Liebe auf den ersten Klick – Teil 13

Es verschaffte mir einen Blick über das ganze Viertel. Im Schein der vielen Lampen konnte man die bunten Häuser entdecken.

„Gefällt es dir?“, fragte Isaak, der nun ganz dicht hinter mir stand.

„Und wie! Ein herrlicher Ausblick.“

„Ein Grund mehr, warum ich diese Wohnung damals genommen hatte.“

Ich drehte mich zu ihm um, er stand mit zwei Gläsern Wein vor mir.

„Danke“, meinte ich und nahm eins entgegen.

Er lief zurück an die große Theke und machte sich am Kühlschrank zu schaffen, während ich einer der vier Barhocker in Anspruch nahm.

„Kochst du hier oft?“

„Leider nein, wie du weißt, habe ich eigentlich nicht viel Freizeit und Freunde die ich bekochen möchte habe ich auch nicht viel. Der Preis des Jobs.“

„Das hatte ich nicht gewusst. Ich dachte immer, so ein Beruf würde auch viele Freunde mit sich bringen.“

„Stimmt, sollte man denken, aber es sind eher so in der Art von Schmarotzer, die immer auf der Matte stehen, wenn sie etwas von mir brauchen, aber mich sonst meiden.“

„Das tut mir Leid.“

„Muss es nicht, die wenigen wirklichen Freunde reichen mir.“

„Dazu gehöre ich hoffentlich!“, lächelte ich ihn an.

„Klar, sonst würde ich dir so etwas auch nicht servieren.“

Er stellte mir einen Teller, voll mit frischem Salat und einer kleinen Auswahl an Räucherfisch hin.

„Danke…, da könnte sich manch Restaurant eine Scheibe von abschneiden, so gut wie das aussieht.“

„Das ist doch nur ein bisschen Salat.“

„Bisschen ist gut“, grinste ich.

Er nahm eine Flasche aus dem Kühlschrank, öffnete sie und beträufelte langsam meinen Salat, danach seinen.

„Wie das duftet“, sagte ich und wartete mit dem Essen, bis er sich neben mich setzte und einen Korb mit Toast zwischen uns stellte.

*-*-*

„War das der Grund, warum du nie einen Mann an deine Seite gelassen hast?“

Wir waren zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen. Gemeinsam saßen wir in den Ohrensessel vor dem Kamin.

„Gute Frage“, begann Isaak zu erzählen, während er seinen Whiskey betrachtete, „es gibt keinen direkten Grund, eher, dass ich Mr. Right noch nicht gefunden habe, Und du?“

„Was ich?“

„Ja, ist es wert, diesem Mann hinterher zurennen?“

„Das kann ich dir nicht beantworten. Hat es überhaupt einen Wert, jemandem hinterher zurennen? Oder zu für die Sache einzustehen, zu kämpfen.“

„Das sind zwei Paar Stiefel. Etwas hinterher zurennen oder für etwas zu kämpfen ist ein großer Unterschied.“

„Das mag aus deiner Sicht stimmen, aber wenn man eine Enttäuschung hinter sich hat, gleich welcher Art, dann sieht man das vielleicht etwas anders.“

„Ich finde es aber unnötig, jemandem hinterher zu rennen.“

Ich nickte und nippte an meinem Whiskey.

„Du meinst ich soll das Ganze sein lassen?“

„Das habe ich nicht gesagt, ich dachte nur so wie heute, als du endlich eine Chance hattest und sie verstreichen hast lassen.“

„Ja, ich weiß, dass war blöd von mir, aber vielleicht war ich auch einfach noch nicht dazu bereit.“

„Tja, so wirst du vielleicht nie wissen, ob er auch eventuell auch Interesse an dir haben könnte.“

„Dazu müsste er mich aber auch erst Mal richtig kennen lernen. Ich weiß selbst, dass ich nicht einfach bin, schon gar nicht in einer Beziehung.“

„Wer ist das schon?“

Hatte ich erzählt, dass es mir Spaß machte mich mit diesem Mann zu unterhalten. Er war einfach genial und sehr wortgewandt. Warum grinst du jetzt? Was ich schwärme von diesem Mann.

Also wirklich, er ist ein Freund mehr nicht. Ob ich mir sicher bin? Ja klar, warum stellst du diese Frage?

*-*-*

„Warum hast du es ihr erzählt, Riley? Jetzt weiß es bald die ganze Sippschaft um James herum und er selbst auch.“

Nach der Frage, wie Riley an die Lösung der drei Bilder kam, hatte er nach langem Zögern zugegeben, dass er Lily einfach gefragt hatte. Erstaunt war er schon, als sie die Geschichte mit Rileys Adventskalender gut fand und natürlich, so eine ehrliche Haut er war, es gleich richtig stellte.

So wusste nun jeder dass es so gesehen mein Adventskalender war. Worüber ich mich nicht mehr aufregte, war, dass er mittlerweile sogar die Kundschaft mit einbezog, sie fragte, ob sie wusste oder einer der Bilder erkannte.

Der Erfolg ließ auf sich warten. Ich schmierte mir meine Toast mit Butter, während ich Georg beobachtete, wie er mit zwei Kundinnen flirtete. Riley hatte sich nach meiner Frage, die er unbeantwortet ließ, in die Küche zurück gezogen.

Die Eingangstür wurde aufgeschoben, was natürlich meine Neugier weckte. Ein strahlender Isaak kam herein, als er mich entdeckte. Nachdem er sich seiner Jacke mit Schal entledigt hatte, lief er schnurgerade auf mich zu, aber nicht ohne Georg zu grüßen.

„Guten Morgen, bist du gestern noch gut heim gekommen?“

„Klar, sonst würde ich nicht hier sitzen.“

„Na ja, ich hab mir etwas Gedanken gemacht“, meinte er und setzte sich neben mich.

„Wieso Gedanken, es war doch alles in Ordnung.“

„Das Thema, dass wir gestern drauf hatten und dann noch der Whiskey, du warst beim Gehen sehr nachdenklich.“

„Stimmt, aber es hatte auf meine physische Kondition keinerlei Auswirkungen.“

„Dann bin ich ja beruhigt.“

„Morgen Isaak“, kam es von Riley, der aus seiner Küche kam.

„Morgen Riley, ich hätte gerne dasselbe wie Jack.“

„Kommt sofort.“

Isaak wandte sich wieder mir zu und lächelte.

„Die Lösung der drei Bilder hat er Lily zu verdanken, er hat sie gefragt“, meinte ich leise.

„Das ist doch gut, nach dem du dich nicht getraut hast zu fragen.“

„Was hat das mit sich nicht trauen zu tun?“

Isaak fing zu lachen an.

„Ich wollte lediglich nicht zu Stadtgespräch werden.“

„Komm, jetzt übertreibe nicht, so bekannt ist Lily jetzt auch nicht.“

„Was anderes, wollen wir heute Abend das Aquarium ausprobieren?“

„Kann man dort auch essen?“

„Ich glaube ja, warum fragst du?“

„Weil ich auf tanzen nicht all zu viel Lust habe.“

„Und wie wäre es mit schwimmen?“

„Stimmt, die haben ja auch einen Pool. Ich weiß nicht, zwischen all den jungen Leuten, da komm ich mir ja richtig alt vor.“

Jetzt war ich dran mit Lachen. Nach meinem Wissen, war Isaak  gerade mal sechs Jahre älter, als ich, wie konnte er da von alt reden?

„Oje, wir der alte Mann etwa eitel?“

Er grinste.

„Etwas Eitelkeit hat nie geschadet, oder?“

„Nein“, schüttelte ich den Kopf und nippte an meinem Kaffee.

Riley brachte Isaaks Frühstück.

„Du Jack, wäre es möglich heute Abend meine Schicht zu übernehmen, ich habe da einen Termin, den ich nicht verschieben kann.“

Ich schaute zu Isaak, der mit den Schultern zuckte.

„Ich kann auch hier her kommen und dir Gesellschaft leisten.“

„Danke! Gut, kein Problem Riley, fünf wie immer?“

„Ja, danke Jack.“

Irgendwas stimmte nicht mit Riley, er kam mir so bedrückt vor.

„Was machst du nach her noch?“, riss mich Isaak aus den Gedanken.

„Öhm… ich habe eigentlich nichts Bestimmtes vor. Meine Artikel habe ich alle eingereicht und somit bis Weihnachten eine schreibfreie Zeit.“

„Aber Essen können wir trotzdem ab und zu gehen, auch wenn es nicht der Verlag zahlt.“

„Klar!“, lächelte ich.

„Ich möchte nachher noch ins Carluccio Interieur.“

„Suchst du etwas Bestimmtes?“

„Suchen nicht mehr, ich habe mir etwas bestellt, für mein großes Küchenfenster.“

„Interessant und was?“

Eine Art Mobile mit Hirschen.“

„Hirsche haben es dir wohl angetan.“

„Naja, als Deko sind sie gerade ganz große Mode, egal in welcher Art und aus welchen Material.“

„Deswegen mein Hirsch in Keramik?“

„Auch, aber Riley erzählte mir mal, dass du kleine Keramikfiguren sammelst.“

„Aber nur weiß lackierte“, lächelte ich, weil ich nun seine Quelle kannte.

Georg kam auf uns zu.

„Du Jack, eine der Damen da drüben am Tisch hat eines der Bilder erkannt.“

Isaak sah mich irritiert an.

„Riley bezieht jetzt schon seine Kundschaft ein und zeigt die noch fehlenden Bilder herum.“

„Ach so.“

Georg war an die Pinnwand gegangen und hatte eins der Bilder abgemacht.

„Kings College London“, meinte London und ließ uns wieder alleine.

Ich betrachtete das Bild.

„Vielleicht ist er ein Student“, meinte Isaak neben mir.

„Er wirkte nicht wie ein Student auf mich, jedenfalls nicht vom Alter her.“

„Die Mutter eines Kollegen studiert dort Philosophie und die Dame ist zweiundsechzig.“

„Alle Achtung! Aber du hast Recht, es ist nicht Altersabhängig und das Kings College bietet ein breites und interessantes Wissensgebiet an.“

„Dort nach zu fragen, ob ein Mr. Smith eingeschrieben ist, wäre wohl Zeitverschwendung.“

„Ja!“, lachte ich.

„Du willst nicht zufällig noch einmal studieren?“

Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und leerte meinen Kaffeebecher.

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