Zoogeschichten III – Teil 115 – Flughafen und andere Welten

tuer-03115. Ankunft und andere Welten
© by Pit 2014

Adrian

Dieser kleine Besucherausweis, den Robert für mich ausstellen lassen hatte, war eine gute Idee, so konnte ich ihn jederzeit im Zoo besuchen und hatte freien Eintritt. Ich ging auf die Tribüne der Zuschauer und hielt Ausschau nach Robert.

Aber nur Heike war zusehen, die mich auch gleich erkannte und mich zu ihr winkte. So verließ ich die Zuschauertribüne und lief zum Eingang auf der Hinterseite, wo Heike mich schon erwartete.

„Dich hat ein Engel geschickt!“, begrüßte sie mich.

„Wieso?“

„Kannst du bitte mit Robert reden, er ist so unvernünftig. Ich habe ihm schon vor einer Stunde gesagt, er soll nach Hause gehen, aber er tut es nicht.“

„Ich weiß, ich habe schon mit meiner Mutter darüber geredet, aber so einen richtigen Rat konnte sie mir auch nicht geben. Sie meinte ich soll mehr seine Welt mit den Delphinen kennen lernen.“

„Stimmt, Robert hat ein sehr inniges Verhältnis zu unseren Tieren…, vielleicht bringt es ja was. Er ist weiter hinten am Einzelbecken.“

„Danke Heike.“

*-*-*

Volker

Anders wie beim Krankenhaus, fand ich hier am Flugplatz sofort einen Parkplatz. Aber zu sehr war ich noch in den Gedanken versunken. Das Gespräch mit Marion hatte mich irgendwie alle meine Kräfte gekostet.
Erst meinte sie, ich hätte eine Neue, verwarf dies aber selber, weil sie glauben zu wissen, für so etwas hätte ich ja eh keine Zeit. Aber ich wollte ehrlich sein und erzählte ihr dann von Rolf. Ihre Reaktion war nur, dass sie mich bat zu gehen.
Gedankenverloren lief ich in die Empfangshalle und schaute nach, wann und wo der Flug aus China ankam. War es richtig was ich machte? Das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich wohl mit meiner Arbeit und meinem Privatleben.
Aber warum musste es so kompliziert sein. Die Buchstaben auf der Anzeigetafel setzten sich in Bewegung und ich fand den gesuchten Flug. Landet in wenigen Minuten. So lehnte ich mich an einen Pfeiler und wartete.
Was anderes blieb mir auch nicht übrig. Die Anzeige wechselte in gelandet und ich schaute Richtung der gleich ankommende Fluggäste. Es verging noch ein Zeitraum, bis die ersten Ankommenden heraus kamen.
Unter den mittlerweilen vielen Fluggästen war es aber nicht schwer Jürgen zu finden, er war fast einen Kopf größer als der Rest. Lächelnd lief ich auf ihn zu und wir umarmten uns.

„Alles okay?“, fragte er besorgt, als er in meine Augen schaute.

„Reden wir später“, meinte ich nur und begrüßte auch Dennis und Micha.

*-*-*

Phillip

„Er schläft endlich“, meinte ich und rollte zu seiner Frau ins Wohnzimmer.

„Geht es dir gut?“, fragte sie.

„Etwas müde, aber gut… und du?“

„Es geht, langsam habe ich mich durch die Akten gewühlt, die mein Vorgänger zurück gelassen hat. Ein Chaos. Ich weiß nicht ob Herr Kolping je eine Prüfung veranlasst hat, aber dieser Trebnitz wäre schwer aufgelaufen.“

„So schlimm?“

„Schlimmer!“, lächelte sie.

Heide schaute mich lange an.

„Was?“

„Deine Augen haben dieses alt berüchtigte Funkeln wieder, ist lange her, dass ich das habe sehen dürfen.“

Ich musste lächeln.

„Ich bin glücklich, so wie es jetzt ist. Ich habe wieder eine Aufgabe, die mir sehr viel Spaß macht. Unser Kleiner ist glücklich, dass er nun jeden Tag in den Zoo darf und du hast auch wieder einen Job und alles in direkter Nähe.“

Heide legte ihren Arm um meine Rücken und ihre Kopf sanft auf meine Schulter.

*-*-*

Adrian

Heikes Idee mir gleich einen Taucheranzug überzuziehen, brachte alte Erinnerung zurück, nicht meine, sondern, dass was man mir erzählt hat. Das Ding war wir eine zweite Haut und passte super.
So ausgestattet, machte ich mich auf die Suche nach Robert. Ich fand ihm im hinteren Becken und da er mich nicht bemerkte, lies ich mich langsam gleiten. Wer mich sofort bemerkte, war der Delphin, der auf mich zu geschwommen kam, was dann auch Roberts Aufmerksamkeit auf mich zog.

„Adrian, du hier?“

„Ja mein Schatz, sonst bist du ja nirgends anzutreffen.“

Etwas schuldbewusst schaute er mich an, aber seine Augen funkelten glücklich.

„Heike sagte, du hast Feierabend.“

„Ja, ich wollte nur noch nach dem Kleinen schauen, aber es geht ihm gut.“
Mittlerweile war ich bei Robert angelangt und nahm ihn von hinten in den Arm. Er quittierte dies mit einem leisen Brummen.

„Habe ich dir wenigstens etwas gefehlt?“, hauchte ich ihm in sein Ohr.

„… etwas…ja!“

Ich ließ ihn los.

„Was, nur etwas?“

Er strahlte mich an und nahm mich nun seinerseits in den Arm.

„Klar habe ich dich vermisst. Wenn du einen Augenblick wartest, dann komm ich mit dir raus und wir können duschen gehen.“

„Nein.“

„Was nein?“

„Nein, ich will noch nicht raus. Jetzt habe ich mich gerade erst in dieses Ding gezwängt, dann will ich nicht gleich wieder heraus.“

„Okay, und was machen wir?“

„Zeig mir deine Delphine…, ich weiß, dass hast du schon, aber beim ersten Mal hab ich… hm… nichts richtig mitbekommen.“

Robert strich sich leicht über den Kopf, als würde er an unsere erste Begegnung denken.

„Was hast du eigentlich gedacht, als wir uns das erste Mal begegneten?“

„Gute Frage…“

Er schien zu überlegen.

„Um es salopp auszudrücken, sympathisch… geil… gefährlich!“

„Gefährlich… wegen meines Zustands?“

„Nein Adrian, du bist ein bildhübscher Kerl und dieser Hautenge Umgang mit dir damals, war für mich mehr als gefährlich. Ich war nicht geoutet und ich hatte Angst, ich könnte mich irgendwie verraten, mit der Art, wie ich mit dir umging.“

„Aha… sympathisch, geil und gefährlich.“

„Deine erste Reaktion auf mich kenne ich ja…“

„Och Robert, willst du mir das ewig anhängen. Da wachst du auf und stehst mit einem anderen Mann unter der Dusche und auch noch nackt, will nicht wissen was du da gedacht hättest.“

Robert grinste frech.

„Endlich mal ein richtiger Kerl!“

*-*-*

Volker

„Haben wir alles?“

Zwei Gepäckwagen reichten gerade aus, um die Koffer und Taschen der Drei zu verstauen.

„Was habt ihr da alles drin, ihr wart doch nur eine Woche weg?“

„Och Souvenirs und kleine Geschenke“, antworte Dennis.

„… ja und Dennis Schminksachen nehmen unheimlich viel Platz weg“, schob Michael hinter her.

Jürgen fing schallend an zu lachen und Micha erhielt einen Hieb mit der Elle, was sein Gesicht gleich Schmerz erfüllt aussehen ließ.

„Oh sorry Schatz…, ich vergaß… deine Rippe.“

So war die Frage, was Michas Gesundheit macht auch erledigt.

„So und wann wird der große Umzug nun von statten?“

„Gar nicht“, kam es leise von Dennis.

„Wieso das denn?“, wandte ich mich an Jürgen.

„Eins der Tiere ist verstorben…, leider und sie haben derweil kein Ersatz, zumindest nicht, welche Reiseerprobt wären.“

„Das ist ja schade“, meinte ich und durchschritt die letzte Schiebetür hinaus ins Freie.

„Ja, aber wir haben dafür ein Pärchen kleiner Pandabären in Aussicht gestellt bekommen.“

„Noch mehr Bären für Dennis Kinderstation?“

Dennis schaute mich vorwurfsvoll an.

„Nein, ich rede von den kleinen roten Pandas.“

„Ach so und wo willst die unterbringen?“

„Alles beim neuen Bärenhaus“, sagte Dennis, während wir endlich meinen Wagen erreichten.

„Wo willst du denn die noch unterbringen? Es wird langsam recht voll im Bärenhaus.“

„Ich weiß. Wie weit sind die Arbeiten am Bärenhaus?“

„Die Baggerarbeiten sind abgeschlossen und im Augenblick sind sie mit dem neuen Durchgang zum Elefantenhaus beschäftigt.“

„Gut, dann kann ich vielleicht noch ein paar Ideen oder Änderungen einbringen.“

„Die Geld und Zeit kosten“, kritisierte ich Jürgen.

Ich half Dennis die Taschen und Koffer zu verstauen.

„Jetzt warte meine Vorschläge doch erst einmal ab! Sonst noch irgendwelche Besonderheiten?“

„Nein alles im grünen Bereich, keine Beschwerden und Vorkommnisse in der vergangenen Woche“, beantwortete ich wahrheitsgemäß seine Frage.

„Gut, also könnte ich öfter mal einen Kurzurlaub starten.“

*-*-*

Dennis

Nach China kam mir der Stadtverkehr hier plötzlich sehr gering vor. Ich freute mich zwar auf zu Hause, aber hatte nichts dagegen, dass uns Volker erst einmal in den Zoo fuhr. Dort angekommen schlug mir der altbekannte besondere Geruch vom Zoo entgegen, als wir ausstiegen.
Ich wollte gerade beginne unsere Taschen auszuladen, als ein junger Mann auf Volker zustürmte und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug.

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