gesagt. Wenn man aus einem reichen Elternhaus stammt, behaupten viele, dass man ein guter Freund ist.“

„Aber Sie kannten Signorita Stromboli?“

„Ja, ich kann mich an sie erinnern.“

„Aus einem bestimmten Grund?“

„Ja…, sie blieb mir deswegen in Erinnerung, weil sie mich ständig nervte, sie wäre die ideale Frau für mich.“

„War sie es denn?“

Alessio schüttelte den Kopf. Er schaute sich kurz um und atmete tief durch.

„Können Sie mir zusichern, dass dieses Gespräch unter uns bleibt?“, fragte er leise.

„Wenn es nichts zu diesem Fall beitragen kann… dann ja!“

„Ich bin schwul und habe kein Interesse an Frauen.“

Ich lächelte etwas.

„Danke!“, meinte ich nur.

„Für was?“, fragte er irritiert.

„Dass Sie mir vertrauen.“

„Mein Vater sagte mir, Sie wären sehr vertrauenswürdig und wenn ich Hilfe bräuchte, ich mich auch an Sie wenden könnte.“

„Brauchen Sie denn Hilfe?“

„Da bin ich mir nicht ganz sicher.“

„Einen Cappuccino?“

Er nickte.

Ich ging zur Tür und öffnete sie.

„Wäre es möglich, dass man mir zwei Cappuccino holt?“, fragte ich in den Raum.

Ambros nickte und stand auf. Ich schloss die Tür wieder und setzte mich zu Alessio zurück.

„Sie stört es nicht, dass ich schwul bin… mein Vater hat…, wie soll ich es ausdrücken…, seine Probleme damit.“

„Verstehe ich nicht“, erwiderte ich.

„Warum?“

„Ihr Vater weiß alles über mich und er hat keine Probleme mit mir.“

„Ich verstehe jetzt nicht, was Sie meinen, warum sollte mein Vater Probleme mit Ihnen haben?“

„Ich sehe, Ihr Vater hat sonst nichts über mich erzählt.“

„Nein… unsere Gespräche sind zurzeit sehr wortkarg.“

„Wie kommen Sie darauf, dass Ihr Vater Probleme mit Ihrem Schwulsein hat?“

„Seit ich ihm das vor einem Jahr erzählt habe, ist unser Kontakt stark abgekühlt.“

„Und Sie sind sicher, dass es an Ihrem Outing liegt?“

Es war das erste Mal, dass ich dieses Wort in den Mund nahm. Er nickte.

„Ich frage deshalb…“

Ich wurde durch das Klopfen an der Tür unterbrochen. Ambros kam herein und servierte perfekt den Cappuccino, dann verließ er uns wieder.

„Ich fragte deshalb, weil Ihr Vater sicher weiß, dass ich mit einem Mann zusammen lebe.“

Und gleichzeitig wurde mit klar, warum Bruno mir seinen Sohn anvertraute.

„Sie schwul?“

Ich nickte.

„Sie… Sie wirken so männlich… so gar nicht…“

„Schwul…, ja, das haben schon einige gesagt. Aber Alessio, ich denke Ihr Vater hat keine Schwierigkeiten mit Ihnen, er hat eher Probleme damit umzugehen. Es ist nicht einfach für einen Vater, wenn er erfährt, dass der Sprössling lieber mit Jungs ins Bett geht, als mit Mädchen.“

„Sie sprechen darüber, als hätten Sie sehr viel Erfahrung damit… engagieren Sie sich sozial?“

„Nein Alessio, dazu bräuchte ich Zeit, die ich hier nicht habe, aber ich habe…“, ich holte meine Brieftasche hervor und zog Andrea’s Bild heraus, „selbst einen Sohn.“

„Der ist auch…?“

Wieder nickte ich.

„Netter Junge…“

„Ja“, sagte ich und verstaute das Bild wieder, „um wieder auf den Fall zurück zu kommen, Sie kennen sonst keinen weiteren Freunde vom Opfer?“

Alessio schüttelte den Kopf. Er nahm die Tasse und ich sah, wie seine Hand zitterte.

„Alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Geht schon…, ich muss nur über so vieles nachdenken.“

„Haben Sie denn einen Freund?“

„Nein…“

„Sie sehen gut aus, sind nett…“

„… und habe reiche Eltern… Signore Bronetti, ich weiß nicht, wem ich trauen kann.“

Ich würde sagen, ein generelles Problem der Mafia, aber Alessio hatte da nichts mit zu tun.

*-*-*

Ich stand bei meinem Wagen und rauchte eine. Alessio tat mir leid. Er hatte keine wahren Freunde, nur die, die auf sein Geld aus waren. Ich stieg in den Wagen und ließ ihn vom Parkplatz rollen.

Der Grund, warum ich noch einmal zum Tatort fuhr, war mir nicht bekannt, aber irgendetwas zog mich dahin. Fast genau eine halbe Stunde später ließ ich den Wagen bei Acqua dei Corsari ausrollen.

Ich stieg aus und zündete mir erneut eine Zigarette an. Bei der Frau fehlte nichts, ihr Geld und Schmuck war alles noch da. Also kein Raubmord. Der Täter war Linkshänder gewesen und nach der Wucht des Einstiches nach zu urteilen, war dieser so heftig, dass Umberto bei der Untersuchung des Leichnams davon ausging, dass es sich um einen Mann handeln musste.

Nachdem ich den Brunnen umrundet hatte, blieb ich nachdenklich stehen. Ich zog meinen kleinen Notizblock hervor und schaute nach der Adresse der jungen Dame. Ich sah auf die Straßenschilder.

Eine kleine Karte zeigte mir, dass die Frau eigentlich nicht hier vorbeikommen wäre, wenn sie von ihrem Arbeitsplatz aus direkt nach Hause gegangen wäre. Also hatte sie hier jemanden getroffen.

Da es keinerlei Abwehrspuren gab, musste Signorita Stromboli den Täter gekannt haben. Mein Handy riss mich aus den Gedanken.

„Ja?“

„Chef, hier Costa. Bei Signorita Stromboli soll eingebrochen worden sein.“

„Danke Costa, ich kümmere mich darum, bin nicht weit weg.“

„Okay Chef.“

Ich drückte das Gespräch weg, schaute noch mal auf die Adresse und setzte mich in Bewegung. Die kleine Karte war recht hilfsreich, so stand ich eine viertel Stunde später vor dem Haus, in dem das Opfer gewohnt hatte.

„Sie wünschen?“, fragte mich eine ältere Frau, die gerade das Haus verließ.

„Commisario Bronetti. Hier soll eingebrochen worden sein.“

„Ja, bei Signorita Stromboli, Gott sei ihrer armen Seele gnädig. Soll ich Sie zur Wohnung bringen?“

„Das wäre nett, Signora…“

„Signora Bertani“, lächelte mich die Frau an und schloss die Haustür auf.

Ich folgte ihr eine schmale Treppe hinauf. Im zweiten Stock blieb sie dann stehen und zeigte auf eine offene Tür.

„Ich wohne gegenüber…“

„Sie haben nichts gesehen?“

„Nein, nur den netten Beamten, der schon bei der ersten Besichtigung der Wohnung dabei war.“

„Wissen Sie zufällig seinen Namen?“

„Hm…, da muss ich überlegen…, wissen Sie, ich kann mir Namen so schlecht merken.“

Mein Blick wanderte zu dem aufgerissenen Siegel an der Tür, das die Kollegen angebracht hatten. Die Tür war aufgeschlossen worden, nicht aufgebrochen.

„Irgendetwas mit Spa…, tut mir leid, ich weiß es nicht mehr.“

„Ist nicht so schlimm, danke Signora Bertani.“

Sie nickte. Ob sie Sparco meinte? Er hatte nichts darüber gesagt, dass er noch mal in der Wohnung war. Langsam betrat ich die Wohnung. Hier hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Es sah aus, als wäre ein heftiger Sturm durch die Wohnung gefegt.

Vorsichtig ging ich die einzelnen Räume ab, es sah überall gleich aus. Schubladen ausgerissen, ihr Inhalt auf dem Boden. Im Wohnzimmer lag sogar ein Schrankelement auf dem Boden. Mein Blick wanderte durch dieses Zimmer und ich hatte das Gefühl, es fehlte irgendwas.

„Chef?“

Costas Stimme.

„Ich bin hier, im Wohnzimmer.“

Wenige Augenblicke später trat Costa, dicht gefolgt von Ambros, in den Raum.

„Wer macht so etwas?“, fragte Ambros.

„Jemand, der hofft etwas zu finden“, meinte ich beiläufig, noch im Gedanken, was hier fehlen könnte.

„Ich soll Sie schön von Professor Umberto grüßen“, sagte plötzlich Costa, „die Spuren der Schnittwunde haben ergeben, dass es sich um ein Extrema Ratio Shrapnel Geocamo handelt.“

„Daran besteht kein Zweifel?“, fragte ich erstaunt.

„Nein, keiner…“

„Was ist so Besonderes an diesem Messer?“, fragte Ambros.

„Sie werden ausschließlich von den Carabinieres benutzt“, beantwortete Costa die Frage.

„Einer von uns?“, kam es fassungslos von Ambros.

Ich nickte.

*-*-*

„Chef, aus dem Umfeld von Alessio Castellchetta ist nichts zu erfahren, er ist zu sehr abgeschirmt, als dass er enge Freunde hätte“, erklärte mir Sparco, als ich das Büro wieder betrat.

Ich nickte ihm zu und betrat meinen Raum.

„Und das Umfeld von Signorita Stromboli gibt es nicht, sie scheint recht zurück gezogen gelebt zu haben. Keine Freunde… keine Verwandten. Es soll einen Freund geben, aber den hat noch nie jemand gesehen.“

Sparco stand nun an meiner Tür.

„Danke Sparco“, meinte ich nur und überlegte, ob ich ihn fragen sollte, was er in der Wohnung noch einmal zu suchen hatte.

Auf meinem Schreibtisch lag das Messer, das als Tatwaffe in Frage kam. Ich hob es hoch. Früher hatte ich auch so eins, aber seit meiner Zeit als Commissario war es irgendwo in einer Kiste auf dem Speicher verschwunden.

Das Telefon klingelte.

„Commissario Bronetti.“

„Hallo Bär, hier ist Till.“

„Hallo Till“, sagte ich freudig, „was liegt an?“

„Ich wollte dich fragen, ob du Zeit hast, mit uns Essen zu gehen.“

„Uns?“

„Mit Rico und Lutz.“

Ich sah auf meine Uhr.

„Ich nehme mir einfach die Zeit und falls sich jemand beschwert, kann ich immer noch sagen, ich habe mich um Beziehungen der italienischen Polizei gekümmert.“

Till lachte.

„Wo treffen wir uns?“, fragte ich.

„Lass mich überlegen, was hältst du von Il Mirto e la Rosa?“

„Gute Idee und wann?“

„In einer halben Stunde?“

„Ja, ich werde da sein.“

„Danke Bär, ich freue mich.“

„Ich mich auch! Ciao!“

„Ciao Bye Bär.“

Ich legte auf und schaute auf die Uhr. Etwas Zeit hatte ich noch.

„Ich bin dann für zirka zwei Stunden weg und auf dem Handy zu erreichen“, meinte ich und ohne eine Reaktion abzuwarten verließ ich das Büro.

Unten angekommen, wandte ich mich an Alfonetti.

„Da haben Sie klasse Arbeit geleistet, Glückwunsch, Alfonetti, es gefällt mir sehr gut.“

„Danke Commissario Bronetti, freut mich, wenn es Ihnen gefällt.“

„Sie haben etwas gut bei mir!“

Alfonetti lächelte mich an. Ich verabschiedete mich und verließ das Gebäude Richtung Wagen. Verwundert, dass der Wagen offen war, stieg ich ein und startete den Motor. Langsam ließ ich ihn vom Parkplatz rollen.

Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich immer noch gut in der Zeit lag. Ich gab etwas Gas, musste aber schon bei der nächsten Ampel wieder abbremsen. Aber was war das? Der Wagen reagierte nicht, er bremste nicht und ungehindert raste ich in die Kreuzung hinein.

*-*-*

Mein Schädel brummte. Ich öffnete die Augen und wusste erst einmal nicht, wo ich war.

„Du bist wach… endlich.“

Die Stimme Tills ließ mich nach rechts schauen.

„Was… was ist passiert?“, fragte ich verwundert.

Ich griff mir an den Kopf und spürte einen Verband.

„Du hattest einen Unfall…“

„Unfall?“, kam es fassungslos von mir.

„Ja.“

Jetzt erinnerte ich mich wieder, dass die Bremsen nicht funktionierten und ich eigentlich mit Till essen gehen wollte.

„Wo sind Rico und Lutz?“

„Holen Andrea von der Schule ab, sie haben meinen Wagen.“

Ich versuchte mich aufzurichten, aber alles tat weh.

„Bleib liegen Bär. Du hast zwar ordentliches Glück gehabt und außer einer leichten Gehirnerschütterung nichts abbekommen, aber dein Wagen hat Totalschaden.“

„Die Bremsen…“

„Was ist mit den Bremsen?“

„Die funktionierten nicht.“

„Das erklärt, warum du ungebremst in den anderen Wagen gefahren bist.“

„In einen anderen Wagen?“

„Ja, aber der Fahrerin ist nichts passiert, bis auf einen immensen Schrecken.“

„Scheiße…“

Die Tür wurde aufgerissen und Andrea kam herein gestürzt. Er sah mich und warf sich heulend auf mich.

„… Papa…“

„He, Sohnemann, ich lebe noch und es ist noch alles heil an mir.“

Er schaute auf und ich sah seine verweinten Augen.

„He es ist alles in Ordnung, hörst du?“

Er nickte

„Ich habe nur so einen riesen Schrecken bekommen, als mich meine Lehrerin aus dem Unterricht holte und sagte, du hattest einen Unfall mit dem Wagen?“

„Es ist alles in Ordnung, bis auf den Wagen, der ist wohl Schrott.“

Costa, Ambros, Lutz und Rico betraten ebenfalls mein Zimmer.

„Man, was machst du für Sachen“, meinte Lutz und begrüßte mich mit zwei Wangenküssen, links und rechts.

Rico tat es ihm gleich.

„Habt ihr veranlasst, dass das Auto genau untersucht wird?“, fragte Till plötzlich.

„Wieso?“, fragte Costa.

„Weil euer Chef mir erzählte, dass die Bremsen nicht funktionierten.“

Geschockt sahen mich meine Mitarbeiter an, während ich die Aussage nickend bestätigte.

„Aber die Wagen waren doch erst alle in der Inspektion“, meinte Costa.

„Ein Grund mehr, den Wagen zu untersuchen.“

„Was ist denn hier los?“, hörte ich eine Stimme vom Flur, „dürfte ich die Herren bitten, das Zimmer zu verlassen!“

Eine Schwester drängte sich zwischen Ambros und Rico hindurch.

„Der Patient braucht Ruhe!“

„Der Patient möchte den Arzt sprechen“, sagte ich zu der Schwester, während sich das Zimmer leerte.

Andrea blieb am Bett sitzen.

„Das gilt auch für dich junger Mann“, meinte die Schwester.

„Ich will bei meinem Vater bleiben“, kam es trotzig von Andrea.

Die Schwester seufzte.

„In Ordnung, aber wenn der Doctore kommt, dann musst du raus!“

Andrea nickte. Er lehnte sich wieder an mich, kuschelte sich eng an mich.

„Alles klar mit dir?“, fragte ich.

„Entschuldige, ich habe nur so einen Schrecken bekommen…“

„Das war wohl für alle so.“

„Wollte dich jemand umbringen?“

„Wie kommst du jetzt da drauf?“

„Weil die Bremsen nicht funktionierten.“

„Das kann alles mögliche heißen, Andrea. Mach dir da mal keine Gedanken darüber.“

Die Tür ging auf und ein weiteres, bekanntes Gesicht betrat mein Zimmer.

„Commissario Gabriel Bronetti, was für eine Ehre.“

Andrea schaute mich verwirrt an.

„Hallo Davide.“

„Ist das dein Sohn?“

„Ja. Das ist Andrea.“

„Der hat sich ja zu einem richtig gut aussehenden jungen Mann entwickelt…, ist schon lange her, dass ich ihn gesehen habe… hallo Andrea.“

Davide schüttelte ihm die Hand.

„So und nun zu dir. Mir ist es zwar lieber, du besuchst mich, wenn du Fragen über Patienten hast, aber das kann ich jetzt nicht ändern. Du hast unwahrscheinliches Glück gehabt, weißt du das?“

„Ja, habe ich schon gehört.“

„Bis auf deine Gehirnerschütterung und ein paar kleinerenKratzern hast du nichts.“

„Unkraut vergeht nicht!“

„Scherzbold!“

Ich hob die Augenbraue und grinste.

„Heißt das, ich kann wieder gehen?“

„Eigentlich solltest du noch eine Nacht zur Beobachtung hier bleiben. Aber ich kenne dich und lasse dich auf eigene Verantwortung gehen. Hier halten könnte ich dich eh nicht.“

„Du kennst mich zu gut, Davide.“

„Sobald dir aber schlecht wird oder die Kopfschmerzen überhand nehmen, meldest du dich hier wieder.“

„Ja Onkel Doctore!“

Davide wandte sich an Andrea.

„Pass auf deinen Vater auf und bleibe wie du bist! Ein Hitzkopf in der Familie reicht!“

Andrea grinste nun wieder, ebenfalls wie Davide. Er reichte mir und meinem Sohn die Hand und verabschiedete sich wieder.

*-*-*

„Papa, da fährt ein großer schwarzer Mercedes vor“, rief Andrea von oben.

„Ich schau nach, bleib oben!“

Ich war mittlerweile zu Hause. Till hatte mich heim gebracht und war mit Rico und Lutz draußen am Strand. Ich lief zur Haustür und öffnete sie. Camerazzo stieg aus und öffnete die hintere Tür.

Bruno Castellchetta stieg aus.

„Hallo Gabriel“, begrüßte er mich.

„Hallo Bruno, wollten Sie sich selbst versichern, dass es mir gut geht?“

„Auch!“

Es stieg noch eine weitere Person aus. Alessio.

„Darf ich Sie in meine bescheidene Hütte bitten?“, fragte ich höfflich und wies auf die Tür.

„Danke gerne…“, meinte Bruno und betrat mein Haus.

Alessio nickt mir zu, dicht gefolgt von Camerazzo. Ich begleitete sie hinaus auf die Terrasse. Till, aufmerksam geworden, kam zu uns.

„Darf ich Ihnen Till Jansen vorstellen, meinen Lebensgefährten.“

„Ah, der Deutsche mit den vielen Verbindungen… Buongiorno Signore Jansen.“

„Buongiorno Signore Castellchetta“, meinte Till und reichte ihm die Hand.

„Du kennst ihn?“, fragte ich verwundert.

„Richtig kennen ist übertrieben, wenn man aber etwas mit Kunst zu tun hat, kennt man auch Signore Castellchetta.“

„Setzen wir uns…“, meinte ich und jeder machte es sich bequem, bis auf Till.

„Möchte jemand etwas trinken?“, fragte er.

„Ein Cappuccino wäre angenehm“, antwortete Bruno.

Ich nickte und sah zu Alessio.

„Ein Wasser?“, fragte Till und Alessio nickte.

„Für mich nichts“, bedankte sich Camerazzo.

„Du trinkst sicher auch einen Cappuccino, Gabriel.“

Auch ich nickte und Till verschwand im Haus.

„Nett haben Sie es hier“, sagte Bruno.

„Danke, aber deswegen sind Sie sicher nicht gekommen?“

„Nein…“

Er griff zu Camerazzo, der ihm die kleine Schachtel reichte, die mir schon draußen vor dem Haus aufgefallen war. Diese gab mir Bruno.

„Was ist das?“

„Schauen Sie selbst!“

Ich nahm die Schachtel auf den Schoss und öffnete sie. Ins Blickfeld kamen kleine Schmuckstücke, Briefe und kleine Plüschtiere.

„Was ist das?“, wiederholte ich meine Frage.

„Geschenke an meinen Sohn.“

„Von wem?“

Alessio zuckte mit den Schultern.

„Die habe ich in meinem Fach an der Uni gefunden“, fügte er noch hinzu.

„Alles auf einmal?“

„Nein, das geht seit drei Wochen so.“

„Und Sie wissen nicht, wer ihnen das hinein gelegt hat?“

„Nein!“, sagte Alessio betont.

Andrea kam an die Terrassentür.

„Papa kannst du… oh wir haben Besuch… entschuldige!“

„Das ist mein Sohn Andrea“, meinte ich zu Bruno.

„Hallo Andrea“, meinte er und schüttelte Andrea die Hand.

„Was gibt es?“, fragte ich.

„Ich wollte dich wegen Mathematik etwas fragen, aber das hat Zeit bis später.“

„Da kann dir vielleicht mein Sohn helfen, der ist gut in Mathematik…“, mischte sich Bruno ein.

Andrea sah zu Alessio.

„Wo hast du Probleme?“, fragte Alessio.

Die beiden verschwanden im Haus, aber dafür tauchte Till auf. Er trug ein Tablett und gab jedem sein gewünschtes Getränk. Auf dem Tablett standen noch drei weitere Cappuccinos.

„Für Rico und Lutz“, meinte er, als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Sie verzeihen, Signore Castellchetta, wir haben noch mehr Gäste, um die ich mich kümmern muss.“

„Kein Problem…, aber sagen Sie ruhig Bruno zu mir. Gabriels Freunde sind auch meine Freunde.“

„Danke“, meinte Till und lief zu Rico und Lutz.

Ich schloss die Schachtel wieder, während sich Bruno zuerst umschaute und sich dann zu mir vor beugte.

„Gabriel, ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag. Ich bemühe mich, jemanden, den Sie suchen, für Sie ausfindig zu machen, und Sie schauen, ob Sie das mit meinem Sohn bereinigen können.“

„Ich suche jemanden?“

„Matteo Lorenzo.“

Ich hatte vergessen, wie gut Bruno immer informiert war, und nickte ihm zu.

„Außer Alessio hat diese Dinge noch niemand angerührt und die Briefe sind handschriftlich geschrieben.“

„Ich werde mich darum kümmern, versprochen!“

Bruno lehnte sich in seinen Sitz zurück und nippte an seinem Cappuccino. Camerazzo stand auf und verschwand ins Haus.

„Ein schönes Haus haben Sie.“

„Unverkäuflich!“, lächelte ich und trank ebenfalls einen Schluck von meinem Cappuccino.

Bruno lachte.

„Man kann es ja versuchen.“

Ich nickte.

Von oben war Gelächter zu hören. Bruno und ich schauten hinauf.

„Etwas, was ich lange nicht mehr von Alessio gehört habe…“, sprach Bruno leise.

„Verständlich…“

„Wieso?“

„ER braucht sie!“

„Ich bin doch immer für ihn da.“

„Bruno, ich will Ihnen nicht zu nahe treten und es steht mir auch nicht zu, Sie zu kritisieren, aber von Vater zu Vater… Ihr Sohn braucht das Gefühl, geliebt zu werden, verstanden zu werden.“

„Ich sehe es nicht als Kritik an… ein Gespräch zwischen zwei Väter eben.“

Ich nickte.

„Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Gabriel?“

Ich atmete tief durch.

„Sich für seine Belange interessieren, ihn auf seinen Weg  unterstützen und ich meine jetzt nicht sein Studium.“

„Weil er auf Männer steht?“, kam es leise von Bruno.

Ich spürte, dass es Bruno nicht leicht viel, darüber zu reden. Es machte ihn angreifbar… verwundbar.

„Ja. Sie müssen Ihren Sohn auch da unterstützen. Er braucht Ihre Hilfe. Ich weiß, wie schwierig es für Andrea damals war, sich neu kennen zu lernen.“

„Und Sie?“

„Was meinen Sie?“

„Hatten sie Hilfe? Man kriegt ja nicht jeden Tag gesagt, dass der eigene Sohn… schwul ist.“

„Ach so. Nein, ich hatte keine Hilfe… nicht direkt. Das ging von Andrea alleine aus. Er ließ mich seine Welt miterleben, damit ich ihn besser verstehen konnte.“

„Soll ich jetzt mit meinem Sohn in so eine Disco gehen…“, fragte Bruno etwas verwirrt.

„Nein!“, lachte ich, „versuchen Sie nur, mehr an seinem Leben teilzunehmen, das ist wichtig für Alessio.“

„Danke.“

Wie auf das Stichwort erschienen Alessio und Andrea wieder.

„Und, Problem beseitigt?“, fragte ich.

„Ja“, meinte Andrea begeistert, „Alessio hat mir das super erklärt und ich habe es gleich verstanden. Ich habe von ihm die Handynummer bekommen, wenn ich wieder Probleme in Mathe habe.“

„Hört sich gut an… danke Alessio.“

„Nichts zu danken, macht Spaß mit Ihrem Sohn.“

Mir fiel auf, dass Alessio schon die ganze Zeit lächelte.

„Dann will ich Ihre Zeit nicht länger beanspruchen, Gabriel“, sagte Bruno und stand auf.

„Ich habe mich über Ihren Besuch gefreut“, meinte ich ehrlich.

„Soll ich dich an der Uni absetzen?“, fragte Bruno seinen Sohn.

„Nein danke, Innenstadt reicht, ich möchte noch etwas kaufen gehen.“

„Kann ich mitkommen?“, fragte Bruno und sah kurz zu mir.

Alessio schaute verwirrt und ich musste lächeln.

„Gerne…“, meinte er und lächelte unbeholfen.

Bruno schüttelte mir und Andrea die Hand.

„Sagen Sie Till noch mal einen schönen Gruß von mir und dass wir uns über die Kunst vielleicht noch einmal mehr unterhalten sollten, falls er Interesse hat.“

„Werde ich ihm ausrichten.

*-*-*

„Commisario Bronetti, ich freue mich, Sie zu sehen, wir haben uns alle sehr viel Sorgen gemacht.“

Nach einem Tag Ruhe wollte ich wieder arbeiten, der Fall musste gelöst werden und weitere Verzögerungen konnte ich mir ohnehin nicht leisten.

„Danke Alfonetti.“

Er war gerade dabei, einen Stapel Papiere zu sortieren und dabei fiel ihm eins davon auf den Boden. Ich beugte mich vor und hob es auf. Mein Kopf reagierte und mir wurde leicht schwindlig.

„Alles in Ordnung?“, fragte Alfonetti besorgt.

„Ja, geht schon“, antwortete ich und sah auf das Blatt.

„Was ist das?“

„Ein schriftlicher Bericht von Brigadiere Capo Sparco an den Präfekten.“

„Per Hand geschrieben?“

„Das wunderte mich auch…“

Ich gab Alfonetti das Blatt zurück und lief hoch in die Büroräume. Es war keiner da, so lief in ungehindert in meinen Raum. Ich zog die Briefumschläge und den Rest der Geschenke, die mir Bruno überlassen hatte, aus der Tasche und breitete sie auf meinem Schreibtisch aus.

Nachdem ich mich gesetzt hatte, nahm ich einen Brief und öffnete ihn. Ich sah das Blatt an und stutzte. Mit dem Blatt eilte ich zu Alfonetti hinunter.

„Alfonetti, haben Sie den Bericht von Sparco noch?“

„Das tut mir Leid, Commissario, den habe ich eben beim Präfekten abgegeben.“

Ich atmete durch.

„Wo sind meine Leute?“

„Philipp ist außer Haus und Costa müsste mit Ambros unten in den Mannschaftsräumen sein… wo sich Sparco befindet, weiß ich nicht.“

„Danke!“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief ich in den Keller, wo sich Ambros und Costa befanden.

„Chef, Sie hier?“, fragte Costa verwundert.

„Wisst ihr wo Sparco ist?“

„Nein“, meinte Ambros, „aber er kann nicht weit sein, sein Spint steht offen.“

„Welcher ist das?“

Ambros zeigte auf einen der hinteren Schränke. Ich lief hin und zog die Tür auf, aber außer der Uniform und ein paar Privatklamotten konnte ich nichts entdecken. Auf dem Boden stand eine Plastiktüte.

Ich nahm sie und schaute hinein. Wieder atmete ich tief durch.

„Ich muss zum Präfekten und ihr findet mir heraus, wo Sparco ist!“

„Ja Chef…“, sagte Costa unsicher und ich drückte ihm die Plastiktüte in die Hand.

„Mit hochnehmen und in meinem Büro deponieren!“

Ich lief wieder nach oben, obwohl mir mittlerweile richtig schlecht war. Ohne anzuklopfen lief ich in das Vorzimmer des Präfekten.

„Commisario Bronetti… Sie sind wieder da?“

„Ja Maria, ich muss dringend zum Präfekten.“

„Er telefoniert gerade“, antwortete die Sekretärin des Präfekten.

„Es geht vielleicht um Leben oder Tod!“

„Moment Commisario, ich schaue, was ich machen kann.“

Sie lief zur Tür, klopfte und verschwand im Zimmer ihres Chefs. Ich dagegen entdeckte auf ihrem Schreibtisch den Bericht von Sparco und nahm ihn an mich.

*-*-*

„Habt ihr Sparco gefunden?“, fragte ich, als ich Ambros und Costa im Büro antraf.

„Nein Chef und Phillip weiß auch nicht, wo er ist“, antwortete Costa.

Ich hielt in der Tür inne und überlegte.

„Chef, dürfen wir wissen was…“

Ich unterbrach Costa mit einem Handzeichen und zog mein Handy hervor.

„Moment“, sagte ich und wählte Andrea’s Nummer.

„Ja?“

„Hallo Andrea, hier ist Papa.“

„Das sehe ich, aber du weißt schon, dass ich Unterricht habe?“

Ich schielte zur Uhr, aber es war mir egal.

„Das kann jetzt nicht warten und ich gebe dir gerne eine Entschuldigung, wenn deine Lehrerin eine verlangt.“

„Um was geht es denn?“

„Kannst du mir die Nummer von Alessio geben?“

„Wofür brauchst du die?“

„Frag nicht und gib sie mir bitte.“

Andrea gehorchte und gab mir die Nummer durch.

„Danke Andrea, du hast was gut bei mir, ich meldete mich später wieder!“

Ohne auf Antwort zu warten beendete ich das Gespräch. Phillip kam an und trat hinter mich.

„Chef, ich komme gerade von der Centralino Vigili Urbani?, die haben Ihr Auto untersucht. Es wurde nachgewiesen, dass sich jemand an den Bremsleitungen zu schaffen gemacht hat. Zudem wurde ein öliger Schuhabdruck von einem Kampfstiefel im Innenraum gefunden.“

Ich sah Phillip an.

„Den Abdruck dabei?“

„Ja?“

„Dann geh in den Mannschaftsraum und vergleiche den Abdruck mit Sparcos Kampfstiefel.“

„Aber wieso Chef…“

„Mach einfach!“, sagte ich mit Nachdruck.

Ich nahm erneut mein Handy und wählte Alessios Nummer. Ich wartete.

„Ja?“

„Alessio, hier ist Commisario Bronetti, wo seid ihr gerade… es ist wichtig.“

„Hallo Commisario…“, hörte ich ihn sagen, dann knisterte die Verbindung.

„Alessio?“

„Bruno hier, Gabriel, was ist?“

„Bruno, wo befinden Sie sich gerade?“

„Im Pubblicos Di Costantino Davide, wieso?”

„Ist Camerazzo in Ihrer Nähe?“

„Der sitzt im Wagen und wartet dort auf uns.“

„Rufen Sie ihn!“

„Gabriel, erklären Sie mir bitte, was los ist. Sind wir in irgendwelchen Schwierigkeiten?“

„Das erkläre ich Ihnen, wenn ich bei Ihnen bin… es ist nur eine vage Vermutung.“

*-*-*

Costa fuhr wie der Henker, aber das war mir egal. Phillip folgte uns dicht mit Ambros im Wagen. Am Kaufhaus angekommen brachte Costa den Wagen auf dem Bürgersteig zum Stehen.

„Wir teilen uns auf. Du Costa benutzt den Aufzug nach oben, ebenso Ambros und Phillip soll die Treppe hinauf laufen.“

„Okay Chef und was suchen wir?“

„Sparco!“

„Sparco?“

„Ich erkläre es später!“

Ich rannte durch den Eingang ins Innere. Nach der Rolltreppe suchend schaute ich mich kurz um. Endlich gefunden steuerte ich direkt darauf zu und fuhr damit ins nächste Stockwerk, während ich mich unentwegt umsah.

Kein Alessio mit Vater, so fuhr ich das nächste Stockwerk hinauf, da konnte ich Bruno am hinteren Ende entdecken. Ich lief auf ihn zu, als ich Sparco hinter einem Betonpfosten versteckt sehen konnte.

Sofort zog ich meine Waffe und lief etwas langsamer auf ihn zu, bis ich dicht hinter ihm stand.

„Sparco… die Hände über den Kopf und langsam herum drehen!“

Sparco zuckte zusammen und drehte sich um.

„Die Hände hoch!“, wurde ich jetzt lauter.

Andere Beamte und auch meine Leute erschienen.

„Alfonso Sparco, hiermit nehme ich Sie wegen Mordes an Signorita Stromboli fest und auch wegen dem Mordversuch an meiner Person!“

Costa und der Rest schauten mich sprachlos an. Auch Bruno und sein Sohn bekamen kein Wort heraus.

*-*-*

„Noble Hütte hier“, meinte Rico.

„Ich habe dir doch gesagt, wir machen Urlaub bei Gabriel und wir bekommen etwas geboten“, sagte Lutz.

Ich lächelte. Till stand bei Bruno und sie diskutierten über irgendwelche Kunstobjekte. Andrea stand mit Alessio am Grill und hatte seinen Spaß. Brunos Einladung hier zu Grillen hatte ich gerne angenommen.

Mein verbliebenes Team stand an der Brüstung und sah zum Meer hinaus, als Till mit Bruno im Schlepptau an mich heran trat.

„Bruno, ich wollte mich noch einmal wegen Matteo bedanken…“

„Keine Ursache, ich bin froh, dass ich Ihnen helfen konnte.“

„Wie geht es ihm?“, fragte Till.

„Den Umständen entsprechend“, antwortete ich.

„Gabriel?“, rief Rico.

„Ja?“, meinte ich und drehte mich um.

„Es gibt noch eine Sache, die ich nicht verstehe…“

„Und die wäre?“

„Was hatte es mit der Madonna auf sich?“

Ich musste grinsen.

„Beim Verhör gab Sparco zu, in Signorita Strombolis Wohnung gewesen zu sein, um irgendwelche Hinweise auf sich selbst zu vernichten. Da Sparco trotz seiner Taten streng katholisch denkt, nahm er die Madonna mit… er gab an,  ich zitiere: So etwas Reines in der Wohnung einer Schlampe, konnte ich nicht lassen.“

„Der Mann ist krank“, meinte Lutz.

„Ja, wer versteckt schon Diebesgut im Spint auf der Dienststelle“, merkte Rico an.

„Da hätte nie jemand nachgeschaut…“, meinte ich.

„Auch wieder wahr“, kam es von Rico.

„Was hat der Präfekt gesagt, das ist doch ein Verwandter von ihm gewesen?“, fragte Till.

„Der hat anscheinend ein schlechtes Gewissen.“

„Wieso?“

„Och, ich habe die neue Computeranlage für unser Büro bewilligt bekommen und einen neuen Mitarbeiter.“

„Nicht noch ein Neuer“, hörte ich Costa rufen.

„Danke auch“, kam es von Ambros.

„Och Ambros, dich meine ich nicht. Dich liebe ich doch heiß und innig!“, säuselte Costa.

„Pech… Phillip ist viel interessanter als du.“

Costa verzog das Gesicht und alle fingen an zu lachen.

*-* Ende *-*

 

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