Welcome to Australia – Teil 32

Vorsichtig streifte er meine Jacke ab und hängte sie an die Garderobe.

„Komm!“

Ich folgte ihm durch den Flur.

„Schatz, ich habe jemanden zum Abendessen eingeladen.“

„Wen denn?“

Georg bog in ein Zimmer und ich lief ihm einfach hinter her.

„He, hallo Tom“, sagte Fred, als er in mein Blickfeld kam.

„Hi Schatz“, meinte er zu Georg und küsste ihn.

Verlegen beobachtete ich die beiden. Fred schaute mich an und lächelte. Er kam zu mir her und drückte mich ebenso wie Georg und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Nun hatten es die beiden endgültig geschafft.

Ich lief rot an und fing an zu kichern.

„So gefällst du mir schon besser!“, meinte Georg.

Fred schaute uns beide verwundert an.

„Fred kannst du dich an unseren großen Krach erinnern?“

„Ich weiß zwar nicht, warum du mich gerade jetzt daran erinnerst, aber vergessen werde ich ihn nie.“

„Tom und Berry haben sich zerstritten.“

„Ach so, dass legt sich auch wieder.“

„Naja, Tom ist sich da nicht so sicher.“

„Was ist eigentlich passiert?“

Ich druckste herum.

„Ich… wollte Berry besuchen und als ich dort ankam, fand ich Berry mit Timothy küssend vor…“

„Oh…“, meinte Fred.

Ich seufzte. Ich erklärte Fred, was noch folgte und er schaute mich mitfühlend an. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

„Mir und Georg passierte so etwas Ähnliches, nur mit dem Unterschied, dass ich ungewollt geküsst wurde und Georg in dem Augenblick dazu kam.“

Ich schaute zu Georg, der verlegen leicht errötete.

„Und was ist dann passiert?“, fragte ich.

„Ein riesiger Krach. Der Typ der mich küsste, war niemand anderes als mein Ex, der nicht verstehen konnte, warum ich nicht zu ihm zurück wollte.“

„Wie lange warst du da schon mit Georg zusammen?“

„Fünf Jahre…“

„So lange? Der Typ musste ja total blöd gewesen sein…“, meinte ich.

„War er…“, warf Georg ein.

„Und was ist dann passiert?“

Fred atmete tief durch.

„Etwas, worauf ich nicht sonderlich stolz bin. Georg und ich bekamen uns laufend in die Wolle. Die Streitereien wurden immer heftiger. Es kam sogar zu Handgreiflichkeiten und Geschirr ging zu Bruch.“

Entsetzt schaute ich die beiden an.

„Wie…, wie habt ihr dann wieder zueinander gefunden?“, fragte ich weiter.

„Eine gute Freundin von uns machte einen Vorschlag“, kam es von Georg.

„Ja, sie schlug vor, uns von einen auf den anderen Tag zu trennen und keinen Kontakt mehr zu haben“, erklärte Fred.

„Das habt ihr gemacht?“

Beide nickten.

„Was ist dann geschehen?“

Fred fing an zu kichern.

„Georg hielt es keine Woche aus und er stand wieder vor meiner Tür.“

Wieder schaute Georg verlegen.

„Ab da seid ihr wieder zusammen gewesen?“

„Ja, aber auch nur, weil Georg und ich viel miteinander redeten“, erklärte Fred.

Georg sah mich durch dringend an. Viel reden, dass hatte mir schon Abby oder Bob gesagt, dass wenn etwas anlag, man reden sollte. Aber konnte ich mit Berry einfach so reden, so sauer wie er auf mich war.

„Ein Gutes hatte dich Sache auch“, meinte Georg, „wir konnten uns endlich neues Geschirr kaufen, das alte war so etwas von hässlich.

Nun fingen wir alle zu lachen an.

„Ich geh mal in die Küche“, meinte Georg und verschwand.

„Komm her Tom, ich möchte dir etwas zeigen“, sagte Fred und winkte mich zu sich an das Zeichenbrett.

„Was ist das?“, fragte ich, nach dem ich die Zeichnung begutachtet hatte.

„Eurer Haus“, meinte Fred, „schau, dass hier ist das alte Haus, so wie du es jetzt kennst und dass das Nachbarhaus.“

Ich senkte meine Kopf nach rechts, dann nach links und schaute die Zeichnung von verschiedenen Seiten an. So langsam wuchs ein Bild zusammen.

„Das sieht gut aus“, meinte ich.

„Wird noch besser, glaube mir. Möchtest du etwas trinken?“

Ich nickte.

„Komm, lass und zu Georg gehen.“

*-*-*

Das Kochen und Essen war recht lustig gewesen. Ich erfuhr noch recht viel über Fred und Georg. Natürlich redete sie mir aus, dass es nicht besser wäre, wenn ich nicht hier wäre. Der Abend war sehr gelungen und dementsprechend zufrieden lag ich nun in meinem Bett. Es klopfte an meiner Tür.

„Herein“, rief ich.

Die Tür öffnete sich und Abby streckte den Kopf herein.

„Na, wie war dein Abend mit Georg und Fred?“

„Schön!“, lächelte ich.

Abby schloss hinter sich die Tür und kam zu mir ans Bett.

„Darf ich mich setzten?“

Ich nickte. Sie setzte sich zu mir aufs Bett.

„Was macht dein Arm?“

„Tut ab und zu weh oder juckt.“

„Okay, das wird auch noch etwas gehen, bis die Schusswunde verheilt ist.“

Wieder nickte ich.

„Geht es dir besser?“

„Was meinst du?“

„Ich habe dich heute Mittag gesehen, als du von der Schule kamst. Du machtest einen keinen glücklichen Eindruck.“

Es blieb mir nichts anderes übrig, als wieder zu nicken.

„Tom…, Georg hat angerufen und mir alles erzählt. Es tu mir Leid, was geschehen ist. Denke bitte immer daran, wir sind deine Familie und wir stehen hinter dir, egal was kommt, okay?“

Ich atmete tief durch.

„Komm nie auf den Gedanken, ohne dich wären wir glücklicher!“

Sie lächelte wieder, während sie dass sagte.

„Für Bob bist du das größte Geschenk, das er je bekommen hat, er liebt dich über alles und würde dich auch nie wieder her geben und mir geht es genauso…“

„Danke“, sagte ich mit heiserer Stimme und spürte wie mir die Tränen herunter liefen.

„… und das mit Berry, bekommen wir auch geregelt. Du… ich hatte eigentlich einen anderen Grund, warum ich zu dir gekommen bin. Du hast sicher schon gehört, dass Brisbane total unter Wasser steht.“

„… öhm ja…“

„Diese Flut kommt nun auf uns zu.“

„Echt?“, fragte ich erschrocken.

„Wir liegen zwar im höheren Teil der Stadt, aber wir werden dass sicher auch zu spüren bekommen.“

„Du meinst, dass Wasser kommt bis hier her?“

„Nein, aber es wird einige Teile der Stadt unter Wasser setzten und so wie in Brisbane, wird vielleicht der Strom abgeschaltet und das Trinkwasser auch.“

Ungläubig sah ich sie an.

„Glaubst du wirklich es wird so schlimm?“

„Ich weiß es nicht, Tom. Es regnet schon die ganze Zeit und das sehr heftig.“

„Dann können wir wohl die Baupläne auf Eis legen.“

Abby lächelte noch mehr und wuschelte mir durch das Haar.

„Das geht eh nicht so schnell. Wir sollten uns auch wegen der Tiere Gedanken machen.“

„Wieso?“

„Bei so etwas gibt es immer eine Menge verletzter Tiere… und wir werden mit Arbeit überhäuft.“

„Keine Sorge, ich helfe euch gerne.“

„Dass wollte ich jetzt nicht damit sagen, aber danke und ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Und jetzt schlaf, morgen ist Schule.“

„Gute Nacht“, sagte ich.

„Gute Nacht“, meinte Abby und verlies mein Zimmer.

Ich schaltete meine Lampe aus und kuschelte mich in meine Decke, so gut es mit dem Arm eben ging.

*-*-*

Ich weiß nicht wie lange ich noch wach gelegen und an Berry gedacht hatte, aber irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn jetzt weckte mich der ekelhafte Ton vom Wecker. Natürlich vergaß ich meinen Arm, als ich mit der Hand auf den Wecker hauen wollte.

Mit Schmerzen erhob ich mich und setzte mich auf den Bettrand. Der Arm nervte mich. Im Haus war es ruhig. So stand ich auf und ging meiner morgendlichen Ritual des Bades und anschließendem Frühstück nach.

Molly war sehr ruhig und sprach mich auch nicht auf den gestrigen Tag an.

„Morgen ihr zwei“, hörte ich Bobs Stimme, der die Küche betrat.

„Morgen“, brummte ich.

„Soll ich dich in die Schule bringen?“, fragte er mich und schenkte sich einen Kaffee ein.

„Danke, wäre nett.“

Es klingelte an der Haustür.

„Ich geh, sagte Molly und sprang auf.

Ich schaute ihr nicht hinter her und kämpfte mit dem letzten Bissen meines Brotes.

„Morgen“, hörte ich Lesleys Stimme.

„Morgen Lesley… morgen Berry“, sagte Bob.

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