Zoogeschichten II – Teil 65

Verdeckte Operation

Michael

Er nickte und nahm ein Funkgerät. Er sagte irgendeinen Code und dass er an der Hinterseite Hilfe bräuchte. Er nickte mir zu und bedankte sich. Ich lief wieder ins Haus, wo Dennis und Sebastian schon im Flur warteten.

Vier Polizisten drängten sich durch die Eingangstür und liefen hinaus in den Garten.

„Wieso wartest du nicht im Auto auf uns?“, fragte Dennis, der Sebastian im Arm hatte.

„Weil mein Auto zugeparkt ist.“

„Ob uns nicht ein Wagen der Polizei bringen könnte?“

„Ich glaube, der Weg nach hinten ist ebenso versperrt. Mir sind da ein paar Männer gefolgt, die wie Reportern aussahen, ein Polizeiauto wäre zu auffällig.“

Dennis’ Dad hatte unsere Unterhaltung mit angehört, wusste aber auch keinen Rat.

„Volker!“, rief Dennis.

„Bitte?“

„Volker hat doch meistens den Zoobus, er könnte uns doch abholen“, sagte Dennis.

„Du meinst, der fällt nicht so auf?“, fragte Herr Kahlberg.

„Jedenfalls nicht so wie ein Polizeiwagen“, sagte ich und zückte mein Handy.

Ich wählte Volkers Nummer und ließ es klingeln. Es dauerte eine Weile, bis jemand abnahm.

„Volker ich bin es, Michael… ich brauche dringend deine Hilfe.“

Volker

Oh Mann, wer rief da mitten in der Nacht an? David brummelte etwas Unverständliches und drehte sich von mir weg. Ärgerlich deckte ich mich auf und stand auf. Es war mein Handy, das ich auch noch suchen musste.

Ich fand es in einem Haufen von Klamotten.

„Volker hier!“, meinte ich mit einem Gähnen.

„Volker ich bin es, Michael… ich brauche dringend deine Hilfe.“

„Ist etwas passiert?“

„Kann man wohl sagen, aber das erzählen wir dir später.“

„Und womit kann ich dir dienen?“

„Du müsstest Dennis, Sebastian und mich abholen und unauffällig rausschleusen.“

„Rausschleusen?“

„Ja, hier wimmelt es von Reportern, Schaulustigen und jeder Menge Polizei, die aber dann Bescheid weiß, wenn du kommen würdest.“

„Galt dieses nächtliche Sirenenkonzert heute Nacht etwa euch?“

„Ja, aber ich kann dir das jetzt nicht alles am Telefon erklären.“

„Wo muss ich hin?“

Michael erklärte mir sehr ausführlich, wohin ich musste. Ich drückte das Gespräch weg und lief zurück ins Schlafzimmer. David lag hab aufgedeckt quer über das Bett. Ich lehnte mich nach vorne.

Ich hauchte sanft ein paar Küsse auf seine Schulter.

„Hmm, Schatz… muss ich schon aufstehen?“

„Nein, dein Bruder muss weg, wegen einem Notfall.“

Blitzschnell war David wach und drehte sich um.

„Sorry… ich habe gerade so schön geträumt“, meinte David.

„Sieht man“, sagte ich und zeigte auf sein Teil, „wollte dir nur sagen, ich muss jemandem aus der Klemme helfen und bin dann weg.

David zog sich die Decke über.

„Ist etwas Schlimmes passiert?“

„Kann ich dir noch nicht sagen, erzähl ich dir dann beim Frühstück, also schlaf gut weiter.“

„Danke… und – Volker…“

„Hab dich lieb!“

Ich lächelte und nahm ihn kurz in den Arm.

„Ich dich auch, kleiner Bruder.“

Michael

„Also, Volker ist ungefähr in einer viertel Stunde da“, erklärte ich.

Dennis nickte und setzte sich mit Sebastian auf das Sofa. Im Garten blitzte es plötzlich.

Dennis Vater rannte hinaus und ich folgte ihm.

Wir fanden die vier Beamten von vorhin, die viel Mühe hatten, einen Pulk von Fotografen abzuhalten.

„Meine Herren, darf ich sie bitten, diese Bilder wieder zu löschen!“, rief Herr Kahlberg.

„Wieso? Wohl noch nie etwas von Pressefreiheit gehört“, motzte einer der Fotografen.

Der Pulk war plötzlich ruhig.

„Doch, schon. Aber sie befinden sich auf meinem Grundstück, ohne meine Genehmigung. Sie begehen gerade Hausfriedensbruch. Ich werde die Herren hier anweisen, ihre Adressen zu notieren. Denn wenn morgen auch nur ein Bild meiner Familie oder mir in ihrer Zeitung erscheint, wird mein Anwalt eine Anzeige gegen sie alle anstrengen.“

„Gegen alle?“

„Ja, mitgehangen, mitgefangen.“

Boah, ich bewunderte Dennis’ Vater. Er hatte dies alles ganz ruhig, in sachlichem Ton gesagt, nicht einmal die Stimme erhoben. Jeder andere wäre jetzt wahrscheinlich schon explodiert. Mit Gemeckere zogen die Fotografen wieder ab, gefolgt von den Beamten.

Herr Kahlberg drehte sich um.

„Was?“, fragte er.

„Wow!“, meinte ich nur.

„Michael, wir haben auch Rechte. Nur vergessen es solche Herren ab und zu und stellen sich einfach über dieses Recht. Das solltest du immer berücksichtigen.“

Ich nickte.

„Alles klar mit dir und Dennis?“

„Ja.“

„Sorry, wenn ich euch aus dem Bett geholt habe. Aber ich dachte, zu euch hat Sebastian den besten Draht.“

„Kein Problem, das tun wir doch gerne.“

Volker

Scheiße, was war denn hier los? Überall Blaulicht und fast schon ein Volksfestauflauf. Ich sah die Einfahrt zum Hinterhof und lenkte den Wagen vorsichtig hinein. Dort angekommen, sah ich bei einer Garage einen Polizisten stehen.

Ich ließ den Wagen ausrollen und stieg aus.

„Hi… bin Volker Kolping, soll hier jemand abholen“, meinte ich nur.

Der Beamte nickte nur kurz und verschwand. Wenige Minuten später tauchte er mit Micha, Dennis und einem total verstörten Sebastian wieder auf. Ich sagte kein Wort und öffnete den Transporter.

Dennis und Sebastian stiegen in den hinteren Teil und Michael zu mir nach vorne. Während ich den Wagen drehte, erzählte mir Michael nun die ganze Geschichte. Immer wieder sah ich geschockt zu Sebastian, konnte nicht fassen, was Micha da vom Stapel ließ.

Ich rollte wieder aus der Hofeinfahrt heraus. Anscheinend hatte Dennis Plan funktioniert, denn es nahm niemand groß Notiz vom Zootransporter. Zügig zog ich davon, ließ diesen nächtlichen Lichtschwall hinter uns.

Ich hatte zwar vorgeschlagen, dass alle drei bei mir nächtigen konnten, aber Michael hatte bereits mit seinen Eltern ausgemacht, dort hinzukommen. Wir schwiegen während der restlichen Fahrt und immer wieder schaute ich in den Rückspiegel zu Sebastian, der in Dennis’ Arm ruhte.

„Wie geht es dir?“, fragte mich Michael plötzlich.

„Wenn ich mir Sebastian angucke… mir geht’s blendend.“

„Du weißt, was ich meine, Volker.“

„Ja, schon klar… krieg ich schon irgendwie auf die Reihe.“

„Du kannst jederzeit kommen… reden, wenn du willst, okay?“

„Danke Micha, lieb von dir.“

*-*-*

Robert

„Morgen!“

Ich öffnete meine Augen und eine Schwester stand im Zimmer.

„Morgen“, brummelte ich und wollte die Decke über den Kopf ziehen.

Die Schwester nahm meine Hand und fühlte nach dem Puls.

„Kopfschmerzen, Übelkeit…?“

Ich schüttelte verschlafen den Kopf. Anschließend prüfte sie noch den Blutdruck und dann verließ sie mich wieder, die Beleuchtung ließ sie brennen. Ich schaute auf die Uhr: 6:30Uhr! Die haben echt ein Rad ab.

Wieder hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde und ich hielt den Arm hoch, ohne zu schauen… wusste ja nicht, was die Dame vergessen hatte. Doch anstatt einer Frauenhand, spürte ich einen Kuss auf meinem Arm.

Erschrocken zog ich ihn zurück und schaute auf. Ich schaute in die wunderschönen Augen von Adrian.

„Sag mal, bist du aus dem Bett gefallen oder was tust du hier?“, fragte ich und ließ den Kopf wieder ins Kissen fallen.

„Du scheinst dich wohl nicht darüber zu freuen“, antwortete Adrian.

Ich atmete tief aus.

„Doch, natürlich, aber es ist doch noch so früh!“

Verlegen schaute mich Adrian an.

„Ich… ich konnte nicht mehr schlafen… wollte unbedingt wieder zu dir…“

Ich musste lächeln… mein Gott, war der süß!

Ich streckte nun beide Arme aus und Adrian verstand, was ich wollte. Er beugte sich vor und ich bekam meinen Guten-Morgen-Kuss.

„Also, wenn ich morgens immer so begrüßt werde, kannst du da stehen, wann du willst.“

Ich bekam noch einen weiteren Kuss, ohne dass wir mit bekamen, dass sich die Zimmertür wieder öffnete. Ein Räuspern ließ uns auseinander fahren.

„Morgen…, ich bring das … Frühstück“, sagte ein verschüchterter junger Mann mit knallrotem Kopf.

Schien ein Nachfolger von Sebastian zu sein, ein neuer Zivi. Adrian wechselte die Bettseite und der Zivi stellte das Tablett auf meinem Nachtkasten ab. Er schaute uns immer wieder kurz verlegen an.

„Tschüss…“, verabschiedete er sich und verschwand wieder.

Adrian und ich schauten uns kurz an, bevor wir beide anfingen, laut zu lachen.

Dennis

Wir saßen alle am Frühstücktisch bei Michaels Eltern. Seine Mutter hatte sich ins Zeug gelegt und einen wundervollen Tisch gezaubert.

„Was ich immer noch nicht verstehe… wieso war plötzlich die Polizei da“, meinte Sebastian und nippte an seinem Kaffee.

„Sei doch froh, dass sie da war“, meinte Michael und biss in sein Brötchen.

„Bin ich doch auch, nur warum war so ein riesen Aufgebot da, so lang stand ich doch da gar nicht mit Jipsi.“

„Das kann ich dir wohl erklären“, meinte ich, „Dad hat mir erzählt, dass Nachbarn vor einen jungen Mann beobachteten, der die ganze Zeit vor unserem Haus auf und ablief. Mein Vater verständigte daraufhin die Polizei. Die haben dann einen Sondereinsatz gestartet und gewartet, bis du nach Hause kamst.“

„Die haben gewartet? Warum haben sie Jipsi nicht gleich festgenommen…“

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