Dunkel – Teil 7

Ich weiß, ich werde sie erschreckt haben, allerdings eine Wahl blieb mir nicht, dieser Kampf soll noch nicht entschieden sein. Ich kann auch nicht wirklich eingreifen da für den entscheidenden Schlag noch die Kraft gesammelt werden muss,  ich kann mich erst aus meinem Gefängnis befreien wenn ich diese Kraft habe. Schon ironisch, die Person die mich hier eingeschlossen hat, bringt mich nach Jahrtausenden auf den Gedanken wie ich mich befreien kann!

*-*-*

Leonard lag erschrocken neben Alan und wusste nicht recht, was er jetzt damit anfangen sollte. Alan sagte bisher nicht ein Wort und sah nur an ihm vorbei.

„Alan? Was war das?“ fragte er nach einiger Zeit, in der nichts geschah.

„Ich würde eher sagen „Wer war das“. Am besten wir fragen Damian morgen, nicht jetzt, du musst dich ausruhen.“

„Aber ich bin doch fit“, meinte Leonard verwundert und wollte sich hinsetzen.

Alan ließ ihn machen und fing ihn auf, als Leonard es nicht mehr aus eigener Kraft schaffte.

„Bleib liegen, wir können morgen fragen. Es ist wichtig, dass du zu Kräften kommst“, flüsterte Alan und legte sich neben Leonard und nahm ihn in den Arm.

Leonard resignierte und schloss die Augen, dennoch schlief er nicht ein. Alan war längst eingeschlafen, wie er spürte. Er strich ihm mit dem Finger über die Hand, die Alan auf seine Brust gelegt hatte.

Leonard hatte noch einige Gedanken, schlief aber darüber ein und vergas sie. Erst als er merkte, dass Alan von ihm weggehen wollte, wurde er wieder wach. Er sah Alan zu, wie dieser sich anzog und sagte erst etwas, als Alan sich wieder zu ihm umdrehte.

„Wo willst du hin?“

„Zu Damian. Ich bin gleich wieder da. Schlaf noch etwas.“

„Ich möchte aber mitkommen.“

„Nein. Schlaf weiter“, sagte Alan in einem Ton, der jeglichen Widerspruch von vorn herein ausschloss.

Leonard schwieg und Alan verließ das Zimmer.

„Damian? Ich weiß nicht, was das gestern Abend war, aber es schien wichtig zu sein“, sagte Alan ein wenig aufgebracht, als er Damian auf der Terrasse vorfand.

„Wovon sprichst du?“

„Stell dich nicht dumm. Du weißt wovon ich rede.“

„Ich weiß es nicht, aber ich kann es mir denken. Geht es um Nigra?“

„Soweit ich weiß, heißt er so, ja.“

„Setz dich.“

Damian deutete auf die kleine Sitznische an der Wand. Alan nahm Platz und sah Damian abwartend an.

„Wie geht es Leo?“

„Er ist noch sehr schwach. Wer ist Nigra?“

„Der Älteste von uns und der letzte seiner Art.“

„Der letzte? Wie das, wenn er der älteste von uns ist.“

„Weil er anders ist als wir und auch schon sehr alt und damit sehr mächtig. Zumindest war er sehr mächtig, bevor er verschlossen wurde und ihm ein Teil seiner Kraft dabei verloren ging, da er keinen Tropfen Blut mehr bekam.“

„Warum hat er so plötzlich mit mir und Leonard geredet?“

„Weil Max hinter dir her ist.“

„Maximilian? Warum? Er weiß doch nicht mal wo ich bin.“

„Jetzt schon. Er hat an Macht zugenommen und so einiges weiß er dadurch mehr.“

„Warum habt ihr nicht vorher was gesagt. Ihr wusstet, dass Maximilian herkommt und ihr wusstet, dass ich Leonard verwandeln würde“, schrie Alan Damian an.

„Es hätte nichts geändert. Der Kampf steht bevor, ob du willst oder nicht. Max wird keine Ausnahmen machen. Entweder folgst du ihm oder er tötet dich. Er will die Alleinmacht und sieht nicht ein, dass wir uns vor den Menschen verstecken. Für ihn sind Menschen nur Nahrung. Er spielt mit ihnen und manchmal gelingt es einem, seiner Macht zu widerstehen und einer von uns zu werden, so wie du, aber das gelingt nur wenigen und die meisten bleiben dann bei ihm, weil sie Angst vor ihm haben.“

„Aber Leonard kann jetzt nicht kämpfen, er ist grade erst einer von uns geworden,  er kann sich noch nicht mal bewegen und schon will man von ihm verlangen gegen Max anzutreten?s Das ist Wahnsinn.“

„Ich denke darum geht es in dem Fall nicht. Ihr beide scheint eine andere Aufgabe zu haben, wie mir Nigra sagte.“

„Welche?“

„Das weiß ich nicht“,  meinte Damian leise und sah in den dunklen Wald hinaus.

„Du solltest zurück zu Leonard gehen. Lass ihn nicht so lange allein, aber bereite dich auf den Kampf trotzdem vor.“

Alan wollte noch etwas sagen, beließ es aber bei einem seufzen und ging wieder ins Haus. Auf dem Weg nach oben, kam ihm Desi entgegen.

„Nimmst du Leonard das mit, das hilft ihm schneller auf die Beine“, sagte sie lächelnd und übergab Alan ein Getränk, welches grünlich schimmerte.

„Danke“, hauchte Alan nur und ging zurück zu Leonard.

*-*-*

Zur selben Zeit:

Leonard, bitte du darfst dich nicht vor mir erschrecken.

Es ist wichtig das du ruhst, damit du dem Kommenden entgegentreten kannst.

Wer bist du?

Ich bin Nigra.

So weit waren wir schon aber wie? Was? Ich bin völlig durcheinander.

Eigentlich ziemlich simpel, ich bin so was wie der Urvater dessen was du Vampir nennst aber auch auch als Whampyri zu bezeichnen und ich rede mit jedem Vampir wenn ich es möchte per Gedankenübertragung, wie ihr es nennen würdet.

Ich werde von Damian und Desi als Lord Nigra oder nur Vater bezeichnet.

Bitte ruh dich aus, wir reden zu einem anderen Zeitpunkt und bitte sag Alan nicht das ich mit dir gesprochen habe, einverstanden?

Einverstanden!

*-*-*

Leonard, dachte lange über die kurze Unterhaltung mit dem offensichtlichen Urvater der Vampirrasse nach, er wusste nicht recht was er von ihm zu halten hatte. Er war zweifelsohne mächtig das hatte er so auch gespürt aber das hatte ihm auch sein logischer Menschenverstand gesagt. Nur was sollte er mit dem Wissen machen und wieso durfte er nichts davon Alan erzählen wo er doch mit Ihm quasi die Seele teilte. Viele Fragen rangen sich um Leonard doch ihn umfing langsam ein tiefes Netz von Schlaf bis er endgültig ins Reich der Träume überging wo sein Liebster ihn schon erwartete.

*-*-*

Alan trat in ihr gemeinsames Schlafzimmer und ging auf das Bett zu, er bewegte sich leise denn er wollte seinen Liebsten nicht wecken. Alan wusste aus eigener Erfahrung wie unangenehm die hilflose Schwäche ist die einem nach der Verwandlung überkommt.

Allerdings wusste er auch, wie mächtig Leo sein würde wenn die Verwandlung absolut abgeschlossen ist, zumindest glaubte er es zu wissen. Irgendwie beschlich ihn der Verdacht, dass Leo kein normaler Vampir werden würde.

Für Alan hatte Leo immer etwas überirdisches, schon als Mensch war Leo anders als andere Menschen und nun als Vampir erschien Leo, Alan nahezu göttlich. Dies hatte nichts mit der Macht zu tun die Alan in Leo spürte, es war die Ausstrahlung und die unbeschreibliche Wärme die er spürte immer wenn sein Geliebter sich in der Nähe befand.

So grübelnd betrachtete er seinen schlummernden Engel, er streichelte dessen Wange und gab ihn einen gehauchten Kuss auf die Lippen, er bemerkte nicht das Leonard schon wieder wach war und ganz sicher nicht vorhatte Alan so einfach davon kommen zu lassen.

Leonard umschlang seinen Alan und küsste ihn richtig. Er spürte wie die Kraft so langsam seinen Körper durchströmte, nichts desto trotz war er für Vampirverhältnisse immer noch äußerst geschwächt und so war es ein leichtes für Alan, Leonards Arme zu lockern und sich lächelnd von seinem Schatz zu lösen.

„Aber, aber – was hast du denn vor mein Kleiner?“

Leonard lächelte schüchtern und versuchte Alan nochmals zu küssen, dieser jedoch bremste ihn kurz vorher ab. Nur um ihn seinerseits zu küssen.

„Du warst also wach, Leo – wie fühlst du dich?“

„Stärker…gesünder…“

„Das ist gut und so soll es auch sein, dennoch bist du verhältnismäßig schwach für einen neugeborenen Vampir, mein Schatz, ich besorge dir etwas zu trinken – du bleibst liegen!“

Alan beugte sich über Leonard und küsste dessen Brust, dabei drückte er ihn zurück auf den Rücken, als er seinen Kuss beendet hat, hatte Leonard einen kleinen Knutschfleck, aber er lächelte Glücksseelig. Als Alan sich aufmachen wollte bekam Leo es allerdings etwas mit der Angst zu tun, er mochte es nicht von ihm getrennt zu sein.

Alan merkte die leicht panischen Wogen in den Gefühlsregungen von Leonard sobald er das Zimmer verlassen hatte, für diesen Fall hatte er einen kleinen Trick parat. Da er es war der Leo zum Unsterblichen gemacht hat, konnte er einige Sachen mit ihm tun die er sonst nicht konnte, so konnte er für Leo eine Halluzination erzeugen, nicht viel aber genug.

Das leise Wispern seiner Stimme, sanfte, unsichtbare Hände die über seine Haut streicheln. Nichts mit Hast, sondern viel Geduld, damit Leo sich nicht erschreckte vor dem ungewohnten.

Es scheint mir als würden meine neueren Söhne viel besser verstehen was Liebe, Angst und Mitgefühl ist, als viele meiner älteren Kinder. Ich glaube es wird Zeit mich mit einem Alten Feind zu unterhalten, auf das er etwas seine schützende Hand über meine Kinder legt. Die Vampire sind genauso Teil der Welt wie alle anderen, also soll der der diese Welt schuf auch sie mit etwas Segen bedenken. Die Menschen denken sehr einseitig, immer auf ihr fortbestehen bezogen, nie an jemand anderen. Leonard war anders, von Anfang an stellte er andere über sein Wohl. Gut Das auch Alan diesen Zug an sich hat, so dass er dem Sturrkopf Leonard so verwöhnen kann das dieser sich erholt und nicht ihn auch noch über sich stellt. Wenn ich das richtig einschätze, haben sowieso beide etwas über sich gestellt, nämlich ihre Zuneigung zueinander.

„Damian, mein Sohn, kannst du mich hören?“

„Ich höre euch, Meister, womit kann ich euch dienen?“

„Alan ist auf dem Weg zu dir, er benötigt etwas Blut für Leonard, wäre es wohl möglich wenn du Ihm frisches geben könntest? Dies würde Leonards Kräfte schneller wiederherstellen! Es sei denn du kannst gerad in dieser Zeit keins besorgen, das weiß ich leider nicht!“

„Doch Lord, dies ist möglich, ich habe hier auf dem Schloss einige Diener, die dahingehend gern behilflich sind, sie erhalten von uns Schutz und von Zeit zu Zeit spenden sie dafür etwas Blut, niemals zu viel da es treue und gute Bedienstete sind und sie werden sehr gut dafür entlohnt!“

„Das klingt gut und interessant, bei Zeiten musst du mir dies Arrangement näher erläutern, mein Sohn..!“

Lord Nigra schwieg und Damian sorgte für ausreichend flüssige Nahrung für Leonard, dieser trank nur sehr widerwillig, da er vermutete das er damit das Menschsein aufgeben musste. Er dachte in diesem denken nicht an seinen geliebten oder die anderen sich um ihn bewegenden Vampire. Das Elementarste dabei ist ihm offenkundig entgangen – Blut bedeutet Leben sowohl für Mensch als auch für Vampir.

Er hielt die Augen geschlossen trotzdem konnte er deutlich fühlen wie Alan ihr Zimmer betrat, schon seine bloße Anwesenheit veränderter das Raumklima spürbar. Leonard begann sich augenblicklich zu entspannen. Natürlich wusste Alan das er wach war und nahm auch die Entspannung mit einem lächeln hin, setzte sich auf die Bettkante und streichelte über Leos Rücken.

„Ich weiß das du wach bist mein kleiner Engel, Damian wird bald mit etwas Blut für dich herkommen, du musst es trinken damit du schnell an Kraft gewinnst.“

Leonard drehte sich um und betrachtete Alan still aber mit tiefer Zuneigung im Blick.

„Darf ich das denn überhaupt?“

„Was meinst du?“

„Ich meine darf ich denn überhaupt trinken in dem Bewusstsein das ein Mensch dadurch stirbt?“

„Die Entscheidung wurde uns bereits abgenommen!“, Alan lächelte, er wusste um Leonards tiefen Kampf und fand deshalb Damians Idee hervorragend.

„Damian hat seit ein paar Auseinandersetzungen wegen der Regeln im Hotel, ein paar Abkommen mit Menschen geschlossen, die gewillt waren sowohl Diener als auch Blutquelle zu sein, gegen eine sehr gute Bezahlung. Er hat nachdem er das Hotel schloss zwei dieser Diener behalten und ernährt sich auch nur noch fast ausschließlich von ihnen.“

„Das ist aber schon irgendwie merkwürdig findest du nicht?“

„Nein, ich denke es ist ein für beide Seiten lohnendes Geschäft. Wir kommen nicht in Versuchung jemanden zu töten und Menschen kommen nicht auf den Gedanken uns zu jagen weil wir einen Ihrer Liebsten ausgesaugt haben!“

„Nun gut wenn du das so sagst ist es natürlich verständlich, also gut ich werde es probieren.“

In diesem Moment trat auch schon Damian ein, wie als wenn er extra Leonards Entscheidung abwarten wollte. Er trug ein großes Tablett auf dem befand sich ein großer Tonkrug und ein ebenfalls aus Ton gemachter Becher, Leonard sah ihn fragend an.

„Das soll es dir leichter machen das Blut zu trinken, ich weiß selbst noch z.B. auch durch Alan wie merkwürdig das erste mal ist.“

Er befüllte den Becher und reichte ihn Leonard, Alan nahm ihn den Becher ab.

„Es ist besser beim ersten Schluck wenn du nicht daran riechst, erst wenn du den Geschmack auf der Zunge hast, sonst kann es passieren, dass du dich nicht überwinden kannst!“

Leo hielt die Luft an und nahm den Becher, setzte ihn an und nahm einen zaghaften ersten Schluck. Er hatte wirklich mit jeder Art widerlichen Geschmack gerechnet aber nicht mit dem Süßen schweren Geschmack der ihn so überkam.

So hatte er sich immer den Wein vorgestellt den sein Vater trank, nun sog er auch den Geruch ein und wusste sofort was Alan meinte, es roch wie Blut wohl riechen sollte…metallisch nach Kupfer.

Nachdem der Becher geleert war und auch der Krug zur neige ging ohne das irgendwer sprach, fühlte sich Leo wesentlich besser und stärker. Alan wusste, dass Leo noch nicht vollkommen erstarkt war.

Die Schwäche die die Krankheit über ihn brachte war fast vollständig beseitigt, bis zum Morgengrauen wird Leonard seine ihm zustehende Macht zur Gänze entwickelt. Leider aber noch nicht ausgelotet haben.

Ein Risiko zwar, aber da ein Kampf so unmittelbar bevorstand ließ sich nichts daran ändern.

„Das tat gut, und danke für den Ratschlag, Liebster!“, Leonard beugte sich zu Alan und gab ihn einen tiefen Kuss.

Der Kuss war so Energiegeladen das Alan umgehauen wurde, erst nach wenigen Minuten erinnerten Sie sich das Sie nicht allein im Zimmer waren.

„Oh, verzeih Damian!“

Dieser stand etwas abseits und bemerkte wie sich beide gerötet aufrichteten, er lachte daraufhin herzhaft.

„Keine Sorge meine Kinder, nichts muss euch hier peinlich sein. Wir sind eine Familie, allerdings muss diese Familie erst noch einen Feind bezwingen und leider scheint dieser sehr stark zu sein. Alan ich werde Leonard mitnehmen und ihn eine Einweisung geben ich möchte das du aufs Dach zu Desi gehst und deine Kenntnisse auffrischst.“

Alan nickte stumm, gab Leo einen sanften Kuss auf die Wange und machte sich auf den Weg aufs Dach, wogegen Damian ihn zu sich winkte und langsam auf die Treppen am Ende des Ganges zuschritt.

„Wir werden in einer alten Arena trainieren, du wirst sehen der Vampirkampf wird dir leicht fallen, Neugeborene neigen dazu sehr talentiert zu sein in diesen Dingen, wir Älteren haben dafür mehr Erfahrung.“

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