Dennis
„Au, au, au…“
Ich sprang förmlich von Michael herunter.
„Scheiße, ich will dich und kann nicht“, begann Micha zu weinen.
Ich setzte mich neben ihn und nahm ihn vorsichtig in den Arm.
„He…schhh… ist doch in Ordnung. Nicht weinen, schatz!“
Mit nassen Augen schaute er mich an.
„Wir sind fast ein halbes Jahr jetzt zusammen und nie haben wir so richtig Zeit für uns, immer passiert etwas…“, sprach er mit weinerlicher Stimme.
„Man könnte es eine ereignisreiche und abenteuerliche Freundschaft nennen. Gut ich gebe zu, ich hätte gerne auf einiges verzichten können, aber ich bereue keine einzige Minute, mit dir ich mit dir zusammen sein konnte.“
„…das hast du lieb gesagt“, entgegnete Micha.
„Komm, wir gehen ins Bett, kuscheln aneinander und versuchen zu schlafen.“
„Okay, hast ja recht, morgen sollte ich fit sein.“
„Du weißt meine Meinung darüber, dass du wieder arbeiten willst, aber ich weiß auch, dass du zu Hause verrückt wirst.“
„Ja, ohne dich!“
*-*-*
David
Tim betrachtete sich den Silberring, während ich mir meinen selbst ansteckte. Dann griff ich nach meinem Glas, das sich mein Mund ganz trocken anfühlte. Als ich es abstellte, krabbelte Tim umständlich auf meinen Schoss.
„Mein großer, starker Bär…, was am Anfang gut tat, weil du mich getröstet hast… hat sich ein Gefühl gewandelt, dass ich nicht mehr missen möchte. Das Gefühl, dass ich dich liebe und geliebt werde!“
„Wer hier besser mit Worten umgehen kann, steht nicht zur Frage“, entgegnete ich und nahm ihn in den Arm.
Frech grinsend knöpfte Tim mein Hemd auf.
„Ähm Tim, du weißt, du musst das nicht machen…“
„Soll ich etwa warten, bis du es endlich ausziehst?“, grinste er, „ich denke wir wollen beide einen Schritt weiter gehen!“
*-*-*
Robert
Was hatte ich vergessen? Mir war das jetzt schon fast peinlich.
„Mum, ob das noch von der Operation her rührt, dass er es vergessen hat?“
„Könnte sein“, antwortete Renate grinsend.
Ich verdrehte die Augen, während mir Adrian das gefüllte Sektglas in die Hand gab.
„Jetzt hört schon auf! Was habe ich vergessen?“
Adrian kicherte und setzte sich neben mich.
„Lieber Robert, wir sind jetzt zwei Monate, zwei Tage und fast zwei Stunden zusammen, ist das kein Grund zu feiern?“
Ich schloss die Augen. Dieser kleine Mistkerl. Leicht frustriert, aber gleichzeitig gerührt schaute ich ihm tief in die Augen.
„Entschuldige Adrian, wenn ich daran nicht gedacht habe. In den zwei Monaten, zwei Tagen und fast zwei Stunden, habe ich einiges versäumt…“
„Du musst dich nicht entschuldigen“, begann Adrian ernst, merkte aber gleich, dass mein anfänglich ernster Ton, gar nicht ernst gemeint, weil ich zu grinsen begann.
„Danke!“, meinte ich und gab ihm einen Kuss.
„Wo das geklärt wäre, können wir ja endlich anstoßen“, meinte Renate.
Ich trank einen Schluck und setzte wieder ab.
„So, anderes Thema, eure Reise.“
„Du weißt auch über alles Bescheid!“, meinte ich.
„Das ist mein Job, als Mutter oder Ärztin über alles Bescheid zu wissen.“
„Und womöglich auch deine Idee.“
„Nein, die Idee hat sich dein Schatz ganz alleine ausgedacht.“
Stolz sah ich zu Adrian.
„Aber meine Mutter hat auch noch einen Vorschlag…“
„So und der wäre?“
„Okay…, Robert du siehst, für uns zwei ist das Haus recht groß.“
„Worauf wollte sie hinaus.“
„Könntest du dir vorstellen…, hier einzuziehen?“
Ups, die Frage traf mich völlig unerwartet, darauf war ich nicht gefasst.
*-*-*
Volker
Unbedacht stürzten wir beide in Luccas Zimmer, dass von seiner Nachtischlampe schwach beleuchtet war. Dass er Schmerzen hatte, konnte ich aber erkennen.
„Lucca, was ist, hast du Schmerzen?“
„Nein… ja…, ich habe einen Krampf in der Wade, kannst du mir aufhelfen…, dass hört nicht auf.“
Beide etwas erleichtert, halfen wir ihm beide aufzusitzen und danach aufzustehen.
„Ah, tut das gut, es lässt nach.“
„Du hast dir gestern zu viel zugemutet“, meinte Rolf und wir setzten ihn wieder langsam auf dem Bettrand ab.
Lucca sah uns beide an und begann zu grinsen.
„Ich find es wirklich toll, dass ihr beide zusammen seid und bin auch kein kleiner Junge mehr, aber so deutlich braucht ihr mir das jetzt nicht zu zeigen, dass ihr zusammen seid!“
Ich verstand nicht… scheiße, Rolf und ich waren beide nackt. Peinlich berührt, wurden wir fast gleichzeitig tiefrot im Gesicht. Rolf half seinem kicherten Sohn sich wieder sich richtig hinzulegen, während ich schon in der Tür stand.
„Ach Rolf, du weißt, dass Zeug klebt wie sau, wenn es angetrocknet ist!“, kicherte Lucca.
Rolf sah mich an, konnte es noch peinlicher werden?
„Dein Sohn kennt sich gut aus!“, sagte ich, bevor ich aus Luccas Blickfeld verschwand.
Rolf folgte mir.
„Ich weiß, ich muss ja auch seine Unterwäsche und Bettwäsche waschen!“
Das Kichern verstummte.
*-*-*
David
Ich öffnete blinzelnd die Augen und schaute in das wohl süßeste Gesicht der Welt. Mit meiner Hand strich ich Tim eine Strähne aus dem Gesicht, was ihn anscheinend weckte.
„Morgen du süßes etwas.“
Er begann zu grinsen.
„Wann musst du denn in der Gärtnerei sein?“
Plötzlich war Tim hell wach und fuhr hoch, was das Gewicht auf meinem leicht schmerzenden Arm sehr reduzierte.
„Scheiße, wie viel Uhr haben wir denn? Ich muss um acht dort sein.“
„Ganz ruhig, es ist erst sieben. Du kannst noch in Ruhe duschen, danach fahre ich dich nach Hause und bring dich dann in die Gärtnerei!“
Sichtlich erleichtert, ließ sich Tim wieder fallen, zu Leidwesen meiner, direkt wieder auf den Arm. So blieb er aber nicht liegen, er drehte sich etwas und hielt halb auf mir liegen inne.
„Musst du auf die Toilette, oder freust du dich so, bei mir aufzuwachen?“
„Beides!“
Ich grinste, denn deutlich spürte ich seine Erregung an meinen Beinen.
„Dann lass ich dir mal den Vortritt, denn aufstehen müssen wir sowieso.“
„Okay…“
Er gab mir einen Kuss, krabbelte umständlich aus dem Bett und lief nackt wie er war und wippenden Schwanz Richtung Bad. Ein Traum. Ich ließ mein Kopf fallen und atmete tief durch.
Was hatte ich ein Glück! Seit Tim hatte ich nicht einmal an Erkan gedacht. Nicht mal jetzt stimmte es mich traurig, dass Erkan weg war. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch.
Wie schon gesagt, auch ich musste wohl oder übel aufstehen. Duschen war ein Muss, schon alleine die verräterischen Spuren auf meinem Bauch zu entfernen. Nein, außer dass wir uns gestern gegenseitig befriedigt hatten war nichts passiert.
Aber dafür wunderschön und was soll ich sagen, der kleine ging ab wie eine eins, als hätte er es Jahrelang aufgestaut. So erhob ich mich und lief ebenfalls ins Bad.
„Kann ich rein?“, fragte ich durch die verschlossene Tür.
„Es ist dein Bad!“, hörte ich von drinnen und gleichzeitig die Spülung
So öffnete ich die Tür und schaute direkt in die Augen meines süßen Angebeteten.
„Nicht jeder mag es, wenn man ihm beim Pinkeln zusieht.“
„Also mir macht das nichts aus…“, grinste Tim frech.
Oh Gott, da taten sich da Abgründe auf.
*-*-*
Volker
„Als ich weiß wirklich nicht, ob das es eine gute Idee ist, Lucca und Gregor zusammen zu bringen.“
Rolf fuhr mich zum Zoo, da ich gestern Abend meinen Wagen am Zoo hatte stehen lassen.
„Es ist sein Wunsch und ich denke auch, es hilft Lucca die Sachen vielleicht besser zu verarbeiten.“
„Ich habe da ehrlich gesagt gemischte Gefühle. Aber wenn es ihm helfen sollte, dann will ich da nicht im Wege stehen. Ich rufe nachher Martina an, ob sie weiß, wo er ist. Ich gebe dir dann Bescheid.“
„Okay.“
*-*-*
Wir hatten uns alle bei Martinas Wohnung verabredet. Martina meinte, ein neutraler Boden wäre der beste und sie wolle Gregor nichts sagen, damit er sich nicht rausreden konnte und verschwinden.
Ich stellte meinen Wagen ab und sah aus dem Augenwinkel, wie Marion und Rolf nebst Sohn fast gleichzeitig ankamen. Ich lief zu Rolfs Wagen und ging gleich zum Kofferraum, um Luccas Rollstuhl herauszuholen.
„Hallo Volker“, begrüßte mich Marion, als sie zum Wagen kam.
„Hallo Marion.“
„War dieses Treffen deine Idee?“
„Nein, Lucca, wollte mit Gregor reden, war alleine seine Idee.“
Ich schloss, die Kofferraumklappe und stellte den Rollstuhl auf dem Bürgersteig ab. Währenddessen hatte Rolf den Wagen umrundet.
„Hallo Marion“, meinte er leise und half seinem Sohn aus dem Wagen.
„Hallo… mein Gott, ihr habt zwar erzählt, dass dein Sohn verprügelt wurde, aber dass er so schlimm zugerichtet wurde, war mir nicht bewusst.“
„Hallo Frau Kolping“, meinte Lucca und streckte meiner Nochfrau die Hand entgegen.
„Hallo Lucca, sag ruhig Marion, wie die anderen.“
„Danke.“
Zu viert betraten wir das Haus, in dessen Parterre Martinas Wohnung lag. Marion klingelte und wenige Sekunden später öffnete diese uns die Wohnungstür. Mit Luccas Rollstuhl voran betraten wir den Flur, bis uns Lucca samt Rollstuhl abrupt bremste.
„Scheiße!“, hörte ich plötzlich meinen Sohn am anderen Ende des Flures sagen.
„Das ist…“, stammelte Lucca.
„Lucca, was ist los?“
„Das… das ist der vierte… der wegrannte… als ich verprügelt wurde…“