Engelchen und Teufelchen – Tür 16

tuer-16„Rafael, das war doch nur Spaß…, ich hab doch auch noch nicht…“

Schweigen folgte.

„Können wir später weiter telefonieren?“

„Hab ich dich jetzt verärgert?“

Sein Ton klang unsicher.

„Nein Peter, ich bin nur noch tierisch müde und würde diese Unterhaltung gerne wach fortsetzen.“

„Wann?“

„Kann ich dich anrufen?“

„Ja!“

„Okay, dann bis später… schlaf gut…!“

„Weiß nicht, ob ich jetzt noch schlafen kann.“

Es klopfte an meine Tür du fuhr schrecklich zusammen, dabei rutsche das Handy vom Kissen und fiel zu Boden. Als ich danach griff, halb aus dem Bett hing, öffnete sich langsam meine Zimmertür.

„Rafael…? Mit wem redest du?“, hörte ich die Stimme meiner Mutter.

Schnell rutschte ich wieder unter meine Decke zurück.

„… ähm mit Peter.“

„Mit Peter?“

Ich konnte nur ihren Umriss erkennen, da im Flur kein Licht an war.

„Ist Peter hier?“

„Nein, am Telefon?“

„Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?“

Ich stöhnte.

„Das habe ich ihm auch gesagt.“

„Was?“

„Ob er auf die Uhr geschaut hat, als er mich geweckt hat“, meinte ich genervt.

Ihr Kopf schüttelte sich.

„Soll ich dir Frühstück richten, bevor ich gehe?“

„Nein, das mache ich später selbst, wird es spät heute?“

„Ich weiß es noch nicht.“

„Okay, dann bis später.“

„Ja und hör mit dem Blödsinn auf!“, waren ihre letzten Worte, bevor sie meine Tür schloss.

Ich hielt erneut mein Handy ans Ohr und hörte nur kichern.

„Sei froh dass du jetzt nicht da bist!“

„Wieso?“, kam es scheinheilig durch die Leitung.

„Das verrat ich dir jetzt nicht!“

„Schade.“

„Also dann bis später.“

„Können wir zusammen frühstücken.“

Boah, der Kerl fing jetzt echt an zu nerven. Wenn ich eins nicht mochte, mich um meinen geliebten Schlaf bringen.

„Peter, ich ruf dich an, okay?“

„Ja…“

„Bye…“

„Hab dich lieb…“

Wieder seufzte ich.

„… ich dich auch…bye…“, sagte ich und drückte das Gespräch weg.

Kopfschüttelnd schaute ich auf mein Handy bevor irgendwann das Display erlosch.

*-*-*

Erneut wurde ich durch mein Handy geweckt.

„Och neeeeeeee“, rief ich und griff nach meinem Handy.

„Peter, ich hab dir doch gesagt, ich ruf dich an, wenn ich wach bin.“

„Jetzt bist du wach und hallo hier ist Torsten!“

Ich schlug mir mit der freien Hand auf die Stirn. Nein, nicht auch der noch.

„Hallo“, brummte ich.

„Du hast schon mit Peter telefoniert?“

„Nein er hat mich mit einer SMS geweckt…, um sechs Uhr!“

„Hach, wie süß doch Liebe sein kann.“

„Torsten du nervst!“

„Immer wieder gerne. Aber sag mal, was machst du heute?“

„Das hat Peter auch schon gefragt.“

„Und?“

„Und was?“

„Was hast du geantwortet.“

Ich schloss die Augen und atmete lange und tief durch.

„Was ist denn heute los mit euch, kann man am Samstag nicht mal ausschlafen?“

„Mein guter, es ist kurz nach zehn, mehr als genug für dich, sonst bist du um die Zeit immer schon wach!“

Ich fuhr hoch und schaute erschrocken auf meinen Wecker. Stimmt! 10:07 zeigte er an.

„Lust auf Frühstück?“, fragte ich.

„Hört sich gut an, wann?“

„Gib mir eine halbe Stunde und bring Brötchen mit.“

„Okay, wie viel ist du? Zwei oder drei?“

„Sechs!“

„Bitte?“

„Peter kommt auch!“

„Oh.“

„Ja oh und lass mich jetzt endlich aufstehen, sonst kannst du das mit der halben Stunde knicken und zudem muss ich Peter noch anrufen.“

„Wieso, ihr habt doch schon telefoniert.“

„Tschüss, bis später“, gab ich genervt von mir und drückte das Gespräch weg.

Danach ging ich auf den Speicher und drückte Wahlwiederholung. Dieses Mal dauerte es etwas länger, bevor das Gespräch angenommen wurde.

„Grüneberg… morgen“, brummte es ins Telefon.

„Hi Peter, in einer halben Stunden bei mir zum Frühstück?“

„… hm… oh scheiße…“

„… ähm… ist was?“

„Sorry, ich muss wieder eingeschlafen sein.“

Dieses Mal kicherte ich.

„Okay, dann bis in einer halben Stunde…bye“, kicherte ich.

*-*-*

Peter

Im Schnelldurchlauf hatte ich Bad und Klamottenzimmer durch und rannte gerade die Treppe hinunter.

„Morgen Sohnemann, wohin so eilig?“

Mein Dad stand unten.

„Rafael hat mich gerade zum Frühstück eingeladen.“

„Nicht schon heute Morgen?“

Fragend sah ich ihn an, während ich die letzten Stufen der Treppe nahm.

„Och, als ich heute Morgen auf die Toilette musste, hörte ich da so ein Gekicher aus deinem Zimmer…, eine ungewöhnliche Zeit um zu telefonieren, selbst für dich musst du zugeben.“

Meine Wangen färbten sich rot und mein Vater grinste breit.

„Soll ich dich fahren?“

„Willst du? Also ich meine bei dem Schnee.“

„Klar will ich. Irgendwann muss ich doch mal mein neues Auto ausprobieren.“

„Neues Auto?“

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er einen neuen Wagen hatte. So lief ich zur Haustür und zog sie auf. Eisige Kälte schlug mir entgegen und konnte mit großen Augen einen Q7 bestaunen, der frisch gestriegelt vor unserem Haus stand.

„Wow, seit wann hast du den denn?“

„Seit gestern, nicht mitbekommen, dass ich damit heimgekommen bin?“

„Cool…“

„Also was ist, soll ich dich gleich fahren?“

„Ähm, ja wäre nett. Ich muss mir nur noch die richtigen Schuhe anziehen.“

*-*-*

Als wären die Straßen frei befahr, zog der Wagen durch die verschneite Innenstadt. Wenig später hielt Dad nach meinen Anweisungen vor dem Haus, in dem Rafael wohnte.

„Hier wohnt Rafael?“

„Ja…, stört es dich?“

„Was?“

„Das Rafael aus… so einer Gegend kommt?“

Dad sah mich lange an.

„Ist das wichtig?“

„Ich weiß nicht, ob es für dich wichtig ist, wer mein Freund ist.“

„Es ist wichtig einen Freund zu haben…oder?“

„Aber ist es dir Recht…?“

„Peter…, Rafael scheint richtig zu sein, zählt das nicht alleine?“

Ich wusste nichts darauf zu antworten und zuckte leicht mit den Schultern. Ich hatte mit einer anderen Antwort gerechnet und war über meinen Vater mehr als verwundert.

„Soll ich dich später wieder abholen?“

„Ich weiß nicht, was Rafael noch geplant hat…, kann ich dich anrufen?“

Wieder kam dieses breite Lächeln.

„Klar doch, als bis später!“

„Tschüss“, meinte ich, beugte mich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange, weil ich das Bedürfnis dazu hatte.

„Also wenn du dich jetzt jedes Mal so verabschiedest, dann fahr ich dich überall hin.“

Ich grinste breit und steig aus.

„Ich nehm dich beim Wort“, sagte ich und warf die Autotür zu.

Mit einem satten Sound zog der Wagen meines Vaters davon. Ich schlängelte mich durch die Schneehaufen auf den Gehweg, als ich Torsten angelaufen kommen sah.

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