Unbreakable – Teil 6

„Geht’s?“

„Warum haben die hier in der Schule eigentlich keine Aufzüge?“

„Komm die vier Stufen packst du noch oder?“

„Muss zugeben ein bisschen schwindelig ist mir schon.“

„Kipp mir jetzt aber bloß nicht um Max.“

„Keine Sorge Richard, es geht noch und wir sind ja gleich im Klassenzimmer.“

Richard öffnete die Tür und beide traten ein. In der Klasse wurde es augenblicklich ruhig.

„Was denn?“ fragte Max laut genervt.

Max humpelte mit dem Stock langsam auf seinen Platz. Richard folgte ihm langsam und stellte sein Rucksack neben seinen Platz. Max ließ sich auf seinen Stuhl fallen, er musste erst mal verschnaufen.

„Hattest uns das ja ruhig vorher sagen können,“ kam es von Sabine, viele nickten zustimmen. Max hob seine Kopf und schaute sie an.

„Es ist nämlich nicht schön, so was aus der Zeitung, dass unser Klassenliebling endlich einen Freund hat,“ setzte sie nach.

„Ihr wisst…?“

„Ach Max, dass wissen wir alle schon lange, dass du schwul bist, ist ein offenes Geheimnis in unserer Klasse, oder warum meinst du, hast du deswegen nie Ärger an der Schule gehabt hast, alle waren hier bemüht, dass du immer Rückendeckung hattest. Es war ja auch nicht leicht mit deinem Kian,“ sagte Melanie.

„Und du hast dich immer gewundert, dass niemand was zu dir gesagt hast,“ meinte Richard lächelnd.

Max saß da und bekam kein Wort heraus.

„Seid deinem Unfall in Hamburg wissen wir Bescheid. Frag Jochen, der war nämlich dort und hat alles mitbekommen,“ sagte wieder Sabine. Jochen saß auf seinem Stuhl und wurde rot.

„Hast du das gewusst?“ fragte Max Richard.

„Nein mit keiner Silbe,“ antwortete er.

Jochen stand auf und kam zu Max an den Platz.

„Du musst wissen ….du bist nicht der einzigste….. der hier auf Jungen steht…Herzlichen Glückwunsch,“ sagte Jochen und umarmte ihn.

Jetzt wurde die Stille in der Klasse gebrochen und alles fing an zu johlen. Jeder kam zu Max und gratulierten ihm.

„Man Max, jetzt hat die Frauenwelt wieder so ein süßen Typen verloren,“ meinte Sabine und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „und merk dir wir stehen hinter dir!“

„Danke Sabine weiß ich zu schätzen.“

Die Tür flog auf und Lehrer Jakobsen kam herein. Jeder setzte sich auf seinen Platz und wartete, dass er mit seinem Unterricht an. Er aber starrte nur Max an.

„Haben sie ein Problem?“ Wieder war es Sabine, die Stille brach.

„Wie… ich? Nicht direkt,“ erwiderte Jakobsen erschrocken die Frage.

„Wir auch nicht!“ kam es von Sabine, „ wir wissen alle Bescheid, also braucht keiner einen Aufstand zu proben. Wir tun es ja auch nicht.“

Bei jeder anderen Gelegenheit, wäre Sabine jetzt rausgeflogen, weil niemand eigentlich so mit einem Lehrer reden würde, schon gar nicht in dem Ton. Max starrte zwischen Sabine und Jakobsen hin und her.

„Gut, fangen wir mit den Unterricht an,“ sagte Jakobsen und holte Unterlagen aus seiner Tasche.

Sabine schaute zu Max und nickte ihm grinsend zu. Er warf ihr eine Kusshand zurück.

Zuhause bei Marianne.

„Bin ich froh, dass ich noch zwei Wochen Urlaub dran gehängt hab,“ sagte Marianne, die anfing den Wohnzimmerschrank aus zuräumen.

„Aber sie ziehen jetzt nicht wegen diesem Vorfall mit ihrer Nachbarin aus,“ fragte Siegfried.

„Nein das war schon vorher beschlossene Sache, wir wussten nur nicht, dass die Wohnung so schnell frei wird. Meine Vormieter waren so gütig und haben die Wohnung renoviert hinterlassen. Und durch den Vorfall hier kam es mir zu Gute, dass mich die Hausgesellschaft ohne Probleme aus dem Mietvertrag lies,“ erwiderte Marianne.

„Dann kann es ja gar nicht besser laufen….. moment ich hebe ihnen den Karton runter…..und das mit der Presse werden wir ja auch schaukeln..“ sagte Siegfried.

„Ich hoffe nur Max verkraftet dass alles,“ meinte Marianne leise und packte weiter ihr Geschirr ein.

Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen.

„Hallo Mum, ich bin wieder zuhause,“ kam es von Max aus dem Flur.

„Hallo Schatz, ich bin hier im Wohnzimmer mit Siegfried.“

Die Tür zu Wohnzimmer ging auf und Max und Richard kamen herein.

„So Frau Kehrer, hier bringe ich ihren Sohn wieder wohl behalten zurück,“ meinte Richard.

„Richard sag bitte Marianne, oder weiß meinst du?“

„Geht in Ordnung Frau… Marianne,“ sagte Richard grinsend.

„Und wie war die Schule,“ fragte Siegfried.

„Hallo Siegfried, hab dich ja noch gar nicht begrüßt,“ sagte Max. Siegfried stand auf und umarmte Max.

„Die war absolut Spitzenklasse. So wohl wie heute habe ich mich noch nie dort gefüllt,“ antwortete Max.

„Spitzenklasse? Mein Sohn freut sich über die Schule, geht es dir auch wirklich gut?“ wollte Marianne wissen.

Max und Richard fingen an zu lachen.

Max lies sich in einen Sessel fallen und Richard setzte sich zu Siegfried.

„Also alles langsam zu verstehen. Meine Klasse offenbarte mir heute morgen, dass sie schon lange Bescheid wussten. Und was ich natürlich am besten fand, sie hielten mir die ganze Zeit den Rücken frei, sogar die Presse kam in der schule an mich ran. Der Rektor ließ die Herren sogar aus der Schule schmeißen,“ erklärte Max.

„Mit der Reaktion hätte ich auch nicht gerechnet,“ meinte Siegfried.

„Ach so Mum, der Rektor meinte ich könnte meine Abschlussprüfung trotzdem machen, meine Noten wären so gut, dass ich die ohne weiteres schaffen würde,“ sagte Max zu seiner Mutter.

„Das freut mich aber, dachte schon, du musst eine Ehrenrunde einlegen. Ach Richard bleibst du zum Essen?“ fragte Marianne.

„Nein danke, meine Mutter wartet bestimmt schon. Ich muss dann eh los, also Max, ich hol dich morgen wieder ab.“

„Danke Richard, für alles!“

„Nichts zu danken großer Bruder, jederzeit wieder.“

„Oh, da schließe ich mich an, ich hab noch ordentlich was zu tun,“ meinte Siegfried und erhob sich ebenfalls.

Sie verabschiedeten sich beide und verließen die Wohnung.

„Hast du es eigentlich eilig mit Umziehen oder warum packst du schon Sachen ein, Mum?“ fragte Max.

„Es hat sich soviel angesammelt in den Jahren, da muss ich anfangen aussortieren. Es ist ja nicht gerade wenig.“

„Und wann wollen wir um ziehen?“

„Siegfried war so nett, uns einen LKW der Firma zur Verfügung zu stellen, ich dachte so Mittwoch nächste Woche. Wenn wir uns ran halten, können wir das schaffen.“

„Und was ist…….?“ Max stockte.

Marianne schien Max’s Gedanken lesen zu können. Sie lief zu ihm und nahm seine Hände in die Hand und kniete sich vor ihm hin.

„Max, du meinst sicher wegen deinem Dad.“ Max nickte. „Ich war lange Jahre glücklich mit ihm hier. Sicher hast du recht, hier in der Wohnung erinnert uns viel an ihn und du weißt auch, dass ich immer noch etwas für ihn empfinde. Aber du musst es auch so sehen, es ist auch eine Chance für einen Neuanfang.“

„Ab und zu fehlt er mir halt, Mum. Ich hätte gerne gewusst, was er jetzt macht, was er von mir denkt,“ sagte Max traurig.

„Das kannst du ihn nachher selber fragen,“ sagte Marianne.

„Was?“ fragte Max laut erstaunt.

Marianne stand auf und verpackte weiter Geschirr.

„Jürgen liest ebenfalls Zeitung, und da hat er heute morgen angerufen und gefragt, ob er vorbei kommen dürfe,“ sagte Marianne ruhig, „ ich wusste nur nicht ob dir das recht ist.“

„Natürlich habe ich nichts dagegen ihn zu sehen. Es ist schließlich schon wieder vier Jahre her, als er sich das letzte Mal mit mir getroffen hat. Aber nur, weil dieser blöde Zeitungsausschnitt erschienen ist, braucht er nicht zu erscheinen,“ sagte Max ein wenig traurig.

„Max er ist schließlich dein Vater, auch wenn er dieses Amt sehr vernachlässigt hat.“

Es klingelte an der Tür.

„Ich mache auf Max, bleib du lieber von der Tür weg, es könnte ja wieder die Presse sein,“ sagte Marianne und verließ das Wohnzimmer.

An den Stimmen im Flur erkannte Max, dass es sich um seinen Vater handelte. Aber er hörte noch eine andere Stimme von einen Jungen, die Tür ging auf und die Gehörten kamen herein.

„Hallo Max,“ sagte sein Vater und blieb stehen.

Max stand auf und humpelte ohne Stock auf ihn zu. Jürgen nahm ihn in den Arm.

„Hi Dad, lange ist es her,“ erwiderte Max.

„Solange auch nicht, nur du weißt nicht,“ sagte Jürgen.

Max schaute ihn fragend an.

„Dein Vater an dem Abend des Unfalls auch im Krankenhaus, er war rein zufällig geschäftlich in Hamburg, fuhr aber an dem Abend zurück,“ erklärte ihm seine Mutter.

„Und warum hast du mir das nicht erzählt?“ fragte Max.

„Junge wir hatten andere Probleme, als an so was zu denken.“

„Ich hätte mich nur halt darüber gefreut, wenn ich es gewusst hätte. Wollt ihr mir nicht mal den jungen Mann hinter Dad vorstellen?“ meinte Max.

„Das ist Christian, dein … Stiefbruder,“ sagte Jürgen.

„Ich hab nen Steifbruder? Wow. Ist heut der Tag der Wahrheiten,“ fragte Max leicht sauer.

„Tag Max,“ sagte Christian, „ ich bin Chris.“

„Hallo Chris, komm wir gehen in mein Zimmer und lassen die erwürdigen Herrschaften mal alleine reden,“ sagte Max und lief mit seinem Stock zur Tür.

Christian sah seinen Vater fragend an, der nur nickte.

„Warum hast du Christian dabei, wenn ich fragend darf?“ kam es von Martina.“ Komm setze dich.“

Jürgen ließ sich in den Sessel fallen. Er atmete tief durch.

„Weil ich nicht mehr weiter weiß. Das Max schwul ist, damit habe ich mich ja abgefunden. Ich muss ein bisschen ausholen. Christian ist seit einiger zeit ziemlich verschlossen. Es gibt kein Rankommen mehr an ihn. Und heute morgen als ich die Zeitung mit dem Artikel von Max lass, saß er neben mir und meiner Frau am Frühstückstisch. Gundula und ich diskutierten darüber, und waren uns einig, dass ich Max meine Hilfe anbiete, wenn er sie nötig hätte.“

Jürgen machte eine Pause, man merkte es viel ihm sichtlich schwer, das zu erzählen.

„Möchtest du etwas zu trinken?“ fragte Marianne, die es sofort bemerkte.

„Ja danke, ein Glas Wasser wäre toll.“

„Moment.“

„Ich habe eine Stiefbruder…, jetzt bin ich wirklich platt,“ sagte Max und ließ sich auf sein bett fallen, „setz dich, da in dem Sessel ist Platz.“

Christian setzte sich, er war sichtlich nervös.

„Warum bist du mitgekommen, wolltest du deinen berühmten Bruder kennen lernen, oder hast du einen anderen Grund.“

Christians Augen wurden feucht.

„He Kleiner, was ist mit dir, entschuldige, wenn ich was falsches gesagt habe.“

Max versuchte mühsam wieder aus seinem Bett auf zustehen.

„Bleib bitte sitzen, du hast eh noch Schwierigkeiten aufzustehen, darf ich mich zu dir setzen?“

Es war das erste, was Christian seit seiner Begrüßung gesagt hatte.

„Klar doch komm rüber!“

Christian stand auf und setzte sich an den Rand des Bettes neben Max.

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Bin vor drei Wochen siebzehn geworden.“

In Max Kopf fing es angestrengt zu rechnen.

„Brauchst nicht nachrechnen, ich bin auf die Welt gekommen, da war dein Vater noch bei euch,“ sagte Christian schuldbewusst.

„Du hast keine Schuld Chris, die hat alleine nur unser Vater und wenn du nichts dagegen hättest, würde ich das Stiefbruder gerne weglassen und nur Bruder sagen,“ meinte Max hin und streckte ihm die Hand hin, „ Brüder?“

„Gerne,“ sagte Christian und fiel ihm um den Hals. Er fing an leise an zu weinen.

„Chris, jetzt sag endlich was los ist.“

Es dauerte noch eine Weile, bis Christian sich gefangen hatte. Max hob ihm ein Tempo hin, damit er sich die Tränen wegwischen konnte.

„So hier ist dein Wasser, und jetzt erzähl endlich was dich bedrückt.

„Also…. wir hatten gerade mit reden aufgehört, als Christian neben mir einfach zu weinen anfing. Es war mal wieder kein Ton aus ihm heraus zukriegen. Bis er eben auf Max’s Bild in der Zeitung zeigte. Mein Gott Marianne, der Kleine hatte Angst.“

„Warum denn das?“

„Er dachte sich wohl, wenn sie in Max’s Privatleben rumstochern würden, wäre ich natürlich auch mit dran, und er als Sohn auch.“

Jürgen nahm ein Schluck aus seinem Glas.

„Marianne, Christian ist auch schwul, und er dachte es würde so rauskommen.“

„Und wie habt ihr darauf reagiert.“

„Erst mal gar nicht, er sprang dann auf und rannte in sein Zimmer, wo er sich einschloss. Ich hab mich dann in der Firma abgemeldet und bin zu Hause geblieben und Christian habe ich in der Schule entschuldigt. Den ganzen Morgen saß ich vor seiner Tür und versuchte ich ruhig dazu zubewegen, seine Tür zu öffnen.“

„Und wie lange saßt du da?“

„Fast zwei Stunden, bis endlich der Schlüssel im Schloss sich drehte.“

„Du hast ganz schön Ausdauer, hattest du mit unserem Sohn nie… sorry, ich wollt das Thema nicht mehr anschneiden.“

„Schon gut, du hast ja recht. Also stand ich auf und ging leise in sein Zimmer. Er lag auf seinem Bett und hatte sein Gesicht im Kissen vergraben. Ich setzte mich zu ihm auf das Bett und strich im eine Weile über den Kopf. Dann begann er leise zu reden, ob ich mich jetzt schäme zwei schwule Söhne zu haben und ob er ihn und seine Mama auch verlassen würde.“

„Was Kinder alles mit sich herum tragen, man Christian hat sich aber ganz schön belastet,“ sagte Marianne und trank ebenfalls einen schluck aus ihrem Glas.

„Erst da merkte ich, wie ähnlich Max und Christian sich wirklich sind. Du hast sicherlich auch gesehen, wie ähnlich sie sich sind. Die schwarzen Haare, die Größe, einfach alles. Und da fragte er mich ob er bei meinem nächsten Besuch bei Max mitkommen dürfte und so habe ich ihn einfach mitgebracht. Ich dachte auch, vielleicht konnte Max ihm ein bisschen helfen bei seinen Problemen. Ich fühle mich irgendwie hilflos, weil ich mich trotz Max mit dem Thema nicht weiter auseinander gesetzt hatte.“

„Ich kann dir das nachfühlen, mir ging es am Anfang nicht anders.“

„Und wie bist du dann damit zurecht gekommen.“

„Max hat mich einfach an seinem Leben teilhaben lassen.“

„Ich hab heut…..morgen meinem ….unserem Vater gesagt, ..dass ich es auch ..bin.“

„Sorry, ich sitze auf der Leitung, was bist du Chris?“

„Schwul.“

„Ui.“ Max fing an zu lachen. Christian schaute ihn fragend an.

„Tut mir leid Chris, aber ich dachte grad über Dad nach, als er erfuhr, dass seine beiden Söhne schwul sind.“

„Ach so.“

„Und was wird jetzt?“

„Ich weiß nicht, ich habe ja mit noch niemand darüber geredet.“

„Dann ist heute dein großer Tag?“

„Wenn du so willst, ja,“ sagte Christian und putzte sich die Nase.

„Und jetzt weißt du nicht, was du machen sollst?“

„Nein.“

„Lass mich überlegen…….. oh ja ich hätte da eine Idee, aber die ist noch nicht spruchreif, ich muss erst mal mit unser Dad reden, komm das erledigen wir gleich.“

„Was hast du vor, Max?“

„Komm einfach mit, du wirst schon sehen.“

Max stand auf nahm seine Stock und mit der anderen zog er Christian hinter sich her.

„Und dann hast du alles verstanden?“

„So nach und nach. Ich lernte Max’s Welt kennen. Ich durfte seine Gefühle und seine Liebe zu Kian miterleben und es machte mich einfach glücklich meinen Kleinen so zu sehen.“

„Das mit dem jungen Sänger.. Kian, muss wohl richtig ernst sein?“

„Ja das ist sehr ernst, ich liebe Kian,“ Max stand mit Christian in der Tür, „ und habt ihr euch auch einwenig aus getauscht?“

„Ja haben wir,“ sagte Marianne und machte für die zwei Jungs platz auf dem Sofa. Christian hielt sich dich an Max, seine Hand hatte er immer noch nicht los gelassen.

„Dann habt ihr sicherlich über das Gleiche wie wir gesprochen,“ sagte Max und schaute dabei zu seinem Bruder, der rot anlief.

„He Kleiner net schlimm, hier reißt dir keiner den Kopf ab. Dad ich habe eine Frage an dich, was habt ihr jetzt in den Sommerferien vor.“

„Ähm, wir wollten mit Christian zwei Wochen wegfliegen, warum?“ antwortet Max’s Vater.

„Könntest du mir meinen Bruder für sechs Wochen ausleihen?“

„Bruder, das ging aber schnell bei euch beiden,“ meinte Marianne erstaunt.

Jürgen wusste nicht, was er sagen sollte.

„Ich gehe doch mit Kian in den sechs Wochen Sommerferien auf Tour und anschließend nach Irland. Mum ist dabei und meine Freunde auch, und da kam mir in den Sinn, deinen zweiten Sohn zu entführen und mitzunehmen,“ sagte Max.

„Mein Sohn, wie immer großherzig und nur immer an die anderen denken,“ sagte Marianne grinsend.

Christian schaute erstaunt auf Max.

„Du würdest mich mitnehmen, in echt?“ fragte er leise.

„Wenn es unsere alter Herr Vater es erlaubt, sehr gerne sogar.“

„Von wem hat unser Sohn nur diese Selbstsicherheit, Marianne von mir nicht!“ meinte Jürgen.

Alle fingen an zu lachen.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn Christian nicht dauernd bei uns rumhängen würde.“

„Paps, willst mich wohl loshaben,“ sagte Christian leicht empört.

„Nein Chris, aber du kommst so selten raus, es wäre doch wirklich mal eine Abwechslung für dich und du könntest Max besser kennen lernen. Mit deiner Mutter regle ich das schon.“

„Ich darf mit Paps?“ Christian sprang auf und fiel seinem Vater um den Hals.

„Ja natürlich mein großer.“

„Ähm, der Große bin ich…“ sagte Max.

Und wieder fingen alle an zu lachen.

„Hallo Richard, ich bin’s hast du heute Abend Zeit?“ fragte Max am Telefon.

„Ja hab ich, steht was an?“ kam es von Richard.

„Könntest du und Nathalie heut Abend in unser Stammcafe kommen, ich hab ne Über-raschung für euch.“

„Schon wieder ein Überraschung, hatten wir da nicht schon genug davon.“

„Das ist eine Positive und wird sogar dir gefallen.“

„Gut, in Ordnung, wann sollen wir da sein?“

„So gegen sieben?“

„Okay, ich ruf gleich Nathalie an, also bis heut Abend Max.“

„Gut Richard bis nachher. Cu!“

„Cu Bruder.“

„Jo, cu kleiner Bruder.“

„Kleiner Bruder?“ fragte Christian, der neben Max wieder auf dessen Bett saß.

„Ach für Richard bin ich irgendwie der große Bruder, seit vor drei Jahren sein Vater gestorben ist, weil ich halt eben immer für ihn da war, wenn er mich brauchte, so wie man es von einen Bruder gewohnt ist,“ antwortete Max.

Jürgen war inzwischen gegangen, und Christian wollte einfach noch einwenig bleiben, weil es ihm bei Max so gut gefiel. Außerdem wollte Max ihn ja noch nachher mitnehmen und ihn seinen Freunden vorstellen.

„Soll dass jetzt heißen, ich darf jetzt immer für dich da sein, wenn es dir einmal nicht so gut geht?“ fragte Christian mit einem Grinsen.

„Darfst du Chris, aber jetzt kümmern wir uns erst mal um dich,“ kam es von Max.

„Wieso mir geht es doch gut wie lange nicht mehr.“

„Das meinte ich auch nicht, steh mal bitte auf.“

Christian stand auf und schaute Max fragend an.

„Also die gleiche Größe haben wir ja, dann müsste dir auch etwas von mir passen. Die gleichen Schuhe wie du habe ich auch.“

„Was hast du denn vor?“

„Wie wäre es mal, als ein Zwilling aufzutreten?“

„Wow, gar keine schlechte Idee.“

„Also komm zieh dich aus, machen wir gleich eine kleine Modenschau.“

Christian wurde auf einmal rot im Gesicht. Max der das merkte, bekam ein breites Grinsen im Gesicht.

„Jetzt hab dich nicht so Brüderlein. Du bist nicht der erste, der sich vor mir auszieht. Und außerdem bekommst du die Ehre, deinem großen Bruder beim Anziehen zu helfen, weil ich da immer noch nicht so fit bin,“ sagte Max um seinen Bruder zu beruhigen.

Christian schälte sich aus seinen Klamotten und hängte sie fein säuberlich über den Stuhl.

„Net von schlechten Eltern,“ sagte Max anerkennend, der den Body seines Bruders begutachtete.

„Eigenlob stinkt,“ erwiderte Christian und beide fingen an zu lachen.

„Du Max ich hab ne Frage?“ meinte dann Christian verlegen.

„Raus damit.“

„Darf man seinen Bruder eigentlich küssen?“

„Natürlich,“ antwortete Max und zog seinen Bruder an sich und gab ihm einem sanften Kuss auf den Mund.

„Wow ist küssen immer so schön?“ fragte Christian, nachdem sein Bruder von ihm abgelassen hatte.

„Dein erstesmal?“

Christian nickte.

„Das wird noch viel schöner, kann ich dir versprechen. So jetzt ziehen wir uns aber an, mal sehen was mein Kleiderschrank so hergibt.“

Max öffnete seine Schrank und durchforstete seine Klamotten.

„Wow, wo hast du den edlen Zwirn her, was ist das Boss?“

„Ah ein Kenner der Modebranche, nein das ist Armani und ein Geschenk von meinem Freund.“

„So einen Freund möchte ich auch mal,“ kam es von Christian.

„Kann dir schneller passieren, als dir lieb ist,“ erwiderte Max und erzählte ihm in Kurzfassung das Kennenlernen mit Kian.

Christian musste die ganze Zeit grinsen.

„Hast du Bilder von ihm und seiner Familie?“

„Ja hier, schau.“

„Das sind alle seine Geschwister?“

„Ja, das hier ist Gavin, Tom, Colm, Viv, Fenella und das hier Marielle. Seine Eltern Kevin und Patricia.“

„Das muss ja ein großes Haus sein, in dem sie wohnen, ich meine die müssen doch alle Platz haben.“

„Ja ist es, aber die meisten sind die ganze Zeit ausgeflogen, aber du wirst ja alles noch selber sehen,“ sagte Max.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, mit dir und Kian, den Sommer zu verbringen.“

„An den Gedanken musst du dich gewöhnen. So und nun zieh das an.“

Max gab ihm eine schwarze Hose, ein weißes T-Shirt und Hemd. Nach dem sie sich angezogen hatten, machte Max Christians Haare noch einwenig so wie er seine immer frisierte.

„So und jetzt gehen wir mal zu meiner Mum, mal sehen was sie sagt,“ meinte Max.

Er öffnete die Tür und rief nach ihr.

„Mum, könntest du mal kurz kommen und schauen, ich will dir was zeigen.“

„Ja was ist denn…,“ sprachlos stand sie beiden gegenüber.

„Ihr seht ja wirklich wie Zwillinge aus, jetzt bin ich paff. Darf ich ein Foto machen?“ fragte sie um schon die Kamera zu holen.

„Ich habe nichts dagegen du Chris?“ sagte Max.

Christian schüttelte den Kopf.

„So jetzt bin ich gespannt, was die drei sagen werden,“ sagte Max, als Christian ihm half aus dem Auto zu steigen, „Mum ich ruf dich an wenn du uns abholen kannst.“

„Okay, aber nicht zu spät ihr habt beide morgen Schule vergesst das nicht,“ erwiderte Marianne.

„Bei dir war er auch so geheimnisvoll am Telefon, Richard?“ fragte Jule.

„Ja, er sagte nur etwas von Überraschung,“ antwortete Richard.

„Ist Kian vielleicht da?“ kam es von Nathalie.

„Nein, ich habe vorhin noch mit Mark telefoniert, sie haben heute Abend ein Konzert in Madrid. Und ich denke nicht wenn Kian da wäre, das er sich in der Öffentlichkeit zeigen würde, nachdem was heute in den Zeitungen stand,“ meinte Jule.

„In einer Zeitung waren sogar wir abge……..,“ mitten im Satz erstarb Nathalies Stimme, „dreht euch mal um.“

Max und Christian waren gerade hereingekommen. Richards und Jules Köpfe flogen herum und allen flog , die Kinnlade herunter.

„Hallo ihr drei, warum schaut ihr mich so entgeistert an, hab ich Soßenflecken am Hemd?“ fragte Max und Christian musste grinsen.

„Hat dir die Firma jetzt einen Doppelgänger gegeben?“ sagte Jule, die als erste die Worte wieder fand.

„Nein, darf ich vorstellen mein Bruder Christian.“

„Bruder?“ fragte Richard ungläubig.

„Ja Bruder, du musst Richard sein, noch ein kleiner Bruder von Max nur das ich ein leiblicher bin,“ sagte Christian.

Max freute sich, dass Chris sämtliche Scheu verloren hatte, so gefiel ihm sein kleiner Bruder wirklich.

„Max setz dich du zitterst schon wieder,“ meinte Richard, doch noch einwenig verblüfft über das eben geschehene, „Chris du natürlich auch.“

„So ihr drei, da ihr immer noch wie ein Auto schaut, kurze Erklärung. Christian ist mein Halbbruder, aber das Wort vergesst ihr ganz schnell wieder, er ist mein Bruder, der Sohn aus zweiter Ehe meines Vaters,“ sagte Max und nahm Chris in den Arm.

„Deswegen diese verblüffende Ähnlichkeit,“ sagte Nathalie.

„Max würdest du bitte mal deine Freunde jetzt richtig vorstellen,“ sagte Christian.

„Bin wohl heute nicht so auf Zack. Also Richard kennst du ja schon, mein bester Freund, Klassenkamerad und zur Zeit auch noch Krankenschwester bis ich wieder richtig alleine laufen kann.“

Richard grinste.

„Wo ist den dein Häubchen?“ fragte Nathalie lachend.

„Die Dame, die sich gerade über meine besten Freund lustig macht ist Nathalie, seine feste Freundin,“ meinte Max.

„Und diese junge hübsche Frau neben dir?“ fragte Christian und schaute Richtung Jule, die sofort rot wurde.

„Der gleiche Charme wie sein Bruder muss ich fest stellen. Ich bin Jule, Max’s große Sandkastenliebe,“ sagte Jule.

Jetzt fingen alle an zu lachen.

„Aber du kannst ruhig deinen Charme spielen lassen, Jule ist bereits auch schon vergeben,“ kam es von Nathalie.

Max schaute Christian an und der nickte.

„Also, wir sind richtige Brüder und so haben wir auch die gleichen Vorlieben, liebe Nathalie,“ konterte Max.

„Du meinst Chris ist auch….“ sagte Nathalie.

„Ja ich bin auch schwul,“ kam es von Christian, der sich wunderte, dass dies so leicht von seinen Lippen glitt.

„Und schon ein Freund?“ kam es von Jule, direkt wie sie halt mal war.

„Nein, leider noch nicht, hab mich ja offiziell heute erst geoutet,“ sagte Christian leise.

„Dann werden wir wohl uns um dich kümmern müssen,“ meinte Jule.

„Gut das du dies anschneidest, ich möchte nämlich Chris in den Sommerferien mitnehmen,“ sagte Max.

„Super, dann können wir uns alle besser kennen lernen,“ sagte Jule begeistert.

„Danke Max,“ sagte Christian.

„Wofür Bruderherz?“ fragte Max.

„Das du dich meiner so annimmst,“ erwiderte Christian.

„Ist für einen großen Bruder doch selbstverständlich, seinen kleine Bruder in die Obhut zunehmen,“ kam es von Max und strich Christian über die Haare.

Die Wochen bis zu den Sommerferien vergingen wie im Flug. Die Pressemitteilungen wurden weniger, Max und seine Mutter waren umgezogen. Christian war fast täglich zu Besuch und Marianne und Christians Eltern kamen sich auch ein wenig näher. Die Prüfungen für Richard und Max waren voll am laufen, und die Planung der Sommerferien stand auch schon.

„Morgen noch Richard und wir haben es endlich hinter uns,“ sagte Max, der gerade aus dem Klassenzimmer kam.

„Und wie ist dein Gefühl?“ fragte Richard.

„Ich habe jedenfalls bei allen Punkten etwas stehen. Aber Montag wissen wir dann mehr, wenn alle Ergebnisse bekannt geworden sind,“ antwortete Max.

„Ich hab ürigends eine positive Antwort auf einer meiner Bewerbungen gekriegt, ich habe am Dienstag ein Vorstellungsgespräch,“ meinte Richard.

„Mensch das ist super, da drück ich dir die Daumen,“ sagte Max und viel ihm um den Hals.

„Nana, soll ich das dem Kian petzen?“ kam es von der Tür.

„Klar Sabine, hast du seine Telefonnummer?“ fragte Max grinsend, der ihre Stimme erkannt hat.

„Nein, so ein kleiner Schnösel rückt die Nummer nicht raus,“ gab sie zur Antwort, „ach bevor ich es vergesse, kommt ihr jetzt zur Abschlussfeier?“

„Ich denke schon,“ sagte Max und Richard nickte zustimmend, „Richard bringt seine Freundin mit und ich meinen Bruder.“

„Okay, dann trag ich das mal ein,“ sagte Sabine und trabte davon.

Richard wandte sich wieder zu Max.

„Und wie sieht es bei dir jetzt aus mit nem Job?“

„Ich weiß nicht für was ich mich entscheiden soll. Ich kann hier in München anfangen bei der Tourmanagementgruppe, die auch Westlife unter Vertrag hat, oder eben bei Kevin Kian’s Vater in seiner Firma,“ antwortete Max, aber ich werde wahrscheinlich hier bleiben. Hier kann ich wenigstens öfter zu Kian reisen wenn er unterwegs ist.“

„Und du bleibst uns erhalten. So jetzt muss ich aber nach Hause, sonst steigt mir meine Mutter noch aufs Dach, bin zur zeit eh so selten zu Hause,“ meinte Richard.

Richard und Max hatten bestanden. Die Abschlussfete stand an.

„Du willst wirklich, dass ich mitgehe?“

„Oh Chris, wie oft willst du mich das noch fragen?“ sagte Max genervt.

„Ist ja schon gut, bin ja schon ruhig,“ antwortete dieser ein wenig beleidigt.

„Chris komm mal her,“ sagte Max und nahm ihn in den Arm.

„Ich will dich dort jemanden vorstellen im Kleiner.“

„Willst mich verkuppeln?“

„Wenn du so weitermachst, ja, damit ich dich endlich los hab,“ sagte Max lachend.

„Oh Mann.“

„Chris, ich will dir nur Jochen vorstellen. Was du im Endeffekt daraus machst, ist dir über lassen. Aber denk dran in fünf Tagen reisen wir ab,“ sagte Max mit einem frechen Grinsen.

„Kann ich so gehen?“ fragte Christian und versuchte noch sein Haar zu richten.

„Bist ja bald schlimmer wie meine Mum, lass jetzt die Finger aus deinem Haar. Du siehst von süß aus so und jetzt komm, ich will nicht grad der letzte sein,“ meinte Max und gab ihm einen kleine Stoß zur Tür hinaus.

„Hallo Nathalie.. Richard.“

„Hallo Chris, dufte siehst du aus,“ sagte Nathalie.

„Nathalie, du schaust mir letzter Zeit zu viel anderen Männer nach,“ kam es von Richard.

„Ich würd mir da Sorgen machen,“ sagte Max mit einem Lächeln im Gesicht.

„Man könnte meine Jule spricht aus dir,“ konterte Richard.

„Lass uns rein gehen, ich möchte ein wenig tanzen,“ sagte Max.

„Geht es denn?“ fragte Chris ein wenig besorgt.

„Ja, ich darf es nur nicht übertreiben,“ antwortete Max.

„Dafür werde ich schon sorgen, kam es auch Chris und Richards Mund gleichzeitig.

Alle fingen an zu lachen und gingen hinein. Die Stimmung war gut, viele waren auf der Tanzfläche, einige standen an der Bar. Sabine sah sie reinkommen und kam gleich auf sie zu.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, entführ euch gleich diesen Schatz hier,“ meinte sie und zog Max auf die Tanzfläche. Chris schaute Richard an.

„Ich glaube wir müssen wirklich auf unseren Bruder aufpassen,“ meinte er und Richard bestätigte das mit einem Nicken, bevor er von Nathalie ebenso auf die Tanzfläche gezogen wurde.

Jemand klopfte Chris auf die Schulter und er erstarrte als er sah wer.

„Hi ich bin Jochen, du musst Chris sein, bist jedenfalls der einzigste der so gut aus sieht wie unser Max,“ sagte ein junger Mann.

Im Augenblick bekam Christian keine Ton heraus. Er verlor sich regelrecht in den braunen Augen von Jochen. Dieser nahm seine Hand und ging mit ihm zur Mitte der Fläche wo alle schon tanzten. Christian ließ sich von der Musik leiten, ohne aber von Jochens Augen zu lassen.

„Oje, ich glaube Max’s Bruder hat es erwischt. Schau nur wie sie sich ansehen,“ sagte Nathalie zu Richard. Irgendwann lief Max langsam zu einen Stuhl und ließ sich fallen.

„Sorry Sabine ich muss langsam machen, net böse sein,“ sagte er.

„Ist doch nicht schlimm, ich will nicht das du mir umkippst, tanzen wir später noch ein bisschen. Soll ich dir etwas zu trinken bringen?“ fragte Sabine.

„Gerne, irgendwas mit Cola. Danke“ Sabine nickte und lief zur Bar. Max schaute sich um und konnte seinen Bruder nicht entdecken. Auch auf der Tanzfläche konnte er ihn nicht sehen.

„Hier Max, dein Trinken. Suchst du jemanden?“ sagte Sabine und drehte sich zur Tanzfläche.

„Danke Sabine,“ sagte Max und nahm sein Trinken entgegen, „ ich kann nur nicht meinen Kleinen finden.“

„Christian?“

„Ja, hast du ihn gesehen?“ „Ja hab ich, komm einfach mal mit,“ sagte Sabine mit einem Grinsen. Sie zog Max mit der Hand von seinem Stuhl und führte ihn hinaus. Sie hob ihren Finger auf den Mund und zeigte Richtung Gardarobe. Dort stand Christian eng umschlungen mit Jochen mit einem langen innigen Kuss. Max war gerührt. Hatte er sich doch so was erhofft. Er ging mit Sabine zurück in die Klasse und setzte sich wieder auf seine Stuhl. Er nippte an seinen Glas und träumte in die Musik hinein.

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