Liebe auf den ersten Klick – Teil 10

Um circa 1.400 Pfund leichter und einer Tasche mit dem Logo McQ verließ ich den Laden wieder. Ich wusste nicht, was mich geritten hatte, mir das Jackett zuzulegen. An Mr. Smith hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht.

Mein Blick fiel auf ein kleines Werbeplakat im Schaufenster. Das Penthouse London. Ich hatte schon davon gehört, aber war noch nie dort gewesen. Eine gute Angelegenheit das neue Jackett auszuprobieren.

*-*-*

Ich musste grinsen, denn ich hatte ein weiteres Bild des Rätsels gelöst. Also war hier mein Schwarm auch schon gewesen.

„Hallo Jack“, hörte ich Issak rufen.

Ich drehte mich um. Wie ich trug er einen langen schwarzen Mantel.

„Hallo Issak.“

„Wie kommt es, dass du mich in so einen noblen Schuppen einlädst?“

Ich zeigte auf die Fassade des Haus und hielt ihm das Bild unter die Nase.

„Oh? Glaubst du ihn hier zu finden?“

„Weiß ich nicht, aber ich hatte einfach Lust auszugehen und das nicht alleine.“

„Und dann denkst du an mich?“

„Warum nicht. Lass uns hinein gehen mir wird kalt.“

Neben dem Nightclub besaß das Haus auch ein Restaurant, das wir nun betraten. Von nebenan hörte ich leicht die Musik. Irgendeine jazzige Gruppe hatte ihren Auftritt.

„Wirklich nobel“, meinte Issak und entledigte sich seines Mantels.

Ich tat es ihm gleich.

„Wow Jack, wo hast du dieses edle Teil her, das habe ich ja noch nie an dir gesehen.“

„Heute erstanden“, meinte ich stolz.

Isaak sah das Emblem auf dem Ärmel und machte große Augen.

„… Alexander Mc Queen?“

„Ja!“

„Wow!“

Ich grinste breit.

„Die Herren wünschen?“, wurde unser Gespräch unterbrochen.

Ich drehte mich zu dem Herrn im Anzug der neben mir aufgetaucht war.

„Ich habe einen Tisch für zwei reserviert, auf den Namen Jack Colborn.“

„Ah, Mr. Colborn, wir haben sie schon erwartet.“

Issak schaute mich fragend an.

„Wenn sie mir bitte ihre Mäntel reichen würden…, Thomas“, er zeigte auf einen jungen Mann hinter ihm, „wird sie an ihr Tisch begleiten.“

„Danke“, meinte ich und reichte ihm meinen Mantel.

Auch Issak tat dies und wir folgten Thomas an einen Tisch.

„Haben die Herren einen Wunsch im Vorfeld etwas zu trinken… einen Cocktail…“

„Nein bringen sie mir die Weinkarte.“

Thomas nickte und ließ uns alleine.

„Jack, ich weiß dass man hier weit im Voraus buchen muss um einen Platz zu bekommen, wie hast du das geschafft so kurzfristig einen Tisch zu bekommen?“

Ich wollte antworten, aber Thomas kam an den Tisch zurück und reichte mir die gewünschte Karte. Danach zog er sich diskret zurück.

„Sieh es als ein Geschäftsessen an, irgendwann muss ich doch auch mal meine Beziehungen spielen lassen können.“

Du kannst es mir glauben, bisher kam ich noch nie auf die Idee dass zu machen. Naja, irgendwann ist jedes Mal das erste Mal. Und warum nicht nutzen, wenn es Vorteile bringt! Würdest du doch auch machen, oder?

„Du meinst…?“

„… ja“, fiel ich ihm ins Wort, „ich bin heute als Tester meiner ach so bekannten Zeitung hier, es wird alles vom Verlag bezahlt.“

„Cool.“

„So mal schauen was wir trinken werden“, meinte ich und klappte die Weinkarte auf.

Hm… stolze Preise, dachte ich.

„Was hältst du von einem Chablis?“, fragte ich und reichte ihm die Weinkarte.

„Du bist der Experte, ich vertraue dir da voll und ganz“, antwortete er und schaute auf die karte, „… vierzig Pfund die Flasche? Heftig!“

„Naja, er ist gut und der Preis angemessen.“

Ich schaute zu Thomas, der an der Theke stand, der sich gleich darauf in Bewegung setzte.

„Haben sie gewählt?“

„Ja, ich möchte gerne eine Flasche Chablis Domaine Gagnepain.“

„Eine gute Wahl.“

„Können sie uns ein gutes Menu dazu empfehlen?“

Er schien kurz zu überlegen.

„Zuerst würde ich ihnen eine Mediterrane Gemüseterrine empfehlen, mit Fetakäse und roter Pesto und dazu gegrillte Gambas.“

Ich schaute zu Isaak der unmerklich mit den Schultern zuckte.

„Gut und als Hauptgang?“

„Filet vom Wolfbarsch auf Cremelauch zu einem Spargelkartoffeltörtchen.“

Ich nickte.

„Wünschen sie auch ein Dessert?“

„Ja!“

„Da kann ich ihnen das dunkle Schokoladenmouse auf Kaffee – Rumcreme empfehlen, eine Spezialität des Hauses.“

Isaak lächelte einfach nur und nickte.

„Okay, nehmen wir, danke.“

Ich reichte Thomas unsere Weinkarte, der uns wiederum gleich verließ.

„Hier gefällt es mir, ich frage mich, warum ich nicht schon früher her gekommen bin.“

„Bisher habe ich es auch nur vor Hörensagen gewusst, da war ich noch nie.“

„So und jetzt erzähl.“

„Was?“

„Warum oder wie du zu diesem teuren Fummel gekommen bist.“

„Fummel? Bin ich schwul oder was?“

Isaak lachte, während Thomas uns den Wein servierte.

„Nein, du weißt doch das Log auf der einen Fotografie. Ein Alexander Mc Queen Shop  befinden sich in der Old Bund Street.“

„Und da bist du einfach hin und hast dir das Jackett gekauft.“

„Naja, einfach so auch nicht. Aber irgendwie hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte das Ding.“

„Wäre mir genauso gegangen, auch wenn ich sicherlich mit den Preis gehadert hätte.“

„Zugegeben, dass habe ich auch und wenn die Hemden nicht so teuer gewesen wären, hätte ich mir auch noch eins dazu genommen.“

„… wie viel?“, fragte Issak.

„Circa 350 Pfund, antwortete ich leise.

Isaak riss die Augenbraun hoch und zeigte auf mein Jackett.

„Dass willst du nicht wissen“, lächelte ihn an.

„Okay“, meinte er und kostete vom Wein.

Er nickte.

„Leicht fruchtige Note“, meinte er und stellte sein Glas wieder ab.

Er schaute sich etwas um und sein Blick fiel auf das große Panoramafenster, das halb London Richtung Themse zeigte.

„Schöner Ausblick“, meinte ich leise.

„Also so langsam finde ich dieses Rätsel um die Bilder interessant“, sprach Isaak weiter, ohne mich an zu schauen, „wenn du möchtest, helfe ich dir gerne dabei.“

Ich lächelte und nahm einen Schluck von meinem Wein. Ich schaute mir Issak näher an, was ich schon lange nicht mehr gemacht hatte. Er war wie ich älter geworden, hatte bereits kleine Lachfältchen an den Augen.

Wir kannten uns schon seit der High School und hatten uns nie aus den Augen verloren. Warum es zwischen uns nie mehr als diese Freundschaft wusste ich nicht, da ging jeder seinen Weg.

Seine blonden Locken wippten bei jeder Bewegung mit. Die grünen Augen konnten stechend sein und passten zu seinem Beruf als Anwalt. Thomas kam an den Tisch zurück und wir bekamen die Vorspeise serviert.

„Ich wünsche den Herren einen guten Appetit.“

„Danke Thomas“, meinte Issak, während ich nickte.

„Duftet herrlich“, meinte er zu mir.

„Stimmt und das farbliche Zusammenspiel ist perfekt“, erwiderte ich und nahm mein Besteck.

„Kannst du eigentlich das Essen noch richtig genießen, wenn du als Tester unterwegs bist?“

„Schon, denn ich bin ja nicht immer für den Verlag unterwegs, wenn ich auch zugegebenermaßen bei jedem Essen alle Kriterien beachte.“

„Wäre nichts für mich.“

„So wie ich kein Anwalt sein möchte.“

Issak grinste.

„Jedem das seine. Was machst du eigentlich über die Feiertage?“

„Du, ich weiß es noch nicht, ich habe zwar eine Einladung meiner Eltern, aber danach steht mir ehrlich nicht der Sinn.“

„Verstehe ich irgendwie, geht mir eigentlich nicht anders.“

„Hast du dich mit deinen Eltern immer noch nicht vertragen?“

Er atmete tief durch und schob ein Stück Terrine in den Mund. Da hatte ich wohl das falsche Thema angeschnitten.

„Es geht…, eigentlich hatte ja der Ärger mit meinem Schulsein angefangen, aber mittlerweile reiten sie darauf herum, warum in nicht das Amt eines Richter übernehmen möchte.“

„Das Schwulsein kein Thema mehr?“

Er schüttelte den Kopf.

„Und was ist das mit dem Richter?“

„Mir wurde vor kurzem eine Stelle angeboten.“

„Gratuliere und warum nimmst du die Stelle nicht an?“

„Weil mir mein Job als Anwalt Spaß macht und ich lieber vor dem Richterpult agiere, als dahinter.“

„Um zu Beispiel einen Mann zu seinem Schadensersatz zu verhelfen, dessen Hund überfahren wurde?“

Isaak lächelte wieder.

„Zum Beispiel…, es schmeckt wirklich gut… so frisch.“

„Da gebe ich dir recht. Ich bin eigentlich nicht so der Fan von vegetarischem Essen, aber die Terrine ist wirklich gut getroffen und die Gambas passen wirklich gut dazu.“

„Hier ihr Tisch Mr. Smith“, hörte ich Thomas Stimme hinter mir.

Ruckartig drehte sich mein Kopf in die Richtung.

 

 

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