Zoogeschichten II – Teil 58

Die Ohrfeige

Dennis

„Machst du kurz noch mal die Flasche warm?“, fragte ich Sabine.

Ich musste mich wohl meinem Schicksal ergeben und den Bären spielen, oder sollte ich sagen, den Affen machen? Volker stand immer noch mit traurigen Augen etwas abseits, nicht bei der Sache.

So kannte ich Volker überhaupt nicht. Doch bevor ich mir mehr Gedanken machen konnte, war Sabine wieder mit der Flasche da. Also setzte ich mich auf den Boden, lehnte mich an die Wand und ließ mir von Sabine diesen Schisser geben.

Und, oh Wunder, diesmal wehrte er sich nicht, als Sabine ihn auf meinen Bauch legte. Es sah sogar aus, als würde er sich an mich schmiegen. Vorsichtig näherte ich mich mit meiner Flasche seiner Schnauze.

Er schnüffelte kurz daran, bevor er mit seiner Zunge anfing, den Saugschnuller abzulecken.

„Geht doch!“, meinte mein Schatz und grinste.

Volkers Handy klingelte und er nahm das Gespräch entgegen.

„Ja? … Nein David, ich habe keine Zeit … nein, ich will nicht … ich bin im Bärenhaus bei Sabine … ja Michael ist auch da … gut…Tschüss.“

Das klang genervt. Er steckte wieder sein Handy weg, sein Gesicht war blass geworden. Er flüsterte irgendwas Fritz zu und wollte gehen. Der hielt ihn aber fest und ich konnte so etwas wie ‚dableiben’ hören.

Dass ich nun meine Aufmerksamkeit mehr Volker zuwandte und nicht dem Bären, wurde mir gleich lautstark quittiert. Seine Flasche war leer.

„Sabine, ich glaube, ich brauch auch noch die andere Flasche.“

Im Gegensatz zu mir hatte Sabine aufgepasst und reichte mir bereits die nächste Flasche. Gierig zog nun das Kerlchen auch noch an dieser Flasche. Krümel schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.

Er wühlte sich gerade durch einen Büschel Heu und brummte zufrieden. Die Tür ging auf und dieser David erschein. Mit ihm also hatte sich Volker anscheinend unterhalten. Was war aber mit Volker los? Ich kannte diesen Mann nicht, der da bleich hinter Fritz stand.

Man konnte meinen, er hätte Angst vor David.

„Hallo Leute… he das hier kenne ich ja noch gar nicht“, kam es von David.

„Das ist wieder einer der genialen Einfälle deines Bruders“, meinte Michael.

„Ja, Jürgen war immer der Erfinder in der Familie.“

Dann fiel sein Blick auf mich und er fing an zu grinsen.

„Was für eine komische Decke haben sie dir denn verpasst?“, kam es von ihm.

„Irgendwie muss man ja den Bären zum Trinken bringen, warum also nicht Bär spielen?“, meinte ich und versuchte, mich wieder auf den Gast auf meinem Bauch zu konzentrieren.

„Ideen habt ihr… Volker, hättest du kurz Zeit, ich müsste da noch etwas mit dir bereden“, meinte David.

Volker zuckte zusammen, als sein Name fiel. Was war mit Volker passiert? David sah Volker fragend an und verschwand wieder aus dem Käfig. Zögerlich folgte ihm dann Volker. Mein Blick und Fritz’ Blick trafen sich kurz, aber Fritz zeigte keinerlei Regung. Was war da im Busch?

Mittlerweile hatte der Kleine auch diese Flasche geleert und gähnte herzhaft. Krümel war auf seinem Büschel Heu bereits eingeschlafen. So setzte ich den Kleinen ab. Er tapste zu Krümel und ließ sich einfach neben ihn fallen.

Mühsam stand ich auf und warf noch einmal ein Blick auf die beiden.

„Muss ich jetzt das Ding jedes Mal anziehen?“, fragte ich und schaute die Drei an.

Fritz, Michael und Sabine grinsten sich einen ab.

„Ich weiß schon, warum die Kollegen Bären-Dennis zu dir sagen“, meinte Fritz und fing an zu kichern.

„He, ich finde das gar nicht cool!“

„Ich schon“, meinte Fritz und Sabine mit Michael stimmten auch ins Kichern mit ein.

„Boah… du auch noch… Schatz, das gibt Rache“, meinte ich.

Michael wollte gerade ansetzten und etwas sagen, als es draußen laut wurde. Michael schob die Käfigtür auf. Wir konnten noch sehen, wie Volker ausholte und David eine Ohrfeige verpasste, bevor er aus dem Bärenhaus rannte.

Volker

Ist der denn wahnsinnig geworden? Erzählt Jürgen davon, was wir heute Morgen gemacht hatten! … spinnt der total? … wie steh ich denn jetzt da? Ich rannte zu unserem Kleinbärenhaus und als ich drinnen war, musste ich erst mal verschnaufen.

Mein Blick fiel auf den Kühlschrank…, mir fiel da etwas ein. Ich zog ihn auf und da stand noch das Geschenk von Fritz. Eine Schnapsflasche. Bärentatze stand darauf. Ein Schluck würde mir sicher jetzt gut tun.

Dennis

Michael half mir aus meinem Fell, während Sabine und Fritz zu David gingen, der immer noch wie angegossen auf derselben Stele stand. Ich schloss den Käfig und gesellte mich mit Michael zu den Dreien.

„Was hast du denn nun wieder angestellt?“, fragte Fritz vorwurfsvoll.

David brachte keinen Ton raus, rieb sich nur über die Wange, die uns knallrot entgegenschien.

„Ich verstehe dich nicht, David. Volker hat dich, solange ich dich kenne, immer wieder aus der Scheiße gezogen. Hat dich immer vor Jürgen in Schutz genommen. Was hat Volker jetzt veranlasst, dir eine zu schmieren?“

Mit feuchten Augen schaute David erst Fritz und dann uns an.

„Ich habe… Jürgen erzählt… was heute Morgen passiert… ist…“

Fritz machte ein entsetztes Gesicht. Was wusste er? Er griff sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.

„Dir gehört nicht nur eine geschmiert, dir gehört eine ordentliche Tracht Prügel“, meinte Fritz jetzt sauer.

„Na, na!“, kam es von Sabine.

„Sabine, ich kann dir das jetzt nicht erzählen, was da vorgefallen ist. Aber wenn du es wüsstest, würdest du genauso reden“, meinte Fritz und wandte sich wieder David zu.

„Du weißt…?“, fragte David erstaunt.

„Ja ich weiß es… nur dass mir das Volker total aufgelöst erzählt hat.“

„Ich wollte ihm doch nur helfen…“

„Bitte… du wolltest was?“

Jetzt war Fritz richtig sauer und laut. Sabine zupfte an unseren Ärmeln und zeigte mit einem Wink, dass wir gehen sollten.

„Wo wollt ihr hin? Ihr könnt jetzt nicht gehen, ich brauch euch“, kam es von Fritz und wir stoppten.

„Wofür brauchst du uns?“, fragte Sabine.

„Als Marion sich von Volker trennte, habe ich auch die halbe Nacht gesucht, bis ich ihn gefunden habe.“

„Marion und Volker haben sich getrennt? Das wusste ich nicht…“, sagte Sabine.

„Okay, im Suchen sind wir ja schon geübt!“, sagte mein Schatz.

Ich lächelte ihn schuldbewusst und gequält an.

„Dennis, so war das nicht gemeint, okay… jeder kann mal austicken, jetzt ist es halt Volker“, erklärte Michael.

„Ja… ist gut… ich dachte eben nur …“

„Was dachtest du?“

„Volker ist jemand, der eben nicht so schnell austickt.“

„Es gibt Dinge, die sogar einen gestandenen Mann umwerfen“, unterbrach uns Fritz, „und du David, gehst jetzt zu Jürgen und erzählst ihm, was für ein Mist du gebaut hast. Und das mit der Ich-wollte-ihm-helfen-Aktion streich dir mal ganz schnell aus dem Kopf!“

David verließ uns, ohne einen Ton zusagen.

„Wie teilen wir uns auf?“, fragte Fritz.

„Gar nicht“, meinte ich.

Alle drei starrten mich an.

„Leute… überlegt doch mal. Ich bin hier her gelaufen, weil der Ort mir am liebsten war… und wo ist Volker am liebsten?“

„Im Kleinbärenhaus“, sagte Sabine.

Also liefen wir Vier zum Bärenhaus hinüber und Fritz öffnete die Tür.

„Was ist denn hier los?“, fragte er entsetzt.

Adrian

Oh, wie ich diesen Kerl liebte. Friedlich schlummerte Robert vor mir. Er war verlegt worden, in eine normale Stadion. Meine Mutter veranlasste, dass er nach wie vor alleine in einem Zimmer war.

Der Verband war ab und nur ein kleines Pflaster an der Seite zeigte, wo der Eingriff stattgefunden hatte. Roberts Brustkorb hob und senkte sich langsam. Er schien tief zu schlafen.

Ich konnte mir nicht verbeißen, über diese Brust zu streicheln. Ich wusste nicht, ob er irgendwelchen Sport trieb. Er hatte eine gute Figur, seine Muskeln waren bewundernswert. Ich hatte mir nicht nur einen lieben Kerl geangelt, sondern ein zuckersüßen dazu.

„Hab ich was im Gesicht… oder warum starrst du mich die ganze Zeit an“, kam es plötzlich von Robert.

Erschrocken zog ich meine Hand weg.

„He… nicht aufhören…“

Auf Roberts Mund zeichnete sich ein Lächeln ab.

„Du bist ja wach“, meinte ich.

„Klar, kann ja nicht verschlafen, wenn du da bist.“

Ich beugte mich vor, stütze mich mit den Ellenbogen auf dem Bett ab, um ganz dicht an Robert zu sein.

„Wie geht es dir?“, fragte ich.

„Kopfschmerzen habe ich keine mehr, ich fühle mich nur etwas matt.“

„Hört sich gut an“, sagte ich und nahm seine Hand.

Roberts Augen glänzten mich an, dieses tiefe Braun, dazu die fast schwarzen Haare… ich begann bereits, zu versinken.

„Ist was?“, fragte Robert, der anscheinend meinen verklärten Blick bemerkt hatte.

„Hat dir jemand mal gesagt, wie verdammt gut du aussiehst?“, fragte ich und hielt meinen Kopf schräg.

Robert wurde rot.

„Danke… nein noch nicht… du bist der Erste.“

Ich strich ihm mit meiner Hand über die Wange. Er schloss die Augen und wiegte seinen Kopf in meiner Hand.

„Das tut so gut“, meinte Robert.

„Soll ich mich als dein privater Krankenpfleger anstellen lassen?“

„Sehr gute Idee, wann fängst du an?“

Aus dem Grinsen wurde nun ein breites Lächeln.

„Kann es sein, dass da einer sehr glücklich ist?“, fragte ich.

„Ja… bin ich, weil ich das erste Mal im Leben richtig verliebt bin und spüren darf, dass es erwidert wird. Na ja… willst du mich denn noch?“

Hatten wir das nicht schon mal, ich dachte wir wären schon zusammen?

„Du hast mich das schon mal gefragt…, weißt du dass nicht mehr?“

„Doch… aber.“

„Was aber?“

„Ach ich weißt nicht… für mich ist das alles noch so neu.“

„Robert, für mich auch. Ich war noch nie mit einem Jungen im Bett.“

Huch, hatte ich das gerade gesagt?

„Tröst dich… ich auch noch nicht.“

„Wie, du hattest noch keinen Sex mit einem Mann?“, fragte ich verwundert.

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