Zoogeschichten III – Teil 131 – Weihnachtsmarkt

tuer-19131.Weihnachtsmarkt
© by Pit 2014

Volker

„Was hat solange gedauert? Ist mein Sohn so schwer?“

„Nein wir waren noch auf der Toilette“, antwortete ich, „was mir aber gerade einfällt, wie feiert ihr Weihnachten?“

„Papa stellt ein kleines Bäumchen auf, er kocht etwas Besonderes für uns, Bescherung gibt es nach dem Essen“, kam es Lucca, bevor er versuchte eine Gabel voll Nudeln im Mund unterzubringen.

„Warum fragst du?“, wollte Rolf wissen.

„Es ist wegen den Feiertagen. Bisher habe ich immer die Feiertage im Zoo verbracht, da die Familie die letzten Jahre sich nie einig war, wann und wo Weihnachten gefeiert wird.“

„Und was ist dieses Jahr anders?“

„Ihr zwei beide…“, grinste ich.

*-*-*

Dennis

„Hast du noch Lust weg zugehen?“, fragte ich Michael.

„Wo willst du denn noch hin?“

„Ich dachte an den Weihnachtsmarkt.“

„Alleine?“

„Alleine, oder ich starte einen Rundruf, wäre doch gelacht, wenn wir niemand dazu bewegen könnten uns zu begleiten.“

„Dann ruf mal an, ich geh duschen.“

„Soll ich dir helfen?“

„Nur bei dem Verband, den Rest schaff ich alleine“, grinste Micha.

„Dann wollen wir mal.“

*-*-*

Eine Stunde später standen wir zwei am Eingang vom Weihnachtsmarkt. Micha hielt Ausschau nach den Anderen, während ich mit mir haderte, ob ich Volker nun anrufen sollte, oder nicht.

„Jetzt ruf schon an, sonst mach ich es.“

„Und wenn wir nun bei etwas stören?“

„Um die Zeit?“

Ich fing an zu lachen und wählte Volkers Nummer. Es dauerte etwas, bevor sich Volker meldete.

Kolping!“, hörte ich seine Stimme

„Hallo Volker, hier ist Dennis.“

Hi Dennis, alles in Ordnung?

„Ja, alles in Ordnung, warum ich anrufe…, wir treffen uns hier gerade alle auf dem Weihnachtsmarkt. Hättet ihr keine Lust auch zu kommen?“

Eigentlich gerne, aber du verstehst, wenn wir Lucca… Moment…

Ich hörte im Hintergrund Rolfs Stimme, dann meldete sich Volker wieder.

Rolf sagt wir kommen, gebt uns eine halbe Stunde, bis wir den Kleinen angezogen haben.“

Dieses Mal hörte ich Luccas Stimme sehr deutlich, der sich über „den Kleinen“, beschwerte.

„Okay, wir freuen uns bis nachher! Wir stehen an der großen Kerzenpyramide.“

Ja, bye.“

„Eine halbe Stunde, dann wären sie da“, sagte ich zu Michael, während ich mein Handy in der Jacke verstaute.

„Gut, dahinten kann ich Sebastian mit Brit erkennen, Sabine kommt auch, hast du gesagt?“

„Ja, sie meinte sie fährt dann bei Fritz mit, der wohnt in ihrer Nähe.“

„Das wird lustig“, meinte Michael, „wenn Fritz dabei ist und mit Volker sowieso.“

Ich lächelte und kuschelte mich etwas an Michael.

„Ist dir kalt?“

„Etwas, aber ich trink nachher einen Glühwein, dann wird mir sicher wieder wärmer.“

Michael legte vorsichtig beide Arme um mich. Ich sah an seinem Gesicht, dass er Schmerzen hatte.

„Wird dir das wirklich nicht zu viel, Schatz?“, fragte ich besorgt.

„Geht schon.“

„Da drüben steht eine Bank, wollen wir uns solange nicht hinsetzten bis alle kommen?“

„Dann seh ich niemand mehr.“

„Okay du setzt dich und ich halte Ausschau, einverstanden?“

Ich legte meinen Dackelblick auf.

„Wo hast du nur gelernt so zu guggen, das ist ja richtig fies.“

„Jahrelange Übung! Komm, setz dich hin!“

„Wie du befiehlst, mein Meister!“

Ich konnte nicht anders und fing laut an zu lachen, dass sich ein paar Leute zu uns herum drehten. Plötzlich klopfte es mir auf die Schulter und ich drehte den Kopf. Hinter mir stand Tim, mit David im Schlepptau.

„He, Alter! Wir haben uns schon eine Weile nicht gesehen“, begrüßte ich ihn und nahm ihn in die Arme.

„Du sag mal deinem Kleinen, dass der mir gehört!“, meinte David zu Michael.

„Ich glaube das weiß er“, hörte ich Michael hinter mir sagen.

Und während ich Tim losließ, kam das nächste Knuddelopfer in Sicht, nur dass es dieses Mal ich war, der von Brit umarmt wurde. Auch Tim begrüßte sie sehr herzig.

„Wer kommt noch alles?“, wollte Sebastian wissen.

„Also Fritz und Sabine wollen kommen Volker mit Rolf und Lucca…“, antwortete ich, als Sebastian mir ins Wort fiel.

„Lucca auch, cool! Wie geht es ihm?“

„Das wirst du dann sehen.“

*-*-*

Robert

„Wir können aber auch einen gemütlichen Abend bei dir verbringen“, redete Adrian besorgt auf mich ein.

Ich verschloss meinen Wagen und richtete meine Klamotten. Dann stellte ich mich vor Adrian.

„Deine Mutter meinte auch ich soll unter Menschen und nicht nur zu Hause sitzen, okay? Zudem habe ich Lust mit dir auf den Weihnachtmarkt zu gehen und auch die anderen zu sehen, einmal außerhalb vom Zoo.“

„Gut ich sage ja schon nichts mehr“, erwiderte Adrian und drehte sich um zum Loslaufen.

Ich griff nach Arm und zog ihn zu mir.

„Adrian, du bist das Beste was mir passieren konnte. Gut ich gebe zu, es hätte ein bisschen anders ablaufen können, aber ich bin froh dass es dich gibt!“

Er begann zulächeln.

„Zudem musst du eh auf mich aufpassen, du bist mein selbst erklärter Krankenpfleger, so ist dir die Aufgabe sicher, wenn wir uns nachher in das Menschengetümmel stürzen.“

Ich zog ihn noch näher heran und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich liebe dich“, hauchte ich leise.

„Ich dich auch“, erwiderte er und küsste mich ebenfalls.

Dann richtete er meinen Schal und ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht.

„Wo wollen wir uns treffen?“, fragte Adrian, nachdem ich mich einfach bei ihm eingehängt hatte.

„Dennis hat etwas von einer Pyramide erzählt, weißt du was er meinte?“

„Ja, da gibt es nur eine und die ist so groß, dass wir sie nicht übersehen werden.“

„Aber was hat eine Pyramide mit Weihnachten zu tun.“

„Du hast die falsche Sichtweise im Kopf.“

„Was meinst du?“

„Es ist von einer Kerzenpyramide die reden, die kennst du doch, die mit Kerzen unten herum und oben ist ein großer Propeller angebracht, der durch die Wärme der Kerzen angetrieben wird.“

„Ach so ein Ding, jetzt weißt ich was du meinst und wo steht das Ding?“

In dem Augenblick liefen wir um die Hausecke und hatten freien Blick zum Weihnachtsmarkt. Die Frage brauchte mir Adrian nicht mehr beantworten, denn nun sah ich die große Lichterpyramide.

„Da ist sie!“

*-*-*

Volker

„Papa, ich will zum Weihnachtsmarkt, nicht in die Sauna!“, meckerte Lucca.

„Was denn? Meinst du wie kalt es ist, wenn du die ganze Zeit im Rollstuhl sitzt.“

„Dann wirf eine Decke über meine Beine und gut ist, aber diese lange Unterhose…, wo hast du denn dieses Ekelding überhaupt her…?“

Ich musste grinsen. Ich musste Lucca recht geben, dass Ding sah wirklich alt aus, da wirkte meine alte Thermounterwäsche noch moderner.

„Ich geb es auf… Volker, ziehst du bitte meinen Sohn an, bevor ich noch verzweifle“, meinte Rolf und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Luca grinste mich an.

*-*-*

Wie versprochen waren wir eine halbe Stunde später am großen Marktplatz. Ich ließ Rolf und Lucca samt Rollstuhl hinaus und suchte dann einen Parkplatz, den ich auch mit viel Glück fand.
Wenig später kam ich an die Stelle, an der ich die beiden heraus gelassen hatte. Lucca sah mit seiner Zipfelmütze wie ein frecher Lausbub aus. Rolf hatte einen dicken Schal am Hals.

„So bereit?“, fragte ich und griff nach Luccas Rollstuhl.

„Ich würde vorschlagen, ich laufe voraus und du fährst mit Lucca hinter mir, dass niemand an Luccas Gips rempelt“, schlug Rolf vor.

„Ich befürchte zwar, dass dies nicht zu vermeiden ist, aber nun los mein starker Mann und bereite uns den Weg!“

Während Lucca anfing laut zulachen, ich mit einstimmte, verzog Rolf etwas das Gesicht und begann sich durch das Gedränge zu quetschen.

*-*-*

Dennis

„Ich glaub es nicht!“, meinte Michael.

„Was denn?“, fragte ich während sich nun alle zu Michael herum drehten.

„Fritz bringt Hilde mit, die habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“

„Ich habe nur von ihr gehört, aber sie noch nie gesehen“, kam es von Robert.

„Hallo zusammen“, begrüßte uns Sabine, die im Schlepptau der beiden kam.

„Hallo“, rief es im Chor zurück.

„Guten Abend“, kam es von Fritz, „alle die sie noch nicht kennen, das ist meine Frau Hilde  und Hilde, das ist unser Bärendennis, denn du kennen lernen wolltest.“

Ich verdrehte die Augen, weil ich meinen Spitznamen nicht mehr hören konnte.

„Hallo Dennis“, sagte Hilde und streckte mir ihre Hand entgegen.

„Sind wir vollzählig, oder müssen wir noch auf jemandem warten?“, fragte Fritz.

„Eigentlich fehlt nur noch dein Kollege“, antwortete Michael.

„Was Marvin?“, fragte Fritz erschrocken.

„Nein Volker mit Rolf und Lucca“, beruhigte ich ihn.

„Da bin ich aber froh!“

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