Toscana einmal anders – Teil 3

Draußen hörte ich Tommy sprechen.

„Wo soll ich das Brett hinlegen?“

Seine Stimme klang traurig.

„Was ist passiert Tommy?“, hörte ich meine Mutter fragen.

Keine Antwort.

„Den Anzug bringe ich nachher vorbei.“

Dann war wieder Stille draußen.

Nach einer Weile, wo ich etwas ruhiger geworden war, hörte ich plötzlich Tommys Vater Richard.

„Wisst ihr was los ist?“

„Nein, er liegt auf unserem Bett und heult“, antwortete mein Vater.

„Unserer auch.“

„Schon der erste Streit?“

„Jetzt hört auf“, kam es von meiner Mutter.

„Stimmt, da ist bestimmt etwas anderes vorgefallen“, kam es von Marian.

Mütterliche Intuition dachte ich.

Als ich gerade dabei war, meinen Surfanzug auszuziehen, betrat meine Mum den Wohnwagen. Sie schaute mir in meine verweinten Augen und setzte sich neben mich.

„Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn liebe und er meinte nur das er noch an seinem Ex hinge,“ sagte ich und fing wieder an zu heulen.

Meine Mutter nahm mich in den Arm und strich mir übers Haar.

*-*-*

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn auf dem Radiowecker meiner Eltern konnte ich 19:13 lesen. In den Augen reibend richtete ich mich auf. Auf der Ablage fiel mir ein Umschlag auf. Es stand Andy drauf, aber die Schrift kannte ich nicht.

Ich öffnete ihn und zog ein Blatt heraus. Es schien aus einem Block herausgerissen zu sein, jedenfalls war er von Tommy. Ich atmete tief durch.

Hi Andy,

ich weiß ich hab mich wie ein Arschloch benommen, die Ohrfeige war verdient. Und ich müsste noch eine kriegen weil ich dich angelogen habe.

Ich habe Dennis nicht mit einem anderen erwischt, Dennis hat mit mir Schluss gemacht, weil ich nie für mich einstehe. Wenn es Probleme gibt, renne ich vor mir weg und beginne zu lügen, Ausreden zu suchen.

Und jetzt habe ich das bei dir wieder getan, als ich merkte wie sehr du mich liebst… habe ich einfach Dennis vorgeschoben. Ich habe einfach Angst vor der Verantwortung, die ich übernehme und sie nicht erfüllen kann und dich enttäusche.

Und jetzt, jetzt habe ich dich dermaßen verletzt, dass ich mich selbst dafür hasse. Ich hab dich weinen gehört, als ich dein Brett zurück brachte, es hat mir mein Herz zerrissen.

Was habe ich dir nur angetan… Andy ich weiß jetzt, dass ich dich liebe, gibst du mir noch mal eine Chance? Es tut mir so leid, dass ich jetzt erst auf den Trichter gekommen bin. Bitte hilf mir, damit umzugehen Verantwortung zu tragen!!

Wenn du natürlich nicht willst, verstehe ich das auch, nachdem was ich abgezogen habe.

In Liebe

Dein Tommy

Buh, das drückte wieder auf meine Tränendrüse. Er musste selber geweint habe als er das geschrieben, was einige verschmierte Buchstaben zeigten. Was sollte ich nur machen, er hatte mich angelogen, war aber so ehrlich um es zu zugeben. Ich musste lächeln. Oh mein großer dummer Tommy, ich weiß ganz genau was er füllte.

Ich weiß wie das ist, war bei mir am Anfang auch so, als ich bemerkte schwul zu sein, da war ich nicht anders. Ich steckte den Brief zurück, wischte meine Tränen weg und ging nach draußen.

Meine Eltern saßen beide auf ihren Stühlen und lasen in ihren Büchern. Sie schauten beide hoch.

„Und geht’s wieder?“ fragte mein Dad.

Ich nickte und lies den Brief ins Buch meiner Mutter gleiten. Ich lief hinüber zum Nachbarplatz. Tommys Eltern saßen ebenfalls vor dem Zelt, auch sie schauten zu mir auf.

Sie nickten, als ich mit dem Finger auf den Wohnwagen zeigte, sie wussten dass ich Tommy suchte. Katja saß auf dem Boden, spielte mit ihren Puppen und schenkte mir ein Lächeln, als wüsste sie was vorgefallen war.

Leise stieg ich in den Wohnwagen und fand Tommy auf dem hinteren Bett zusammen gekauert liegen. Er sah mich nicht, weil er mit dem Rücken zu mir lag. Ich setzte mich neben ihn und streichelte sanft über seine Schulter.

„Versprich mir, so etwas nie wieder abzuziehen, sonst weiß ich wirklich nicht was ich tue“, begann ich sanft.

Er fuhr zusammen, denn er hatte wohl nicht mit mir gerechnet. Als er sich um drehte schaute ich in seine verweinten Augen.

„Tommy, ich versteh dich nicht, du hättest mir das alles sagen können. Ich hätte das doch verstanden. Du brauchst doch nicht lügen um irgendetwas Peinliches zu überspielen.“

„Du bist mir nicht mehr böse?“

„Doch bin ich schon, aber nur weil du kein Vertrauen zu mir hast.“

Ich strich ihm über die Wange.

„Tut es noch weh?“

„Nein nicht mehr, aber ich hab es ja wohl verdient.“

„Sorry vielleicht, aber ich hätte auch nicht gleich so ausrasten sollen, ich kam mir halt nur verarscht vor.“

Tommy senkte wieder seinen Blick.

„Nein Kleiner, schau mich an.“

Er hob wieder seinen Kopf.

„Versprich mir das so etwas nie wieder vorkommt, okay?“

„Ja okay.“

„Und wenn du Probleme hast dann komm zu mir, dafür bin ich da! Das stehen wir gemeinsam durch.“

Tommy nickte und ich sah, dass er wieder anfing zu weinen.

„Kein Grund zum Weinen Tommy, ich liebe dich nach wie vor und werde auch nichts daran ändern.“

Ich beugte mich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss.

„So ich geh jetzt rüber etwas essen und nachher machen wir noch was zusammen.“

„Ja gut“, sagte Tommy und versuchte ein bisschen zu Lächeln.

„So gefällst du mir wieder besser.“

Ich gab ihm noch mal eine Kuss und verlies den Wohnwagen wieder. Tommys Eltern schauten mich erwartungsvoll an. Ich lächelte sie an und sie atmeten tief durch.

„Sohnemann, du hast ein wahnsinnig großes Herz“, kam es von meinem Vater.

Er hatte wohl auch den Brief gelesen.

„Das habe ich von euch geerbt und ihr seid wohl die besten Eltern, die man sich wünschen kann“, meinte ich und umarmte meinen Vater.

„Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder“, kam es von meiner Mutter, wir fingen alle an zu lachen.

*-*-*

Irgendwann später saß ich mit Tommy am Strand, er lag zwischen meinen Beinen und hatte sich an mich gelehnt. Er hatte die Augen geschlossen und genoss einfach meine Nähe. Irgendwo in unserer Nähe spielte ein Radio >Forever and for allways< von Shania Twain. Tommy spielte liebvoll mit meinen Fingern.

Ich sah aufs Meer hinaus und beobachtete die Wellen, den Nebel der langsam aufstieg und die untergehende Sonne in einem goldenen Schein wirken lies. Entrückt aus dieser Welt, träumte ich mit Tommy der Nacht entgegen.

„Stören wir?“

Ich wurde aus dem Gedanken gerissen, denn ich hatte die anderen nicht bemerkt. Ich schüttelte den Kopf. Sie setzten sich alle neben uns und sahen zu wie die Sonne langsam im Meer verschwand.

Die Romantik dieses Augenblicks wollte ich nicht missen, eng aneinander gelehnt saßen wir alle da und schwiegen. Jeder hatte bestimmt seine eigenen Träume, so wie ich mit meinem Tommy. Diesen Augenblick festhalten und stehen lassen, das war wohl der Wunsch von uns allen.

*-*-*

Ich wachte durch das Vogelgezwitscher auf und war froh Tommy in meinen Armen zu spüren, das gestern hatte mir doch schon sehr zu gesetzt. Aber ich wollte verzeihen und vergessen.

Zärtlich strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Ich ließ meine Blicke auf dem schlafenden Gesicht von Tommy ruhen. Sanft fuhr ich mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichtes nach, bis sich sein Mund zu einem Lächeln formte.

„So jeden Morgen geweckt zu werden, finde ich traumhaft“, sagte er und öffnete seine Augen.

Er hatte die Nacht unruhig geschlafen, ich wurde ein paar Mal wach. Das Gestern erlebte hatte ihn wohl auch im Traum verfolgt. Aber jetzt lag er ganz ruhig in meinem Arm.

Ich verlor mich fast in diesen Augen, die mich anstrahlten und beugte mich hinunter um ihn zu küssen. Seine Lippen waren weich und warm. Ich knabberte an seiner Unterlippe, worauf er zu kichern begann.

„Das kitzelt“, meinte er nur bevor ich mich wieder in einem Kuss verlor.

„Wenn die Herren, dann genug gekuschelt haben, könnten wir endlich frühstücken, denn wir wollen noch einkaufen gehen, bevor es wieder zu heiß wird.“

Typisch mein Vater, und das gerade in so einem Moment. Ich schälte mich aus der Decke und zog den Reißverschluss meines Zeltes nach oben. Als ich rausschaute erwartete mich eine Überraschung.

Unsere Eltern hatten die Tische zusammengestellt, und frühstückten gemeinsam.

Auch eine Lösung, dachte ich. Ich krabbelte wieder zurück zu Tommy, der seinen Kopf aufgestützt hatte und mich ansah.

„Wir werden wohl aufstehen müssen, die warten auf uns“, sagte ich.

„Die?“

„Ja schau es dir selber an.“

Dazu kam Tommy aber nicht, ein kleiner Wirbelsturm kam hereingefegt.

„Morgen ihr zwei, steht endlich auf“,,“ kam es von Katja, die sich auf Tommy schmiss und ihn abbusselte.

„Katja hör auf, das kitzelt.“

Ich schaute diesem Schauspiel ermuntern zu, bis Katja plötzlich abließ und auf mich zustürmte. Ich wurde ebenfalls mit Küssen im Gesicht überdeckt.

„Katja komm endlich, dein Brötchen fertig essen“, hörten wir Marian rufen.

Als Tommy aus dem Zelt stieg staunte er nicht schlecht, als er die zusammen stehenden Tische sah.

„Kommt ihr zwei mit, oder habt ihr schon was vor?“, fragte meine Mum.

„Also ich würde gerne da weitermachen wo wir gestern aufgehört haben“, sagte Tommy gedankenverloren.

Richard verschluckte sich und unsere Mütter erstarrten, nur mein Dad grinste. Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ich glaube mein Dad ist ein ganz schönes Ferkel, wenn es um Hintergedanken geht.

Tommy schaute sich um.

„Ich möchte gerne weiter surfen lernen“, meinte er, „oder was denkt ihr schon wieder.

Jetzt musste ich ebenfalls breit grinsen.

*-*-*

Tommy kam an den Strand gelaufen, ausgestattet mit einem kurzen Surfanzug.

„Den hat Papa für mich ausgeliehen“, hörte ich ihn rufen.

Er hatte sogar seinen Verband ab. Nur eine leicht gerötete Stelle erinnerte an die Qualle. Wie ein Profi hatte er das Oberteil des Surfanzuges offen und ließ es runterhängen. Die Haut seiner Muskeln glänzten in der Sonne, ich begann fast zu sabbern.

„Warum schaust du mich so an?“ fragte Tommy.

„Weißt du wie verdammt gut du aussiehst? Das Teil steht dir verdammt gut.

„Ja weiß ich“, grinste er und gab mir einen Kuss.

Ein junges Pärchen das neben uns lag, lächelte uns an.

„Chrisi und Gregor sind schon draußen,“ sagte ich und zeigte auf die zwei Segel auf dem Meer, „und für dich habe ich eine Überraschung. Das hab ich für dich ausgeliehen.“

Neben meinem Brett lag noch eins, zwar ein Anfängerbrett, aber genau das Richtige für Tommy, mit einem kleinen Segel.

„Für mich?“

„Ja, oder siehst du noch jemand. Sieh zu, das du es ins Wasser bringst, Dirk und die anderen beiden kommen auch gleich mit ihren Brettern, oder willst du seinen doofen Sprüche, für deine Surfkünste ertragen?“

„Nein danke.“

Tommy war selber überrascht, dass es mit diesem Brett leichter ging, als mit Meinem. Wenig später waren wir alle draußen und jagten über die Wellen, Tommy fiel zwar noch oft ins Wasser, aber er schaffte es jetzt auch, größere Strecken ohne Sturz zu bewältigen.

Wir machten eine kleine Pause. Jeder hielt das Brett des anderen fest, so entstand eine kleine Insel.

„Und wie sieht es bei euch beiden aus, alles geklärt?“, fragte Chrisi.

Mich wunderte überhaupt, dass noch niemand früher gefragt hat.

„Ja, es ist alles wieder in Ordnung“, sagte ich und lächelte dabei Tommy zu.

„Hey schaut mal an den Strand, da sind neue Gesichter“, kam es von Dirk.

„Du meinst wohl Frischfleisch für dich“, sagte Jessica und spielte auf den großen Jungen an.

Wir mussten lachen

„Sind gestern gekommen, mit dem Pulk Holländern“, sagte Gregor.

„Aha, der Herr hat seine Fühler auch schon ausgestreckt“, kam es von Lisa, „ich denke dir gefällt die Rothaarige.“

Gregor wurde rot.

Als wir nah genug am Ufer waren zogen wir unsere Bretter heraus. Total geschafft ließen wir uns erst mal auf unseren Tüchern nieder. Tommy lehnte sich an mich und ich nahm ihn in den Arm.

„Oh Gott, wo sind wir hier hingeraten. Kinder schaut nicht hin, das sitzt nur Abschaum,“ sagte ein Mann, der hinter den drei Jugendlichen stand.

Gregor sprang verärgert auf und rannte zu dem Mann.

„Wie haben sie mich gerade genannt“ fragte er erzürnt, „Abschaum? Darf ich fragen warum?“

Der Mann wurde rot im Gesicht.

„Stört sich das nicht, dass da… zwei Jungs sich umarmen?“

„Wieso sollte mich das stören?“

„Das ist doch widerlich?“

„Wenn hier eins widerlich ist… ist das ihr Verhalten!“, sagte Gregor sauer.

Wir waren mittlerweile alle aufgestanden. Die zwei Mädchen und der Junge schauten betroffen zu Boden.

„So nun auch noch frech werden, ist ja auch nicht anders zu erwarten, wenn man sich mit so was rumtreibt.“

„Irgendwelche Schwierigkeiten“, fragte Gregors Vater, der mit meinem Dad am Strand auftauchte.

„Ja Dad, der Mann hat uns gerade Abschaum genannt.“

„Aha, und warum, wenn ich fragen darf?“

„Sie dulden, dass ihr Sohn mit diesen Perversen verkehrt.“

„Sie nennen meinen Sohn einen Perversen,“ mischte sich nun mein Vater ein, „wo hat man sie denn her, ein Fossil aus dem zweiten Weltkrieg?“

Ich musste grinsen, als mein Vater das gesagt hatte, aber Tommy knuffte mir in die Rippen, ich versuchte wieder ernst zu werden. Tommy ging auf den Mann zu. Der wich ein wenig zurück.

„Warum haben sie Angst vor mir?“ fragte Tommy.

„Du hast doch sicherlich was ansteckendes, wie alle Schwule… Aids oder wie man so was nennt“

„Erst mal guter Mann ist Aids nur beim Austausch von Flüssigkeiten übertragbar, sprich wenn ich mit meinem Freund schlafe.“

Dirk prustete los und ich war stolz auf meinen Kleinen, wie er es rüberbrachte.

„Und außerdem ist es nachgewiesen, das mehr Heterosexuelle an Aids erkrank sind als Schwule.“

„Das hat gesessen“, sagte Lisa zu mir.

„Onkel Harn ich finde es nur peinlich wie du dich hier aufführst, ich hab Papa gleichgesagt, es geht nicht gut wenn ihr mitkommt“, sagte eines der Mädchen.

„Da hört doch alles auf“, meinte der Mann.

„Ich muss Adriana recht geben, ich werde gleich zu Papa gehen und ihm erzählen, was du hier aufführst und dann kannst du gehen oder ich fahr mit meinen Schwestern per Zug heim, weil mit mir willst du dann sicherlich auch nicht deine Zeit verbringen, ich steh nämlich auch auf Jungs“, meldete sich nun auch der große Junge zu Wort.

Dirk warf mir einen vielsagenden Blick zu. Mittlerweile hatte sich eine kleine Menschenmenge um uns versammelt.

„Ich würde ihnen ebenfalls empfehlen ihre Sachen zu packen und sich einen anderen Campingplatz zu suchen, weil hier sind sie nicht erwünscht,“ meinte mein Vater und erntete sogar Applaus.

Total bleich verließ der Mann uns.

„Es tut mir leid was mein Onkel da losgelassen hat, ich kann mich nur für ihn schämen“, sagte das eine Mädchen und streckte Tommy die Hand zur Entschuldigung an, „Adriana ist mein Name.“

„Tommy heiße ich“, und schüttelte ihr die Hand, „seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen, aber seine Freunde!“

Mein und Gregors Vater waren wieder abgezogen und unsere Truppe stand auch wieder alleine da. Ich hatte mich zu Tommy gestellt.

„Das ist also dein Freund, mein Bruder Phil sucht immer noch,“ sagte Adriana und strecke auch mir die Hand entgegen.

Phil nickte mir zu.

„Warum seid ihr alle so schüchtern?“, fragte Chrisi, „wir begrüßen uns normalerweise anders.“

Ich musste grinsen, wie alle anderen auch.

„Ich heiße Chrisi“, setzte sie nach und nahm Adriana in den Arm und gab wie sie es gewohnt war rechts und links ein Küsschen.

Nun fing eine wilde Begrüßungsszene an. Phil wurde rot, als er von mir und Tommy in den Arm genommen wurde.

„Tja, jetzt bist du nicht mehr alleine“, lies Dirk verlauten, „wir sind jetzt zu viert hier vertreten,“ sagte er und legte noch mehr Tuntengehabe auf, worüber alle Lachen mussten.

„Komm setzt euch zu uns, damit wir uns besser beschnuppern können“, sagte Lisa und zog die jüngste der drei, Brigit hieß sie, zu unseren Liegeplatz.

Wir saßen schon eine ganze Weile, bis ein Ehepaar auftauchte.

„Kinder was ist passiert“, fragte der Mann.

Phil stand auf und sagte etwas auf Holländisch, was wir nicht verstanden. Die beiden schauten uns schockiert an. Die Frau wandte sich zu uns.

„Es tut mir leid, wie sich mein Bruder euch gegenüber benommen hat,“ sagte sie.

„Schon vergessen, sie können ja nichts dafür,“ antwortete ich und war aufgestanden.

„Sind sie weg?“, fragte Brigit.

„Ja, haben zusammen gepackt und sind wieder abgereist“, sagte der Vater, und ich denke, wir werden ihn nicht mehr so schnell sehen.“

Adriana war aufgestanden und stellte uns nacheinander vor.

„Ich bin froh Kinder, dass ihr so schnell Anschluss gefunden habt“, sagte die Frau.

„Suchen sie auch Anschluss, ich wüsste da jemand, der sie bestimmt gerne kennen lernen möchte“, kam es natürlich vorlaut von unserer Chrisi.

Die beiden nickten.

„Gut ich würde sagen wir treffen uns dann alle nachher um Drei an der großen Terrasse“, sagte Chrisi und ich war erstaunt, wo sie immer soviel Mut hernahm um so aufzutreten, Chrisi eben.

Ich wandte mich an Tommy.

„He Kleiner ich bin stolz auf dich.“

„Wieso?“

„Hast du vorhin nicht gemerkt, wie du für uns eingestanden bist? Du hast Verantwortung übernommen und das ganz alleine.“

Er setzte wieder dieses Ich-schmelze-dein-Herz-Lächeln auf.

„Da siehst du mal, was du in mir bewirkst mein Schatz.“

Es folgte ein Kuss.

Ich merkte wie Phil, ganz verschüchtert guckte.

„Gefällt er dir Andy?“, fragte mich Tommy leise.

Erstaunt schaute ich ihn an.

„Wie kommst du da drauf, Kleiner ich liebe nur dich und hab auch nur Augen für dich, ich hab nur bemerkt, wie verschüchtert uns Phil grad beobachtet hat.“

„Du meinst also, wir sollten uns um ihn kümmern?“

„Inwiefern kümmern“, fragte ich.

„Das er seine Schüchternheit verliert.“

Tommy grinste dabei frech.

„Ach so, stimmt Holländer sollen sehr gut im Bett sein“, sagte ich und merkte, dass Tommy mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.

Ich hatte ihn grad mit den eigenen Waffen geschlagen. Er verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und fing das Husten an.

*-*-*

Später an der Terrasse, war es wieder Chrisi, die, die Eltern von Phil, Brigit und Adriana, bei unseren Eltern vorstellten, wir verzogen und dagegen auf unsere kleine Plattform.

Wir mussten nun anbauen, sonst reichte der Platz nicht mehr. Gregor und Dirk brachten noch Stühle mit rauf und nach dem wir alle unsere Getränke erfuhren wir ein wenig mehr über unseren Neuzugang.

Phil war schon zwanzig, obwohl ich ihn eher für siebzehn oder so bei seinem Aussehen gehalten hatte. Er war wie Tommy Strohblond, mindestens 1,95 groß und braungebrannt, sein Körper war muskulös. Adriana war siebzehn, ebenfalls blond einen Kopf kleiner als ich und Brigit sechzehn und somit mit Lisa die jüngste in unserem Kreis.

Es bildeten sich kleine Gesprächsgruppen.

„Und wie lange seid ihr schon zusammen?“, fragte Phil mich und Tommy.

Tommy schaute auf die Uhr und meinte, „drei Tage, fünfzehn Stunden, vierundzwanzig Minuten und ..10 Sekunden.“

Ich fing laut an zu lachen.

„Also noch ganz frisch verliebt?“ fragte Phil, was ich nur bejahen konnte.

„Ich bin schon zwei Jahre solo, nach dem letzten Reinfall, wollte ich nicht wieder so schnell einen Freund“, erzählte Phil.

„Was war passiert?“, fragte Tommy neugierig.

„Mein Ex meinte er hat sich wohl geirrt, er hätte doch mehr Interesse an Mädchen, er wäre in Adriana verliebt. Wir haben ihn dann beide in den Wind geschossen.“

„Das ist derb“, sagte Dirk, der die Unterhaltung mitbekommen hatte.

„Ja, besonders weil wir drei Jahre fest zusammen waren.

„Wow so lange? Da hab ich ja noch einiges vor mir“. kam es von Dirk.

„Wieso?“

„Mein Freund und ich sind erst vier Monate zusammen.“

„Und wie sind eure Pläne?“ fragte Phil dann uns wieder.

„Erst mal diesen Urlaub genießen, dann sehen wir weiter“, meinte ich, was Tommy mit einem Lächeln bestätigte.

„Und wie macht ihr das mit der Entfernung?“

Ich wusste was Phil meinte.

„Kein Problem, wir wohnen alle hier recht dicht beieinander, Tommy und ich sogar in Bochum.

„He, das finde ich gut, wir wohnen dicht hinter der deutschen Grenze nähe Aachen.“

„Auch nicht weit weg von uns.“

„Du Phil, Chrisi fragt gerade, ob wir Lust hätten, nächsten Mittwoch mit auf die Insel Elba zu fahren, also nur wir ohne Eltern“, rief Adriana.

„Gerne und unsere Eltern haben bestimmt nichts dagegen, wenn ich mitgehe.“

Spät am Abend kroch ich müde ins Zelt. Tommy folgte nur wenig später.

„Du Andy?“

„Ja?“

„Ich will dir ganz gehören?“

„Wie.. was..?“

„Schlaf mit mir?“

„Bist du dir auch ganz sicher“, fragte ich.

„Noch nie war ich so sicher.“

„Das kann aber wehtun.“

„Geht es mit dem besser?“

Tommy hielt mir eine Tube Gleitgel unter die Nase.

„Du hast an alles gedacht.“

„Und was meinst du?“

„Aber nicht hier, ich kann nicht garantieren, das ich leise bin.“

„Strand?“

„Ja komm.“

„Tommy aufstehen… wir liegen immer noch am Strand, wir sind eingeschlafen.“

Tommy streckte sich neben mir.

„Noch fünf Minuten, bitte.“

„Thomas, steh bitte auf, wir liegen hier beide noch nackt am Strand.“

Das hatte gewirkt, Tommy saß kerzengrade neben mir. Er sah an sich hinunter.

„Ich bin wirklich nackt“, sagte er noch total benommen.

„Was denkst du denn, wir sind anscheinend heut nach hier eingeschlafen, nachdem wir…“

„Uns geliebt haben“, meinte Tommy und schmiegte sich an mich.

Anscheinend kam die Erinnerung zurück.

„Wie wäre es, wenn wir uns jetzt anziehen, bevor hier noch jemand vorbeikommt.“

Also standen ich und Tommy auf und zogen unsere Shirts und Schlafhosen an. Gerade rechtzeitig noch, denn am Tor erschien eine ältere Frau. Sie zog ihre Schuhe aus, und ging ins Wasser ein paar Runden schwimmen.

„Da haben wir grad noch mal Glück gehabt“, meinte Tommy.

„Du Tommy, könntest du die Worte von heute nacht wiederholen?“, hauchte ich ihm ins Ohr.

„War ich überhaupt in der Lage was zu sagen?“, fragte Tommy und grinste, „ich weiß nur dass ich mir die Seele aus dem Leib geschrieen habe, weil ich’s so geil fand.“

„Ja, wir können froh sein, dass die Brandung heute Nacht so laut war, sonst hätte es hier einen Menschenauflauf gegeben.“

„Du redest grad so, als hättest du gar nichts von dir gegeben“, meinte Tommy und legte seine Arme um mich.

„Na egal, wenn du mir es nicht mehr sagen willst.“

Tommy nahm mit seinen Händen mein Gesicht.

„He mein Großer, war Spass, ich weiß was du hören willst.“

Er schaute mit tief in die Augen.

„Andy, ich liebe dich über alles“, sagte er leise und gab mir einen Kuss, „ja ich die liebe dich, das ist mir klar geworden, denn ich möchte nicht mehr ohne dich sein.“

Ich wollte gerade etwas erwidern, als er mir seinen Finger auf den Mund legte.

„Jetzt bin ich dran, mein großer, starker Held. Ich liebe dich, weil du mich nicht im Stich gelassen hast, als ich das bei dir tat, ich liebe dich, weil du der Erste bist, der mich so liebt wie ich bin. Ich liebe dich, weil du mich nicht ändern möchtest, ich liebe dich, weil du einfach das Süßeste bist, was mir je untergekommen ist.“

Mir lief eine Träne über die Wange, die Tommy mit dem Daumen wegwischte.

„Wow, ich erlebe meinen Großen das erste Mal richtig sprachlos.“

Ich schluckte, und fiel Tommy um den Hals.

„Ich liebe dich auch Tommy, mit jeder Faser meines Körpers.“

„Das hast du mich heute Nacht spüren lassen“, meinte Tommy und strich mir durchs Haar.

„Das war keine Faser!“, meinte ich grinsend

„Ihr seid aber schon früh auf.“

Es war Phil, der hinter uns auftauchte. Wir standen da und begannen breit zu grinsen. Phil schaute uns genauer an.

„Oder wart ihr gar nicht…?“

Tommy schüttelte den Kopf. Phil begann breit zu grinsen.

„War es wenigstens schön?“, fragte er.

Tommy ging zu ihm hin, gab ihm einen Kuss auf den Mund.

„Und wie!“

Phil fiel die Kinnlade in den Sand, und ich begann laut zu lachen.

„Tommy höre auf Phil den Kopf zu verdrehen, er ist ja schon richtig wirr.“

„Sorry war keine Absicht, aber er sieht schon scharf aus mit seiner knappen Shorts und der mächtigen Beule.“

Phil wurde knall rot und ich konnte mich vor lachen nimmer einkriegen.

*-*-*

Später am Strand hatten wir alle keine so richtige Lust etwas zu machen, alle lagen nur faul in ihren Matten. Es war auch nicht normal, das so früh es schon so heiß war, die Sonne brannte unerbittlich.

„Geht heute Abend jemand mit auf die Strandparty?“, fragte Chrisi.

„Welche Strandparty?“, fragte Adriana, die in Gregors Armen ruhte.

„Jedes Jahr an diesem Wochenende findet hier von der benachbarten Bar, eine große Strandparty statt. Und am Schluss gibt’s ein großes Feuerwerk auf dem Meer draußen“, erklärte Dirk.

„Bisher waren wir auch immer mit unseren Eltern dort“, sagte Jessica.

„Wird dieses Jahr auch nicht anders“, meinte Lisa.

„Und was gibt’s da so?“, fragte Tommy.

„Vor allem gute Musik, alles aktuelle, was bei uns zu Hause auch so läuft. Lagerfeuer am Strand, sogar coole Drinks für uns, auch wenn kein Alk drin ist, schmecken sie super gut“, meinte Chrisi.

„Also ich gehe auf alle Fälle wieder hin, schon alleine wegen dem Tanzen am Strand, das möchte ich mir nicht entgehen lassen“, sagte ich.

„Du tanzt gerne?“, fragte Tommy.

„Und wie, daheim habe ich nicht so die Möglichkeit, weil ich eigentlich nicht so ein Discogänger bin.“

„Tanzt du auch mit mir?“

„Wenn es sein muss…“, antwortete ich mit einem frechen Grinsen.

„Och ich kann auch mit Phil tanzen“, feixte er zurück.

„Da muss ich dich enttäuschen, ich bin kein guter Tänzer“, kam es von Phil.

„Keine Sorgen Brüderchen, dann ist es ja dunkel, da sieht es fast keiner“, kam es von Brigit grinsend.

„Ich für meinen Fall geh jetzt erst mal ins Wasser, sonst schmelze ich hier noch dahin“, sagte ich.

„Wieso? Ist Tommy so heiß?“ fragte Dirk.

Tommys Kopf lag auf meinem Bauch. Ich wollte gerade kontern, als Tommy mir ins Wort fiel.

„Mein lieber Dirk, natürlich bin ich heiß, was denkst du denn. Aber in den Genuss wirst du ja nie kommen, der ist meinem Andy vorbehalten.“

Tommy tuckte so sehr rum, dass auch ich schallend laut anfing zu lachen. Wir stürmten alle ins Wasser, wobei sich einige Leute aufregten, über den Sand den wir beim Rennen aufwarfen. Aber das hörten wir schon nicht mehr und genossen das kühle Wasser.

Jens hatte einen Ball mitgenommen, so waren wir schnell dabei Wasserball zuspielen.

„Hallo Leute“, schrie jemand vom Strand.

Tommy stupste mich an.

„Wer ist das?“

„Mensch ich wird verrückt, da ist Kuki, Leute schaut mal Kuki ist da“, rief ich.

Da stand Kuki, mit ihren rot leuchtenden Haaren und winkte wie eine Wilde. Natürlich gab es eine wilde Begrüßung, so dass Kuki am Schluss tropfend nass bei uns stand.

„Wir dachten, du könntest nicht kommen?“ sagte ich.

„War Fehlalarm, bei meiner Mutter, sie war nur überarbeitet, so sind wir halt fünf Tage später gefahren. So und nun stellt mir aber hier mal die Andren vor“, sagte sie.

„Das hier ist Phil, seine Schwestern Brigit und Adriana. Und dieser gutaussehende junge Mann ist Tommy“, sagte Chrisi und legte ein unwiderstehliches Lächeln auf.

„Da steigen ja meine Chancen wieder“, sagte Kuki frech.

„Da muss ich dich wohl enttäuschen, Kleine“, fing ich an.

„Wieso?“

„Tommy ist meiner“, sagte ich stolz und legte den Arm um ihn.

„Und Phil ist der vierte Schwule in unserem Bunde“, kam es von Dirk.

„Oh Menno, könnt ihr nicht mal Jungs in die Clique aufnehmen, die was für mich sind, muss ich mich wieder an Gregor halten?“

„Zu spät, Kuki. Den hat sich schon Adriana geangelt, vielleicht reist ja noch jemand an“, grinste Chrisi.

„Da kann ich mich ja gleich in die Fluten stürzen“, sagte Kuki, gespielt empört.

Das war das Stichwort für mich und Gregor. Wir packten Kuki, und sie flog schreiend ins Wasser

„Ich gehe wieder ins Wasser, ihr auch?“, fragte Jens.

Alle folgten ihm. Ein wenig später im Wasser ließen wir uns alle treiben und unterhielten uns.

„Also rein statistisch gesehen, müssten hier normalerweise mehr Brüder sein, keine Schwestern“, sagte Kuki.

„Wie meinst du das?“, fragte Lisa.

„Es heißt immer es gäbe nur zehn Prozent Schwule, dass ist hier aber absolut überboten.“

„Ich find es einfach nur cool“, kam es von meinem Kleinen, „so wohl wie hier bei euch habe ich mich noch nie gefühlt.“

„So gesehen, müssen wir also noch jemand für Phil und jemanden für Kuki finden, dass sich alle Wohl fühlen?“ kam es mal wieder von Dirk.

„>So gesehen< stehen die Chancen nicht mal schlecht, dass ich jemand Neues kennen lerne. Ist heute Abend nicht wieder die Strandparty angesagt?“, fragte Kuki.

„Wie drückt sich das in Prozent aus, mit deinen Chancen?“ fragte Dirk.

Und bevor Kuki antworten konnte, fingen wir an zulachen und sie merkte, dass Dirk sie wieder nur verschaukeln wollte. Tommy drehte sich zu mir und nahm mich in den Arm.

„Redet sie immer soviel?“ fragte er.

„Daran musst du dich wohl oder übel gewöhnen, sie ist jetzt sogar noch richtig friedlich“, antwortete ich und grinste.

„Tommy!“

Es war Katja, die mit Schwimmflügel an den Armen.

„Bleib da, ich hole sie“, meinte ich zu Tommy und schwamm Richtung Katja an den Strand zurück.

Tommy schenkte mir dafür ein Lächeln.

„So Katja, ich nehme dich jetzt Huckepack und draußen kannst du auf Jessicas Matratze setzen.“

„Au ja“, kam es von Katja.

Ich ging in die Knie und Katja kletterte auf meinen Rücken. Ihre kleinen Ärmchen legte sie mir um den Hals. Es schnürte mir zwar fast die Luft ab, aber ich schwamm mit ihr zurück zu den anderen.

„Wer bist du denn, dich kenne ich noch nicht?“, sagte Katja, als sie auf die Luftmatratze kletterte und Kuki erspähte.

„Ich bin Kuki, und du?“

„Ich heiße Katja und das ist mein Bruder Tommy“, sagte sie und zeigte auf ihn, „und der hat den Andy ganze dolle lieb, die knutschen nämlich die ganze Zeit.“

„Und hast du mich auch lieb?“, fragte Kuki Katja.

Katja stellte ihren Kopf schräg, und schaute sich Kuki genau an.

„Ja, dich hab ich auch lieb, aber knutschen tu ich dich nicht.“

Alles fing an zu lachen, Kindermund eben.

*-*-*

Ich hatte mich mittags ein wenig hingelegt um abends fit zu sein. Ein zärtliches Streicheln über meine Wange lies mich wach werden. Ich öffnete die Augen und Tommy saß neben mir.

„Bist du endlich wieder wach?“ fragte er mich.

„Wieso denn, ich hab doch nur gedöst.“

„Gedöst ist gut, du hast jetzt fast zwei Stunden geratzt, es ist fast Vier.“

„Was echt, hab ich nicht gemerkt.“

„Was ziehst du heute Abend an?“

„Ich weiß es noch nicht genau, aber wahrscheinlich mein ärmelloses Netzshirt“, antwortete ich.

„So was habe ich auch dabei, was für ne Farbe?“

„Royalblau.“

„Meins ist schwarz. Was für ne Hose?“

„Die gestreifte Jeans, warum fragst du?“

„Will wissen was du anziehst, dass ich gleich ziehen kann, dass jeder merkt, dass du und ich zusammen gehören.“

Ich zog ihn runter und gab ihm einen Kuss. Meine Hände wanderten unter sein Tshirt.

„Hast du etwas vor?“, fragte Tommy, nach Atem ringend.

„Ich will dich.“

„Jetzt und hier?“

„Ja ich weiß, aber ich will deine Haut auf meiner spüren.“

Dagegen lässt sich was machen“, meinte Tommy und zog sein Tshirt aus.

Ich nahm ihn in den Arm, und ich fühlte tausend kleine Stromstösse in meinem Körper, als Tommy sich zu mir legte.

Wer schon mal seinen Freund nackt im Arm hatte, weiß was ich jetzt fühlte. Ein ihres Gefühl, dass wohl nie richtig beschrieben werden kann.

„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie traumhaft du aussiehst?“, fragte ich und strich ihm zärtlich übers Gesicht.

„Nein hat vor dir noch niemand gesagt.“

Er bedankte sich mit einem Kuss bei mir.

„Kann ich zu euch reinkommen?“

Vor dem Zelt stand Phil. Tommy löste sich von mir.

„Ja komm rein, was ist.“

Phil kam ins Zelt gekrochen und wir nahmen in zwischen uns.

„Sorry, ich fühle mich einfach ein bisschen einsam. Wenn ich euch so sehe oder meine Schwester mit Gregor… tut mir leid.“

„Braucht dir doch nicht leid tun, Phil“, sagte ich und legte einen Arm auf seine Brust.

Er schaute zwischen mir und Tommy nervös hin und her.

„Verstehen wir voll und ganz“, sagte Tommy und küsste ihn sanft auf die Wange.

„Ach ihr zwei…ihr zwei seid so lieb.“

Tommy schaute mir in die Augen, und ich wusste gleich, was in seinem Kopf vorging. Ich nickte ihm zu.

„He Phil, du bist auch sehr lieb, wir mögen dich auch sehr“, meinte Tommy.

Tommy rückte ebenfalls näher und kuschelte sich an ihn.

„Leute, ich möchte mich keines falls zwischen euch drängen.“

„Hast du doch schon“, sagte Tommy mit einem breiten Grinsen.

„Stimmt“, kam es von mir und meine Hand wanderte diesmal unter Phils Shirt.

„Seid ihr sicher, was ihr da grad macht?“

„Also ich schon“, meinte ich, „und wenn ich sehe was für eine Beule in deiner Hose erwacht, dir auch.“

Phil wurde rot.

„Ich wäre dafür, wir gehen duschen“, sagte Tommy und schaute mich und Phil an.“

„Zu dritt?“ Phil.

„Warum nicht, oder genierst du dich vor uns?“ gab Tommy von sich.

„Eigentlich nicht“,“ sagte Phil und fing an zu lächeln.

„Dann lasst uns mal duschen gehen“, sagte ich und kroch als erstes aus dem Zelt.

*-*-*

So gegen Acht, trafen wir uns alle wieder am Strand um gemeinsam zur Strandparty. Mir tat alles weh, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.

„Was ist?“, fragte mich Phil, der neben mir und Tommy her lief.

„Was soll sein, mir tut das laufen weh.“

Tommy grinste.

„Ich habe dich vorher gewarnt“, sagte Phil ebenfalls grinsend.

„Haha, konnte ich wissen, das man so einen Muskelkater, davon kriegen kann.“

„Du hättest dich halt nicht von uns beiden nehmen lassen dürfen,“ meinte Tommy leise und nahm mich an der Hand.

„Nee, so was wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lasen,“ grinste ich zurück und zwinkerte Phil zu, „ich wusste nur nicht…, dass Phil so ein großes Teil hat.“

Es waren schon sehr viele Leute da, und schon von weitem, konnten wir den Bass hören. Wir nahmen eine größere Ecke der Sitzfläche in Beschlag, aber es dauerte nicht lange, bis alle mit einem Getränk versorgt waren.

Unsere Eltern waren großzügig und hatten es uns spendiert. Unterhalb von der Bar hatten sie direkt am Strand jede Menge Fackeln aufgestellt und als es langsam dunkel wurde, setzte sich die Lichtanlage in Betrieb.

Angeheizt vom Alkohol, gingen Tommy und ich auf die Tanzfläche, na ja in welcher Disco tanzt man schon barfuss und im Sand. Ich ließ die Musik auf mich wirken und ging völlig in ihr auf.

laut dröhnt die musik aus den boxen

überflutet alles am strand

merke den bass in meinen gliedern

bewege mich zum takt der musik

entfliehe in eine andere welt

und lass meinen körper gleiten

beschwingt durch die musik

die an meine ohren dringt

und alles um mich

vergessen lässt

schließe die augen

sehe tausend farben

der klang aus der ferne klingt

der raum so unendlich weit

fliege hinweg

über das farbenmeer meiner gedanken

meine gefühle den körper leiten

und lenken

versinke in dem klang der musik

treibe dahin

bis alles still ist

ich meine augen öffne

weil das lied vorbei ist…

©peter

„Wow, Andy du tanzt ja richtig geil“, sagte Tommy zu mir.

„Danke Schatz, du aber auch.“

„Ich meinte damit, dass du dich so in die Musik eintauchst.“

„Weiß nicht warum, wenn ich Musik höre, vergesse ich meist um mich rum alles, dagegen kann ich nichts tun, komm lass uns weitertanzen,“ meinte ich und zog Tommy wieder zum Tanzen.

sehe körper in der lichter

sich bewegen

sich begegnen

heiß spüre ich den körper mir gegenüber

sauge die melodie in mich auf

bis sie meinen körper

ganz in besitz nimmt

alles an mir sich automatisch

der takt mich gefangen nimmt

das hämmern der musik

will entfliehen

komm dagegen nicht an

treibt mich hin und her

grelle blitze

bunte lichter

nebel tun ihr übriges

entführen mich

meine gedankenwelt aussetzt

sich verzerrt nach allen seiten

meine gefühlswelt beschließt

mich aufzugeben

nur noch dich sehe

und nur noch den takt

dem hämmern der musik

der sog der melodie

zu gehören…

© peter

Stumm setzte ich mich wieder an meinen Platz zurück und gönne mir eine Zigarette.

„Tommy, wo hast du nur so tanzen gelernt“, fragte Dirk.

„Ich lass nur die Musik auf mich wirken und mich dann treiben“, antwortete ich.

„Das hat man gemerkt“, sagte Chrisi.

Tommy setzte sich hinter mich und nahm mich in den Arm. Ich lehne meinen Kopf an ihn und genieße seine Nähe. Ich schaue auf die Tanzfläche und schaue den anderen zu, und wieder versinke ich in meinen Gedanken.

ausgelaugt da sitze

mein körper ein seltsames gefühl umgibt

zufriedenheit sich ausbreitet

der klang der musik

noch immer in meinem kopf ist

den bass noch immer spüre

meine seele

in der unendlichkeit verloren

und doch jederzeit greifbar

erholt von allem tun

mein atem stiller wird

die gedanken langsam zurück kehren

doch die gefühle

noch weiter tanzen

und mich nicht loslassen

so wie du

in dessen arme ich liege

das nächste lied beginnt

und mich fortträgt

um meinen körper weiter zu treiben

die erschöpfung verflogen

und weiter in den gedankenwirbel

zu versinken…

© peter (Musik I, Musik II, Musik III)

„Gehen wir wieder tanzen?“, fragte ich Tommy.

„Lass uns noch ein Lied aussetzen“, erwiderte er.

Ich kuschelte mich wieder in Tommys arm und beobachtete Phil. Er war irgendwie abwesend. Laufend schaute er sich suchend um. Bis er mit seinem Blick plötzlich verharrte. Ich folgte seinem Blick und entdeckte in der Menge einen süßen Kerl, den er anvisiert hatte. Schien ein Italiener zu sein, vom Aussehen her. Schwarze große Locken bedeckten seinen Kopf und auch ansonst sah er auch sehr behaart aus. Seine Muskeln glänzten im Discolicht.

Er hatte sein Tshirt ausgezogen und an die Hose gesteckt. Geschmeidig bewegte er sich zu der Musik, ich bewunderte das Spiel der Muskeln seines Oberkörpers.

„Muss ich jetzt eifersüchtig werden?“, kam es von Tommy.

Aufgeschreckt aus den Gedanken, drehte ich mich zu ihm.

„Sorry, ich hab mir nur angeschaut, was sich gerade Phil auserkoren hat.“

„Wen denn?“

„Der Italiener, der mit dem Lockenkopf da am Rand tanzt.“

„Keine schlechte Wahl.“

Tommy grinste.

„Gefalle ich dir nicht mehr?“

Ich versuchte ernst zu wirken.

„Doch natürlich“, sagte Tommy.

„Aber?“

„Ich finde es süß, wenn du so eifersüchtig guckst.“

Ich nahm meinen Kleinen in den Arm und drückte ihn fest an mich.

„Ich liebe dich“, hauchte ich ihm ins Ohr.

„Ich dich auch.“

Als wir wieder zu Tanzfläche gingen war der Italiener verschwunden. Phil auch.

Später saßen wir alle unten am Wasser und warteten auf das Feuerwerk. Sogar unsere Eltern lagen sich in den Armen. Ich genoss diesen Augenblick, alles war irgendwie friedlich und wieder war es einer dieser Augenblicke, die ich am liebsten festhalten würde. Das Feuerwerk begann.

Weit draußen sah man zwei kleine Boote von denen die Raketen abgeschossen wurden. In verschiedenen Farben, erschienen Bilder, am ganzen Strand waren die >aahs< und >oohs< zu hören.

Ebenso mein Tommy, angelehnt an mich in meinem Arm, erlag er der Faszination, die von dem Lichterspektakel ausging.

Tausende bunte Sterne regneten ins Wasser runter, um sich dort auf der Oberfläche zu spiegeln und sich dann im Schein des Mondes aufzulösen. Mehr und mehr Raketen wurden in den Himmel geschossen.

Beim Schlussbild, war das ganze Meer hell erleuchtet. Ein lauter Applaus begann am Strand und viele liefen dann wieder zurück zur Strandparty. Ich blieb mit Tommy noch ein wenig sitzen und schaute auf das Funkeln des Meeres, was der untergehende Mond verursachte.

Tommys und meine Eltern verabschieden sich bei uns. Tommys Papa hatte Katja auf dem Arm die schlafend im auf seiner Schulter lag.

„Und macht nicht mehr solange“, kam es von meiner Mum.

„Machen wir versprochen.“

Tommy lehnte sich wieder zurück an mich. Zum Kuscheln kamen wir aber nicht, denn plötzlich standen Adriana und Gregor hinter uns.

„Du Tommy, hast du vielleicht Phil gesehen“, fragte Gregor.

Ich schüttelte den Kopf, Tommy ebenso.

„Das ist nicht die Art meines Bruders, einfach zu verschwinden, ohne einen Ton von sich zu geben“, sagte Adriana.

Deutlich sah ich, wie sehr sie sich Sorgen machte. Jens und Jessica, kamen mittlerweile auch zu uns gelaufen.

„Wir haben ihn nirgends gefunden, haben alles abgeklappert.“

Adriana lehnte sich gegen Gregor und er drückte sie fest an sich. Ich stand auf und zog Tommy hoch.

„Also gut suchen wir ihn gemeinsam, nur gut das Brigit mit Lisa schon gegangen ist,“ meinte ich, „wo sind Kuki und Dirk?“

„Stehen am oberen Ausgang, und warten auf uns;“ meinte Jens.

Wir durchquerten die Bar und fanden Dirk und Kuki, an der vorderen Tür.

„Ich hab hier grad mit einem deutschen Mädchen gesprochen, die meinte ein Junge auf den die Beschreibung von Phil passt, wäre hier vor einer halben Stunde vorbeigekommen,“ sagte Dirk.

„Teilen wir uns auf?“ fragte Gregor.

„Nein mir wäre lieber, wenn wir zusammen bleiben“, sagte ich und nahm Tommy an die Hand.

„Sollen wir nicht doch lieber den Eltern Bescheid sagen?“ fragte Adriana.

„Kannst du gerne tun, aber wenn Phil irgendwo gerade in den Armen eines Anderen liegt, könnte das peinlich werden“, sagte ich.

Wir liefen den Weg entlang der durch den Pinienwald zur Hauptstraße führte. Dort angekommen sah ich mich erst mal ratlos um, weil ich nicht wusste, in welche Richtung wir zuerst gehen sollten.

„Vom Strand kommen wir ja jetzt, ich würd vorschlagen, wir laufen Richtung Dorf und schauen uns da erst mal um.“

Alle nickten mir zu. In jeden Seitenweg schauend kamen wir dann endlich ins Dorf. Es war nur noch wenig los und somit sehr übersichtlich. An mein Ohr drang, dass jemand ziemlich sauer schrie.

Ich schaute in die Richtung. Da stand Phil und vor ihm der junge Italiener. Vor den beiden stand ein anderer Mann und fuchtelte wild mit dem Armen und schrei die beiden an.

Mittlerweile war den anderen die Szene auch aufgefallen. Langsam gingen wir auf die drei zu. Ich sah etwas blitzen. Der Mann hatte ein Messer in der Hand.

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