Liebe auf den ersten Klick – Teil 6

Ich konnte es einfach nicht fassen. Riley hatte sich ungefragt die Negative genommen und einem kompletten Satz der Bilder nach machen lassen. Und eben diese Bilder hingen für die Gäste nicht sichtbar, auf einer neuen Pinnwand im Schankbereich.

Neben fünf Bilder hingen weiße beschriftete Zettel, die Bilder, die ich schon heraus bekommen hatte. Da war einmal die Auslage des Carluccio Interieur, wie ich gestern noch heraus fand und des London Review Cake Shop, dann die Front vom britischen Museum und dem One New Chance Shopping Center und das letzte war eindeutig ein kleiner Gemüseladen im Covent Garden, ich wusste nur nicht welcher.

Dahinter war noch eine Spalte, wo Riley genau aufgelistet hatte, wo ich mit „Mr. Smith“ zusammen getroffen war.

„Riley, du bist verrückt!“, sagte ich leise.

„Da kommen wir schon nicht durch einander.“

„Wir?“

„Ja, wir! Klarer Fall, dass ich dir helfen muss, alleine bekommst du das eh nicht auf die Reihe.“

Und das sagt mir einer, der in seiner kindlichen und naiven Art durch die Welt marschiert. Warum grinst du schon wieder? Du würdest so etwas sicher nicht machen, oder? Mir kommt das alles kindisch und… na ja egal, ich mag es nicht.

Riley beugte sich zu mir vor.

„Du bist sicher, dass du heute Abend arbeiten willst?“

Verwirrt schaute ich ihn an.

„Warum sollte ich jetzt nicht meinen Dienst antreten?“

Rileys Blick wanderte zur Eingangstür. Mein Blick folgte seinem. Zwei Herren betraten den laden, zwei die ich gut kannte. James und Oliver.

„Ich sagte dir, es macht mir nichts aus. James ist Geschichte“, meinte ich und ging hinter die Decke, um mir meine Schürze anzuziehen. Noch jemand betrat den Laden und kam direkt zu mir Theke.

„Guten Abend, Issak“, sagte ich.

„Hallo Jack…, also stimmt es wirklich?“

„Von was redest du?“, fragte ich und wischte über die Schankfläche.

Er beugte sich leicht vor.

„Das die beiden“, er gab einen Kopfwink Richtung James und Oliver, „hier essen gehen.“

„Warum sollten sie nicht? Rileys Küche ist eben bekannt und gut.“

„Es macht dir nichts aus, dass dein Ex mit einem Neuen hier auftaucht?“, flüsterte er.

„Isaak, warum soll dies mir etwas ausmachen? Ich habe James vor die Tür gesetzt, nicht er mich. Da ist nichts mehr, was mich mit ihm verbindet… möchtest du etwas trinken?“

„Eine Cola“, antwortete er und setzt sich auf einen der Hocker.

Ich nahm ein Glas und befüllte es mit der gewünschten Cola, bevor ich es vor ihn stellte.

„Danke“, meinte Isaak und trank einen Schluck, „… ach bevor ich es vergesse, mir ist eingefallen, wo ich eins deiner Bilder her kenne.“

„Ach ja…?“, fragte ich und versuche ich gelangweilt zu klingen.

„Ja, eins davon zeigt das Sommerset House.“

„Sommerset House?“

„Ja, du weißt doch das Nähe der Waterloo Brücke, dass mit dem großen Brunnen davor.“

Brunnen… Waterloo Brücke? Ich überlegte. In diese Ecke verschlug es mich recht selten.

„Ach so, dass meinst du. Und was soll da Interessantes sein?“

„Im Augenblick befindet sich davor eine große Eisbahn zum Schlittschuh laufen. Und im Haus findet gerade eine Fashion Week statt.“

„Fashion Week“, stammelte ich leise vor mir hin.

Riley kam an die Theke zurück.

„Zwei Gläser Cermant de Bourgogne!“

Ich nickte.

„Hallo Isaak, wolltest du nicht heute Abend ins Kino gehen?“, fragte Riley.

„Ach ich dachte hier wird es heute Abend auch sehr interessant sein.“

„Aha…“

Ich stellte zwei Gläser auf die Theke. Langsam goss ich den Wein in eine Karaffe und stellte sie zu den Gläsern.

„Danke“, meinte Riley und begab sich mit den Getränken an den Tisch der Zwei zurück. Bisher hatten sie keine Notiz von mir genommen, vielleicht auch gewollt. Konnte mir nur Recht sein. Isaak grinste mich komisch an, als mein Blick wieder auf ihn fiel. Ich war schon gewillt, ihm die Zunge heraus zu strecken, aber besann mich auf Besseres.

Mister Smith schien also ein Fotomodell zu sein, komisch dass er mir vorher nie aufgefallen war, denn er war ganz meine Kragenweite. Aber es kamen plötzlich auch Zweifel auf, warum machte ich das alles?

Nur um mir vielleicht einen Korb zu holen? Ich sah in den Spiegel des Gläserregals, eine Schönheit war ich wirklich nicht, Durchschnitt halt und die Chancen, dass Mr. Smith Interesse an mir hätte, waren meiner Ansicht nach gleich Null.

Du grinst schon wieder so. Du denkst also, ich soll weiter machen, weil wenn ich jetzt aufhöre, ich nie erfahren werde, ob ich vielleicht eine Chance hätte. Stimmt, du hast Recht, zu verlieren habe ich nichts.

Ich räumte den Weißwein zurück in die Kühlschublade und wischte nochmals über die Schanktheke. Mich wunderte, dass es im Laden für Freitagabend so leer war. Kaum hatte ich zu Ende gedacht, ging die Tür erneut auf.

„Guten Abend zusammen“, schallte es uns entgegen.

Lily betrat das Bistro, im Gefolge Ellen und Ruby. Womit hatte ich das verdient. Alles drei, gemeinsame Freunde von mir und James. Seit unserer Trennung hatte ich sie nicht mehr gesehen.

Oder sollte ich sagen… ertragen. So gesehen waren alle drei genauso langweilig, wie mein Ex und so passte diese illustre Runde gut zusammen. Riley, galant wie er war, nahm den drei Damen ihre Garderobe entgegen und hängte sie auf.

Danach begab er sich an den Tisch zurück und fragte nach Wunsch auf Getränke.

„Ich bereue es nicht, heute Abend James Bond versetzt zu haben“, meinte Isaak und grinste weiter vor sich hin.

Irritiert schaute ich ihn an, während Riley sich wieder uns näherte.

„Sagtest du nicht etwas von Essen der Beiden?“, fragte ich ihn.

„Habe ich dir nicht gesagt, dass James ein Tisch für fünf bestellt hat?“

„Nein…, dass scheinst du wohl vergessen zu haben…“

„Ups…“

„Ja ups… Was möchten die Damen trinken?“

„Drei Lifestyle…“

Ich atmete tief durch.

„Okay, meinte ich. Ich befüllte drei Longdrinkgläser mit Eiswürfel. Danach viertelte ich zwei Limetten und verteilte sie ebenso. Ich lief zum Kühlfach und zog Tonicwater heraus. Habe ich schon erzählt, dass ich ein begnadeter Cocktailbereiter bin? Nicht? Meine Drinks sind begehrt, auch wenn es eigentlich allgemeine Rezepte sind.

Ich goss die Gläser zwei Drittel mit Tonicwater voll, bevor ich es mit einem Schuss Vermouth Bianco auffüllte.

Als Deko brachte ich noch je eine Scheibe Sternfrucht an.

„Auf so etwas hätte ich auch Lust“, meinte Isaak, während Riley die Gläser auf sein Tablett stellte.

„Das gleiche?“

„Hm…, gibt’s etwas Süßeres?“

„Etwas Süßes, hm lass mich überlegen. Aha, da hätte ich genau das Richtige für dich. Ich drehte mich zu den Gläsern und nahm ein Cocktailglas aus dem Regal.

„Stört es dich wirklich nicht, dass die Fünf da sitzen?“, fragte mich Issak.

„Um ehrlich zu sein… ich kann es dir nicht sagen. Diese Abende mit ihnen, wie soll ich sagen…, sie liefen immer gleich ab.“

Ich nahm den Shaker und befüllte ihn mit Eiswürfel.

„Immer die gleichen Geschichten und Anekdoten.“

„Das hört sich langweilig an.“

„Ja tut es und immer über Leute, die mir nicht bekannt waren.“

„Nicht nett.“

„Genau“, bekräftigte ich seine Aussage und goss etwas Armagnac in den Shaker.

„Und was tust du, wenn einer von denen an die Theke kommt.“

„Passiert sicher, aber keine Sorge, ich werde da ganz lieb sein.“

Ich nahm die Creme de Cacao und schüttete eine größere Menge in den Shaker. Als letztes kam noch eine Schuss Sahne darüber. Ich setzte den Deckel auf und schüttelte kräftig. Nachdem ich den Deckel wieder abgenommen hatte, nahm ich das Sieb, hielt es vor den Shaker und befüllte das Cocktailglas.

„Sieht lecker aus!“, stellte Isaak fest.

„Versuch ihn, er schmeckt auch lecker“, sagte ich und stellte ihm das Glas hin.

Riley lief an uns vorbei in die Küche.

„Möchtest du eigentlich etwas essen?“, fragte ich Isaak.

„Nein danke, ich habe zu Hause gut gegessen und keinen Hunger mehr, aber gegen ein paar Erdnüsse hätte ich nichts einzuwenden.

Ich musste grinsen und stellte ihm eine Schüssel hin. Er nippte kurz an seinem Glas und schloss dabei die Augen.

„Mmmh, warum hast du mir nicht schon früher diesen Drink gemixt?“

„Du hast nie danach gefragt.“

„Er schmeckt extrem lecker!“

„Ich weiß“, grinste ich.

„He… Jack, du bist es wirklich“, hörte ich Lilys Stimme.

Ich drehte mich zu ihr.

„Hallo Liebes, schön dich wieder einmal zu sehen.“

Ich umrundete die Theke, nahm sie in den Arm und drückte ihr links und rechte einen Kuss auf die Wange.

„Gut siehst du aus“, versuchte sie mir zu schmeicheln, „du hast dich ziemlich rar gemacht.“

„Findest du?“

„Ja. Seit du … na ja egal. Auf alle Fälle freu ich mich dich mal wieder zu sehen. Arbeitest du schon länger hier?“

„Nein Ich schreibe nach wie vor Artikel für eine Zeitung. Riley ist ein guter Freund und ab und zu helfe ich bei ihm aus.“

„Ich wusste gleich dass du die Drinks gemacht hast“, kam es von dir.

Ich beugte mich etwas nach hinten und schlug sanft meine Hände zusammen.

„Ach wirklich, dass hast du heraus geschmeckt?“

Nicht dass du meinst, ich bin immer so tuntig, dass war eine Ausnahme. Aber ab und zu passiert es, dass ich in diesen Zustand verfalle, besonders, wenn diese Damen anwesend sind. Lach nicht!

„Ja, sofort!“

„Danke, willst du noch einen?“

„Nein danke, ich werde mir dann wohl einen Wein genehmigen.“

„Hast du dir schon etwas ausgesucht?“, fragte ich und lief wieder hinter die Theke.

Sie folgte mir etwas.

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