Vatikano – Teil 2

Buone Feste Natalizie!

„Morgen Schatz, du sollst zum Hauptmann Finder kommen.“

„Morgen Rico, wieso bist du so früh schon auf?“, fragte ich.

„Habe ich vielleicht Frühwache gehabt?“, kam es von Rico.

„Sorry, ich vergaß. Bin noch nicht fit.“

„Korporal Lutz, warum sind sie nicht früher schlafen gegangen?“

„Weil mich ein gewisser Vizekorporal Rico nicht schlafen lassen hat“, konterte ich und zog Rico an mich, zu einem langen Kuss.

„Hab dich gar nicht bemerkt, wie du aufgestanden bist“, sagte ich zu ihm.

„Du hast noch so schön geschlafen, da war ich extra leise.“

Ich stand wieder vor dem Spiegel, zog meine Uniform zurecht. Die Knöpfe blinkten und mein Barett saß ordnungsgemäß.

„Also los zum Hauptmann“, sagte ich eher zu mir selbst.

Ich folgte Rico hinaus in den Flur. Am liebsten hätte ich ihn einfach in den Arm genommen, aber ich wollte ja nicht die Moral der Schweizer Garde untergraben. Also lief ich brav, zwei Schritte versetzt, neben ihm her.

Rico blieb vor dem Büro des Hauptmanns stehen und klopfte an die Tür. Man konnte ein leises Herein vernehmen, worauf Rico die Tür öffnete und eintrat.

„Vizekorporal Gschranz, meldet wie befohlen, Korporal Stängel anwesend.“

„Rühren“, sagte Hauptmann Finder zu Rico, bevor ich den Raum betrat.

„Guten Morgen Hauptmann“, sagte ich und trat neben Rico.

„Morgen Lutz, sie können sich vielleicht denken, warum ich sie gerufen habe?“

Seit der Sache, mit den verschwundenen Dokumenten und auch dem gewaltsamen Tod von Monsignore Aluci, verstanden der Hauptmann und ich uns prächtig, viele Abende hatten wir seither zusammen gesessen.

„Ich denke mal, wegen dem alljährigen Aufbau der Krippe im Vatikan“, antwortete ich.

Jedes Jahr wurde eine Krippe mit lebensgroßen Figuren aufgestellt, es waren viele Personen daran beteiligt, und so auch nötig, das Ganze zu überwachen.

„Nur halb richtig, Lutz, aber dazu kommen wir später. Wie viele Wachen gedenken sie einzuteilen?“

„Vier im Wechsel!“, sagte ich.

„Gut!“

„Soll ich persönlich…?“

„Nein!“, unterbrach mich Finder, ich schaute ihn fragend an.

„Sie geben diese Verantwortung an Korporal Furca ab, denn für sie und Vizekorporal Gschranz, habe ich eine andere Aufgabe.“

An Ivo? Der hatte das doch noch nie gemacht. Na ja, Befehl ist Befehl, dachte ich für mich.

„Ein Historiker hat sich angemeldet, und da sie sich ja in unserer Bibliothek jetzt bestens auskennen und dieser Herr als Zivilist beobachtet werden muss, möchte ich sie, Lutz, für den Einsatz haben.“

Obwohl ich Ricos Gesicht nicht sah, wusste ich, dass er sich das Grinsen verbeißen musste.“

„Und wann kommt dieser Historiker…?“, fragte ich.

„Andrea de Nicoló ist sein Name, er müsste eigentlich schon da sein“, antwortete der Hauptmann.

Kaum hatte Finder seinen Satz beendet, klopfte es an der Tür.

„Herein“, rief Finder.

Die Tür wurde geöffnet und Ivo trat ein.

„Hauptmann, der Gast ist da!“, betonte Ivo recht komisch.

„Nur rein mit ihm“, kam es von Finder.

Ivo benahm sich recht komisch, als würde er nicht wissen, was er machen sollte. Er trat nach draußen und wenige Sekunden später, trat eine junge Frau, hochgewachsen und mit schwarzen Haaren herein.

„Guten Morgen, mein Name ist Andrea de Nicoló“, sagte sie und streckte Hauptmann Finder ihre Hand entgegen.

„Sie sind eine Frau?“, stammelte Finder.

„Richtig geraten!“, sagte die Frau und lachte.

„Aber, es war doch ein Mann gemeldet…!“

„Nein, ich bin definitiv eine Frau.“

„Das gibt Probleme“, sagte Finder eher zu sich selbst, als zu der Dame.

„Hauptmann Finder, könnte ich ihnen vielleicht helfen?“, fragte ich.

„Wie denn? Hier ist alles eingerichtet für einen Mann, aber eine Frau…?“

„Soll ich mit Kardinal Christoforo sprechen?“, fragte ich weiter.

„Würden sie das für mich tun Lutz?“, meinte Finder.

„Kein Problem. Ich schlage vor, Vizekorporal Gschranz führt die Dame ein wenig im Vatikans-garten um her, Korporal Furca bestimmt die Wachen für den Krippenaufbau und ich werde mich zu Christoforo begeben.“

„Das würde mir sehr helfen.“

„Gut! Signora Bortecelli haben sie einen Schal oder Stola dabei?“, fragte ich und wandte mich an die Dame.

„Nein!“, antwortete sie.

„Rico, würdest du schnell auf unser Zimmer gehen, in meinem Schrank findest du einen Schal, den sich Signora Bortecelli umbinden kann“, gab ich Anweisung.

„Für was?“, fragte sie.

„Sie können nicht in diesem Aufzug, durch den Garten des Papstes laufen, das verstößt gegen die Regeln“, antwortete ich.

„Gut, nennen sie mich bitte, Andrea.“

Ich schaute zu Hauptmann Finder, der mir das mit einem Nicken erlaubte.

„In Ordnung Andrea, darf ich sie nun bitten, mit Vizekorporal Gschranz mitzugehen, ich werde mich dann um alles weitere kümmern.“

„Danke“, meinte sie und folgte Rico nach draußen.

„Ivo, du kümmerst dich bitte um die Einteilung des Wachdienstes und bringst die Liste hier her zu Hauptmann Finder.“

„Geht klar“, sagte Ivo und salutierte.

„Lass den Käse!“, meinte ich und Ivo verschwand ebenso aus dem Büro.

Finder ließ sich schwer in seinen Bürosessel fallen..

„Lutz, es wird Zeit, das sie befördert werden!“, meinte er.

„Danke, aber es sind keine Posten frei!“

„Doch, aber davon können sie auch noch nichts wissen, denn Feldweibel Scunti hat sich erst gestern dazu entschieden, abzudanken.“

„Feldweibel?, fragte ich erstaunt.

„Ja, Feldweibel für Sondereinsätze. Aber bitte Stillschweigen!“

„Kein Problem, Hauptmann!“

„Ich werde mit Oberst von Ganter reden, aber ich denke, einer Beförderung wird nichts im Wege stehen.“

„Nochmals danke!“

Ich salutierte und verließ den Raum. Gedanken verloren machte ich mich zum Domizil von Kardinale Christoforo. Sein Sekretär stand schon gar nicht mehr auf, sondern ließ mich ungehindert an Christoforos Tür gehen und klopfen.

„Herein!“

Langsam öffnete ich die schwere Tür und schaute hinein.

„Lutz, dass ist aber eine Freude sie zu sehen!“, meinte er überschwänglich.

„Die Freunde liegt auf meiner Seite!“, gab ich von mir, als ich den Raum betrat und mich vor ihm verbeugte.

„Was führt sie zu mir.“

„Ich würde sagen ein sehr delikates Problem, was ich mit ihrer Hilfe, hoffe zu bereinigen.“

„Geht es um die junge Dame, die vorhin bei Hauptmann Finder erschienen ist?“, fragte Christoforo.

Ich musste lächeln.

„Wie konnte ich nur vergessen, dass sie immer über alle Dinge Bescheid wissen“, sagte ich.

Kardinale Christoforo lächelte ebenso und wies mir einen Platz zu.

„Ich habe mich dieses Problem schon angenommen. Die junge Dame, Signora Bartolucci, kann im Haus der Schwestern unterkommen, sie müssen nur dafür sorgen, dass sie ordnungsgemäß gekleidet ist. Zudem darf sie keinerlei Privaträume alleine betreten!“

„Darin sehe ich kein Problem. An wen soll ich mich bei den Schwestern wenden?“

„An Schwester Klementine, sie wird alles weitere in die Wege leiten.“

„Ich sehe, sie haben alles in Griff“, sagte ich und musste wieder lächeln.

„Nicht genau, denn ich weiß nicht, was die Dame hier genau will“, meinte Kardinale Christoforo.

„Da ich ja abgeordnet bin, sie überall hin zu begleiten, werde ich das schon herausfinden.“

„Korporal Stängel, hüten sie sich vor dieser Frau.“

„Kardinale Christoforo, sie wissen genau wie ich, dass mir Signora Di Nicoló nicht gefährlich werden kann!“

Er nickte sanft und drückte auf einen Knopf.

„Einen Capuccino?“, fragte er mich.

„Ja, gerne! Die Zeit nehme ich mir.“

* * *

„Die Hellebardiere Flöckel und Sommer werden ihnen behilflich sein, ihr Gepäck in ihre Unterkunft zu bringen“, sagte ich zu Andrea.

„Danke, werde ich sie wieder sehen?“, fragte sie zurück.

„Ja, Andrea, ich und Vizekorporal Gschranz sind für sie zugeteilt, sie überall hin zu begleiten.“

„Ich habe also meine persönlichen Wachhunde dabei“, sagte sie und lächelte.

„Ja, zu ihrem Schutz!“

„Zu meinem Schutz?“

„Damit sie sich hier nicht verlaufen und auch überall eingelassen werden“, antwortete ich und lächelte ebenfalls.

„Gut, dann werde ich mal mein Quartier beziehen“, meinte sie und verschwand mit Flöckel und Sommer, durch den großen Torbogen.

„Die flirtet aber ganz schön mit dir“, hörte ich Rico hinter mir sagen.

„Eifersüchtig?“, fragte ich.

„Wie kommst du darauf?“

„War nur eine Frage. Komm lass uns in unser Zimmer gehen.“

Wir liefen die Via del Bevedere hinunter, bis wir am Hauptquartier angekommen waren.

„Ich schaue noch kurz bei Ivo vorbei, dann komme ich nach“, sagte ich.

„Wir können uns aber auch gleich beim Essen treffen“, meinte Rico.

„Schon so spät?“, fragte ich und schaute auf meine Uhr.

„Ja, also beeile dich, bevor die Hellebardiere wieder über das Essen hergefallen sind“, antwortete Rico und verschwand lächelnd in den Fluren.

Ich selbst lief zum Aufenthaltsraum der Korporals. Die Tür stand offen und ich hörte Ivo und Urs mit einander reden.

„Ich habe es selber gehört, Lutz soll befördert werden“, kam es von Urs.

„Von wem hast du das? Meinst du nicht, Lutz würde uns das selbst sagen, wenn etwas dran wäre?“, meinte Ivo.

„Hallo die Herren“, meinte ich und stand im Türrahmen.

Die Zwei fuhren zusammen und starrten mich an.

„He, ich weiß das auch erst seit einer Stunde, das Feldweibel Scunti aufhört“, sagte ich und betrat den Raum.

„Und du bekommst seine Stelle“, meinte Urs grinsend.

„Langsam, da haben die Herren Offiziere noch ein Wörtchen mitzureden“, sagte ich.

„Hör auf Lutz, du hast den Job verdient, bist einer derjenigen, die am längsten von uns Dienst hier schieben“, warf Ivo ein.

„Lassen wir uns überraschen! Ich wollte nur wissen, ob du schon die Liste mit dem Wachdienst aufgestellt hast?“, meinte ich zu Ivo.

„Aufgestellt und bei Hauptmann Finder abgegeben“, antwortete Ivo.

„Gut, dann kann ich ja beruhigt Essen gehen.“

„Da wäre aber noch etwas“, kam es von Ivo.

„Und das wäre?“, fragte ich.

„Es fehlt eine Figur von der Krippe!“

„Ups, und welche?“

„Das Christuskind!“

* * *

„Korporal Stängel, der zweite Besuch heute?“, fragte mich Kardinale Christoforo.

„Ja, wir haben da ein kleines Problem mit der Krippe.“

„Ja, ich weiß! Das Christuskind fehlt und der ganze Staat ist in heller Aufregung. Man versucht nachzuforschen, wer das letzte Mal, die Figuren weggeräumt hat.“

„Gibt es denn keine festen Plätze für die Figuren?“

„Doch, aber der Zahn der Zeit nagt auch an unsere Figuren, es waren einige beim Restaurieren.“

„Kann es nicht sein, das es noch irgendwo im Lager der Werkstätten ist?“

„Die Möglichkeit ist mir auch schon gekommen, die Lager werden gerade durchsucht.“

„Falls sie irgendwie meine Hilfe benötigen, lassen sie es mich bitte wissen Kardinale.“

„Ich werde mir das merken. Und schon etwas herausbekommen über unsere Historikerin?“

„Zumindest eins, sie verdreht der Männerwelt ganz schön den Kopf.“

„Dann ist es ja gut, wenn sie im Schwesternhaus untergebracht ist!“, sagte Kardinale Christoforo.

„Gut, dann wünsche ich eure Eminenz guten Appetit.“

„Ihnen auch Stängel.“

Ich war schon halb durch die Tür, als Christoforo mir etwas nachrief.

„Und herzlichen Glückwunsch zur anstehenden Beförderung.“

„Ihnen entgeht wirklich nichts!“

„Das ist mein Job hier!“

Lachend verließ ich das Zimmer und begab mich wieder in die Unterkunft der Schweizer Garde. Alle anderen Saßen bereits an den Tischen. Unsere vier Ordensschwestern schienen mal wieder zu gut gekocht zu haben.

Eine gefräßige Stille hing über dem Raum, nur wenige Köpf schauten hoch, als ich den Speiseraum betrat.

„Wo warst du so lange?“, fragte Rico, als ich mich neben ihn setzte.

„Ich war noch einmal bei Christoforo.“

„Probleme?“

„Nein, nur das Kind in der Krippe ist verschwinden!“

„Bitte?“

„Die Figur des Christuskindes ist unauffindbar, aber Christoforo hat schon alles in die Wege geleitet, um es zu finden.“

„Hast du heute Abend noch etwas vor?“, fragte Rico fast flüsternd.

„Nein, wollte den Abend alleine mit dir verbringen!“, sagte ich ebenso leise zurück.

Es zog sich ein breites Grinsen über Ricos Gesicht.

„Ach so, noch einen schönen Gruß von meinem Vater, soll ich dir ausrichten“, sagte Rico wieder in normaler Lautstärke.

„Oh, danke, was macht Karl denn?“

„Er ist in Amerika!“

„In Amerika, was will er denn da?“

„Er hat einen Tipp, wegen Angelo bekommen…“

„Er soll endlich aufhören, hinter Angelo her zujagen, das bringt nichts“, meinte ich und schob eine weitere Gabel voller Drellis in mich hinein.

„Lutz, er will ihn nur fassen, er hat einfach Angst, er könnte irgendwann mal wieder nach Italien zurück kehren und dir oder mir was antun.“

„Ja, irgendwann wird er das tun, ohne Frage, dazu kenne ich Angelo genau.“

Ruhig aßen wir dann beide weiter. Es war noch nicht so lange her, dass Abenteuer mit Angelo, Ricos Streifschuss am Arm, gerade mal so verheilt. Beide hingen wir, mit den Gedanken, bei dem Erlebten.

Nach dem Essen machten wir uns auf zu Signora Di Nicoló, die bereits auf uns wartete.

„Mit was möchten sie denn beginnen?“, fragte ich.

„Am Besten mit der Bibliothek“, antwortete Andrea.

Auf dem Weg zur Bibliothek unterhielten wir uns noch ein wenig über die Schweizer Garde.

„Hundertzehn Mann um genau zu sein“, beantworte Rico ihr frage nach der Anzahl der Männer.

„Und wie teilt sich das auf, ich meine welche Ränge gibt es da?“, fragte sie weiter.

Rico sah mich an. als beantwortete ich ihre Frage.

„Also es gibt einen Kommandanten, der wird unterstützt von vier Offizieren, dem Major, einen Hauptmann, einem Oberstleutnant und einem Gardekaplan, der den gleichen Rang belegt. Denen unterstehen dann vier Wachmeister. Dann folgen zehn Korporale, denen ich angehöre und Rico gehört zu den Vizekorporale, auch zehn an der Zahl. Und dann kommt die Mannschaft, das sind genau achtzig Hellebardiere.“

„Und das alles, um für den Papst genügend Schutz zu gewähren?“

„Ja, seit 1979 wurden die Hellebardiere jeweils zweimal um zehn Mann verstärkt. Und seit dem letzten Attentat auf ihre Heiligkeit, sind jetzt auch immer Leibgardisten in Zivil bei Außenauftritten dabei, auch im Ausland.“

„Das hat aber stark nach gelassen, seit der Papst so schwer krank ist“, meinte Andrea.

„Na ja, er versucht nach wie vor, jeden Termin nachzugehen“, erklärte ich.

„Kann ein Papst nicht einfach abdanken?“

„Nein, sein Amt erlischt mit seinem Todestag, oder er kann von der Kurie abgewählt werden“, antwortete ich.

„Ist das schon mal geschehen?“

„Andrea, dafür gehen wir jetzt in die Bibliothek. Dort finden sie die antworten auf solche Fragen“, meinte ich.

„Sie sind aber auch ein guter Ratgeber“, kam es von ihr.

Ich lächelte und bedankte mich, bevor wir das große Haus der Bibliothek betraten. Seit Monsignore Aluci es nicht mehr führte, war es nicht mehr dasselbe. Drei Priester erfüllten nun das Amt und keiner kannte sich großartig in dieser Bibliothek aus.

Ich reichte dem Einen davon den Passierschein von Andrea und wir wurden eingelassen. Rico hielt sich mehr im Hintergrund und unterhielt sich mit einem Mönch, der gerade ein Buch durcharbeitete. Ich dagegen folgte Andrea auf Schritt und tritt.

„Kann ich irgendwie helfen, etwas zu suchen?“, fragte ich höflich.

„Ja, gibt es irgendwie Auflistungen über Schenkungen an den Vatikan, oder wie soll ich mich richtig ausdrücken…?“

„Ich weiß, was sie meinen, Andrea. Der Vatikan hat nicht immer alles geschenkt bekommen, aber um welchen Zeitraum suchen sie denn?“

Rico war mittlerweile zu uns gelaufen und verfolgte das Gespräch.

„Mir geht es um die Zeit der Medici“, meinte Andrea.

„Das ist ein großer Zeitraum, aus der Familie entstanden alleine schon drei Päpste, und die Adelsgeschlechter nicht zu vergessen.“

„Woher weißt du da so genau Bescheid“, fragte mich Rico.

„Unter Monsignore Aluci hatte ich viel Zeit hier herumzustöbern, um mehr über die Geschichte des Vatikans zu erfahren“, antwortete ich.

„Monsignore Aluci?“, fragte Andrea.

Rico sah mir kurz direkt in die Augen. Aber ich wusste schon selbst, dass die Gründe seines Todes nicht nach draußen dringen sollten.

„Ja, der frühere, wie würde man ihn bei ihnen nennen, Bibliotheksverwalter. Sein plötzliches Ableben, war ein großer Verlust“, sagte ich nur um nicht noch mehr Andreas Neugier zu wecken.

„Wenn sie so oft hier waren, müssten sie auch wissen, wo ich Unterlagen finde, über die Familie Medici“, sagte Andrea.

„Ja, ich müsste mich kurz einlesen und schon kann es losgehen.“

Ich ging gezielt zu einem Bücherregal und entnahm ihm eine Auflistung der Päpste. Um weitere Päpste eintragen zu können waren das komplette Buch handschriftlich ausgelegt. Damals hatte ich noch Aluci, wenn ich wegen der Schriften, die meist in Latein verfasst waren, nachfragen musste.

„Rico, kannst du mir mal dein Lateinwissen leihen?“, fragte ich.

Rico gesellte sich zu mir und gemeinsam fanden wir die entsprechenden Informationen, die Andrea suchte. Mir ihr gemeinsam, machten wir uns zu dem Regal auf, in dem die alten Schriften standen.

„Gibt es etwas genaues, das sie suchen, Andrea?“, fragte Rico.

„Eigentlich nur, wo das ganze Vermögen der Medicis abgeblieben ist!“

* * *

„Komm endlich ins Bett; mir ist kalt!“, jammerte Rico.

„Und ich soll dich wohl jetzt wärmen?“, sagte ich, löschte das Zimmerlicht und kuschelte mich an ihn.

Ich spürte, dass er nichts anhatte und streichelte sanft über seine Brust.

„Kein Wunder frierst du, wenn du nichts anhast“, meinte ich und gab ihn sanft einen Kuss.

„Ich will dich!“, knurrte Rico.

„Du hast mich doch schon“, flüsterte ich leise und küsste ihn weiter.

Seine Hände wanderten über meinen Rücken und schoben langsam meine Shorts nach unten. Ich legte mich auf ihn und rieb meinen Körper an seinem. Irgendwie verließ meine Short nun auch das bett und so konnte ich mit meiner Nacktheit, seinen Körper spüren.

„Ich liebe dich, Lutz!“

„Ich dich auch, Rico“, sagte ich bevor ich küssend über seine Brust nach unten wanderte.

Ich war gerade am einschlafen, Rico, selbst lag schon lange schlummernd in meinem Arm, als ich Geräusche vor unserer Tür hörte. Vorsichtig löste ich mich von Rico und ging leise an die Tür. Mir kam das wie ein Dega-Vu vor.

Genau wie damals öffnete ich langsam die Tür und schaute hinaus. Auf dem Flur konnte ich niemanden entdecken. Mein Blick fiel automatisch auf den Boden, wo ich vor einem halben Jahr, schon einmal einen Zettel gefunden hatte.

Und sie da, es lag wieder einer da. Noch einmal schaute ich zu beiden Seiten, den Flur , keiner weit und breit. Ich hob den Zettel auf und ging zurück in unser Zimmer.

„Was ist?“, hörte ich Rico verschlafen murmeln.

„Da hat wer eine Nachricht für uns hinterlassen!“, antwortete ich.

Plötzlich war Rico hellwach und sprang aus dem Bett. Ich musste grinsen, den Rico hatte nichts an und stand völlig nackt vor mir. Ein herrlicher Anblick. Nach dem ich die Tür fest verschlossen hatte, machte ich das Licht an.

Beide drückten wir die Augen zusammen, bis wir uns an das Deckenlicht gewohnt hatten.

„Ist es von…?“, Rico brach seine Frage ab, als ich den Zettel auseinander faltete.

Ich lass mit kurz die Zeilen durch und schaute Rico an.

„Ich glaube, du sollest dein Vater anrufen, Angelo ist wieder in Italien“, sagte ich und ließ den Zettel auf den Tisch fallen.

Entgeistert nahm Rico den Zettel auf und lass selbst, was darauf stand.

„Na ihr zwei Lieben, damit hättet ihr wohl nicht gerechnet, so schnell wieder etwas von mir zu hören. Ach was sage ich da, ihr werdet es bald selbst zu spüren bekommen, ihr, die ihr mein Leben verpfuscht habt! Genießt eure letzten Tage miteinander! Angelo“

Rico hatte die Zeilen gelesen und ließ den Zettel ebenfalls auf den Tisch kleiden.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte er mich.

„Du ziehst dir erst mal was über“, sagte ich und tat das Gleiche.

Während wir uns anzogen, fiel unser Blick immer wieder auf das Schreiben.

„Ich geh erst mal zum Hauptmann, und anschließend zu Christoforo“, sagte ich.

„Ist es nicht noch ein bisschen früh?“, meinte Rico und schaute auf seinen Wecker.

„Ich fürchte ich kann damit nicht warten!“, sagte ich ernst, „ruf deinen Vater an, ich bin gleich wieder da.

Auf halben Wege bekam ich beklemmende Gefühle, meinte verfolgt zu werden. Laufend sah ich mich um, bis ich vor lauter Unachtsamkeit, mit Jemanden zusammenstieß.

„Langsam Lutz, was tust du um die Zeit hier?“

„Das könnte ich dich genauso fragen, Utz?“, sagte ich, als ich erkannte wer vor mir stand.

„Ich habe nach einem Patienten geschaut, und wollte mich gerade noch ein wenig hinlegen, und du?“

„Ich muss dringend zu Finder.“

„Muss sehr dringend sein, wenn du ihn, in dem Aufzug aus dem Bett holst.“

Auf meine Kleidung hatte ich nicht sonderlich gedacht, aber es war auch egal.

„Das kann ich jetzt nicht mehr ändern, wir sprechen uns später“, meinte ich zu Utz und lief weiter.

Vor dem Zimmer von Hauptmann Finder atmete ich noch mal tief durch und klopfte dann an. Es dauerte eine Weile, bis sich drinnen etwas rührte. Ich hörte Finder fluchen, anscheinend war er über etwas gestolpert.

Das Schloss ging und die Tür wurde aufgerissen.

„Lutz, sie? Was wollen sie um diese Zeit von mir?“, fragte er ziemlich sauer.

„Das hier“, sagte ich und hob ihn den Zettel unter die Nase.

Er lass sich die Zeile kurz durch.

„Ach du scheiße“, entwich es ihm, „ wann haben sie den bekommen?“

„Noch nicht lange her, er wurde vor unsere Tür gelegt.“

„Weiß Christoforo schon Bescheid?“

„Nein, ich gehe dann noch zu ihm.“

„Der wird sich freuen! Ich werde alles notwendige veranlassen und sie und Rico werden vorerst das Vatikansgelände nicht verlassen.“

Ich wollte schon ansetzen, aber er ließ mich nicht dazu kommen.

„Kein wenn und kein aber Lutz und nun gehen sie los und informieren sie ihre Eminenz.“

Ich verabschiedete mich und lief in den Track, in dem auch seine Eminenz untergebracht war. Auf dem Weg dorthin, begegnete mir kein Mensch, auch nicht als ich mir Zutritt in Christoforos Gemächer verschaffte.

Sein Sekretär schien fest zuschlafen und weil ich mich auskannte, ging ich direkt zum Schlafzimmer seiner Eminenz und klopfte leise an. Ein schwaches Herein war von drinnen zu vernehmen, so öffnete ich die schwere Tür.

Als ich eintrat, war ich doch ein wenig überrascht. Ich fand Christoforo nicht in seinem Bett vor, sondern er saß ich einem großen Ohrensessel direkt am Fenster.

„Lutz, wenn sie mich um diese Zeit aufsuchen, kann das nichts Gutes heißen“, meinte er.

„Sie haben recht eure Eminenz, ich kann die Nachricht nicht bis morgen zurückhalten.“

„Nachricht?“

Angelo… euer Sohn befindet sich wieder in Rom und ich befürchte er war auch schon hier im Vatikan.“

„Angelo?“

Trotz der schwachen Beleuchtung sah ich, wie das Gesicht von Christoforo sämtliche Farbe verlor.

„Seit ihr sicher?“

„Ich nickte.

„Wir haben diese Nachricht vor unserem Zimmer gefunden“, erzählte ich und reichte ihm das Stück Papier.

Er lass es anscheinend mehrere Male durch.

„Unverkennbar, das ist wirklich Angelos Schrift, ich werde mich mit dem Komisario der Municipale in Verbindung setzen. Hauptmann Finder möge so nett sein und die Wachen verstärken auch an den Seiteneingängen.“

„Ist das notwendig? Ich meine er will uns, da wird er schon seinen Weg finden.“

„Lutz, er wird sich nicht nur an ihnen rächen wollen, da bin ich mir völlig sicher.“

* * *

Schon etwas später beim Frühstücken wurde mir ein Zettel gereicht. Andrea erwartete uns bei der Bibliothek. Sie hatte ich in der Hektik völlig vergessen. Aber vielleicht brachte sie auch die Ruhe, die wir brauchten.

Ich brachte mein Geschirr zurück, als Rico mir über den Weg lief.

„Vater nimmt die nächste Maschine und kommt her und Finder hat die Wachen verstärken lassen und mit kompletter Montur ausstatten lassen“, sagte er leise zu mir.

„Auch die schweren Waffen?“, fragte ich.

„Ja, der Hauptmann meinte, das sei nötig!“

„Was machst du jetzt?“

„Ich wollte nur zu dir“, gab Rico als Antwort.

„Gut, dann gehen wir zu Andrea, sie wartet an der Bibliothek auf uns.“

„Wie kannst du jetzt an so was denken?“

„Ganz einfach, weil sie mir eine Nachricht zukommen lassen hat. Und es wird uns gut tun, ein bisschen Ablenkung zu haben.

Rico folgte mir schweigend zur Bibliothek, wobei mir jetzt auch nicht sehr nach reden war. Vor dem Gebäude wartete Andrea schon auf uns. Sie schien schon eine Weile da zu stehen, denn sie machte den Anschein zu frieren.

„Andrea, warum sind sie nicht hinein gegangen?“, rief ich ihr zu.

„Ich dachte, ich darf ohne Begleitung, das Haus nicht betreten.“

„So unmenschlich sind wir nun auch nicht, sie in dieser Kälte draußen stehen zu lassen.“

Sie verzog das Gesicht. Ich öffnete sie Tür und ließ sie hinein. Andrea lief als erstes zur Heizung, um sich aufzuwärmen.

„Wieso muss es auch so verdammt kalt sein“, meinte sie.

„Andrea, zügeln sie ihre Ausdrucksweise!“, sagte ich leise, nach dem ich bemerkt hatte, dass der junge Priester, der Dienst hatte, entsetzt den Kopf hob.

Sie schaute mich kurz an und fing dann an zu lächeln.

„Ich werde mir die größtmögliche Mühe geben“, gab sie zurück.

„Dann wollen wir mal!“, meinte ich und trug uns in die Liste ein.

Wenig später saßen wir alle, über den alten Schriften vertieft.

„Die Familie de Medici hatte wohl überall ihre Finger im Spiel“, kam es von Rico.

„Sie war eine große Banker Familie, sie finanzierte dort, wo sie glaubte immer gut verdienen zu können. Nicht umsonst sich sie in den Adel gehoben worden“, erklärte Andrea.

„Und sie denken, irgendwo etwas über das Geld zu finden?“, fragte ich.

„Ja, denn drei Päpste gingen aus dieser Familie hervor, Leo X, Clemens der VII und Leo der XI.“

„War nicht Clemens VII derjenige, der gestürzt wurde und in die Engelsburg floh?“, fragte Rico.

„Genau jener. Und später wurden sie unter Pius den X zu Großherzogen erhoben. Katharina und Maria Medici wurden durch Heirat beide zu Königinnen gekrönt.“

„Geld zu Geld“, meinte Rico und seufzte.

„Aber wo könnte dieser enorme Reichtum abgeblieben sein. Das Geschlecht starb mit Herzog Alessandro de Medici 1537 aus. Aber es geht aus keinen Unterlagen der Zeit hervor, wo das Geld abgeblieben ist.“

„Es gab keine Nachkommen?“, fragte ich Andrea.

„Schon, aber keine männlichen. Die aller letzte Aufgeführte, war 1716 die Großherzogin der Toskana, Anna Maria Louisa de Medici. Danach verläuft sich alles im Sand.“

„Also kann es trotzdem Nachkommen aus der Linie geben, nur keine Direkten?“, fragte ich.

„Das schon, der Name Medici, gibt es nach wie vor“, antwortete Andrea.

Ich schaute Andrea lange an und bekam den Gedanken nicht los, hier ein Nachfahre vor mir sitzen zu haben.

„Also ich finde hier nur von vielen Schenkungen der Familie etwas. Hauptsache Geld oder Schmuck, aber auch ein par Bilder sind darunter“, sagte Rico, der von seinen Schriften aufsah.

„Bilder?“, fragte ich und Andrea gleichzeitig.

„Ja!; antwortete er, der anscheinend nach einem Querverweiß im Regal weitersuchte. Und er wurde fündig und zog ein weiteres Buch heraus. Nach kurzer Suche sah er auf.

„Hier im Vatikan sind einige Familienbilder der Medicis eingelagert. Ich schreibe mir die Nummern heraus.“

„Gut, dann werden wir uns in das Lager begeben“, sagte ich und fing an meine Bücher wieder an ihren angestammten Platz zu verräumen.

„Und was erhoffen sie sich daraus?“, fragte Andrea.

„Das werden wir dann sehen!“

Nachdem ich uns abgemeldet hatte, liefen wir gemeinsam zum Bilderlager. Mir blieb nicht verborgen, dass sich mehr Wachpersonal auf dem Gelände in und um die Häuser befand. Andrea schien dies auch zu bemerken.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte sie.

Bevor ich antworten konnte, fiel mir Rico ins Wort.

„Das ist kurz vor Weihnachten immer so, da viele Fremde sich auf dem Gebiet vom Vatikan befinden“, sagte er.

Andrea schien dies zu glauben, denn sie hackte nicht weiter nach. Im Lager angekommen, trug ich uns wieder in die Liste ein und wunderte mich über einen Firmennamen, der direkt über unserem Eintrag stand, den ich noch nie gehört hatte.

„Und wo müssen wir jetzt hin?“, fragte Rico.

Ich nahm ihm den Zettel ab und ging zu dem Monsignore. Er konnte uns gleich Auskunft über die Bilder geben und so machten wir uns auf den Weg, denn das Lager schien entlos zu sein.“

„Willst du ein bestimmtes Bild sehen?“, fragte Rico.

„Ja, das von Anna Maria Louisa von Medici“, antwortete ich.

Rico sah die Nummern durch und zog schließlich ein Bild aus der Schutzhalterung.

„Aber das ist doch…“, Rico brach mitten im Satz ab.

„Genauso, wie ich erwartet habe, eine verblüffende Familienähnlichkeit, finden sie nicht Andrea?“

Andrea wurde rot, versuchte sich aber nicht herauszureden. Die Schönheit auf dem Bild sah Andrea zum verwechseln ähnlich.

„Das also ist der Grund, warum sie nach dem Geld suchen, sind sie überhaupt Historikerin?“, fragte ich, während Rico ,das Bild vorsichtig wieder auf seinen Platz schob.

„Das sieht alles anderst aus, als es ist. Ich bin Historikerin und nur durch Zufall darauf gestoßen, dass ich mit der Familie Medici verwandt bin. Es war nicht meine Absicht, mich mit irgendwelchen Reichtümern dieser Familie zu bereichern.“

Sie nahm ihre kleine Tasche hervor und zog eine kleine Schmuckschatulle hervor.

„Ich habe das von meiner Großmutter geerbt und wollte wissen, von wem das ist. Ich dachte, es könnte irgendwo erwähnt werden, denn meine Großmutter meinte zu mir, diese Kette wäre schon sehr lange in Familienbesitz.“

Sie öffnete die Schatulle und eine wunderschöne Perlenkette kam zum Vorschein.

„Und warum haben sie bei ihrer Anfrage, dass nicht einfach erwähnt?“, fragte Rico.

„Weil ich Angst hatte, nicht vorgelassen zu werden“, kam es knapp von Andrea.

„Wenn wir schon mal hier sind, können wir ja den Rest der Bilder anschauen“, meinte ich.

Rico nickte und zog eines nach dem Anderen aus dem Regal.

„Die Familie hat sich aber oft malen lassen“, sprach Rico, der langsam müde wurde, die großen Bilder aus dem Regal zu ziehen und wieder einzuräumen.

„Halt, schaut da!“, meinte Andrea.

Rico hielt ein großes Bild von Maria de Medici in der Hand, der späteren Königin von Frankreich. Andrea nahm die Kette vorsichtig aus der Schatulle und hob es gegen das Bild.

„Da haben wir ja die frühere Besitzerin“, sagte ich.

Ehrfürchtig schaute Andrea auf das Bild.

„Ob ich auch einmal so dick werde?“, fragte sie und lachte dann.

„Das haben sie alleine in der Hand“, meinte ich und sah zu wie sie die Kette zurück legte.

„Was werden sie jetzt mit der Kette machen?“, fragte Rico, nachdem er das Bild verräumt hatte.

„Ich weiß es noch nicht, vielleicht einem Museum zur Verfügung stellen, dass muss ich noch überdenken“, antwortete sie uns steckte die Schatulle wieder in ihre Tasche zurück, „aber ich denke, ich habe gefunden, was ich gesucht habe.“

Langsam liefen wir wieder zum Ausgang zurück, wobei mir eine offene Kiste auf dem Boden auffiel. Ich schaute kurz hinein und traute meine Augen nicht.

„Das gibt es doch nicht!“, sagte ich laut.

„Was?“, fragte Rico.

„Das verschwundene Christuskind!“

„Bitte?“

„Da liegt das verschwundene Christuskind aus der Krippe drin.“

Andrea und Rico traten zu mir.

„Monsignore, was tut diese Kiste hier im Bilderlager?“, rief ich laut.

„Die wurde vorhin, von einer Firma abgeliefert. Wieso fragen sie?“, kam es von ihm zurück.

„Wer hat sie abgeliefert?“

„Ein junger Mann“, antwortete er mir und der Monsignore beschrieb ihn kurz.

„Macht das ihr rauskommt, die Beschreibung passt genau auf Angelo!“, sagte ich hektisch und schob die Zwei vor mir her.

„Wer ist Angelo?“, fragte Andrea.

„Später, raus mit euch! Monsignore, verbinden sie mich sofort mit dem Büro von Kardinale Christoforo!“, rief ich.

Rico schob Andrea zur Tür hinaus. Der Monsignore gab mir den Hörer und ich gab ihm den Wink ebenso das weite zu suchen.

„Hier ist Korporal Stängel, ich muss dringend ihre Eminenz sprechen.“

„Diesen Wunsch kann ich euch nicht erfüllen Korporal, der Kardinal ist in einer Besprechung.“

„Wollen sie für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich sein?“, schrie ich ins Telefon.

„Einen Moment bitte.“

Ich hörte ein Klicken und wenige Sekunden später, meldete sich eine andere Stimme.

„Korporal Stängel, mit was haben sie meinen Sekretären nur so eingeschüchtert?“

Kardinale Christoforo war persönlich am Apparat.

„Eure Eminenz, es ist jetzt sehr wichtig, dass sie mir genau zuhören. Ich bin hier im Lager, wo die ganzen Bilder aufbewahrt sind. Durch Zufall bin ich auf eine Kiste gestoßen, in der das Christuskind, der Krippe lag.“

„Das ist doch schön Stängel, endlich haben wir unseren Heiland wieder.“

„Nicht wenn sie wissen, wer die Figur hier abgegeben hat. Die Beschreibung passt genau auf Angelo.“

Ein kurzes Schweigen, aber scharfer Atem war zu hören.

„Stängel verlassen sie umgehend das Gebäude und kommen zu mir, ich werde alles weitere veranlassen“, hörte ich Christoforos Stimme sagen.“

„Gut, werde ich machen!“

Ohne mich zu verabschieden, legte ich den Hörer auf und verlass ebenso das Lager. Vor dem Haus warteten Andrea und Rico auf mich.

„Was ist denn los Lutz, warum sollten wir das Gebäude verlassen?“, fragte mich Rico.

„Wenn es wirklich stimmt, dass Angelo diese Kiste angeliefert hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass keine Gefahr von der Kiste ausgeht!“, antwortete ich, „kommt mit, wir müssen zu Christoforo.“

Andrea hatte bisher geschwiegen. Rico hatte ihr in kurzer Zusammenfassung erzählt, wer Angelo war und warum er hier war. Wir betraten das Gebäude in dem sich Kardinale Christoforos Büro befand und stiegen die lange Marmortreppe hinauf.

Oben angekommen trat ich, ohne anzuklopfen, ins Büro ein. Hier schien das Chaos ausgebrochen zu sein. Es wimmelte von Menschen, wir wurden nicht mal bemerkt.

„Ah, Lutz, gut dass sie da sind“, hörte ich Christoforo aus dem Getümmel rufen. Augenblicklich war es ruhig im Vorzimmer, alle starrten uns an. Ich schaute kurz zu Rico und dann zu Andrea. Dann fiel mir ein, sie hatte sich in der Eile nicht an die Kleiderordnung gehalten, ihr Schal hing am Hals herunter, das Haar war offen.

„Kommen sie zu mir!“, forderte seine Eminenz uns auf.

Wir folgten ihm in seinen Raum und er schloss die Tür hinter sich.

„Dies hier scheint Signora de Nicoló zu sein?“, sprach er weiter.

Er hob seine Hand und Andrea küsste den Ring den er trug.

„Setzten sie sich mein Kind, und über die Kleiderordnung, sehen wir in diesem Durcheinander hinweg.“

Also hatte er es auch bemerkt, Andrea wurde rot.

„Wir haben nachgeforscht, die Firma gibt es überhaupt nicht und der angebliche Lieferant hat sich auch am Tor nicht ausgetragen.“

„Dann befindet er sich noch auf dem Vatikansgelände“, sagte ich.

„Ja! Und wenn er ein gutes Versteck hat, finden wir ihn auch nicht“, antwortete Christoforo ernüchternd.

Andrea räusperte sich, wir schauten sie an.

„Was ich nicht verstehen kann, woher wusste dieser Angelo, wo wir sind, wir haben uns doch erst kurzfristig dazu entschlossen in das Lager zu gehen.“

Ich hatte versucht den Namen Angelo, in der Gegenwart seiner Eminenz nicht zu erwähnen, nun hatte es Andrea getan. Kardinale Christoforo wollte gerade etwas sagen, als sein Telefon läutete. Er drehte sich kurz von uns weg und sprach sehr leise.

Er legte wieder auf und atmete kurz tief durch.

„Es war gut, dass sie das Lager schnell verlassen haben, Lutz. Die Corpo di Vigilanza hat gerade eine Bombe gefunden”, sprach er leise.

Corpo die Vigilanza, war der päpstliche Wachdienst, der neben der Schweizer Garde, auf den Papst aufpasste.

„In der Kiste?“, fragte Rico verwirrt.

„Nicht in der Kiste, er befand sich in der Figur.“

„Jetzt versteh ich noch weniger, woher er wusste, dass wir im Lager waren“, stammelte Andrea geschockt.

„Mein Kind, dass sie mit Stängel und Gschranz im Lager waren, war reiner Zufall. Ich denke eher, die Bombe war für die Einsegnung der Krippe gedacht, wo das obere Chor, der Schweizer Garde komplett vertreten ist, ebenso mehrere Kardinäle, meine Person eingeschlossen.“

Christoforo ließ sich schwer in seinen großen Stuhl fallen. Nach kurzem Überlegen kam ich zu einer Eingebung.

„Wenn die Bombe für die Krippe geplant war, dann muss sie einen Fernzünder haben und … Angelo in der Nähe sein, um ihn auszulösen.“

Kardinale Christoforo nickte mir zu.

„Ist es nicht möglich, per Ortung morgen Mittag, das Signal von Angelo zu empfangen?“, fragte Nico.

„Das werde ich gleich erfragen!“, sagte Christoforo.

Er tat mir leid, welche Schande musste es für ihn sein, dass sein eigener Sohn ihm nach dem Leben trachtete und zudem zum Schweigen genötigt. Er griff wieder nach dem Telefon und kurz darauf betrat jemand das Zimmer.

„Vizekorporal Gschranz wird ihnen alles weitere erklären“, meinte er zu dem Mann.

Mein Rico schaute dumm aus der Wäsche und ich musste grinsen. Er erhob sich und ging mit dem Mann nach draußen.

„So Signora de Nicoló, haben sie denn gefunden, nach dem sie gesucht hatten.“

Der Sprung war jetzt sogar für mich zu groß. Andrea brauchte kurz, um zu begreifen, was seine Eminenz wissen wollte.

„Ja, aber sicher doch.“

„Reisen sie heute dann wieder ab, oder darf ich sie morgen zur Krippensegnung herzlich einladen?“, fragte Kardinale Christoforo.

„Würde ich sehr gerne, wäre mir eine Ehre, diesem Zeremoniell beiwohnen zu dürfen.“

Christoforo stand wieder auf, wir ebenso.

„Passen sie bitte auf sich auf und Lutz, sie können mich weiterhin zur jederzeit anrufen oder aus dem Bett zu werfen!“

Ich lächelte und verließ mit Andrea sein Büro wieder. Im Vorraum fand ich Rico vor.

„Komm Kleiner, das Mittagessen ruft!“, sagte ich zu ihm.

„Wie kannst du jetzt ans Essen denken?“, fragte mich Rico.

„Ganz einfach, ich habe Hunger.“

Einer der Priester machte auf sich aufmerksam.

„Vizekorporal Gschranz, sie werden im Quartier erwartet, sie haben Besuch.“

„Danke, das wird Vater sein“, meinte Rico und ein Strahlen ging über sein Gesicht.

Ich war froh, dass sie wieder zusammen gefunden hatten, denn der Streit hatte Rico schon schwer belastet.

„Dann lauf schon mal los. Ich bringe noch Andrea zurück in ihr Quartier und komme dann nach“, meinte ich und schon war Rico verschwunden.

„Sie sind sehr enge Freunde“, stellte Andrea fest.

„Das kann man so sagen“, antwortete ich und ging nicht weiter darauf ein.

* * *

Ich hörte das herzhafte Lachen meines Schatzes, als ich in den Flur bog, in dem sich der Besucherraum befand. Die beiden saßen an einem Tisch am Fenster und tranken etwas.

„Lutz, schön dich zu sehen“, sagte Karl, als er mich bemerkte.

Er stand auf und umarmte mich zur Begrüßung.

„Das Leben mit meinem Sohn scheint dir ja zu bekommen, du siehst gut aus!“

„Ja, er passt auf, dass ich gut im Futter stehe und nicht vom Fleisch falle.“

„Ich muss ihn laufend zu Essen schleppen, sonst würde er vor lauter Arbeit nicht dazu kommen“, warf Rico ein.

Ich setzte mich zu den Beiden an den Tisch.

„Wo kommst du unter?“, fragte ich Ricos Vater.

„Oberst von Ganter war höchstpersönlich so nett, mich in eurem Gästequartier unter zu bringen“, antwortete Karl.

„Ganter persönlich?“, fragte ich erstaunt.

„Ja, anscheinend war niemand mehr greifbar, den er hätte verdonnern können.“

„Ihr kennt euch ja eh“, warf Rico ein.

Ricos Vater nickte.

„Und, wollen wir heute Abend irgendwo essen gehen?“, fragte Karl.

„Hauptmann Finder hat uns gebeten, den Vatikan nicht zu verlassen!“, sagte ich.

„Ach so, na denn, sitzen wir heut Abend ein wenig zusammen, oder?“

„Ja, gerne!“, meinte Rico.

Am späten Mittag im Zimmer…

„Hast du alles zusammen für morgen?“, fragte mich Rico.

„Ja, alles für die Uniform ist da. Wann treffen wir uns mit deinem Vater.“

„Ich weiß es nicht, er meinte von Ganter hätte ihn zum Abendessen eingeladen.“

„Das kann spät werden. Egal, er wird sich schon melden“, meinte ich und schaute zu Rico.

Er stand an dem kleinen Fenster und schaute nach draußen.

„He, was ist los mein Kleiner?“, fragte ich.

„Ach, ich weiß auch nicht.“

„Hast du Angst?“

„Schon ein bisschen“, antwortete er und drehte sich zu mir.

Ich sah wie Tränen an seinen Wangen herunterglitten.

„Rico, nicht doch…!“

Ich ging zu ihm hin und nahm ihn in meine Arme. Er vergrub sein Gesicht auf meiner Brust und ich streichelte ihn sanft durchs Haar.

„Lutz, ich habe da etwas für dich. Ich wollte es eigentlich dir erst Weihnachten geben, aber ich will es dir jetzt geben.“

Rico löste sich von mir und ging zu seinem Schrank. Er holte einen kleine Beutel heraus und reichte ihn mir. Etwas aufgeregt öffnete ich den Beutel und griff hinein. Ich bekam eine kleine Schachtel zugreifen und zog sie heraus.

Ich schaute kurz auf, Rico lächelte. Vorsichtig öffnete ich den Deckel und ein Wattebausch kam zum Vorschein. Nach dem ich den auch entfernt hatte, trieb es mir die Tränen in die Augen. Zum Vorschein kam ein goldener Ring.

Ich entnahm ihn der Schachtel und legte diese auf dem Tisch ab. Auf der Innenseite war etwas eingraviert und ich trat näher an das Licht heran. > Rico 06.05.2003 < Wieder schaute ich zu Rico, der etwas nervös mit verschränkten Armen vor mir stand.

„Das war der Tag, an dem du vereidigt wurdest!“, sagte ich und schob den Ring langsam an meinen Ringfinger.

„Der Tag, an dem ich mich in dich verliebt habe“, meinte Rico leise.

Ich trat zu Rico und bemerkte, dass er denselben Ring trug. Er legte seinen Arme um mich und zog mich zu sich heran.

„Ich liebe dich Korporal Lutz Stängel, Feldweibel in Spe.“

Ich musste lachen.

„Und ich liebe dich Vizekorporal Rico Gschranz, mein ein und alles!“

* * *

Ricos Vater war an dem Abend nicht mehr erschienen und Rico und ich lagen die ganze Nacht einfach nur beieinander und engumschlungen. Am nächsten Morgen machte sich Hektik breit. Schnell waren wir beide geduscht und angezogen.

Beim Frühstück trafen wir Karl und auch Andrea war anwesend. Es war eine lustige Runde und wir handelten uns einige böse Blicke des Gardekaplans ein, weil wir laufend lachen mussten. Gegen neun verabredeten wir uns bei der Krippe um den Feierlichkeiten bei zu wohnen.

Unruhig stand ich in der Reihe und sah aus dem Augenwinkel, wie Kardinale Christoforo mit Gefolge auf uns zu kam. Gleichzeitig salutierten alle Offiziere. Seine Eminenz stellte sich vor uns.

„Wie jedes Jahr kommen wir zusammen um die Krippe zu segnen“, kam es von Christoforo.

In diesem Moment kam ein junger Mann im Priestergewand zu Hauptmann Finder gelaufen.

„Lutz in Kardinale Christoforos Büro“, rief mir Finder laut zu.

Sofort wusste ich was er meinte. Das Signal, um die Bombe zu zünden kam aus Christoforos Raum. Ich rannte so schnell ich konnte, über den Platz hinein in das Gebäude, in dem das Büro sich befand. Mit gleich zwei Stufen auf einmal, hatte ich die große Marmortreppe schnell hinter mir. Plötzlich fiel draußen ein Schuss und ich rannte an ein Fenster.

Ich sah von oben wie Ricos Vater, mit gezogener Waffe, über den Platz rannte. Ich beeilte mich die Treppe hinunter zu kommen und wäre dabei fast gestolpert. Ich verließ das Gebäude wieder und nahm dieselbe Richtung die auch Karl eingeschlagen hatte.

Ich sah Ricos Vater in den Arkaden und wollte ihn rufen, als ich Angelo sah, wie er sich von hinten an ihn heranschlich. Mit einem gezielten Schlag und dem Griff seiner Pistole, raffte Angelo, Karl nieder.

Angelo versuchte über den Mauervorsprung zu fliehen. Ich rannte zu Ricos Vater, hob seine Waffe auf und setzte zur Verfolgung an. Angelo musste sich wirklich gut auskennen, denn er lief in den richtigen Weg hinaus.

Kurz vor ihm öffnete sich eine Tür und jemand trat heraus. Andrea! Angelo griff nach ihr, drückte sie vor sich und setzte seine Waffe an ihren Kopf. Inzwischen hatte ich ihn eingeholt und richtete die Waffe auf ihn.

„Waffe runter Lutz, oder die Kleine geht drauf“, schrie er.

Mittlerweile waren die anderen herangelaufen, aber ich hob die Hand, denn sie sollten Abstand halten.

„Angelo gib auf, du kommst hier nicht raus“, rief ich zurück und hielt immer noch meine Waffe auf ihn gezielt.

Er drückte die Waffe noch fester an Andreas’ Schläfe.

„Dann nehm ich sie halt mit mir“, schrie er und lief einen Schritt zurück.

Dann ging alles sehr schnell, denn Angelo hatte nicht mit der Gegenwehr von Andrea gerecht, die ihm erst mit ihrem Absatz auf den Fuß trat und dann mit dem Ellenbogen ihm fest in die Magengegend stieß.

Für Angelo kam das so verblüffend schnell, dass er keine Zeit mehr zum abdrücken hatte und vor Schmerzen aufschreiend nach hinten torkelte. Ich nutzte die Gelegenheit und drückte ab. Durch die Wucht meines Treffers wurde Angelo von den Beinen gerissen und nach hinten geworfen.

Andrea fiel mir in den Arm, ich dagegen hielt immer noch meine Waffe auf Angelo gezielt. Schmale Rauschschwaden stiegen aus dem Lauf, hervorgerufen durch die Kälte hier draußen. Ein paar Hellebarden und auch Urs kamen gerannt, entwaffneten Angelo.

Utz kam mit einer Tasche und grinste mich an, nach dem er, Angelo kurz beäugt hatte.

„Ein glatter Durchschuss am Arm“, rief er mir zu.

Langsam ließ ich die Waffe sinken und schob Andrea sanft von mir. Rico kam gerannt und fiel mir um den Hals.

„Ich hatte so Angst um dich Schatz!“, flüsterte er und gab mir einen kleine Kuss.

„Vizekorporal Gschranz, reis dich zusammen, es sind Leute anwesend“, sagte ich.

„Das ist mir egal, weiß doch eh jeder!“, gab Rico von sich und entließ mich wieder aus seinem festen Griff.

„Ihr beiden seit…?“, Andrea stockte der Atem.

„Ja, wir beide sind ein Paar!“, antwortete ich und beide hoben wir die Hand mit dem Ring am Finger.

Andrea fing laut an zu lachen.

„Und das hier im Vatikan!“, grölte sie.

„Omnai sunt possibilia credenti amore non vuol maestro!”

Ich drehte mich um Cardinale Christoforo war zu uns gestoßen.

„Bitte?“, fragte Rico.

„Dem Gläubigen ist alles möglich ein liegendes Herz braucht nicht angetrieben zu werden“, wiederholte sich Christoforo.

Ich musste grinsen und er schaute kurz zu Angelo hinüber.

„Er ist nur am Arm getroffen worden, aber er wird jetzt lange Zeit hinter Gittern kommen!“, sagte ich, wusste aber welche Gedanken Christoforo jetzt hegte.

Etwas Trauriges konnte ich in seinem Blick erkennen, aber auch Erleichterung. Er war genauso erleichtert, wie ich, dass nun alles sein Ende hatte.

„Es schneit!“, sagte plötzlich Rico.

Wir traten gemeinsam unter den Arkaden hervor.

„Ich glaube wir bekommen eine weiße Weihnacht!“, sagte Andrea.

„Das wäre schön!“, gab ich von mir, nahm Rico in den Arm und gemeinsam schauten wir in den Himmel den Schneeflocken entgegen.

„Eine Frage habe ich an sie Andrea, warum waren sie nicht bei der Einsegnung, sondern in ihrem Quartier?“, fragte ich.

Ich wollte ein Foto zur Erinnerung machen und ging noch einmal zurück zum Zimmer. Als ich den Koffer öffnete, fiel mir die Schatulle mit der Kette ins Auge und dachte, warum sollte ich sie nicht tragen, wenn nicht zu dieser Feierlichkeit!“

„Wegen einem Fotos?“, fragte Rico.

„Ja, nur wegen einem Foto“, antwortete Andrea und wir fingen an zu lachen.

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