Meeresrauschen – Teil 1

Freitag, 10.04.

Ich liebe ja eigentlich spontane Aktionen, aber, um diesen Unternehmungen auch mein Wohlwollen zukommen zu lassen, bedarf es doch schon eines gewissen Maßes an Planung. Die Aktion, die mein Flo an diesem Wochenende mit mir vorhatte, entbehrte jedweder Grundlage auch nur eines logischen Gedankens, jedenfalls aus meiner Sicht der Dinge.

Als er um kurz nach zwölf in mein Büro stürmte, war ich eigentlich schon auf dem Sprung zu einem meiner wichtigsten Kunden. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem Besuch meines Liebsten. „Schatz. Was ist?” „Rate mal, wo wir heute Abend sind?” „Im Bett?” „Du denkst auch immer nur an das eine!” „Wenn ich dich sehe, …”, ich ließ den Satz unvollendet und schlüpfte in meine Jacke. „Was machst du?” „Ich ziehe mir meine Jacke an und fahre zu Deppermann. Der will heute noch den Vorentwurf für seine Schreinerei sehen.”
Er zog einen Schmollmund. Erst da bemerkte ich eine gepackte Reisetasche neben ihm. „Willst du verreisen?” „Nein, wir!” Ich war leicht irritiert. „Äh, hab ich was vergessen?” Ich kratzte mich an der Stirn. „Marius, ausnahmsweise hast du diesmal nichts vergessen, ich wollte dich überraschen!” „Und womit?” „Menno! Ich wollte mit dir nach Borkum, ein Wochenende ausspannen. Um vier geht die Fähre. Nächste Woche gehe ich ja in Trainingslager und da dachte ich, …” Ich ging auf ihn zu, nahm seinen Kopf in meine Hände und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. Sofort öffnete er seinen Mund und meine Zunge spielte mit der seinen.

„Tja, was machen wir nun?” Er schaute mich fragend an. „Hättest Du angerufen! Ich kann den Termin nicht mehr verlegen. Deppermann ist nur noch heute Nachmittag greifbar, fährt morgen zu seinem kleinen Parteitag und du weißt, wenn der Job klappt, habe ich den Stadtauftrag so gut wie sicher.” Wir leben zwar offiziell in einer – der kommunalen Neugliederung der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts sei Dank – Großstadt, aber die Strukturen der Macht sind dennoch eher ländlich geprägt, und was das bedeutet, kann sich jeder an fünf Fingern abzählen.

„Pass auf, ich beeile mich, und dann nehmen wir halt die letzte Fähre. Die geht gegen sechs, wenn ich mich nicht irre. Außerdem kannst du dann in der Zwischenzeit ja schon für mich packen, den Wagen tanken, Simon anrufen, dass wir morgen nicht kommen, die Blumen gießen, …” „Ja, Massa!” Er grinste. „Packen brauche ich nicht mehr, deine Klamotten hab’ ich schon hier!” „Ach ja?” „Wir fahren nur zu Onkel Henning. Da brauchen wir eh nicht viel. Wir sind ja alleine!” „Wieso? Ist er nicht da?” „Doch, aber die Handwerker sind im Haus. Er rief heute früh an und fragte mich, ob ich ihm ein paar Rohre verlegen kann. Und du wolltest ja eh am Wochenende für unser wertes Stadtoberhaupt arbeiten. Da dachte ich, wir verbinden das angenehme mit dem nützlichen und fahren zusammen. Du kannst im Atelier arbeiten und ich quäle mich mit Muffen und den Wasserleitungen.” Er schaute mich mit seinem Dackelblick an, dem ich einfach nicht widerstehen konnte, auch nach mittlerweile drei Jahren unserer engeren Beziehung. Ich versank immer noch in die tiefblauen Augen, die jede Frau in Verzückung gebracht hätten.

Ich nahm meinen Aktenkoffer, er die Reisetasche und wir gingen hinaus in den Laden. „So, Felix, ich bin dann weg!” „Deppermann?” „Jepp!” „Kommst du nachher noch mal rein?”; wollte mein Kompagnon wissen. „Nein! Höhere Umstände! Meine bessere Hälfte will mich auf die Insel entführen!”, ich grinste. „Dann mal viel Spaß auf Borkum und grüß mir Henning. Wir fahren ja nächste Woche mit den Zwillingen zu ihm. Zwei Wochen Ruhe!” „Äh? Hab ich was vergessen?” „Nein Marius, hast du nicht! Ich bring Claudia und die Kinder nur hin, bleibe übers Wochenende und bin dann am 20.sten, das ist der Montag deiner Prüfungsklausur, wieder hier, um aufzuschließen. Steht auf jeden Fall so in meinem Terminkalender.” „Und zwei Wochen Ruhe?” „Zwei Wochen ohne meine Frauen? Was ist das denn? Ruhe PUR für einen 36-jährigen Mann!” Ich lachte, nahm meinen Spatz an die Hand und verließ die Räumlichkeiten von FM Computer, wie unser gemeinsames Geschäft heißt.
Felix (das F) ist Hauptgesellschafter und der Hardwarespezialist bei uns, ich (das M) mache als Juniorpartner in Software und treibe, mehr oder minder erfolgreich, mein Informatikstudium an der Uni voran.

„Wie bist du hier?” „Mit Knut.” Nicht wundern, mein blondgelockter Gatte gibt seinen Autos Namen, verstehe wer will. Für mich sind Autos Gerätschaften, die mich von A nach B zu transportieren haben, mehr nicht, eine Seele? Na ja, war es nicht Sokrates, der Steinen Leben verlieh? Auch egal, irgend so ein alter Grieche halt.
„OK, dann nehmen wir den Firmenwagen. Du kannst mich bei Deppermann rauslassen und fährst dann zu mir. Pack bitte Linus (mein Laptop mit Linux) und Schröder (meinen Notebookdrucker) und die Kabeltasche ein. Ich brauch auch noch die Unterlagen, die auf dem rechten Sideboard liegen, nur für alle Fälle. Dann bringst du Felix den Wagen wieder und nimmst Knut.” Ich gebe nur meinen Rechnern Namen, denn die bringen mich, wie mancher Mensch, auch oftmals zur Verzweiflung.

Wir stiegen ein und mein Schatz setzte seine Brille auf. Eigentlich braucht er sie nur zum Autofahren, aber ich finde, die Nickelbrille steht ihm. Er sieht damit besser, intelligenter, süßer und spitzbübischer aus. Aber er meint, wenn er auf dem Eis steht oder an irgendwelchen Toiletten rumhantiert, würden die Augengläser nur stören. Seiner Ansicht nach wäre es ein unüberbrückbarer Gegensatz: Klempner und Brillenträger, na ja, was soll’s?

Wir fuhren mit dem silberfarbenen Meriva in Richtung des neuen Gewerbegebiets. Hier hatte unser OB seinen, d.h. den elterlichen Schreinerbetrieb, angesiedelt. Der Bauantrag dauerte nur drei Monate und er konnte bauen! Nicht wundern, er ist das Stadtoberhaupt.

Der Wagen hielt vor der der Schreinerei Wilhelm Deppermann und Söhne. Ich warf meinem Kleinen, der eigentlich 5 cm größer ist als ich, einen angehauchten Kuss zu und stieg aus, nahm meinen Koffer vom Rücksitz und rückte die Krawatte zurecht. „Das schaffst du mit Links, Großer!” Diese Augen! Nein, konzentrier dich, dachte ich. „Ich bin dann in einer Stunde wieder hier.” „Gut. Denkst du an die Sachen? Musst du tanken?” „Mama, ich bin schon groß!” Diese Stimme! „Ich liebe dich!” „Geht mir auch so! Und zeig’s den Affen!” „Mach ich!”

„Schön, dass du es einrichten konntest. Komm mit!” Der OB kam mir entgegen und schüttelte mir die Hand. „Was macht Vattern?” „Dem geht’s gut. Er lässt dich grüßen und fragen, ob du auch zur Antrittskneipe kommst.” „Braucht er wieder mal eine Mitfahrgelegenheit?” „Du kennst ja deinen Leibburschen! Du bist immer noch sein Fux, auch wenn du jetzt 52 bist.” Ich grinste den OB an und er fing auch an zu schmunzeln. Ja, ja, die Studentenzeit. Um fragenden Blicken vorzubeugen, der OB Klaus Deppermann, mein Vater Dr. med. dent. Urban van Aarp und meiner einer waren und sind Mitglieder ein und derselben Verbindung. Also herrscht zwischen uns das uneingeschränkte Du, jedenfalls wenn man unter sich ist.

Ich blickte auf die Uhr. Es war mittlerweile kurz vor drei, der Termin hat länger gedauert, als eigentlich beabsichtigt, Flo musste wütend auf mich sein, wie lange wartete er mittlerweile auf mich? Eine Stunde?. Die Deppermänner, also unser allseits beliebter OB Klaus und sein arbeitender Bruder Wolfgang, waren sofort mit dem Vorschlag einverstanden, aber der dem Internet vollkommen auf Kriegsfuß stehende Prokurist , Stachowinsky hieß er, glaube ich zumindest, stellte immer wieder eine dämliche Frage nach er anderen. Es zog sich wie Kaugummi.
Es war dann Klaus, der dann dem Spuk ein Ende machte. „Herr van Aarp, der Worte sind genug gewechselt, es sollen Taten folgen! Sie haben den Auftrag!” Ein Stein größeren Ausmaßes fiel mir vom Herzen. Den beiden Deppermännern wohl auch, sie hatten noch anderes vor.

Im Hinausgehen meinte dann unser OB, er legte schon wieder die Hand um meine Schultern: „So, das hätten wir. Marius, bist du Montag auf dem Konvent?” „Denke schon. Wieso fragst du?” „Peter, er …” „Was ist mit deinem Sohn?” „Nun, er will unbedingt Senior…” „Klaus, ich hätte sowieso für ihn gestimmt.” „Gut!” War der Auftrag Stimmenkauf? Mir soll’s egal sein. Geld stinkt nicht. Verbindungen öffnen zwar Türen, aber eintreten muss man selber.

Ich verabschiedete mich und ging die Treppe hinunter. Auf der anderen Straßenseite sah ich Knut. Ich lief auf den kleinen roten Sportwagen mit der Regenbogenflagge am Heck zu und konnte es nicht erwarten, den Fahrer in meine Arme zu schließen.
„Das hat ja Ewigkeiten gedauert!” „Tut mir leid, Flo. aber ich musste erst deinen Parteigenossen überzeugen, der war ja so anstrengend.” Ich grinste ob des eingeheimsten Auftrags und konnte es nicht lassen, meinen Geliebten mit seiner Parteipräferenz aufzuziehen. Na ja, ich weiß ja nicht genau, wo er sein Kreuz in der Wahlkabine macht (eines der ungeklärten Geheimnisse zwischen uns), aber er als GWS (Gas-Wasser-Scheiße) Spezialist ist er doch eher einer anderen Richtung zuzuordnen als der Spross einer Zahnarzt- (väterlicherseits) und Apothekerfamilie (mütterlicherseits).

Um eventuellen Unklarheiten vorzubeugen, ich bin, wie bereits erwähnt der Marius, gerade 26 geworden, trage Brille über meinen dunkelbraunen Augen, habe ebensolches Haar, obwohl, ich muss es ja zugeben, dass schon an einigen Stellen ergraut ist. Aber nur leicht! Und die sieht man nur, wenn die Haare lang sind. Vielleicht liegt es daran, dass ich Kurzhaarfrisuren bevorzuge, ich weiß es nicht. Aber wenn ich meinen Vater und meinen vier Jahre älteren Bruder so betrachte. Bei Alexander ist das mittlerweile ein mittelgroßer Fliegenlandeplatz, in Airportgröße gerechnet, ist die Glatze meines Produzenten mit dem Flughafen Heathrow vergleichbar.

Alexander ist wie mein Vater Zahnarzt und meine Schwester, die drei Jahre älter ist als meine Wenigkeit, hat nach der Babypause ihr Pharmaziestudium wieder aufgenommen und wird eines Tages die Apotheke meiner Mutter übernehmen. Ich bin daher der jüngste Spross der Familie van Aarp und das alte Gerücht, das das jüngste Kind schwul ist, bewahrheitet sich wieder einmal. Und da ich eh aus der Art geschlagen bin, bin ich weder das eine oder das andere, sprich Dentist oder Pillendreher, sondern habe mein Hobby zum Beruf gemacht. OK, es dauert noch etwas, bis ich mein Diplom als Informatiker in der Tasche habe, aber bald wird es soweit sein, da bin ich mir sicher. Schließlich arbeite ich ja auch nebenbei und das nicht zu wenig. Ich bin wirklich kein Student, der erst um zwölf aufsteht. Das musste ich mal loswerden.

Was soll ich großartig über mich berichten? So ganz aus der Art geschlagen bin ich dann aber auch doch nicht, denn ich bin ja immerhin während meines Studiums in eine Verbindung eingetreten (aus eigener Überzeugung wohl gemerkt!) und habe da so zumindest mit der Familientradition nicht gebrochen. Familie hat sowieso einen ganz besonderen Stellenwert für mich. Nicht das ich aus einer Bilderbuchfamilie entstamme, auch bei uns hängt manchmal der Haussegen schief, aber es ist der Zusammenhalt, der mir vorgelebt wird und den ich so schätze. Auf meine Leute kann ich mich stets verlassen, mein gesicherter Rückzugspunkt, wenn man so will. Genau wie ich alles für sie tun würde, würde sie mich, egal in welche Situation ich gerate, mit all in ihren Kräften unterstützen. Es ist fast wie bei den berühmten Musketieren: Alle für einen, einer für alle.

Ehe man mich jetzt falsch versteht: Wir glucken aber nicht aufeinander und jeder von uns hat seinen eigenen Freundes- und Bekanntenkreis und ist ein freier Mensch, der machen kann, was er (oder sie) will. Aber es gibt da den gewissen Rückhalt, der einem das Leben einfacher macht. Und diesen Punkt möchte ich nicht missen, denn er hat mir und uns, d.h. meinem Flo und mir, schon viel geholfen. Ich wüsste nicht, ob wir die Reaktion seiner Mutter auf sein Coming Out damals so gut überstanden hätten, wenn wir allein auf uns gestellt gewesen wären und es da nicht die speziellen Familienbande derer van Aarps gegeben hätte.

„Hast du alles?” „JA!” Hörte ich da eine gewisse Gereiztheit aus seiner Stimme? OK, ich gebe es ja zu, es war nicht die feine Englische, ihn warten zu lassen ohne Nachricht, aber ich hatte immerhin einen Auftrag im Wert von 3.500 Euro für FM Computer an Land gezogen. Würde die nächsten vier Ladenmieten sichern. Und was bedeutet eine Stunde Wartezeit dagegen? „Dann mal los! Ich will raus aus den Klamotten, und Flo, …” Ich schaute ihn an und legte meine Linke auf seinen Oberschenkel und fing ganz langsam an, den Jeansstoff zu massieren. „Verzeih mir!” Er schaute nur kurz nach links, denn der einsetzende Berufverkehr, in den wir hineingerieten, wurde zunehmend dichter und erforderte seine ganze Konzentration. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Schon gut, mein Engel. Wir sind quitt. Ich habe dich überfallen und entführ dich nun. Was macht die eine Stunde?” Meine Hand wanderte höher. „Danke, dass du mir meine Sünde vergibst.” Meine Finger hatten seinen Reisverschluss erreicht. „Na ja, vergeben? Du kannst sie ja abblasen!” Ich öffnete das Tor. „Marius! Was machst du?” „Ich tue Buße!”, sprach’s und ließ meinen Fingern freien Lauf. Ich spürte die kurzen, erst vorgestern gestutzten Haare, und ließ meinen kleinen Finger an der Wurzel liegen. Habe ich erwähnt, dass mein Florian im normalen Leben auf Unterhosen verzichtet? Nur im Eishockeydress trägt er die Liebestöter, wie er selbst Calvin Kleins Erzeugnisse bezeichnet. „Marius van Aarp! Willst du uns umbringen?” „Du weißt doch, ich will in deinen Armen vergehen, mein Schatz!” „Ich ja auch in deinen, aber bitte erst in fünfzig Jahren und nicht mit vierundzwanzig. Das ist definitiv zu jung!” Ich fing an zu lachen. „Stimmt.” Ich zog meine Finger heraus und brachte den Verschluss wieder in Ausgangsposition. „Was soll das denn jetzt?” „Du wolltest doch nicht!”, ich tat entrüstet. „Komm her, du kleiner Nimmersatt!” Da wir gerade eh vor einer roten Ampel standen, beugte er den Kopf zu mir herüber und küsste mich. Sofort begann das Zungenspiel. Er fuhr erst los, als der LKW hinter uns zum zweiten Mal hupte.

Ich nahm meine Krawatte ab und kramte nach meinem Mobilknochen. „Felix! Wir haben den Auftrag!” „Gut, dann kann ich ja auch mit Claudia heute Abend groß Essen gehen.” „Aber nur in die Frittenschmiede!” „Ekel. Aber immerhin. Ach, da kommt Kundschaft! Viel Spaß euch beiden und Gruß an Henning!” „Danke, werde ich machen!” „Ach Marius.” „Ja?” „Dein Schlüsselbund.” „Was ist mit dem?” „Der liegt hier auf deinem Schreibtisch, hab ihn gerade gefunden.” „Shit!” „Ja, ja, das Alter. Mit 26 setzt der Verfall ein!” „Arsch!” „Angenehm, Bärwald.” „Schmeiß ihn bei mir in den Kasten, wenn du gleich nach Hause fährst.” „Werde ich machen, Flo hat ja, Gott sei Dank, auch einen Schlüssel zu deinem Briefkasten. Du musst ja Montag den Laden aufmachen. Ich bin ja bei deinem Vater.” „Ich ruf ihn an, er soll dich ohne Spritze behandeln!” „Untersteh dich!” „Überleg ich mir.” „Mach das, ich muss los.” „Gute Geschäfte noch.” „Euch auch und kommt gesund wieder. Nicht nur Flo braucht dich, der Laden auch.” „Grüß deine Holde!” „Werde deine Schwester grüßen. Bis Montag dann.” Er legte auf. Habe ich erwähnt, dass Felix mein Schwager ist?

Ich legte das Handy weg und widmete mich meinem Spatz. „Du entführst mich also!” Er nickte. „So mit allem drum und dran?” „Jepp. Shit, ich hab die Handschellen vergessen.” Wir lachten beide los und konnten uns kaum halten. Wäre jetzt ein Weiß-Grün Chargierter der verehrlichten Verbindung der Polizia zu … – wo waren wir gerade – aha , kurz hinter Münster, also Steinfurt, hinter uns gefahren, er hätte ob des Schlenkers eine sofortige Alkoholkontrolle angeordnet.

Der Verkehr war zähflüssig. Wir kamen nur langsam voran. Staumeldungen gab es zwar nicht, aber es war Wochenende, viel Ausflugsverkehr. Flo hatte die Strecke jenseits der Autobahn gewählt, landschaftlich sicherlich reizvoll, wäre da nicht der Punkt gewesen, dass wir die Fähre erreichen wollten, die uns zu seinem Patenonkel Henning auf die schöne Insel Borkum bringen sollte.

Na ja, er fährt, er muss es wissen, welche Strecke er fährt; er hat ja geplant. Ich fing an zu dösen. Freute mich schon auf das Wochenende mit dem Mann meiner Träume, auf einen langen Strandsparziergang, auf Möwen und das Meeresrauschen. Auf Flo freute ich mich auch, aber das brauche ich ja wohl nicht gesondert zu erwähnen, oder?

Ich wachte abrupt auf. „Shit!” Der Wagen fing an zu stottern. „Was is’ los?”; frage ich zugekniffenen Augen. „Sprit!? „Kein Benzin mehr!” „Hast du denn nicht getankt?” „Ne, die Tankanzeige war dreiviertel, als ich losfuhr.” „Die ist kaputt!” „Seit wann?” Ich war jetzt wieder klar. „Seit letzter Woche. Ist mir auf der Strecke nach Essen aufgefallen. Hab ich das nicht gesagt?” „NEIN!” „Shit! Hab ich wohl vergessen?” „Was hast du denn in Essen gemacht? Claudio besucht?” Himmel, konnte er eifersüchtig sein, dabei war das damals mit Claudio nur ein, sagen wir es einmal so, ein lustiger Zwischenfall gewesen, mehr nicht. „Nein, mein Engel! Ich war nicht bei Claudio. Ich war bei meinem Bohrer!”

Claudio, die 170 Zentimeter große braunhaarige Promenadenmischung aus Rom. Der Vater aus dem tiefsten Sizilien und die Mutter aus Bozen. Er sang jetzt in irgendeiner Musicalproduktion in Essen. Wir hatten uns, kurz bevor mein eheähnlicher Zustand mit Florian anfing, im Chat kennen gelernt, uns getroffen und gemeinsam das Wort Begehren buchstabiert, wie es so schön heißt. Na ja, für mich war es nur eine gegenseitige Reduktion des Druckes eines bestimmten Körperteils, für ihn anscheinend mehr als ein One Night Stand.
Er war Anlass des einzigen großen Streites zwischen meinem Liebsten und mir, als er kurz nach Florians Einzug in meine Behausung ebensolches auch tun wollte. Weder hatte ich mich in dieser Richtung geäußert noch ihn in sonstiger Weise zu diesem Schritt ermutigt. Der feurige Italiener halt, der Sex und Liebe nicht voneinander trennen kann. Diese Zäsur sollte man, allein wegen seines eigenen Seelenheils, ziehen. Der Mensch ist halt kein vollkommenes Wesen und beileibe nicht engelshaft. Welcher Theologe hat das denn nun wieder der Menschheit überliefert?

Plötzlich war wieder die Sanftheit in seiner Stimme. „Sag das doch gleich, dass du bei Stefan warst. Dann sei der Trip nach Essen vergeben und vergessen.” „Danke mein Herz.” „Stimmt ja, du wolltest dir den neuen Ball bohren lassen. Wie ist der denn?” „Äußerst gewöhnungsbedürftig. Ich hab den richtigen Punkt zwar noch nicht gefunden, aber der kann schon was. Wir arbeiten dran.” „Du und Reinhard?” „Ja, ich und mein Trainer.” Um fragenden Blicken auszuweichen, ich spiele Bowling, immerhin einer Liga höher (jedenfalls vom Namen her) als mein kleiner Eishockeygott, der gerade mit seinem Sprit haderte, und in Essen hat der wohl beste Ballbohrer im nördlichen Ruhrgebiet oder südlichem Münsterland, je nach Standpunkt betrachtet, seinen Pro-Shop.

Der Wagen rollte aus. Ich schaute fragend in das liebste Gesicht auf Erden. „Nu?” „Tja, kennst du die blaue Tankstellenreklame von früher noch?” Ich stutze. Er pfiff nur eine Melodie: We are walking.
„Sorry, my angel, but that’s your turn!” Er schaute irritiert. „Im Ernst! Du brauchst jetzt nicht deinen Dackelblick aufzusetzen, nützt dir gar nichts!” Ein Wimpernschlag. „Äh, du brauchst jetzt nicht so zu gucken.” Er hielt die Augen geschlossen. „Du wolltest mich entführen, also sorg auch dafür, das die Karre fährt.” „Komm doch mit!” „Nichts da! Meinst du, ich lass Linus, Schröder, Snoopy (Laptop mit Windows) und Peppermint Petty (mein PalmTop) allein?” „Du und deine Rechner!”, kam es nur, „Sind die wichtiger als ich?” „NEIN! Aber ich lass doch keine Ausrüstung für die Hälfte deines Jahresgehalts mitten in der Pampa.” Ich grinste. „Hast du keinen Reservekanister?” „Ne, leider!” „Tja, dann ist wohl laufen angesagt.” Diesmal pfiff ich die Melodie.

„Aber ich bin ja nicht so!” „Du kommst also doch mit?” „Nein, aber ich gebe Dir eine Wegzehrung mit.” Ich löste den Gurt und beugte mich vor, nahm sein Gesicht in beide Hände und führte meine Lippen zu den seinen. Er schlug die Lider nieder und gewährte meiner Zunge sofortigen Einlass. Während unsere Zungen einander umrundeten, wanderte meine Hand eine Etage tiefer. Ich drückte an dem, was der Reisverschluss verbarg. Ein leises Stöhnen kam aus seinem Mundwinkel. Ich nahm abrupt Zunge und Hand weg. „So! Und nun Abmarsch! Wir wollen ja noch die Fähre erreichen!” Habe ich schon erwähnt, dass ich ab und an richtig fies werden kann?

Er öffnete missgelaunt die Tür und stieg aus. „Schlüssel lass ich stecken! Nicht weglaufen!” „Schatz, ich laufe nicht weg, dazu bin ich viel zu faul und wegfahren kann ich ja nicht! Ich werde hier auf Dich warten, denn ich werde ja entführt. Aber tu mir einen Gefallen, ja?” „Ich würde für dich durchs Feuer gehen, dass weißt du doch. Also?” „Über glühende Kohlen brauchst du jetzt nicht zu laufen. Aber nimm deine Beine in die Hand, die letzte Tankstelle ist knapp drei Kilometer hinter uns gewesen und wir haben heute noch was vor!” „Du denkst ja immer nur an das eine!” „Ausnahmsweise nicht, auch wenn ich dich jetzt liebend gerne wieder von innen erforschen würde. Aber wir müssen die Fähre erreichen!” „Jaja, Papa, ich geh ja schon.” Er beugte sich noch einmal zu mir herab und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Bis gleich, ich wollte eh heute noch laufen.” „Also, laufe er geschwinde.”
Ich blickte diesem 191 cm großen Blondschopf hinterher, diesem Mann, der nicht nur mein Herz geraubt hat, sondern auch meinen Verstand. „Und was machen wir jetzt schönes?”, sagte ich zu mir selber. Ich nahm Peppermint Petty in die Hand und wollte eine der Nickstories lesen, die ich mir heute Vormittag aus dem Internet gezogen hatte. Ich liebe diese Geschichten und lese sie für mein Leben gern, eine Eigenschaft, die mein Flo leider nicht mit mir teilt. Er liest sowieso nicht viel, außer den Berichten in der Lokalzeitung, und da hauptsächlich auch nur den Sportteil, und den auch dann nur, wenn er etwas mit „unserer” Mannschaft, den Ice Phantoms, zu tun hat.

Ich führte mir gerade die neuste Story meines Lieblingsautors zu Gemüte und hatte gerade die ersten zwei Seiten gelesen, als es an der Scheibe klopfte. „Kann ich Ihnen helfen?”, wollte der Frager wissen. Ich öffnete das Fenster und blickte in ein rundes, aber wohlgeformtes Gesicht. Dunkelbraune Haare und ebensolche Augen sahen mich an, einzig der Oberlippenbart störte mein Empfinden dieser ostfriesischen Naturschönheit. „Danke, aber das können sie nur, wenn sie zufälligerweise Super bei sich haben.” „Kein Sprit mehr?” „Jepp!” „Moment, das haben wir gleich!”, tönte er mit dem schönsten Bariton. Ich schaute etwas ungläubig, aber da kam er schon wieder mit einem schwarzen Kanister. Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, öffnete die Beifahrertür und ging zur Tankklappe. Ohne große Worte schraubte er den Einfüllstutzen auf das Plastikgefäß und kurze Zeit später hörte ich das Gluckern des Antriebsstoffes von Knut.

„Wie kann ich das wieder gut machen?”, wollte ich wissen. „Hier!” Ich griff an meine Gesäßtasche und holte mein Portemonnaie heraus und reichte ihm einen Zehner. „Reicht das?” „Dicke! Wäre aber nicht notwendig gewesen, ich helfe gerne Leuten aus der Patsche.” Ich grinste. „Ja, meine bessere Hälfte wollte mich nach Borkum entführen und hat vergessen, vorher zu tanken. Wir wollen die letzte Fähre noch erreichen.” „Das wird knapp. Wo ist die holde Schönheit denn?” „Zurückgelaufen zur Tankstelle!” „Die hat aber dicht! Gehört meinem Onkel und der liegt besoffen im Büro, ist heute Vater geworden.” Er mochte in meinem Alter sein. „Dann Glückwunsch! Was ist es denn? Junge oder Mädchen?” „Endlich ein Stammhalter, nach drei Mädchen!” Sein Grinsen wurde breiter. „Der Familienname bleibt also erhalten!”

Es war mittlerweile mehr als eine Viertelstunde seit dem unfreiwilligen Stopp vergangen, als an der Wegbiegung hinter uns eine Gestalt, die meinem Flo ziemlich ähnlich sah, auftauchte. „Ah, da kommt er ja!” Ich schaute Jost, wie er sich vorgestellt hat, fragend an. „Wer?” „Na, dein Freund, sieht etwas abgekämpft aus!” Erstaunen machte sich in meinem Gesicht breit. „Auch wenn ich auf dem Land lebe, die Regenbogenflagge am Auto habe ich sofort erkannt. Was meinst du, weshalb ich gestoppt habe?” Ich lachte nur und er fiel mit ein.

Der durchtrainierte Kapitän der Phantoms kam außer Atem bei uns an. „Shit!” „Die Tanke hatte zu!” „Woher weißt du?” Er schaute wie der ungläubige Thomas. Ich grinste und klärte die Situation auf. Es sah komisch aus, aber auch er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„So, mein Engel. Jost hat uns mit Sprit ausgeholfen, steig ein und ich fahre. Wir müssen die Fähre erreichen.” Noch immer außer Atem stieg er ein. „Ich glaub zwar nicht mehr, dass ihr sie kriegt, aber probieren könnt ihr es ja. Da kommt gleich noch ne Baustelle. Viel Glück!” Er ging zu seinem Wagen. „Kurze Frage noch!” „Ja?” „Was machen wir, wenn wir sie verpassen?” „Tja, kommt in den Anker, da sind noch Zimmer frei.” „Hotel?” „Ne, Kneipe und Pension, gehört meinem Vater und ich hab heute Dienst.” „Danke!” „Da nicht für!” Er stieg in seinen Mercedes und ich in Knut.

Ich fuhr schweigend los, mein Florian japste immer noch nach Luft. Die Baustelle, die Jost genannt hatte, war wirklich ein Verkehrshindernis erster Kajüte. Um kurz vor sechs erreichten wir den Parkplatz am Emdener Hafen. Am Pier mit unserem gesammelten Gepäck angekommen sahen wir aber nur noch, wie die letzte Fähre des Tages bereits losdampfte.

Zwei fragende Augen blickten mich an. „Shit! Was machen wir nu?” Ich zuckte mit den Schultern. „Tja, die nächste Fähre geht erst morgen früh. Wir können entweder warten, zurückfahren oder ein Lufttaxi nehmen. Du musst entscheiden, denn ich bin ja nur das Entführungsopfer und füge mich bedingungslos deinem Willen!” „Also, zurückfahren will ich nicht, dazu habe ich mich zu sehr auf das Wochenende mit dir gefreut! Außerdem will ich ja Henning bei seiner Renovierung helfen. Back to town scheidet also aus. Lufttaxi kann ich mir nicht leisten bei meinem Gehalt! Also pennen wir im Auto und fahren morgen früh. Ich ruf gleich meinen Onkel an und sag ihm Bescheid.” „Falsch!” „Was?” „Schatz, ich lieb dich zwar abgöttisch, aber aus dem Alter, mit einem Typen, auch wenn er noch so schnuckelig, sexy und geil ist wie du, im Auto zu nächtigen, also, aus dem Alter bin ich raus. Ich brauche ein Bett!” „Aber soviel Geld habe ich nicht mit!” „Na ja, betrachte es als Teil des Lösegeldes! Das Zimmer zahl ich und ein Essen dürfte nach dem Abschluss von heute auch noch drinnen sein!” Er grinste über beide Backen.

Ich nahm mein Gepäck auf. „Also komm!” Ich steuerte wieder in Richtung Parkplatz. Flo hinter mir her. „Schatz!” „Ja?” „Weißt du was?” „Was?” „Ich liebe dich!” „Ich dich auch, mein Engel, auch wenn du mich entführt hast.” Ich öffnete gerade Knut und legte meine Taschen auf den Rücksitz. „Aber mal ne ganz andere Frage! Kennst du ein Hotel hier?” „Ja! Den Anker, da kann man sogar essen.” Flo schaute mich an und fing an zu grinsen. „Weißt du auch, wo der ist?” „Nein, aber das dürfte ja das kleinste Problem werden, Süßer, oder?” „Stimmt, wir können ja fragen!” „Genau, aber das überlasse mir.” „Wieso?” „Weil du mit Henning telefonieren musst. Erklär ihm mal, dass wir aufgrund deiner Vergesslichkeit zu tanken, die Fähre verpasst haben.” „Hmpfff!” „Genau! Von mir ist man ja Alzheimer light gewöhnt, aber von dir? Schatz, auch an dir nagt der Zahn der Zeit.” Er blieb an der Tür stehen. Ich ging um den Wagen herum und zog ihn an mich. „Ich werde dich immer lieben, auch wenn du alt und grau bist!” Wir küssten uns, die Möwen kreischten.

Ich erkundigte ich beim Parkplatzwächter nach einer Tankstelle und dem Weg zum Anker. Beides lag auf einem Weg. Während ich den Mazda durch den abendlichen Emdener Verkehr lenkte telefonierte er mit seinem Onkel. Es war ihm sichtlich unangenehm, aber da musste mein Spatz durch.

Sicherheitshalber erkundigte ich mich an der Tankstelle nochmals nach dem Weg. Wir fuhren um kurz vor sieben auf den Parkplatz vor dem Anker. „So, da wären wir.” Wir stiegen aus und nahmen unser Gepäck in die Hand. Na ja, ich meine Technik, er die Sporttasche mit unseren Klamotten.

Ich drückte auf die Rezeptionsglocke. Kurze Zeit späte kam Jost aus dem dahinter liegenden Büro. „Ah, ihr habt sie doch verpasst.” „Jepp, haben wir. Hast du ein Zimmer für uns?” „Immer doch! Einzel oder Doppel?” „Egal!” „Stimmt, ihr braucht ja eh nur ein Bett.” Er sah uns herzlich an. „Ich gebe euch die 12, französisches Bett mit eigenem Bad. Eine Nacht?” Ich nickte. „Danke! Ach, können wir hier essen?” „Kein Problem. Ich reservier euch einen Tisch und buch euch auf HP, dann kostet das Essen nur zehn mehr pro Nase. Ich will ja den Entführer nicht beuteln.” Er lachte und dieses Lachen war ansteckend.
„Wann wollt ihr essen? Halb?” „Gute Idee das. Dann kann ich mich noch etwas frisch machen.” „Oki, aber ne Altbausanierung habt ihr beide wirklich nicht nötig.” Ich grinste und Flo wurde leicht rot.

Wir nahmen also unsere Gepäckstücke auf und gingen in den ersten Stock. Ein normales, nicht allzu großes Zimmer empfing uns, nett und fast rustikal eingerichtet. Ich stellte meine Sachen in die Ecke und zündete mir erst einmal eine an. Ich hatte ja in den letzten fünf Stunden keine Zigarette angepackt. Bei Kunden rauche ich nicht und auch im Auto wird auf den Nikotingenuss verzichtet, da aber eher aufgrund des dann höheren Wiederverkaufswertes. Flo war mit der Sporttasche beschäftigt und brachte die Kulturtasche ins Bad. „Willst du duschen?” tönte es aus dem kleinen Raum. „Nein, aber ich muss was anderes.” Ich drückte die Zigarette aus und ging ins Bad.

Ich sah, dass er nackt in der Dusche stand. „Wenn du klein musst, kannst du auch hier!” Er grinste mich an. So schnell ich konnte, hatte ich mich ausgezogen und stieg zu ihm in die weiße Emailleschüssel, er war mittlerweile auf seinen Knien. „Ahhhh” Ich ließ es laufen. „Göttlich!”, grunzte mein Flo, „Mehr!” Wir mussten dann aber beide doch duschen.

Ich hoffe, es schockiert nicht. Wir haben diese Spielart ganz zu Anfang unserer Beziehung, mehr oder minder unfreiwillig, entdeckt. Nach unserer ersten gemeinsamen intimen Nacht im dritten Jahrzehnt unseres Lebens, standen wir beide mit unseren Molas in meiner Dusche. Ich wollte eigentlich nicht, dass er mir einen bläst, denn ich verspürte schon einen gewissen Druck in der unteren Gegend. Ich warnte ihn, aber er ließ sich von nichts abhalten. Na ja, und da habe ich …

Er liebt es und ich? Ich auch, jedenfalls von ihm. Es gab in unserer Beziehung oftmals Momente, wo wir so Intimitäten austauschen konnten, ohne das es auffällig wurde. Aber dazu später.

Frisch geduscht gingen wir wieder gegen kurz vor acht nach unten. Jost erwartete uns schon und führte uns gleich zu einem der hinteren Tische. „Hier seid ihr etwas ungestörter als vorne, falls …” Er grinste und gab uns die Karten. „Was wollt ihr trinken?” „Für mich erst mal ein Bier!”, meinte mein Spatz. „Groß oder klein?” „Groß!” „Notiert und du?” „Habt ihr Weizen da?” „Ja. Hell, Dunkel oder Kristall?” „Dunkel.” „OK!”, sagte, sprachs und verschwand in Richtung Tresen.

„Was nimmst du?” Die Karte war nicht allzu umfangreich, eher ländlich rustikal, wie auch unser Zimmer. „Marius? Was ist ein Ostfriesen Schnitzel?” „Gute Frage, kann ich dir auch nicht sagen. Frag doch Jost gleich. Der dürfte das wissen. Aber ehrlich, schon wieder Schnitzel? Flo, du und deine Schnitzelmanie!” Ich grinste, denn anders als beim Sex war mein Liebling beim essen eher konservativ. Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht, oder wie heißt es?

„Und? Schon was ausgesucht?” Jost war wieder an den Tisch getreten und brachte die Getränke. „Was ist ein Ostfriesen Schnitzel?” Jost grinste, das konnte nichts Gutes bedeuten. „Panierte Scholle. Echt lecker!” Flo zog einen Flunsch, Fisch war nicht so sein Metier. Er war eher ein Fleischmagen. Jost konnte die Reaktion meines Liebsten richtig deuten. „Nehmt doch die Ostfriesenplatte, da ist für jeden was dabei!” „Nehmen wir!”, ich entschied einfach, denn so langsam hatte ich richtigen Hunger, ich hatte außer zwei Toasts zum Frühstück und einem kleinen Salat um zwölf noch nichts zu mir genommen.  „In Ordnung. Ich bring euch gleich die Suppe. Die gehört dazu!” Er grinste wieder. Ich lag richtig mit meiner Vermutung, dass es sich um eine Fischsuppe handeln würde, aber Flo merkte das erst, als er auf eine Krabbe biss.

Das Essen verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ab und an legen wir eine Pause ein, die Platte war wirklich reichhaltig. Irgendwie haben wir sie dann aber doch aufgekriegt, wir waren pappsatt, wie man so schön sagt. Ich griff nach meinen Zigaretten. „Gibst du mir auch eine?” Ich steckte mir zwei Glimmstängel in den Mund und reichte, nachdem angezündet, eine davon meinem Liebsten. Im Gegensatz zu meinem Konsum kommt Flo mit einer Schachtel fast eine Woche aus. Er raucht nur eine nach dem Training oder einem Spiel, die berühmte Zigarette danach und nach einem guten Essen. Und das Essen war gut.

Jost brachte zwei Küstennebel. „So, zur Verdauung.” „Danke!” Er fing an abzuräumen. „Wo kann man denn hier noch hingehen?” „Kommt darauf an, was ihr machen wollt. Aber viel Warmes gibt es hier nicht, leider!” Er seufzte hörbar. „Keine Szene?” „Nur eine sehr kleine, ein angehauchter Laden, eine Klappe am Hafen, aber sonst nichts. Ist halt ziemlich verstockt hier. Der nächste richtige Laden ist in Oldenburg.” Ich schaute auf Flo, er schüttelte den Kopf. „Ich fahre heute keinen Meter mehr.” „Und wo ist der angehauchte Laden?” „Ihr seid schon drin.” Er grinste. Außer uns waren noch drei, vier Leute am Tresen, aber sonst niemand. Und die Herren um den Schanktisch sahen auch nicht aus, als ob. Auch die Ausstattung wirkte nicht wie üblich, hier regierte eher Eckkneipenambiente das Outfit der Lokalität.

„Das ist doch nicht dein Ernst.” „Doch!”, er wurde ganz ernst. „Hier in den altehrwürdigen Hallen des Ankers trifft sich einmal im Monat die schwule Jugend der Gegend.” Flo grinste und deutete auf die Ansammlung der doch etwas gesetzt wirkenden Herren am Tresen. „Und die trifft sich heute!” Jost lachte. „Nee, das ist der Kirchenvorstand! Das Treffen war letzte Woche, aber ab und an verirrt sich dann doch einer. Ihr entschuldigt mich, ich muss wieder.”
Ich blickte auf meinen Flo. „Was machen wir? Stürzen wir uns in Bett, in den Hafen oder in den Trubel?” „Einverstanden, aber andere Reihenfolge!” Ich blickte leicht irritiert. „Erst zum Hafen, ich muss etwas laufen, nach diesem Essen.” Er tätschelte sich den Bauch, an dem ich kein Gramm Fett zuviel entdecken konnte, wohl aber er. „Dann können wir ja noch ein Bier in diesem Szeneladen nehmen und dann ab in die Heia. Wir müssen morgen früh raus, wir haben ja noch was vor!” „Jepp. Verbum carum factum est!” Er verstand und stand auf. Hab ich schon gesagt, dass ich lateinische Sprüche liebe?

Wir schlenderten zum Tresen rüber. „Wir drehen jetzt ne Runde. Können wir dann nachher zahlen?” „Kein Problem, ich hab eure Getränke eh auf die Zimmerrechnung geschrieben. Lauft nicht zu weit, es wird bald was geben.” Ich blickte zu Flo. „Jacke?” „Ne, ist warm genug und wenn ich friere, kannst du mich ja wärmen.” Während dieses Satzes hatte er die Augen geschlossen. „Mach ich doch glatt, mein Herz!” „Hab auch nichts anderes erwartet.”

Wir gingen hinaus und lenkten unsere Schritte in Richtung des nahe gelegenen alten Hafens, in dem nur noch ein paar kleinere Kutter lagen. Es ging ein lauer Wind, der die Wolken nur langsam bewegte. Wir spazierten an der Wasserkante händchenhaltend und schweigend in die angefangene Nacht. Nicht, das wir uns nichts zu sagen gehabt hätten, aber es ist schon ein erhabenes Gefühl, mit seinem Geliebten auch schweigen zu können und nur die Wärme und Körperlichkeit seiner Hand zu spüren. So etwas nennt man wohl Verstehen ohne große Worte. Oder auch Liebe!

Nach knapp einer halben Stunde wurde es mir dann doch etwas kühl. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb die Wolken jetzt vor sich her, auf uns zu. „Engelchen, lass uns wieder zurück.” „Mir ist auch frisch, aber Danke!” Ich stutzte. „Du bist die Frostbeule von uns, du wolltest zuerst.” Er kniff mich in die Seite. Ich zog ihn zu mir und wir küssten uns so knapp fünf Minuten. Das etwas lautere Gepöbel dreier Dorfjugendlicher überhörten wir geflissentlich.

Wir beeilten uns dann, denn es setzte ein leichter Regen ein, der, je näher wir dem Anker kamen, immer heftiger wurde.

„Da seid ihr ja wieder.” Der Tresen hatte sich geleert, der Kirchenvorstand musste gegangen sein. Jost stand da und polierte Gläser. „Setzt euch. Was wollt ihr trinken? Das gleiche wie vorhin?” Die Antwort kam unisono: „Jepp!”

Er zapfte das Bier für Flo an und nahm sich dann meines Weizens an. „Scheint sich ja keiner mehr verirrt zu haben.” „Ne, aber heute ist auch Sommerfest in Oldenburg. Ich wollte ja eigentlich auch hin, aber ich musste ja arbeiten.” Er stellte unsere Getränke auf den Tresen, als ein knapp 25-jähriger gut aussehender Türke aus der Küche trat. Ich stutze leicht. „Darf ich euch vorstellen: Erkan, unser Koch.” Er nickte uns freundlich zu und reichte uns seine rechte Hand, die samtig aussah, anders als man sich sonst Kochhände vorstellt. „Bier, mein Schatz?” „Hab ich mir wohl verdient! Und dann mach mal vier Raki. Ihr trinkt doch einen mit?” Mein Erstaunen wuchs immer mehr. Erkan erkannte wohl die Fragezeichen auf meiner Stirn und fing an zu lachen. „Um dir die Verwunderung zu nehmen, meine Eltern stammen zwar aus der Türkei, sind aber orthodoxe Christen. Daher darf ich trinken und auch Schweinefleisch anfassen.” Wir lachten. „Na dann. Sherife!”, eines der wenigen türkischen Wörter die ich kannte.

Jost gesellte sich zu uns und nahm seinen Erkan liebevoll in die Arme. Flo konnte es nicht lassen. „Muss Liebe schön sein!” Wir alle grinsten. „Ist sie auch, aber macht auch nur Probleme!” Jost wurde plötzlich ernst. „Ist nicht einfach, Erkan ist ungeoutet und soll nach dem Willen seiner Eltern nächsten Monat heiraten. Eine Frau, die er mit sechs Jahren zuletzt gesehen hat, die er nicht kennt und auch nicht liebt!” Eine gewisse Resignation lag in seiner Stimme. „Na ja, meine Eltern haben sich ja mit meinem Schwulsein abgefunden, aber einen Türken zum Freund?”

Wir schauten uns alle etwas betroffen an.

„Aber lasst uns kein Trübsal blasen, sondern Spaß haben. Weg damit!” Er stieß mit seinem halbvollen Glas an und wir tranken alle. Flo schüttelte sich etwas. „Noch einen?” „Gerne, aber der geht auf uns!” Die Stimmung hob sich wieder etwas. Während Jost die Gläser wieder füllte, meinte er: „Wie lange kennt ihr beiden euch schon?”

Mein Schatz schaute mich an und fing lauthals an zu lachen. Ich ließ mich von diesem Lachen anstecken und prustete, denn ich hatte gerade das Weizen angesetzt, als die Frage in den Raum gestellt wurde. Wir ernteten fragende Blicke. „Äh, was ist denn an dieser Frage so lustig?” „Na, welches Kennen lernen meinst du denn?” „Na, wann ihr zusammengekommen seid?” Wir lachten wieder, aber diesmal alle, denn die Frage war ja eindeutig zweideutig.

„Jost, ich sehe schon, wir müssen einiges aufklären.” „Ich bitte drum!” Er stellte die Gläser hin. „Willst du oder soll ich?”, meine Frage richtete sich an meinen Spatz. „Mach du, ich mach dann die Berichtigungen.” „Wie immer du es haben willst, meine Eisprinzessin. Aber nicht ohne zuvor …” Ich nahm das volle Glas Raki und stieß an.

„Also, kennen gelernt haben wir uns vor 15 Jahren.” „Also, im Sandkasten.” „Wenn du so willst, Erkan ja, aber der Sandkasten war der Strand von Borkum. Flo war bei seinem Onkel, zu dem wir auch morgen früh fahren, in Ferien und ich mit meiner Oma. Wir logierten im Nachbarhaus. Ich hatte es stark mit den Bronchien und da soll ja Seeluft bekanntlich Wunder wirken.” „Hat es gewirkt!” „Kann man so sagen.”, und nahm mir eine Zigarette.

„Wir haben am Strand gespielt, Wasserschlachten veranstaltet, Sandburgen gebaut. Also alles, was zehnjährige Kinder so machen.” „Da kann ich dir nur zustimmen. Bis dahin ist alles richtig.” „Danke, mein Kapitän!” Jost schaute fragend. „Wieso ist er dein Kapitän? Ich kenn ja eine Menge Kosenamen, aber Kapitän?” „Einfach! Er …”, ich deutete auf meinen Flo, „..er spielt Eishockey und das gar nicht mal so schlecht und ist gerade zum neuen Kapitän der Ice Phantoms bestimmt worden. Ich bin der Webmaster des Vereins. Und von daher …” Zustimmendes Nicken. „Den Verein kenn ich aber nicht. Wo spielt ihr denn?” „Regionalliga NRW.” „Regionalliga?” „Tja, die letzte halbprofessionelle Institution der schnellsten Mannschaftssportart der Welt. Alles darüber, sprich Ober- und zweite Bundesliga und die DEL sowieso, sind Kapitalgesellschaften, da richtest du mir blankem Idealismus nichts mehr aus. Da zählt nur, was in den Bilanzen steht und es interessiert keinen mehr, wie das da hineingekommen ist.”
Allgemeines Nicken. Jost meinte, dass würde er zwar nur vom Fußball kennen, aber er könne es sich ohne Weiteres vorstellen.

„Und dann ist aus der Sandkastenfreundschaft Liebe geworden?”, wollte Erkan wissen. „Nicht ganz, so auf Umwegen. Marius hab ich ja nur in den Ferien gesehen. Meine Eltern, Na ja, meine Mutter und ihr zweiter Mann, wohnten damals in Dorsten, so knappe 80 Kilometer von Marius entfernt. Viel Geld hatten wir nicht und so war dann das Reiseziel in den Sommerferien immer das Ostland auf Borkum bei meinem Onkel. Also nichts mit Sandkasten um die Ecke.” „Stimmt, und um ehrlich zu sein, er war der einzige in meinem Alter im Ostland, da war es dann zwangsläufig, dass man miteinander spielte.” Erkan musste bei dem Begriff grinsen, dabei war wirklich nur der Sandburgenbau gemeint, jedenfalls in den ersten Jahren.

„Ach, ich war nur eine Notlösung?”, konnte Flo zickich sein. „Schatz, falls du dich erinnern kannst, wie viel Häuser gab es denn damals im Ostland. Wenn es hochkommt drei und die beiden Lokale. Da ist die Auswahl an Spielkameraden nicht gerade groß. Da muss man, um in der Einöde nicht zu versauern, miteinander umgehen.” Schön umschifft, ich wollte Erkan nicht schon wieder das Grinsen ermöglichen.

„Aber dann, wie lange ist das jetzt her? Stimmt! Vor zehn Jahren hat er mich verführt und ich musste seinen Schwanz in den Mund nehmen.” „Ach so ist das? Ich hab dich verführt? Du musstest? Hab ich dich gezwungen, mir einen zu blasen oder hast du es freiwillig gemacht? Die Wahrheit, mein Engel, die Wahrheit bitte!” „Ist ja in Ordnung. Ich musste doch, schließlich musste ich ja meine Schulden einlösen.” Er griente und hauchte mir einen Kuss zu. Erkan und Jost schauten uns fragend an. Es würde sicherlich lustig werden, wenn wir die Geschichte, die Flo und mich verband, den beiden erzählen würden.

„Wir haben diese üblichen Jungenspiele gemacht. Zeigst du mir deinen, zeig ich dir meinen. Du rubbelst mir einen, ich rubbele dir einen. Hat ja wohl fast jeder gemacht. Ich war damals 16 und Flo gerade unschuldige 15, als wir …” „Wie groß ist denn der Altersunterschied zwischen Euch?” Erkan wieder. „So knappe anderthalb Jahre.”
Wieder allgemeines Kopfnicken. Flo gluckste: „Na ja, der Sommer mit meinem ersten schwulen Sex, dem ersten Sex überhaupt in meinem Leben, war irgendwie, ich weiß auch nicht, Na ja es war ein komischer Urlaub. Tante Ingrid, die Frau von Henning, war gerade an Krebs gestorben, er war ziemlich fertig deswegen. Ich war zwar bei ihm aber er nahm mich nicht wahr. Als dann Marius mit seiner Oma kam, schob er mich irgendwie ab zu denen ab. Er war wohl froh, mich los zu sein, um seinen Schmerz besser allein verarbeiten zu können. Ja, mein Onkel hat mich in die Arme dieses Sexmonsters getrieben!” Er küsste mich zärtlich auf die Stirn. „Wir haben zwar keine Sandburgen mehr gebaut, aber so ziemlich allen Blödsinn getrieben, den man treiben konnte. Heimlich geraucht und das ganze. Wir haben uns dann ein paar mal in den Dünen einen runtergeholt, aber nur so zum Spaß. Ernst wurde die Situation erst im Wellenbad.” „Ihr habt es im Wellenbad getrieben?” „Ja und Nein. Getrieben nicht. Shit. Schatz, klär du das mal.” Ich lachte, die alten Bilder kamen wieder in mein Gedächtnis.

„Flo und ich sind dann eines Tages zum Wellenbad gelaufen, am Strand entlang. Ich war irgendwie sauer, meine Oma hatte meine Zigaretten entdeckt und mir eine Standpauke gehalten, so von wegen Gesundheit. Ich war genervt und der Kleine hier war nicht gerade pflegeleicht damals, konnte ein richtiger Quälgeist sein. Ich weiß auch nicht mehr, was es genau war, aber …” Ich drückte die Zigarette aus. „Leck mich am Arsch, kam es von ihm. Ich darauf: Lass die Hose runter! Er: Bist ja eh zu feige! Ich: Ach küss doch meinen Schwanz. Und was meint ihr, was dann kam? Mein Flo ganz keck: Ich küsse die hier auf dem Rückweg den Schwanz, wenn du mich im Wellenbad am Arsch leckst.”

Alle grinsten und mein Kufenflitzer wurde rot. „Hätte ich auch nur geringsten geahnt, was du machen würdest, hätte ich das nie im Leben gesagt.” „Was hast du gemacht?” „Mein Engel meinte, Umkleidekabine und Dusche würden nicht gelten, da wären wir ja alleine. Es sollte vor allen Leuten sein.” Ich legte soviel Unschuld in meine Stimme, wie ich konnte. „Was tun, sprach Zeus? Ich konnte ihm ja schlecht die Hose runterziehen, mich hinknien und dann seinen Arsch lecken vor all den Müttern, die mit ihren Kindern da m Bad waren, obwohl diese Idee auch einen gewissen Reiz gehabt hätte. Es musste mir aber gelingen, denn ich wollte ja, das er meinen Schwanz küsst, von blasen habe ich nur zu träumen gewagt. Ich grübelte, wie ich es denn anstellen könnte und hatte plötzlich eine Eingebung. – Wir haben mit ein paar anderen Jungs Wasserball gespielt, wohlgemerkt in unterschiedlichen Mannschaften und das kurz vor der Wellenphase. Na ja, beim Balgen im Wasser hab ich dann irgendwie das Band seiner Badehose zu fassen gekriegt und es einfach herausgezogen. Er war so konzentriert auf das Spiel, das er das mit dem Band gar nicht wahrgenommen. Ja, und dann kamen die ersten Wellen. Flo vor mir, sprang in die erste Welle hinein und da war es geschehen. Die Hose war unten, er war wohl geschockt, stand regungslos da. Jeder konnte sein blankes Hinterteil sehen, die Vorderseite war mir verborgen. Da kam auch schon die nächste Welle. Ich tat, als würde ich den Halt verlieren und hab mich dann auf oder besser hinter Flo fallen lassen und ihn dabei am Arsch geleckt. Ich hatte gewonnen.” Ich grinste.
Erkan konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. „Das muss ja ein Bild für die Götter gewesen sein. Für alle eine lustige Situation, und so unzweideutig, kann ja spielenden Kindern passieren, dass sie Hose und Halt verlieren.”

Flo schüttelte den Kopf. „Ihr könnt euch denken, ich stand da wie der begossene Pudel, alle hatten es gesehen und gelacht. Und dann kommt dieser Kerl und meint mit einem fetten Grinsen, seinen Teil der Abmachung hätte er erfüllt. Ich hab ja was am Hintern gefühlt, aber ich dachte nicht, dass das Marius war, der da die Zunge ausgefahren hatte. Auf dem Rückweg wurde sein Grinsen immer breiter und fetter, je näher wir der Stelle in den Dünen kamen. Er legte sich dann in den Sand, öffnete seine Hose, holte sein Ding raus und meinte: Nu bist du dran. Ich stand erst mal ziemlich perplex da. Er fing an zu wichsen, sein Teil wurde härter und stand schließlich, so lange hab ich gewartet. Komm, meinte er, Spielschulden sind Ehrenschulden und ich wäre ja ein Ehrenmann. Tja, ich bin dann runter auf die Knie und hab mich über ihn gebeugt und dann mit geschlossenen Lippen sein Prengel berührt, ungefähr so.” Er presse die Lippen fest aufeinander und nahm sein Bierglas als Demonstrationsobjekt.
„Mein Schatz dann: Das soll küssen sein? Wenn dann richtig! Öffne die Lippen und dann noch mal. Machte ich auch, nur er hatte in dem Moment seine Vorhaut zurückgezogen und sein Becken nach vorn gestemmt. Ich hatte plötzlich die ganze Eichel im Mund. Ein irres Gefühl, schrecklich aber auch angenehm. Ich weiß nicht, wie lange ich das Ding im Mund hatte, es fühlte sich gut an. Ich bin dann mit der Zunge über seine Ritze gefahren und er stöhnt nur, meiner war auch schon hart, so fing auch ich an, mit ihm zu spielen. Er nahm den meinen Kopf und meinte dann, er würde mir helfen, ihn zu küssen. Na ja, so hab ich ihm dann einen geküsst, wie ich dachte. Dass das Blasen war, wusste ich ja nicht, mit naiven 15. Aber er kam ja auch ziemlich schnell. Ich hatte das ganze Zeug im Mund und es war einfach nur geil.” Mein Schatz strahlte mich an.

„Das war also unser erstes Mal. Nun, ich war damals 16 und ziemlicher Einzelgänger. Ich wusste, nein, besser ahnte, dass da was mit mir war. Aber ich dachte, dass ist nur so eine Phase, die jeder durchmacht. Na ja, die Spielereien mit den anderen Jungs haben mir Spaß gemacht und die Spiele mit Flo im Besonderen. Er war ja auch der erste, der meinen Schwanz im Mund hatte. Ich hatte zwar schon etliche Phantasien diesbezüglich, aber die Sache dann auch mit einem Freund gemeinsam zu erleben, ist doch ganz was anderes. Und Schatz!” „Ja?” „Ich danke dir für mein erstes Mal.”

Ich küsste ihn zärtlich auf den und forderte mit meiner Zunge Einlass, den er allerdings nicht gewährte. „Ich glaube, du solltest weitererzählen, unser Gastgeber guckt schon so komisch!” „Ich?”, Jost tat erschrocken, „Nein! Nichts Natürliches ist mir fremd und ein Kuss ist die natürlichste Sache von der Welt. Aber warte mal, ich sperr eben ab, ist ja schon nach elf. Kommt eh keiner mehr bei dem Regen, der da draußen herrscht. Falls doch, muss er ja nicht sehen, was hier so abgeht, im altehrwürdigen Anker.” Erkan hatte es sich auch bequem gemacht und seine Kochjacke ausgezogen und saß nur noch im schwarzen Rippshirt da. Kein einziges Brusthaar störte den Anblick.

Jost kam wieder und füllte erneut die Gläser. „Der geht jetzt auf mich! Weiter!” „Na ja, nachdem Erlebnis war mir klar, das ich schwul bin. Was soll ich sagen? Ich hab zwar oft an Florian gedacht und hab mir dauernd darauf einen runter geholt, aber gesehen haben wir uns dann erst wieder nach drei Jahren zufällig in der Eishalle.” „Stimmt, nach dem Erlebnis damals ließ sich meine Mutter sich zum zweiten mal scheiden, meinen eigentlichen Vater kannte ich damals gar nicht, und ich bin dann mit ihr zu ihren Eltern gezogen, in den Ruhrpott. Ich hab schon mit dreizehn Eishockey gespielt und hab dann halt in der Jugend der Phantoms angeheuert.”

„Und da ha es dann Wumm gemacht?” „Nein, Jost. Ich hab Flo gar nicht wahrgenommen. Wie auch? Ich war damals voll mit meinem Coming out beschäftigt und machte gerade Abi. Ich ging zwar zum Eishockey, aber hab mir nur die Spiele der Ersten angeschaut. Und wer kennt den schon Jugendspieler? Nur die Eltern, die ihre Kidies zum Training bringen. Und Eishockey und Schwul? Das gab es gar nicht in meiner Vorstellung. Flo und die Jugend hab ich gar nicht beachtet. Sie waren nicht existent für mich.” „Seht ihr, ich bin nur gut zum Sex für meinen Schatz. Mein Arsch reicht ihm.” Flo konnte so herrlich übertreiben. „Nu ist aber genug, Herr Stockmann, was sollen die anderen denken?” Auch ich kann vorwurfsvoll klingen.

„Ich hab dann irgendwann mal einen Bericht über ein Jugendspiel im Stadionheft gelesen. Da war von einem Naturtalent namens Florian Stockmann die Rede. Der Name kam mir bekannt vor. Ich hab dann mal einen Ordner, der auch Vater von zwei Eishockey spielenden Kindern war, gefragt, wer denn dieser Stockmann sei? Er schwärmte in den höchsten Tönen von Flo und deutet auf einen der Leute, die da am Zeitnehmertisch standen. Der hatte so gar nichts mit dem Flo von damals zu tun, sah ihm nicht mal ähnlich. Der Typ war größer als ich, breites Kreuz und Bizeps zum schwach werden. Überhaupt nicht der Körperbau des Flos, der mir damals einen geblasen hatte. Ich dachte, das ist nur eine Namensgleichheit und das war es dann auch für mich! Denn ich habe Flo nach dem Urlaub erst einmal Jahre lang nicht mehr gesehen und gehört.”

Ich griff nach den Zigaretten und bot den anderen eine an. „Na ja, ich bin nach dem Abi zum Bund und hab da Johnny kennen und lieben gelernt. Aber …” mir stockte die Stimme und ich kämpfte mit den Tränen. Flo nahm meine Hand und drückte sie zärtlich. Ich hatte ihm eigentlich nie viel von der Zeit damals erzählt, als ich in Hannover war. Wie ich mich gefühlt habe, als der Mann meines Lebens, sprich Johnny plötzlich nicht mehr da war. So für immer weg aus meinem Leben; von jetzt auf gleich hatte er aufgehört, mit mir zu lachen, zu weinen, zu liebe, Späße zu machen, zu leben. Mein durchtrainierter Flo hat es einfach als Selbstverständlichkeit hingenommen, dass ich schwieg, und auch nicht großartig nachgefragt. Vielleicht wusste er nicht, wie er mit damit umgehen sollte, mit der Liebe und dem Tod. Dafür danke ich diesem Knaben von ganzem Herzen.
„Wir haben uns dann vor drei Jahren dann noch mal gleich dreifach kennen gelernt und sind seit dem Zeitpunkt zusammen. Na ja, mit einigen Schwierigkeiten zwar, aber wir haben uns letzten Endes doch gefunden.”

„Macht es nicht so spannend.” Ich trank einen Schluck, meine Stimme und meine Stimmung hatten sich wieder etwas beruhigt. „Tja, wir sind uns das erste Mal dann im Gaychat begegnet. Ich hab ihn angetickert wegen seines Nicks.” Ich grinste und Flo musste lachen. „OK, der war nicht gut, aber mir ist kein besserer eingefallen.” „Wie war der denn?” „Eisprinzessin!” Wir lachten alle. „Und du?” „Lonesome Rider.” „Und ihr habt euch verabredet?” Erkan war wirklich neugierig. „Nein, um Himmels Willen. Ich war gerade in die erste Mannschaft aufgestiegen, dass, von dem ich Jahre geträumt hatte. Zwar nur erst einmal als Ersatzspieler, aber immerhin. Flo Stockmann in der Regionalliga! Und eine Schwuppe beim Eishockey? Unmöglich! Ich konnte mich vor sexgierigen Damen nicht retten. Jede wollte nur das eine.” Flo schüttelte sich, „Das ging nicht, soweit war ich noch nicht. Ich konnte mich unmöglich outen, das hätte da Aus für mich bedeutet, jedenfalls im Sport.”

„Wir haben eine ganze Zeit lang, so zwei, drei Monate, miteinander getickert und es entwickelte sich eine nette Beziehung, wenn man das so nennen kann.” „Habt ihr denn keine Bilder ausgetauscht?” „Nein, ich wollte nicht. Es hätte mich ja jemand erkennen können, das aufstrebende Eishockeytalent. Ich könnte mich noch heute dafür in den Arsch beißen, so dumm war ich damals.” „Schatz, das kannst du nicht, dafür bist selbst du nicht gelenkig genug.” „Dann darfst du mich beißen, bitte!” Er öffnete die Hose und präsentierte mir sein Hinterteil. Ich bis sanft in die Backe. „Aua!” „Bitte!”
Erkan und Jost staunten nicht schlecht, denn sie erkannten, dass er nichts unter seiner Jeans anhatte. Jost hatte mittlerweile seine Weste abgelegt und sein Hemd geöffnet. Hier waren zwar ein paar Haare auf der Brust, aber nicht zuviel.

„Und dann hatte mein Schatz plötzlich eine Idee. Er wollte Sex!” „Also doch getroffen!” „Nee Jost. Er hat sich eine Webcam geholt und meinte, wir sollten doch mal …” Erkan nickte verschmitzt, „Sowas kenn ich auch.” „Na ja, ich hatte mich eh schon in die Eisprinzessin verguckt. Ich konnte es kaum abwarten, bis wir uns im Chat trafen. Wir machen dann aber meistens einen Privaten Raum auf und quatschten da über alles Mögliche. Über ihn dachte ich nicht mehr soviel an Johnny. Er hat mich über eine schwere Zeit getragen. Wir lagen fast in Allem auf einer Wellenlänge. Ich wollte einfach mehr.”
Zustimmendes Nicken auf der Gegenseite.

„Also, hab ich mir dann auch eine Webcam gekauft. Mir ging es ähnlich wie Marius, auch ich mochte ihn ziemlich doll, aber ich traute mich nicht, ich Doofmann. Und da dachte ich, eigentlich keine schlechte Idee. Du magst ihn, du willst mit ihm, nur du kannst irgendwie nicht aus deiner Haut. Warum also nicht! Wir haben dann öfter nach dem Chat via Cam uns jeder für sich einen runtergeholt, jeder für sich aber dennoch mit dem wissen, es gemeinsam getan zu haben. Irgendwie krank, aber ich kam nicht aus meinem Schrank.”

„Ja, das Gefühl kenne ich. Aber Frage zwischendurch. Noch jemand was zu trinken?”, der Kneipier hat gesprochen. „Ich nehme noch einen, du auch ein Weizen, Großer?” „Eh ich mich schlagen lasse!”, ich grinste, „Aber ich muss erst mal das andere wegbringen.” Ich erhob mich und schaute meinen Göttergatten an. Flo grinste. „Marius ist unheimlich schüchtern, er geht nicht gerne alleine.” Er folgte mir.

Ich stand am Pinkelbecken und holte meinen Schwengel raus und erleichterte mich. Flos Hand streichelte mein Schwanz. Ich lächelte ihn nur dankbar an, ohne große Worte vereinigten sich unsere Lippen. „Ich glaube, wir sollten wieder rein!” „Jepp!”
Wir gingen zum Waschbecken und wuschen unsere Hände. „Die beiden sind irgendwie süß, findest du nicht?” „Doch, ziemlich nett anzuschauen. Hast du Erkans Brust gesehen?” „Dein Blick ist mir nicht entgangen, aber wir sollten es nicht drauf anlegen.” „Stimmt, aber …” „Aber wenn es passiert, auch egal.” Wir blickten uns tief in die Augen. Ich liebe diesen Mann.

Um falschen Eindrücken vorzubeugen, wir, Flo und ich, führen keine dieser offenen Beziehungen, wo jeder der Partner rumpoppen kann, wie er will und dann die Geschehnisse der Nacht am Frühstückstisch dem anderen brühwarm erzählt. Nein, ab und an, spielen wir mal halt zu dritt oder auch zu viert. Wenn man es so sagen will, wir leben unsere Phantasien aus anstatt an ihnen zu vergehen. Vor allen Dingen, wir reden darüber, was uns gefällt und was nicht. Wenn wir was machen, dann nur gemeinsam, denn das ist dann nur ein Spiel, ein Abreagieren, mehr nicht, Gefühle werden in solche Aktivitäten nicht gelegt. Dazu lieben wir uns zu sehr, um für fünf Minuten Spaß unsere Beziehung aufs Spiel zu setzen.

Jost hatte uns verlagert. „Wir sind hier hinten! Auf dem Sofa sitzt es sich doch gemütlicher als auf den Barhockern, oder?” „Wo er Recht hat, hat er Recht!” Wir ließen uns den beiden gegenüber auf dem parallel stehenden Sofa nieder. Florian fläzte sich hin und mein Bein lag auf den Seinen. Erkans Blick fiel auf meinen Schritt, ich hatte vergessen, den Reisverschluss nach dem Wasserlassen zuzumachen, ich Schelm ich.

„Also, wo waren wir?” „Beim Schütteln vor der Cam!” Erkan hatte ein breites Grinsen. „Gut! Tja, da hatte ich eine Beziehung und hatte gleichzeitig keine. Ich kannte Flo zwar vom Tickern, wusste wie sein Schwanz aussah und seinen Hintern hat er mir auch gezeigt, aber Gesicht? Fehlanzeige! Irgendwie verklemmt dieser Typ, dachte ich damals, aber …”

Ich kam mit dem Oberkörper hoch, griff zu meinem Weizen und trank etwas. „Aber dann hat mein Kleiner einen Fehler gemacht.” Ich grinste. „Welchen?”, wollte Jost wissen, „Hast du sein Gesicht gesehen?” „Nein, sein Gesicht nicht, aber sein Tribal auf der Brust. Die Cam war wohl verrutscht. Ich war hin und weg.” „Darf ich mal sehen?”, Erkan wieder. „Bitte!” Flo zog sein Shirt aus und legte es neben sich. „Wow, sieht echt geil aus!” „Hab ich auch gedacht. Ich hab dann das Bild ausgedruckt und war dann in einigen Studios, ich wollte unbedingt wissen, wer der Typ war.” „Du hast es ausgedruckt?” „Habe ich, mein Engel. Ich hab nämlich immer auf Aufnahme gedrückt, wenn wir …” „Ferkel! Hätte ich mir denken können, du süßes, liebes Sexmonster.”
Er haute mir auf das Bein, aber nicht brutal, sondern eher zärtlich. „Schlimm?” „Nein, Marius, nach dem ersten Mal vor der Cam war ich auch nicht besser.” Er zog mich an sich und drückte mir seine Zunge auf die Lippen, die sich sofort öffneten. Das hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst und er von mir auch nicht.

„Das war das erste Kennen lernen. Das zweite war dann offizieller Natur!” „Was kommt denn jetzt?” Flo übernahm die Gesprächsleitung. „Die Phantome kamen zu Saisonende in finanzielle Schieflage. Der Vorstand hat nicht so gut gearbeitet, wie er sollte. Es gab Krach, Spielerstreik, eine Versammlung folgte der nächsten, es war stressig. Es wurde dann schließlich kurz vor zwölf ein neuer Vorstand gewählt. Detlef Entenmann übernahm damals das Ruder.” „Und was hat das mit euch zu tun?” „Tja, mit Entenmann kam Marius offiziell wieder in mein Blickfeld.”

„Ich glaube, ich übernehme jetzt diesen Part. Darf ich?” „Du darfst alles!” „Detlef Entenmann ist ein Bekannter meines Vaters, die kennen sich seit ihrer Bundeswehrzeit. Entenmann ist ehemaliger Oberstleutnant der Panzergenis. Na ja, Detlef wollte Vorsitzender werden und wurde es dann in einer ziemlich heftigen Sitzung auch. Er hatte zwar eine Vorstandsmannschaft hinter sich, aber keinen Webmaster, da der auf der Seite des alten Vorstandes war. Da kam ich ins Spiel. Entenmann ließ durch meinen Vater fragen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, die Webseite zu machen, ich würde das Zeugs ja studieren. Ich sagte JA. Aber daran ist Flo nicht ganz unschuldig.”

Jost schaute fragend. „Du studierst das?” „Jepp, ich bin Informatiker und ein Steckenpferd von mir ist die Gestaltung von Homepages, zwar nicht professionell, aber für mehr als den Hausgebrauch reicht es.” „Die vier Preise, die mein Schatz damit schon gewonnen hat, verschweigt er, er ist ja so schüchtern!” Flo griente, machte er mich doch wieder einmal verlegen. Ich stelle meine Leistungen eher in den Dienst der Sache und nicht in den Vordergrund. Ich glaube, es war Bismarck, der mal sagte: PRO PATRIA CONSUMOR (Übersetzt soviel wie: Fürs Vaterland verzehre ich mich).

„Na ja, er war nicht zu finden und da musste ich mich irgendwie ablenken. Ich konnte ja nicht alle Tätowierläden im Revier nach ihm abklappern. Also ran an den Rechner und basteln. Den ersten Entwurf hat er dann auch angenommen und ich machte mich dann gleich ans Programmieren. Tja, so bin ich Webmaster geworden und kam mit den Spielern direkt in Kontakt.”

„Und dann hat es WUMM gemacht?” Erkan rekelte sich mittlerweile auch und hatte seine Beine auf den Schoß von Jost gelegt. „Ne, noch lange nicht. Wo denkst du hin?” Flos Hand kroch langsam meinen Oberschenkel hoch. „Er war verklemmt und ich traute mich auch nicht so richtig.” Jost hatte seinem Freund inzwischen Schuhe und Strümpfe ausgezogen und spielte an seinen Zehen.

„Entenmann ist damals angetreten unter dem Schlagwort OFFENHEIT. Also wurde berichtet, was das Zeug hält. Ich hab dann eine Vorstellung der ersten Mannschaft aufgebaut, so mit Fragebogen und Bildern und allem Möglichen.” „Er hat seine Digi missbraucht, sage ich Euch. Spieler in Alltagoutfit, im Dress, beim Training, überall!” „Auch in der Kabine?” „Nein, da war ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Also keine Nacktaufnahmen unter der Dusche.” Flo grinste. „Die kamen später!”

„Na ja, ich hatte ja die Mailadressen aller Spieler. Ich traf dann Flo unter seinem normalen Nick Florian20 im Chat wieder. Wir tickerten über Belanglosigkeiten, alles aus und um den Verein. Das komische war nur, war Flo unter Flo im Netz, war die Eisprinzessin nicht da. War die da, gab es keinen Flo. Irgendwie merkwürdig, aber ich dachte damals noch nichts Schlimmes. Hätte ja auch Zufall sein können.”
„Aber wie konntest du das wissen?”, Erkans Neugier war geweckt. „Ich hab nicht nur einen Rechner. Auf dem einen lief der normale Chat, auf dem anderen der Gaychat.” Flos Hand war mittlerweile in meiner Hose verschwunden und verharrte dort aber erst einmal regungslos. Auch Jost spielte nicht mehr mit den Zehen sondern ließ seine Hand ebenfalls auf Wanderschaft gehen.

„Tja, aber dann hatte ich Glück. Es war beim ersten Sommertraining, dass ich beobachtete. Flo hatte kein Shirt an und ich sah das Tribal wieder. Oups, das kennst du doch!” Ich streichelte liebevoll die Brust meines Kleinen, der immer noch oben ohne saß. „Gut, hätte auch wieder ein Zufall sein können, aber das war dann doch irgendwie zuviel Zufall, oder? Ich hab dann etliche Bilder von ihm gemacht, sollte ja ein Bericht werden, also nichts Anzügliches.” „Ich dachte nur, der schon wieder mit seiner Cam. Irgendwie lästig der Typ, aber er gehört nun einmal dazu und wenn der Verein schon Kohle zahlt, dann musst du auch das in Kauf nehmen.” „Und dann?” „Ich hab dann mal in einer Nachtsitzung die Bilder übereinander gelegt und siehe da, es passte alles. Meine Eisprinzessin ist Flo, das stand für mich so fest wie das Amen in der Kirche.”

„Da hat es dann aber WUMM gemacht?” „Ne, immer noch nicht. Ich wusste zwar nun einiges mehr, aber wie sollte ich mich ihm nähern, dem Mädchenschwarm, der mit seinen Weibergeschichten permanent angab. Eishockey ist nun mal keine Schwulensportart. Ich kam mir verloren vor!” „Aber wie kamt ihr letztlich zusammen?” „Du meinst unser drittes Kennen lernen, lieber Erkan?” „Ja!” Mittlerweile hatte Jost Hand seinen Schritt erreicht und lag dort wie fest verankert.

„Da hat er mich wieder einmal überrumpelt.” „Flo, nicht überrumpelt, ich hab dich zu deinem Glück gezwungen.” „Ja, ja. Aber bevor du weitererzählst, gibt es noch Raki. Ich könnte mich an das Zeug gewöhnen.” Jost war sichtlich ungehalten, musste er doch seine Hand von dem Ort lösen. Er ging zum Tresen zurück und holte die Flasche zu uns an den Tisch. Er füllte die Gläser und wir stießen an. Eine Tür fiel ins Schloss, wir erschraken. „Keine Aufregung. Das sind die letzten Gäste, dann liegen alle auf ihren Zimmern, bis auf euch. Und hier kommt eh keiner rein, ich hab nämlich die Zwischentür gerade abgeschlossen, damit man uns nicht stört.” „Ah, der Herr schließt uns ein. Was soll das denn bedeuten?” „Nichts, mein kleiner Türke, ich will jetzt nur nicht gestört werden. Es ist gerade so gemütlich. Wir liegen so schön hier …” „Wenn das so ist, …”, meinte Erkan mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, „dann kann ich ja auch …” Er stand auf und zog sich die Hose aus und rekelte sich nur in Unterwäsche auf dem Sofa, seine Füße wieder auf Jostens Schoß. „Endlich bequem!” Auch keine Haare auf den Beinen, echt nett, dachte ich. Flo grinste nur, er dachte wohl das gleiche.

„Erkan, dein Fuß liegt auf meiner Blase. Warte mal.” Jost öffnete sich den Hosenbund. „So, jetzt geht’s.”
Flo hatte mittlerweile auch meine Schuhe auf den Boden geworfen und umklammerte mit seiner Linken meine Fersen, die Rechte war in meiner Hose. „Alle bequem? Kann ich weitermachen?” „Ich bitte darum.”

„Gut. Ich wusste also, dass Flo meine Eisprinzessin war, aber wie sollte ich mich ihm zu erkennen geben? Das war die Frage aller Fragen. Ich wusste erst keine Antwort. Aber dann kam mir die Idee beim Lesen der BLÖD-Zeitung. Die hatten ein persönliches Spielerinterview von irgendeinem Fußballheini gebracht. Ich schlussfolgerte: Entenmann will OFFENHEIT, also warum sollte man nicht auf der Homepage, die ja mein Baby war, ein Interview mit einem Spieler machen. So als Infos für die Fans, die Stars quasi zum anfassen. Kurz und Gut, ich stellte die Idee dem Vorstand vor und sie wurde angenommen. Aber ich konnte ja schlecht mit einem Neuling in der Mannschaft die Reihe anfangen. Und die Frage: Florian Stockmann, bist du schwul, in einem normalen Interview ging ja wohl auch nicht. Tja, und dann kam Todd.”

Fragende Blicke auf der anderen Seite.

Flo lachte. „Todd Thorne, der schwulste Eishockeyspieler Kanadas. Lebt offen und hat keine Probleme damit. Ich bewunderte ihn vom ersten Tag an, als ich ihn sah.” „Das müsst ihr genauer erklären.” „Jost, ganz einfach, jede Mannschaft der Regionalliga durfte zum damaligen Zeitpunkt zwei Ausländer haben. Und bei den Phantoms war einer von denen Todd. Man kannte ihn nicht persönlich, als man ihm den Vertrag anbot, man kannte lediglich seine Statistiken. Er wurde verpflichtet und kam dann über den großen Teich.” „So geht das?” „Jepp. Ihr müsst wissen, Eishockeyspieler sind wie Nutten. Nie treu und ihre Sympathie gehört im Moment dem, der am meisten zahlt.” „Ich bin also eine Nutte?” Flo kniff in mir in mein Gemächte. „Schatz, ist es denn nicht so! Spieler gehen doch zu 99% dahin, wo sie das meiste Geld zu kriegen glauben, oder?” „In der Regel schon, aber wenn ich eine Nutte bin, dann nur die deine.” Er lockerte den Griff und küsste mich.

„Aber wie ging es denn weiter?” „Tja, Entenmann spricht kein Wort Englisch, also fragte er mich, ob ich Zeit und Lust hätte, Todd abzuholen. Ich hatte, denn Eisprinzessin war ja nicht greifbar. Ich traute mich immer noch nicht, ihn direkt zu fragen, ob Flo Eisprinzessin ist. Ich also nach Amsterdam und holte diesen kanadischen Collegeboy ab. Wir fuhren durch Holland und redeten und redeten. Na ja, was soll ich sagen? Ich mochte ihn und er war ganz offen zu mir. Er war etwas traurig, hatte er doch seinen Freund wegen des Vertrages hier in Deutschland verlassen müssen. Kurz vor Enschede ist es dann passiert. Ich musste tanken und wir sind dann aufs Klo. Ich schaute ihm auf den Schwanz beim Pissen, er bemerkte das wohl und fragte dann ganz direkt ins Gesicht, ob ich die volle Sicht haben wolle. Ich grinste nur und wir sind ab in die nächste Kabine. Ich hab ihm dann einen geblasen und er revanchierte sich.”

„Du hast was?”, hörte ich da Eifersucht aus der Stimme meines Liebsten? „Wir haben uns gegenseitig einen geblasen! Ja, was ist dabei?” „Nichts, aber wir haben wieder eine Gemeinsamkeit mehr, mein Engel!”
„Ich klärte Todd dann auf, er solle nicht so freizügig hier damit umgehen. Er sollte ja die Rolle des Charmingboy hier übernehmen und sich die Leute, denen er sich hier offenbarte, genau aussuchen. Ich hab dann die Fragerei im Auto zu meinem ersten Spielerinterview zusammengestellt. Na ja, die Episode in Enschede ließ ich außen vor.” „Kann ich verstehen. Aber wieso spielt den dieser Todd eine so wichtige Rolle?” „Frag Flo!” Flo wurde verlegen. „Können wir das später abhandeln? Die Sprünge würden sonst zu groß.”

„Nein, bleiben wir in der Chronologie, mein Engel.” „Wie du willst. Marius kam mit Todd an und ich war hin und weg, Todd war mir von Anfang an sympathisch. Die Anziehung war da aber eher sportlicher Art, er kann mit dem Puck umgehen, da wird einem schwindelig. Wie gesagt, das Sommertraining findet in einer normalen Turnhalle statt. Wir schwitzen wie die Affen. Ich versuchte immer, eben Todd zu duschen, um so wenigstens einen Blick zu erhaschen. Ich wusste mittlerweile, dass ich auf Jungs stehe und ich hatte ja meine Erlebnisse mit Lonesome Rider, aber Todd fing an mich auch körperlich zu interessieren. In mir erwachte der sportliche Ehrgeiz. Flo, du musst es schaffen, mit diesem Kanuken in einer Reihe zu spielen. Ich wollte unbedingt, aber ich als Neuling in der Mannschaft hatte wohl kaum eine Chance in die Paradereihe aufgenommen zu werden.” Er seufzte und trank einen Schluck.

„Todd sind meine sportlichen Versuche, zu ihm aufzuschließen, wohl auch aufgefallen. Er ermutigte mich immer wieder und half mir oft aus dümmlichen Situationen in den Spielübungen, aber es fehlte irgendwie etwas. Er meinte, wenn wir ein Team werden wollen, müssen wir uns blind verstehen und miteinander harmonieren. Ich fragte mich, wie das gehen sollte?”

„Und, habt ihr es geschafft?” „Haben wir. Ich fragte dann im Chat meinen Lonesome Rider, dem ich eh alles anvertrauen konnte, bis auf meinen Namen und mein Gesicht, wie ein Paar im Sport miteinander harmonieren könnte. Und wisst ihr, was er gesagt hat? Fahrt Tandem!”

Erkan und Jost schauten sich fragend an. „Das war auch meine Reaktion.” „Ich kenn das vom Tanzen her. Habe mal vor der Bundeswehr meine Zeit im Tanzsportclub zugebracht. Wenn du mit einer Partnerin Erfolg haben willst, musst du mit ihr harmonieren, eure Bewegungen müssen gleich sein, und um das zu erreichen, musst du gleich laufen können und das, diesen Gleichschritt, lernt man am besten, wenn man zusammen Tandem fährt. So einfach!” Sie wirkten leicht perplex.

„Und dann sind Todd und Flo eines nachmittags mit dem Tandem zum Training gekommen. Das hatte nicht nur ein lautstarkes Gejaule des Teams zu Folge, sondern mir waren auch die letzten Zweifel an der Identität der Eisprinzessin genommen worden.”
Ich grinste meinen Spatz an.

„Was soll ich sagen, durch das Tandemfahren wurden Todd und ich wirklich ein Team. Wir harmonierten miteinander und verstanden uns beinahe blind. Das Eistraining hatte begonnen, allerdings nicht bei uns in der Halle, sondern in Unna. Dem Trainer fiel auf, dass Todd und ich miteinander gut konnten, Ich hab ja auch für ihn immer den Übersetzer in der Kabine gespielt. Und nach der letzen Eiseinheit kam er in die Kabine und legte sein Vorstellungen über die Zusammensetzung der einzelnen Reihen vor. Und dann platzte die Bombe. Er meinte, während der anstehenden Testspiele solle ich neben Todd und dem Kapitän, der eher Center ist, in den Sturm. Er wolle sehen, ob wir auch im Spiel unsere Harmonie umsetzen konnten. Man war ich Happy!”

„Kann ich mir vorstellen.” „Ja, aber da gibt es ein Problem, ein ungeschriebenes Gesetz im Hockey.” „Welches denn?” Erkan war wirklich neugierig. „Die Haare am Sack!” Ich lachte und schaute auf Erkann, der ein riesiges Fragezeichen auf der Stirn hatte. „Kommt ein Frischling fest in die Mannschaft gibt es so eine Art Aufnahmeritual. Dabei werden ihm, so quasi als Zeichen der Jungfräulichkeit in der Mannschaft, die Sackhaare abrasiert.” Auch Jost musste nun lachen.

„Matthias, unser Torwart, dieser Schuft, wollte mich gleich auf den Kabinenboden werfen und loslegen, aber Gott sei Dank waren wir ja in Unna und nicht bei uns in der Kabine. Es hatte zum Glück niemand ein Rasierer dabei. Und Todd? Er stand auf und meinte nur laut in die Runde: ‚Sorry guys, but he will be my partner and so i will shave him, you will see the result next time.’ Es wagte keiner ihm zu widersprechen, denn er war auf dem Eis der geborene Führer, man konnte der das Eis lesen. Matthias machte noch eine abfällige Bemerkung, so nach dem Motto, wenn es euch Spaß macht, macht es doch alleine, ihr Spielverderber. Man wollte mich ja sich winden sehen!”

Er griff sich eine Zigarette, seine dritte am heutigen Abend, und fuhr dann fort. „Na ja, das hatte ich überstanden. Wir fuhren nach Hause und er meinte nur, wir sollten doch noch ne Runde mit dem Tandem drehen, es war Samstag Nachmittag und die Mannschaft wollte sich abends zum Grillen treffen. Das Tandem stand bei meiner Mutter in der Garage, wir also zu mir und ich erst einmal hoch, die Klamotten abstellen. Er kam hinter mir her und meinte nur, wir könnten die Rasur ja auch gleich machen, dann hätte ich es hinter mir. Ich war verwirrt, aber was sollte ich machen? Wollte ich zur Mannschaft gehören, musste das sein und dann besser hier bei mir als in der Kabine vor allen anderen. Todd ging ins Bad und kam mit Handtuch, Rasierer und Schaum wieder, selbst an mein After Shave Balsam hatte die Ratte gedacht.”

Ich konnte mir die Situation gut vorstellen, die anderen wohl auch, wenn man ihre Blicke so deuten konnte.

„Ich zog meine Hose aus und legte mich aufs Bett. Er mit einem Waschlappen mein Schamhaar angefeuchtet und schmierte mich dann oben und am Sack mit Schaum ein. Er setzte den Rasierer an und legte los. Also, was soll ich sage? Während er da so hantierte und meinen Schwanz in der Hand hatte, um den Sack glatt zu kriegen, regte sich was. Der kleine Flo wurde hart und steif und stand wie eine eins. Na ja, er beschäftigte sich dann eher mit meinem Schwanz als mit dem Rasierer. Er zog mir die Vorhaut zurück und ließ seiner Zunge freien Lauf. Ich genoss es und er wohl auch. Ich kam allerdings ziemlich schnell und hatte ihm das ganze Zeug ins Gesicht gespritzt, so geil war ich. Er beugte sich über mich und meinte nur, ich solle es ablecken, was ich dann auch tat, war ja eh mein eigenes. Ich war ziemlich abgekämpft aber es sollte noch besser kommen.”

Er drückte die Zigarette aus. „Ich dachte eigentlich, wir sind fertig, da meinte er nur, er müsse die Rasur vollenden, da wären noch ein paar Haare. Er also wieder den Schaum raus und nochmals eingeschmiert, diesmal auch am Arsch. Ich verstand erst gar nicht richtig, aber egal. Er kratzte die letzten Haare weg und spielte dann mit seinem Finger an meiner Rosette. Ich war immer noch oder schon wieder geil, ich weiß es nicht. Er fingerte mich und deutete mein Stöhnen wohl richtig. Er fragte mich, ob er dürfte, ich sagte ja und dann hatte ich auch schon seinen beschnittenen Schwanz in meinem Arsch. Man, ich kann euch sagen, er hat mich entjungfert und fragt nicht wie!”
Seine Augen strahlten. Ich kannte die Geschichte der Rasur zwar schon, aber das es dabei auch zum Analverkehr gekommen ist, war selbst mir neu. Anscheinend hatte ich den Ausspruch von Todd damals falsch verstanden.

Gut, Flo war keine Jungfrau mehr, als wir ein Paar wurden, aber er hatte auch eine gute Wahl getroffen mit demjenigen, der ihn da zum ersten mal…. Was soll es, dass ich nicht der erste in ihm gewesen bin? Wichtig zwischen zwei Menschen, die sich lieben ist, ist doch letztendlich nur das, was ist und nichts das, was in grauer Vorzeit mal war, oder?

Flo setzte den Exkurs mit Todd fort. „Wir sind dann hinterher zum Grillen mit den anderen gefahren, Marius war als Berichterstatter auch eingeladen. Und ich sage euch, allein wenn ich daran denke, werde ich rot. Ich stehe gerade am Grill und will mir ein Würstchen holen, da kommt Todd von hinten und zieht mir die Trainingshose und Shorts runter, jeder konnte die glatte Haut um meinen Schwanz sehen. Alles lachte und feixte, man war mir das peinlich. Todd ganz cool: ‚Dear friends!’ und deutete auf meine nicht vorhandene Schambehaarung, ‚As I promised!’ Der Trainer, Konrad Klünter, meinte nur lakonisch: ‚Na, dann Flo: Herzlich Willkommen in der Mannschaft. Komm, darauf trinken wir einen’ Alles lachte weiter und man beglückwünschte mich, immer noch mit heruntergelassener Hose. Bei einem Bier mit Klünter ist es allerdings nicht geblieben, wir ließen uns vollaufen, ich besonders wegen Todd und meinem Kerl hier. Am nächsten Tag ich hatte Kopfschmerzen, und der Trainer keinen Führerschein mehr.”

Natürlich war die Rasur Thema am Abend. Todd fragte mich im Verlauf der Fete, was ich davon halten würde und ich sagte nur: ‚Smooth like a virgin!’ Seine Antwort: ‚But he is not a virgin!’ muss ich wohl falsch verstanden haben. Aber sei es drum, ich verzeihe den beiden Beteiligten an dieser Sache. So brauche ich mir ja auch kein schlechtes Gewissen zu machen, dass ich damals Flo keine Morgengabe kredenzt habe, als wir uns das erste Mal auf die se Art näher gekommen sind.

Jost Hand lag mittlerweile in Erkans Unterhose. Der, ganz frech, meinte nur trocken. „Ich hab da auch keine Haare mehr! Hier:” Er schob den Bund nach unten und gab den Blick auf ein glattes Stück Haut frei. Flo pfiff leise. „Ich kann mich gar nicht mehr konzentrieren. Engel, sei du ein Engel und mach weiter!”

„Also, mein erstes Interview hatte ich also. Wer sollte als zweites ran? Ich wollte eigentlich die Hackordnung im Team einhalten, sprich die Ausländer, der Kapitän, den Trainer und die Assistenten. Also folgte in der nächsten Woche das Interview mit dem Kapitän, dann kam der zweite Ausländer an die Reihe und kurz vor Saisonbeginn Konrad Klünter, der Trainer. Und von der Saisoneröffnung der Mannschaft beim Grillen musste ich ja auch noch berichten. Da hätte es Ewigkeiten gedauert, bis mein Flo an der Reihe wäre. Da kam dann nach der Grillaktion die Zweite Vorsitzende in einer Sitzung auf mich zu. Elke meinte, ich sollte nach einem Fremden und Trainer doch ein Eigengewächs aus der eigenen Jugend zum Helden machen. Ratet mal, wen ich genommen habe?” „Deinen Flo?” Eigentlich eine rhetorische Frage, aber egal.

„Genau. Ich hab Flo also eingeladen. War ja ein offizieller Auftrag seitens des Vorstandes, also nichts Verfängliches bei der Einladung. Es war Anfang September und ziemlich heiß. Er kam, nur im Muscleshirt, ich war hin und weg, als ich ihn sah. Er ist halt eine Sahneschnitte.” Er strich sanft über meinen Schritt. Ich löste Gürtel und obersten Knopf und sah meinen Gatten intensiv an. Er nickte nur: „Ist einfacher!”

„Tja, mein Spatz war da, allerdings zu früh. Ich kam gerade vom Training und war entsprechend verschwitzt.” „Du spielst auch Eishockey?” „Gott bewahre, ich halte es lieber mit Bällen. Allerdings sind die schwerer. Ich spiele Bowling.” „In der zweiten Bundesliga!”, hörte ich da einen gewissen Stolz in der Stimme meines Liebsten? „Lenk nicht ab. Also er zu früh, ich verschwitzt, was fragt man? Wollen wir schwimmen gehen? Er: ‚Ich hab keine Badehose!’ So prüde war er! Ich: ‚Egal, ist eh keiner da und wir haben den Pool meiner Eltern für uns.’ Er ziert sich. Ich spring nackt in die Fluten und er? Er wartet und kommt dann schließlich doch hinterher. Das er keine Unterhosen trägt, wusste ich nicht von Flo, wohl aber von Eisprinzessin. Beim Grillen hatte Flo ja auch ne Shorts drunter, vermutlich wegen der frischen Rasur, aber das war mir in dem Moment auch egal. Wir schwimmen ein paar Runden und haben uns dann auf die Liegen gelegt.” „Nackt?” „Nein Erkan, ich gab ihm ein Handtuch und wir lagen dann ganz züchtig da. Wir fingen an zu quatschen und er fragte, ob ich mir keine Notizen machen wollte, es wäre ja ein Interview. Ich sagte nein, ich wolle Eindrücke sammeln und sie ihm dann zur Veröffentlichung vorlegen. Ich wollte ja nicht den gleichen Fragebogen durchgehen, den er schon bei der Spielervorstellung durchgehechelt hat.”

Ich verlagerte mich. Erkan tat es mir nach und wir lagen, beide mit den Füßen auf den Oberschenkeln unserer Freunde, nun Aug in Aug.

„Bei dem Gespräch kam dann das Thema auch auf Borkum. Irgendwie kam mir Flos Name ja bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher? Wo sollte ich ihn hinstecken? Wir hatten uns in all den Jahren verändert, besonders körperlich. Aber je länger wir sprachen, desto deutlicher wurde der Eindruck bei mir. Ich meinte dann schließlich, ich hab da so ein paar Bilder in irgendeinem Album, ob er sich die mal anschauen wollte. Er: Können wir machen. Wir also in meinen Bungalow.”

„Bungalow? Ich dachte, du wohntest bei deinen Eltern.” „Tue ich ja auch. Als ich von Hannover und der Geschichte mit Johnny wieder nach Hause kam, hatten meine Eltern mein Zimmer in ein Gästezimmer umgewandelt. Ich musste, wohl oder übel, ins alte Gärtnerhaus ziehen. Ich hab mein eigenes Reich und dennoch die Vorzüge von Hotel Mama.” Alles grinste. „Wir also rein und ich fange an zu suchen und was macht er? Er sitzt am Schreibtisch und liest meine Schreibtischunterlage. Was stand da? Lonesome Rider liebt Eisprinzessin und ein Herz darum herum. Kitschig, nicht? So eine Kritzelei während einer unserer Chats. Was macht Flo? Er nimmt einen Kuli und schreibt was. Ich hab das vor lauter Suchen erst nicht registriert. Er dann: Marius, ich hab da mal ne Frage. Ist nicht einfach und sehr schwierig. Aber bitte eine ehrliche Antwort. Ich: Ich bin die Ehrlichkeit in Person. Er: Gut. Bist du schwul? Ich war von den Socken. Stammle nur: Ja. Er. Dann komm mal her! Ich ging auf ihn zu und er zeigte mir, was er da geschrieben hat.”

„Was denn? Mach es doch nicht so spannend!”

„Na, da stand neben dem Herz: Und Eisprinzessin liebt den Lonesome Rider. Da hat es dann wirklich WUMM gemacht.”

„Stimmt. Aber darf ich mal aus meiner Sicht was beitragen.” Zustimmendes Nicken. „Ich war mir sicher schwul zu sein. Ich hab mich in die Chatgestalt Lonesome Rider verknallt, war hin und weg von ihm. Er war ganz lieb und hat mich nie gedrängt. Ich wollte mein Gesicht nicht zeigen und er hat es akzeptiert. Einfach so. Na ja, ich sehnte mich nach Gebogenheit, Wärme, Liebe und Lust. Gut, die Lust konnte ich mit Marius via Cam befriedigen, aber das andere? Da war eine Leere. Nach dem Fick mit Todd wusste ich aber, ich will nicht mehr alleine sein, ich brauchte jemanden. Zuerst dachte ich, ich hätte mich in ihn verschossen, denn er nahm mich ziemlich sanft. Da waren zwar Wärme des Anderen und Lust, aber Geborgenheit? Eher weniger und vor allem, es war keine Liebe? Ich mochte ihn als Sportskamerad, als Eishockeyspieler, als guten Freund, aber nicht als Liebhaber. Das wurde mir klar, als ich die beiden, Marius und Todd, beim Grillen beobachtet hatte. Sie tuschelten und deuteten mehrmals auf mich und lachten dann. Ich dachte, so ein Arsch. Erst entjungfert er dich und dann erzählt er anderen von der Herrlichkeit dieses Moments. Ich war echt sauer, als die beiden dann noch recht früh sich vom Grillen verabschiedet haben und gemeinsam gefahren sind.”

„Engelchen, wir sind in die Disco abgerauscht und haben abgetanzt. Da war nicht mehr!” Er streichelte meine Füße weiter. Na ja, die Episode in der Sauna lasse ich lieber außen vor. Flo darf ja alles essen, braucht aber nicht alles zu wissen und wie gesagt, dass war vor der Zeit, als wir zusammenfanden.

„Na ja, wem sollte ich was sagen, mit wem über meine Gefühle reden? Und dann kam der Anruf von meinem Gatten hier! Ich sollte zum Interview und über mich was sagen. Ich war verknallt in meine Chatgestalt, aber die war ja nicht real. Ich hab hin und her überlegt, sagst du es ihm oder nicht. Wir kannten uns ja nur vom Sport her, hatten zwar über viel, aber über nichts Persönliches gesprochen. Nur, der Kerl hier aber war mir sympathisch. Ich hab dann allen Mut zusammengenommen und dachte, wenn der so gut mit Todd kann, dann könnte der vielleicht auch verzaubert sein, so wie die zusammengegluckt haben. Dann wird er dich verstehen und nicht gleich rausschmeißen. Na ja, dann ist mir auch noch aufgefallen, dass Lonesome und er oftmals identische Redewendungen gebrauchten, auch von der Figur her gab es eine gewisse Ähnlichkeit, aber ich hatte es nicht zu hoffen gewagt. Ich also mit einem Riesenbammel zu ihm hin und was schlägt mir der Kerl vor? Nackt baden! Ich war fassungslos, wollte er mich vorführen? Was hatte Todd erzählt. Wollte er mich auch ficken? Ich war erst verdattert und brauchte eine Weile, um wieder klar zu werden. Aber dann hab ich zu mir selbst gesagt. Quatsch keine Opern. Was kann dir passieren, außer das es gleich zu einem geilen Erlebnis kommt. Also, trau dich, raus aus dem Schrank. Auch wenn es keine Liebe wird, ein geiles Erlebnis wird es werden. Ich bin dann in den Pool nach. Aber dann? Als er sagte, komm, wir legen uns in die Sonne, dachte ich, jetzt ist es soweit! Die Szenen am Pool kennt man ja von den Filmen her, zwei Jünglinge, nackt, jung, geil und niemand da! Aber dann? Der gibt mir ein Handtuch und will quatschen. Auch gut, dachte ich, er ist der Hausherr. Wir fingen an zu reden und das Gespräch wurde immer intensiver. Wir kamen auf Borkum und da fielen mir die ganzen Sachen wieder ein, Konnte es sein? Konnte es wirklich war sein? Aus meiner Sympathie zu ihm wurde, je länger wir da lagen, immer mehr. Ich fühlte Geborgenheit, Angst, Zärtlichkeit. Viel von dem, was er das sagte, hatte ja auch schon Lonesome zu mir gesagt und in den war ich ja verknallt. Ich war aufgeregt, als er mich in sein Zimmer mitnahm, um die Bilder zu suchen. Zuerst dachte ich, jetzt geht’s ans eingemachte, jetzt lässt er das Handtuch fallen und ab in die Kiste. Aber er? Er fängt an zu suchen, als ob er nichts Besseres in dieser Situation tun könnte. Ich setze mich an den Schreibtisch und schau auf die Unterlage? Was las ich da? Seinen Nick und meinen? Ich traute meinen Augen erst gar nicht, aber es war wohl wirklich war. Das war er! Ich nahm einen Kuli und schrieb mein Geständnis. Er war die ganze Zeit offen zu mir, also stellte ich ihm die Frage ob er auch. Und bei seiner gestammelten Antwort hat es bei mir WUMM gemacht!”

Jost hatte Tränen in den Augen, so gerührt war er. „Tja, und seit diesem Tag sind wir ein Paar. Ich hab ihn nicht mehr von meiner Seite gelassen.” „Kann ich verstehen, ihr passt auch gut zusammen.” Erkan erhob sich aus seiner bequemen Position und warf mir einen angedeuteten Kuss zu. „Kannst ihn aber auch direkt küssen, wenn du willst. Ist doch nichts dabei, oder?” Mein Flo wieder. „Was sagte dein Jost gerade? Ist doch das Natürlichste von der Welt!” Erkan war baff und schaute seinen Jost an, er war auch verwirrt.

„Also Leute, ich bin ja im Allgemeinen keine Spaßbremse, aber wir müssen morgen früh raus und es ist jetzt kurz nach zwölf. Ich würde ja liebend gerne weiterquatschen, aber bitte nicht hier auf dem Besuchersofa.” Manchmal kann ich wirklich fies sein. „Verlegen wir auf unser Zimmer?” Erkan schaute seinen Jost an, ihm war wohl nicht so richtig wohl in seiner Haut. „Geht schon mal vor. Ich räum nur noch etwas auf, damit Vater morgen nicht der Schlag trifft, und komm dann nach. Hier mein kleiner Türe, deine Hose.” Wir erhoben uns und Flo nahm mich an die Hand. Wir verließen den Vorraum, nachdem Erkan die Zwischentür aufgeschlossen hatte und schlichen uns wie Diebe auf Zimmer 12.

Dort angekommen öffnete Flo und machte Licht an. Wir traten ein. Ich warf meine Klamotten ab, meine Hose war ja eh offen und ging ins Bad, Flo hinter mir her. Ich setzte mich aufs Klo. Flo kniete sich vor mir und betrachtete meinen Schwanz. „Du!” „Ja?” „Ich liebe dich mit jeder Faser meines Herzens!” „Ich dich auch!” Wir küssten uns innig und leidenschaftlich.
„Was macht ihr da drinnen?” „Nichts, was du nicht kennst. Komm rein!” Erkan öffnete langsam die Tür, er war ob des Anblicks wohl erstaunt. Flo hatte sich erhoben und sich seiner Jeans entledigt. Er setze sich auf mich und drücke seinen Prengel zwischen meine Beine. „Darf ich?” „Immer.” Man hörte, wie Wasser auf Wasser plätscherte. „Was macht ihr denn da?” „Vertrauen austauschen!” „Wow, so was hab ich noch nie …” Flo wurde schelmisch. „Willst du mal versuchen?” „Darf ich denn?” „Hätte ich sonst gefragt?” Flo erhob sich, ich nahm seinen Schwanz in meinen Mund und leckte ihn trocken. Erkan nahm die gleiche Stellung ein wie Flo, der mittlerweile hinter ihm stand und seine Schultern massierte. Es rieselte und Flo grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Auch Erkan Schwanz erlebte die gleiche Trocknungsprozedur, er stand fast senkrecht von ihm ab und die beschnittene Kuppe leuchtete glänzend. Ich putzte mir erst einmal die Zähne, ehe ich den beiden ins Schlafzimmer folgte. Sie lagen bereits schon im Bett, als ich die Deckenbeleuchtung löscht und zu den beiden ins Bett stieg.
„Ich fass es nicht, was ich gerade erlebt habe. Es ist einfach … geil!” „Siehst du, wenn wir, Marius und ich, in der Öffentlichkeit zusammen sind, kann man sich nicht immer küssen, wie man will. Aber komischerweise hat keiner der Heten, die unsere Liebe eh nie verstehen werden, was dagegen, wenn zwei Männer gemeinsam am Pinkelbecken stehen. Nur, wenn ich dann meine Hand ausstrecke und ich einen Tropfen meines Liebsten ergattere, dann ist das wie ein innerer Orgasmus für mich.” „So hab ich das noch nie gesehen!”

„Aber wie habt ihr das entdeckt?” „Unsere gelbe Seite?” „Wenn man das so nennt? Ich hab das noch nicht gemacht, es ist völlig unbekannt für mich. Unbekannt und neu! Aber auch unheimlich geil, so was habe ich noch nie erlebt, man könnte es wiederholen. Allein der Gedanke macht mich ganz verrückt, so intensiv…” Man sah die Regung, die der Gedankengang bei ihm bewirkte. „Also, wie habt ihr das entdeckt? Hat das nicht Überwindung gekostet?”

„Willst du, Kleiner? Denn dir verdanken wir das ganze ja schließlich und endlich?” „Du konntest dich wieder mal nicht beherrschen, liebster Marius. Ich war wie beim Blasen auf Borkum dein Versuchskaninchen. Also aus Opfersicht.” Er rückte sich in eine bequeme Stellung und stützte seinen Kopf mit der Hand. „Marius und ich waren seit dem siebten September ja zusammen. Aber ich war noch nicht soweit, dass ich mich meiner Mutter offenbaren konnte, geschweige sonst jemanden. Wir waren so knapp einen Monat zusammen, hatten aber noch nie zusammen geschlafen.” „Wie? Wart ihr enthaltsam?”
„Nein, Erkan, geschlafen im Sinne von gemeinsam sich gemeinsam in den Schlaf zu kuscheln und am nächsten morgen in das Gesicht seines Liebsten zu blicken. Mein lieber Flo stellte mich erst mal als einen Freund vom Eishockey bei seiner Mutter vor. Ich hab dann ihm zuliebe dieses Theater mitgemacht, obwohl ich eigentlich dieses selbst auferlegte Schneckenhaus hasse wie die Pest.” „Kenn ich von mir. Meine Eltern kennen Jost auch nur als den Sohn meines Chefs, wenn die wüssten …”

„Tja, und dann kam der 3. Oktober! Ich hab zu meiner Mutter gesagt, dass mich Marius zu einer Feier seiner Verbindung eingeladen hatte. Stell dir vor, ich musste mit zwanzig mich immer noch bei Mama abmelden. Na ja, ich hatte die Erlaubnis, ganz offiziell bei ihm zu übernachten.” „Ihr wart dann aber wohl nicht bei der Feier, oder?” „Nein, wir haben allein zu zweit unsere Vereinigung gefeiert. Was wir gemacht haben, kannst du dir ja denken. Der Anblick meines Kleinen am nächsten Morgen war grandios, so verschlafen wie er aussah, einfach nur süß!” Ich küsste Flo.
„Tja, wir kuschelten noch ein wenig und sind dann mit unseren Molas unter die Dusche, wir wurden ja von seinen Eltern zum Frühstück erwartet. Wir in der Dusche etwas gefummelt und ich wollte ihm den Schwanz besonders waschen …” „Besonders waschen?” „Waschen mit meiner Zunge. OK, ich gebe es zu: Ich wollte ihm einen blasen, zufrieden?” „Jepp, schon besser!”

„Ich also auf die Knie und bearbeite seinen Prügel. Und was macht der Kerl? ‚Schatz, hör auf!’ Ich dachte, ich spinne. In der Nacht konnte er gar nicht genug davon bekommen, drückte er doch meinen Kopf immer wieder tiefer nach unten, ich musste wirklich mehr als einmal schlucken, so tief war der drinnen. Seine Eichel mit meinen Mandeln auf Du und Du.”

„Muss nicht einfach sein, den ganz reinzukriegen, so groß wie der ist.” Erkan wieder einmal. „Du hast mein Mitgefühl! Ich glaube bei spätestens zweidrittel müsste ich passen.” „Wirklich?” „Ja, ich beweis es dir, Flo. Darf ich Marius?” „Tu dir keinen Zwang an.” Er beugte sich über mich und musste nach etwas mehr als der Hälfte schon würgen. Flo grinste. „Ist gut, ich glaub dir ja!” Er packte ihn am Nacken, zog ihn zu sich hoch und drückte seine Lippen auf die des Kochs.

„Na ja, ich mache weiter, halte mich an seinem Becken fest. Er wieder: ‚Hör auf, ich muss gleich.’ Ich verstand, ihm käme es gleich, also machte ich weiter und bearbeite mit meiner Hand seine Nippel. Er wieder: ‚Schatz! Stopp! Ich muss gleich!’ Ich hörte nicht auf ihn und dann kam es tatsächlich. Er hat mir voll in den Mund gepisst.”
„Oups!” „Ne, Erkan, nicht oups. Ich hatte ihn ja mehr als einmal gewarnt. Ich wollte es eigentlich nicht, aber ich kenn mich morgens. Auch wenn ich da eine Latte habe, ich muss immer erst meine Blase entleeren, bevor man das Ding zu was anderem gebrauchen kann. Flo kannte das ja noch nicht. Aber meinst du, er hätte meinen Schwanz aus dem Mund genommen?” „Im ersten Moment war ich voll perplex. Was machte der Kerl da mit mir? Das fand ich unmöglich, aber, was soll ich sagen? Es war gleichzeitig geil und ich fühlte mich einem Menschen noch nie so nah, wie just in diesem Moment. Ich war so geil, ich konnte gar nicht anders. Und als er mich hinterher küsste, hatte ich meinen ersten Megaorgasmus!”

„Wow!” „Genau das richtige Wort. Ich hatte ihn ja gewarnt und dachte, wer nicht hören will, der muss fühlen. Ich rechnete damit, dass er nach dem ersten Tropfen meinen Schwanz ausspuckt und mir eine knallt. Aber Flo? Er ließ nicht locker. Eine Explosion war nichts dagegen, so heftig hatte es ihn geschüttelt, als er hinterher kam.”

Flo kraulte meinen Kopf und schnurrte. „Es war göttlich. Von dem Zeitpunkt an wusste ich, dass ich der Kerl deines Lebens. Mit dem gehst du durch dick und dünn!” „Kann ich mir vorstellen. Aber Marius, was dachtest du in dem Moment?” „Ich konnte nicht denken, ich war fertig. Gut, erst war es ein Spaß, so wie man ihm nach dem Sport unter der Dusche macht. Aber dann wurde mir schlagartig klar, dass ist der Mann fürs Leben.”

„Aber sagt mal, macht ihr das immer?” „Nein, Erkan, das ist eine Spielart von uns. Eine von Vielen. Und, um ehrlich zu sein, man braucht da gewisse Räumlichkeiten für, allein der Hygiene wegen. Ich will ja schließlich nicht darin schlafen!”
Wir lachten alle, ein befreiendes Lachen erfüllte den Raum.

Flo meinte dann in etwas ernsterem Ton. „Mit ihm das zu machen ist was Besonderes für mich. Ich erinnere mich an das erste Testspiel damals gegen Ratingen. Wir lagen nach zwei Dritteln mit zwei Toren hinten, ich habe schlecht gespielt und nichts wollte so richtig klappen. Marius war ja mittlerweile bekannt und auch während der Drittelpausen in der Kabine, er wollte mich wohl in den Arm nehmen. Aber das ging ja nicht! Er konnte mich ja schlecht vor versammelter Mannschaft trösten, obwohl ich das gebraucht hätte. Klünter hat gemeckert wie ein Rohrspatz. Der Trainer dann zu Marius: ‚Und was sagt der Vorstand zu der Vorstellung hier?’ Marius war ja in offizieller Mission in der Kabine. Was macht mein Kerl? Grinste nur und tönte dann: ‚Konrad, ich gehör nicht dem Vorstand an, ich bin nur der Webmaster. Was der Vorstand macht, weiß ich nicht, aber das Internet geht jetzt erst mal pissen und sagt euch dann, was Ambach ist.’ Er ins Klo, man hörte es plätschern, kam zurück und meinte dann: ‚Nach der neusten Netzumfrage dreht ihr das Spiel, ihr gewinnt! Spielt so, wie ihr noch nie gespielt habt, nämlich gut! Und vor allem, spielt miteinander!’ Alles lachte und er dann zu mir: ‚Flo, du kannst ja auch nicht treffen. Du hast einen Fleck am Visier, warte mal!’ Er auf mich zu, kratzte mit vier Fingern am Plexiglas und hielt mir dabei seinen Daumen vor den Mund. Was soll ich sagen? Nach sechzig Minuten stand es vier zu fünf für uns. Ich hab zwei Tore gemacht, so sehr hat mich das aufgebaut. Die Nähe zu ihm, obwohl es ganz normal aussah und sich keiner dabei was gedacht hat. Für die anderen war es Spaß, für mich war es intensive Zuneigung und Liebe.”

Es klopfte. Jost kam mit einem Tablett herein. Vier Gläser und eine Flasche Sekt. Er schaute auf uns drei, die wir da unter der Bettdecke lagen. Er schien im ersten Moment irritiert zu sein, aber ließ sich nichts anmerken. „Ich glaube, es ist eine angenehme Freundschaft geboren. Da müssen wir anstoßen, dachte ich.”
Er goss ein. „Jost, mein Schatz, komm her zu uns.” Erkan stand auf, kam ihm nackt entgegen und nahm ihm die Gläser ab und reichte sie uns. Jost war mehr als verwundert, denn, wie es sich später herausstellte, so locker kannte er seinen Erkan nicht. Jedenfalls nicht im ungezwungenen Umgang mit Schwulen und seiner eigenen Nacktheit. Sie hatten sich zu Anfang ihrer Beziehung nur im Dunkeln geliebt.
Er zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Wir stießen an und sahen uns in die Augen. Flo küsste mich und meine Zunge beantwortete seinen Zugangswunsch diesmal mit einem eindeutigen JA. Jost kam aus seiner Verwunderung wohl nicht ganz heraus schaute in die Runde. Erkan zog ihn zu sich: „Was die können, können wir auch.” Mit der Linken nahm er den Kopf seines Liebsten und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Lippen.

„Tja, und was habt ihr dann am 3. Oktober gemacht?” Jost war immer noch konfus. „Nicht wundern, lieber Jost, wir haben gerade deinem Spatz von unserer ersten gemeinsamen Nacht erzählt.” Flo grinste und Erkan hatte ein gewisses Leuchten in den Augen.
Flo trank einen Schluck. „Na ja, ich wusste ja jetzt, dass ist der Typ, mit dem du alt und grau werden willst, aber wie, dass war die Frage. Ich musste die Probleme mit meiner Mutter erst einmal in den Griff kriegen und der Rest würde sich dann auch finden. Ich wollte endlich raus aus meinem Schrank.”
„Und wie hast du es dann angestellt?”, wieder einmal Erkan. „Tja, das wusste ich erst auch nicht so Recht, aber Urban hat den Ausschlag gegeben, damals beim ersten Frühstück.”

Ich musste schmunzeln, die Szene war wirklich zu komisch und mein Produzent hat Flo wirklich überrumpelt, scheint irgendwie in der Familie zu liegen.

Mein eigenes Outing war dagegen eigentlich ziemlich unspektakulär, ich war in der elften Klasse und hatte mich mal wieder unsterblich verliebt. Objekt meiner Begierde war damals Torben, der Sohn unseres neuen Pfarrers. Wir verbrachten unheimlich viel Zeit miteinander, was keinen entging, zumal Religion in meiner Familie eher eine untergeordnete Rolle spielte. Na ja, eines Tages lag beim Abendessen ein Brief und ein kleines Päckchen mit dem Aufdruck ihrer Apotheke auf meinem Platz. Ich war irritiert. Meine Mutter nur: ‚Marius, der Brief ist von Torben, den hat er heute Nachmittag vorbeigebracht, er war ziemlich aufgekratzt. Und das Päcken ist von mir!’ Ich verstand nichts und machte erst das Paket auf, eine Großpackung Kondome, ich wurde rot. ‚Schatz, mir ist es egal, mit wem du glücklich wirst, es ist dein Leben, ich kann dir zwar raten, aber ich kann es nicht für dich führen. Aber wem auch immer du deine Liebe schenkst, wirf dein Leben dabei nicht weg! Ich hätte ja gerne eine Schwiegertochter gehabt, nehme aber auch einen Schwiegersohn!’ Und mein lieber Vater? ‚Deine Mutter hat Recht. Aber komm nie mit einem Burschenschafter nach Haus, dass würde ich nie ertragen!’ ‚Ihr wisst, dass ich …’ ‚Das du schwul bist? Schatz, du bist unser Sohn, wir sind zwar nicht mehr die Jüngsten, aber so verkalkt sind wir auch nicht! Ich wusste es schon lange, eine Mutter merkt so was immer als erste, nur dein Vater war mal wieder etwas begriffsstutziger. Nu lies mal den Brief, was schreibt Torben denn?’ Meine Muter wieder! Ich las das Geschreibsel und schob die Packung Kondome in Richtung Mutter. ‚Was ist?’ ‚Er macht Schluss!’ Sie wieder die Lümmeltüten zu mir. ‚Ne, ne, mein Sohn, die sind für dich! Auch andere Mütter haben schöne Söhne! Auch wenn du sie jetzt nicht brauchst, irgendwann vielleicht erfüllen sie ihren Zweck’ Das war’s.

Der Umgang mit meinen Produzenten war unverkrampft von da an, ich hatte mir umsonst Sorgen und Ängste gemacht. Sie wollten nur an meinem Leben teilnehmen und es nicht reglementieren. Ich konnte jeden meiner Freunde mitbringen, er wurde nie schief angesehen, wohl aber beäugt, ob er denn auch zu mir passen würde und somit auch in die Familie und die wird im Hause van Aarp ziemlich groß geschrieben. Sie standen, so gut sie es konnten, mir in der Zeit nach Johnnys Tod bei. Nach diesem tragischen Verlust hatte ich eigentlich keine Lust mehr, mich irgendwie fest zu binden. Meine Mutter überlegte eine zeitlang ernsthaft, ob sie nicht eine Kontaktanzeige für mich schalten sollte! Mütter eben.

Um wieder zu besagtem Frühstück zurückzukommen: Ihnen und dem Rest der Familie war nicht entgangen, dass ich die ganze Zeit mit Flo zusammenhing und wieder so richtig aufblühte, wieder ganz der alte wurde. Es gab von ihrer Seite keine anzüglichen Bemerkungen. Sie freuten sich mit mir, sie sind halt ein Teil meines Lebens, ein unheimlich wichtiger sogar, aber das sagte ich ja bereits.
„Urban? Wer ist denn das?” „Urban ist mein Vater. Wir sind dann zum Frühstück rüber zu meinen Eltern, wo schon die ganze Familie versammelt war. Meine Mutter, ganz unschuldig: ‚Hattet ihr einen schönen Abend?’ Mein Vater: ‚Hiltrud, frag doch nicht so doof. Die grinsen ja immer noch, also war auch die Nacht schön. Gibst du mir bitte mal die Butter rüber!’ Felix, mein Schwager: ‚Kriegen wir jetzt eigentlich verbilligten Eintritt in die Eishalle?’ Flos Gesichtsfarbe änderte sich. Meine Schwester Svenja: ‚Ach wie niedlich, unsere Eisprinzessin wird rot!’ Flo wird tatsächlich rot. Mein Bruder: ‚Ich hoffe, er hat noch Kondition für das nächste Spiel gegen Herford, so mitgenommen sieht er aus!’ Meine Schwägerin Mareike: ‚Ach lass mal Alexander, er ist noch jung und da kann man so was abhaben! Du machst doch schon nach zweimal in der Nacht schlapp!’ Flo mittlerweile dunkelrot. Mutter wieder: ‚Florian, ich weiß nicht, ob Marius ihnen das gesagt hat, aber wenn sie ihn nehmen, kriegen sie die ganze Sippschaft gleich dazu. Wollen sie?’ Flo mittlerweile röter als rot. Mein kleine Nichte Vicky, die Tochter meines vier Jahre älteren Bruders Alexander mit ihren damals vier Jahren: ‚Ist das jetzt mein neuer Onkel?’ Und mein Flo? Stammelte nur ein JA. Mein Vater dann: ‚Dann herzlich willkommen in der Familie. Ich bin der Urban und das sie schenken wir uns. Ach ja, hier ist ein Haustürschlüssel, ich werde nur ungern gestört! Hiltrud, ist noch Kaffee da?’ Ich frag mich bis heute, wo er den so schnell herhatte.”

Allgemeines Lachen machte sich breit. Flo grinste nur. „Na ja, ich war perplex. Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber damit? Gut, mein Schatz hatte mir zwar vorher schon erzählt, dass es keine Probleme geben würde, wenn wir da Hand in Hand zum Frühstück gehen würden, aber mulmig war mir schon. Ich kannte zwar alle schon, jedenfalls mehr oder minder, aber neben meinem Schatz auch gleich ne ganze Familie zu bekommen? Und so herzlich aufgenommen zu werden, als würde man schon seit Jahren dazu gehören? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen, nicht in meinen kühnsten Träumen!” „Und, hast du es bereut?” „Im Leben nicht! Wenn ich da an meine Mutter denke und wie die reagiert hat.”

Erkan scheint Jungfrau vom Sternzeichen zu sein, so neugierig wie er ist. „Wieso? Wie hat sie denn reagiert?” Herr im Himmel hilf, dachte ich bei mir. Flo erkannte meine Sorge. „Marius, lass gut sein, es geht schon.” Er trank dann aber einen ziemlich großen Schluck und hielt Jost das Glas zum Auffüllen hin. „Du willst wirklich wissen, wie sie reagiert hat? Nach dem Frühstück habe ich beschlossen, zuhause reinen Tisch zu machen. Ich nahm Marius bei der Hand und wir sind dann zu meiner Mutter. Ich wollte, dass sie teilnimmt an meinem Leben, wie seine Eltern an seinem Leben. Aber sie? Nun, sie meinte lapidar: ‚Wie der Vater, so der Sohn! Deinen Vater habe ich an einen Mann verloren und nun auch dich!’”

Eine Träne kullerte seine Wange herunter, mit stockender Stimme fuhr er fort. „Ich wüsste ja, sie würde verlorenen Dingen nie im Leben nachtrauern. Kurz gesagt: Ich solle doch meine Sachen packen und sehen, dass ich glücklich werde, allerdings ohne sie! Ich hätte drei Stunden, dann würde sie wiederkommen und mich nötigenfalls mit der Polizei rauswerfen lassen. Sie hat die Tür ganz leise zugemacht, als sie aus der Wohnung ging und nichts mehr gesagt.”

Stille, ich küsste die Träne weg und nahm meinen Kleinen fest in den Arm.

Diesmal war es jedoch Jost, der nach Minuten das Schweigen brach. „Und wie ging es dann weiter?” Ich legte meinem Spatz den Finger auf den Mund.
„Nun, ich hatte das ganze ja live mitgekriegt. Flo war wie versteinert. Er lag heulend auf dem Bett und ich konnte nichts machen. Ich fragte ihn, was er machen will und er meinte nur, er will weg, so schnell wie möglich. Ich ging zum Telefon und rief meine Eltern an. Ich sagte nur: ‚Paps, komm bitte sofort! Wir brauchen deine Hilfe.’ Er: ‚Was ist los?’ Ich: ‚Flos Mutter hat ihn rausgeschmissen. Wir haben drei Stunden Zeit, dann kommt sie mit der Polizei!’ Er: ‚Erklärungen später! Bis gleich!’ Tja, und dann kam die ganze Familie van Aarp mit drei Wagen, mein Schwager sogar mit seinem Mercedestransporter. Meine Eltern standen in der Wohnung, meine Mutter wollte anfangen, ein paar Sachen zu packen, mein Vater aber nur: ‚Hiltrud, lass den Quatsch! Kümmere dich um den Kleinen, der ist fertig mit den Nerven und der Welt. Flo, sind alle deine Sachen in deinem Zimmer?’ Mein Spatz schüttelte den Kopf. Die Zeugnisse und andere Papiere sind im Wohnzimmerschrank in den Schubladen und dann hab ich noch was im Keller.’ Urban wieder: ‚Mareike, du übernimmst den Keller und Svenja, du kramst ja eh überall rum. Das Wohnzimmer wartet auf dich! Jungs, wir räumen das Zimmer komplett aus, aussortieren können wir später bei uns.’ Tja, nach zwei Stunden waren wir fertig, das Zimmer war sozusagen besenrein als wir gingen. Aber auch der Wohnzimmerschrank war nicht mehr das, was er vorher war.”

„Wie das?” Erkan wieder.

„Tja, wenn meine Schwester erst einmal kramt, dann kramt sie auch richtig. Flo hat zwar durch die Aktion seine Mutter verloren, aber seinen Vater gefunden.”

Staunen stand in den Gesichtern. Ich trank einen Schluck und drückte meinen Schatz.

„Tja, meine liebe Schwester hat einen ganzen Stapel Briefe gefunden, die Heiner, sein Vater, ihm geschrieben hat über all die Jahre. Seine Mutter hatte sie nie geöffnet, aber dennoch aufgehoben. Na ja, und dadurch fanden wir ihn.” „Paps lebt seit über zwanzig Jahren mit Günther, seinem Freund, in der Nähe von Nürnberg und wir besuchen die beiden oft. Sie führen da eine Jugendherberge, lustig nicht? Schwule Herbergseltern.”

Er lächelte wieder, Gott sei Dank. Das Gewitter draußen hatte mittlerweile zum Sturm mutiert. Blitz und Donner wechselten sich gegenseitig ab. Ich kuschelte mich näher an meinen Flo und mein Fuß wanderte in Richtung von Erkans unterer Extremität.

„Und was hast du gemacht, als du rausgeschmissen wurdest? Seid ihr zusammengezogen?” Dreimal darf man raten, wer die Frage gesellt hat. „Die Frage kann man mit einem glatten JEIN beantworten, Erkan. Ich bezog zuerst das Gästezimmer der Familie, Na ja, da standen erst mal meine ganzen Sachen drinnen. Das Gärtnerhaus, wo Marius hauste, war ja nur auf eine Person ausgelegt. Wir haben dann das Dach ausgebaut und leben jetzt auf knappen 120 Quadratmetern.”
„Ist das nicht etwas groß für zwei?” „Nein, jeder hat seine eigene Rückzugsmöglichkeit, wo er die Tür zumachen kann, wenn er will, aber unsere Türen stehen eh meistens offen.” „Bis auf die Episode mit Claudio, mein Schatz. Da war meine zu.” „Ja, lieber Flo, da war sie zu, aber auch nur einen halben Tag!”

„Äh, wie? Wer ist denn Claudio?” Erkan wieder mal wissbegierig. „Ich gebe es ja zu, Claudio war ein One Night Stand von mir. Wir haben uns damals Ende August mal im Chat getroffen und dann, na du weißt schon. Für mich war es nichts anderes als Sex, ich hatte Bock, er hatte Bock und was macht man da?” „Man steigt zusammen in die Kiste!” Jost fasste die Lage in treffende Worte. „Genau, für mich eigentlich als Single eine ganz normale Sache, man hat Spaß miteinander. Mehr nicht, aber Claudio sah halt mehr darinnen.” „Ihr könnt euch vorstellen, ich gerade von meiner Mutter rausgeworfen, ziemlich mitgenommen, und da kommt dieser schnuckelige Italiener und will mir Marius wegnehmen.” „Wie das?” „Ach, er stand eine Woche, nachdem mein Kleiner bei mir eingezogen ist, mit zwei gepackten Koffern vor der Tür. Ich war baff erstaunt, könnt ihr euch vorstellen. Claudio begrüßte mich stürmisch, schmiss die Koffer in die Ecke und frage, wo er seine Sachen einräumen könne. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Jedwede Frage von mir erstickte er mir Küssen. Er liebe mich ja so und er könne nicht mehr ohne mich leben.” „Tja, als ich diese Szene sah, habe ich die Tür zugeschmissen und erst einmal in meinem Zimmer geheult. Marius klopfte an, ich wollte ihn aber nicht sehen, diesen Betrüger!” „Erste Krise?” „Jepp, aber die einzige, die wir hatten. Gott sei Dank!” Ich knuffte Flo.

„Und? Wie habt ihr sie gelöst?” „Ich hatte laut Musik an, ich wollte ja niemanden sehen und hören. Er hat mir den Strom abgedreht, ganz einfach. Ich musste dann ja zwangsläufig mithören, was die beiden da im anderen Zimmer besprachen. Und eigentlich, war meine erste Reaktion falsch gewesen.” „Wie das?” „Ach Erkan, ich bin ins Wohnzimmer rein und hab die beiden knutschend da stehen sehen, dachte ich jedenfalls, aber Claudio hat Marius geküsst, er aber nicht ihn. Das erkannte ich nicht vor lauter Wut und bin dann ab. Nachdem ich nicht rauskommen wollte, stellte mein Gatte den Strom ab. Ich musste oder sollte hören, was da gesagt wurde.” „Was wurde denn gesagt?” „Marius hat diesem kleinen Itaker dann ziemlich schnell und vor allem deutlich klar gemacht, dass er auf dem Holzweg sei. Das das Erlebnis mit ihm zwar schön gewesen sei, aber nicht mehr, und sein Herz jetzt jemand anders, nämlich mir, gehören würde. Ich hab voreilig reagiert und geurteilt, ohne alle Fakten zu kennen. Ich wusste ja, dass mein Schatz einiges an Beziehungserfahrung besitzt und auch nicht gerade als Mönch gelebt hat, aber da habe ich erkannt, dass ich im Jetzt und nicht in der Vergangenheit leben muss, wenn ich mein Leben meistern will. Wenn ich eine Person liebe, dann muss ich auch ihre Vorgeschichte in Kauf nehmen. Er kann sie, seine Erfahrungen, ja nicht in die Altkleidersammlung werfen, oder?” „Stimmt.” „Siehst du, hinterher tat mir Claudio fast leid, so sehr hatte er sich in die Idee verrannt, da könne mehr sein. Und kann man es ihm verdenken, dass man sich in meinen Schnubbel verlieben kann?” „Eigentlich nicht, da könnte man mehr als Appetit kriegen, wenn man ihn so sieht.” „Erkan, jetzt werde ich aber rot. Trotzdem Danke für das Angebot. Die Idee aber lege mal ganz schnell ad acta und ganz weit, weit weg. Mein Herz gehört meinem Flo und das ist auch gut so.” „Schatz?” „Ja?” „Ich liebe dich!” „Ich dich auch, meine Eisprinzessin, ich dich auch!”

„Aber Flo, das war ja mehr oder minder nur eine Bagatelle. Hat das denn keine anderen Probleme gegeben? Ich meine mit deinem Sport, deiner Arbeit?” „Erkan, ich hatte gerade meine Gesellenprüfung abgeschlossen.” „Was hast du gelernt?” „GWS!” „GWS?” „Gas-Wasser-Scheiße. Ich bin Klempner!” Flo grinste. „Also auf der Arbeit gab es keine Probleme. Ich hab einfach nur meine neue Adresse angegeben und das war es dann. Ich hab weiter eine Arbeit gemacht, bin zum Training und das war es. Ich hab aufgrund des Eishockeys eh kaum was mit meinen Arbeitskollegen gemacht. Wenn die faul in der Sonne lagen oder mit ihren Kindern was unternahmen, war ich in der Eishalle und hab trainiert. Die Sache mit dem Sport war da schon weitaus schwieriger.” „Wem sagst du das? Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass wir da nicht noch einmal durchstehen müssen.” „Äh, darf man fragen, was daran so schwierig war?”

„Erkan, wenn ich das erzähle, brauche ich noch was zu trinken.” Jost hob die Flasche Sekt in die Luft, sie war leer. Er stand auf. „Das will ich jetzt auch wissen. Ich geh mal eben …” Er wollte sich schon anziehen, da meinte Flo: „Lass die ruhig Hose aus. Du brauchst nur in die Sporttasche zu greifen, da ist eine Flasche Sherry drinnen. Eigentlich ein Mitbringsel für Henning, aber wir können ja morgen, ähh, heute, noch was Neues einkaufen.” Jost tat wie ihm geheißen und kam mit einer schwarzen Flasche wieder. „Soll ich die Gläser spülen?” „Jost, du hast frei, also leg dich wieder hin. Ist zwar nicht stilecht, aber dem Sherry ist es egal, woraus er getrunken wird. Und nu komm zu deinem Türken und beschütze ihn vor dem Gewitter!”, sprach er in Richtung seinen Liebsten und setzte dabei das Spiel seines linken Fußes mit meinem rechten Fuß fort.
Der Angesprochene tat, was Erkan von ihm wollte, schüttete aber dennoch den Sherry ein. „Bei der ganzen Sache mit dem Einzug bei mir habe ich mir da erst keine Gedanken gemacht. Es ging ja erst einmal um Flo, dass er wieder hergestellt wurde.” Ich trank etwas. „Wir haben dann hin und her überlegt, wie wir die Sache angehen sollten. Ich wollte mich ja nicht mehr verstecken, aber sie betraf ja mich nicht allein, sondern uns beide, meinen Marius und mich!” „Mein Produzent meinte nur zu Flo, er solle aus seinem Coming Out kein Runing Out machen. In der Ruhe läge die Kraft und er hatte wieder einmal Recht.” „Was habt ihr gemacht?” „Erst mal das gleiche, wie auf der Arbeit, die Adressenänderung mitgeteilt.” „Aber dann wussten sie ja, dass du bei Marius wohnst.” „Nein, Erkan, das Gärtnerhaus hat die Zufahrt zum Waldmannskotten, das Haupthaus liegt an der Essener Straße. Gut, wer sich bei uns auskennt, der weiß, dass das zusammengehört, aber für die anderen sah das nur aus wie Nachbarschaft. Das sollte für die erst einmal genügen. Ich hatte da so meine Vorstellungen, und vor allem, ich hatte ja das Internet hinter mir, dass machte ich ja selber!” „Mein Schatz war ganz perfide. Als erstes änderte er meine Vorstellungsseite auf der HP. Unter Familienstand war da plötzlich FEST VERGEBEN zu lesen. Das gab zwar eine gewisse Aufregung unter den weiblichen Fans, besonders den Teenies, im Forum, aber das war es schon.” „Bei meiner persönlichen Vorstellung stand das gleiche, aber wer interessiert sich schon für den Webmaster?” „Ich!” „Will ich dir auch geraten haben.”

Ich küsste ihn. „Tja, da waren aber dann auch noch die Mannschaft, der Vorstand und der Trainer. Gut, man kannte mich mittlerweile, es war also nichts Besonderes mehr, wenn ich mit zum Training kam und Flo hinterher wieder mitnahm. Es war halt Nachbarschaft. Einigen ist es zwar aufgefallen, dass wir permanent zusammenhingen, aber das war es dann auch. Auch die Frage nach seiner Freundin und wo die stecken würde, ja, auch Eishockeyspieler können lesen, wurde hingenommen. Flo meinte nur, wenn er seine bessere Hälfte ihnen vorstellen würde, würde man sie ihm nur ausspannen und das Risiko wolle er nicht eingehen. Auch müsse er sie, also mich, vor den weiblichen Fans beschützen, was ja auch stimmte, denn im Forum war unter anderem zu lesen: „Der Schlampe, die sich den süßen Flo gekrallt hat, der kratz ich die Augen aus!” „Hätte sie ruhig machen können, dann wärst du immer auf meine Hilfe angewiesen.” Ich stupste Flo in die Seite. „Über Behinderte macht man keine Späße.”, tadelte ich ihn.

„Wie gesagt, man hatte so etwas wie Einsehen mit meinem Kleinen und seiner Lage. Für Todd war die Sache eh klar, wir haben es ihm und seinem Matthias (Genau der Torwart, der meinen Flo damals rasieren wollte! Die hatten sich mittlerweile auch gefunden!), bereits am folgenden Wochenende gesagt. Die Sache wäre eigentlich glimpflich abgelaufen, wenn da nicht ein nicht Klünter beim Tanken auf Flos Mutter gestoßen wäre und es den großen Knall gegeben hätte.” „Der Trainer?” „Jepp, genau ebenjener Konrad Klünter. Flos Mutter arbeitete an der Tankstelle unweit der Eishalle und wie der Zufall es wollte, die beiden trafen sich und sprachen miteinander. Der Trainer frage wohl, wie es ihr nach dem Auszug gehen würde, sie aber erzählte alles!”

Erkans Arm bewegte sich und seine Hand kroch langsam in meine Richtung. „Und dann?” „Klünter rief mich vor dem nächsten Training zu sich in die Kabine und fragte, ob das stimmen würde, was meine Mutter erzählt hat. Ich schluckte und sagte leise JA und fragte, ob er damit ein Problem hätte, wir hätten uns ja immer gut verstanden. Er fing an zu schreien, wegen einem Schwulen wäre er seinen Führerschein los! Ich solle mich zum Teufel scheren! Schwuppen würde er nicht trainieren. Er rannte raus, knallte die Tür und ist ab in Richtung Vorstandtrakt. Ich stand da wie ein begossener Pudel. In der Kabine starrte mich alles an, ich glaube, jeder hat es mitgekriegt. Todd fragte, was los sei. Ich konnte nicht mehr und fing an zu weinen. Matthias übersetzte ihm wohl das, was da vorher aus der geschlossenen Trainierkabine gedrungen ist. Was macht Todd? Fängt an, sich wieder anzuziehen und Matthias tat das gleiche, das ist bei einem Torwart etwas schwieriger. Gunnar, einer der beiden Assistenten, fragt, was das solle. Und Todd? ‚If he does not coach gays he can’t coach me! I am gay and I am proud of it!’ Stille in der Kabine. Und Dennis, der Kapitän: ‚Jungs, ich bin zwar nur bi, aber das geht nicht! Der kann mich mal!’ Und rafft ebenfalls seine Klamotten. Stefan, der Ersatzgoali: ‚Mein Bruder ist schwul und er ist der beste Bruder, den man sich vorstellen kann.’ Frank (Bester Verteidiger der Liga): ‚Warte, ich helfe dir bei deinen Schonern ehe ich auch die Segel streiche.’ Gunnar: ‚Bist du auch schwul?’ Frank: ‚Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht! Nur, wenn beide Torleute weg sind, was soll ich da noch verteidigen, du Kleinhirn! Etwa den?’ Er zeigte auf den Dritten der Torleute, den Sohn von Klünter. Sean Denburry (der zweite Kanadier, ebenfalls Verteidiger): ‚Sorry, but if one canadian has to go the second will follow!’ In diesem Moment kam Sebi, der Co-Trainer, in die Kabine. ‚Jungs, was ist denn hier los? Warum seid ihr noch nicht auf dem Eis?’ Man erklärte es kurz und er nur: ‚Oups, jetzt haben wir ein kleines Problemchen. Also, Schuhe an und alle, die damit nicht einverstanden sind, mit ab zum Vorstand.’ Mit soviel Unterstützung und Solidarität hatte ich nicht gerechnet.”

„Wir saßen gerade in der Besprechung der Weihnachtsfeier, als die Tür aufflog und der Trainer wutschnaubend in den Saal stürmte. Entenmann: ‚Konrad! Was ist los? Was schreist du so?’ ‚Ich hab den Stockmann rausgeschmissen, den trainier ich nicht mehr!’ ‚Warum?’ ‚Der ist ein elendiger Schwanzlutscher! Ein Arschficker! Der ist schwul!’ Stille. ‚Ich lass mir doch den Sport nicht von diesen Warmduschern kaputtmachen. Der ist draußen für immer und ewig. Der ist nicht ausgezogen, der ist rausgeflogen wegen so einer studierenden Schwullete’ Man hätte ne Stecknadel fallen hören können. Entenmann war wirklich verlegen. ‚Tja, wenn das so ist, dann … äh … dann …’ Ich stand auf: ‚Was ist DANN? Detlef? Ich höre?’ ‚Tja, ein Schwuler im Eishockey? Hier bei uns?’ Ich wurde lauter: ‚Ja, was wäre denn ein Schwuler beim Eishockey? Ein Mensch wie Du und ich, mit Gefühlen, Freuden und Ängsten. Und warum sollte es in diesem Raum keine Homosexuellen geben? Weißt du, was ich im Bett mache? Was Elke macht?’ ‚Ich?’. Die Zweite Vorsitzende, seit Jahren unbemannt, wurde rot. ‚Entschuldige bitte, wenn ich dich gerade als Beispiel missbrauche, aber du sitzt direkt in meiner Schusslinie. Nichts für Ungut.’ ‚OK, aber du hast Recht, Marius. Also, Detlef, nu mal Butter bei die Fische. Was wäre, wenn ein so genannter Rückwärtseinparker hier im Raum wäre?’ ‚Äh…’ ‚Wo bleibt deine Offenheit? Deine Stellvertreterin will es wissen!’ In diesem Moment klopfte es und Sebi trat in den Raum. Entenmann blickte erleichtert, kam er doch so um eine Antwort herum. ‚Will ja nicht stören, aber es gibt da ein kleines Problem mit der Mannschaft.’ Entenmann, wieder Herr der Lage: ‚Ich weiß, der Trainer hat Stockmann rausgeschmissen. Wir beraten gerade!’ ‚Wenn es das nur wäre, …’ ‚Was ist denn noch?’ ‚Nun, wenn der geht, gehen beide Kanadier, beide Torhüter, eine komplette Verteidigung und … äh … einem neuen Kapitän bräuchten wir dann auch noch.’ Sebi kann süffisant sein, wenn er will, aber manchmal auch ein Arsch auf dem Eis. Klünter: ‚Das ist Meuterei! Ich spiel mit keiner Schwulentruppe! Die sollen alle gehen, am besten dahin, wo der Pfeffer wächst!’ Entenmann brach zusammen: ‚Die wollen gehen? Dann brauchen wir ja ne halbe Mannschaft!’ Ich konnte nicht mehr. ‚Nein, Detlef, du brauchst dann nicht nur ne neue Mannschaft, du bräuchtest dann auch einen neuen Webmaster, denn DER ist die studierende Schwulette, die Konrad meinte.’ Ich klappte meinen Laptop lauter zu, als ich es wollte. Entenmann schaute mich fragend an: ‚Du bist …’ ‚Detlef, Mund zu. Marius ist schwul, na und? Er ist der beste Webmaster, den die Phantoms je hatten. Und das sage ich als deine nicht-lesbische Vertreterin.’ Dann Gudrun, ehemalige Chefbuchhalterin der Schreinerei Wilhelm Deppermann und Söhne, die Schatzmeisterin unseres Vereins, die bisher geschwiegen hatte: ‚Mein Enkel ist auch … Egal, wenn Marius geht, gehe ich auch. Soviel Intoleranz kann ich nicht ertragen. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!’ ‚Darf ich mich anschließen?’, das war Sebi, der sich gerade von seiner Frau getrennt hatte. Entenmann stand immer noch mitten im Raum und wusste weder ein noch aus.”

Ich genehmigte mir einen Schluck, ehe ich weiter sprach. „Mittlerweile waren auch die Meuterer der Mannschaft in den Saal gekommen. Ich sah Flo und war froh, er sah zwar verstört aus, aber nicht gebrochen. Dennis, der damalige Kapitän, brach das Schweigen: ‚Was ist denn hier los?’ Sebi ganz unschuldig: ‚Nicht viel, nur die Meuterei hat sich auf der Brücke fortgesetzt.’ Entenmann sah aus wie ein Häuflein Elend, sollte ich zum Todesstoß ansetzen? Ich überlegte kurz und dachte, schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Aber ich kam nicht mehr dazu, Wilhelm Hahnenkamp, seines Zeichens ehemaliger Spieß unter Entenmann und jetzt Mannschaftsführer (der kümmert sich um Pässe, Schiedsrichter und sonstiges mit dem Verband), kam mir zuvor. ‚Oberstleutnant Entenmann. Wenn ich das mal zusammenfassen darf! Wenn du dieser schwachsinnigen Entlassung zustimmst, dann verlierst du auf einen Schlag die halbe Mannschaft auf dem Eis und die Hälfte der Truppe hier im Hintergrund. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie Presse und Öffentlichkeit reagieren werden und wie hoch der finanzielle Verlust wäre, aber das ist deine Entscheidung, du bist der Kommandeur hier. Ich frage dich jetzt als dein ehemaliger Spieß. Würdest du, um ein altes, verfallenes Haus zu halten, dein halbes Panzerbattallion sinnlos opfern?’ Totenstille. Dann regt sich was in Entenmann: ‚Herr Klünter, es tut mir Leid. Mir sind die Hände gebunden, aber sie sehen selber.’ Klünter: ‚Bitte? Sie lassen sich was von diesen perversen Schwanzlutschern was sagen? Sie sind doch ein Mann!’ ‚Das bin ich, aber das Ergebnis von fünf minus zwei ist immer drei, egal ob der, der es sagt, homo- oder heterosexuell ist, und wo mein Spieß Recht hat, hat er Recht, dass war schon immer so. Ich glaube, sie sollten jetzt ihre Sachen packen und gehen.’ ‚Mit größter Freude, ich will in diesem Homopuff eh nicht bleiben, sie Schlappschwanz. Aber wir sprechen uns, das verspreche ich ihnen.’ ‚Rufen Sie meinen Anwalt an und nun RAUS! Sebi, übernimmst du das Training bis auf weiteres? Wir haben hier noch viel zu besprechen und Eiszeit ist teuer, also ab!’ ‚Verstanden. Kommt Jungs, wir gehen dahin, wohin wir gehören. Ich will alle in zehn Minuten auf dem Eis sehen! Abmarsch!’ Die Truppe dampfte ab und wir waren alleine.”

Erkans Hand hatte mittlerweile meinen Schwanz erreicht. Er spielte mit meiner Vorhaut und sah dabei ganz unschuldig aus. „Tja, damit endete die Ära Klünter bei den Phantoms. Offiziell hieß es, man hätte sich in Gegenseitigem Einvernehmen getrennt, der eigentliche Grund, seine Homophobie, wurde nicht erwähnt.” „Ist ja lustig. Und was ist dann aus ihm geworden.” „Erst einmal war er ein geschasster Trainer, wie es sie viele gibt.” Flo nickte zustimmend. „Nun, die Saison war ja gerade angefangen und da hatten alle Mannschaften einen Coach. Er war arbeitslos und heuerte dann kurzfristig in Solingen an, als die ihren Trainer wegen Erfolglosigkeit in die Wüste geschickt haben, als es um die Teilnahme an den Play-Offs ging. Das war sein letztes Engagement in NRW, aber auch nur kurz. Die Solinger schafften es nicht, obwohl das letzte Zusammentreffen mit Klünter ja auch nicht ohne war.” „Du meinst das, wo der erste Kuss zweier Männer auf dem Eis als positiv empfunden wurde?” „Genau das, mein Schatz.”

„Äh, ihr habt doch gesagt, Schwul und Eishockey passt nicht zusammen. Wie soll ich das denn verstehen?” Erkans Finger hatten mittlerweile meinen Hintern erreicht und stießen da mit Flos Hand zusammen.

„Richtig. Schwuler ist ein Schimpfwort um den Gegner zu unüberlegten Handlungen zu reizen und die werden halt mit Strafzeiten geahndet, zwei Minuten Kühlbox um die Gemüter zu beruhigen.” „Na ja, und gegen Solingen ging das ziemlich hoch her. Von den Spielern und deren Fans besonders, da war Schwuler noch das angenehmste, was die da so skandierten.” „Ruppig ist gar kein Ausdruck, so haben die geholzt.” „Stimmt, da hat sich Flo die erste Diszi seiner Karriere eingehandelt. Aber was sollte ein Schwuler machen, wenn er das Wort als Schimpfwort hört? Eigentlich abprallen lassen, oder?” „Wenn das mal so einfach wäre. Ich hab das aber auch erst nach dem ersten Drittel damals verstanden, als Sebi mich in der Pause zur Seite nahm.” „Was hat der denn zu dir gesagt?” „Er meinte: ‚Flo, wenn du das nächste mal gegen die Nummer 14 beim Bully stehst, frag ihn, ob er immer noch zur Ruhrtalbrücke fährt.’ Ich: ‚Wieso? Ist der auch?’ ‚Was weiß ich, aber vergelte gleiches mit gleichem!’ Na ja, es hat geklappt, wir gewannen das Bully, ich passte zu Todd und der sofort ins Tor. Wir gingen dann mit Unentschieden in die letzte Pause.”
„Aber wo bleibt der Kuss?” Erkan hatte seine Hand wieder in Richtung Sack bewegt. „Du meinst die Krönung? Die kam eine Minute vor Schluss! Es deutete alles auf ein Remis hin und Klünter hat dann in den letzten zwei Minuten noch den Torwart rausgenommen, um einen sechsten Feldspieler zu bringen. Wir waren in Unterzahl, da konnte Matthias nicht aus dem Kasten. Von den Fans waren nur SCHWULENTRUPPE, SCHWULENTRUPPE; HAHAHA! zu hören, das ganze Drittel lang. Echt nervig, aber da standen die meisten von uns ja drüber. Wir schaffen es, den Puck aus unserem Drittel zu befördern, die Solinger mussten daher neu aufbauen und wir gewannen so etwas Zeit. Die 14 von denen stand an der blauen Linie, ich auf sie zu und ich streckte ihr die Zunge raus und tat so, als ob ich sie lecken würde. Er starrt einen Augenblick zu lang auf mich und ich kann ihm die Scheibe wegkratzen. Ich wusste, Todd müsste mittlerweile fast die Mittellinie erreicht haben, ich passe blind zu ihm. Er umkurvt einen der Verteidiger und schießt ins leere Tor. Erst Totenstille in der Halle und dann wieder: SCHWULENTRUPPE, SCHWULENTRUPPE; HAHAHA! Und was macht Todd, der Verrückte? Ich wollte gerade auf ihn zu, er aber lässt mich links stehen, nimmt sich im Fahren den Helm ab, Stinkefinger in Richtung Solinger Fans und auf Matthias zu. Der reagiert sofort und ebenfalls ohne Helm auf Todd zu. Am Mittelkreis treffen sich die beiden, fallen sich in die Arme und küssen sich. Unsere Fans kreischen vor Begeisterung.” „Flo, wohl aber eher, weil es ein Tor für uns war. Die Bedeutung, die das Spiel für uns Betroffene hatte, war eine andere. Wir waren jetzt eine Mannschaft, die allen Anfeindungen widerstehen konnte. Ich habe den Bericht der EISNEWS noch irgendwo im Schrank liegen. Was stand da? ‚Nach dem Siegtreffer fuhr der Spieler Thorne auf seinen Torhüter zu und zeigte es allen pöbelnden Fans, dass er als Führungsspieler seiner Mannschaft über ihren üblen Anfeindungen und persönlichen Angriffen gegen sich und die Phantoms steht, indem er das tat, was die Krakeeler von ihm über sechzig Minuten behauptet haben. Besser kann man den Spieß nicht umdrehen und denen, die sich nur durch Unrühmlichkeiten Aufmerksamkeit verschaffen, den Spiegel vorhalten.”

Ich griff über Erkan und Jost zur Flasche Sherry. Das mein Schwanz dabei auf Erkans Brust zum liegen kam, war völlig unbeabsichtigt. Na ja, nicht ganz, gebe ich ja zu. Ich schenkte mir noch etwas ein und fragte, ob noch jemand was wollte. Man bejahte und ich musste die angenehme Stellung dann auch leider wieder aufgeben.
Wir saßen jetzt mehr oder minder in dem Bett an die Rückwand gelehnt. „Also, den Abend nenne ich gelungen. Ich hatte lange nicht mehr soviel Spaß. Was meint ihr?” „Stimmt, äußerst angenehm.” Erkan wieder, der seine Hand schon wieder in meinem Schritt hatte, diesmal allerdings für alle sichtbar auf der Bettdecke.

„Aber ich bin mal wieder die Spaßbremse. Schaut mal auf die Uhr, wir haben es kurz vor zwei und wenn wir morgen früh die Fähre erreichen wollen, müssen wir gleich wieder raus. Und ich brauche wenigstens eine Mütze voll Schlaf, sonst bin ich unausstehlich.” „Ist er wirklich so schlimm?” Diesmal kam die Frage von Jost. „Jost, du weißt nicht, wie mein Hintern leiden muss, wenn ich ihn um seinen Schönheitsschlaf bringe.” Flo grinste.

„Ach, da würde ich dir schon helfend zur Seite stehen oder auch liegen.” Erkan grinste über beide Backen. „Jungs, wir könnten ja, Lust hätte ich ja auch, aber was wird dann morgen sein? Ich weiß nicht so recht!” Flo erkannte wohl die Skrupel, die Jost allein bei der Vorstellung dessen, was passieren könnte, plagten. „Ich hab einen besseren Vorschlag. Lasst uns austrinken und wir kuscheln uns dann in den Schlaf. Ich glaube nämlich nicht, dass das Bett einer Orgie standhalten würde.”
Wir lachten alle und taten, wie uns geheißen. Jost löschte das Licht der Nachttischlampe. Ich schlief selig ein, Flo vor mir und Erkan in meinem Rücken. Was will man mehr haben?

Als der Wecker um viertel nach sechs klingelte, waren wir alleine. Die beiden musste sich irgendwann in der Nacht aufgemacht haben, wohl um nicht von anderen Gästen beim Verlassen unseres Zimmers am Morgen beobachtet zu werden. Ich hatte nichts bemerkt und Flo schläft ja eh immer wie ein Stein.
Auf dem Nachttisch fand ich einen Zettel. Herzlichen Dank für die tolle Nacht, auf eine baldige Wiederholung, dann allerdings in privaterem Rahmen, oder wie seht ihr das? Liebe Grüße – Erkan und Jost.

Ich küsste meinen Schatz aus dem Schlaf. Er schaute mir in die Augen. „Da ist ja der Mann meiner Träume. Komm zu mir und noch fünf Minuten kuscheln, ja?” Er zog meinen Kopf zu sich runter, presste seine Lippen auf die meinen. „Äh, Engelchen?” „Ja, Großer?” „Du siehst süß aus, so verschlafen, allerdings …” „Allerdings was?” „Ich liebe dich auch mit Mundgeruch!” Ich lachte. „Arsch!” „Angenehm: van Aarp, Marius van Aarp, der gerade neben dem schönsten Mann der Welt aufgewacht ist.” „Hört sich schon besser an. Keine fünf Minuten mehr? Müssen wir wirklich raus?” „Müssen müssen wir gar nichts, mein Kleiner, aber wenn wir Borkum heute noch erreichen wollen, dann sollten wir das jetzt besser. Oder willst du Henning anrufen und sagen, wir haben die Fähre wegen deiner Schlafmützigkeit verpasst?” „Besser nicht!” „Also?” „Also in drei Teufels Namen: Raus aus den Armen meines Liebsten und ab in das kalte Bad. Kommst du mit?” „Immer doch, aber wir duschen getrennt, ich will ja noch ankommen.” Ich glaube, ich hab schon gesagt, dass ich fies sein kann, oder?

Wir erledigten züchtig voneinander getrennt die Morgentoilette und sind dann runter zum Frühstück. Erkan hatte das Frühstücksbuffet gerade aufgebaut und begrüßte mich herzlich. „Also, an dein leichtes Schnurren im Schlaf könnte ich mich gewöhnen!” „Lass das besser nicht Flo hören und vor allem, was soll dein Jost davon denken?” „Was soll ich nicht hören?” Flo machte sich gerade auf zu uns als sein Mobilteil zu surren begann. „Stockmann!” – „Was? Ich versteh nichts. Ich geh mal raus, vielleicht ist da der Empfang besser. Moment Henning!” Er ging raus und ließ mich mit Erkan allein.

In diesem Moment kam Jost auf uns zu. „Na, gut geschlafen?” „Jepp, mit zwei Wärmflaschen wohl auch kein Problem, oder?” „Ne, was möchtet ihr? Kaffee oder Tee? Tasse oder Pott?” „Kaffee im Pott, einmal mit viel Milch für meinen Kleinen, und ich nehme ihn schwarz mit fünf Süßstoff.” „Fünf? Bist wohl ein ganz Süßer?” „Jepp, jedenfalls meint das mein Kleiner, und der hat schließlich Geschmack!” „Wieso?” „Na, hätte er sonst sich für mich entschieden?” Jost lachte und dackelte ab in Richtung Küche, wo Erkan ebenfalls bereits verschwunden war.

Ich ging zum Tisch zurück und wartete auf meinen Gatten. Er telefonierte wohl noch, so dass die Aufgabe des Brötchenaufschneidens wieder mal an mir hängen blieb. Na ja, was macht man nicht alles für seinen Liebsten.

 

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