Welcome to Australia – Teil 19

Riley schaute nervös auf seine Uhr.

„Ich weiß Riley, du würdest gerne selbst nach deinem Sohn suchen, aber hier zu warten ist besser“, meinte Abby, „dass ist Aufgabe unserer Polizei, zumal Priscilla bewaffnet ist.“

„Ich kann nur hoffen, dass sie ihm nichts antut. Es tut mir so Leid wegen Nathaniel. Niemals hätte ich gedacht, dass Priscillas Hasstiraden so ausufern könnten.“

„Du bist nicht daran schuld. Niemand hier ist daran schuld!“

„Du hast Recht Abby. Ich bin dafür, dass mein Vater die ganze Geschichte erzählt, wie es überhaupt zu dem allem kam. So richtig verstehe ich es auch noch nicht, zu viele Sachen weiß ich nicht.“

Sein Vater nickte.

„Also! Ich habe ein langes Gespräch mit meinem Enkel geführt. Wir hatten uns schon sehr lange nicht mehr gesehen und somit war viel zu erzählen. Daher habe ich einiges mitbekommen und von all diesen Personen hier schon gehört“, begann Timothy seine Erzählung.

Ich stellte eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Timothy und seinem Großvater fest, Die gleichen hellen wachen Augen und auch die Grundzüge des Gesichts waren dieselben.

„Timothy hat mir unter Tränen alles erzählt, was vorgefallen war, was meine missratene Schwiegertochter so alles angestellt hatte. Auch was er mit der Zeit herausgefunden hatte.“

Niemand viel ihm ins Wort, nur das Rühren in den Tassen war zu hören.

„Ich habe mich vor langen sehr zurück gezogen, als meine Frau starb, habe dir Riley die Geschäfte überlassen. Ich bekam nur am Rande mit, was alles geschah. Aber ein Zufall hat mich zu jemandem geführt, der mir einmal sehr viel bedeutete und es immer noch tut.“

Sein Blick fiel auf Mollys Grandpa. Er nahm dessen Hand und drückte sie kurz. Ein kleines Lächeln zierte Grandpas Lippen.

„Wie mir James erzählte, wissen die Kinder alles über uns, dank der Aufzeichnungen die James führte“, meinte er und zeigte auf uns.

Fragende Gesichter waren zu sehen, während ich grinsen musste, weil wir etwas wussten, was den Erwachsenen entgangen war.

„Ihr zwei kanntet euch, wart befreundet?“, fragte Abby.

„Nicht nur befreundet Abby“, mischte sich Grandpa ein, „Tom würde sagen Timothy war mein Lover.

Ich konnte nicht anders und musste lachen. Den anderen ging es ebenso, obwohl die Erwachsenen am Tisch immer längere Gesichter machten.

„Ja, es stimmt. Ich hatte mich zu einer Zeit in James verliebt, wo dies nicht gebilligt, sogar bestraft wurde. Es war eine Zeit, in der ich sehr glücklich war, wurde aber je unterbrochen, als meine Eltern von Griffith wegzogen.“

Bis hier hin kannte ich die Geschichte, zwar viel ausführlicher, aber dass brauchte niemand zu wissen.

„Wir zogen nach Melbourne ich begann dort ein Studium, dass ich auch erfolgreich abschloss. Durch eine Zufall, konnte mein Vater eine kleine Firma übernehmen, die ich später ausbauen konnte.“

Stimmt, Bob hatte mir einmal erzählt, dass die Stefferson durch Herstellung von medizinischen Geräten zu Geld gekommen waren.

„Als meine Frau schwanger wurde…, mit Riley, wünschte sie sich, aus der Stadt wegzuziehen und so erinnerte ich mich an Griffith und bin mit ihr wieder hier hergezogen.“

„Hast sie dann nicht versucht meinen Grandpa zu finden?“, wollte Molly wissen.

Grandpa und Timothy wechselten kurz ihre Blicke.

„Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe mich nicht getraut und ich wusste auch nicht, wie dein Opa zu mir steht, nach all der Zeit.“

Oh mies, beide haben sich nicht getraut, sie hätte sich also schon viel früher wieder sehen können.

„Riley wuchs heran, besuchte hier die Schule und auch die Uni und trat irgendwann auch in die Firma ein. Da kam Priscilla, damals Cheerleaderin und schnappte sich regelrecht meinen Jungen weg.“

Mr. Stefferson war Cheerleaderin? Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

„Der Spruch Liebe macht blind, traf auf meinen Sohn völlig zu, während seine Mutter ihn immer warnte, sie wäre nur auf sein Geld aus, beteuerte er das Gegenteil. Und dann kam der schlimmste Augenblick in meinem Leben.“

Mich wunderte, dass Riley seinen Vater nicht einmal unterbrach. Gespannt hörte ich weiter zu, aber die anderen hingen genauso an den Lippen.

„Priscilla hat irgendwie heraus gefunden, was zwischen mit und James war. Ich weiß nicht wie, aber sie hat es und sie verwendete es gegen mich. Aus Angst alles zu verlieren, habe ich alles Riley übergeben und mich mit meiner Frau zur Ruhe gesetzt.“

„Sie hat dich erpresst?“, fragte Riley entsetzt.

Timothys Grandpa nickte und senkte den Kopf.

„Wegen mir wäre es egal gewesen, aber deiner Mutter und dir wollte ich das nicht antun.“

„Deshalb bist du so schnell aus unserem Leben verschwunden?“

Wieder nickte er. Mr. Stefferson schien eine eiskalte berechnende Frau zu sein. Mollys Grandpa stellte seine Tasse ab.

„Daran bin ich wohl schuld“, meinte er.

Timothy sah ihn fragend an.

„Ich… ich habe irgendwie eine Adresse von dir in die Finger bekommen und allen Mut zusammengefasst und dir geschrieben.“

„Hier in Griffith?“

„Nein, nach Melbourne… eine Antwort kam nie, deshalb dachte ich, du wolltest nichts von mir wissen.“

„Den habe ich nie erhalten…“

„Aber vielleicht deine… damalige Schwiegertochter.“

Timothy zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder an Riley.

„Daran kann man jetzt auch nichts mehr ändern. Deine Exfrau wurde schwanger und Timothy kam auf die Welt. Dank meiner guten Freundschaft zu Scot, bekam ich später auch immer mit, wie es Timothy ging und wenn ich irgendwie helfen konnte, dann tat ich das auch. Ich hatte genug Geldreserven um mir das zu leisten.“

Ich bekam ein immer besseres Bild von Prinzipal Steinhardt. Ich hatte regelrecht Ehrfurcht von dem Mann. Ich schaute zu ihm und er lächelte verlegen.

„Den Französisch Kurs hast du bezahlt? Er war nicht von der Schule freigestellt? Ich hielt das für eine sehr noble Geste der Schule.“

Timothys Grandpa und auch Mr. Steinhardt schüttelten beide den Kopf.

„Dann weiß ich jetzt auch woher das Geld kommt, damit er seinen Führerschein machen kann…“

Mr. Riley verstummte sein Kopf senkte sich und er schüttelte den Kopf.

„Was ist wenn Priscilla…“

„Junge, so darfst du nicht denken. Ich weiß zwar, dass sie ein Menschenleben auf dem Gewissen hat, aber ich denke nicht, dass sie ihren eigen Sohn etwas tun würde.“

„Ein Menschenleben?“, kam es von Bob, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, aber der Erzählung aufmerksam gefolgt war.

Der Grandpa von Timothy schaute an uns vorbei und ich folgte seinem Blick. Er sah zu Linda, die kreidebleich geworden war.

„Timothy hat eine Art Kalendertagebuch gefunden, darin scheint alles zu stehen, was sie angestellt hat…“

„Auch der Tot meines Mannes Jim?“, fragte Linda leise.

Ich spürte, wie sich Berry hinter mir versteifte. Meine Hand begann seine Hand sanft zu streicheln.

„Es tut mir Leid, Mrs. Johnson, das sie so erfahren müssen und noch etwas muss ich ihnen sagen…, den Sturz ihres Sohnes Berry hat sie auch herbei geführt.“

„Was?“, entfuhr es Lesley, „sie war das? Und Timothy wusste das? Ich…“

„Lesley… bitte!“, unterbrach ihn seine Mutter.

„Warum…“, hörte ich Berry hinter mir leise sagen, „warum…?“

Ich drehte meinen Kopf und sah, das Berry Tränen in den Augen hatte. Es tat weh ihn so zu sehen und ich drehte mich um und nahm ihn in den Arm.

„Es tut mir Leid… Berry! Ich habe auch lange nicht verstanden, warum Priscilla all dies gemacht hat, dabei ist der Grund sehr simpel. Eine verschmähte Liebe und ihre Gier nach mehr und wer im Weg steht…“

Timothys Grandpa brach seinen Satz ab, aber jeder in der Küche wusste, was er sagen wollte.

„Sie war in Jim verliebt?“, sagte Linda leise.

„So stand es in ihrem Tagebuch, dass im Besitz von meinem Enkel ist.“

„Ich war also die zweite Wahl…“, kam es ernüchternd von Riley.

„Aber warum Berry?“, begann Lesley noch einmal.

„Ich denke, sie wollte Linda alles nehmen, was ihr lieb und teuer ist.“

*-*-*

An Schlafen war nicht zu denken. Berry hatte sich etwas beruhigt und lag in meinen Armen. Auch Lesley und Molly waren in meinem Zimmer. Sie hatten kurzerhand Mollys Matratze herunter getragen und lagen nun auf dem Boden vor dem Bett.

Gustav fand das alles recht lustig, er krabbelte von einem zum Anderen, was bei seiner Größe und Gewicht nicht ohne Blessuren unsererseits blieb. Irgendwann packte ich ihn am Halsband und warf ihn kurzerhand aus dem Zimmer.

Das Gustav Ruhe geben würde, war ein Wunschtraum, denn er begann an der Tür zu scharren.

„Gustav aus!“, rief ich laut.

Doch er hörte nicht auf, so stand ich auf ging zur Tür und riss sie auf.

„Hörst du jetzt auf Gustav“, schrie ich ihn an.

Gustav zog Schwanz und Kopf ein und wich zurück, dann knallte ich die Tür zu. Winseln drang durch die Tür. Molly schaute mich an, wie auch Berry und Lesley. Ich verdrehte die Augen.

Ich drehte mich um, öffnete abermals die Tür. Gustav saß wie ein Häufchen Elend davor. Angelockt vom Lärm stand plötzlich auch Bob im Flur.

„Was ist?“

„Gustav nervt und horcht nicht.“

„Er fühlt sich nur vernachlässigt, Tom.“

Ich seufzte und ließ die Schulter hängen. Wie sich Vernachlässigung anfühlte, hatte ich in der Vergangenheit genug erfahren und mir geschworen, nie denselben Fehler zu tun. Ich konnte nicht anders, mir schossen die Tränen in die Augen.

Gustav war zwar nur ein Hund, aber er hatte genauso Gefühle wie ich. Ich ging in die Knie und wollte ihn streicheln, aber Gustav wich zurück.

„Gustav bitte… nicht.“

*-*-*

Berry

Tom war auf den Boden zusammengesunken, direkt vor Gustav. Ich stand auf, wie Molly und Lesley auch.

„Es tut mir Leid, Gustav, dass wollte ich nicht…“, hörte ich Tom sagen

Ich ging neben Tom auf die Knie.

„Bitte Gustav“, wimmerte Tom.

„Tom…!“

Er reagierte nicht. Ich nahm ihn zärtlich in meine Arme und zog ihn etwas hoch.

„Tom bitte…, Gustav wird sich schon wieder beruhigen…“

Gustav selbst saß immer noch geduckt vor Tom, aber seine Ohren gingen langsam wieder nach oben Tom hatte jede Gegenwehr verloren, er sackte in meinen Armen zusammen.

„Tom…, Tom…?“

Er reagierte überhaupt nicht mehr und wurde immer schwerer. Ich schaute zu Bob, der sich in Begegnung setzte. Er ging ebenfalls neben Tom auf die Knie. Er nahm Toms Kopf in die Hände.

„Tom… Tom? Berry… hilf mir ihn auf sein Bett legen, ich glaube er ist bewusstlos.“

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