Welcome to Australia – Teil 39

Meine Finger waren kalt.

„Also, trotz deiner vielen Ausfälle…, auch durch die Schule verursacht, sind deine schulischen Leistungen sehr gut. Ich finde, wir können jetzt dazu übergehen, deinen Unterricht zu spezifizieren.“

Was? Wie? Was hatte er da gerade gesagt? Ich spürte, wie die Anspannung in meinem Körper nachließ.

„Ist alles in Ordnung mit dir…, hast du wieder Schmerzen am Arm Tom?“

„Nein, es ist alles in Ordnung…“

„Gut! Hast du dir schon selbst Gedanken gemacht, welche Kurse du belegen möchtest? Habe übrigens gehört, du bist unter die Architekten gegangen.“

Ich seufzte innerlich, lächelte aber dann.

„Nein, ich habe nur Vorschläge gemacht, wie man die Praxis und Bobs Haus umbauen könnte.“

„… und dich dabei sehr gut angestellt, wie mir Fred erzählte.“

Wen kannte Steinhardt in dieser Stadt nicht persönlich?

„Wenn du in die Richtung Interesse haben solltest, ich helfe dir gerne dabei, die passenden Kurse heraus zu suchen.“

„… Mathe ist nicht gerade mein Lieblingsfach…“

„Aber deine Noten sind doch gut.“

„Hart erkämpft“, grinste ich.

„Gut, ich habe hier einen kleinen Ordner für dich zusammen gestellt, den schaust du dir mal an… in Ruhe zu Hause. Dann können wir weiter reden.“

Ich nickte und bekam besagtes Teil in die Hand gedrückt.

„Wegen eurer Exkursion nach Sidney geht alles klar? Eventuell Geldprobleme oder so etwas in der Richtung?“

Verwundert schaute ich ihn an und schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist alles geregelt. Ein paar Kleinigkeiten müssen noch besorgt werden.“

„Gut, dann ab in den Unterricht und Tom, nicht vergessen, wenn irgendetwas sein sollte, einfach bei mir melden!“

„Danke…“

*-*-*

Bis zum Ende des Unterrichts war es nicht mehr lange und so entschloss ich mich, bis dahin in der Cafeteria zu warten. Ich blättere den Hefter durch und überflog die Angebote, die mir Mr. Steinhardt zusammengestellt hatte.

Ich fragte mich, wann er das gemacht hatte. Er hatte doch sowieso so wenig Zeit. Ein paar Sachen gefielen mir auf Anhieb. Vertieft in den Hefter bekam ich das Ende der Stunden nicht mit, auch nicht, wie sich die Cafeteria füllte.

„Was wollte Steinhardt denn von dir“, fragte Sophie und riss mich aus den Gedanken.

„Er wollte nur wissen, welche Kurse ich belegen möchte“, antwortete ich und hob den Hefter in die Luft.

Lesley nahm ihn mir ab und setzte sich zu mir.

„Und schon entschieden?“, fragte Sophie weiter.

Ich schaute mich um und konnte Berry an der Theke entdecken, dann schüttelte ich den Kopf.

„Aber es sind ein paar Kurse die mir gefallen würden.“

„Der Hefter ist cool, warum haben wir so etwas nicht bekommen“, fragte Lesley und legte ihn vor mir ab, wo sich Sophie ihn gleich griff.

„Er hat auch noch nach Sidney gefragt…, habt ihr schon alles?“, lenkte ich von Thema ab.

Berry und Molly kamen mit Bechern an den Tisch. Er stellte mir auch einen hin.

„Hallo Schatz“, meinte er und setzte sich zu mir.

Ich lächelte ihn an.

„… und was wollte unser Prinzipal von dir?“

„Ach wegen meiner Kurse, ich sollte mich langsam entscheiden welche ich belege.“

Berry lächelte.

„Also ich muss mir dringend noch etwas zum Anziehen einkaufen“, meinte Sophie.

„Das muss ich auch noch“, kam es von Molly.

„Da können wir doch gemeinsam gehen“, schlug Sophie vor, „noch jemand Lust mitzugehen?“

Ein allgemeines Nicken am Tisch und es war beschlossene Sache, sich mittags zum Shoppen zu treffen. Später hatte ich noch paar Gespräche mit verschiedenen Lehrern und ich wusste dann so ungefähr, welche Kurse ich belegen wollte.

Mit dem Ordner in der Hand lief ich vor der letzten Stunde zu Moneypenny und gab ihm dort ab.

*-*-*

„Du willst wirklich Kunst belegen?“, fragte Molly amüsiert.

„Ja, warum nicht? Was spricht dagegen?“, fragte ich verwundert.

„Nichts, aber ich muss an Mrs Downhill denken.“

„Wer ist das?“

„Unsere Kunstlehrerin“, antwortete Sophie, „cool dass du auch in den Kurs kommst.“

„Ich habe mich auch dafür entschieden“, kam es leise von Zuhai.

„Dann bin ich wenigstens nicht alleine neu“, meinte ich und legte meinen Arm um Zuhai, der mich anlächelte.

Mittlerweile waren auch Berry und Lesley zu uns gestoßen. Sie hatten sich den Harbour Town Center entschieden. Hier schien es wirklich alles zu geben, was das Herz begehrte. Man entschloss sich in kleine Gruppen aufzuteilen und später wieder zu treffen.

Ich zog mit Berry, Sophie und Zuhai los. Erstaunt, was es alles gab, lief ich von Boutique zur nächsten.

„Was suchst du eigentlich?“, fragte Berry plötzlich neben mir.

„Ich bräuchte noch so einen kleinen Rucksack, wo ich das Nötigste reinpacken kann, wenn wir auf Besichtigungstouren gehen.“

„Da weiß ich einen Laden, da müsstest du den Passenden finden.“

„Ich ergebe mich deiner Führung!“, lächelte ich ihn an.

Ohne Scheu gab Berry mir einen Kuss und nahm mich an die Hand.

„Ich geh mit Zuhai noch schnell in den Kosmetikladen“, meinte Sophie, während Zuhai rot anlief.

Ich musste grinsen.

„Treffen wir uns dann bei Gazman wieder?“, fragte Berry.

Sophie nickte und zog Zuhai hinter sich her.

„Ob das etwas gibt?“

Verwundert schaute ich Berry an.

„Was meinst du?“

„Zuhai und Sophie.“

„Was ist mit den beiden?“

„Tom Miller, wo hast du deine Augen?“

„Auf dir, wo sonst“, antwortete ich kichernd.

Er drückte mich kurz an sich.

„Ist dir nicht aufgefallen, dass Zuhai und Sophie die letzte Zeit oft zusammen sind?“

„Öhm… nein!“

„Dann weißt du es ja jetzt“, sagte Berry und zog mich in die entgegengesetzte Richtung.

*-*-*

„Den Schwarzen oder den Brauen?“, fragte ich Berry und hielt beide Rucksäcke hoch.

„Der Braune gefällt mir besser, hat auch mehr Fächer.“

„Okay, dann nehm ich den, wenn mein Berater dies entschieden hat.“

Berry grinste. Ich zog meinen Geldbeutel heraus und wollte gerade zur Kasse gehen, als mich ein Junge anrempelte und mir den Geldbeutel entriss.

„He!“, schrie ich und setzte ihm nach.

Mit dem Rucksack in der Hand rannte ich aus dem Laden und schaute mich hektisch um.

„Junger Mann, sie müssen noch bezahlen!“, hörte ich eine Frau schreien.

Berry und die Frau erschienen neben mir.

„Wie denn? Der Typ hat mir grad mein Geld geklaut! Scheiße!“

„Geben sie bitte den Rucksack zurück!“

Entsetzt schaute ich die Verkäuferin an.

„Haben sie nicht verstanden? Ich wurde gerade in ihrem Laden beklaut“, regte ich mich tierisch auf, „vielleicht holen sie mal den Sicherheitsdienst!“

Sie griff nach dem Rucksack und zerrte ihn aus meiner Hand, dann lief sie zurück in den Laden. Angesäuert und schockiert sah ich zu Berry, der nur verwundert mit der Schulter zuckte.

„Das kann doch nicht war sein“, meinte ich und folgte ihr.

Die Frau hängte den Rucksack zurück und begab sich wieder zu ihrer Kasse.

„Ich möchte den Geschäftsführer sprechen“, sagte ich wütend.

„Tom…“, meinte Berry neben mir.

„Nein nichts Tom, dass ist ja wohl das letzte“, schrie ich.

Andere Kunden im Laden drehten sich zu uns um. Die Frau schaute mich herablassend an.

„Die Masche zieht bei mir nicht und nun zieh ab kleiner!“, sagte sie zu mir und drehte sich weg.

Ich schnappte nach Luft.

„Das ist ja wohl das letzte! Ich werde hier in ihrem Laden bestohlen und ich soll einfach gehen? Was ist das hier für ein Laden?“

Nun schien ich doch die volle Aufmerksamkeit der Frau erlangt zu haben. Sie kam ganz dicht zu mir und flüsterte mich an.

„Weißt du wie viele es schon probiert haben, so an unsere Ware zu kommen, zieh ab, oder ich rufe den Sicherheitsdienst.“

„Dann holen sie ihn doch. Ich geh hier nicht weg!“

Berrys Unbehagen machte sich neben mir bemerkbar, er zupfte an meinem Shirt. Die Dame griff nach dem Hörer und sprach leise irgendetwas von Betrügern. Es dauerte nicht lange und zwei Beamte betraten den Laden.

„Sie haben uns gerufen?“, fragte der eine.

„Ja, könnten sie diese zwei Junge Herren aus unserem Laden entfernen?“

„Wieso dass denn?“, fuhr ich sie an, „ich wurde hier gerade bestohlen!“

Der Beamte wandte sich an mich und zückte einen Block.

„Können sie sich ausweisen?“

Ich atmete genervt tief durch.

„Wie denn? Meine Portemonnaie wurde gerade gestohlen, da befand sich alles drin.“

Der Beamte steckte den Block weg und griff nach meinem Arm.

„Würden sie uns bitte folgen!“

Die Verkäuferin grinste mich fies an. Berry griff in seine Tasche.

„Mein Name ist Berry Johnson“, sagte er und hielt dem Offizier seine Karte vor die Nase, „und das ist mein Freund Tom Miller, ich habe den Vorfall gesehen!“

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