Irgendwann

Alle waren sie gekommen, die ganze Klasse war da. Sogar meine Eltern hatten sich freigenommen, sie standen ein wenig im Hintergrund.

Meine Tränen waren versiegt, doch meine Gedanken waren bei Jason. Ich hatte ihm am Sterbebett versprochen so fröhlich zu bleiben, wie ich es immer war und so weiter zu leben, als würde er immer noch leben.

Doch jetzt war in mir die Welt zusammen gebrochen, Jason war tot, mir entrissen und ich war alleine. Ich stand vor seinem Grab und sah die vielen Leute, die um mich herum standen, aber ich hörte ihre Gespräche nur in der Ferne.

* *

Jasons Tod, war lange Gesprächsthema an der Schule. Er hatte den Kampf gegen die Leukämie verloren. Heiße Diskussionen fanden statt, was man alles hätte machen können, um ihn zu retten. Wenn ich auftauchte, verstummten die Gespräche, denn jeder wusste an der Schule, dass ich und Jason ein Paar waren.

Es war zwar durch einen dummen Zufall heraus gekommen, aber bald wurde es an der ganzen Schule akzeptiert, dass Jason und ich beide schwul waren. So ging es ein paar Wochen lang, bis auch dieses Thema vergessen wurde.

Ich stand jeden Mittag an Jasons Grab und erzählte ihm, was in der Schule los war und jeden Tag brachte ich ihm eine Rose mit. Wie auch an diesem Mittag. Ich saß am Baum gelehnt und sprach mit Jason, als würde er vor mir sitzen.

„Und Jason weißt du was, es hat sich nichts geändert. Das Versprechen der Rektorin hatte überhaupt nichts gebracht. In der Cafeteria läuft immer noch alles beim Alten. Du hattest also Recht damit, das dies alles nur leere Worte waren.“

„Cornelius?“

Ich verstummte, als ich meine Namen hörte.

„Cornelius, kann ich mit dir reden?“

Ich drehte mein Kopf und da stand Sabine. Ich legte meine Rose auf Jasons Grab und gab einen Handkuss an seinen Grabstein.

„Was ist?“ fragte ich mit belegter Stimme.

„Wir machen uns sorgen um dich.“

„Wer?“

„Die ganze Klasse. Du hast dich seit Jasons Tod total zurück gezogen. Keiner kommt mehr an dich ran.“

„Na und, kann man mich nicht in Ruhe trauern lassen?“

„Doch schon Cornelius, aber gemeinsam wäre es leichter zu ertragen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Jason gewollt hätte das du hier alleine sitzt.“

Ich schaute sie traurig an und dann zu Jasons Grab, mir fingen die Tränen an zu laufen.

„Sabine, er fehlt mir so, es tu so weh, dass er nicht mehr bei mir ist.“

Sabine nahm mich in den Arm.

„Ich werde nie jemanden mehr so lieben, wie ich Jason geliebt habe.“

„Du willst also niemanden die Chance geben, sich in dich zu verlieben?“

„Ach Sabine, ich weiß nicht was ich machen soll. Es ist alles noch so frisch.“

Sie zog mich langsam zum Ausgang vom Friedhof.

„Es verlangt niemand von dir, dass du gleich wieder einen neuen Freund hast, aber so wie du dich im Augenblick verschließt, kann das auch nicht gut sein.“

Sabine lief mit mir zu dem kleinen Spielplatz neben der Kirche, wo einige unserer Klasse anscheinend schon auf uns warteten. Ich ließ mich auf die Bank fallen und wischte mir die Tränen aus den Augen.

„Geht es wieder?“ fragte Sabine.

„Ja,“ antwortete ich.

„Habt ihr gesehen, da drüben ziehen neue Leute ein,“ kam von Maiki.

Alle schauten wir Richtung, des alten Haus, dass die ganze Zeit leer gestanden hatte.

„Oh, da scheint ein Mädchen in unserem Alter dabei zu sein“, meinte Christiane.

Ich lies mich wieder an die Lehne zurückfallen.

„Sind das Zwillinge?“ fragte Maiki.

„Wieso steigern sich dann bei dir die Chancen?“ fragte Frank, der jetzt auch aufgestanden war.

„Quatsch, das ist doch ein Junge, man sieht der süß aus“, kam es wiederum von Sabine.

Ich reckte meine Hals und konnte nur einen mit blonden kurze Haare sehen. Sabine lächelte mich an. Mit einem zaghaften Lächeln stand ich auf und gesellte mich zu ihr. Das Mädchen hatte uns anscheinend gesehen, denn sie tippte ihr Bruder an uns wies auf uns.

Der Junge sprach mit seinem Vater und schon waren die beiden auf dem Weg zu uns.

„Hallo“, kam von dem Mädchen, als sie uns erreichtet.

„Ihr seid also die Neuen“, sagte Sabine.

„Ja, sind wir. Werden wir schon sehnsüchtig erwartet?“, fragte das Mädchen.

„Wir freuen uns eben über neue Gesichter“, kam es von Frank.

„Ach so. Also ich bin die Simone und das schüchterne Etwas hinter mir, ist mein kleiner Bruder Jason.“

„Klein ist gut,“ grinste Susanne.

„Er ist immerhin vier Minuten jünger als ich.“

Keiner hatte bemerkt wie ich zusammenzuckte, als sie den Namen Jason nannte. Ich drehte mich um lief zur Bank zurück.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Simone leise.

Sabine schaute mir nach.

„Cornelius hat vor ein paar Wochen seinen Freund durch Leukämie verloren und er hieß.. auch Jason“, kam es von ihr.

In diesem Augenblick schauten erst alle zu Cornelius und dann zu Jason. Dieser guckte verlegen zu Boden. Keiner sagte ein Wort, bis Jason sich in Bewegung setzte und zu mir lief.

„Es tut mir leid….“, sagte er.

Ich schaute auf.

„Was tut dir leid?, fragte ich ein wenig stroff, was ich aber gleich wieder bereute.

„Das mit deinem Freund, entschuldige, wenn ich dich daran erinnert hab.“

„Ich will mich an ihn erinnern, ich möchte nichts von ihm vergessen…“

„Willst du mir von Jason erzählen?“

Jason setzte sich neben mich auf die Bank. Sabine dagegen, gab den anderen einen Wink, sich doch ein bisschen zu entfernen.

„Was soll ich dir von ihm erzählen…?“

„Wie das mit euch beiden angefangen hat…kennen lernen. Wie ihr gemerkt habt, dass ihr euch ineinander verliebt habt“, sagte Jason.

Cornelius schaute Jason lange an.

„Du bist ihm sehr ähnlich, deine Augen….“, ich stockte, „bist du auch schwul?“

„Nein, bin ich nicht Cornelius, aber einer meiner früheren Freunde war schwul. Daher kenn ich mich ein wenig aus, denn ich war mit ihm auch oft in der Szene“, antwortete Jason.

Eine gewisse Erleichterung schlich durch meinen Körper. Ich wusste nicht warum, aber es tat gut, das die Grenzen gleich zu Anfang abgesteckt waren. Ein Lächeln überzog mein Gesicht.

„He, was habe ich getan, um von dir mit so einem netten Lächeln belohnt zu werden“, kam es von Jason.

„Weil du ehrlich bist ..weil du einfach du bist.“

„Danke.“

„Ebenfalls danke.“

„Für was?“

„Für die kleine Aufmunterung.“

„Ist Jason dort auf dem Friedhof …..“, Jason verstummte.

„Ja, da ist er.“

Eine kleine Pause entstand.

„Soll ich es dir zeigen?“

„Ja…wenn es dir nichts ausmacht.“, sagte er zu mir.

Ich stand auf und Jason lief neben mir her. Die anderen standen vor dem Haus und schauten uns nach. Langsam schritt ich auf dem Friedhof zu der Stelle wo Jason begraben lag. Jason folgte mir sehr dicht. Ich konnte seine Nähe spüren.

Ich setzte mich an meinen üblichen Platz neben die große Eiche, die am Grab stand. Jason setzte sich neben mich und ich fing einfach an zu erzählen.

„Kennen gelernt habe ich Jason auf der Schule, aber so richtig gefunkt hat es erst viel später“, begann ich.

Langsam zogen an mir dir ganzen Bilder vorbei. Wie ich vor zwei Jahren mit der halben Klasse im Freibad war und der schöne Mittag, den wir alle zusammen verbrachten. Ich musste früher gehen, da ich mit meinen Eltern noch wo eingeladen war.

Also packte ich meinen Krempel zusammen, verabschiedete mich von allen und lief zu den Umkleidekabinen. Die erste, an der ich lesen konnte „Frei“ öffnete ich und blieb schlagartig stehen. Da saß Jason und holte sich einen runter.

„Shit“, kam es von ihm.

„Sorry die Tür …..war offen und….“, mir verschlug es die Sprache.

Jason saß mit gespreizten Beinen da und hatte immer noch seinen steifen Schwanz in der Hand.

„Hast… hast du Lust?“ kam es leise von Jason.

Ich brachte immer noch keinen Ton heraus. Ich betrat nur die Umkleidekabine und verschloss hinter mir die Tür. Mittlerweile war mein Schwanz auch voll ausgefahren und durch die Shorts gut zu sehen.

Gebannt schaute ich auf Jasons Schwanz. Ich ließ einfach meine Sachen zu Boden gleiten und kniete mich vor Jason hin, der mich mit großen Augen anstarrte. Ich wusste damals nicht was mich geritten hatte, aber ich nahm dieses Teil einfach in den Mund.

Ich begann kräftig über die Eichel zu lecken, was bei Jason einen lautes Stöhnen verursachte.

„O Gott Cornelius, …. dass musst du nicht…. tun…“, kam es stoßweise von Jason.

Ich ließ mich nicht beirren und schon bald merkte ich, dass Jason soweit war. Mit einem lauten Schrei entlud er sich in meinem Mund und ich hatte Probleme, alles bei der Menge zu schlucken. Als Jasons Orgasmus abgeflaut war, schaute ich zu ihm auf.

Er atmete immer noch schwer.

„Cornelius… dass war einfach nur geil..“, sagte er außer Atem.

„Jason …?“

„Ja?“

„Ich bin .. schwul..“

„Was?“ kam es entsetzt von Jason.

Ich stand auf und war schon im Begriff meine Sachen zu nehmen, als Jason mich zu sich zog und mir einen langen Kuss gab.

„He, nicht gleich eingeschnappt sein Kleiner, ich bin selber schwul. Ich war bloß erstaunt.“

Ich schmolz regelrecht hin, als ich das Lächeln in Jasons Gesicht sah.

„Kann es sein, dass du dich gerade in mich verliebst?“, fragte Jason keck.

„Ich …. ja…“, kein Wort bekam ich heraus, ich beugte mich nur noch weiter vor und gab ihm einen Kuss.

Du hast ihn beim Wichsen erwischt?“, kam es von Jason, der mich aus meinem Traum herausriss.

Natürlich hatte ich die gewissen Details bei der jetzigen Erzählung bei Jason ausgelassen, ich konnte ihm ja nicht genau erzählen was wir in der Umkleidekabine gemacht haben.

„Ja, habe ich.“

„Und seit dem Zeitpunkt ward ihr zusammen?“

„Danach verbrachten wir ein wundervollen gemeinsames Jahr.“

„Und was kam dann?“

Ich schluckte ein wenig, aber beschloss doch weiter zu erzählen.

„Da kam die Diagnose vom Arzt, das Jason Leukämie hatte.“

Jason schwieg. Auch hatte ich nicht gemerkt, dass inzwischen die Anderen uns gefolgt waren und ebenfalls unter dem alten Baum saßen und meinen Worten lauschten, Es stimmt. Keiner meiner Freunde genau wusste, was geschehen war.

Es fing alles damit an, dass Jasons Mutter ihn zur Untersuchung angemeldet hatte, weil er die letzte Zeit öfter über Unwohlsein klagte. Ich selbst machte mir da nicht soviel Gedanken, bis eben eines Mittags Jason weinend in meinem Zimmer stand.

Ich schaute in die Runde, sie saßen da und lauschten meinen Worten.

„Jason kam weinend in mein Zimmer und fiel mir um den Has, ich wusste erst gar nicht was los war, ich verstand von seinem Gemurmel kein Wort. Es dauerte einige Zeit bis er sich beruhigt hatte.

Und dann kam die Hammerbotschaft.“

„Wie hast du es aufgefasst?“, wollte Frank wissen.

„Ich war wie vor den Kopf geschlagen, natürlich. Ich konnte es nicht glauben.“

„Aber Jason war nicht sofort im Krankenhaus, oder?“ kam es von Sabine.

„Nein erst später, als die ersten Chemotherapien nicht anschlugen.“

„Gab es nicht eine Möglichkeit mit Rückenmark spenden oder so?“, wollte Simone wissen.

„Ich kenne mich da immer noch zu wenig aus, wenn ich ihm helfen gekonnt hätte, wär ich der erste der was gespendet hätte.“

Wieder merkte ich wie meine Gefühle mich überwältigen wollten.

„Cornelius, bitte rede dir nicht ein, dass du irgendwie Schuld bist, an seinem Tod. Krebs ist was schlimmes, dafür kann niemand was“, sagte Sabine.

„Schon gut… nur..“

„Was?“, fragte Sabine.

„Wir hatten soviel geplant, wollten soviel noch zusammen machen… und jetzt.“

Ich starrte auf Jasons Grabstein.

„Cornelius?“

Es war Jason. Ich wandte den Kopf zu ihm.

„Gibt es irgendetwas, was ihr beide machen wolltet, wo du dich jetzt alleine für zu schwach hältst?“, fragte Jason.

„Eins.. eins gab es….. unser ganz großer Traum.“

„Und der wäre?“

„Jason und ich haben uns vorgestellt, wie es mit einem Jugendtreff hier wäre im Ort, besser gesagt auch einen, wo sich alles Treffen könnte., für uns gibt es hier nichts. Wir hatten sogar schon die Fühler bei der Gemeinde ausgestreckt.“

„Und was hindert dich daran jetzt weiter zu machen?“, fragte Maiki.

„Irgendwie ist die Luft draußen… ich weiß nicht mehr ob es einen Sinn macht.“

„Jetzt hör aber auf Cornelius, da wo wir früher gewohnt haben, gab es auch ein Art Jugendhaus“, meinte Jason.

„Ja stimmt, Jason und ich waren oft dort, wir haben uns auch oft eingebracht und dort geholfen“, kam es von Simone.

„Und wenn wir dir helfen?“ fragte Frank.

Ich schaute alle an. Simone stand auf und ging in die Knie neben mir.

„Und wenn wir dir helfen, Cornelius. Ich denke es wär im Sinn von Jason gewesen, wenn du weiter machst.“

Ich schaute zum Grabstein. Irgendwie wartete ich auf etwas. Ein Zeichen von Jason, ich wusste nicht was ich machen sollte. Nun setzt sich auch Simones Bruder Jason neben mich und nahm mich in den Arm, ich schaute ihm in die Augen.

„Cornelius ich weiß, oder ich denke es mir jedenfalls, wie schwer hier das alles ist. Du hast nicht nur einen Freund, sondern auch dein große Liebe verloren. Das du trauern möchtest, versteht hier jeder sicher. Aber ich glaube auch nicht, dass dein Jason mit einverstanden wäre, dass du dich immer mehr zermarterst und vor die Hunde gehst.“

Ich kannte diesen Jungen jetzt eine knappe Stunde, und doch spürte ich wie ehrlich er es mit mir meinte. Nach einer kurzen Umarmung, stand ich auf.

„Leute, wenn ihr mir helfen würdet, dann schaffen wir das vielleicht gemeinsam. Nur einen Wunsch hätte ich.“

„Und der wäre?“, fragte mich Sabine.

„Wenn wir es wirklich schaffen einen Treff zu gründen, würde ich ihn gerne Jasons Treff nennen.“

„Ein schönes Andenken finde ich“, sagte Simone.

„Also dann an die Arbeit“, sagte Jason und nahm mich an der Hand.

Ein kurzen Blick zum Grabstein.. Jason ich liebe dich.. und wir verließen den Friedhof.

* *

Meine Besuche auf dem Friedhof wurden weniger. Nach den Hausaufgaben trafen wir uns oft, um unser Projekt weiter zu planen. Zu unserer Überraschung bekamen wir sogar Hilfe von unseren Eltern. Sie wurden im Rathaus tätig.

Es wurde ein leeres Haus gefunden, das der Gemeinde gehörte und was uns sehr gefiel, es erklärte sich auch ein Sozialarbeiter bereit, die Leitung zu übernehmen, den von uns war ja noch keiner achtzehn.

Es vergingen einige Wochen, in denen wir, das heißt, jetzt fast meine ganze Klasse, an einigen Mittagen oder an den Wochenenden halfen das Haus zu renovieren. Der Grundgedanke etwas für die Jugend zu schaffen, auch eine Anlaufstelle, hatte großen Anklang bei der Gemeinde gefunden.

Viele halfen durch Spenden, ob es Möbel waren oder Farbe zum Streichen. Alles konnte gebraucht werden. Und dann kam das Wochenende, an dem die Einweihung stattfinden sollte.

* *

Ich stand schon an der Haustür und wartete ungeduldig auf meine Eltern.

„Cornelius, drängle nicht so, davon wird deine Mutter auch nicht schneller fertig“, kam es von meinem Vater.

„Seid bloß ruhig da unter ihr zwei, erst stundenlang das Bad besetzten und dann meckern, weil ich nicht fertig werde.“

Ich grinste mein Vater an, er zurück.

„Schatz, Cornelius und ich gehen schon mal ans Auto“, rief mein Vater die Treppe hinauf.

„Ja, ich komme gleich“, rief sie zurück.

Gemeinsam mit meinem Vater lief ich die Einfahrt hinunter zur Straße.

„Cornelius, kann ich dir etwas sagen?“

„Was den Paps?“

Er trat zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll. Deine Mutter und ich haben uns riesige Sorgen um dich gemacht, als Jason starb. Aber jetzt legst du eine Energie an den Tag, das mir nur eins bleibt.. ich bin wahnsinnig stolz auf dich Sohnemann!“

„Danke Paps.“

Es war das erste mal seit Jasons Tod, dass mein Vater so mit mir sprach und ich genoss es von ihm in den Arm genommen zu werden.

„Was ist denn mit euch los?“

Meine Mum stand an der Haustür.

„Wir haben uns einfach nur lieb Alexandra, das ist alles“, antwortete mein Vater

„Schon gut, aber nun kommt, sonst sind wir die letzten die eintreffen.“

„Und das kam von ihr, mit einer Stunde Aufenthalt im Bad

Dad fand fast keine Parkplatz, so voll war es geworden, anscheinend war die ganze Ortschaft da. Wir hatten uns gerade einen guten Platz in der Menge gesucht, als auch schon der Bürgermeister anfing zu reden.

Wie so üblich, eine sehr langweilige Erwachsenenrede. Als er endlich zum Ende kam, rief er Sabine aufs Podium. Wir hatten uns alle vorher geeinigt, dass sie am Besten dafür geeignet wäre etwas vor allen zusagen.

Sie legte sich einen Zettel hin und schaute in die Menge.

Ich habe lange überlegt, was ich heute sagen soll. Also als altererstes möchte ich mich erst mal bei unseren Eltern bedanken, die uns so tatkräftig unterstütz haben, ebenso allen die durch ihren Spenden uns ihre Hilfe zu kommen haben lassen.

Aber ich möchte auch noch etwas anderes loswerden. Die Idee zu diesem Treff hatten zwei meiner Freunde. Sie haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, das sich hier viel änderte im Ort. Einer davon kann heute nicht bei uns sein, er starb vor fünf Monaten an Leukämie.

Ich versuchte nicht in Tränen auszubrechen, denn plötzlich schauten alle in meine Richtung.

Cornelius und Jason hatten schon lange die Idee zu einem Jugendtreff und nun ist er endlich real geworden. Und deswegen, haben wir beschlossen diesen Treff auch Jasons Treff zu nennen.

In diesem Augenblick wurde das große Tuch vom Eingang weggezogen. In Regenbogenfarben stand in großen Buchstaben „Jasons Treff“ über der Tür. Jetzt war es doch vorbei mit meiner Beherrschtheit, dicke Tränen kullerten über meine Wangen.

Die Menge fing an zu klatschen und jeder sah auf mich. Mein Vater nahm mich in den Arm und schob mich Richtung Podium. Sabine reichte mir ihre Hand und zog mich zu sich. In dem Augenblick wurde die Menge wieder ruhig und schaute gespannt auf mich.

Als ich damals, an dem Tag an dem Jason starb an seinem Bett saß, musste ich ihm versprechen, unsere gemeinsamen Träume zu verwirklichen. Nicht nur diesen Treff, nein auch für mehr Toleranz uns Schwulen gegenüber zu werben und einfach auch für andere Jugendliche da zu sein, die mit ihren Problemen zu kämpfen haben.

Ich weiß selber wie schwer es ist, sich zu outen, und ich weiß auch, das nicht jeder von ihnen, dieses Thema gut findet. Aber mit Jasons Idee haben wir eine Anlaufstelle geschaffen ,wo jeder hinkommen kann, gleich welche Probleme er ha, eben aber auch welche die Schwierigkeiten mit dem Schwulsein haben.

Jason, ich denke, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen und jeder der dich kannte kann stolz auf dich sein.

Weiter kam ich nicht, mein Sichtfeld verschwamm vor Tränen. Sabine neben mir begann zu klatschen und Jason, Frank, Simone und Maiki in der ersten Reihe ebenso, bis irgendwann alle laut grölend Applaus gaben.

* *

Das war nun vier Jahre her. Nun war ich hier in der naheliegenden Großstadt und studierte. Das Telefon ging.

„Hier Cornelius.“

„Hallo Sohnemann.“

„Hi Paps.“

„Ich wollt dich nur fragen wann du am Freitag heimkommst.“

„Ich denke so gegen drei.“

„Gut dann kann ich dich noch einplanen.“

„Bei was?“

„Hast du etwa, den Jahrestag vergessen, im Jasons Treff gibt’s das große Grillfest.“

Ist schon wieder ein Jahr vorbei? Seit vier Jahren bestand nun der Treff und das sehr erfolgreich. Die Gemeinde hatte sogar schon einen zweiten Sozialarbeiter angestellt. Das Angebot wurde nämlich nun auch von den Nachbargemeinden genutzt. Es war sogar ein Anbau geplant.

„Stimmt, hatte ich vergessen, sorry ich hatte die letzte Zeit viel mit Lernen um die Ohren.“

„Nicht schlimm, wir wollen ja alle das du dein Studium schaffst. Übrigens ich soll dir von Jason einen schönen Gruß ausrichten, er ist dieses Wochenende auch da.“

„Wirklich, das freu ich mich, ich hab ihn seit zwei Monaten nicht mehr gesehen.“

Jason und ich waren dicke Freunde geworden. Am Anfang war er oft für mich da, wenn ich wieder ne schlechte Runde vor mir hatte und alles hinwerfen wollte. Die Idee Sozialpädagoge zu studieren, kam auch von ihm.

„So Cornelius ich muss Schluss machen, deine Mum will mich noch zum Einkaufen schleppen.“

„Stimmt überhaupt nicht“, hörte ich aus dem Hintergrund.

„Dann sag Mum mal nen schönen Gruß und wir sehen uns Freitag.“

„Okay, tschüss.“

„Tschüss.“

Tut – Tut …

Ich legte auf. Ich stand auf packte meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Uni. Heute morgen war Bibliothek angesagt.

* *

„Ist dir nicht gut?“

„Bitte.. was?“

Ich sah etwas verwirrt meinen gegenüber an.

„Ich sitze jetzt schon eine ganze Weile hier und eben ist mir aufgefallen, dass du ganz schön blass um die Nase geworden ist“, kam von ihm leise.

„Jo stimmt, mir ist auch irgendwie nicht recht im Augenblick“, sagte ich.

„Wie lange sitzt du denn schon hier und liest?“

Ich schaute auf die Uhr.

„Schon fast drei Stunden.“

Ich rieb mir mit der Hand übers Gesicht.

„Willst du nicht kurz an die frische Luft, da drüben ist doch ein Balkon, wenn du willst geh ich kurz mit, bis dir es wieder besser geht.“

Ich schaute in die Richtung, wo er hinzeigte.

„Ist vielleicht eine gute Idee.“

Ich stand auf und merkte wie weich meine Knie waren. Mein Gegenüber sprang auf und reichte mir die Hand, denn ich merkte ja selber wie wackelig ich auf den Beinen war. Gemeinsam liefen wir zum Balkon.

„Das tut gut“, meinte ich und atmete tief durch.

„Ich bin übrigens der Jan“, kam es von ihm.

„Cornelius.“

„Hi Cornelius.“

Ich reichte ihm die Hand und schüttelte sie.

„Was studierst du?“, fragte er mich.

„Sozialpädagoge, viertes Semester.“

„Echt? Bin im zweiten Semester und warum habe ich dich hier noch nie gesehen?“

Ich schaute ihn an, da viel mir seine Halskette auf. Ein Regenbogenanhänger. Ein breites Lächeln über zog mein Gesicht.

„Ich weiß es nicht, bin nämlich oft hier in der Bibliothek, aber lass uns wieder rein gehen, ich wollte jetzt sowieso aufhören. Lust auf eine Tasse Kaffee?“

„Gerne, und wo?“

„Bei mir?“

Nun überzog sein Gesicht ein breites Lächeln.

* *

Wir hatten wirklich über das Reden die Zeit vergessen, denn fast gleichzeitig meldete sich unser Magen.

„Jan hast du auch Hunger?“, fragte ich und stellte das Geschirr auf die Spüle.

„Schon“, kam es von ihm, er war mir in meine Küche gefolgt.

Ich drehte mich um und schaute in seine braune Augen, die mich von Anfang an fasziniert hatten.

„Cornelius… darf ich dich etwas fragen?“

„Natürlich.“

„Du hast mir in den letzten drei Stunden, so viel von dir erzählt, aber ich weiß immer noch nicht ob irgendwer … mal wieder Platz in deinem Herz finden darf..“

Jan schaute etwas betrübt.

„Ich weiß der Tod deines damaligen Freundes hat dich sehr runter gezogen, aber es sind vier Jahre seit dem vergangen.“

„Jan…“, ich blieb gleich am Anfang hängen.

Ich ging zu Jan und zog ihn wieder ins Wohnzimmer.

„Setz dich bitte.“

Jan setzte sich wie ihm geheißen und ich mich direkt neben ihn.

„Es mag sein, dass ich mich dagegen verschlossen habe, aber dass heißt nicht, das ich mich nicht nach einem Freund sehne. Ich weiß auch, dass ich meine Messlatte sehr weit aufliegen habe, was mein gegenüber betrifft.“

„Und wie fällt meine Bewertung aus?“

„Ich lerne dich doch erst kennen.“

Jan legte seinen Kopf auf seinen Arm und schaute mich an.

„Im Flirten bist du jedenfalls großartig“, meinte ich und fing an zu lachen.

„Alles Berechnung.“

Ich ertappte mich dabei, wie ich mich in seinen Augen verlor.

„Cornelius?“

„Ja?“

„Darf ich dich küssen?“

Ich schaute ihn weiter einfach nur an ohne ihm zu antworten. Sein Gesicht näherte sich langsam meinem. Irgendwann trennten unsere Lippen nur noch Millimeter. Ich schloss die Augen und spürte seine Weichen Lippen auf den meinen.

Und plötzlich war es wieder da, dieses Gefühl. Eine Wärme breitete sich in mir aus, ich fühlte mich wohl und vergaß die Zeit. Auch wenn dieser Kuss nur ein paar Sekunden dauerte, war es für mich eine Ewigkeit.

„Cornelius?“

„Ähm.. ja..?“

Ich öffnete wieder die Augen und sah in ein strahlendes Gesicht.

„Das scheint dir ja gefallen zu haben“, sagte Jan.

„Und wie“, entgegnete ich und zog Jan an mich um erneut ins seinem Kuss zu ertrinken.

* *

Aufgeschreckt spürte ich was schweres auf mir. Ich schien eingeschlafen zu sein und Jan, der mit seinem Oberkörper auf mir ruhte, ebenso. Sanft streichelte ich ihn über seinen kurzen Stoppel-schnitt.

Jan gab ein wolliges Brummen von sich.

„He Jan, aufwachen.. es ist schon dunkel.”

Jan richtete sich auf und rieb seine Augen.

„Ich muss wohl eingeschlafen sein, sorry“, sagte er.

„Brauchst dich nicht entschuldigen, ich bin auch eben erst aufgewacht.“

Ich zündete eine Kerze auf dem Couchtisch an. Und da war es wieder dieses smarte Lächeln von Jan, dass mein Herz erweichen lies.

„Kochen wir uns was?“, fragte ich, „oder musst du gleich gehen?“

„Nein ich habe heut Abend nichts vor.“

„Und auf was hättest du Lust?“

„Kommt drauf an, was du da hast.“

„Was dein Herz begehrt.“

„Dann nehm ich dich als Vorspeise, Hauptgang, und vor allem als Nachtisch, weil ich so eine Naschkatze bin.“

Ich kam nicht mehr aus dem Lachen heraus, meine Luft wurde bereits knapp. Gestützt an Jan, versuchte ich nach Luft zu ringen.

„Mach langsam kleiner, nicht dass dir wieder schwindelig wird“, meinte Jan.

Langsam ging es wieder.

„Wie wär es mit Nudeln?“, fragte ich.

„Dafür bin ich immer zu haben“, antwortete Jan.

Ich begann alles zusammen zu suchen, was ich zum Kochen brauchte. Jan blieb die ganze Zeit dicht in meiner Nähe stehen. Während ich die Zwiebeln für den Salat schnitt, wurde unser Gespräch wieder etwas ernster.

„Und warum hattest du noch nie einen Freund. Du siehst gut aus, bist intelligent, und weißt auf was es ankommt“, meinte ich.

Jan nippte an seinem Glas Rotwein.

„Ich weiß auch nicht recht. So lange bin ich ja auch noch nicht geoutet und mich richtig umgeschaut hab ich auch nicht.“

„Dann bin ich wohl deine erste Eroberung?“, fragte ich, ohne darüber nach zudenken, was ich da gerade losgelassen hatte.

„Bist du das?“

Sein Ton klang sehr ernst.

„Jan, lass mir bitte noch ein bisschen Zeit. Ich kenne dich zwar erst einen halben Tag, aber ich fühle mich bei dir wohl und geborgen. So ausgelassen, war ich schon lange nicht mehr.“

„Mir geht es doch genauso.“

„Also Zeit lassen, nichts überstürzen… okay?“

„Okay!“

Ich schmiss die Nudeln in den Topf, drehte mich zu Jan und er goss mir ein wenig Rotwein nach.

* *

„Musst du wirklich schon gehen?“, fragte ich.

„Ja Cornelius, schau auf die Uhr es ist schon fast eins und ich muss morgen früh aus dem Bett“, antwortete Jan.

„Okay.“

„Aber wir können uns ja heute Abend wieder sehen.“

„Ja können wir und morgen und übermorgen…“

„… und das ganze Wochenende.“

„Ähm.. nein das geht nicht.“

Jan Gesichtsausdruck wurde traurig. Ich überlegte kurz.

„Hast du am Wochenende schon etwas vor?“

„Nein ich habe noch nichts geplant.“

„Hättest du Lust mit mir nach Hause zu fahren?“

Jan schaute mich unschlüssig an.

„Und ich warne dich gleich vor, du wirst auch ein wenig etwas arbeiten müssen“, sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht.

„Arbeiten?“

„Ich habe dir doch erzählt, dass wir im Jugendtreff jedes Jahr ein Grillfest veranstalten und das findet dieses Wochenende statt.“

„Ach so und ich soll dann Geschirrspülen?“

„Nein das musst du nicht, ich stehe meistens am Grill oder hinter der Getränketheke, ist aber auch immer sehr lustig. Hast ja Zeit bis Donnerstag dir das zu überlegen.“

„Da brauche ich nicht lange zu überlegen, ich will dich besser kennen lernen. Und was wäre geeigneter dafür, als dich in deiner vertrauten Umgebung zu erleben.“

„Okay abgemacht Freitag Mittag um zwei geht es los.“

„Ich werde da sein. So aber jetzt. Ich wünsch dir ne gute nacht, wir sehn uns spätestens heute Abend.“

„Okay, wünsch ich dir auch.“

Ich beugte mich ein wenig vor und Jan und ich küssten uns noch mal, bevor er meine Wohnung verlies. Ein wenig stand ich noch vor der verschlossenen Wohnungstür, dann besann ich mich wieder, dass ich noch die Küche aufräumen wollte, vor dem zu Bett gehen.

Später saß ich auf dem Bett und hatte das Bild von Jason in der Hand. …Schatz versprich mir, das du so lebensfroh bleibst, wie du es mit mir zusammen warst… die Worte vor Jasons Tod halten mir im Kopf.

Ich gab im Gedanken Tommy einen Kuss und stellte sein Bild zurück auf mein Nachttisch.

„Also gut, wenn du meinst Jason, dann werde ich mich mal in dieses Abenteuer stürzen.“

Ich legte mich hin und machte das Licht aus. Es dauerte auch nicht mehr lange bis ich dann einschlief.

* *

„Morgen Dad.“

„Morgen Sohnemann, was verschafft mir ein so frühen Anruf?“

Ich war noch nicht ganz wach, da hatte ich schon das Telefon in der Hand.

„Hättet ihr was dagegen, wenn ich am Wochenende noch jemanden mitbringe?“

„Du willst was?“

„Jemand mitbringen, tu doch nicht so überrascht.“

„Cornelius, ein wenig überrascht bin ich schon.“

„Was denn…“

„Wie heißt er denn?“

„Ähm … Jan.“

„Bist du verliebt?“

„Daaaaaad…“

„Ist ja schon gut, ich freu mich auf dich und auf deinen Gast, bin ich mal gespannt.“

„Okay Dad, ich freu mich auch auf euch.“

„Dann bis Freitag.“

„Jo, ciao.“

Verärgert legte ich auf. Was sollte das jetzt denn, nur weil ich jemand mitbrachte, ist doch nichts besonderes dabei. Mein Blick fiel auf Jeasons Bild. Und plötzlich kam mir der Gedanke, seit Jasons Tod, hatte ich nie wieder jemand mit nach Hause gebracht. Ich stand schweren Herzens auf und taperte ins Bad.

Ich wollte gerade das Wasser andrehen, als das Telefon klingelte. Also Wasser aus, zurück ins Schlafzimmer, wo ich das Telefon liegen gelassen hatte.

„Maifelder.“

„Morgen Cornelius, ich bin’s Jan.“

„Morgen.“

„Hab ich dich geweckt?“

„Nein hast du nicht, ich war grad nur im Begriff zu duschen.“

„Ich muss auch gleich weg, wollt nur noch mal deine Stimme hören.“

„Oh, doch so schlimm?“

„Was?“

„Hat es da jemand erwischt?“

„So ziemlich.“

Ich musste grinsen.

„So jetzt mach aber das du fort kommst, mir wird es langsam kalt, ich habe nichts an.“

„Bleibe so sitzen ich bin sofort bei dir.“

„Nichts da, auch noch ne Vorlesung schwänzen, das gibt es bei mir nicht.“

„Du bist gemein.“

„Nein bin ich nicht, also Jan ich wünsch dir was, wir sehn uns heut Abend.“

„Ja ist gut.. ähm wo eigentlich?“

„Das machen wir später aus, deine Handynummer habe ich ja.“

„Ja ist gut, also dann bis später, mach es gut.“

„Du auch. Ciao.

„Ciao Cornelius.”

Ich drückte das Gespräch weg. Endlich konnte ich unter die Dusche gehen. Der Tag wurde so wie ich mir ihn vorgestellt hatte.. Langweilig. Drei Vorlesungen hinter einander waren mehr als anstrengend. Einzigster Lichtblick war das Telefonat am Mittag mit Jan.

Da er in einer Wohngemeinschaft wohnte, wollte er lieber zu mir kommen, weil er meinte bei ihm hätten wir nicht die nötige Ruhe. Und wie es nicht anders sein sollte, zog sich der Mittag ebenso lange hin.

Etwas müde, kam ich zu Hause an. Ich schmiss meine Sachen ins Schlafzimmer und zog mich erst einmal aus. Eine Dusche würd mir jetzt ganz gut tun. Ich verfiel fast ins träumen unter dem heißen Wasser, als der Türgong ging.

Etwas brummig verließ ich die Dusche band mir ein Handtuch um, und ging zur Sprechanlage.

„Ja?“

„Hallo Cornelius, ich bin’s.“

Ich drückte auf den Öffner und lauschte auf die Schritte der alten Holztreppe. Als Jan bei mir oben war, öffnete ich die Wohnungstür.

„Wow, Cornelius, du hast es aber eilig.. mich so zu empfangen..“

Jan musterte mich von oben bis unten.

„Quatsch Jan, ich war grad unter der Dusche.“

„Och und ich dachte du willst was von mir.“

Jan hatte regelrecht ein Haifischgrinsen aufgesetzt.

„Komm rein und leg ab ich will hier nicht so tropfend halb im Hausflur stehen.“

Jan zog seine Jacke aus und hängte sie an die Gardarobe. Noch immer sah er mich so durchdringend an. Irgendwie war mir jetzt alles egal, ich wollte den kleinen nur noch in meinen Armen spüren. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn kräftig.

Ich spürte seine Hände auf meinem Rücken und wie sie zu wandern begannen. Das blieb bei mir nicht ohne Reaktion. Klein Connie meldete sich. Jans Küsse wurden fordernder, und ich versuchte ihn ins Wohnzimmer zu schieben.

Mein Handtuch hatte schon lange seinen Halt verloren und war zu Boden gerutscht. Total nackt mit steifen Schwanz stand ich vor Jan.

„Irgendwie find ich die Situation jetzt gemein, ich nackt und noch alles angezogen“, meinte ich.

Jan grinste und so schnell hatte ich noch nie sich einen Menschen ausziehen gesehen. Ich schluckte, er war atemberaubend schön. Ich strich ihn zärtlich über seine behaarte Brust.

„Gehst du mit mir duschen?“, fragte ich.

„Ich dachte du frägst nie“, meinte er.

Ich nahm ihn an der Hand und zog ihn ins Bad. Unter dem heißen Wasser bekam ich ihn dann richtig zu spüren. Das erstemal nach so langer Zeit spürte ich endlich wieder die Wärme, die mir so fehlte und dessen Haut direkt auf meiner.

Mit geschlossen Augen genoss ich einfach wie seine Hände über meinen Körper wanderten, und ich es ebenso bei ihm tat.

„Und darauf hast du jetzt vier Jahre verzichtet?“, fragte er leise.

Ich öffnete die Augen und schaute im direkt ins Gesicht.

„Ja“, sagte ich trocken und schluckte dabei.

„Kann ich mir wirklich Hoffnungen auf dich machen?“, fragte er vorsichtig.

Ich schaute in seine wunderschönen, braunen Augen.

„Ja kannst du…“

Und wieder verloren wir uns in einem endlosen Kuss.

* *

„Möchtest du nicht hier schlafen?“ fragte ich zögerlich.

Wir waren noch Essen gewesen und nach ein wenig kuscheln vor dem Fernseher, wollte er gehen.

„Bist du sicher, ich will dich zu nichts drängen Connie.“

Ich schaute ihn an.

„So liebevoll hat noch niemand Connie zu mir gesagt…“

Jan nahm mich in den Arm.

„Ich sage es so oft du es hören willst, Conny und ja ich bleibe heut nacht bei dir“, flüsterte er mir ins Ohr.

Unsere Blicke trafen sich wieder, und ich bemerkte eine kleine Unsicherheit in seinen Augen.

„Was ist?“

„…. was ist mit Jason?“

Tief atmete ich durch.

„Jason werde ich immer lieben Jan, aber er wird nicht zwischen uns stehen, das kann ich dir versprechen. Er war zu einer anderen Zeit und es war auch ein anderer Cornelius. Und es zählt das heute und das Morgen, nicht die Vergangenheit!“

„Es würde mir auch nie einfallen, von dir zu verlangen Jason zu vergessen, denn ich denke, er war was besonderes… ist immer noch was besonderes, denn er lebt in dir weiter.“

Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer. Zurück kam ich mit dem Bild von Jason und gab es Jan.

„Er hatte die gleichen braunen Augen wie du…. keine Angst für mich bist du nicht Jason II., du bist Jan und ich bin im Begriff mich gerade in dich zu verlieben“, meinte ich und setzte mich wieder neben ihn.

Ein breites Lächeln zierte Jans Gesicht. Ich erwiderte es und strich die Träne weg, die Jan über die Wange lief. Es war ein seltsamer Moment, es knisterte förmlich zwischen uns. Ich nahm Jan an der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer.

* *

Langsam begann ich Jan auszuziehen. Ich knöpfte sein Hemd auf und streifte es über seine starken Schultern. Keinen Moment ließ ich seine Blick aus den Augen. Langsam strich ich mit der Hand über seine nackte Brust.

Ich spürte seine Haare auf meiner Handfläche, die ein komisches Kribbeln verursachten. Jan war bisher untätig geblieben, allein sein Atem konnte ich hören. Sein Hemd flog zu Boden. Ich zog mein Tshirt aus und ließ es ebenso fallen.

Ich legte meine Arme um ihn und zog ihn an mich. Wieder überkam mich dieses schöne Gefühl, seine nackte Haut auf meiner zu spüren, die Wärme, die von ihr ausging. Und noch etwas spürte ich, wie sich Jan an meiner Hose zuschaffen machte.

Auch sie rutschte zu Boden. Ich ließ mich aufs Bett fallen. Jan zog meine Turnschuhe aus und ebenso meine Hose. Nun lag ich nur noch in Shorts vor ihm. Auch er entledigte sich seiner Hose und Schuhe und ebenfalls seiner Boxer.

Nackt und mit steifen Schwanz stand er vor mir. Ich hob die Arme und er ließ sich auf mich sinken. Irgendwann war dann auch meine Shorts aus und unsere Schwänze rieben hart aneinander. Wir versanken in einen langen innigen Kuss.

Es verschwand alles um mich herum, ich wollte nur noch Jan spüren, unser Kuss wurde intensiver. Tief grub sich seine Zunge in meinen Mund, meine Hände fuhren über seinen Rücken und dem knackigen Hintern.

Jan setzte ab und schaute mir wieder in die Augen.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie im Augenblick“, kam es leise von Jan.

„Das geht mir genauso“, erwiderte ich.

Jan rollte von mir herunter, aber ohne den Kontakt zu mir zu unterbrechen. Meine Hand wanderte nach unten und strich über Jans Schwanz. Dieser schloss die Augen und gab einen leises Stöhnen von sich.

Langsam küsste ich mich über seine Brust, weiter über den Bauch bis hin zu seinem Schwanz. Mit der Zungenspitze fuhr ich an ihm entlang und ich spürte wie Jans Körper zu zittern begann. Als ich ihn auch noch in den Mund nahm, stöhnte Jan laut auf.

Er drehte sich ebenfalls und so hatte er bald ebenso meinen Kleinen im Mund. Im Rausch begannen wir beide wie wild zu lecken. Es kam mir vor, als würde Jans Schwanz noch größer und dicker werden.

Sein Atem stieß er immer heftiger hervor. Aber ich merkte selber, dass ich nicht mehr weit davon entfernt war. Alle Kraft sammelte sich in meinem Unterleib, alles um mich herum verschwamm. Und plötzlich und gewaltig kamen wir gemeinsam, hart stieß Jan seinen Schwanz mir in den Mund und ergoss sich.

Überwältigt von meinem Orgasmus schluckte ich soweit ich es konnte, denn die Quelle schien nicht zu versiegen.

* *

Erschöpft lagen wir Arm in Arm beieinander. Keiner von uns beiden war eines Wortes mächtig, beide zitterten wir immer noch. Jan gab mir einen kleinen Kuss auf den Mund.

„So was habe ich noch nie erlebt…“, kam es schweratmend von ihm.

„Ich auch nicht.“

Langsam beruhigten wir uns und Jan begann schon wieder meinen Körper zu streicheln.

„Connie?“

„Ja“, hauchte ich.

„Ich will dir ganz gehören….schlaf mit mir…“

„Bist du sicher?“

„Ja.“

„Ähm… ich habe nichts im H…“

„Keine Sorge, ich habe so was immer bei mir. Man weiß ja nie“, sagte er mit einem süffisanten Lächeln.

Ich musste Grinsen. Jan stand auf und ich bemerkte das sein Kleiner ebenso wieder stand wie meiner. Er verschwand kurz aus dem Raum um mit einem Kondom und einer Tube wieder zurückzukehren.

Sanft ließ er sich wieder neben mich fallen.

„Ob ich noch weiß, wie man das Ding anzieht?“ sagte ich im Scherz.

„Keine Sorge, ich bin dir gerne behilflich“, meinte Jan raunend.

Er riss das Päckchen auf und zog das Gummi heraus. Langsam und genüsslich rollte er das Kondom über meine pulsierenden Schwanz. Nach dem er sich auf den Rücken gelegt hatte reichte er mir die Tube in die Hand.

„Das ist jetzt wohl mein Part“, sagte ich und musste kichern.

* *

Mit den ersten Sonnenstrahlen wachte ich auf. Meine Wange war heiß, aber nur aus dem Grund, dass ich mit dem Kopf auf Jans Brust geschlafen hatte.

„Na, endlich wach?“, fragte mich Jan.

Ich hob dem Kopf und schaute direkt in seine Augen.

„Morgen…“, sagte ich noch verschlafen.

„Und wieder fit?“

„Was heißt hier fit?“, murmelte ich.

„Du bist einfach nach der vierten Runde eingeschlafen, so wie du jetzt liegst.“

„Wirklich?“

Jan begann zu lachen.

„Keine Sorge Connie, bin ebenso eingeschlafen.“

Jan zog mich fester an sich, ich schloss die Augen und lächelte. Zärtlich strich er über mein Haar.

„Was wird jetzt werden?“

„Wie wird was werden?“ fragte ich zufrieden.

„Was wird aus uns werden, … wir haben uns am Montag kennen gelernt und schon haben wir eine Nacht miteinander verbracht, keine gute Vorraussetzung für eine Beziehung…“

Jans Stimme klang traurig und ängstlich zu gleich. Ich schaute auf, der Kleine hatte Tränen in den Augen.

„Jan, warum weinst du?“

Ich setzte mich auf und schaute besorgt zu ihm.

„Ich weiß auch nicht, es ist alles so schön um wahr zu sein, irgendwo ist doch immer ein Haken“, sagte Jan mit weinerlicher Stimme.

„Jan, warum muss denn ein Haken dran sein? Nur weil wir uns so gut von Anfang an verstanden haben? Wenn ich das nicht gewollt hätte, wäre ich der letzte der nichts sagen würde.“

„Empfindest du was für mich?“, fragte Jan leise.

„Mehr wahrscheinlich, als mir schon bewusst ist, Jan. Heute Nacht beim Sex, das war so.. wow .. unbeschreiblich, für mich war das nicht nur ne Befriedigung meiner Triebe. Ich habe einfach zu viel von dir gespürt, als das es reiner Sex gewesen sein könnte.“

„Ich liebe dich Connie.“

Er hatte dass ausgesprochen, was ich im Augenblick nicht über die Lippen gebracht hatte. Es war das, was ich seit ich ihn das erstemal gesehen hatte, in mir spürte. Ich hatte mich in ihn verliebt. Ich begann zulächeln.

„Ich weiß Jan, ich dich auch…..“

Jans Augen bekamen einen freudigen Glanz. Er zog mich zu sich hinunter und legte meine Kopf wieder auf seine Brust. Ich konnte sein Herz deutlich hören, das wie wild bummerte.

* *

Freitag Morgen.

„Schatz?“

„Ja Jan, was ist denn?“

Jan kam nur mit dem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad.

„Was soll ich denn mit zum Anziehen nehmen, ich möchte auf keinen Fall nen falschen Eindruck machen.“

Ich fing laut an zu lachen.

„Was denn?“, fragte Jan mit eingeschnappter Mine.

Ich versuchte mich zu beherrschen. Aber ich konnte nicht innehalten, ich prustete wieder los. Jan schubste mich aufs Bett, setzte sich auf mich und begann mich zu kitzeln.

„Auslachen ist unter Kitzelstrafe verboten, dass du es nur weißt“, sagte er in einem grummeligen Ton, dass ich nur noch mehr lachen musste.

„Jan hör …bitte… haha … hör auf .. ich mach … mir gleich in die Hose..“

Mir liefen schon die Tränen.

Jan hörte auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

„So kannst du mir mal sagen, was an der ganzen Sache so lustig ist?“

Ich wollte gerade wieder loslachen, als Jan bereits die Fingerspitzen zückte.

„Schon gut, schon gut. Aber wie du da gerade rausgetuckt kamst, konnte ich nicht mehr.“

Ich schaute ihn mit einem Dackelblick an und verbiss mir das Grinsen, was mir äußerst schwer fiel.

„Ich hab getuckt?“

Ich nickte und biss mir auf die Lippen um nicht wieder laut los zu lachen.

„Schatz?“

„Ja…Jan?“

„Wenn du noch mal sagst ich tucke, zieh ich dir eine mit meiner Handtasche über.“

Jetzt war es vorbei, ich konnt mich nimmer zurück halten, ich bekam meinen zweiten Lachanfall. An Jans Lächeln, sah ich, dass er mir nicht böse war, sondern dies auch als Spass verstand. Irgendwie sah er jetzt wieder total süß aus.

„Jan du brauchst dich nicht in Schale zu schmeißen, ich denke zwar, sie werden alle gucken, wenn der liebe Cornelius in Begleitung auftaucht, aber gib dich bitte so wie du bist, denn so liebe ich dich.“

„Danke Cornelius.“

„Da fällt mir noch was anderes ein…“

Jan zog sich eine Shorts an und setzte sich wieder an mein Bett.

„Und das wäre?“

„Ähm ..ich weiß wir kennen uns grad ein Woche…“, ich stockte.

„Was willst du?“, fragte Jan und setzte wieder dieses charmante Lächeln auf.

„Hättest du nicht Lust Geld zu sparen und zu mir zu ziehen?“

Jan schaute mich erstaunt an.

„Wow.“

„Und?“

„Du willst mich wirklich bei dir haben? Und das nach einer Woche?“

„Ja möchte ich. Jan du hast doch selber gemerkt, wie sehr wir uns ähneln, wie gut wir zusammen passen.“

„Da hast du recht. Und du willst wirklich das ich zu dir ziehe?“

„Ja Jan, so sicher wie noch nie in meinem Leben. Ich liebe dich und will dich bei mir haben.“

Jan sagte nichts mehr, er gab mir einfach nur einen sehr langen innigen Kuss.

* *

„Hast du auch wirklich nichts vergessen?“, fragte ich um Jan wieder aufzuziehen.

„Hätte ich nicht doch ein paar Blumen für deine Mum besorgen sollen?“

„Jan, jetzt hör auf. Man könnte meinen, du willst um meine Hand anhalten.“

„Keine schlechte Idee..“, grinste Jan.

So wie versprochen, kam ich mit meinem Auto gegen drei vor dem Haus meiner Eltern zum stehen.

„Hier verändert sich auch nie was“, sagte ich.

„Wie lange warst du nicht mehr hier?“

„Zwei Monate…“

Jan grinste und öffnete seine Tür.

„Zwei Stunden im Auto, ist anstrengend“, meinte er und streckte sich.

Die Haustür ging auf und meine Mum kam heraus.

„Hallo Cornelius, schön das du kommen konntest, dein Vater ist schon am Jugendtreff und ich soll dich gleich hinschicken.“

„Dürfen wir noch ausladen?“ fragte ich und nahm sie in den Arm.

„Hallo Mum.“

„Hallo Sohnemann.“

Jan stand hinter uns und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Willst du mir nicht mal den jungen Mann vorstellen?“

„Doch … ja ..ähm …. Mum das ist Jan mein Freund und Jan das ist meine Mum.“

„Hallo Jan“, sagte meine Mum und schüttelte ihm die Hand.

„Hallo Frau Maifelder, freue mich sie kennen zu lernen.“

„Jan bitte, sag du und Anne zu mir, wenn du der Freund meines Sohnes bist, werden wir uns ja sicherlich noch öfter sehen.“

Ich lächelte Jan an und freute mich über meine Mutter.

„Aber jetzt kommt erst mal rein ihr zwei, ich hab extra einen Kuchen für euch gebacken, und euer Gepäck kann warten, und Jan dein vater übrigens auch.“

Wir fingen alle drei an zu lachen.

* *

Später waren ich und Jan zum Jugendtreff unterwegs.

„Jan, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne kurz noch wo vorbei schauen.“

„Connie, ich bin hier Gast, ich richte mich ganz nach dir.“

„Du bist mein Freund, nicht ein Gast.“

„Schon gut, wo willst du denn hin?“

„Ich möchte mit dir zu Jason…“

Jan schaute mich kurz stumm an, bevor er wieder nach vorne sah.

Ich parkte auf dem Friedhofparkplatz, stellte den Motor ab. Beide verließen wir den Wagen und ich gingen Hand in Hand auf den Friedhof.

„Hier war ich wirklich schon lange nicht mehr“, sagte ich leise.

„Schlimm?“, kam es von Jan.

„Nein, ich denke nur daran, als Jason starb, war ich, die Monate drauf, jeden Tag hier.“

„Ist doch nur verständlich, Cornelius. Du hattest jemanden verloren den du liebst.“

Wir bogen um die Ecke und kamen an den großen, alten Baum, unter dem Jasons Grab lag. Ich stellte mich davor und starrte auf den Grabstein.

Jason Mühlhof

* 13.02.1983

+ 16.05.2000

Zu früh von uns genommen

unser lieber Sohn

Bruder

und Freund

Wir werden dich immer lieben

Eine einzelne Träne ran an meiner Wange herunter. Ich hob die Hand Richtung Jan. Er ergriff sie und stellte sich zu mir.

„Jason war etwas besonderes. Er war für sein Alter schon so weit voraus, hat mir Dinge beigebracht, von denen ich heut noch von profitiere.“

Jan schwieg.

„Siehst du Jason, ich habe endlich wieder ins Leben zurück gefunden. Ich habe mich wieder verliebt, hier in Jan. Endlich kann ich mein Versprechen einlösen, weiterhin so lebenslustig zu sein, wie du mich damals kanntest.“

Sichtlich ergriffen, bekam jetzt auch Jan glasige Augen. Ich ging zum Grabstein, gab meine Handkuss drauf, wie ich es immer gemacht hatte. Gemeinsam mit Jan, verließ ich schweigend den Friedhof.

„Ich beneide dich um die Freundschaft zu Jason“, sagte Jan leise.

„Wieso?“

„Ich hatte nie jemand, der mir so nahe stand. Du bist der erste Mensch, den ich so nah an mich heran lasse.“

„Danke, Jan“, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Cornelius?“ rief jemand ganz laut.

Ich drehte mich um.

„Jason?“ rief ich zurück.

Jan schaute ganz verwirrt. Vom Haus seiner Eltern kam wild winkend Jason entgegen gerannt. Mein Schatz stand immer noch total entrückt neben mir.

„Mensch Cornelius, du bist es wirklich,“, rief Jason und fiel mir um den Hals.

„Hallo Jason, man hab ich dich vermisst.“

Jan räusperte sich.

„Oh, entschuldige. Jason darf ich dir meine Freund vorstellen. Das ist Jan.“

Jason und Jan gaben sich die Hand.

„Zum besseren Verständnis Schatz, diesen Jason hab ich kurz nach der Beerdigung von dem Jason kennen gelernt. Wir sind schnell gute Freunde geworden und er hat mir oft geholfen, wenn ich mal wieder von Depris befallen war.“

Jason lächelte uns beide an.

„Also ist Jan derjenige, der endlich dein Herz erweichen konnte und dich vom Markt genommen hat“, sagte Jason frech grinsend.

„Ja ist er“, sagte ich stolz und lehnte mich an Jan.

„Glückwunsch ihr beiden.“

„Danke“, kam es uns wie aus einem Munde.

Ein Auto kam gefahren und hielt vor dem Elternhaus von Jason. Es war Simone. Sie hatte uns gleich gesehen und kam ebenfalls gerannt und fiel mir in die Arme.

„Oh super Cornelius, das freut mich aber, dass du kommen konntest. Und wer ist der schnuckelige Typ neben dir?“

Jason lachte laut auf.

„Typisch Schwesterchen, Simone, der ist für dich tabu. Jan ist Cornelius Freund.“

Nun grinste auch Jan.

„Na Simone, immer noch auf Männerjagd?“ fragte ich.

„Ja leider“, kam es genervt von Simone.

„Du wirst ihn schon noch finden“, sagte ich.

„Und was habt ihr jetzt vor?“ fragte uns Jason.

„Ich wollte mit Jan rüber zum Jugendtreff, mein Dad wartet auf uns. Er will ja schließlich auch mal seine Schwiegersohn kennen lernen.“

Jan wurde rot und gab mir einen Knuff in die Seite.

„Du wenn es dir nichts ausmacht, komm ich gleich mit“, meinte Jason.

„Wartet, ich bring nur schnell meine sachen rein, dann komm ich auch mit“, sagte Simone und lief zurück zum Wagen ohne eine Antwort abzuwarten.

„Fehlt dir das hier nicht?“ fragte mich Jan.

„Doch schon, aber wir sind jetzt alle in andere Städten studieren oder arbeiten, wir treffen uns eigentlich nur, wenn hier etwas Großes ansteht“, gab ich zur Antwort.

„Das ist schade, mir gefallen deine Freunde.“

„Daran kann man eben nichts ändern, aber um so schöner sind die Wiedersehen hier“, sagte Jason.

Simone kam gefolgt von ihrer Mutter aus dem Haus zu uns zurück. Auch sie begrüßte mich sehr herzlich. Nach einem kurzen Smalltalk mit ihr, fuhren wir dann zu Viert Richtung Jugendtreff.

* *

Jan schaute sich ein wenig um. Immer noch leuchtete Jasons Treff in den Regenbogenfarben über der Tür. Eins war neu, dass sogar ich noch nicht gesehen hatte. Im Eingangsbereich war eine Art Bildergalerie geschaffen worden.

Jan lächelte.

„Bist du das?“ fragte er.

„Ja, ich mit süßen siebzehn.“

„Stimmt“, grinste Jan.

Zur Vierjahresfeier, hatte man sich was besonderes überlegt und eine kleine Erinnerungswand geschaffen. Bilder von mir, Sabine, Simone und Jason, Maiki, Frank, ja auch Christiane sah man auf einigen Bilder.

Vor einem blieb ich ein wenig länger stehen. Es war das letzte Bild von Jason und mir. Er hatte damals schon keine Haare mehr, durch die Chemotherapien, und hatte seine verknautsche Basecape auf.

„Ihr wart ein süßes Paar, muss ich zugeben“, sagte Jan leise.

„Waren sie und immer voller Tatendrang.“

Ich drehte mich um.

„Dad, hallo.“

„Hallo Sohnemann“, kam es von ihm.

Wir vielen uns in die Arme und drückten uns eine Zeitlang.

„Deine Mutter hat mich vorhin angerufen und mir von ihrem zukünftigen Schwiegersohn berichtet, sie war schlichtweg begeistert…..du bist also Jan.“

Jan nickte und streckte seine Hand zur Begrüßung aus. Ich nahm ihn in den Arm.

„Aber reden kann er doch?“ fragte mein Dad und grinste sich eins.

„Ja kann ich“, meinte Jan.

„So und gleich zu Anfang ich heiße Karl und bitte du, okay?“

„Ja, danke Karl.“

Mein Dad wurde aus einem der Zimmer gerufen und verschwand in diesem.

„Du hast echt die netten Eltern, sie sind voll in Ordnung“, meinte Jan.

„Und du? Über deine Familie haben wir so gut wie noch nicht geredet“, sagte ich.

„Ich glaube ein andermal wäre besser, du wirst doch sicherlich hier gebraucht.“

„Moment..“, sagte ich und folgte meinem Vater in das Zimmer.

„Dad?“

„Ja Cornelius, was gibt’s?”

„Corneliussssssss?”

Eine schrille Stimme.

„Sabine?“

Es war tatsächlich Sabine. Stürmisch begrüßten wir uns.

„Mensch Alter, mit dir hätte ich heut am wenigsten gerechnet“, sagte sie.

„Hat mein Vater nichts gesagt?“

„Nicht die Bohne.“

Mein Vater grinste sich wieder eins.

„Und wie geht es dir? Erzähl doch.“

„Später Sabine, später. Ich möchte dir noch jemand vorstellen und danach habe ich noch etwas zu erledigen, aber wenn du willst können wir heute Abend noch ein bisschen klönen, okay?“

„Geht schon klar. Und wen willst du mir vorstellen, hast wohl einen Freund.“

„Genau den.“

„Bitte.. wirklich..“

Noch einmal fiel mir Sabine um den Hals.

„Das freut mich für dich Cornelius, wo ist der Glückliche, zeig her.“

Sie zerrte und zog an meinen Taschen herum.

„Draußen im Flur steht er.“

Sabine drehte sich um und verschwand auf den Flur.

„Ähm Dad, du brauchst mich doch erst Morgen oder?“

Er lächelte.

„Geht schon klar, verschwinde. Bis später zu Hause.“

„Danke Dad“, sagte ich und drückte ihm ein Kuss auf die Wange.

Ich folgte Sabine und fand sie in einer angeregten Unterhaltung mit Jan.

„Biene, lässt du bitte ab von meinem Schatz, bevor er mir noch wegläuft.“

Sabine fing laut an zu Lachen.

„Ich werde ihn schon nicht verkraulen. Aber du hast recht, du hast dir da was absolut nettes geangelt“, sagte sie.

„So wir beiden verschwinden noch mal“, sagte ich zu ihr.

Jan schaute mich fragend an.

„Gut wir sehen uns später“, sagte Sabine und verschwand wieder zu meinem Dad.

„Wo wollen wir hin?“, fragte mich Jan.

„Lass dich überraschen Schatz.“

* *

Am Ortsrand, stellte ich den Wagen am Waldrand ab. Ich nahm Jan an der Hand und zog ihn in den Waldweg.

„So und nun erzähl, was ist los mit deiner Familie.“

„Nichts, meine Eltern sind genauso in Ordnung wie deine..“

„Aber?“

Jan bekam wieder diesen Bitte-nimm-mich-in-die-Arme-Blick. Ich hielt an und tat ihm den Gefallen.

„Mein Bruder..“, kam es von ihm ganz leise.

„Was ist mit deinem Bruder?“

Jan lief weiter, ich folgte ihm, aber blieb nun ruhig.

„Als ich mich damals bei meine Eltern geoutet hatte, war ich froh, dass sie es so gut aufgenommen hatte. Piet mein Bruder dagegen, probte den Aufstand und fing einen Krach an, der damit endete, das ich ihm eine gepfeffert habe.“

„Und seitdem ist Sendepause zwischen euch beiden.“

„Ja. Er hatte vor zwei Wochen Geburtstag er wurde achtzehn.“

„Und bist du dort gewesen?“

„Nein?“

„Warum das denn?“

„Ich wollte nicht wieder einen Streit mit ihm haben, ich habe ihm einen Brief geschrieben.“

„Und bekamst du Antwort?“

„Nein.“

„Wundert dich das? Ich meine, ihr habt euch danach wohl auch nie ausgesprochen oder?“

Jan sah zu Boden und lief still weiter. Ich griff in meine Tasche und zog mein Handy heraus.

„Da, ruf ihn an..“ sagte ich und hielt ihm mein Handy unter die Nase.

„Ich kann doch n..“

„Doch du kannst, oder liegt dir sowenig an deinem Bruder.“

„Doch schon, aber wenn er nicht zu Hause ist.“

„Dann probierst du es immer wieder, und außerdem, wird er sein Handy ja wohl bei sich haben.“

Jan schaute mich mit glasigen Augen an.

„Komm mein Schatz … einfach wählen…“

Jan nahm mir das Handy aus der Hand und begann zu wählen. Es dauerte ein wenig und er wollte das Gespräch schon weg drücken, da meldete sich anscheinend jemand. Jan zögerte ein wenig.

„..hier ist Jan, Piet.“

Jan schluckte und ich konnte leise diesen Piet hören, der gerade wohl laut wurde.

„.. tut mir leid Piet…“

….

„… aber ich dachte…“

….

„… nein, ich wollte dir deinen Geburtstag nicht vermiesen.“

….

„… wirklich, aber ich dachte… nein wirklich nicht nur aus diesem Grund…“

Ein weiches Lächeln zeichnete sich auf Jans Gesicht ab.

„Ich bin bei meinem Freund.“

….

„Ja, es hat mich total erwischt.“

Jan lächelte mich an und seine Augen strahlten.

„Er wollte, dass ich dich anrufe…. ja kann ich machen.“

Jan hielt mir mein Handy hin, ich zog die Augenbraun hoch.

„Er will dich sprechen..“, sagte Jan und gab mir mein Handy.“

„Hallo hier ist Cornelius.“

„Hallo Cornelius, hier ist Piet. Da hab ich wohl einiges gut zumachen, oder?“

„Das kann man wohl sagen, und was wird jetzt?“

„Wie weit seid ihr von Felsstein entfernt?“

„So ca. 50 km, warum.“

„Weil ich dort gerade bin und mich jetzt gleich in meine Auto setzten werde um zu euch zu fahren.“

„Bist du sicher?“, fragte ich und lächelte dabei Jan an.

„Ja, bin ich. Ähm, wohin muss ich eigentlich?“

„Stiegringen.“

„Da war ich schon ein paar Mal mit ein paar Freunden, da ist ein toller Jugendtreff.“

Ich fing laut an zu lachen. Jan schaute mich fragend an.

„Okay Piet, wir sehn uns dort, bis nachher. Willst du noch mal deine Bruder?“

„Nein, ich werde ihn ja bald selber sehen.“

„Okay dann bis gleich.“

„Bye.“

„Bye.“

Ich drückte das Gespräch weg und steckte das Handy zurück in meine Tasche.

„Er will herkommen?“, fragte Jan.

„Ja will er, und stell dir vor, er war schon mal hier, er kennt Jasons Treff.“

Jan fiel mir um den Hals und drückte mich fest an sich.“

„Danke Connie, wenn ich dich nicht hätte.“

„Dann hättest du jemand anderen.“

„Nein will ich nicht.“

Ich gab ihm einen Kuss auf die Nase.

„Komm, sonst verpassen wir deinen Bruder“, meinte ich.

„Danke Schatz.“

„Jederzeit wieder.“

„Ich liebe dich Connie.“

„Ich dich auch Jan.“

* *

Jan war aufgeregt. Er lief vor dem Treff auf und ab. Bei jedem vorbeifahrenden Auto, reckte er den Hals. Ich saß auf einem Mauerpfosten und beobachtete ihn. Und wirklich, es kam ein Auto und parkte auf dem Parkplatz, der zum Treff gehörte.

Ein junger Mann stieg aus, der fast das Ebenbild meines Jans war. Jan selber sprang los, und als sein Bruder ihn bemerkte, fing er auch an zu rennen. Sie fielen sich in die Arme.

„Na schon wieder hier?“

Sabine, sie stand hinter mir.

„Wo ist dein Freund?“, fragte sie.

„Dort drüben.“

„Den Typen, der bei ihm steht kenn ich irgendwo her, ist das nicht Piet?“

„Du kennst Piet? Das ist Jans Bruder“, sagte ich erstaunt.

„Wie klein doch die Welt ist. Warum lassen die nicht mehr ab von einander?“

„Weil sie jetzt über ein Jahr sich nicht mehr gesehen haben.“

„Dann ist es verständlich.“

Piet und Jan waren mittlerweile zu uns gestoßen.

„Hallo Piet, es ist nett deinen Bruder auch mal kennen zu lernen, von dem du mir erzählt hast“, sagte Sabine.

„Hallo Sabine, es ist auch ein riesen Zufall, das er hier ist.“

„Naja Zufall“, sie schaute lächelnd zu mir.

„Dann bist du sicherlich Cornelius“, sagte Piet.

„Ja, das ist er“, meinte Jan, noch bevor ich antworten konnte. Piet nahm mich in die Arme und drückte mich fest an sich.

„Danke Cornelius, war eine super Idee mit dem Anruf“, meinte er.

„Nichts zu danken, denn ich will meinen Jan glücklich sehn, und das ist er so wie er jetzt strahlt.“

Jan packte mich und gab mir einen stürmischen Kuss.

„Muss Liebe schön sein“, seufzte Sabine.

„Wieso? Noch solo?“, fragte Piet.

„Ja leider.“

„Dagegen kann man ja was machen Sabine, wollen wir nicht reingehen?“ fragte Piet und zog sie ins Haus.

„Siehst du Jan, irgendwann lösen sich alle Probleme einfach auf, mit unserem Zutun oder ohne.“

„Danke Schatz, du hast recht. Das ist heut mein schönster Tag seit langem“, meinte er.

„Und es werden noch ganz viele folgen“, sagte ich und gab ihm einen Kuss.

* * Ende * *

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