Zoogeschichten III – Teil 114 – Launen und Rückkehr

tuer-02114. Launen und Rückkehr
© by Pit 2014

Volker

„Was ist es dann?“

„Ich habe Hendrik angerufen und wollte ihn als Anwalt für Rolf haben.“

„Und?“

„Rolf will das nicht.“

„Verstehe ich.“

Ich sah Fritz verwirrt an.

„Warum das denn?“

„Du bist mal wieder mit deinem Dickschädel durch die Wand. Hast du das vorher mit Rolf besprochen?“

„Ähm…, nein…, aber…“

„Nichts aber! Das ist seine kleine Familie…“

„… gehöre ich da nicht dazu?“

„Doch Volker, aber rein rechtlich ist er ein allein erziehender Vater und muss als solches dies alleine auch durchstehen. Zudem kommt dazu, du als sein schwuler Freund könnte seine Frau sicherlich dazu verwenden, es zu ihrem Vorteil zu nutzen, also halte dich bitte zurück…“

Sprach Fritz und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich schüttelte den Kopf, war verwirrter als vorher und verließ das Kleinbärenhaus wieder. Zu meiner Verwunderung stieß ich davor direkt mit Rolf zusammen.

Er hatte leicht rote Augen.

„Rolf?“

„Entschuldige…“, mehr sagte er nicht sondern fiel mir um den Hals.

„…es tut mir so Leid“, wimmerte er in meinen Hals.

Oh Gott, was hatte ich da angestellt. Sanft drückte ich Rolf von mir weg. Da stand ein ausgewachsener Mann, meines Alters und Tränen liefen über sein Gesicht. Das wegen mir. Ich schaute mich um, es war niemand zu sehen.

Ich zog ihn zu der kleinen Baumreihe und drückte ihn dort auf die Bank. Dann ging ich in die Knie vor ihm.

„Rolf, es tut mir Leid, ich hätte vorhin nicht so reagieren dürfen…“

„Nein, es ist alles meine Schuld…“

„Quatsch, wenn einer Schuld hat ist es deine Exfrau… und du hast Recht, es ist eine Familienangelegenheit zwischen dir und deiner Exfrau…, ich kann nur meine Hilfe anbieten…“

„Das ist lieb von dir, aber ich kann dies doch nicht annehmen, es ist euer Familienanwalt, was habe ich damit zu tun?“

Ich seufzte. Zwei verschiedene Familien und doch gehörten sie jetzt irgendwie zusammen.

„Hör mal, Lucca ist mir wirklich ans Herz gewachsen und ich weiß auch nicht, wie ein zukünftiges Leben ohne dich aussehen sollte.“

„Du bist aber noch verheiratet.“

Daran dachte ich nie. Marion und ich waren schon über zwei Jahre getrennt, aber an eine Scheidung habe ich nie gedacht, ich war zufrieden mit dem wie es war. Martina meine Tochter studierte in Amerika und Jason, mein Sohn, war ein Thema für sich.
Er ging seinen eigenen Weg und hatte mich dabei ausgeschlossen. Ich schüttelte leicht den Kopf und besann mich wieder auf Rolf.

*-*-*

Dennis

Mir tat schon irgendwie alles weh. Der lange Flug machte mir zu schaffen. Die Woche in China war einfach zu schnell vorbei. Etwas traurig war ich auch darüber, dass wir die Pandabären nicht bekommen konnten, nachdem das Weibchen schwer erkrankte.
Ich schaute zu Micha hinüber der in seinem Sitz saß und schlief. Jürgen lass in irgendwelchen Papieren. Stören wollte ich ihn nicht, so schaute ich auf den Monitor, wo irgendein Krimi lief, den ich nicht kannte.
Michas Kopf wanderte auf meine Schulter.

„Kannst nicht mehr schlafen?“, kam es plötzlich von ihm.

Ich zuckte etwas zusammen.

„Du bist wach?“

„Ja, ich habe nur die Augen geschlossen, weil ich etwas Kopfschmerzen habe.“

„Mit tut irgendwie auch alles weh. Ich weiß nicht mehr, wie ich noch sitzen soll.“

„Dann steh doch etwas auf, lauf den Gang etwas entlang, das soll helfen.“

Ich wusste, dass Micha schon öfter geflogen war, für mich war es jetzt erst der zweite Flug.

„Okay, ich glaube ich sollte auch bei der Toilette vorbei schauen, meine Blase macht sich auch bemerkbar.“

„Gut… bis gleich…“, meinte Micha ohne die Augen zu öffnen. Er drückte mir einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich in seinen Sitz zurück.

Als ich aufstand, schaute Jürgen auf.

„Muss auf die Toilette.“

Er nickte und vertiefte sich wieder in seine Papiere.

*-*-*

Adrian

„Könntest du nicht mal mit ihm reden, auf dich hört er doch immer“, flehte ich meine Mutter an.

„Es war seine Entscheidung wieder mit der Arbeit anzufangen. Gut ich bin nicht davon begeistert, aber verbieten kann ich es ihm nicht.“

„Das sollst du ja auch nicht, nur mit ihm reden, dass er langsam machen soll. Jeden Abend wenn ich zu ihm komme, schläft er vor Erschöpfung ein, das ist sicher nicht normal.“

„Es ist normal, nach so einem Eingriff.“

„Und wie bekomme ich ihn dazu kürzer zu treten, also ich meine nicht zu übertreiben?“

„Hm… du hast doch die nächsten Wochen keine Vorlesungen.“

Ich nickte.

„Wie wäre es, wenn du dich einfach mal in seine Welt führen lässt.“

„Mum, ich kenne seine Welt.“

„Wirklich? Adrian, ihr seid noch nicht lange zusammen und du bist schwer verliebt in ihn. Gut du hast viel mitbekommen, alleine schon wegen dem Streit mit seiner Familie, aber „kennst du ihn wirklich richtig?“

Ich überlegte kurz. Gut ich wusste viel von ihm, die Tage bei seinen Eltern hat uns wirklich näher gebracht, doch über seinen Beruf wusste ich nur was ich bisher gesehen hatte. Ich zuckte mit den Schultern.

„Versuch in seine Welt einzudringen, was er fühlt, ist vielleicht auch eine gute Studie für später.“

„Robert, als Versuchskaninchen?“

„Nein, ich meinte damit, wenn du später mal deinen Beruf ausübst, ist es jetzt eine gute Möglichkeit etwas dazuzulernen.“

„Okay…“

*-*-*

Volker

Ich wusste im Augenblick nicht richtig, was ich sagen sollte.

„Hör mal Rolf, wir haben uns da noch nicht richtig darüber unterhalten. Bisher genoss ich einfach, dass ich mit dir zusammen sein darf und seit das mit Lucca passiert ist, gehörst du zu meinem Leben.“

„Aber was ist mit deiner Frau…, ich meine, du bist noch verheiratet…, das sind alles Dinge, die meine Ex gegen mich verwenden könnte. Ich war schon bei einem Anwalt, der hat mich erst auf diese Dinge alle gebracht.“

„Du…, du willst es beenden?“

Rolf Kopf fuhr hoch.

„Nein…, das will ich nicht…, ach ich weiß nicht mehr weiter.“

„Lass mich dir bitte helfen Rolf.“

Irgendwie hatte ich gerade das Gefühl. Als würden alle Felle den Bach runter schwimmen und etwas kaputt gehen.

„Wie denn? Ich weiß doch selbst nicht, was ich machen soll. Volker ich liebe dich, ich will nicht ohne dich sein, aber wenn der Preis Lucca ist… der Preis ist eindeutig zu hoch.“

*-*-*

Dennis

Noch fünf Stunden bis Frankfurt. Micha hatte recht gehabt, das umher laufen hatte mir gut getan. Ich kam auf dem Rückweg bei Jürgen vorbei.

„So geschäftig?“

„Ja, ich bin am Überlegen, wie wir noch einige Tiere mehr unterbringen können.“

„Ich dachte, das neue Gelände dient als Erweiterung verschiedener schon bestehender Tiersorten.“

„Was sagt dir Ailurus fulgens?“

„Was?“

„Roter Bär oder auch kleiner Panda genannt.“

„Ja, habe ich schon Berichte darüber gesehen.“

„Chu Wang meinte, in der Regierung wäre man untröstlich, dass es mit den Pandas nicht funktioniert hat und wollte uns als Ersatz ein Pärchen kleiner Pandas schenken.“

„Schenken? Wow, aber wo willst du die unterbringen?“

In der Woche mit Jürgen zusammen, hatte ich viel gesehen und auch gelernt. Irgendwann war ich unbeabsichtigt zum du übergegangen. Er lachte nur und es war dabei geblieben.

„Darüber mache ich mir gerade Gedanken. Sie brauchen ein dauerhaftes Außengehege auch für den Winter, welches sie mit keinen Tieren zu teilen brauchen.“

„Extra ein neues Gehege bauen?“

„Ich hätte sie gerne bei den anderen Bären gehabt, so dass wir ein großes Bärenhaus bekommen.“

„Große Pläne!“, lächelte ich und begab mich wieder zu meinem Platz.

*-*-*

Volker

Ich klingelte an der Tür und wenig später öffnete mir Marion. Irgendwie war alles was ich sagen wollte, was ich mir zu recht gelegt hat weg.

„Hallo, das ist aber eine Überraschung. Ist etwas passiert in der Familie?“, begrüßte sie mich.

„Nein, alles ist gut. Jürgen kommt heute Abend zurück aus China, den muss ich nachher noch abholen.“

„Jürgen war in China?“

Ich folgte ihr in die Küche und setzte mich an den Tisch.

„Ja, die chinesische Regierung wollte uns ein Pandabärenpaar ausleihen, aber hat wohl nicht funktioniert.“

„Das ist schade, aber deswegen bist du nicht gekommen, oder?“

„Ähm… nein. Marion… wir sind nun schon so lange getrennt und…“

„Du willst aber nicht, dass ich wieder bei dir einziehe… Volker, das ist vorbei…“

„Marion halt, so meinte ich das jetzt nicht…, ich wollte mit dir wegen der Scheidung reden…“

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