Regenbogenfamilie Teil 39 – Erste Büros

Kurz nach fünf Uhr holte uns der Wecker gewaltsam aus unseren Träumen. Ich stand sofort auf und ging nach unten in die Küche. Alejandro und Jorge, die dann doch im Gästezimmer übernachteten, waren die ersten im Bad. Ihnen folgte Thomas und anschließend Philipp und Marcus.

So nach und nach tauchten sie im Esszimmer zum Frühstück auf. Um halb sieben Uhr traten unsere Spanier ihre Heimreise an. Wir verabschiedeten uns von ihnen und gingen noch mit ihnen zum Transporter. Ich meinte noch zu Alejandro, Mutter fliegt demnächst wieder auf die Insel und ich werde in einigen Wochen für ein paar Tage auf die Insel fliegen, um alles Notwendige zu erledigen, was ich vor meinem Rückflug nicht mehr geschafft hatte. Ich wollte mir dort alle Wohnungen und Appartements ansehen, die Vater bisher gekauft hatte und versuchen noch fehlende Unterlagen zu beschaffen.

Kurz vor acht Uhr fuhren wir zu viert raus zum Gutshof. Ich saß kaum in meinem Büro als draußen bereits ein Transporter vorfuhr. Zuerst dachte ich, dass Alejandro und Jorge etwas vergessen haben und zurückgekehrt sind, bis Manuel in mein Büro trat und meinte unsere Büromöbel und die Scanner sind im Anrollen.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Manuel und Daniel bereits vor uns anwesend waren, aber Daniel hatte ja die Aufgabe übernommen unseren Neuen, Andreas, in seine täglichen Aufgaben einzuführen. Thomas drängelte sich vor und übernahm die Aufgabe den Möbel­bauern zu erklären, wo und wie die Schreibtische aufgestellt werden sollen. Er übernahm auch die Überwachung des Aufbaus.

Kurze Zeit später erschien der Mitarbeiter unseres Computerspezialisten, der unsere beiden Scanner einsatzfertig aufbauen und im Be­sprechungsraum unser Konferenzsystem mit dem Großbildschirm zum Laufen bringen sollten. Philipp und Marcus übernahmen die Aufgabe sich darum zu kümmern und wollten sich anschließend die Technik der Scanner erklären lassen und wie sie am effektivsten vorgehen sollten. Manuel lauschten ebenfalls aufmerksam, da er zusam­men mit Daniel diejenigen sein sollten, die in nächster Zeit einen Großteil der Arbeiten mit den Scannern erledigen durften.

Ich führte zwischenzeitlich einige Telefonate, unter anderem mit Jason über Michaels Vater, den Bauunternehmer, der uns versprochen hat, für eine zügige Bauabwicklung zu sorgen. Er meinte, dass er bereits einen Anruf von Johann Oberwagner erhalten habe, der ihm eine schnelle und korrekte Abwickelung angekündigt hat, da sein Sohn Michael zukünftig am Gutshof mitarbeiten werde. Er habe ihm ver­sprochen kurzfristig alle Angebote einzureichen, für die ihm bereits Anfragen vorlägen.

Kurz vor Mittag, die Möbelbauer waren fast fertig mit dem Aufstellen der Möbel, fragte Philipp, wie wir es mit der Mittagspause halten wollen. Er würde gerne in den Ort fahren und beim Metzger Leberkässemmeln für alle, auch die Möbelbauer und den Computertechniker und im Supermarkt je einen Kasten Wasser, Cola und Limo besorgen. Hört sich gut an, du kannst mir zwei Leberkässemmeln mitbringen. Ich gab ihm Geld für seinen Einkauf und er bat mich, dass ich über eine kleine Teeküche nachdenken sollte, in der wir frischen Kaffee kochen können.

Ich besprach das mit Thomas und der meinte, dass es vielleicht ganz gut sei, eine kleine Teeküche einzurichten, damit könnt ihr Reste vom Vortag oder andere Fertiggerichte in einer Mikrowelle erwärmen. Außerdem kannst du Besuchern einen frischen Kaffee anbieten. Er bot an, sich morgen Vormittag um dieses Problem zu kümmern, wenn ich beim Steuerberater und beim Notar sei.

Kurz nach halb zwei kamen der Computertechniker und der Teamleiter der Möbelbauer zu mir ins Büro und erklärten sie seien fertig mit ihrer Arbeit und sie möchten sich auch noch für die kleine Brotzeit bedanken, die ich ihnen spendiert hatte. Ich möchte mir doch bitte alles anschauen und danach die Lieferbestätigung unterschreiben.

Von Marcus holte ich mir das okay, das die technischen Gerätschaften ordnungsgemäß geliefert und montiert wurden. In den Büros und im Besprechungszimmer prüft ich die Standfestigkeit der Tische und Schränke. Danach unterschrieb ich ihnen die beiden Lieferbescheinigungen.

Zuletzt frage ich den Möbelbauer, ob sie auch kleine Teeküchen im Angebot hätten. Er erklärte, wir haben gebrauchte auf Lager, können aber auch eine Teeküche komplett neu planen. Ich meinte zu Thomas, dass er sich die gebrauchten Teeküchen morgen anschauen soll, aber erst nachdem wir geprüft hätten in welchem Raum wir sie unterbringen wollen.

Kaum saß ich an meinem Schreibtisch tauchte Michael bei mir im Büro auf und fragte, ob er mit mir über ein paar Ideen sprechen kann. Ich meinte, gerne kann er mit über seine Ideen sprechen, er solle sie jedoch auch abspeichern auf unserem zentralen Datenspeicher.

Ich erklärte ihm, dass er von Philipp noch seinen eigenen Dienst-Laptop erhalten wird, den er dafür nutzen soll. Gleichzeitig kannst du über das Mailprogramm und deine eigenen Mailadresse mit allen in Kontakt bleiben. Er erzählte mir seine Ideen, von denen ich einige so gut fand, dass ich meinte, dass wir sie von Anfang umsetzen sollten. Den Rest sollte er zwischenlagern, damit wir später jederzeit darauf zugreifen können.

Es klopfte an der Tür und Andreas trat ein. Er wollte wissen, ob er Daniel für den Nachmittag noch einmal ausleihen kann, da Herr Huber gemeint hätte, er könne ihm alles Wichtige über seine Arbeit am besten erklären. Ich sagte zu ihm, kein Problem ich habe das gestern mit Josef so vereinbart, dass er sich anfangs Daniel für deine Einarbeitung jederzeit ausleihen kann, wenn es notwendig ist. Daniel weiß Bescheid, geh zu ihm rüber und viel Spaß beim Lernen.

Die nächste Störung kam von Philipp, der meinte, der Rechner für Michael sei fertig und er würde in gerne einweisen, damit er ab sofort im Netz und mit allen in Kontakt treten kann. Michael meinte, dann kann er seine Ideen ja sofort im Netz für alle bereitstellen. Sie gingen in eines der Büros, wo Philipp ihm alles erklärte und zeigte, was er zu Hause machen muss, damit er über das heimische WLAN auf das Netzwerk zugreifen kann. Ihr werdet es kaum glauben, für satte zehn Minuten konnte ich allein in meinem Büro ruhig arbeiten.

Marcus kam ins Büro und meinte, wir könnten jetzt anfangen mit dem Scannen, es ist alles vorbereitet. Das Scannen ist kein Vergleich mit der mühseligen Arbeit, die wir mit dem im Drucker integrierten Scanner in Mallorca hatten. Mit Hilfe von Trennblättern können mehrere Doku­ment direkt in einem Rutsch eingelesen werden, wobei Vorder- und Rückseite gleichzeitig gescannt werden. Die Software übernimmt die Trennung in einzelne Dokumente und speichert sie fortlaufend nummeriert ab.

Diese Dokumente brauchen nur umbenannt und in die angelegte Ordnerstruktur einsortiert werden. Er bat mich ins Büro nebenan zu kommen, dann können wir einen ersten Probelauf machen. Wir gingen nach nebenan und Marcus legte einen Stapel vorbereiteter Dokumente ein und startete den Scann Vorgang. Nach kürzester Zeit waren alle Seiten durch und nach wenigen Minuten tauchten nach und nach die einzelnen Dokumente im Verzeichnis auf. Der Rest war wieder wie bei unseren Dokumenten auf Mallorca, umbenennen und verschieben.

Zurück in meinem Büro stand plötzlich Bernhard vor mir und überreichte mir seine Bewerbungsunterlagen. Gibst du mir ein paar Minuten, damit ich sie mir kurz anschauen und lesen kann. Du kannst so lange zu Michael gehen, der sitzt mit Philipp im rechten Büro, ich hole dich dann. In Ruhe studierte ich die Unterlagen, die er mir mitgebracht hatte. Ich ging ins Büro in dem die drei saßen und meinte, wir können jetzt mit dem Bewerbungsgespräch anfangen.

Wir gingen zurück in mein Büro, Philipp folgte uns wie vorher vereinbart. Wir nahmen Platz in der kleinen Besprechungsecke und ich stellte meine erste Frage: „Bernhard, du hast dich bei uns beworben als Auszubildender, erzähle uns aus deinem Leben, der Schule und warum du genau diese Ausbildung machen möchtest?“

Er schaute mich mit großen Augen an, er hatte die Frage verstanden, aber vermutlich hatte er mit etwas anderem gerechnet, dass ich ihn fragen würde. Er erzählte uns, wann und wo er geboren sei, wo er aufgewachsen ist, von seinen Eltern und Geschwistern. Danach schilderte er uns seine Schullaufbahn bis heute und dass er in Kürze die mittlere Reife machen würde. Zuletzt ging er noch auf seine Schulnoten ein, die zwar nicht in allen Fächern die besten Noten zeigen, aber in den entscheidenden Fächern, die er für seine Ausbildung wichtig sind, zumindest gut bis sehr gut sind.

Nach einer kurzen Pause ging er auf seinen Berufswunsch ein und erklärte uns: „Ich habe lange nicht wirklich gewusst, wofür ich mich entscheiden soll. Erst gestern, beim Gespräch mit Philipp und Marcus ist mir klar geworden, dass eine Ausbildung zum Informatikkaufmann für mich die beste Lösung sein könnte. Ich wollte immer etwas Kaufmännisches machen, aber auch alles was mit Computern zu tun hat, hat mich seit langem fasziniert. Der Beruf bietet mir die Möglichkeit beides miteinander zu verbinden und das finde ich besonders reizvoll.“

Philipp fragte ihn, wie er sich denn die Ausbildung zum Informatikkaufmann vorstelle. Bernhard hatte sich wohl vorab infor­miert, er beantwortete die Frage souverän und ziemlich exakt. Philipp wies ihn darauf hin, dass er und Marcus, für den praktischen Teil seiner Ausbildung zuständig sind, er hoffe, dass ihm klar sei, dass er damit einen großen Teil seiner Ausbildung mit zwei schwulen Jungs absolvieren muss.

Bernhard meinte dazu, dass ihn das nicht stören würde, zum einen habe er einen schwulen Bruder, der zwar lange gebraucht habe, bis er sich das endlich eingestanden habe, den er trotzdem genauso liebt wie vorher. Er provozierte Philipp mit er Frage: „Wer sagt dir, dass ich nicht auch schwul bin?“

Philipp und ich schauten ihn an, ich meinte zu ihm: „Warum solltest du auch schwul sein, weil dein Bruder auf Jungs steht? Die Chancen, dass du wie dein Bruder schwul bist stehen schlecht für dich.“ Dass sich eineinhalb Jahre später herausstellen sollte, dass er auch auf Jungs abfährt, konnte von uns keiner zu diesem Zeitpunkt bereits ahnen.

Bevor jetzt diese Diskussion ausartet, meinte ich zu Philipp, dass er wieder seiner Arbeit nachgehen kann, den Rest des Bewerbungsgespräches würde ich mit Bernhard allein führen wollen. Philipp verließ mein Büro und ich meinte zu Bernhard: „Deine provokante Frage hättest du dir ersparen können, wenn du schwul sein solltest, hättest du es besser direkt gesagt, dass es so ist. Aber wieder zurück zu unserem Bewerbungsgespräch.“

Bernhard meinte: „Okay, gerne, aber vorher möchte ich noch klarstellen, Philipp hat zuvor provoziert mit seiner Feststellung, dass er und Marcus, als meine Ausbilder schwul seien. Da ich gestern bereits klargestellt habe, dass ich nichts gegen Schwule habe und meinen Bruder genauso liebe wie bisher, hätte er sich diese Bemerkung auch ersparen können. Das in meinem zukünftigen Berufsumfeld viele arbeiten, die mit Mädchen nichts anfangen können, habe ich gestern bereits festgestellt. Peter, du lebst mit deinem Thomas zusammen, bist mein Chef, bist selbst schwul, würdest du dich nicht auch provoziert fühlen, wenn dich dein Ausbilder darauf hinweist, dass er heterosexuell ist und ob du damit klarkommen wirst.“

Oha, sehr selbstbewusst, dachte ich für mich und wenn ich es so richtig überlege, seine Argumentation ist nicht von der Hand zu weisen. Ich meinte: „Ich kann dich und deine Argumente verstehen, mit der Provokation von Philipp hat er einen verbalen Angriff auf dich gestartet, bei dem er feststellen wollte, wie du darauf reagierst. Auch für mich war es sehr aufschlussreich.“

Er schaute mich verunsichert an, ich hatte ihn mit meinem letzten Satz verwirrt. Ich konnte ihm ansehen, dass er sich nicht sicher war, ob das jetzt positiv oder negativ gemeint war. Um ihn abzulenken, stellte ich ihm folgende Frage: „Kannst du dir vorstellen, dass während der Ausbildung Aufgaben auf dich zukom­men, die deiner Meinung ausbildungsfremd sind, wie würdest du auf so eine Situation reagieren?“

Er überlegt eine ganze Weile, bevor er mir schon fast diplomatisch antwortete: „Ich würde sagen, das kommt ganz darauf an, welche Aufgabe es wäre. Beim Brotzeitholen kommt es darauf an, ob ich der einzige bin, oder ob meine Kollegen und ich uns abwechseln. Einfach gesagt, wenn alle anderen mitmachen, sehe ich kein Problem für mich. Wenn ich jedoch feststelle, dass ich mit diesen ausbildungsfremden Tätigkeiten ausgebeutet werde, würde ich mich wehren und das Gespräch mit dem Chef suchen.“

Ich wollte ihn testen und meinte: „Wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du beim Einscannen der alten Dokumente helfen würdest, wie würdest du reagieren, hier hättest du das Problem, dass deine Kollegen sich möglicherweise nicht an dieser Aufgabe beteiligen können.“

Er überlegte nicht lange bevor er antwortete: „In diesem Fall ist es eine Aufgabe, die für die Firma wichtig ist, wenn ich neben meinen normalen Tätigkeiten diese Arbeit teilweise übernehme, dann ist das aus meiner Sicht in Ordnung.

Weil du gerade diese Frage gestellt hast, soll ich euch beim Einscannen der Dokumente unterstützen, zum Beispiel am Nachmittag, nach dem meine Hausaufgaben erledigt sind oder an den Wochenenden. Auch in den Ferien sehe ich Möglichkeiten euch zu helfen. Dafür würde ich mir wünschen, dass ihr mich unterstützt, wenn ich bei den Prüfungsvorbereitungen eure Hilfe brauche. Zudem kann ich von Marcus und Philipp bereits Dinge lernen, die zur Ausbildung gehören.“

Ich überlegte lange, bevor ich zu ihm sagte: „Das hatte ich dich zwar nicht gefragt, ob du beim sannen helfen willst, aber ich werde darüber nachdenken. Mit dem ersten Teil deiner Antwort, die meine Frage betraf, zeigst du, dass du das wesentliche bereits verstanden hast. Damit hast du zumindest gute Voraussetzung, um ins Berufsleben einzusteigen.

Hole doch bitte Philipp und Marcus zu uns, damit wir dein Vorstellungsgespräch zum Ende bringen.“ Er ging aus meinem Büro und kam nach kurzer Zeit mit Marcus und Philipp zurück. Ich bat sie bei mir in der Besprechungsecke Platz zu nehmen.

Meine Frage richtete ich an Marcus und Philipp: „Ich denke, ihr beiden habt sicher in der Zwischenzeit über Philipps Erkenntnisse aus dem Bewerbungsgespräch diskutiert. Wie fällt euer Resümee aus, könnt ihr euch Bernhard als Auszubildenden zum Informatikkaufmann im Gutshof vorstellen oder haltet ihr ihn aus eurer Sicht für nicht geeignet.

Ich gebe euch noch zusätzlich zu berücksichtigen, er hat sich angeboten uns bei der Bewältigung der alten Dokumente zu helfen und teilweise zu scannen. Das soll eure Entscheidung nicht beeinflussen, soll nur als zusätzliche Information dienen.“

Marcus ergriff die Gelegenheit und gab als erster seine Meinung kund: „Meiner Meinung nach, soll er eine Ausbildung als Fachinformatiker machen, er hat gestern bei unseren Gesprächen sehr großes Interesse an der Einrichtung von Netzwerken und Computern gezeigt, wobei die kaufmännische Komponente sicher auch einen gewissen Anteil an der Ausbildung erhalten soll.

Wir sind verhältnismäßig gesehen ein kleineres Unternehmen, das eher einen Auszubildenden und Mitarbeiter benötigt, der ein breiteres Wissen hat. Reine Spezialisten sind eher für größere Unternehmen brauchbar. Er soll aber auch in Philipps Spezialgebiet, der Mediengestaltung, zumindest Grundwissen haben, um auch dort mit- oder aushelfen zu können.“

Jetzt war es an Philipp seine Meinung zu verkünden. Nach Marcus Erklärung dachte er erst nach, bevor er sich äußerte: „Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass Bernhard bei uns seine Ausbildung absolviert. Marcus Erklärung, dass wir anstelle eines reinen Spezialisten, einen universellen IT-Mit­arbeiter benötigen, hat mich von meiner ursprünglichen Idee, ihn als reinen Informatikkaufmann auszubilden, wieder abgebracht.

Seine Idee ist genial, wenn er verschiedene Teilbereiche abdecken kann. Den kaufmännischen Teil der Ausbildung können aber Marcus und ich nicht bestreiten, dafür bist du oder ein Mitarbeiter aus dem kaufmännischen Bereich besser geeignet.“

Ich schaute Bernhard an und wollte von ihm wissen, ob er sich für die Vorschläge der beiden erwärmen kann, oder ob er eher eine Spezialisten Ausbildung bevorzugen würde.

Bevor er antwortete, schaute er Marcus und Philipp an und erklärte dann: „Wenn ich die beiden jetzt richtig verstanden habe, dann wäre das was sie vorschlagen im Interesse der Firma, wenn die Ausbildung breiter aufgestellt wäre. Als reiner Spezialität hätte ich mehr Chancen in großen Unternehmen, wenn ich also langfristig hierbleiben will, sollte ich dem Vorschlag folgen.

Klar kann ich dem Vorschlag folgen, ich kann mir kaum vorstellen, dass ich immer nur an Netzwerken basteln kann. Webseiten programmieren oder mich mit den kauf­männischen Aspekten der Informatik aus­ein­anderzusetzen, bringt Abwechslung in die Arbeit.“

Jetzt war es an mir eine endgültige Entscheidung zu treffen. Eigentlich hatte ich mich längst entschieden, trotzdem ließ ich mir Zeit, bevor ich zu den dreien sagte: „Gut, dann fängt Bernhard im September bei uns als Auszubildender zum Fach­informatiker an, jedoch mit zusätzlichen Schwerpunkten, Mediengestaltung und kaufmännische Belange.

Zu deinem Angebot, uns beim Sannen der alten Dokumente zu helfen, kann ich dir sagen, dass ich mich entschieden habe, dir diese zusätzliche Chance zu geben. Ich hoffe, dass nicht nur Marcus und Philipp, sondern auch andere aus unserer Truppe, dir bei den Prüfungsvorbereitungen helfen können.

Wenn ich oder Thomas dir helfen können, musst du mir das einfach sagen, wir werden dich gerne unterstützen. Herzlich willkommen, im Team des Gutshofes Sonneneck. Eines sollte dir auch klar sein, dein Schulabschluss hat vorerst absoluten Vorrang vor allem anderem.“

„Falls dir beim Scannen der Dokumente etwas Ungewöhnliches sowohl inhaltlich an den Dokumenten als auch bei der Speicherung und Dokumentierung auffällt, sprich mit mir und Philipp oder Marcus darüber, Wir brauchen eine Datenspeicherung, die auch mit großen Da­ten­­mengen zurecht­kommt und im Ernstfall sollen Dokumente auch schnell wieder auffindbar sein,“ erklärte ich Bernhard.

Philipp fragte ihn, ob er denn heute noch etwas Zeit habe, dann würden er und Marcus ihm sofort zeigen, wie das mit den alten Dokumenten und dem Einscannen funktionieren würde. Bernhard erklärte, dass mit seiner Mutter vereinbart ist, dass sie ihn nicht abholt, sondern sein Bruder Andreas ihn nach seiner Arbeit mit nach Hause nehmen wird. Bis dahin habe er auf alle Fälle noch Zeit.

Marcus blieb noch kurz bei mir während Philipp und Bernhard ins andere Büro wechselten. Philipp nahm noch einen der zu scannenden Ordner mit. Nachdem die beiden das Büro verlassen hatten meinte Marcus zu mir: „Peter, wir sollten uns jetzt schnellstens darum kümmern, dass die beiden Ausbildungsverträge vorbereitet und unterschrieben werden. Vergiss bitte nicht sowohl den Bereich Gartenbau als auch den Gutshof als Ausbildungsbetrieb anzumelden.“

Ich schaute ihn mit großen Augen an und erklärte ihm: „Der Gartenbau ist bereits als Ausbildungsbetrieb gemeldet, das kann ich mir also ersparen, beim Gutshof bin ich mir nicht ganz so sicher, wobei unser Pächter in den letzten Jahren auch immer wieder ausgebildet hat. Ihr solltet in den alten Unterlagen meines Vaters nachsehen was sich zu diesem Thema findet, auch in den noch älteren Unterlagen, die schon immer hier im Büro gelagert waren. Wir müssen nur die neuen Ausbilder nachmelden. Im Falle des Gartenbaubetriebes wäre das Manuel und beim Gutshof meine Person.“

Damit war dieses Gespräch beendet und Marcus verließ mein Büro, um mit Philipp und Bernhard sich der Digitalisierung alter Akten zu widmen. Zuerst telefonierte ich kurz mit unserem Pächter, der mir bestätigt, dass der Gutshof als Ausbildungsbetrieb angemeldet sei, bisher sei nur er als Ausbilder eingetragen, es sollte ein weiterer Ausbilder angemeldet werden, er könne danach gelöscht werden.

Im Grunde genommen bestätigte er mir damit meine Vermutungen. Anschließend befragte ich Manuel, wie es im Gartenbaubetrieb mit dem Ausbildungswesen geregelt sei. Auch er bestätigte meine Vermutungen und ergänzte, dass aktuell zwei Auszubildende beschäftigt seien, wovon einer in diesem Jahr seine Abschlussprüfung ablegen würde. Damit konnte ich diesen Punkt als erledigt betrachten, nur die Meldung der neuen Ausbilder war damit erforderlich.

Ich telefonierte anschließend mit Manuels Vater, ob es morgen beim Termin für die Verträge bleiben sollte oder ob sich noch Änderungen ergeben haben. Er bestätigte, dass es morgen beim verein­barten Termin bleibt, wir uns um elf Uhr in der Gärtnerei treffen würden, um den Verkauf der Gärtnerei notariell zu besiegeln.

Ich fragte, ob es möglich sei, vorab alte Unterlagen zu erhalten, damit ich mich in die Materie besser einarbeiten können. Er meinte das sei kein Problem, wir können das morgen bei der Vertragsunterzeichnung klären.

Jetzt kam der schwierigere Teil des Gespräches, da ich Manuel gerne bei der Vertrags­unterzeichnung dabeigehabt hätte, deshalb fragte ich ihm, ob ich seinen Sohn als meinen technisch Beauftragten mitbringen dürfte, wenn technische Fragen zu klären sind. Er zögerte kurz und ich fürchtete schon, dass ein nein kommen würde. Er meinte dazu, wenn es denn sein muss, aber wie schon gesagt nur im Bereich des Betriebes. Da alles geklärt war verabschiedete ich mich von ihm und meinte, bis Morgen.

Mit Thomas besichtigten ich die restlichen Räume, die sich in dem langen Flur dieses Gebäudetraktes befanden. Wir fanden einen Raum gegenüber dem Besprechungszimmer, der dafür geeignet war, da Wasser und Abwasser-Anschluss vorhanden waren. Wir holten in meinem Büro die Ordner mit den Plänen vom Gebäude und fertigten eine Kopie dieses Raumes an, damit Thomas morgen die Raummaße und die Lag der Anschlüsse mithatte.

Inzwischen war die Zeit weit fortgeschritten, so dass wir langsam an ein Arbeitende für diesen Montag denken konnte. Andreas und Daniel tauchten in den Büros auf, wo Andreas zu seinem Bruder meinte, wir können langsam nach Hause fahren, kommst du.

Michael meinte noch, soll ich zu dir kommen Andreas oder übernachten wir heute bei mir. Andy sagte zu ihm, ich komme später zu dir, zuerst bringe ich meinen Bruder nach Hause, esse dort und fahre dann zu dir. Morgen früh können wir gemeinsam hierherfahren, da ich morgen erst um acht Uhr anfangen muss.

Kurz nach der Abfahrt der beiden meinte ich, wir sollten auch langsam aufbrechen, morgen ist auch noch ein Tag. Ich informierte alle, dass ich morgen erst am Nachmittag im Büro sei, da ich in der Früh beim Steuerberater bin und danach mit Manuel zu seinem Vater fahre wegen der Vertrags­unterzeichnung.

Manuel schaute mich an und sagte zu mir: „Bist du dir sicher, dass ich mit dir morgen zu diesem Termin mitkommen soll?“ Ich antwortete ihm: „Klar bin ich mir sicher, ich habe das mit deinem Vater vorher vereinbart, als ich kurz mit ihm gesprochen habe und mir sicherheitshalber noch einmal den Termin bestätigen ließ. Du bist mein technischer Mitarbeiter im Gartenbaubereich und wenn Fragen zur Technik auftauchen sollten, bist du derjenige der mir alles erklären soll. Das hat dein Vater so akzeptiert.“ „Gut, dann bin ich mit dabei, bei dem Termin zur Vertragsunter­zeich­nung“ meinte Manuel.

Wir fuhren zurück in die Stadt und zuhause verschwand Thomas sofort in der Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Manuel schloss sich ihm an und Philipp und Marcus verschwanden nach oben, um dort noch ein wenig für die nächsten Tage vorzuplanen. Ich setzte mich mit Daniel ins Wohnzimmer und erkundigte mich erst einmal danach, wie es ihm mit Andreas am Nachmittag ergangen sei.

Er meinte, was die Arbeit anbetrifft ist er mindestens genauso gut wie ich, ihm fehlt halt noch das Wissen wo er alles findet was er zum Arbeiten braucht oder wo seine Einsatzstellen sind. Das wird sich in den nächsten Tagen aber schnell ändern und seine Kollegen haben erklärt, dass er nur zu Fragen brauche, wenn etwas unklar sei. Was mich mehr gewundert hat, war die Tatsache, dass er einen neuen Kollegen gleich mitgeteilt hat, dass er ebenfalls schwul sei.

Wobei er aber auch erzählte, dass er deswegen seit Monaten keinen neuen Job gefunden habe und glücklich sei, jetzt in einem Betrieb beschäftigt zu sein, wo das keine Rolle spielen würde. Du kannst dich doch sicher noch an Michi erinnern, der bei meinem Outing vor den Kollegen gemeint hatte, ich könne nicht schwul sein. Der meinte frech zu Andreas, dass wenn er so schwul sei wie ich, würde ihm das gar nicht auffallen.

Mein Handy klingelte und ich holte es aus meiner Hosentasche. Alejandro meldete sich und meinte, sie seien gut unterwegs und erreichen morgen pünktlich die Fähre, damit sie am Mittwoch wieder auf Mallorca seien. Sie würden sich am Mittwoch wieder melden, wenn sie angekommen sind.

Ich wollte von Daniel noch wissen, ob er mit dem Scannen der alten Dokumente Probleme habe. Daniel meinte nur, bis jetzt habe ich noch nicht viel mitbekommen, vormittags wurde nur aufgebaut und eingerichtet, am Nachmittag sei er ja nicht dabei gewesen, er könne das noch nicht beurteilen. Ich erzählte ihm, dass Bernhard in nächster Zeit beim Scannen helfen werde, er erwartet aber von uns, dass wir mit ihm für seine Prüfung lernen und seine vorhandenen Wissenslücken schließen.

Ich fragte ihn, ob er bereit wäre, gelegentlich mit Bernhard zu lernen, er sei einer der wenigen, die mittlere Reife besitzen und bei mir selbst ist es einfach schon zu lange her. Er meinte, dass es kein Problem für ihn sei, mit Bernhard etwas zu lernen, er solle nur sagen, wo er seine Probleme hat.

Thomas kam zu uns ins Wohnzimmer und meinte, wir können zu Abend essen, Manuel holt gerade Philipp und Marcus. Wir gingen ins Esszimmer und setzten uns an den Tisch und warteten bis Manuel mit Marcus und Philipp zu uns kamen.

Thomas hatte eine Tomatensuppe gekocht und dazu gab es Brot mit Wurst und Käse. Auf einer Servierplatte hatte er noch Paprikastreifen, Gurken und Radieschen angerichtet. Dazu standen noch Essiggurken, Oliven und eingelegte Peperoni auf dem Tisch.

Als alle am Tisch saßen, erzählte ich, dass sich Alejandro gemeldet hat und sie gut in der Zeit lägen, um die Fähre auf die Insel rechtzeitig zu erreichen. Sie melden sich erst wieder am Mittwoch, wenn sie auf Mallorca angekommen sind.

Thomas füllte die Teller mit der Tomatensuppe und während des Essens wurde ausnahmsweise relativ viel gesprochen, hauptsächlich aber eher private Dinge. Erst nach dem Essen sprachen wir kurz über den heutigen Tag im Büro und was wir bereits alles erledigt hatten. Immerhin waren die beiden Büros so weit fertig, dass dort gearbeitet werden kann.

Die ersten Doku­mente waren gescannt und damit im Zugriff, wenn sie benötigt wurden. Bernhard hatte sein Vorstel­lungs­gespräch absolviert und würde uns in nächster Zeit beim Scannen der alten Dokumente unterstützen, so dass wir hier zügig vorankommen würden. Im Gegenzug versprach ich ihm, dass wir mit ihm für seine in Kürze an­stehenden Abschlussprüfungen lernen würden.

Thomas würde sich morgen um eine Teeküche kümmern und ich habe meine Termine beim Steuerberater und anschließend die Vertrags­unterzeichnung für den Gartenbaubetrieb. Während die Jungs den Tisch abdeckten und die Küche aufräumten, gingen Thomas und ich bereits ins Wohnzimmer.

Ich befragte ihn zu seinen Eindrücken, die er heute auf dem Gutshof gesammelt hatte. Er meinte, ihr legt in letzter Zeit ein ganz schönes Tempo vor, bis zum Umzug und bis alles anläuft wird noch einige Zeit vergehen. Ich erklärte ihm, dass wir spätestens im Juli eine funktionierende Buchhaltung brauchen für den Gartenbaubetrieb und deshalb nicht so viel Zeit hätten wie er im Moment glaube.

Außerdem will ich die komplette Verwaltung der Wohnungen zukünftig selbst durchführen, einschließlich aller Immobilien auf Mallorca. Die Buchhaltung für den landwirtschaft­lichen Teil kommt spätestens im Januar dazu und bis dahin sollte bereits die Einrichtung der Wohnungsverwaltung abgeschlossen sein.

Thomas meinte, das verstehe er ja, aber dann sollte ich mir schnellstens Mitarbeiter für die Buchhaltung suchen, damit das auch auf sicheren Beinen steht. Ich erklärte ihm, dass ich das unter anderem morgen mit dem Steuerberater besprechen will. Langfristig macht es nur Sinn, wenn die komplette Buchhaltung im eigenen Haus durchgeführt wird.

Damit kann man auch immer auf aktuelle Daten zugreifen und schneller reagieren, bis die üblichen monatlichen Auswertungen vom Steuerberater vorliegen, kann es schon wieder zu spät sein für schnelle und wichtige Entscheidungen.

Immerhin, in unserem Haus war wieder so etwas wie Normalität eingezogen, wir sind zwar von einem Vier-Personen-Haushalt zu einem Sechs-Personen-Haushalt angewachsen, zumindest so lange bis unsere Wohnungen im Gutshaus fertig umgebaut sind. Aber der Zustand würde maximal für sechs bis sieben Monate andauern.

An diesem Abend haben sich die Jungs schnell in ihre Zimmer zurückgezogen, so dass Thomas und ich auch früh in unsere Betten fielen. Morgen sollte zumindest für mich noch ein stressiger Tag werden, mit den beiden Termin am Vormittag und wer weiß was der Nachmittag noch alles bringen würde. Wir kuschelten noch bis wir beide einschliefen.

 

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1 Kommentar

    • Charly auf 21. Januar 2023 bei 09:53
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    Hallo mein Lieber, komme der E.h. heute Mal auf diesem Wege. Wie gehabt, tolle Story. Gefällt mir sehr, sehr gut. Hab zwar manchmal etwas Probleme mit dem immer größer werdenden Personenkreis, macht aber Spass, weiter so. Die Woche ist immer so lang, hihi.
    GLG Charly

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