Liebe auf den ersten Klick – Teil 3

Ich hielt inne. Sollte ich die Bilder wirklich entwickeln lassen? Ich drückte die Tür auf und hörte einen Gong, während ich den Laden betrat.

„Komme gleich“, hörte ich es von hinten.

Ich lief direkt zur Kasse und wartete.

„So da bin ich… oh hallo Jack.“

„Hallo Evelin.“

„Was kann ich für dich tun?“

Ich zog die Kamera, die ich jetzt schon eine Weile mit mir herumtrug aus der Manteltasche und legte sie auf die Theke.

„Könntest du die mir bitte entwickeln?“

„Ja. Welche Größe?“

„Normal.“

„Eine Stunde…, dann sind sie fertig.“

„So schnell?“

„Ja…, aber nur für dich“, lächelte sie.

„Danke, dann bis nachher“, meinte ich und verließ ihren Laden wieder.

Minuten später betrat ich Rileys Bistro.

„Guten Morgen“, rief ich und hängte meinen Mantel an die Garderobe.

Es war überraschend leer heute und auch hinter der Theke sah ich niemand. So setzte ich mich an meinen Stammplatz und wartete einfach. Als nach gefühlten fünf Minuten niemand kam, stand ich auf und lief in den hinteren Bereich.

Aber auch hier, in der kleinen Küche war niemand.

„Riley?“

Ich bekam keine Antwort. So lief ich wieder nach vorne.

„Kann ich noch einen Kaffee haben?“, rief eine Frau von Tisch zwei.

„Kommt sofort“, antwortete ich und atmete tief durch.

Was stimmte hier nicht? Ich ging zur Kaffeemaschine, nahm eines der Brühsätze und befüllte ihn mit Kaffee, nachdem ich ihn an der Kaffeemaschine montiert hatte, stellte ich eine Tasse unter und drückte den Startknopf.

Ich griff nach einer Untertasse, legte einen Löffel dazu. Ich ging an die Schublade und zog mir eine Schürze heraus. Schnell war sie umgebunden. Ich griff nach der Tasse stellte sie auf der Untertasse ab und lief zu Tisch zwei.

„Hier, bitte schön“, meinte ich und räumte die leere Tasse ab.

„Danke!“

Zurück an der Theke, verräumte ich die Tasse gleich in den Spüler. Ich griff nach dem Lappen im Spülbecken, entleerte den Filter im Abfalleimer und reinigte alles. Mein Blick wanderte durch das Fenster nach draußen.

Wo war Riley und soviel ich wusste, hatte heute Clementine Dienst. Aber keine Spur von den Zweien. Der frische Kaffee lag noch in der Luft, so beschloss ich mir ebenso eine Tasse herauszulassen.

„Wir würden gerne bezahlen“, sagte eine Stimme hinter mir an der Theke.

Ich drehte mich um und sah eine jungen Mann vor mir stehen.

„Welchen Tisch?“

Er zeigte auf den vorne am Fenster,

„Moment, ich komme sofort zu ihnen.“

Ich ging zur Kasse. Ich hatte keinen Zugang. Schnell lief ich zu meinem Mantel und zog aus der Innentasche meine Zugangskarte. Zurück an der Kasse zog ich sie durch den Scanner.

Zugang gewährt! Ich gab Tisch sieben ein und auf dem Monitor öffnete sich ein Fenster. Alle Posten waren eingegeben und so konnte ich die Rechnung herauslassen. Gleichzeitig zog ich an der Schublade unter der Kasse.

Sie war nicht verschlossen, sehr leichtsinnig. Ich nahm Riley Geldbörse heraus, griff zu dem Bon und lief zu Tisch sieben.

*-*-*

An Rileys Handy ging niemand heran. Ich legte mein Handy zurück ins Regal und verräumte die Tassen im Regal. Mittlerweile war eine Stunde vergangen und ich machte mir Sorgen. Plötzlich hörte ich aufgeregte Stimmen vom Eingang her und blickte nach vorne.

„Ich bin total fertig…“, hörte ich Rileys vertraute Stimme, bevor er ins Blickfeld trat.

Er sah mich und begann zu strahlen.

„Dich schickte der Himmel!“, rief er mir entgegen.

Er entledigte sich seiner Tüten auf dem Tresen und stütze sich daran ab.

„Wie lange bist du schon hier?“, fragte er außer Atem.

„Seit… einer Stunde… Was ist denn passiert?“

Mir fiel ein, dass der Film sicher schon entwickelt worden war. Evelin sagte eine Stunde.

„Ich wurde überfallen.“

„Bitte was?“

„Marco rief an, er kann die Besorgungen nicht herbringen, er hätte etwas am Bein. So sind ich und Clementine schnell zum Backstore gelaufen und als ich zahlen wollte, rannte mich ein junger Mann um und entriss mir meine Geldtasche.“

„Hat er dich verletzt?“, fragte ich besorgt.

„Nein…, aber das Geld ist weg.“

„Wie viel?“

Er trat näher an mich heran und flüsterte mir ins Ohr.

„2500  Pfund“

„Wie viel?“, entfuhr es mir laut.

Riley sah mich vorwurfsvoll an. Clementine begann die Einkäufe zu verräumen.

„Und jetzt?“

„Wir mussten warten bis die Polizei kam, die hat alles aufgenommen und gesagt, sie überprüfen die Kameraüberwachung, aber ich solle mir nicht soviel Hoffnungen machen.“

„Na sauber! Warum nimmst du auch soviel Geld mit?“

„Ich wollte nur kurz die Einkäufe holen. Wer denkt denn da dran, dass ich überfallen werde.“

„Und hier lässt du die Schublade mit dem Geld offenstehen, du wirst nachlässig und leichtsinnig.“

Seine Augen weit aufgerissen, sah er mich entsetzt an.

„Jetzt setz dich erst mal, ich mach dir einen starken Kaffee.“

Neue Gäste betraten den Laden und Clementine kam aus der Küche zurück.

„Guten Morgen“, rief sie und griff  nach ihrem Block.

„Danke, dass du ausgeholfen hast“, kam es von Riley.

„Nichts zu danken, aber es war schon komisch, als ich den Laden betrat und niemand vorfand.“

„War viel los?“

„Es geht…“

Ich stellte ihm seine Kaffee hin und zog meine Schürze aus.

„Was hast du vor?“, fragte Riley.

„Ich muss ganz kurz etwas erledigen, dann bin ich wieder hier. Ansonsten kann ich eh nicht mehr lang bleiben, ich bin mit meiner Mutter zum Lunch verabredet.“

„Aha…“

„Bis gleich…“, meinte ich und verließ das Bistro.

*-*-*

Ich stand vor Evelins Laden und hatte den Umschlag mit den Bildern in der Hand. Ich atmete tief durch griff nach der lasche, doch ließ ich den Umschlag geschlossen. Langsam lief ich zu Rileys Bistro zurück.

Warum verließ mich jetzt der Mut und konnte diesen Umschlag nicht öffnen? Als ich wenige Minuten später bei Riley eintraf, war er immer noch verschlossen. Brav hängte ich meinen Mantel auf, während Riley hinter der Theke herum wirbelte.

„Willst du noch ein Frühstück?“, riss mich Clementine aus dem Gedanken.

„… ähm nein, ich bin zum Essen verabredet.“

„Okay, dann nicht…“

Ich setzte mich zu Riley an die Theke und legte die Fototasche vor mir ab. Riley gab Clementine eine Flasche Wasser und zwei Gläser. Dann wandte er sich mir zu, sein Blick fiel auf den Umschlag.

„Warst du bei Evelin?“

Ich nickte.

„Und?“

„Was und?“

„Sind sie interessant?“

Er zeigte auf die Fotos.

„Ich habe noch nicht hineingeschaut.“

Riley schüttelte den Kopf, griff nach dem Umschlag und riss ihn auf.

„Was soll das?“, fragte ich leicht empört.

„Wenn du es nicht machst… oh interessant…cool… schöne Aufnahme.“

Riley schaute sich in aller Ruhe jedes Bild an. Ich streckte die Hand aus.

„Jetzt warte doch, ich bin noch nicht fertig.“

Ich stand auf, lehnte mich nach vorne und griff nach den Bildern.

„Jetzt warte doch mal“, protestierte Riley.

Aber da hatte ich sie schon in der Hand. Ungesehen nahm ich sie und stand auf.

„Ich bin dann weg“, meinte ich.

„Viel Spaß mit deiner Mutter!“

„Danke…, wie nett…“

Er kannte meine Mutter, so konnte ich den Spruch nicht Ernst nehmen.

Ich lief zur Garderobe, zog meinen Mantel an, verstaute die Bilder in der Innentasche und verließ das Bistro.

*-*-*

„Junge, ich hab dir gleich gesagt, du sollst deinen Beruf als Lehrer nicht aufgeben…“

Ich versuchte nicht so genervt zu wirken.

„Mutter, ich habe dir schon oft genug gesagt, ich…“

„Ja ich weiß Jack, du bist glücklich so wie es ist. Aber entschuldigte, ich kann mich damit nicht abfinden.“

Sie schaute sich um, dann beugte sie sich etwas vor.

„Hast du über dieses Restaurant auch schon geschrieben?“, fragte sie leise.

Ich nickte.

„Und?“

„Ich dachte Vater liest dir alle meine Artikel vor.“

Es war eine Sache, dass ich kein Lehrer mehr war, aber meine Artikel schienen sie mit aller Regelmäßigkeit zu lesen.

„Junge, du hast schon so viel geschrieben, woher soll ich noch wissen, ob dieses…“, sie schaute sich wieder um, „Restaurant schon dabei war.“

„Mutter, würde ich mit dir hier essen, wenn ich es nicht gut finden würde?“

Sie antworte nicht, denn die Bedienung kam mit unserer Suppe. Ich hatte im Vorfeld ein kleines drei-Gänge-Menu bestellt, wo ich mir sicher sein konnte, dass es meiner Mutter gefiel.

„Fein“, meinte sie, nach dem sie den ersten Löffel voll gekostet hatte.

Ich lächelte sie an.

„Du hast dich immer noch nicht darüber geäußert, ob du die Feiertage über, bei uns verbringst.“

„Ich habe mich noch nicht entschieden“, antwortete ich wahrheitsgemäß und tupfte mir den Mund mit der Stoffserviette ab.

„Deine Schwester wird auch da sein.“

Meine Schwester Amelia! Zwei Jahre älter als ich und eine typische erfolgreicher Karrierefrau.

„Wie gesagt, ich habe mich noch nicht entschieden.“

„Dein Vater würde sich auch freuen, wenn du dich zu Hause einmal blicken lassen würdest.“

„Mutter jetzt vor Weihnachten habe ich noch einige Restaurants abzuarbeiten, da bleibt nicht viel Zeit übrig.“

„Aber für dieses Bistro und diesen Riley hast du Zeit genug.“

Auch etwas was ihr nicht in den Kram passte. Mein Blick wanderte kurz zum Tresen, wo eine Bedienung mit einem Mann sprach. Er schaute kurz in meine Richtung und ich verschluckte mich fast an meiner Suppe. Es war er!

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