Liebe auf den ersten Klick – Teil 7

„Einen Roten…, hast du da etwas Gutes für mich?“

Ich kannte Rileys Weinvorat und mir fiel auch gleich etwas Passendes ein.

„Was hast du dir zum Essen bestellt?“

„Barbine al forno.“

„Gute Wahl, dazu würde ich dir einen Da Vinci. Stammt aus der Toskana und ist einer der klassischen Chiantis.“

„Ich wusste gar nicht, dass du dich so gut bei Weinen auskennst.“

„Bringt mein Beruf so mit sich“, erklärte ich und öffnete einer dieser Flaschen.

Langsam befüllte ich ein Rotwein damit, nur ein wenig und hob es ihr hin, um sie daran riechen zu lassen.

„Der riecht herrlich, den nehme ich.“

„Kommt sofort!“

Auch diesen Wein goss ich in eine Karaffe und da Riley noch nicht wieder die Küche verlassen hatte, drückte ich Lily die Karaffe einfach in die Hand.

„Danke…, du was ist den das da an der Wand?“, fragte sie und zeigte auf Rileys selbst gebastelte Bilderwand.

„Öhm ein Bilderrätsel. Vierzwanzig Bilder aus London, die er heraus bekommen möchte“, log ich und Isaaks Grinsen wurde noch breiter. Na hör mal, ich kann doch nicht Lily auf die Nase binden, was das für Bilder sind, nachher weiß es die halbe Stadt. Es gibt bei Frauen und Männern eben diese Sorte von Mitteilungsbedürftigen Lebensformen.

„Hm… da kenn ich mindestens zwei Bilder auf Anhieb, wo ich wüsste, wo es ist.“

„Ach ja?“

Nein so tief wollte ich nun wirklich nicht sinken, dass mir Lily half mehr über Mr. Smith heraus zu finden. Klar, ich hätte zwei Lösungen mehr…, aber nein, irgendwie oder wo hatte ich auch noch etwas Stolz.

„Riley hat Kampfgeist genug, um es alleine zu schaffen“, gab ich mit einem süffisanten Grinsen von mir.

*-*-*

Ich war froh, dass Issak den ganzen Abend geblieben war, so hatte ich etwas Unterhaltung. Klar habe ich mit den anderen noch ein paar Worte gewechselt, aber es war rein oberflächlich und deswegen nicht erwähnenswert.

Ich hatte das Frühstück bei Riley ausfallen lassen und meine Artikel geschrieben. Per Mail gingen sie an den Verlag und somit hatte ich so gesehen bis Weihnachten Urlaub. Natürlich hatte ich mir vorgenommen, dem Tipp von Isaak zu folgen.

Rileys Idee mit der Pinnwand fand ich mittlerweile gut und so hatte ich mir aus meinen eigenen Bildern das gleiche gebastelt. Nur mit den Unterschied, das bei mir andere Bemerkungen standen, als bei Riley.

Um nicht jedes Mal ein Bild abmachen zu müssen, hatte ich sie einfach alle kopiert und die Kopien aufgehängt, also die Bilder, wo ich noch nicht wusste, um welche Orte es sich handelte.

Die schon Gefundenen waren Originale. So nahm ich den Rest der Bilder und ließ sie in die Tasche meines Mantels gleiten. An der Garderobe schnappte ich mir noch den Schal und die Handschuhe und schon war ich auf den Weg nach draußen.

Die Entscheidung mich wärmer einzukleiden war richtig gewesen. Kaum hatte ich die Tür nach draußen geöffnet, blies es mir kalt entgegen. Ich überlegte, ob ich nicht lieber mit der Ubahn fahren sollte.

Du fragst dich sicherlich, warum ich nie mit dem Auto unterwegs bin? Ganz einfach, ich habe überhaupt kein Auto. Was kein Auto? Ein Mann von Welt hat das! Ich war zwar viel in London und Umgebung unterwegs, aber bisher war es nie nötig mit dem Auto zu fahren.

Ich konnte alles bequem mit der Ubahn erreichen. So auch heute. Ich stieg in der Tottenham Court Road ein und eine halbe Stunde später stieg ich am Temple wieder aus. Kurz noch den Fußweg an der Victoria Embankment entlang und schon stand ich vor dem Summerset House.

Aber was war das, alles war abgesperrt und die Eisbahn leer. Bei näherem Hinsehen sah ich jedoch, das heute ein größerer Event stattfinden sollte. Nur für Presse und geladene Gäste. Ich überlegte und plötzlich breitete sich auf meinen Lippen ein breites Grinsen aus.

Ich durchsuchte meine Manteltaschen und wurde fündig. Wie gut, dass ich für eine Zeitung schrieb. Klar hatte Gastronomie hier nichts mit Mode zu tun. Nichts! Aber es stand Presse darauf und wer wusste schon für welche Zeitschrift ich schrieb.

So heftete ich meinen Ausweis an meinen Mantel und lief zum Eingang. Einer der Security Männer schaute meinen Ausweis etwas genauer an, ließ mich dann aber Kopf nickend durch. Es schien wirklich ein großer Event zu sein, denn es strömten trotz Absperrung zahlreich die Leute ins Haus.

Da es recht warm war im Haus, öffnete ich meinen Mantel. Ich folgte dem Strom der Leute und kam in einen Saal. Oh eine Modenschau, war lange her, dass ich bei so etwas war. Damals war ich mit James auf einer Modenschau für Männeranzüge.

Nicht gerade prickelnd, die Herren der Schöpfung bis zum Hals zu geknöpft vor sich herlaufen zu sehen. Es dauerte noch eine halbe Stunde, als sich das Licht verdunkelte und die Scheinwerfer zum Laufsteg wurden mehr.

Musik wurde eingespielt. Für meinen Geschmack etwas laut, aber wenn es passte. Das erste Modell betrat den Laufsteg. Sofort brannte Applaus auf, obwohl ich diese Kreation eines Sommerkleides, mir nicht neu schien.

Da ein wenig mehr Stoff, da etwas mehr. Nur vielleicht das Farbenspiel war hervorstechend. Minutenweise kamen nun Modells auf den Laufsteg, auch Männer. Sie trugen meist Lockere Freizeitkleidung, die mir sogar gut gefiel.

Dann traute ich meinen Augen nicht. Da lief Mr. Smith. Ich hielt den Atem an und fraß ihn mit Blicken regelrecht auf. Fast komplett in weiß gekleidet stolzierte er an mir vorbei. Langärmliges Hemd, kurze Knie lange Shorts und dazu hellgrau Sportschuhe und Socken.

Seine gebräunten Beine stachen heraus. Seine dunkelbraunen Haare waren in die Höhe gegelt, was ihm noch zusätzlich ein freches Aussehen bescherte. Mittlerweile hatte er das Ende des Laufsteg erreicht und machte sich nach einer galanten Drehung wieder auf den Rückweg. Jack, ich glaube dich hat es richtig erwischt! Jede einzelne Bewegung nahm ich in mir auf und speicherte sie in den kleinen, grauen Zellen ab.

Wenige Sekunden später war es schon vorbei, er verschwand in im hinteren Bereich. Alles was nun auf den Laufsteg lief war uninteressant geworden. Mein Blick war auf den Anfang des Laufstegs gerichtet, in der Hoffnung ihn noch einmal zu sehen.

Das einzige was mir auffiel, war das die Kleidung spärlicher wurde. Dann war es soweit. Mein heimlicher Schwarm betrat erneut die Bildfläche. Ich ärgerte mich nun keine Kamera dabei zu haben.

Dieses mal war er in schwarz gekleidet. Kurze Shorts, darüber wieder ein langärmliges Hemd, aber was noch besser war, unter dem offenen Hemd trug er ein Netzshirt. Deutlich konnte ich seine Brustmuskulatur sehen.

Was für ein Traum. Ich hatte das Glück ihn an diesem Mittag noch zweimal zu sehen und jedes Mal war ich total fasziniert von diesem Mann. Leider mischten sich die Modells später nicht unter das Volk, als Sekt gereicht wurde.

Etwas enttäuscht verließ ich Summerset House. Es wurde schon dunkel und so langsam flammten die ersten Weihnachtsbeleuchtungen auf. Ich hatte Lust auf einen heißen Tee und so entschloss ich mich das nächste Cafe aufzusuchen, oder sollte ich bei Riley einkehren und von meinem nächsten Erfolg erzählen?

Die paar Straßenzüge bis zum Covent Garden konnte ich zu Fuß gehen. Ich genoss die kalte Luft und zog den Kragen noch mehr ins Gesicht. Viele waren mit ihren Weihnachtseinkäufen beschäftigt.

Vollgepackt mit Einkaufstüten der umliegenden Geschäfte, zeigte ein florierendes Weihnachtsgeschäft. Ich überlegte, ob ich meine Eltern wirklich zu Weihnachten besuchen sollte, was voraussetze, dass ich mich dann auch um Geschenke bemühen musste.

Ich schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken. Wenig später traf ich im Covent Garden ein und Rileys Bistro war schnell erreicht.

Warme Luft schlug mir entgegen und ich hatte schnell meine Übersachen ausgezogen.

„Hallo Riley“, rief ich.

„… öhm hallo Jack, ich dachte du kommst heute nicht“, kam es von Riley zurück.

„Ach ich hatte einen schönen Mittag, da dachte ich, ich beende ihn bei dir mit einem schönen warmen Punsch.“

„Schönen Mittag…? Hattest du ein Date? … halt, sag nichts, du hast IHN getroffen!“

Ich strahlte ihn an, während ich mich setzte,

„Erzähl, hast du ihn endlich gesprochen und…“

„… Riley…“, fiel ich ihm in den Satz, „ich habe ihn gesehen.“

„Ach so…“

„Gleich vier Mal!“

Ich konnte nicht anders und musste grinsen. Rileys Gesichtsausdruck war göttlich.

„Ich war heute Mittag im Sommerset House, da ist doch die Fashion Woche.“

„Dort hast du ihn gesehen?“

„Er war einer der Models…“

„Wow, hast du Bilder gemacht?“

Etwas zerknirscht schaute ich ihn an.

„Du bist doof, weißt du das? Man geht doch nicht zu einer Fashion Show ohne Kamera.“

„Ich wusste ja nicht, dass dort der Event stattfand“, merkte ich kleinlaut an.

„Oh Jack, manchmal zweifle ich echt an dir.“

Das war das erste Mal, wo ich mich etwas vor Riley schämte.

„Was ist mit deinem Handy?“

„Was soll damit sein?“

„Hast du es dabei?“

„Ja“, antwortete ich und zog hervor.

Riley nahm es mir ab und bevor ich protestieren konnte, hielt er es mir direkt vor die Nase.

„Damit kann man Fotos machen!“

Ich klatschte mir mit der Hand an die Stirn.

„Scheiße! Daran habe ich nicht gedacht.“

„Das kennen wir ja, dass du im Bezug auf Männer, des Öfteren dein Gehirn abschaltest!“

„Warum bist du plötzlich so feindseelich?“

„Bin ich nicht! Nur muss man dir ab und zu einen Tritt versetzten, damit du dein Glück siehst.“

Ich lehnte mich zurück und bekam von Riley meinen Punsch serviert.

„Danke!“, sagte ich im Gedanken.

„Weißt du Jack, man muss sein Glück selbst in die Hand nehmen und nicht warten, bis es einem zufliegt!“

„Woher hast du denn die Weisheit?“

„So etwas weiß man, also handle auch danach“, antwortete er, während er einen kleinen Notizzettel beschrieb und an Mr. Smith Pinnwand heftete.

 

 

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