Zoogeschichten III – Teil 129 – Wochenende

tuer-17129. Wochenende
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Phillip

Ich hörte die Eingangstür und wunderte mich, weil doch Reinhard und Melanie im Haus waren.

„Papaaaaa, bist du da?“

Ich musste grinsen und rollte zum Eingang, weil Florian wusste, dass er die Klinik ohne mich nicht betreten durfte, aber es wunderte mich, wie er hineinkam. Als ich um die Ecke kam, sah ich den Grund.
Dennis. Dennis hatte ihn herein gelassen. Als Florian mich sah, stürmte er in meine Arme.

„Hallo Dennis, hat mein Sohn dich wieder von der Arbeit abgehalten?“

„Nein Phillip, hallo! Wir sind so gut wie fertig für heute, nur noch mal einen Rundgang und alles überprüfen. Zudem ist dein Sohn immer eine gute Abwechslung.“

„Papa, wusstest du, dass der Krümel jetzt so groß ist, dass er einen eigenen Käfig bekommen hat?“

„Nein, das wusste ich nicht“, antwortete ich und schaute verwundert zu Dennis.

„Tja“, meinte er und hob seine verkratzten Arme, „er wird zu kräftig und gefährlich.“

Da konnte ich ihm nur zustimmen, dass hatte ich schon beim impfen gemerkt.

„Können wir gehen und Mama abholen?“

„Langsam Florian, ich muss erst alles ausmachen.“

„Ich helf dir!“, rief er und rannte ins Büro.

„Oh, da kommt der große Zoopfleger“, hörte ich Reinhard sagen.

„Onkel Reinhard, dass heißt doch Tierpfleger!“

Dennis grinste mich an.

„Was mir gerade einfällt, hast du weiterhin Kontakt zu deinem leiblichen Vater?“

„Ähm ja, wieso frägst du?“

„Doc Ekkard und ich möchten ihn fragen, ob er nächste Woche uns bei einer Operation helfen könnte.“

„Oh, naja, da müsst ihr ihn selbst fragen.“

„Hatte ich auch vor, wollte es dir nur sagen.“

„Okay, danke dafür. Ich muss los und dann ist endlich Wochenende“, verabschiedete sich Dennis.

*-*-*

Volker

„Hallo Jürgen, wollte mich nur zurück melden, ich geh gleich hinüber auf die Baustelle.“

Ich stand im Türrahmen zu seinem Büro.

„Hallo Volker“, er stand auf, „jetzt komm doch erst mal herein und erzähl wie es ausgegangen ist.“

„Da gibt es nicht viel zu erzählen, durch Zufall war eine Jugendrichterin zu gegen…“

„Jugendrichterin? Gregor ist doch schon dreiundzwanzig.“

„Ach, so richtig habe ich das auch nicht verstanden, warum sie Gregor noch nach Jugendrecht verurteilen wollen und dadurch wird es, so wie der Anwalt geredet hat, auf eine Bewährungsstrafe hinauslaufen, mit vielen Stunden Sozialarbeit.“

„Das hört sich nicht schlecht an.“

„Na ja, da kommt unser Zoo zu Gute und dann Gregor vorher noch nie aufgefallen war, auch dass er sich selbst gestellt hat.“

„Der Zoo?“, fragte Jürgen verwundert.

„Der Name Kolping hat anscheinend Gewicht in der Stadt und der Zoo hat wohl eine magische Wirkung auf die Richterin, aber der Vorschlag, dass Gregor seine Stunden hier im Zoo abarbeiten sollte, habe ich abgelehnt. Krankenhaus oder ein Heim habe ich angegeben.“

„Wie hat es Gregor aufgenommen?“

„Er trug es mit Fassung, was bleibt ihm auch anderes übrig. So jetzt aber ist gut, ich will zu meinen Tieren.“

„Mein Bruder wie er leibt und lebt, immer die Tiere im Blick.“

„Na ja, fast immer“, grinste ich und verließ meines Bruders Büro.

*-*-*

Robert

Die ganze Zeit ging mir Renates Vorschlag durch den Kopf. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte. So lange kannte ich Adrian nun auch nicht, um gleich mit ihm zusammen zu ziehen.
Gut nicht richtig, ich hätte in dem Haus nach wie vor eine eigene Wohnung, aber Adrian wäre dann dennoch ständig bei mir und das konnte ich mir grad irgendwie noch so richtig vorstellen, nach fünf Jahren alleine leben.
Ich war mir sicher, dass ich noch warten sollte, nur war ich unsicher, wie das Adrian und seine Mutter aufnahmen. Dass ich abwesend war, mit meinen Gedanken woanders, merkten natürlich die Tiere zu erst.
Nicht nur, dass sie neugierig unser Treiben im Becken beobachteten, nein Paula oder Hedi kamen ständig angeschwommen und stupsten mich. Ein 500000 Literbecken lässt man nicht gerade so mal ab, so war es den Tieren natürlich möglich, bei den Reinigungsaktionen bei zu wohnen.
Hauptsächlich die Scheiben mussten gereinigt werden, da sich dort häufig Algen ansetzten. Für die Sauberkeit des Salzwassers war eine komplexe Wasseraufbreitungsanlage zu ständig.
Ich tätschelte Paula und widmete mich wieder dem Glas.
Plötzlich sah ich durch das Fenster Sebastians Fanclub herbei laufen.

*-*-*

„Oh, Elfriede schau mal, der junge Mann putzt die Fenster.“

„Haben die dafür keinen Fensterputzer?“

„Wieso?

„Die Pfleger haben doch so viel zu tun und jetzt müssen sie auch noch Fenster putzen.“

„Also ich nehme immer ganz heißes Wasser für meine Fenster und wenig Putzmittel, dann bleiben die Fenster immer Streifenfrei.“

„Agnes, du kannst doch da drinnen nicht mit Fensterputzmittel reinigen.“

„Wieso? Wie sollen sie sonst das Glas sauber kriegen?“

„Agnes, das wäre doch schädlich für die Tiere.“

„Stimmt, an die Tiere habe ich nicht gedacht. Aber heißes Wasser geht auch alleine.“

Agnes schaute Elfriede lange an und schüttelte den Kopf.

„Nicht?“

„Schau einfach dem jungen Mann zu, wie er das macht!“

„Ich dacht ja nur, heißes Wasser sollte er schon nehmen…“

*-*-*

Volker

Ich hatte einfach keine Lust mehr, über die ganze Sache zu reden, zumindest jetzt nicht. Anstelle der Baustelle, war ich jetzt im Kleinbärenhaus. Fritz hatte keine weiteren Fragen gestellt. Nur der Praktikant nervte etwas, weil er mich ständig beobachtete.
Fritz Erklärung hierfür, dass er mich ja noch nie bei der Arbeit gesehen hat und er sich wundere, dass ich als Chef auch einen Käfig ausfegen würde. Ich erwiderte nichts zu dieser Erklärung und machte mich an meine alltäglichen Verpflichtungen.
Nach einem kurzen Gespräch am Handy mit Rolf, wusste ich, dass beide gut zu Hause angekommen waren und Lucca erschöpft eingeschlafen war. Ich dachte ständig an Lucca und was er am Morgen zu Gregor gesagt hatte.
Sehr reif für sein Alter, aber wenn man an die Sache mit seiner Mutter dachte, auch irgendwie verständlich. Lucca und Gregor zu vergleichen, den Gedanken verwarf ich gleich wieder, es hat eh keinen Sinn.

„So Volker, wir sind durch. Ich entlasse Marvin ins Wochenende… hast du noch etwas vor?“, fragte Fritz.

„Ich werde noch nach der Baustelle sehen.“

„Mach aber nicht mehr so lange, du hast dann auch Wochenende.“

„War Wochenende je ein Thema für mich.“

„Ja Volker, ich weiß, aber denk auch an dein Umfeld, mach nicht wieder den gleichen Fehler wie bei Marion und deinen Kindern.“

Ich hielt inne. Er hatte ja Recht. Wahrscheinlich wäre das mit Lucca dann nie passiert, aber ich hätte dann auch nie Rolf kennen gelernt. Hätte… wäre… Ich stoppte im Gedanken.

„Keine Sorge, ich fahre nachher direkt zu Rolf, nachdem ich mich zu Hause geduscht habe.“

„So ist brav“, grinste Fritz, „dir ein schönes Wochenende und ruf an, wenn irgendetwas ist.“

„Dir auch Fritz, schönen Gruß an Hilde.“

„Werde ich ausrichten, danke. Ach da fällt mir ein, ich soll dich von ihr fragen, wann du und Rolf mal bei uns vorbei kommt.“

„Warum das denn?“

„Zum Essen?! Ganz einfach, du weißt wie neugierig Hilde ist, sie will Rolf einfach mal kennen lernen.“

„Auch das noch…!“

*-*-*

Michael

„Bist du endlich fertig?“

Ich schaute zu, wie Dennis an sämtlichen Schlössern rüttelte.

„Ja, bin ich, warum so ungeduldig.“

„Weil ich heim möchte.“

„Ich dachte, wir fahren zu mir.“

„Ach du weißt schon was ich meine… nur raus hier. Die Woche war heftig genug.“

„Da hast du Recht! Ob wir mal eine normale Woche hier erleben werden?“

„Vergiss es! Das ist der Kolping Zoo, da wird immer etwas geboten.“

„Hm… auch das hast du Recht. Komm holen wir unsere Sachen und verschwinden.“

„Ich bin dann fertig, können wir dicht machen?“, hörte ich Sabine rufen.

„Ja, ich auch…“

So verließen wir zu dritt das Bärenhaus.

*-*-*

Wie immer hatte Maria ein tolles Essen gezaubert, ich war papp satt. Wir unterhielten uns am Tisch noch über den Umbau im Zoo, bis Dennis sich plötzlich zu Wort meldete, dass er müde sei und ins Bett wolle.
So halfen wir seiner Mutter noch beim Abräumen, um uns danach in sein Zimmer zurück zu ziehen. Als wir etwas später in seinem Bett eng aneinander gekuschelt lagen, hörten wir Dennis Vater heim kommen, auch er hatte wohl einen langen Tag.
Er stattete uns kurz einen Besuch ab und erkundigte sich natürlich nach meinem Befinden, insbesondere nach meinen Rippen, dann ließ es uns wieder alleine.

„Irgendwie bin ich Urlaubsreif.“

Dennis drehte sich und stütze seinen Kopf auf der Hand auf.

„Wann warst du denn das letzte Mal in Urlaub.“

„Gute Frage, also richtig in Urlaub mit wegfahren, glaube vor zwei Jahren.“

„Und wo warst du?“

„Italien…, damals noch mit Karl.“

„Mit Karl?“

„Ja, da waren wir noch frisch verliebt.“

„Was fandest du so toll an Karl?“, wollte Dennis wissen.

„Im Nachhinein kann ich dir das nicht mal mehr genau sagen. Vielleicht seine schillernde Persönlichkeit.“

„Schillernd?“, schaute mich Dennis fragend an.

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