Blondes Gift
Erschrocken drückte ich mich noch dichter an Michael. Drehte der Typ jetzt völlig hohl?
„Ich hab dir schon mal gesagt, wenn ich dich nicht haben kann, bekommt dich auch kein Anderer.“
„Haben dir die Drogen jetzt schon das Hirn zerfressen?“, fragte Michael und ich wunderte mich woher den Mut nahm, mit einem Messer vor dem Gesicht.
Plötzlich kam ein mächtiger Urschrei, Michael und ich fuhren erschrocken zurück. Aus dem Busch sprangen Fritz und Volker mit einem Netzt in der Hand, dass dann schließlich über Karl landete.
Der wurde von der Wucht und auch vielleicht aus Angst zu Boden gerissen. Dann hörte ich ein Plöpp und ein kurzes Surren und der Arsch von Karl zierte ein kleiner Pfeil.
„Scheiße, hilft mir doch jemand, die stechen mich ab“, schrie Karl und fuchtelte wie wild mit dem Messer unter dem Netz.
Langsam wurden die Bewegungen weniger, bis Karl dann endlich aufhörte zu schreien und still liegen blieb. Alle vier standen wir geschockt vor Karl, der nun regungslos auf dem Boden unter dem Netzt lag.
„Gut gemacht Jungs!“, hörten wir die Stimme von Sabine.
Sie kam hinter einem anderen Busch hervor, gemeinsam mit Doktor Reinhard, der ein Blasrohr in Händen hielt. Jetzt wussten wir natürlich alle, was Karl außer Gefecht gesetzt hatte, aber mir wurde auch bewusst, dass Reinhard eingeweiht sein musste.
„Gute Idee? Was haben sie ihm gegeben, Schlafmittel für Elefanten?“, fragte Volker und stupste Karl mit dem Fuß.
„Nein, ich habe das für Affen genommen… kommt ja auch fast hin.“
Er bückte sich und versuchte Karl das Messer zu entnehmen. Ich stand immer noch hinter Michael, zitterte und hielt mich an ihm fest.
„Ruhig Dennis, es ist alles vorbei, Karl kann dir nichts mehr tun!“, meinte Michael und nahm mich wieder in den Arm.
Ich atmete tief aus, als hätte ich die ganze Zeit, die Luft angehalten.
„Und was machen wir jetzt, sperren wir ihn wie das andere Getier in einen Käfig, oder besser noch in eine Transportkiste?“, fragte Fritz.
Alle lachten kurz auf.
„Also irgendetwas sollten wir schon tun“, meinte Reinhard, „die Narkose wird nicht lange anhalten!“
„Die Polizei ist immer noch auf dem Gelände, die Beamten die hier Streife laufen“, sagte Fritz.
„Also ich habe keine Lust dieses Ar… “, Michael verbiss sich die Bemerkung, „jetzt auch noch herum zutragen.“
Komm Volker, wäre doch gelacht, wenn wir nicht schnell einen Polizisten finden“, sagte Fritz und zog ihn mit sich und schon waren sie weg.
„Eigentlich sollte ich euch allen einen Rüffel geben, wegen diesem Alleingangs hier“, begann Doktor Reinhard, „aber ihr habt Recht, der Zweck heiligt die Mittel, der Kerl ist Dingfest und wird auch nicht so schnell wieder herauskommen. Michael müsste natürlich aussagen, aber ich denke Michael bekommt keine Strafe er wurde erpresst.“
„Und mein Job hier…? Ich meine, wegen den Drogen und ich wusste ja auch Bescheid, wer es war…“, fragte Michael leise.
„Da mach dir mal keine Sorgen, gute Pfleger werden nicht entlassen, wenn sie sich nichts zu schulden kommen haben lassen und für den hier kannst du ja wirklich nichts!“
Michael atmete auf, sein Körper entspannte sich sichtlich. Volker und Fritz kamen mit zwei Beamten zurück gerannt, die sich auch sofort Karl widmeten. Schnell war das Netz entfernt und es machte Klick, Karl hatte Handschellen bekommen.
„Keine Sorge, der kommt gleich wieder zu sich.“
Und als hätte Doktor Reinhard die Uhr gestellt, fing Karl sich wieder an zuregen.
„Boah was ist den das für eine Scheiße hier“, schrei Karl, als er die Handschellen bemerkte.
Michael ging vor ihm zu Boden.
„So etwas bekommt man an, wenn man Feuer legt, eine Mitarbeiterin des Zoo anfällt, einen Mitarbeiter niederschlägt, einen Bären umbringt und am Schluss auch noch Personal mit dem Messer droht!“, sagte Michael recht sarkastisch.
„Keine Sorge, dich kriegen sie auch dran, du hast von meinen Drogen probiert!“
„Drogen?“, mischte sich der eine Beamte ein, „interessant, sie können mir sicher Auskunft geben, von wem sie die bekommen haben.
Karl wurde weiß im Gesicht, „du gottverdammter Hurensohn“, schrie er Michael an.
„Sie können ihre Aussage später auf dem Revier abgeben“, sagte der beamte, während er mit dem anderen Polizisten, Karl auf die Füße zog.
„Halt!“, rief ich und alle schauten mich erstaunt an.
„Könnten sie vielleicht schauen, ob dieser Mann eine Codekarte vom Zoo besitzt?“, fragte ich die Beamten, die sofort tätig wurden und dessen Taschen durchsuchten.
Sie wurden fündig, aus der Innentasche der Jacke, kam eine funkelnagelneue Karte zum Vorschein, so wie ich eine erhalten hatte.
„Haben sie noch einen Beamten?“, fragte Doktor Reinhard den Polizisten, der nickend sein Handy hervor zog.
Wenige Minuten später trafen drei weitere Beamten ein und Karl wurde abgeführt. Gemeinsam mit den anderen Beamten liefen wir zum Personalbüro, wo wir Trebnitz mit seiner Sekretärin Gudrun vorfanden.
Erstaunt schaute dieser, als Doktor Reinhard ihm die Codekarte unter die Nase hielt.
„Die brauchen wir ja nun nicht mehr“, sagte Reinhard.
„Wieso und was wollen die Polizisten hier?“, meinte Trebnitz mit rotem Kopf.
„Fragen sie mal Gudrun!“, kam es von Sabine, alle Blicke vielen auf sie.
Sie hatte Tränen in den Augen.
„Ich habe nicht gewusst, dass er solche Dinge macht, er hat zu mir gesagt er, er will sich einen Spass erlauben“, sagte sie leise und wischte ihre Tränen weg.
Eins auf Mitleidstour machen. Irgendwie passte sie zu Karl, beide waren sie blond und ausgesprochen blöd. Trebnitz zog die Karte aus Reinhards Hand und ging zum Computer. Dort zog er sie durch den Scanner.
Es wurde kein Name angezeigt, aber dafür was anderes Hochinteressantes. Trebnitz wurde weiß um die Nase. Er ging an ein Regal und zog einen Ordner heraus. Irgendetwas suchte er und wurde fündig.
„Sie müssen verzeihen, aber ich unterschreibe so viele Sachen am Tag, ich habe das nicht gesehen.“
Trebnitz hatte den Antrag auf eine neue Karte selbst unterschrieben, diese Gudrun musste den Antrag irgendwie zur Unterschrift untergejubelt haben. Gudrun wurde nun auch mitgenommen und wir folgten Doktor Reinhard wieder nach draußen.
Alleine zurück blieb ein Herr Trebnitz, der sicher noch einen Dämpfer, von der Zooverwaltung bekam. Was mit Michael weiter geschah, war ich mir auch nicht so sicher, ich konnte da Reinhard nicht so recht glauben.
„So Leute, wieder an die Arbeit, da warten ein paar Tierchen auf uns!“, kam es von Reinhard.
„Oh, Krümel, den habe ich ja ganz vergessen…“, fiel es mir plötzlich ein.
„Gut dass du den ansprichst, kommst du mit ihm rüber, in die Klinik, ich möchte ihn mir noch einmal ansehen und bring die Unterlagen mit, wegen Gewicht und so“, sagte Reinhard und ich nickte.
Also lief ich mit den Anderen zurück zu den Bärenhäusern.
„Meinst du, wir könnten heute Abend mal in Ruhe zusammensitzen und ein bisschen reden?“, fragte Michael.
„Heut Abend? Schlecht! Ich bekomme Besuch… Brit will kommen eine Freundin.“
„Ach so, war das die, die dich hier besucht hat?“
„Ja, genau die, du wirst sicherlich noch besser kennen lernen, sie will in den Ferien bei Reinhard ein Praktikum machen.“
„Aha.“
Was war denn jetzt schon wieder?
„Was ist?“, fragte ich und blieb stehen.
„Nichts, das hat sich ja alles aufgeklärt.“
„Was hat sich aufgeklärt?“
„Das diese Brit nicht deine richtige Freundin ist, als Freundin im Sinne von… du weißt was ich meine…“
„Ja, aber wie kommst du darauf, sie wäre meine Freundin?“
„Ich habe gesehen, wie sie dir einen Kuss gab…“
„Sie verabschiedet sich immer mit einem Kuss auf die Wange… bist du etwa eifersüchtig… jetzt schon, wir sind ja nicht mal zusammen…“
Michael schaute mich an… das Wort zusammen hang ihm anscheinend etwas nach.
„Nein… vielleicht neidisch…“
„Kommt ihr zwei Trödler jetzt endlich?“, rief Sabine von vorne.
Wir liefen weiter.
„Neidisch?“
„Ach Dennis, mach es mir doch nicht so schwer, ich wäre natürlich gern der gewesen der dir einen Kuss gegeben hätte.“
Ich musste grinsen.
„Am Samstagmittag würde es gehen“, wechselte ich das Thema.
„Was?“
Am Samstagmittag hätte ich Zeit, Sparziergang oder so?“
„Ach so, ja kein Problem.
*-*-*
Erst nach der Dusche war ich wieder richtig fit. Krümel war wieder unten bei meinen Eltern. Sie kümmerten sich schon bald mehr um ihn als um mich und am Anfang wurde er noch als gefährliches Raubtier angesehen.
Grinsend trocknete ich mich ab. Ich konnte mir nicht viel Zeit lassen, denn irgendwann stand Brit vor der Tür, ach ja Tim wollte ja auch kommen. Komisch hatte ich völlig vergessen. Klar hingen wir früher oft gemeinsam ab, lag aber daran, das wir im selben Sportverein waren.
Den hatten wir aber wegen der Lehre aufgegeben. Sonst hatten wir nichts miteinander zuschaffen, bis, das ich immer für ihn ein wenig geschwärmt hatte. Tims Eltern waren Italiener, aber schon ewig in Deutschland.
Deshalb auch sein etwas dunklere Hautfarbe, na ja neben mir bestimmt, ich war ja auch immer käsweiß. Aber die schwarzen Haare und seine dunkelbraunen Augen, die goldige Lächeln, sein muskulöser Körper und auch seine Art waren aber oft Begründer feuchter Träume.
Aber ich konnte schlecht hingehen zu ihm und sagen, he du Tim ich glaub ich hab mich in dich verguckt. So blieb es immer nur bei der Schwärmerei. Mittlerweile war ich angezogen und räumte noch etwas mein Zimmer auf, als ich unten die Türklingel hörte.
Ich rannte die Treppe hinunter, doch meine Mutter war schneller.
„Hallo Brit… Tim, freut mich euch mal wieder zu sehen“, meinte sie.
„Hallo Frau Kahlberg“, fast gleichzeitig von den Beiden.
So verschwand meine Mutter wieder und wir waren alleine im Flur.
„Hi, Bärenbändiger!“, sagte Brit lächelnd und umarmte mich.
„Hallo Brit.“
Tim kam auf mich zu.
„Hi Dennis, freut mich dich endlich wieder zu sehn“, und umarmte mich ebenso, was er bisher noch nie getan hatte.
Er roch gut, schien frisch geduscht zu haben… seine Hände auf meinem Körper, ließen mich fast dahinschmelzen.
„Hi Tim, altes Haus.“
Er ließ mich wieder los und schaute dabei fest in meine Augen. Was war hier los? Brit grinste komisch, Tim benahm sich so anders als sonst.
„Lasst uns nach oben gehen“, meinte ich.
„Ist da der Bär?“, fragte Tim.
„Nein, Moment, der spielt mit meinem Dad.“
Ich ging kurz ins Wohnzimmer, wo ich Dad auf dem Boden liegend vorfand. Mit etwas Protest gab er mir Krümel, mit dem ich in den Flur zurückwanderte.
„Das ist ja wirklich ein Bär, wow, ist der aber süß!“, sagte Tim.
„Was dachtest du denn?“, fragte ich.
„Ich glaubte Brit und du wollt mich auf den Arm nehmen.“
Brit und ich mussten grinsen.
„Aber… ich komm eigentlich wegen… etwas anderen… und es ist gut… das Brit auch da ist…, ich will euch etwas erzählen“, stotterte Tim und sah auf Krümel.