Engelchen und Teufelchen – Tür 17

tuer-17„Morgen Peter!“, rief er mir entgegen.

In der Hand trug er eine große Brötchentüte.

„Morgen Torsten!“, sagte ich verwundert.

„Hat der Kleine dich also noch mal erreicht?“, fragte er, als er mich erreichte.

„Noch mal?“

„Ja, Rafael hat erzählt, ihr habt heute Morgen schon mal telefoniert“, grinste er mir entgegen und ich wurde rot.

„So… hat er das?“

„Er hat mich auch mit „Peter, ich hab dir doch gesagt, ich ruf dich zurück“, begrüßt.“

„Hä?“

Torsten erzählte mir kurz von dem Telefongespräch und nun musste ich auch grinsen. So war es also Torstens Idee, gemeinsam zu frühstücken. Zielsicher betrat Torsten die Tür zum Haus und nahm die Treppe hinauf.

Ich folgte ihm langsam, nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, hier her zukommen.

„Was ist los, du läufst wie ein alter Mann!“

Ich lächelte verlegen und nahm zwei Stufen auf einmal. Vor Rafaels Wohnungstür blieb er stehen und wartete, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte, erst dann klingelte er. Es dauerte auch nicht lange, bis man von drinnen rufen hörte, „Tür ist offen.“

Torsten drehte am Knauf und die Tür ließ sich wirklich öffnen.

„Leg ab, ich bin in der Küche“, hörte ich es rufen.

War er jetzt der Meinung Torsten ist gekommen, oder ich. Ich folgte Torstens Beispiel, entledigte mich meiner Schuhe und Jacke.

„Begrüßt man so seine Freunde?“, rief Torsten Richtung Küche und schon erschien Rafael im Rahmen der Küchentür.

„Ihr seid schon beide da?“, kam es von ihm, umarmte kurz Torsten und mich etwas länger, abschließend mit einem Küsschen auf die Wange.

„Euch hat es wirklich erwischt, oder?“, meinte Torsten grinsend und lief in die Küche.

„Wow, du hast dich aber ins Zeug gelegt“, hörte ich ihn rufen und folgte Rafael, der schon etwas verlegen schaute, in die Küche.

Ein kleiner Raum tat sich vor mir auf, der bis auf den letzten Winkel ausgenutzt war. An einer Wand stand ein kleiner Tisch mit drei Stühlen, der wirklich schön gedeckt war. In der Mitte brannte eine Kerze, umringt von roten Kugeln.

Rafael

Nun kam es mir kindisch vor, dass ich mich so ins Zeug gelegt hatte. Die Tischdekoration fand ich plötzlich albern und ich spürte, wie mein Gesicht tomatisierte. Torsten ließ die Brötchen in den Brotkorb kullern und setzte sich an den Tisch, wo er immer saß, wenn er zu Besuch war.

„… setz dich doch“, bat ich nun Peter und holte die Kaffeekanne.

Zurück am Tisch goss ich jedem die Tasse voll und stellte die Kanne zurück, bevor ich mich ebenso dazu setzte. Torsten nahm sich ohne zu warten, ein Brötchen und schnitt es auf.

„Wo gehst du jetzt eigentlich auf die Schule?“, fragte er und nun war ich froh, dass er da war und die Unterhaltung in Gang brachte, die ich sicher vermasselt hätte, so unsicher ich mich plötzlich fühlte.

„Kolbert Gründel Gymnasium“, antwortete Peter und nahm sich auch ein Brötchen.

Ich kannte die Schule nicht und tat es den beiden gleich, sprich ich griff nach einem Brötchen.

„Die ist aber weit weg… ist sie gut?“

„Welche Schule ist schon gut?“, lachte Peter und schmierte sich von der Erdbeermarmelade auf seine Semmel.

„Du weißt was ich meine…“, murrte Torsten, biss von seinem Brötchen ab und schaute mich an.

„WAS?“, fragte ich und merkte gleich, dass ich mich etwas im Ton vergriffen hatte.

„Spielen wir heute Stummfisch? Kennst du seine Schule?“

„Nein.“

„Nicht?“, fragte nun Peter.

Ich schüttelte den Kopf und stand auf.

„Sorry, ich muss mal kurz auf die Toilette und verschwand eilig aus der Küche.

Ich drehte den Schlüssel herum und lehnte mich an die Badezimmertür. Auf was hatte ich mich da eingelassen, war ich von allen guten Geistern verlassen? Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dann ging ich ans Waschbecken und besprenkelte mein Gesicht mit kaltem Wasser.

Ich spürte, wie mein Gesicht glühte und das kalte Wasser erfüllte seinen Zweck. Ich drehte den Wasserhahn zu und griff nach dem Handtuch, dabei blickte ich in den Spiegel. Mein Gesicht war feuerrot.

Du frühstückst mit zwei Freunden…, es ist alles ganz normal. Aber gab man einem normalen Freund ein Küsschen auf die Wange. Ich ließ den Kopf sinken und schloss erneut die Augen. Ich war in Peter verliebt, deutlich spürte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch.

Doch warum wehrte sich der Rest meines Körpers, nein das war nicht richtig, einzig mein Gehirn machte einen Aufstand. Hieß es nicht beim ersten Verliebtsein schwebe man auf einer Wolke und sah alles mit einer rosa Brille?

Mir kam das Gespräch vom Morgen in den Sinn. Er vermisste mich… hatte mich lieb. Warum war ich nur so unsicher? Peter war lieb, sah gut aus, was wollte ich mehr? Ich drückte die Spülung, nur um sicher zu gehen, mich nicht irgendwie zu verraten.

Als ich zurück in die Küche kam, waren die beide ausgelassen und am lachen.

„Du Rafael, kannst du dir vorstellen, Peter kann keine Schlittschuhe laufen?“

Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf meinen Stuhl.

„Ist das Pflicht dass zu können?“, fragte Peter leicht verärgert.

„Nein, aber Rafael kann super fahren und ich denke du musst es dann auch lernen.“

„Wieso?“, fragte ich und bereute die Frage gleich wieder.

„Du wirst doch nicht wollen, dass Peter drei oder vier Stunden an der Bande steht, während du über das Eis fegst.“

„Du kannst Eislaufen?“, kam es von Peter.

„Es geht…“

„Es geht…? Peter glaub ihm kein Wort, ab und zu bringt er sogar Sprünge hin, wenn er gut drauf ist.“

Peter sah mich mit großen Augen an.

„Jetzt übertreib nicht. Man kann ja auch etwas machen, wo jeder mitmachen kann.“

„Dann schlag mal vor, was wir heute Mittag machen können“, meinte Torsten und griff nach einem weiteren Brötchen.

„Nein ist schon in Ordnung, wenn Rafael so gerne läuft, will ich es gerne probieren…, wenn ihr mich nicht gleich auslacht.“

*-*-*

So was es ausgemacht und mein Mittag verplant. Pünktlich um zwei stand ich an der Eislaufbahn. Die Stadt hatte sich wieder etwas vor Weihnachten geleistet und diese Eisbahn in der Stadtmitte Nähe des Weihnachtsmarktes aufstellen lassen.

„Rafael?“

Ich drehte mich um und sah Torsten und Peter auf mich zu laufen. Ich winkte ihnen zu.

Peter

Mein Herz schlug Purzelbäume, als ich Rafael wieder sah. Es war zwar erst einige Stunden her, dass ich ihn von ihm nach Hause ging, aber ich freute mich sehr ihn wieder zu sehen. Am liebsten hätte ihn jetzt einfach umarmt, aber ich wusste nicht, ob ihm das Recht war.

So beließ ich es bei einem einfachen Hallo. Torsten schob mich gleich zur Ticketbude, während Rafael uns folgte. Ich wurde mit Schlittschuhen versehen und fand mich wenig später wieder auf einer Bank, wo ich mich in diese Dinger hineinlegte.

Rafael war bereits fertig und auf der anderen Seite der Bande.

„Los, macht schon“, rief er und stieß sich rückwärts von der Bande ab. Wackelig erhob ich mich und mein Blick folgte ihm. Torsten hatte nicht übertrieben. Sicher bewegte sich Rafael zwischen den Leuten, mal vorwärts mal rückwärts.

Als er wieder zu uns kam bremste er mit einer kleinen Drehung.

„Wow! Da sehe ich sicher alt aus…“

„Red nicht und komm einfach aufs Eis“, sagte Rafael und streckte seine Hand nach mir aus. Unsicher griff ich nach ihr und betrat das Eis. Schnell spürte ich, wie meine Füße wegzugleiten drohten, aber Rafael war schneller und hielt mich mit einer Umarmung.

„Ganz langsam Peter. Ich lass dich jetzt los und du versuchst alleine zu stehen, okay?“

Ich nickte und spürte wie seine Arme von mir wichen. Etwas unsicher stand ich auf diesen Gleitern, aber ich stand. Er fuhr langsam um mich herum und griff nach meinen Händen. Mit großen Augen schaute ich ihn an.

„Was hast du vor?“

„Bleib einfach stehen und lass mich den Rest machen…“

Er begann mich zu ziehen und ich bewegte mich wirklich vorwärts, ohne etwas selbst zu tun. Zudem gefiel es mir, Rafaels warme Hände auf meinen zu spüren.

„Cool oder?“

Ich konnte nur nicken. Wir waren schon fast eine Runde gefahren, als ich jemand meinen Namen rufen hörte.

„He Peter, was hast du dir da für einen komischen Eislauflehrer angelacht?“

Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und bereute es sofort. Mein rechtes Bein glitt weg und ich knallte aufs Eis. Ein lautes Lachen drang an mein Ohr und schaute auf und schaute in die Gesichter meiner Klassenkameraden.

 

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