Regenbogenfamilie Teil 62 – Erste Schritte

Unser erster Schritt zur geplanten Hochzeit war der Besuch bei unseren Müttern, denen wir als erstes von unseren Plänen erzählten und auch gleich mitteilten, an welchem Tag wir heiraten wollten. Thomas Mutter freute sich darüber, dass wir uns doch noch zu diesem Schritt entschieden hatte, mit der Begründung, dass dann meine beiden Kinder Martina und Philipp endlich richtige Enkelkinder wären und sie damit auch zwei Urenkel hätte.

Meine Mutter ging etwas skeptischer mit unserer Ankündigung um, sie konnte sich zumindest mit unserem ausgesuchten Termin anfreunden. Sie meinte noch, dass es schade sei, dass mein Vater das nicht mehr erleben durfte, wobei ich sicher bin, dass er in euren Herzen an diesem Tag mit dabei sein wird.

Danach erklärte sie Thomas und mir: „Peter mit dem, was du in den letzten zwei Jahren, seit dem Tod deines Vaters, im und um den Gutshof Sonneneck geschaffen hast, dürftest du seine Erwartungen in dich mehr als erfüllt, sogar eher übertroffen haben. Dass du zusätzlich zu der von uns in Spanien geplanten Stiftung, zusammen mit Ludwigs Großvater eine Stiftung mit den gleichen Aufgaben in Deutschland gegründet hast und inzwischen zu einer einzigen Stiftung verschmolzen hast, hätte deinen Vater besonders stolz auf dich gemacht.

Seinen Segen zu eurem Schritt vor dem Standesbeamten hätte er euch sicher gegeben, er hatte mit eurem Partnerschaftsversprechen schon damals kein Problem, und er wäre sicher mit großer Freude dein Trauzeuge gewesen.“

Der nächste Schritt, unsere Mütter zu fragen, ob sie bei uns die Aufgabe eines Trauzeugen übernehmen wollen, war dann schon etwas schwieriger. Thomas versuchte es mit diplomatischen Mitteln, indem er seine Mutter vorsichtig fragte, ob sie es sich vorstellen könne, bei der Eheschließung ihm als Trauzeugin zur Seite zu stehen. Ich schob hinterher, dass ich mir meine Mutter ebenfalls sehr gut als meine Trauzeugin vorstellen könne.

Meine Mutter und Elisabeth schauten sich an und lächelten, bevor Elisabeth, also Thomas Mutter erklärte: „Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es in meinem Alter noch Sinn macht als Trauzeugin vor einem Standesbeamten oder einer Standesbeamtin zu stehen. Aber wenn ich mir die Augen von Gerlinde so ansehe, freut sie sich wahnsinnig darauf an der Seite ihres jüngsten Sohnes als seine Trauzeugin aufzutreten.

Ich vermute einmal, dass bei der Hochzeit deiner Schwester dein Vater als Trauzeuge und Brautführer zum Einsatz gekommen ist und bei der Hochzeit von dir mit Gabi und bei deinem Bruder jeweils dein Vater der Trauzeuge war. Ich will deshalb nicht als Spielverderberin auftreten, du darfst mich beim Standesamt als deine Trauzeugin benennen.“

Gerlinde, meine Mutter lächelt immer noch und sprach: „Peter, du wirst es mir nicht glauben, eure Anfrage, ob Elisabeth und ich eure Trauzeuginnen sein wollen, hat mich tief berührt. Selbstverständlich werde ich deine Trauzeugin beim Standesamt sein. Wenn dein Vater noch leben würde, er wäre mit Sicherheit zum zweiten Mal dein Trauzeuge gewesen, aber er hätte auch mir den Vortritt gelassen, wenn du dich für mich entschieden hättest.“

Thomas Mutter fragte, ob wir schon mit dem Rest der Familie und mit unseren Jungs über unsere Hochzeit gesprochen hätten. Thomas erklärte: „Ihr seid heute die ersten die von unseren Plänen erfahren haben. Morgen werden wir mit Martina und Philipp und ihren Partnern darüber reden und danach werden wir die restliche Meute so nach und nach informieren. Danach saßen wir noch längere Zeit gemütlich zusammen und haben vor allem über alte Zeiten geplaudert. Erst nach zweiundzwanzig Uhr machten wir uns auf den Weg in unsere Wohnung, wo wir bereits von Felix und Dennis erwartet wurden.

Felix fragte: „Seid ihr bis jetzt bei euren Müttern gewesen? Ich kann das gar nicht glauben“!

Thomas sah die beiden Jungs an, grinste und meinte: „Wenn zwei alte Knacker wie wir, mit ihren Müttern über alte Zeiten plaudern, dann vergeht die Zeit viel zu schnell. Ja wir haben uns lange unterhalten und alte Geschichten ausgetauscht. Du wirst es nicht glauben, aber meine Mutter schafft es immer wieder, Peter, Episoden aus meinem Leben zu erzählen, die er bis dahin noch nicht kannte. Selbst seiner Mutter gelingt es immer wieder Geschichten über Peter und seine Geschwister zu erzählen, die ich, nach so langer Zeit, die ich mit ihm zusammen bin, auch noch nicht kenne.“

Dennis meinte: „Ich hoffe, dass es uns beiden einmal ähnlich ergehen wird, wenn wir einmal älter sein werden. Bisher habe ich noch nicht einmal Felix Eltern und seine Schwester kennengelernt. Okay, wahrscheinlich liegt es daran, dass Felix einfach in den letzten Wochen wegen des Zeltlagers dafür keine Zeit hatte.

Ich vermute jedoch, dass wir in den nächsten Wochen eine Gelegenheit finden, bei der ich endlich seine Familie kennenlernen kann. Besser wäre gleich ein Zusammentreffen, sowohl mit meiner und mit Felix Familie, nachdem wir inzwischen fest miteinander gehen.“

Ich erwiderte darauf: „Ihr Beiden schafft das sicher und Alexandra wird euch eines der beiden kleineren Nebenzimmer geben können, damit ihr ein Treffen auf fast neutralem Boden durchziehen könnt. Falls euch unser Wohnzimmer für ein erstes Aufeinandertreffen eurer Familien besser gefallen sollte, Thomas und ich haben kein Problem damit und werden euch dabei unterstützen.“

*-*-*

Am nächsten Abend hatten wir es so arrangiert, dass die beiden Jungs, Felix und Dennis, die noch immer in unserem Gästezimmer nächtigten, erst später in die Wohnung zurückkommen sollten, damit wir in Ruhe das Gespräch mit meinen beiden Kindern und ihren Partnern führen konnten. Unsere Mütter hatten sich bereit erklärt, während dieser Zeit ihre Urenkel zu betreuen. Die ersten beiden waren Marcus und mein Sohn Philipp, die ungeduldig wissen wollten, warum wir sie zu diesem Gespräch eingeladen hatten.

Thomas meinte, da müssten sie sich leider noch etwas gedulden, bis seine Schwester Martina mit seinem Schwager Christoph eingetroffen sei. Philipp ließ nicht locker und hakte nach: „Was hat Peter schon wieder ausgeheckt, dass er so kurzfristig den kleinen Familienrat zusammengetrommelt hat. Er weiß doch ganz genau, dass er derzeit keine Alleingänge machen soll.

Wir brauchen uns derzeit nicht über Arbeit zu beklagen. Die Anbindung der Münchner Immobilienverwaltung, den Aufbau des Handwerksbetriebes und die Integration des neuen Schullandheimes in Österreich. Mit der gleichzeitigen Einführung unseres neuen ortsübergreifenden Telefonnetzes über das Internet, sind wir mehr als ausgelastet, zumal wir immer noch personell unterbesetzt sind in der IT-Abteilung.“

Ich fing laut zu lachen an und nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, erklärte ich ihm: „Philipp, die fehlenden Mitarbeiter für die IT kann ich nicht herbeizaubern, wir sollten einfach die Suche nach neuen, guten Mitarbeitern nicht nur auf die nähere Umgebung beschränken. Frag einfach bei deinen früheren Studienkollegen nach, ob sie nicht jemanden kennen, der dafür in Frage kommt und wirb die Leute doch einfach ab. Meine Unterstützung für die Suche nach neuen Kollegen bekommst du.

Frag auch noch einmal in München, bei dem bisherigen Dienstleister der Verwaltung an, ob sich einer der Mitarbeiter verändern will. Die Chance einen weiteren Auszubildenden für das aktuelle Ausbildungsjahr zu bekommen, ist bisher ohne Erfolg geblieben, vielleicht findet sich doch noch über das Arbeitsamt ein Auszubildender.

Ich kann dir jedoch jetzt schon versichern, Mehrarbeit für deine Abteilung wird das, was Thomas und ich euch erklären werden, mit Sicherheit nicht bedeuten, das kann ich euch beiden jetzt schon versprechen. Es sind rein private Gründe, warum wir euch und deine Schwester mit ihrem Mann zu uns eingeladen haben.“

Philipp wollte gerade noch einmal nachhaken, als es an der Wohnzimmertür klopfte. Thomas meinte nur, herein mit euch beiden, auf euch haben wir schon gewartet. Martina und Christoph betraten den Raum und setzten sich zu uns auf die Couch. Thomas fragte alle, was sie zum Trinken haben wollen, und wir einigten uns auf einen leichten Rose Wein.

Während Thomas in die Küche ging, um den Wein zu holen, ging ich zum Wohnzimmerschrank und kam mit den passenden Weingläsern zum Tisch zurück. Thomas öffnete die Flasche und schenkte allen ein, um sich danach neben mich zu setzen. Bevor wir den Vieren die Neuigkeiten erzählen wollten, prosteten wir uns gegenseitig zu.

Wieder war es Philipp, den die Neugier nervös machte und sagte: „Jetzt fangt schon an mit euren Neuigkeiten, ich glaube euch immer noch nicht, dass Peter keine kleine Dummheit gemacht hat, die wir jetzt ausbaden dürfen.“

Marcus meinte an Philipp gerichtet: „Du hast doch vorher gehört, dass es sich, sofern du recht haben solltest, nur um eine rein private Dummheit handeln kann, sei doch nicht immer so aggressiv. Einer von den beiden wird uns sicher gleich erzählen, warum wir hier zusammengekommen sind und wenn Peter eine Dummheit gemacht haben sollte, kannst du immer noch mit ihm meckern.“

Martina kicherte und als sie sich wieder etwas beruhigt hatte sagte sie zu Philipp: „Ich glaube, ich weiß, was uns die beiden heute erzählen wollen. Jetzt lass sie doch erst einmal ihre Geschichte loswerden und störe nicht andauernd.“

Thomas fragte Martina: „Jetzt hast du mich doch neugierig gemacht, ich würde gerne wissen, was du vermutest oder zu wissen glaubst, und wie du an deine Informationen gekommen bist?“

Ich hatte Martina bisher nur ruhig angeschaut und ergänzte: „Würde mich auch interessieren, welche Vermutung du hast! Bisher haben Thomas und ich nur mit unseren Müttern über dieses Thema gesprochen und das auch erst gestern Abend.“

Martina antwortete nicht, so dass ihr Bruder Philipp nachhakte und ebenfalls von ihr wissen wollte, was sie den vermute und warum sie der Meinung sei, dass ihre Vermutung, die Richtige sei. Nachdem sie immer noch stumm blieb und ihr Wissen nicht preisgeben wollte, schaute sie ihr Mann an und der sagte: „Martina Schatz, jetzt las uns nicht dumm sterben, wer A sagt, muss auch B sagen. Sag uns einfach, was du zu wissen glaubst oder was du vermutest, Peter wird dir schon nicht den Kopf abreißen, wenn du mit deiner Vermutung richtig liegen solltest.“

Es dauerte noch lange Sekunden, bis sie endlich ihr Schweigen brach und ihre Vermutung äußerte: „Papa, du wirst doch heuer fünfundfünfzig und Thomas feiert seinen fünfundvierzigsten Geburtstag. Ich denke, ihr plant dieses Mal wieder eine größere Feier im Familienkreis, etwa so wie zu deinem fünfzigsten Geburtstag. Größere Überraschungen wie zu deinem Fünfzigsten sollte es dieses Mal aber nicht geben. Ich vermute eher, dass ihr eure Geburtstage dieses Jahr gemeinsam feiern wollt.“

Thomas und ich schauten uns geheimnisvoll an, auf diese Idee waren wir beide nicht gekommen. Wenn ich es mir jedoch überlege, das ganze hätte sicher auch einen gewissen Reiz. Während ich noch mit Nachdenken beschäftigt war, erklärte Thomas: „Martina, du hast zwar nicht den Nagel auf den Kopf getroffen, zumindest, dass es mit unseren Geburtstagen etwas zu tun hat, da vermutest du richtig, wobei es eher um den Geburtstag von Peter geht und weniger um meinen Fünfundvierzigsten. Deine Aussage, dass es keine Überraschung geben wird, kann ich in der Form so nicht stehen lassen. Es wird eine Überraschung geben, aber die wollten wir euch bereits heute verkünden.“

Jetzt hatte Thomas die Meute neugierig gemacht, sie hingen an seinen Lippen und hofften, dass er ihnen sofort erzählen wird, was wir beide geplant hatten. Da Thomas ruhig blieb, fingen sie an zu überlegen und äußerten ihre Vermutungen. Marcus erklärte uns, dass er jetzt vermute, dass wir eine Feier in einem größeren Rahmen geplant hätten und wir sie in die Vorbereitungen einbinden wollen.

Philipp dachte dabei eher an eine größere Geburtstagsfeier, die gleichzeitig, wenn auch etwas früh, als Weihnachtsfeier für die gesamte Belegschaft stattfinden soll, da mein Geburtstag immer wieder in die Adventszeit fiel, nicht jedoch in diesem Jahr.

Danach durfte Christoph noch seine Gedanken unters Volk streuen, in der Zwischenzeit hatten Thomas und ich durch Blickkontakt vereinbart, sie noch etwas zappeln zu lassen, um zu hören, auf welche Vermutungen sie noch kommen würden. Geburtstag und Weihnachtsfeier zusammenzulegen, auf die Idee wäre ich im Leben nie gekommen.

Während ich Thomas in die Augen blickte, wurde mir klar, dass auch er mit solchem Gedankengut wenig am Hut hatte. Es ging noch eine Weile so weiter und die Spekulationen wurden immer wilder, je weniger wir reagierten.

Martina, die sich bislang nicht an den Spekulationen der drei, Philipp, Marcus und Christoph beteiligt hatte, meinte: „Hey ihr Drei, stoppt endlich eure wilden Überlegungen. Mit jeder Aussage von euch wird das Ganze immer absurder.“ Die drei verstummten und alle vier schauten erwartungsvoll auf uns, um endlich zu erfahren, was wir wirklich geplant hatten.

Ich nutzte die eingetretene Stille und erklärte ihnen: „Die Weihnachtsfeier wird wie jedes Jahr am letzten Wochenende vor Weihnachten stattfinden, im größeren Rahmen als die letzten zwei Jahre, bedingt durch die Personalzuwächse in diesem Jahr. Hinzu kommen alle Münchner mit ihren Familien und alle Mitarbeiter und deren Angehörige des Seminarhotels und des neuen Handwerksbetriebes.

Bisher habe ich noch nicht darüber nachgedacht, ob wir auch die Mitarbeiter des Landschulheimes in Österreich einladen oder dort eine eigene Weihnachtsfeier abhalten. Letzteres wird aber wahrscheinlicher sein, wobei ich davon ausgehe, dass einige Mitarbeiter von hier mit nach Österreich mitkommen werden.“

 

Ich machte eine kurze Pause und verkündete dann: „Thomas und ich werden zu meinem Geburtstag unseren Partnerschaftsvertrag auflösen“ und nach einer kurzen Pause setzte ich fort: „und vor einem Standesamt heiraten, was bis vor einige Zeit noch nicht möglich war. Wir wollen endgültig weg von unserem bisherigen Partnerschaftsstatus und eine nach dem Gesetz vor einem Standesbeamten geschlossene Ehe führen. Wir feiern meinen Fünfundfünfzigsten und gleichzeitig unsere Hochzeit.“

 

In der Zwischenzeit hatte ich alle vier aufmerksam beobachtet und an ihren Augen ablesen können, dass sie einen Moment geschockt reagierten, als ich verkündete, dass Thomas und ich unsere Partnerschaft auflösen wollen.

 

Thomas lächelte und sagte: „Ich hoffe die Überraschung ist uns gelungen, wobei mich, aber auch Peter, am meisten euer geschockter Ausdruck fasziniert hat, als er von der Auflösung unserer Partnerschaft gesprochen hat. Hattet ihr echt einen Moment lang daran geglaubt, dass Peter und ich uns trennen würden?

 

Mit den Mitarbeitern vom Standesamt haben wir bereits gesprochen und von deren Seite gibt es keine Einwendungen gegen unsere Vorgehensweise, wobei sie gemeint haben, dass es eigentlich nicht notwendig sei, deswegen zu heiraten. Der Gesetzgeber hat die bisherigen Partnerschaften, den jetzt durch Eheschließung begründeten Familien, vollkommen gleichgestellt. Keine Angst, ich werde euch beide trotzdem nicht gesondert adoptieren, ihr seid so oder so meine Kinder wie bisher, auch ohne Adoption.“

 

Philipp war der erste der regierte: „Dann will ich euch zu eurem Entschluss beglückwünschen. Beim nächsten Mal verkündet bitte zukünftige freudige Ereignisse jedoch ohne vorher eine Schockmeldung loszuwerden. Ich hatte im ersten Moment echt daran gedacht, dass ihr beide euch nach so langer Zeit trennen wollt, wobei ich bisher keinerlei Anzeichen feststellen konnte, dass es bei euch zwischenmenschliche Probleme geben könne.

 

Soweit ich informiert bin, fällt dein Geburtstag heuer auf einen Freitag und da soll die große Hochzeitsparty steigen. Ich habe nur ein Problem, ich weiß nicht, was Marcus und ich euch zur Hochzeit schenken sollen, ihr beide habt doch schon alles.“

 

„Stimmt“ meinte Martina, „ihr habt einen komplett ausgerüsteten Haushalt und alles, was ihr zum Leben braucht. Das wird eine schwere Aufgabe, wenn wir euch beiden etwas zu eurer Hochzeit schenken wollen.“

 

Ich schaute meine beiden Kinder an und erklärte; „Wir wollen keine Geschenke zur Hochzeit, wir heiraten nicht um Geschenke zu bekommen, wir werden damit nur unser bisheriges Partnerschaftsversprechen in ein Eheversprechen umwandeln, mehr ist nicht. Philipp, du hast nicht ganz danebengelegen mit deiner Vermutung, dass da Arbeit auf euch, beziehungsweise dich zukommen wird, aber ich habe dir von Anfang an versprochen, es geht um eine private Angelegenheit, die nichts mit unserer täglichen Arbeit zu tun hat.“

 

Marcus meinte dazu: „Ich habe verstanden, dass ihr euer Partnerschaftsversprechen durch die Eheschließung erneuern wollt und keine Geschenke erwartet. Nur was können wir dazu beitragen, wenn ihr deinen Geburtstag und gleichzeitig eure Hochzeit feiern wollt? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihr dazu unsere Hilfe braucht. Sebastian wird sich um die Speisen und Getränke kümmern. Armin wird diesen Event für euch unvergesslich machen, wenn ihr dies wollt. Einzig und allein, dass wir Armin mit Anregungen versorgen, wie dieser Tag gestaltet werden kann, dazu können wir etwas beitragen.

 

Es sei denn, ihr währet nicht die einzigen, die an diesem Tag heiraten wollen. Philipp, wie sieht es bei uns aus, könntest du dir vorstellen, dass wir beide an diesem Tag ebenfalls unseren bisherigen losen Partnerschaftsstaus aufgeben und heiraten. Wir kennen uns jedenfalls lange genug, um diesen weiteren Schritt in unserem gemeinsamen Leben zu vollziehen. Damit würden wir diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis für uns und alle Gäste machen, immer vorausgesetzt, dass Peter und Thomas nichts dagegen einzuwenden hatte.“

 

Mit seinem überraschenden Vorschlag und gleichzeitigem Heiratsantrag an Philipp, hatte uns Marcus doch arg überrascht. Keiner wagte etwas zu sagen und alle hofften darauf, dass Philipp eine Reaktion zeigte. Der saß immer noch sprachlos neben seinem Freund auf seinem Sessel und jeder konnte sehen, dass er mit einer Antwort kämpfte. Inzwischen waren alle Augen auf ihn gerichtet und warteten darauf, dass er aus seiner Lethargie ausbrechen würde und die Frage beantwortet.

 

Ich versuchte Blickkontakt mit Thomas aufzunehmen und wie immer verstanden wir uns blind. Ich forderte ihn mit Augen auf, bei unserem Sohn ein Zeichen zu setzen, dass wir nichts gegen eine Doppelhochzeit einzuwenden hätten. Für uns wäre das unser schönstes Hochzeitsgeschenk, dass sie uns machen könnten.

 

Da Philipp immer noch nicht reagierte, übernahm es Thomas für uns beide zu sprechen und richtete seine Ansprache direkt an Philipp: „Philipp, Marcus hat dich etwas gefragt und du reagierst nicht, Peter und ich würden uns freuen, wenn ihr zwei die Gelegenheit nutzen würdet und am selben Tag am Standesamt heiratet. Für euch beide wäre es der Schritt, den ihr wahrscheinlich über kurz oder lang sowieso machen werdet.

 

Die Frage dabei ist nur, wollt ihr noch länger warten oder jetzt den letzten Schritt in eine gemeinsame feste Beziehung wagen. Marcus hat dir einen Heiratsantrag gemacht und dich gefragt, ob du mit ihm den Bund der Ehe schließen willst und das am gleichen Tag, an dem Peter und ich heiraten wollen.“

 

Philipp reagierte endlich und sagte an Marcus gerichtet: „Du hast mich mit deinem Heiratsantrag ganz schön überrascht. Ja, ich will den Bund der Ehe mit dir schließen, aber muss es unbedingt am gleichen Tag sein, an dem mein Vater und sein Thomas ihr Partnerschaftsversprechen erneuern? Lass uns einfach eine Nacht darüber schlafen und morgen treffen wir eine endgültige Entscheidung. Thomas Idee, eine Doppelhochzeit zu feiern, zusammen mit meinem Vater und seinem Partner hat einen gewissen Reiz, dem ich mich nicht verschließen kann. Was meinst du zu diesem Vorschlag Martina?“

 

Die Angesprochene wurde von der Frage ihres Bruders doch ein wenig überrascht und so überlegte sie erst in Ruhe, was sie ihm antworten sollte. „Ehrlich gesagt, wenn Christoph mir ein solches Angebot nahegebracht hätte, eine Doppelhochzeit zusammen mit einem nahen Verwandten zu feiern, ich hätte wahrscheinlich nicht nein gesagt. Die Frage, die ich mir vielleicht gestellt hätte, will ich persönliche mit einer großen Hochzeitsgesellschaft feiern oder eher in einem kleineren Rahmen nur mit der Familie.“

 

Christoph lachte und meinte: „Wenn ich das gewusst hätte, mein bester Freund hat mir damals vorgeschlagen mit ihm zusammen unsere Hochzeit zu feiern, du weißt schon, wen ich meine, er hat eine Woche nach uns geheiratet und wir waren zu seiner Hochzeit eingeladen. Wir waren nicht auf seiner Hochzeit, da wir es vorgezogen haben in unsere Flitterwochen zu fahren. Übrigens, Philipp und Marcus, aber auch Peter und Thomas, wie sieht es bei euch mit Flitterwochen aus?“

 

Diesmal reagierte ich schneller als Thomas und meinte: „Für uns beide wird es nach der Eheschließung keine Flitterwochen geben, da wir in der Zeit die große Weihnachtsfeier für alle Mitarbeiter vorbereiten werden und die, wie vorher bereits erwähnt, größer ausfallen wird, haben wir genügend Arbeit vor uns. Wenn Thomas will, machen wir unsere Flitterwochen im Januar und ich wüsste auch schon, wo wir hinfahren werden.

 

Ich weiß, dass alles kommt für euch beide etwas überraschend, denn Marcus Heiratsantrag war eher eine spontane Entscheidung und nicht von langer Hand vorbereitet. Wenn ihr euch entscheidet, am selben Tag zu heiraten, könnt ihr euch das mit den Flitterwochen noch in aller Ruhe überlegen.“

 

Philipp meinte: „Wir sollten wirklich einfach eine Nacht über diese Entscheidung schlafen, dass ich Marcus heiraten will, das steht für mich außer Frage, nur ob mit euch zusammen oder zu einem späteren Zeitpunkt, werden wir euch morgen Abend berichten. Wenn unsere Anwesenheit jetzt nicht mehr unbedingt erforderlich ist, würde ich mich mit Marcus gerne zurückziehen und dann können wir beide uns unter vier Augen aussprechen.“

 

Da wir keine Einwände hatten, verabschiedeten sich die beiden und gingen nach oben in ihre Wohnung. Kaum hatten die Beiden den Raum verlassen meinte Martina, dass sie und Christoph wohl auch besser in ihre Wohnung zurückkehren, um die beiden Urgroßmütter von ihrem Babysitter Job zu erlösen. Thomas meinte: „Unseretwegen braucht ihr noch nicht zu gehen, wir können gerne noch eine Weile gemütlich zusammen hier sitzen und gemeinsam die Flasche Wein leer machen.“

 

Christoph erklärte, dass es jetzt besser sei, wenn sie beide auch in ihre Wohnung nach oben gehen würden und sie die Babysitter ablösen, damit diese nicht zu spät in ihre Betten kommen. Beide standen auf, verabschiedeten sich von uns mit den Worten: „Wir sehen uns sicher im Laufe des morgigen Tages und eine gute Nacht euch beiden.“

 

Da Thomas, aber auch ich keine Lust hatten so früh zu Bett zu gehen, blieben wir im Wohnzimmer sitzen und tauschten uns aus, über den heutigen Abend. Thomas meinte: „Das Marcus die Initiative ergreift und unsere Ankündigung, dass wir an deinem Geburtstag zum Standesamt gehen wollen, dazu nutzt, um Philipp einen Heiratsantrag zu machen, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass Marcus eher darauf wartet, dass Philipp diesen ersten Schritt machen würde.“

 

Ich erwiderte ihm: „Thomas, den gleichen Eindruck hatte ich auch immer. Ich fand es sehr mutig von Marcus, dass er die Situation ausgenutzt hat seine abwartende Haltung aufzugeben und Philipp einen, wenn auch nicht gerade sehr romantischen Heiratsantrag gemacht hat. Ich denke, nachdem Philipp zumindest ja zu Marcus Antrag gesagt hat, dass die beiden Jungs die Gelegenheit nutzen werden und mit uns gemeinsam vor den Standesbeamten treten werden. Aber warten wir sicherheitshalber erst einmal ab, bis uns die zwei Jungs ihre Entscheidung verkünden.“

 

Es klopfte an der Wohnzimmertür und gleichzeitig riefen wir „herein.“ Felix und Dennis steckten ihre Köpfe durch den Türspalt und Felix meinte: „Oh, die kleine Familienkonferenz ist schon beendet. Gab es Probleme, weil deine beiden Kinder mit ihren Partnern schon wieder weg sind.“

 

Thomas meinte lachend: „Probleme würde ich nicht sagen, eher eine große Überraschung, mit der keiner von uns gerechnet hatte. Jetzt kommt schon herein, holt euch zwei Gläser und wir leeren die angebrochene Flasche Wein gemeinsam. Da können euch Peter und ich gleich erzählen, warum unsere Familienkonferenz ein so schnelles Ende gefunden hat. Ihr platzt bereits vor Neugier, wenn ich mir eure Gesichter so ansehe.“

 

Felix lachte und meinte: „Sieht man uns das wirklich an, ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Eure Einladung können wir keinesfalls ablehnen. Dennis, setz dich schon einmal, ich hole für uns frische Gläser aus dem Schrank.“

 

Dennis setzte sich auf den Sessel, auf dem vorher Marcus gesessen war. Thomas fing zu grinsen an und ich meinte zu ihm: „Keine Bange, wir werden keine weitere Überraschung erleben, dazu sind die beiden noch zu jung, wobei denkbar ist alles.“

 

Damit hatte ich sicher die zwei Jungs noch neugieriger gemacht als sie es zu diesem Zeitpunkt bereits gewesen sind. Felix kam mit den Gläsern und stellte sie vor Thomas ab. Der füllte die Gläser und wir prosteten uns zu. Dennis schien derjenige zu sein, der neugieriger war als Felix, so dass er fragte: „Wieso werdet ihr mit uns keine weitere Überraschung erleben?“

 

Thomas meinte dazu trocken: „Wir denken nicht, dass du gleich auf die Idee kommen und deinem Felix einen Heiratsantrag machen wirst. Marcus hat es geschafft während unseres Gesprächs Philipp einen vollkommen unromantischen Heiratsantrag hinzuknallen, den der überrumpelte Philipp nach einigem Zögern auch angenommen hat. Marcus saß auf dem gleichen Platz an dem Dennis sitzt und Philipp dort, wo jetzt Felix sitzt.

 

Dennis antwortete: „Noch sind wir Zwei in der Findungsphase, aber ich kann mir durchaus vorstellen Felix eines Tages zu heiraten und mit ihm bis ans Ende unserer Tage glücklich zu sein. Ihr Beide seid für mich in dieser Hinsicht so etwas wie ein Vorbild, immerhin lebt ihr seid mehr als fünfzehn Jahre bereits als Paar und scheint immer noch so verliebt wie am ersten Tag. Ihr müsstet uns nur verraten, wie ihr es so lange geschafft habt, wie frisch verliebte Teenager durchs Leben zu gehen.“

 

Thomas war der schnellere von uns beiden und erklärte den Jungs: „Ehrlich gesagt, wir wissen es auch nicht so genau. Klar ich war von Anfang an in Peter verknallt, seit ich ihm das erste Mal in der Firma gegenüberstand. Nur durfte ich es ihm nicht so offen zeigen, wie es bei euch der Fall ist, Peter war immerhin verheiratet und hatte zwei Kinder, auch wenn seine Frau bereits kurz vor unserem ersten Aufeinandertreffen verstorben war.

 

Ich himmelte meinen damaligen Chef heimlich an und auf einer Weihnachtsfeier der J. Graf GmbH, bei der ich mich fast sinnlos betrunken hatte, gestand ich Peter, dass ich schwul bin und unglücklich in einen Mann verliebt. Peter sollte mich, auf Anweisung unseres Bosses, nach Hause bringen. Damit begann im Grunde genommen unsere Liebesgeschichte.

 

Als wir vor meiner Haustüre standen bemerkte ich, dass ich meinen Schlüsselbund im Büro vergessen hatte. Peter hatte keine Lust, den ganzen Weg noch einmal zurückzufahren ins Büro und hat mir angeboten in seinem Gästezimmer zu übernachten, mit der Anmerkung, ich solle mich nicht wundern, wenn ich morgen von seinen beiden Kindern aus dem Bett geholt werde.“

 

Jetzt übernahm ich es die Geschichte weiter zu erzählen: „Wie befürchtet, hatten meine beiden morgens gemerkt, dass wir einen Übernachtungsgast haben und ihn, nachdem sie mich bereits aus dem Bett gescheucht hatten, ebenfalls entsprechend laut aufgeweckt. Thomas wollte ohne Frühstück verschwinden, was Martina und Philipp jedoch nicht zuließen.

 

Während des Frühstücks überredet wir ihn mit uns später auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Meine beiden Kinder verstanden sich auf Anhieb sehr gut mit Thomas, so dass wir ihn schließlich einluden mit uns Weihnachten zu feiern. Ab diesem Zeitpunkt war Thomas regelmäßig unser Gast, der immer im Gästezimmer übernachtete.

 

Ich hatte zu dem Zeitpunkt immer noch keine Ahnung, dass Thomas in mich verliebt war. Als sich Gabis Todestag zum zweiten Mal jährte, war er es der uns aus unseren Depressionen herausholte. Dabei ist er, um mich zu trösten in unserem Ehebett gelandet. Ab diesem Zeitpunkt hat er öfter neben mir und nicht im Gästezimmer genächtigt.“

 

Jetzt übernahm Thomas wieder und erzählte weiter: „Stimmt, nur solltest du ehrlicherweise auch erzählen, dass ich immer am frühen Morgen ins Gästezimmer bin, damit deine Kinder mich dort vorfinden. Eines Sonntags, wir hatten verschlafen oder den Wecker nicht gehört, kam Philipp ins Schlafzimmer und fragte dich, ob ich nachts noch nach Hause gegangen sei, da er mich nicht im Gästezimmer angetroffen habe.

 

Du hast ihn ins Bett gezogen, wo er auf mir gelandet ist, da ich mich unter die Bettdecke verkrochen hatte. Mit seinem überraschenden Aufschrei alarmierte er seine Schwester, die kurze Zeit später im Schlafzimmer stand und wissen wollte, was du mit Philipp angestellt hast. Als sie mich mit Philipp im Arm im Bett liegen sah, fing sie an zu lachen und fragte ihren Bruder, warum er denn so gebrüllt habe. Der meinte nur, lass du dich von Papa ins Bett ziehen und plötzlich landest auf etwas weichem, das neben Papa im Bett liegt.“

 

Dennis grinste und meinte: „Er stelle sich das gerade bildlich vor und vermutlich wäre es ihm ähnlich ergangen, wenn er jemals in so eine Situation geraten wäre.“ An Felix gewandt sagte er: „Da ist uns beiden aber einiges erspart geblieben, stell dir nur vor, meine oder deine Mutter wäre gestorben und du oder ich hätten eines morgens unseren Erzeuger mit einem anderen Mann im Bett vorgefunden.“

 

Felix lachte und erwiderte: „Glaub mir, dass wäre bei uns nie passiert, vermutlich wäre ich eher mit wechselnden Frauenbekanntschaften meines Vaters konfrontiert worden. Was mich mehr interessieren würde, wie haben Martina und Philipp auf diese Situation reagiert. Kann eigentlich kein so großes Problem gewesen sein, sonst wäret ihr heute kein Paar.“

 

Ich durfte weitererzählen: „Da Martina ebenfalls zu uns ins Bett schlüpfte und mit uns kuschelte, erklärten wir ihnen, dass wir uns irgendwann ineinander verliebt haben und Thomas schon längere Zeit nachts bei mir schlafe. Nur wegen euch Beiden ist er in letzter Zeit morgens immer ins Gästezimmer zurückgegangen.

 

Ab diesem Zeitpunkt durfte Thomas nicht mehr im Gästezimmer nächtigen und kurze Zeit später ist er endgültig bei uns eingezogen. Die beiden hatten Thomas sowieso von Anfang an in ihr Herz geschlossen. Philipp in seiner damals noch kindlichen Naivität meinte beim Frühstück nur, dann habe ich jetzt eben nicht mehr nur einen Papa, jetzt habe ich zwei Väter. In den folgenden Wochen und Monaten sind meine Beiden morgens des Öfteren zu uns ins Bett gekrochen, bis es irgendwann einfach aufhörte.

 

Um auf unser Geheimnis zurückzukommen, wir haben uns immer blind auf den anderen verlassen können und wir hatten mit Martina und Philipp, Kinder, die immer hinter uns gestanden sind. Leider war es mit den Erwachsenen nicht so einfach. Meine Eltern haben zwar anfangs gezögert, als sie jedoch merkten, dass unsere Kinder hinter uns standen, haben sie sich auf unsere Seite geschlagen. Gabis Eltern waren unser größtes Problem, dass sich erst vor knapp fünf Jahren löste. Sie hatten es lange Zeit als Verrat an der Liebe zu ihrer Tochter betrachtet.“

 

Felix schaute uns an und wollte jetzt wissen, wie es eigentlich zu Marcus ungeplantem Heiratsantrag gekommen sei. „Das ist eigentlich ganz schnell erzählt“ meinte Thomas, „wir haben unseren Kindern nur erzählt, dass wir im November, genauer gesagt an Peters Fünfundfünfzigsten, vor einem Standesbeamten heiraten werden und gleichzeitig unseren bisherigen Partnerschaftsvertrag auflösen.“

 

Felix schaute uns an und meinte zu Dennis: „Ich habe zwar gewusst, dass Peter und Thomas zusammenleben, aber dass die beiden vor einem Notar einen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen haben, ist mir neu. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Marcus in diesem Moment so reagiert hat.

 

Wahrscheinlich hätte ich ähnlich gehandelt, wenn ich im Alter von den beiden wäre und schon längere Zeit mit meinem Freund zusammenleben würde.“ An uns Beide gewandt sagte er: „Ich gratuliere euch zu eurem Entschluss, jetzt bin ich jedoch neugierig, warum wollt ihr überhaupt extra heiraten, euer Partnerschaftsversprechen vor dem Notar ist doch der Ehe gleichgestellt. Ihr müsstet doch nicht extra heiraten. Wollt ihr die Eheschließung nur im kleinen Kreis der Familie feiern oder habt ihr vor, dass in einem größeren Kreis mit Freunden zu feiern?“

 

Thomas schaute mich an und nachdem ich nur mit meinem Kopf nickte, erklärte er den beiden Jungs: „Fangen wir mit dem einfacheren Teil deiner Frage an, wir werden nicht nur im kleinen Kreis der Familie heiraten, wir werden dazu auch unsere Freunde einladen. Ihr beide seid ebenso eingeladen, wir bitten euch nur, vorerst keinem von unseren Plänen zu erzählen, bis wir alle selbst informiert haben.

 

Zumindest so lange, bis Marcus und Philipp eine Entscheidung getroffen haben. Schwieriger wird es bei der Frage, warum wir trotz Partnerschaftsvertrag eine zusätzliche Eheschließung vor einem Standesbeamten beabsichtigen. Wir wollen mit dieser Aktion unser bisheriges Partnerschaftsverhältnis in eine offizielle Ehe umwandeln, bis vor einiger Zeit war es in Bayern für Schwule und Lesben nur möglich den Weg der Verpartnerung zu wählen.

 

Nachdem inzwischen das Gesetz geändert wurde, haben wir beschlossen zu heiraten und damit auch unser Versprechen immer für den Partner da zu sein, zu erneuern, nur dieses Mal eben vor einem Standesbeamten. Wir wissen beide, dass die bisher geschlossenen Partnerschaftsverträge der jetzigen Form der Ehe gleichgestellt sind und trotzdem wollen wir beide jetzt diesen Schritt machen.“

 

Jetzt mischte sich Dennis ein und erklärte Felix: „Ich hätte vermutlich schön dumm aus der Wäsche geschaut, wenn du mir jetzt ebenfalls einen Heiratsantrag gemacht hättest. Immerhin habe ich durch deine Ausführungen die Erkenntnis gewonnen, dass du jederzeit bereit bist, mit einem Partner ein Eheversprechen einzugehen, wenn du dir zum einen sicher bist und zum anderen, du und dein Partner ein gewisses Alter erreicht haben. Eigentlich war das, was du gesagt hast, bereits so etwas wie ein versteckter Heiratsantrag.“

 

Felix schaute uns beide an und erklärte; „Ups, so habe ich das gar nicht gesehen, aber du hast recht, man könnte das so interpretieren, was aber nicht meine Absicht war. Vielleicht hat mein Unterbewusstsein diese Aussage gesteuert, weil ich mir bereits jetzt so sicher bin, dass du der richtige Partner für eine gemeinsame Zukunft bist, obwohl wir uns erst seit gut drei Monaten kennen. Trotzdem sollten wir uns noch einige Zeit gönnen, bevor wir diesen Schritt ins Auge fassen.“

 

Mir ging es ähnlich wie Felix, ich war ebenso davon überzeugt, dass die beiden Jungs eine lange gemeinsame Zukunft möglich ist. So erklärte ich den beiden Jungs; „Ich sehe das ähnlich, vor allem wie ihr bei der Zusammenarbeit bei unserem Zeltstadtprojekt zusammengewachsen seid, hat meine Meinung dazu gefestigt. Thomas und ich würden uns für euch freuen, wenn ihr in einigen Jahren beschließen solltet, ebenfalls in den Stand der Ehe zu treten.“

 

Die beiden Jungs wollten noch wissen, wann wir, mit der Nachricht von unserer Eheschließung, die Öffentlichkeit informieren wollen. Ich erklärte dazu, dass sich in den nächsten Tagen sicher die Gelegenheit ergeben wird, alle von unserem Vorhaben in Kenntnis zu setzen, wir sollten ja langsam mit den Planungen dafür beginnen.

 

Thomas lachte und ergänzte: „Noch wissen wir nicht einmal, ob es nur bei unserer Hochzeit bleibt, oder ob Philipp und Marcus den Weg mit uns gemeinsam beschreiten und wir am Ende eine Doppelhochzeit feiern werden. Erst wenn das geklärt ist, macht es Sinn mit der endgültigen Planung zu beginnen, denn die Beiden werden sicher zusätzliche Hochzeitsgäste einladen wollen, die wir bei unseren Überlegungen bisher nicht berücksichtigt haben.“

 

Inzwischen war es doch schon spät geworden und Thomas meinte, dass wir alle so langsam in unsere Betten verschwinden sollten, da morgen doch wieder ein Arbeitstag für alle ansteht. Felix meinte dazu, dass es wirklich Zeit wird, normalerwiese würde er nicht so spät ins Bett kriechen, wenn er am nächsten Tag wieder arbeiten muss. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass sich Dennis bereits unserem Umgangston untereinander angepasst hatte, als er sagte: „Unsere beiden Senioren sollten vorauseilen und ins Bett gehen, Felix und ich räumen noch kurz auf und verschwinden anschließend ins Gästezimmer zum Schlafen.“

 

Thomas konnte es sich nicht verkneifen und kommentierte das mit: „Ja, wir brauchen halt unseren Schönheitsschlaf, damit wir morgen früh wieder so jung und knusprig aussehen wie ihr beide. Gute Nacht Jungs, bis morgen beim Frühstück.“

 

 

Am nächsten Tag war gegen zehn Uhr eine Besprechung in der Gärtnerei angesetzt, zu der auch Manuels Vater kommen wollte. Manuel hatte gemeint, sein Vater würde gerne etwas mit uns besprechen. Um welches Thema es sich handeln würde hatte er seinem Sohn jedoch nicht verraten. Ich sah das als gute Gelegenheit und wollte dabei die Anwesenden von unseren Heiratsabsichten unterrichten.

 

Überpünktlich, also bereits vor zehn Uhr, traf ich in der Gärtnerei ein und ging direkt ins Büro von Manuel. Ich traf dort auf Fritz, Manuels Vater, die beiden Jungs waren noch nicht anwesend. Wir machten den üblichen Smalltalk, wobei ich ihn fragte, wie es ihm gehe und wie sich das Verhältnis zwischen ihm und seinem Sohn inzwischen entwickelt habe.

 

Inzwischen habe er es doch akzeptiert, dass sein Sohn keine Enkelkinder haben werde, und Manuel hat ihm sogar angeboten mit seinem verschollen geglaubten Bruder Kontakt aufzunehmen, damit sich die beiden Brüder endlich aussprechen könnten. Er überlege schon seit Tagen, aller Wahrscheinlichkeit nach wird er das Angebot seines Sohnes annehmen.

 

Daniel und Manuel betraten das Büro und bevor wir mit unserer Besprechung begannen, meinte ich, dass ich vorab eine wichtige Information in eigener Sache loswerden möchte. Da keiner dagegen Einwendungen hatte, erzählte ich: „Thomas und ich werden im November an meinem fünfundfünfzigsten Geburtstag vor dem Standesamt heiraten und eine Feier im großen Rahmen veranstalten.

 

Gleichzeitig wird unser bisheriger beim Notar abgeschlossener Partnerschaftsvertrag aufgehoben. Ihr seid alle herzlich eingeladen, das gilt auch für dich Fritz und deine Gattin Marianne. Ich hoffe ihr kommt zu unserer Hochzeit.

 

Manuel und Daniel schauten sich an und Manuel fragte: „Peter, kannst du dir vorstellen, dass Daniel und ich am selben Tag, zusammen mit euch, vor den Standesbeamten treten und heiraten. Wir haben vor nicht allzu langer Zeit bereits über unsere eigenen Hochzeitspläne diskutiert.

 

Wir hatten eigentlich vorgehabt im Frühjahr vor den Standesbeamten zu treten und zu heiraten, aber die Gelegenheit, mit euch zusammen zu heiraten, klingt so verlockend, dass wir gerne mit euch gemeinsam zum Standesamt gehen wollen. Das wäre dann zwar eine klassische Doppelhochzeit und wir würden uns selbstverständlich an den anfallenden Kosten beteiligen.“

 

Fritz schaute seinen Sohn Manuel erstaunt an und meinte: „Ich habe mich zwar inzwischen damit abgefunden, dass du mit Daniel in einer Partnerschaft lebst, der Schritt, eine Ehe zu schließen, kommt nun doch etwas überraschend für mich.

 

Da jetzt schwule und lesbische Pärchen heiraten dürfen, ist euer Schritt nur eine logische Konsequenz, nur kann ich es immer noch nicht so richtig verstehen. Wenn ihr wirklich heiraten wollt und eure Ehe so lange besteht, wie meine Ehe mit Marianne, dann muss es wirklich wahre und große Liebe gewesen sein.“

 

Manuel sagte daraufhin zu seinem Vater: „Dann nimm deinen eigenen Bruder als gutes Beispiel dafür, dass eine schwule Partnerschaft ein Leben lang halten kann. Er lebt heute noch, nach so langer Zeit, mit dem Mann zusammen, weswegen er von deinem Vater aus dem Haus geworfen wurde und warum er die Gärtnerei damals nicht übernehmen durfte.

 

Ich denke es ist langsam an der Zeit, dich mit deinem Bruder und seinem Partner auszusöhnen. Er war es sicher nicht, der dir dein erträumtes Leben zerstört hat, er war nur der Auslöser für die Entscheidung meines Großvaters, dich zu zwingen die Gärtnerei zu übernehmen.“

 

Ich mischte mich wieder ein und meinte: „Das hat alles nichts damit zu tun, dass ich Thomas heiraten werde und auch nichts damit, dass ihr beide beschlossen habt, in absehbarer Zeit zu heiraten. Ich kann euch nicht so ohne Rücksprache mit Thomas die Zusage geben, dass ihr mit uns gleichzeitig vor den Standesbeamten treten könnt.

 

Hinzu kommt noch, dass Marcus gestern Abend seinem Philipp ebenfalls einen Heiratsantrag gemacht hat, dem Philipp grundsätzlich zugestimmt hat. Ob die zwei Jungs am gleichen Tag heiraten, haben sie noch offengelassen, sie wollten sich das noch in aller Ruhe überlegen und uns in den nächsten Tagen das Ergebnis ihres Brainstormings mitteilen.“

 

Daniel lachte und meinte: „Vielleicht können wir alternativ zusammen mit Marcus und Philipp heiraten, das wäre dann ebenfalls eine Doppelhochzeit. Das ginge jedoch nur, wenn die zwei sich nicht für eine Heirat mit euch beiden entscheiden. Wir sollten die beiden Jungs spätestens heute Abend dazu befragen, wenn wir drüben im Gutshaus sind.“

 

Ich war froh darüber, keine endgültige Aussage treffen zu müssen und hoffte insgeheim, dass die Vier gemeinsam heiraten würden. Ich bat darum, in das Gespräch einzusteigen, dass für den heutigen Vormittag geplant war. In der nächsten knappen Stunde beschäftigten wir uns nur mit Diskussionen und Beschlüssen, welche Produkte im kommenden Jahr angebaut werden sollen. Manuel hatte von einigen Kunden sogenannte Vorplanungslisten erhalten, welche Produkte sie im kommenden Jahr abnehmen wollen, mit detaillierten Angaben, wann und wieviel sie abnehmen wollen.

 

Von den anderen Kunden hatte er die diesjährigen Zahlen in die Planung einfließen lassen. Er wollte von mir wissen, ob im nächsten Jahr bereits zusätzliche Flächen für den Anbau zu Verfügung stünden, die er in seine Planungen einbeziehen könne. Ich erklärte ihm, dass die ersten Pachtverträge der landwirtschaftlichen Flächen erst Ende nächsten Jahres auslaufen werden, an denen bereits Tim und Jonas ihr Interesse angemeldet hätten.

 

Als wir alles in Sachen Vorausplanung für das kommende Jahr geklärt hatten, sagte er zum Schluss: „Ich bin froh, dass Sebastian mit seiner Restaurantküche inzwischen dazu übergegangen ist, uns eventuelle Produktionsüberschüsse abzunehmen und in seine Speisekarte einfließen zu lassen. Vor allem nimmt er uns hauptsächlich auch das Gemüse ab, das nicht den optischen Wünschen des Handels entspricht.

 

Sebastian sagt dann immer, auf dem Teller sieht kein Gast, ob die Gurke vorher krumm war oder irgendeiner Handelsnorm entsprochen hat. Er behauptet sogar, dass gerade dieses Gemüse besser schmecken würde als das genormte. Ich bin auch froh darüber, dass sich dieses Gemüse bei uns im Laden und im Hofladen hervorragend verkaufen lässt, nur die Nachfrage ist immer noch nicht so hoch, wie das was von uns produziert wird. Uns erspart es nur, dass wir nicht so viel Gemüse wegwerfen und zu Kompost verarbeiten müssen.“

 

Ich schaute ihn an und meinte: „Hast du schon einmal darüber nachgedacht, einen Teil dieses Gemüse an die Tafeln zu spenden, damit die Tafel besser bedürftigen Menschen helfen könne. Es würde dir einen Teil deiner Entsorgungskosten ersparen und gleichzeitig hilfst du der Tafel ihren Aufgaben nachzukommen.“

 

Fritz meinte noch: „Warum verschenkt ihr nicht das Gemüse in unserem Laden oder im Hofladen, einfach hinstellen zum Mitnehmen. Früher hat das auch funktioniert und viele, die etwas kostenlos mitgenommen haben, haben gleichzeitig bei uns eingekauft. Schaut mich nichts so komisch an, damals gab es die Tafeln noch nicht, für meinen Vater und für mich war das selbstverständlich, nichts sollte weggeworfen werden.

 

Wenn etwas vergammelte, haben wir es zusammen mit den Gemüseabfällen kompostiert und das ergab einen hervorragenden Dünger. Als Biobetrieb sollten wir normalerweise unseren eigenen Kompost herstellen und als Dünger verwenden. Nachdem jetzt alles Wichtige besprochen ist, werde ich zu Marianne gehen, die wird jetzt sicher schon mit dem Mittagessen auf mich warten.“

 

Während Fritz das Büro verließ, schauten mich die beiden Jungs mit großen Augen an. Ich meinte zu ihnen: „Warum eigentlich nicht, Fritz sieht das im Prinzip schon richtig, zuerst zahlen wir dafür, dass wir unsere Gemüseabfälle loswerden und anschließend kaufen wir ihn wieder als teuren Biodünger zurück. Ihr solltet wirklich überlegen, ob wir nicht unsere organischen Abfälle selbst kompostieren.

 

Sebastian könnte seine kompostierbaren Küchenabfälle beisteuern und alle Bewohner des Gutshofes ihren Bioabfall. Vor allem, wenn im nächsten Jahr die neuen Wohnungen fertig werden, wird erheblich mehr Biomüll anfallen. Sprecht mit Tim und Jonas, vielleicht gibt es bei denen ebenfalls organische Abfälle, die von der Landwirtschaft beigesteuert werden. Die beiden können ebenfalls Kompost für die Düngung ihrer Felder gebrauchen.“

 

Daniel erklärte mir hierzu: „Wir haben bereits über eine Kompostierung nachgedacht, nur fehlen uns die notwendigen Mittel, um dieses Vorhaben umzusetzen. Du weißt ganz genau, dass unsere gesamten Investitionen derzeit für die Modernisierung und den Neubau von Gewächshäusern verwendet werden. Mit diesen Investitionen reduzieren wir die enormen Kosten für die aufwändige Beheizung der Gewächshäuser.“

 

Ich schaute ihn an und meinte dazu: „Ich gehe davon aus, dass die Kompostierung nicht die alleinige Aufgabe der Gärtnerei ist, wenn andere Betriebsteile ebenfalls davon profitieren. Hier sehe ich die Gutshofgemeinschaft als Träger für die Kosten, die dann nach dem Nutzungsprinzip auf die Betriebsstellen umgelegt werden, die davon profitieren.

 

Schaut euch um, am besten zusammen mit Tim und Jonas, wie wir unsere eigene Kompostierung auf die Beine stellen können und zeigt mir eure Vorschläge, dann entscheiden wir, wie und wann das Projekt umgesetzt wird. Sprecht auch mit unseren Architekten Jennifer und Jason, wo wir auf den Flächen des Gutshofes das Projekt Kompostierung am besten realisieren können. “

 

Die beiden versprachen mir, sich zusammen mit Tim und Jonas um das Projekt zu kümmern und mich auf dem Laufenden zu halten, wie weit die Fortschritte gediehen sind. Manuel erklärte mir noch, dass sie sich mit Philipp und Marcus zusammensetzen und wegen der Hochzeitspläne sprechen wollen und anschließend Thomas und mich vom Ergebnis informieren wollen.

 

 

Es dauerte zwei volle Tage, bis Philipp vormittags bei mir im Büro auftauchte und fragte, ob Thomas und ich heute Abend zuhause wären. Sie, er und Marcus, sowie Manuel und Daniel, würden sich gerne mit uns wegen der Hochzeitspläne unterhalten, sie hätten gestern Abend zusammengesessen und wären jetzt zu einem Entschluss gekommen, den sie mit uns besprechen wollten. Ich bat ihn mit den Jungs so gegen neunzehn Uhr bei uns zu sein, Thomas und ich würden kochen und die Jungs seien herzlich eingeladen.

 

Philipp hatte mein Büro kaum verlassen, rief ich bei Thomas an und bat ihn auf dem Heimweg kurz einkaufen zu gehen, da die vier Jungs heute Abend mit uns wegen der Eheschließung sprechen wollen und ich sie vorher zum Abendessen eingeladen habe.

 

Thomas lachte und verwies darauf, dass ich das ebenso erledigen könne, ich sollte doch einfach im Hofladen zum Einkaufen gehen, er würde auch nur einen kurzen Stopp dort einlegen auf dem Rückweg. Ich versprach einkaufen zu gehen, nachdem wir uns geeinigt hatten, was wir den Jungs heute Abend servieren wollen.

 

Ich rief im Hofladen bei Martina an und bestellte die benötigten Lebensmittel vor, damit ich sie später abholen könne. Martina meinte nur, die kann ich dir Mittag vorbeibringen, wenn ich Mittagspause habe. Zahlen kannst du dann entweder gleich, wenn ich die Sachen vorbeibringe oder später. Ich gab mich geschlagen und sagte zu ihr: „Dann bis später und bring die Rechnung gleich mit, ich zahle wie alle anderen Kunden sofort.“

 

Sie lachte und erklärte mir: „Immer diese Sonderwünsche von dir, von den Gutshofbewohnern zahlt kaum einer sofort, die meisten erhalten wöchentlich oder vierzehntägig eine Rechnung, die sie dann überweisen. Das Verfahren ist für uns einfacher, Bareinnahmen müssen ja auch auf dem Bankkonto landen, damit wir unsere Verbindlichkeiten begleichen können. Selbst die beiden Omas handhaben das so, die bestellen meist nur und ich liefere ihnen, was bestellt wurde.“

 

Thomas kam extra etwas früher nachhause, schaute kurz zu mir ins Büro und meinte, er gehe nach oben in unsere Wohnung und fange mit den Vorbereitungen an, damit rechtzeitig alles fertig ist. Ich versprach ihm so schnell wie möglich nachzukommen und ihm zu helfen.

 

Zehn Minuten später war ich bereits unterwegs in unsere Wohnung. Petra wunderte sich noch, dass ich ausnahmsweise sogar früher aufhören würde als sie, da sie das so von mir nicht gewohnt sei. Ich meinte nur, heute steht nichts wichtiges mehr auf meinem Plan, ich kann mich beruhigt zurückziehen. Wichtige Anrufer solle sie notfalls in die Wohnung durchstellen, alles andere kann bis morgen warten.

 

Selbst Thomas schaute mich verwundert an, als ich bei ihm in der Küche auftauchte. Ich erklärte ihm: „Heute stehen keine wichtigen Termine mehr an und mit Petra habe ich vereinbart, dass sie dringende Gespräche in die Wohnung durchstellen soll. Alles andere muss bis morgen warten.“

 

Gemeinsam machten wir uns an die Vorbereitung für das mit den Jungs geplante Abendessen und wir hatten sogar noch Zeit unter die Dusche zu gehen und uns frisch zu machen, bevor unsere Gäste kamen. Kurz nach neunzehn Uhr tauchten die Vier auf und ich meinte, sie sollen sich doch bereits in der Essecke breitmachen, wir können sofort mit dem Essen anfangen.

 

Den Tisch hatten wir vorher bereits eingedeckt und so brauchten wir nur noch das fertige Essen auf den Tisch stellen und jeder konnte sich nehmen, was er wollte. Thomas stellte klar, dass während des Abendessens über alles Mögliche gesprochen werden kann, nur das wichtigste Thema, weswegen sie eingeladen wurden, wird erst nach dem gemeinsamen Abendessen angegangen.

 

So wurde während des Essens doch hauptsächlich über berufliche Dinge gesprochen. Vor allem Manuel berichtete von seinen ersten Überlegungen in Sachen Kompostierung, die sie mit Jonas und Tim besprochen hatten. Philipp und Marcus drängten noch einmal darauf, in Sachen der Umsetzung der IT-Abteilung endgültige Entscheidungen zu treffen, damit sie rechtzeitig, wenn die weiteren Mitarbeiter kommen, ihr neuen Büroräume hätten.

 

Ich wies dabei darauf hin, dass dies nur noch von den Baugenehmigungen abhinge, danach könnten wir sofort mit den Umbaumaßnahmen beginnen. Unsere neue Firma mit den Handwerkern, die zu diesem Projekt benötigt werden, ist so gut wie startklar für größere Aufgaben, Eddy und die beiden Jungs Dennis und Axel, haben zwischenzeitlich gute Arbeit geleistet.

 

Die ersten kleineren Projekte für unsere Wohnungsverwaltung haben sie vollständig und sauber abgewickelt. Einige Fremdaufträge liegen ebenfalls vor und die ersten Aufträge wurden bereits abgewickelt. Für fast alle Gewerke haben sie bereits Mitarbeiter gefunden und eingestellt. Die Materialbeschaffung hat Eddy mit einigen der neuen Mitarbeiter bereits bei verschiedenen Großhändlern anlaufen lassen.

 

Die ersten Zahlen, die mir aus der Buchhaltung gemeldet werden, sind sehr erfolgversprechend. Ich will mich auf diesem Weg noch einmal bei unseren Mitarbeitern der IT-Abteilung bedanken, dass bisher die Integration des Handwerksbetriebes so reibungslos über die Bühne gegangen ist.

 

Da wir inzwischen mit dem Abendessen abgeschlossen hatten, meinten die Jungs, sie würden kurz den Tisch abräumen und anschließend könnten wir uns auf das Thema konzentrieren, weswegen wir heute Abend zusammengekommen sind. Thomas und ich gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch und warteten auf die vier Jungs. Wenige Minuten später saßen sie ebenfalls im Wohnzimmer auf den Sesseln oder auf der zweiten Couch.

 

Thomas eröffnete die Gesprächsrunde und fragte die Jungs sofort, worauf sie sich bei ihrer Diskussion geeinigt hätten. Mein Sohn Philipp erklärte: „Wir haben uns gestern Abend lange und ausführlich unterhalten und diskutiert. Wir sind uns einig, dass Marcus und ich, sowie Manuel und Daniel heiraten wollen.

 

Die einzige Frage, die sich uns dabei stellte, ist eigentlich nur das Wann und Wie. Darüber sind wir uns bisher nicht einig geworden. Manuel und Daniel würden am liebsten sofort, also mit euch beiden heiraten, Marcus und ich hätten nichts dagegen, wenn wir eine Doppelhochzeit feiern würden, zusammen mit den beiden Jungs.“

 

Manuel ergänzte dazu: „Ich habe mit Jonas und Tim gesprochen und die beiden meinten dazu, dass sie erst heiraten wollen, wenn beide mit ihrem Studium fertig sind, also in ein paar Jahren. Das kann nach Aussage der beiden sicher noch drei oder vier Jahre dauern. Daniel und ich sind der Meinung, auch wenn wir erst knapp drei Jahre fest zusammen sind, dass wir den Schritt jederzeit wagen können, da wir uns seit ewigen Zeiten kennen.

 

Ich habe heute Vormittag, zuerst mit meiner Mutter und danach mit meinem Vater darüber gesprochen. Beide haben mit unserer Entscheidung kein Problem und mein Vater meinte dazu, dass er hinter uns stehen würde, wenn wir diesen Schritt gemeinsam gehen wollen. Als ich ihn fragte, woher sein Sinneswandel komme, erklärte er mir, dass die Gespräche mit seinem Bruder und dessen Lebensgefährten, sowie die gesetzliche Verankerung der Schwulenehe, ihn zu seiner neuen Einstellung verholfen habe.

 

Als ich ihn fragte, ob er denn meinen Trauzeugen machen würde, hat er sofort und mit Tränen in den Augen zugestimmt. Als er sich wieder etwas beruhigt hatte erklärte er mir, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass ich ihn als meinen Trauzeugen haben wolle, so wie er sich in der Vergangenheit mir gegenüber benommen habe.“

 

Daniel schaute ihn verwirrt an, was darauf hindeutete, dass Manuel bisher nichts von den Gesprächen mit seinen Eltern erzählt hatte. Er sagte zu Manuel: „Davon hast du mir bisher davon nichts erzählt, dann sollten wir meine Eltern so schnell wie möglich in unsere Pläne einweihen. Hast du mit ihnen auch darüber gesprochen, dass wir beabsichtigen in absehbarer Zeit ein oder zwei Kinder zu adoptieren und sie damit doch noch Großeltern werden können.“

 

Manuel erklärte dazu: „Nein, darüber habe ich noch nichts verlauten lassen, ich wollte ja nur in Erfahrung bringen, wie meine Eltern zu unseren Hochzeitsplänen stehen. Dass Beide positiv darauf reagieren, konnte ich beim besten Willen nicht annehmen. Bei meiner Mutter hatte ich von Anfang an weniger Bedenken, bei meinem Vater war ich mir da nicht so sicher. Ich hatte fast den Eindruck, mein Vater bereut inzwischen, dass er die Gärtnerei an den Gutshof verkauft hat.

 

Die Entscheidung zu verkaufen, war seiner damaligen Einstellung zu Schwulen geschuldet. Ich für meinen Teil habe kein Problem mit seiner Entscheidung, immerhin arbeite ich immer noch in unserer Gärtnerei, aber eben als Betriebsleiter. Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, dass bei einer Geschäftsübergabe an mich, die Entwickelung des Gemüseanbaus das rasante Wachstum hingelegt hätte. Immerhin hat der Gutshof mit dem Restaurant, der Kantine und dem Hofladen einen erheblichen Teil zum Wachstum der Gärtnerei beigetragen.“

 

Ich schaute Manuel an und fragte nach: „Bist du dir da sicher, dass dein Vater, sein Vorgehen in der Vergangenheit inzwischen bereut und den Kauf rückgängig machen möchte?“ Diesmal antwortete Daniel: „Ich denke, in Manuels Vermutung könnte durchaus etwas Wahrheit stecken, Manuels Mutter hat vor einigen Tagen mir gegenüber, eine ähnliche Andeutung ausgesprochen.

 

Trotzdem bin ich wie Manuel der Meinung, dass die damalige Entscheidung seines Vaters bisher nicht zu seinem Nachteil getroffen wurde. Peter, mit deiner Vorgehensweise, hat bei ihm langsam, aber sicher, der Prozess begonnen, seine bisherige Sicht auf die Dinge zu verändern.“

 

Thomas mischte sich wieder ein und meinte: „Wir sollten nicht zu sehr vom Thema abschweifen, es geht in erster Linie darum, ob ihr eure Hochzeit am gleichen Tag feiern wollt wie Peter und ich, oder ihr das zu einem späteren Zeitpunkt organisieren wollt.

 

Wenn ich bisher gut aufgepasst habe, wollen Daniel und Manuel so schnell wie möglich und damit mit uns zusammen feiern. Philipp und Marcus sind noch etwas unentschlossen und würden mit Daniel und Manuel eine Doppelhochzeit vorziehen, aber zu einem späteren Zeitpunkt. Ich kann für euch nicht entscheiden, aber was spricht dagegen, eine Dreifach-Hochzeit zu organisieren.“

 

Bevor die Jungs sprechen konnten, meinte ich: „Daniel hat mich auf eine Idee gebracht, die ich vielleicht kurzfristig umsetzen will. Die Andeutung, dass ihr ein oder zwei Kinder adoptieren wollt, hat mich auf dieses Thema gebracht. Ich werde morgen mit Barbara und Michael darüber sprechen, ob wir für die schwule Jugendgruppe und möglicherweise auch bei dem Elterntreffen einen Informationsabend zu diesem Thema veranstalten können.

 

Immerhin könnte es für den einen oder anderen aus der Gruppe oder für die angehenden Großeltern ein interessantes Thema sein. Ich gehe zumindest davon aus, dass Daniel und Manuel Interesse daran haben werden.“

 

Manuel lachte und erklärte: „Das ist eine geniale Idee, Daniel und ich hätten uns sowieso in nächster Zeit zu diesem Thema umfangreich informieren müssen, wenn wir unsere Pläne zu einer Adoption umsetzen wollen.“

 

An Philipp und Marcus gewandt sagte er: „Wo liegt euer Problem, mit Thomas und Peter gemeinsam zum Standesamt zu gehen? Egal ob ihr beiden mitfeiert oder nicht, Daniel und ich wollen mit Peter und Thomas zusammen vor den Standesbeamten treten.“

 

Marcus antwortete sehr schnell: „Wenn es nach mir geht, ich bin von Anfang an für eine Doppelhochzeit mit Philipps Vater gewesen, warum hätte ich meinem Schatz ansonsten einen Heiratsantrag gemacht, wenn dies nicht meine Absicht gewesen wäre. Letztendlich hängt es jetzt nur noch von Philipp ab, ob wir jetzt mit euch oder später heiraten.“

 

Alle Augen waren jetzt nur noch auf Philipp gerichtet, der nun für sich entscheiden musste, ob er mit uns zusammen zum Standesamt gehen will, oder zu einem späteren Zeitpunkt. Manuel sagte plötzlich: „Komm gib dir einen Ruck und wir feiern die größte Hochzeitsparty, die der Landkreis Rosenheim jemals erleben wird. Überleg dir einfach, wann gibt es das schon, dass drei schwule Paare gleichzeitig heiraten.“

 

Ich mischte mich wieder ein und erklärte: „Ich kann verstehen, wenn du nicht heiraten willst, weil du dir nicht sicher bist, ob Marcus wirklich derjenige ist, mit dem du den Rest deines Lebens gemeinsam verbringen möchtest. Auf der anderen Seite, eine hundertprozentige Garantie wirst du nie bekommen.

 

Sei doch einfach ehrlich zu dir selbst, die liebst Marcus über alles und mit diesem Schritt zeigst du ihm, dass er sich immer auf dich verlassen kann. Heiraten heißt doch nicht, dass ihr euch auch für ein oder zwei Kinder entscheiden müsst, so wie Daniel und Manuel es für sie beide entschieden haben.“

 

Philipp schaute uns an und erwiderte ihm: „Über Kinder haben wir uns bisher überhaupt nicht unterhalten, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, ein oder zwei Kinder groß zu ziehen. Ich weiß nicht einmal, wie Marcus zu diesem Thema steht. Marcus ist die Liebe meines Lebens und wir beide verstehen uns blind, aber was mache ich, wenn wir eines schönen Tages doch feststellen, dass es Dinge in unserem Leben gibt, bei denen wir uns nicht einig werden.

 

Angenommen, ich habe den Wunsch ein oder zwei Kinder zu adoptieren und Marcus ist strikt dagegen, das würde unsere Beziehung massiv belasten. Mir ist bewusst, dass es keine Garantie gibt, aber diese Situation könnte zu einer großen Zerreißprobe für unsere Liebe werden. Einer von uns beiden muss nachgeben und ist damit unglücklich.“

 

Marcus grinste Philipp an und erklärte: „Es ist richtig, wir haben in der Vergangenheit weder übers Heiraten noch über das Großziehen von Kindern gesprochen. Erst nachdem dein Vater und Thomas uns erklärten, dass sie vor den Standesbeamten treten wollen, haben wir zumindest über das Thema Eheschließung gesprochen. Wir können jetzt sofort über die gemeinsame Erziehung von Adoptivkindern sprechen und damit diesen Punkt ein für alle Mal klären.

 

Du hast eben angedeutet, dass du dir durchaus vorstellen kannst, gemeinsam ein oder zwei Kinder zu adoptieren und groß zu ziehen. Ich sehe das ähnlich, nur über den Zeitpunkt, wann wir diesen Schritt gemeinsam gehen wollen, müssen wir heute nicht entscheiden. Es geht hier und heute einzig und allein um die Frage, ob wir mit deinem Vater und Thomas, sowie Manuel und Daniel gemeinsam vor den Standesbeamten treten wollen.“

 

Wir blickten alle auf Philipp, der nach kurzer Überlegung seine Zustimmung zu einer Dreifach-Hochzeit gab. Damit war es beschlossene Sache, dass wir alle an meinem fünfundfünfzigsten Geburtstag im November die große Hochzeitsfeier steigen lassen würden.

 

Thomas schlug den Jungs vor, dass wir uns in den nächsten Tagen immer abends für ein oder zwei Stunden und später zumindest einmal wöchentlich treffen sollten und gemeinsam die wichtigsten Punkte für diesen Tag erarbeiten sollten. Dazu gehören die Einladungen und welche Gäste eingeladen werden, da er davon ausgehe, dass die vier Jungs zusätzliche Freunde, Bekannte und Verwandte einladen wollen, die nicht unbedingt auf unserer Gästeliste gestanden hätten.

 

Wir vereinbarten, dass wir uns in den nächsten Tagen jeweils gegen zwanzig Uhr eine Stunde zusammensetzen und alle wichtigen Punkte nach und nach besprechen und klären. Bevor die Jungs in ihre Wohnungen zurückkehrten, meinte ich, am wichtigsten sei erst einmal die Liste, wenn sie einladen wollen, um abzuklären, für wie viele Hochzeitsgäste wir für die Feier planen müssen. Da unsere Liste schon so gut wie fertig war, sollte diese die Ausgangsbasis sein und die weiteren Personen in diese Liste aufgenommen werden.

 

Ich schlug vor, in der Liste zu kennzeichnen, welche Gäste von allen eingeladen würden und welche individuell zugeordnet werden können, um einen Überblick über die gemeinsam eingeladenen Personen zu bekommen. Die Jungs meinten, sie würden sich heute noch überlegen, wenn sie zur Hochzeitsfeier einladen wollen.

 

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