Liebe auf den ersten Klick – Teil 11

Ein älterer Herr mit Frau im langen Kleid bekam den Tisch hinter uns zugewiesen. Ich wandte mich zu Issak, der zu kichern anfing.

„Ein wenig alt, oder?“

Ich war gewillt, ihm die Zunge heraus zu strecken, aber besann mich auf Besseres und zog nur eine leichte Grimasse. Issak legte sein Besteck auch den leeren Teller und tupfte sich mit der Stoffserviette den Mund ab.

„Was machst du eigentlich, wenn er wirklich mal real vor dir steht?“

„Ich weiß es nicht…, ehrlich!“

*-*-*

Der Abend war wirklich gelungen. Nach dem genialen Essen, dessen Kritik ich mir vorgenommen hatte, für die Weihnachtsausgabe vorzuschlagen, waren Isaak und ich noch in den Club hinüber gegangen.

Es war recht spät geworden und was mir am meisten Eindruck hinterließ, war das sich Isaak mit einem kleinen Kuss auf die Wange und einer Umarmung verabschiedet hatte. Ich saß in Shirt und Shorts, bettfertig, vor meiner Pinnwand.

Issak hatte erzählt, dass er in den nächsten Tagen vor Weihnachten frei hätte, das keine Verhandlung vor den Feiertagen mehr anstand und er Zeit hätte mir bei der Suche zu helfen. Ich hatte ihn zum späten Frühstück zu mir nach Hause eingeladen.

Müde schaute ich über die Bilder, von denen über die Hälfte noch nicht gelöst waren. Wenig später ließ ich mich in mein Bett fallen und war schnell, traumlos eingeschlafen.

*-*-*

Ich hatte gerade den Tisch fertig gedeckt, da klingelte es an der Wohnungstür. So lief ich zum Eingang und nahm den Hörer der Sprechanlage ab.

„Ja?“

„Isaak hier“, hörte ich seine Stimme und drückte den Summer.

Ich öffnete die Wohnungstür und trat nach draußen. Von unten halten die Schritte herauf und wenig später stand Isaak vor mir.

„Guten Morgen… und hast du gut geschlafen?“, begrüßte ich ihn.

„Ja, sogar sehr gut und was mich wundert“, ich ließ ihn in die Wohnung eintreten“, das ich nach der Flasche Chablis gestern Abend kein Kopfweh habe wie sonst, wenn ich mehr trinke.“

„Daran erkennst du, dass er ein guter Wein ist“, meinte ich und schloss die Wohnungstür.

„Gib mir deinen Mantel“, sagte ich.

Er knöpfte ihn auf und ließ ihn vom Körper gleiten. Ich nahm ihn, ihn ab und hängte ihn auf einen Bügel., Isaak schritt vor mir ins Wohnzimmer.

„Ich merke, ich war schon lange nicht mehr hier, hat sich Einiges verändert…, etwas vornehmer würde ich sagen, aber sehr gemütlich.“

„Man könnte sagen, dass es von Vorteil ist, wenn man mit einem Bänker zusammen war.“

„Das hat dir James gekauft?“

„Nein, bis auf das große Sofa, habe ich alles selbst erworben. Das Sofa war ein Geschenk von ihm, zum ersten Jahrestag.“

„Passt gut“, meinte Issak und lief Richtung Esstisch.

„Sag mal, erwartest du noch jemand, oder wer soll das alles essen?“

Jetzt, wo er es sagte, fiel mir das auch auf, dass er etwas überladen wirkte. Zumindest für zwei Personen.

„Nein, dass ist nur für uns“, antworte ich leicht verlegen und kratzte mich am Hinterkopf.

„Hier, für dich“, sagte er und hielt mir eine Tüte vors Gesicht.

Carluccio Interieur lass ich als Aufschrift.

„Für was?“

„Ach, ich wollte mich einfach etwas erkenntlich zeigen, weil mir der Abend so viel Spaß gemacht hat.“

„Das hätte nicht sein müssen!“

„Naja, jetzt wo ich dein neues Wohnzimmer gesehen habe, freue ich mich auch etwas Passendes gefunden zu haben.“

Neugierig griff ich in die Tüte und zog ein Päckchen heraus. Ich legte die Tüte beiseite und wickelte das Seitenpapier vorsichtig von seinem Inhalt. Zum Vorschein kam ein Hirsch aus weißem Porzellan.

„Woher weißt du, dass ich Porzellanfiguren sammle“, sagte ich, lief zum Regal und stellte den Hirsch zu den anderen Figuren.

„Ohne meinen Anwalt sage ich nichts, du denkst wohl ich verrate meine Quelle?“

Ich lächelte und umarmte ihn zum Dank.

„Komm lass uns frühstücken“, sagte ich und schob ihn Richtung Stuhl.

„Kaffee oder Tee?“

„Kaffee, wenn es keine Umstände macht.“

Macht es nicht“, lächelte ihn an und umrundete meine Theke zur Küche.

Ich nahm zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie und die Düse meines Kaffeevollautomats.

„Praktisches Ding“, sagte Isaak, der mir in die Küche gefolgt war.

Ich nickte und betätigte den Knopf.

Ein leises Surren folgte und man hörte das Mahlwerk der Maschine. Wenig später begann der fertig gebrühte Kaffee in die Tassen zu laufen.

„Da hängt ja die gleiche Pinnwand, wie bei Riley“, hörte ich Isaak sagen.

Die Maschine kam zu Ende und beide Tassen waren gefüllt. Ich nahm sie und lief zurück zu Isaak.

„Ja, irgendwie fand ich es eine gute Idee von Riley, so habe ich es ihm nachgemacht.“

„Ein wirklich gutaussehender Mann… mit viel Charisma, dieser Mr. Smith.“

Ich lächelte und setzte mich auf meinen Stuhl. Issak tat es mir gleich und ließ sich mir gegenübernieder. Ich reichte ihm den Korb mit den Toast.

„Danke“, sagte er und nahm sich eine Scheibe.

„Ich weiß nicht recht, was ich so Besonderes an ihm finde, naja, diese Augen, die können einen schon gefangen nehmen.“

„Und figurlich kann man ja auch nicht klagen.“

„Er ist ein Modell, klar muss er auf seine Figur achten.“

„Reichst du mir das Rührei?“

„Hier!“

„Danke.“

„Gut, dass er gut aussieht ist ein Bonus, aber mir kommt es eigentlich mehr auf die inneren Werte eines Menschen an“, führte ich das Gespräch fort.

„Da sind mir einer Meinung, wobei ich zugebe, du bist auch nicht von schlechten Eltern, der Bonus ist garantiert!“

Ich wurde leicht verlegen.

„Findest du? Ich finde mich eher Durchschnitt.“

„Jetzt untertreib mal nicht so“, sagte Issak und schob eine Gabel voll Rührei in den Mund.

„Wie gesagt, das ist mir nicht so wichtig. Ehrlichkeit und Toleranz…, Respekt vor dem anderen, das ist wichtig!“

Er bestätigte meine Aussage mit einem Nicken.

„Wie willst du weiter verfahren?“

„Ich weiß es nicht, bei den restlichen Bildern weiß ich wirklich nicht, wo das sein sollte.“

„Auf alle Fälle denke ich, es ist alles im Umkreis der Innenstadt.“

„Das habe ich auch vermutet…, nur die Innenstadt ist groß, da wird es schwer sein, die Standorte zu finden.“

Wieder nickte er, während ich mir Honig auf den Toast träufelte.

„Lily meinte, sie kenne mindestens von drei Bildern den Standort“, sprach ich weiter.

„Welche?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Hast du dir es nicht erklären lassen?“

Wieder wurde ich leicht verlegen.

„Jack Colborn, ich kenne dich schon so lange und immer hast du eine große Klappe…“

„Sorry, aber irgendwie habe ich auch noch etwas Stolz, ich wollte ihr dass nicht mit Mr. Smith auf die Nase binden, solange es nicht Spruchreif ist. Zudem waren James und Oliver anwesend…“

„Hast du noch mal mit James geredet?“

„Nein nicht mehr, seit dem Abend.”

„Falls er irgendwie juristische Unterstützung braucht, melde dich bei mir.“

„Okay, danke!“

„Was steht heute noch an?“

„Ich weiß nicht…“

„Auf Standortsuche gehen? Nach dem opulenten Mahl gestern, täte es mir gut, etwas mehr zu laufen als sonst.“

„Sparzieren oder joggen?“

„Bei der Kälte joggen?“

„Klar, warum nicht, es gibt auch warme Sportkleidung.“

*-*-*

So hatte ich mich mit Issak am Mittag am Lincoln’s Field verabredet. Ich sah ihn die Newmans Row herlaufen und winkte ihm zu. Wie ich war er wohl mit der Untergrundbahn gefahren.

„So schnell sieht man sich wieder“, meinte er lächelnd und begrüßte mich mit einer Umarmung.

Eine drei viertel Stunde waren wir schon durch den Park gelaufen, als er plötzlich abbremste.

„Können wir eine Pause machen, ich bin echt nichts mehr gewöhnt.“

„Kein Problem“, antworte ich und steuerte die nächste Bank an.

Leichte Nebelschwanden entfleuchte unseren Mündern und zeigten wie kalt es wirklich war. Es schien zwar die Sonne, aber für Dezember war es richtig kalt. Mein blick wanderte den Weg entlang.

„Hast du die Bilder dabei?“

„Ja“, meinte ich und zog sie aus einer Seitentasche meiner Jacke.

Er nahm sie entgegen und schaute sie an. Eins zog er heraus, reichte es mir und weiß mir mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung zu schauen. Ich folgte seinem Wink.

„Der Glockenturm von Lincoln’s Inn!“

„Stimmt, dass mir das nicht selber aufgefallen ist, eigentlich kenne ich die meisten markanten Punkte in London.“

„Geht mir genauso. Warum hat Mr. Smith das Lincoln’s Inn wohl fotografiert?“

„Ich weiß es nicht. Bleibt uns nichts anders übrig als nachzuschauen!“

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