Zoogeschichten I – Teil 34

Bedienungsanleitung

„Seid ihr da hinten bald fertig? Ich will die Delfine heute morgen auch noch etwas rauslassen“, rief Heike von vorne.

„Wir kommen gleich“, rief ich zurück.

Ich zog den Reisverschluss nach unten, während Sebastian meine Badehose anzog. Nun verstaute er auch noch sein Teil richtig, das nicht gerade klein war… meine Knie wurden weich. Womit hatte ich das nur verdient?

„So, du steigst jetzt mit den Füssen hinein“, sagte ich und hielt ihm den Anzug entgegen.

Sebastian tat, wie ich ihn geheißen hatte.

„Und jetzt?“

„Schlüpfst du mit deinen Armen durch die Ärmel.“

„Mann, ist das eng“, sagte Sebastian und war endlich vollständig im Neoprenanzug.

„Muss so sein, sonst fängst du schnell an, zu frieren. Lang nach hinten auf den Rücken, da findest du jetzt ein Stück Schnur.“

„Ja, habe ich.“

„Gut… einfach hochziehen und so zieht man ihn an.“

Ich hörte das Geräusch des Reisverschlusses nur am Rande, zu sehr war ich damit beschäftigt, Sebastian anzusehen, seine gute Figur zu bewundern.

„Das war alles?“, meinte er und schaute auf.

Wieder diese blauen Augen, die mir entgegen lächelten.

„Ja… Moment du brauchst noch Schuhe.“

Ich bückte mich in meinen Schrank und zog das zweite Paar Gummischuhe heraus.

„Die müssten dir auch passen“, sagte ich und gab sie ihm, „ich geh dann wieder nach vorne… schalt das Licht dann aus.“

„Okay.“

Mir war dermaßen heiß in meinem Anzug, ich bekam gar nicht richtig Luft. Mir fiel das Atmen schwer. Ich musste mich zusammenreißen, das hatte kein Sinn, mich hier jetzt so Jeck zu machen.

Heike hatte inzwischen die Eimer gewaschen und weggeräumt und spielte mit Theo Ball.

„Was hat denn so lange gedauert?“, fragte sie.

„Sebastian hatte so ein Teil noch nie an, ich musste ihm helfen.“

Heike starrte mich an.

„Was ist denn mit dir los? Du bist so weiß im Gesicht.“

„Ich weiß nicht… vielleicht noch nicht richtig wach.“

Diese Ausrede schluckte Heike mit Garantie nicht, dafür kannte sie mich zu gut.

„Das kannst du deiner Oma erzählen, ist was passiert?“

„So, ich bin fertig“, kam es von Sebastian, der aus der Umkleide kam.

Gerettet, nun konnte sie nicht weiter fragen, aber dafür hatte ich das Problem, dass nun ein super aussehender Azubi im Neoprenanzug neben mir stand. Hier sah man jeden einzelnen Muskel, auch die, welche im Augenblick nicht mit Blut gefüllt waren.

„Gut, ich lass die vier raus, dann sehen wir mal weiter“, meinte Heike und ging zu den Schiebern.

„Komm, wir gehen auch gleich nach draußen. Das Wasser wir dir kalt vorkommen und ich sage dir, das ist es auch, deshalb bleib immer in Bewegung, wobei… dafür werden schon die Delfine sorgen“, erklärte ich und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen.

Sebastian folgte mir durch die Tür nach draußen.

„Wie tief ist denn das Becken hier draußen?“, fragte er.

An den tiefsten Stellen über drei Meter, schon alleine deshalb, dass die Tiere sich beim Springen nicht verletzten können, zudem sind ja auch noch die Sichtfenster für die Besucher angebracht, also keine unüberlegten Handbewegung, der Gast sieht alles!“

Hatte ich das gerade gesagt? Konnte mir jemand die Zunge festknoten. Sebastian grinste und lief weiter.

Dennis

„Hast du alles eingepackt?“, fragte ich Michael.

„Ja, ist alles im Rucksack.“

„Gut, dann können wir ja los.“

„Dann sagen wir gerade noch Sabine tschüss und melden uns ab.“

„Okay.“

Ich folgte Michael ins Bärenhaus.

„Und, seid ihr fertig?“, rief uns Sabine fertig.

„Ja, wir fahren dann los“, meinte Michael.

„Okay und grüßt mir Andre schön, nicht vergessen!“

„Tun wir, klar!“

„Also dann los mit euch, ich werde heute Abend da sein und auf euch warten. Und um Krümel kümmere ich mich höchst persönlich!“

Sie schien mein besorgtes Gesicht zu sehen. Michael zog mich am Ärmel nach draußen.

„Tschüss“, rief uns Sabine hinter her.

Michael startete den Diesel, der kräftig aufheulte.

„Hast du die Straßenkarte?“, fragte Michael.

„Ja, habe ich.“

„Gut!“

Michael gab Gas und langsam setzte sich der Transporter in Bewegung. Hindurch, durch die schmalen Fußwege zum Ausfahrtstor. Dort stand Volker mit Jürgen.

„Hier ist noch ein Brief an den Chef“, meinte Jürgen und drückte mir einen Umschlag in die Hand, „gute Fahrt!“

„Danke“, sagten wir im Chor und Michael ließ den Wagen auf die Straße rollen.

Robert

Mit einem Hechtsprung sprang Sebastian ins Wasser und tauchte einige Meter weiter wieder auf.

„Das Wasser ist herrlich, erinnert mich irgendwie an Urlaub, also ich meine das Salzwasser“, rief mir Sebastian entgegen.

„Spring so aber bitte nicht rein, wenn die Delfine drin sind, du könntest sie erschrecken oder ihnen Angst machen.“

„Entschuldigung, daran habe ich nicht gedacht….Wasser ist eben mein Element.“

Er sah so goldig aus, wie das Wasser von seinen Locken ins Gesicht tropfte, ich musste irgendwas machen, damit ich diese Gedanken verdrängen konnte. Es wurde ja richtig schlimm.

Ich stieg ins Wasser, denn gerade wurde der Schieber geöffnet. Es würde nicht mehr lange dauern und einer der Delfine würde als erstes heraus schwimmen. Sebastian kam zu mir geschwommen und stellte sich zu mir auf die Plattform, die am Beckenrand angebracht war.

Und wie vermutet, kam auch Theo als erstes herausflitzt, sprang ein paar Mal in die Höhe, bis er argwöhnisch plötzlich innehielt, weil etwas Anders war als sonst. Sebastian. Theo war ein Tümmler und als solcher konnte er eine stattliche Größe bis vier Meter erreichen.

Theo war fast drei Meter lang und könnte ohne Schwierigkeiten Sebastian anfallen, da dieser jemand Fremdes war.

„Theo, was ist los… den kennst du noch nicht… komm her“, rief ich.

In großen Bahnen umschwamm er uns und Sebastian stellte sich schräg hinter mich, vielleicht wurde es ihm jetzt doch anders, so in unmittelbarer Nähe eines Delfins. Ich lief an den Rand des Beckens und zog ein Hering aus dem Eimer, den wir immer zur Belohnung bei uns hatten.

„So groß hat der von Außen gar nicht ausgesehen“, sagte Sebastian.

„Ja, dabei ist Theo nicht mal voll ausgewachsen.“

Theo kam langsam näher, natürlich hatte er den Fisch gesehen. Sebastian blieb nach wie vor dich hinter mir, fast spürte ich, wie er sich an mich lehnte. Theo schnappte sich den Fisch, den ich ihm hin hielt, schwamm aber nicht wieder weg.

Ich streichelte ihm über seine Schnauze und er öffnete den Mund. Mit den Fingerspitzen kraulte ich seine Zunge.

„Hast du keine Angst, dass er dich beißt?“, fragte Sebastian leise hinter mir.

„Nein, dafür kennen wir uns schon zu lange und das kraulen seine Zunge mag er besonders. Willst du nicht auch mal?“

Sebastian kam zögerlich hinter mir vor und streckte die Hand aus.

Dennis

Zügig zog Micha auf die Autobahn, ungefähr zwei Stunden meinte er. Zwei Stunden alleine mit ihm, wo ich aber außer Reden nichts machen konnte, er musste ja schließlich fahren.

„Darf ich dich etwas fragen?“, begann ich.

„Dennis, du kannst mich alles fragen.“

„Auch wenn es dir vielleicht unangenehm sein könnte?“

„Auch dann… egal.“

„Wie hast du eigentlich Karl kennen gelernt?“

„Uffz… gleich so eine Hammerfrage am Anfang.“

„Wenn du nicht darüber reden willst…“

„Nein schon gut. Ich denke, eigentlich sollten wir keine Geheimnisse voreinander haben, oder?“

„Hast Recht.“

„Ich weiß nicht mehr, ob ich damals wirklich auf der Suche nach einem Freund war… ich bin jedenfalls auf jeder Party gewesen, die sich mir bot. Dass ich schwul bin, habe ich in der Zeit erst richtig geschnallt, schon alleine auf der Tanzfläche.“

„Tanzfläche?“

„Klar, weil da immer so geile Boys tanzten und je später der Abend, umso weniger hatten sie an, dann der glänzende Körper, die Beleuchtung…“

Mein Michael kam ins Schwärmen, wir sollten doch mal gemeinsam tanzen gehen.

„Und dort hast du Karl kennen gelernt?“

„Ja, er ist mir immer aufgefallen. Schon alleine seine Kleidung war auffällig, als wäre sie speziell für ihn genäht worden. Wenn ich richtig drüber nachdenke – er hat sie vermutlich auch extra nähen lassen.“

„Wie kommst du darauf?“

„Ich habe eine Rechnung gesehen…“

„Hat der soviel verdient?“

„Am Anfang habe ich mich auch gewundert, als wir schon zusammen waren. Er machte mir immer so teure Geschenke.“

„Die bekommst du von mir sicher nicht“, grinste ich, „bin nur ein armer Azubi.“

„Aus gutem Elternhaus!“

„Ach, deswegen wolltest du mich, weil ich eine gute Partie bin?“, ärgerte ich ihn, aber er stieg voll drauf ein.

„Klar, meinst du ich habe dich wegen deinem geilem Body und deinem guten Aussehen gewollt?“

„Zumindest wegen meinem Body“, sagte ich gespielt eingebildet.

„Na ja, ein paar Donats weniger, dann würde es passen.“

Ich zog mein Shirt hoch.

„Das ist ein waschechter Sixpack, da ist kein Gramm Speck zuviel dran.“

Das fiese Grinsen auf Michaels Lippen bewies mir, dass er es wieder geschafft hatte, mich aufs Glatteis zu führen. Und ich war drauf reingefallen und hatte reagiert. Ich holte aus und boxte ihm gegen die Schulter.

„Aua!“

Der Wagen begann zu schlingern.

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