132. The day after
© by Pit 2014
Dennis
Der Drang zur Toilette weckte mich. Vorsichtig löste ich mich aus Michaels Arme und spürte plötzlich die Schmerzen im Kopf. Als ich mich aufrichtete, stellte sich ein leichtes Schwindelgefühl ein.
„Alles klar?“, brummte neben mir Michael.
„Boah mein Kopf…“
„Ich habe dir gesagt, trink langsam“, meinte Michael und streckte sich.
„Warum muss Glühwein auch so gut schmecken…?“
„Ja, je mehr man trinkt, desto besser schmeckte er“, grinste er.
„Ich geh auf die Toilette und schmeiß mir gleich Tabletten ein, vielleicht wird es dann besser.“
„Dann komm gleich danach wieder ins Bett, ruhig liegen soll gut sein.“
„Ruhig ist gut, irgendwie dreht sich alles leicht.“
„Tja, wer den Alkohol nicht verträgt…“
Ein böser Blick meinerseits ließ ihn verstummen. Er zog die Decke über den Kopf und ich konnte sein Kichern hören.
*-*-*
Ich verließ das Bad und prallte fast mit meinem Vater zusammen.
„Oh guten Morgen, auch wieder unter den Lebenden?“, grinste er mich an.
„Ja…“
„Kopfschmerzen?“
Ich nickte.
„Wer den Alkohol nicht verträgt…“
„Oh ja nicht auch du noch.“
Jetzt grinste er noch mehr. Ich beschloss in mein Zimmer zurück zugehen.
„Ach bevor ich es vergesse, Sven hat angerufen und fragte an, ob du und Michael zu ihm zum Kaffee kommst.“
„Sven?“
„Dein Vater…“
„Ich habe eindeutig zu viele Väter…“, meinte ich und schüttelte den Kopf, was ich aber sofort bereute.
*-*-*
Volker
„Guten Morgen!“, brummte neben mir Rolf, als ich meine Augen aufschlug.
„Morgen“, brummelte ich zurück und rieb mir die Augen, „wie spät haben wir es?“
„Kurz nach elf.“
Ich streckte mich, lächelte und kuschelte mich wieder in Rolfs Arme ein.
„So lieb ich das!“, grinste ich ihn an.
„So? Du redest gerade, als würdest du das schon ewig machen.“
„Es fühlt sich jedenfalls so an“, meinte ich und gab Rolf einen Kuss auf seine Brust.
„Ich muss dich enttäuschen, ich stehe jetzt auf, weil ich nach Lucca schauen möchte.“
„Wieso, hat er denn gerufen?“
„Nein.“
„Dann schläft er noch. Er war ja auch ziemlich angeheitert.“
„Von zwei Glühwein?“
„Wenn man die Dinger nicht gewohnt ist und vergiss nicht, er schluckt ja auch noch Tabletten.“
Rolf seufzte.
„Was ist?“
„Ach ich dachte gerade an meine Exfrau, das wäre wieder etwas, wo sie mir anrechnen könnte, von wegen ich würde meinen Sohn nicht richtig erziehen.“
„Jetzt mach mal halblang, erstens wird sie davon nie erfahren und zum zweiten, wegen zwei Gläsern Glühwein erziehst du deinen Sohn nicht falsch.“
„Ja, ich weiß…“
„Und warum machst du dir dann Gedanken?“
„Du kennst mich…“
*-*-*
Sebastian
Irgendetwas lag auf meinem Arm und er tat weh. Ich öffnete langsam ein Auge und sah auf die Haarpracht von Britt. Entsetzt riss ich beide Augen auf. Wieso lag ich mit Britt in meinem Bett.
Ich hob den Kopf und schaute mich um. Das war definitiv nicht mein Zimmer. Wo war ich? Was war passiert?
„… kannst du nicht mehr schlafen?“, hörte ich Brit sagen.
„Ähm… wie komm ich in dein Bett?“
Britt hob den Kopf.
„Das ist nicht mein Bett…“
„Nicht? Wo sind wir dann? Boah, ich kann mich an gar nichts mehr erinnern.“
„Wir sind bei David…“
„David? Wie kommen wir denn hier her?“
„Du und Tim habt so gebechert, dass wir mit euch fast nichts mehr anfangen konnten. Da hat David vorgeschlagen, dass wir bei ihm nächtigen, weil er am nahsten wohnte.“
„Und wo sind Tim und David?“
„Die schlafen im Wohnzimmer auf dem Sofa.“
Es klopfte an der Tür.
„Nein, einer scheint schon wach zu sein. Ja?“
Die Tür ging auf und David streckte den Kopf herein.
„Na wieder fit?“
Britt kicherte neben mir.
„Sebastian war leicht entsetzt, weil er neben mir und auch noch in einem fremden Zimmer aufwachte.“
„Entsetzt neben der Freundin aufzuwachen? Verstehe ich nicht.“
„Wir haben das erste Mal zusammen in einem Bett geschlafen…“, sagte ich schüchtern.
„Oh, dann habe ich euch sozusagen dazu verführt!“
Nun lachte Brit laut und so ansteckend es war, stimmte ich mit ein.
„Hättet ihr Lust auf ein Frühstück?“
„Immer doch…“, sagte ich und wie auf Kommando bestätigte dies mein Magen.
„Ist Tim schon auf?“, wollte Britt neben mir wissen.
„Den habe ich rausgeworfen und er holt jetzt frische Brötchen.“
„Ach wie gemein.“
„Ein Grundsatz meines Bruders, wer saufen kann, kann auch arbeiten.“
„Welcher Bruder?“, fragte ich.
„Volker natürlich!“
*-*-*
Robert
„Schläft Adrian noch?“, wollte Renate von mir wissen.
„Als ich eben das Zimmer verließ, war er gerade sich am Anziehen, naja etwas verpeilt, aber das wird schon“, grinste ich sie an.
„Scheint schön gewesen zu sein.
„Ja war es, vor allem lustig, weil David einiges über Volker preis gab, was wir alle nicht wussten.“
„David ist Volkers jüngerer Bruder?“
„Ja.“
„Guten Morgen…“, kam es von einem zerknirschten Adrian an der Tür.
„Morgen Sohnemann, alles klar?“
„Naja… geht.“
Ich grinste ihn an und bekam sogar einen Kuss.
„Warum siehst du heute Morgen so fit aus?“
„Weil ich nicht so viel Glühwein getrunken habe wie du!“
Renate stellte Adrian einen frischen Kaffee vor die Nase.
„Danke! Den brauche ich jetzt.“
„Schon etwas geplant für heute Mittag?“, wollte Renate wissen.
„Nein, nur ausruhen!“, antwortete Adrian, worüber ich wieder schmunzeln musste.
*-*-*
Dennis
„Ich wäre am liebsten liegengeblieben.“
Michael schaute mich an.
„Wenn du nicht zu deinem Vater willst, noch können wir einfach absagen.“
„Nein Micha, er wird sicher einen Grund geben, warum er uns zum Kaffee einlädt.“
Wenig später erreichten wir das Haus meines Vaters. Im Vorgarten des Hauses stand ein Schneemann, der wohl nachts beleuchtet war, auch die Fenster und Eingangstür waren weihnachtlich geschmückt.
Michael verschloss den Wagen und ich wartete, bis er diesen umrundet hatte. Gemeinsam durchliefen wir den Vorgarten. Anscheinend wurden wir schon erwartet, denn die Haustür ging auf.
Sandra erschien mit einem Kranz in der Hand.
„Oh hallo, ihr seid schon da! Komm doch herein, ich möchte nur noch kurz den Kranz aufhängen.“
„Heute am Sonntag?“, fragte ich.
„Ja, unter der Woche habe ich keine Zeit, ihr wisst, die Praxis.“
„Ich meinte auch mit Sonntag, wegen Erholung und so.“
„Das ist Erholung für mich, das Haus schmücken, mal was anderes und hat nichts mit Tieren zu tun, aber legt ab, Sven sitzt sicher noch hinter seinem Laptop.“
Ich half Michael aus seiner Jacke, hängte die der meinigen an die Garderobe und folgten Sandra durch den Flur.
„Sven, schalt dein Laptop aus, dein Sohn ist da, ich bin in der Küche und mach Kaffee.“
Sven saß hinter seinen großen alten Schreibtisch und schaute auf. Lächelnd erhob er sich.
„Hallo ihr zwei, entschuldigt, ich habe mich in der Fachliteratur gerade etwas schau gemacht, wegen der Operation dieses Zebras bei euch im Zoo.“
Michael sah mich fragend an.