Selbstzweifel
Dennis
Sabine konnte mir nicht genau sagen, was es mit dem Braunbären auf sich hatte. Aber wahrscheinlich wie die anderen von der Mutter verstoßen. Da wir insgesamt vier Boxen in die Bärchenstation eingebaut hatten, konnte unser Neuling kommen.
Krümel kletterte neugierig über den Boxen herum. Er beobachtete genau, was ich macht, als ich Stroh in der dritten Box ausbreitete.
„Kriegst einen neunen Spielkameraden“, meinte ich zu ihm.
Krümel schaute mich nur an. Unser zweites Sorgenkind war jetzt jedenfalls nicht mehr so aggressiv. Still saß er in einer Ecke und beobachtete mich und mein Treiben.
„Ja, komm her“, sagte ich, aber er rührte sich nicht mal.
Die Tür wurde geöffnet.
„Dennis kommst du? Der Bär ist da.“
Ich schaute auf und nickte.
„So Krümel, ich bin gleich wieder da.“
Ich öffnete die Klappe zum kleinen Außengehege.
„Raus mit euch“, meinte ich und trieb meine zwei Kleinen nach draußen.
Zögerlich liefen sie durch die Klappe, die ich dann gleich wieder verschloss. Ich folgte Sabine nach draußen und begrüßte mit ihr die Kollegen aus dem anderen Zoo. Sie öffneten ihren Lieferwagen.
Neugierig schaute ich auf die Ladefläche, wo aber nur eine kleine Holzkiste stand. Sabine zeigte den Kollegen, wo sie die Kiste hinbringen sollten. Sie stellten sie im Bärenraum ab und einer von ihnen öffnete die Kiste.
Doch nichts rührte sich.
„Komm raus“, hörte ich den einen Pfleger sagen, aber es rührte sich immer noch nichts.
Kurzhand hob er die Kiste auf einer Seite an und ich hörte ein kratzendes Geräusch. Plötzlich kullerte ein braunes Fellknäuel aus der Kiste.
„Da isser ja…“
Zwei schwarze Knopfaugen schauten uns an und begannen gleich fürchterlich an zu jammern. Nicht die Augen, sondern der kleine Bär.
„Setan, ganz ruhig“, meinte der Pfleger.
Setan hieß er also. Der Pfleger erklärte ein paar Sonderheiten des Bären, auf die sie achten sollte. Als Sabine darauf hinwies, dass ich für die kleinen Bären zuständig war, wurden vier Augen recht groß.
Robert
„Und was machen wir heute?“, fragte Adrian, der dicht eingekuschelt in meinem Arm lag.
„Ich weiß nicht… bisschen raus gehen… was angucken?“
„Au ja, zeig mir alle Orte deiner Kindheit“, sagte Adrian und küsste meine Brustwarze.
„Wir können aber auch liegen bleiben.“
„Können wir natürlich auch“, erwiderte Adrian und wanderte weiter küssend über meine Brust.
Ein sanftes Klopfen an der Tür unterbrach unsere Unterhaltung. Adrian rutsche etwas von mir ab, bevor ich ja sagte. Die Tür öffnete sich langsam und meine Mutter streckte den Kopf herein.
„Morgen Jungs, möchtet ihr frühstücken?“
Adrian sah mich an und nickte.
„Ja, wir kommen gleich!“
„Gut!“, meinte sie und verschwand wieder.
Gleich rutschte Adrian wieder auf mich drauf und küsste weiter. Ich dagegen streichelte mit meinen Händen über seinen Rücken. Sie wanderten bis zum Bund seiner Shorts und machte auch dort nicht halt.
Erst als ich mit beiden Händen Adrians Hintern umfasst blieben sie ruhig. Adrian erschauderte es etwas und stöhnte leise.
„Du bist gemein“, flüsterte Adrian.
„Wieso?“, meinte ich scheinheilig.
„Weil ich scharf auf dich bin.“
„Na und?“
Es kam keine Antwort sondern ein langer inniger Kuss und eine Hand die meinen Schwanz umgriff und kräftig knetete. Diesmal war ich der jenige, der stöhnte. Adrian sah mich mit einem fetten Grinsen an und verschwand plötzlich unter der Decke.
Nur wenige Sekunden später spürte ich die warmen Lippen Adrians, wie sie sich langsam über mein Teil stülpen. Ich biss in das Kopfkissen und nicht laut aufzustöhnen. Unter seiner flinken Zunge begann ich mich im Bett zu wälzen.
Volker
„Du wolltest mich sprechen?“, meinte ich zu Jürgen.
„Morgen Volker, gut das du kommst.
„Was ist?“
„Was ist los bei uns? Michael vom Zebra gequetscht – die Lama rennen frei herum – toter Nachwuchs…“
„Ist doch noch alles im grünen Bereich…“, meinte ich.
„Das hoffe ich…“
„Warum hast du mich wirklich hergerufen?“, fragte ich und schaute Jürgen schräg an.
Wenn mein Bruder etwas auf dem Herzen hatte und es nicht aussprechen wollte, merkte ich das sofort. Er war noch nie ein guter Schauspieler…, konnte nichts verbergen… jedenfalls vor mir.
„Ich habe da etwas gehört?“
„Und was?“, fragte ich leicht entnervt.
„Na ja… dass du…“
„Komm zu Potte, Bruderherz!“
„Du hast einen Freund?“
Ah, darum ging es.
„Was dagegen?“
„Komm Volker, so war das nicht gemeint!“
„Ja, ich habe einen Freund.“
Es nervte trotzdem. Als müsste ich mein Privatleben immer der oberen Führungsschicht melden.
„Und? Darf ich ihn mal kennen lernen?“
„Vielleicht…“
„Ach Mensch Volker, jetzt sei doch nicht so… du bist mein Bruder…“
„Ja bin ich und?“
„Darf ich mich nicht mal mitfreuen, wenn mein kleiner Bruder glücklich ist. Dass du es bist seh ich dir deinen Augen an.“
Das konnte ich nicht verhindern. Stimmt ich war glücklich… glücklich verliebt. Ich atmete tief durch.
„Du kennst diesen Jungen…, der unser Flamingobecken in ein Schaumbad verwandelt hat.“
„Ja, aber…“
„Halt, bevor du falsche Schlüsse ziehst. Es ist sein Vater.“
„Ach so.“
„Er heißt Rolf ist so alt wie ich…, Fotos habe ich leider keine in der Tasche.“
Jürgen grinste breit. Er stand auf und umarmte mich.
„Freut mich für dich…“
„Danke.“
„War noch was?“
„Ähm… ach ja… mir ist zu Ohren gekommen, am Samstag steigt im Botanischen Garten eine Party.“
„Ja und?“
„Warum bin ich noch nicht eingeladen worden?“
Diesmal grinste ich.
Phillip
Heide und Flo waren aus dem Haus und ich alleine zu Hause. Ich war frisch geduscht und lag auf dem Bett. Sollte ich wirklich ein Angebot des Zoodirektors folgen. Diese Sache hatte mich die ganze Nacht nicht in Ruhe gelassen.
Ich liebe Tiere, aber… Wenn nicht immer dieses scheiß Aber in meinem Kopf herumschwirren würde. Ich richtete mich auf und besah mich im Spiegel, des gegenüberliegenden Schrankes.
Ich war jetzt fast fünfundvierzig Jahre alt und saß fast nur noch zu Hause. Kein guter Ausgangspunkt, für ein glückliches Leben. Du musst wieder unter Menschen hatte Heide gesagt.
Sie hatte ja Recht…, aber ein Krüppel? Gut ich war nicht fett, hatte trainierte Oberarme durch den Rollstuhl… aber ich saß eben im Rollstuhl. Wie konnte ich da eine große Hilfe sein. Vieles war mir nicht mehr möglich.
Ich war ja selbst schuld… Wir machen das Beste daraus meinte Heide damals im Krankenhaus. Sie war mir immer treu geblieben, hatte nie Resignation gezeigt, war stark für uns beide.
Sie liebte mich über alles, aber bemutterte mich keineswegs. Und dann war da noch unser kleiner Flo. Unser Wirbelwind. Seit ich mit ihm in den Zoo ging, liebte er mich heiß und innig.
Ich drückte mich vom Bett ab und stand sehr unsicher auf meinen Füssen. Ob ich es wirklich mit den Stützen probieren sollte? Ich schaute zur Seite, wo die Dinger an die Wand gelehnt standen.
Ich hasste sie, deshalb hatte ich sie auch nie angezogen. Extra dazu angepasst, um mir Halt und Sicherheit beim Laufen zu geben. Die Schienen drückten nicht mal. Ich ließ mich wieder aufs Bett fallen.
So langsam musste ich mich anziehen, so nackt wurde mir kalt, ohne Bewegung.
Tim
Etwas nervend war das schon. Seit einer Stunde topfte ich nun Weihnachtssterne ein. Und ein Ende war noch nicht in Sicht. Und wir hatten noch nicht mal das halbe Gewächshaus voll. So stopfte ich artig Erde in die schwarzen Töpfchen und bohrte mit dem Finger ein Loch in die Erde.
Dann nahm ich einen Setzling und pflanzte ihn ein. Wieder einer geschafft, dachte ich und stellte ihn zu den Anderen. Ob ich David so einen mitbringen sollte, wenn er großgewachsen war?
David. Ein lieber Kerl. Der Kuss gestern zum Abschied war nicht ohne. Ich lag die halbe Nacht wach und meine Fantasie spielte mir einen Streich nach dem Anderen. David hatte mein Chaos eher verstärkt, als beruhigt.
Aber irgendwie gab mir David eine Sicherheit, die ich vorher nicht kannte. Bei ihm fühlte ich mich stark. Ich verstand mich selber nicht.
„He, Tim, nur einen Setzling pro Topf“, hörte ich die Kollegin rufen.
Ich fuhr etwas zusammen und sah, dass ich in die zwei letzten Töpfchen jeweils zwei Setzlinge gepflanzt hatte. Genervt holte ich sie zurück und entfernte den zweiten Trieb. Hatte ich mich in David verliebt, oder war es nur eine Schwärmerei.
Wieder hing ich mit den Gedanken an David. David – David – David… er ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Robert
Schwer keuchend lagen wir beide im Bett. Adrian war nur durch mein sanftes Streicheln gekommen. Mein Herz raste noch immer. So war ich noch nie gekommen. Adrian kam erschöpft unter der Decke zum Vorschein.
Sein breites Grinsen war einem Lächeln gewichen.
„Wow!“
Ich grinste.
„Ich glaube, wir sollten uns langsam fertig machen“, meinte ich.
„Ich muss aber noch vorher ins Bad… ähm … etwas Frisches anziehen“. Grinste Adrian.
„Bist du auch so heftig gekommen?“
Adrian nickte. Ich zog ihn hoch und ein weiterer inniger Kuss folgte, die ich so liebte. Ich spürte Adrians nasse Shorts auf meinem Bauch.