Welcome to Australia – Teil 06

Tom

… stöhnte Timothy auf und sein Körper bebte. Er rieb seinen Körper auf dem meinen und seine Küsse wurden heftiger. Auch mein Atem ging stoßweise und tief in mir kam ein wohliges Gefühl auf, wie ich es noch nie erlebt hatte…

Bevor ich weiter lesen konnte, klopfte es an meiner Zimmertür, also legte ich das Tagebuch zur Seite und bemerkte dann auch, dass meine Shorts ordentlich ausgebeult war. Verlegen zog ich die Decke hoch.

„Ja?“, rief ich.

Die Tür öffnete sich auf und Bob schaute herein.

„Darf ich noch etwas herein kommen?“

„Klar!“

Bob schloss die Tür hinter sich und kam zu mir. Ich machte etwas Platz, damit er sich zu mir aufs Bett setzen konnte, was er dann auch tat.

„Ich wollte dir noch mal danke sagen, dass du Abby so in der Praxis hilfst.“

„Ist schon gut, mache ich doch gerne“, meinte ich verlegen.

Er sah mich lange an.

„Was?“, frage ich.

„Ich bin froh, dass du da bist“, antwortete er und umarmte mich.

Ich genoss diese Umarmung in vollen Zügen.

*-*-*

Am nächsten Morgen fuhr ich mit Molly zu den Zwillingen. Berry und Lesley trabten bereits aus dem Haus, als wir dort ankamen und natürlich wurden erst einmal die Guten-Morgen-Küsse ausgetauscht.

„Wenn ihr fertig seid, solltet ihr euch langsam in Richtung Schule bewegen, es ist schon spät“, meinte Linda, die nun auch vor die Haustür trat.

„Morgen Linda“, begrüßten Molly und ich sie gleichzeitig.

„Morgen ihr zwei. Jungs heute Abend habe ich eine Verabredung, also wartet nicht auf mich, es kann spät werden.“

Berry

„Was denn für eine Verabredung?“, fragte ich.

„Sei nicht so neugierig!“, grinste Mum.

„Kann ich dann heute bei Tom übernachten?“

Ich nutzte die günstige Gelegenheit, obwohl meine Mutter da sonst auch nichts dagegen hatte, jedenfalls am Wochenende. Während der Woche war es ihr lieber, wenn ich zu Hause schlief.

„Au ja, kommt doch beide mit zu uns, dann können wir uns zusammen einen schönen Abend machen.“

Molly war ganz begeistert und meine Mutter stimmte schließlich unter der Bedingung, dass Bob und Abby nichts dagegen hatten, zu.

Als Tom mein Fahrrad und Lesley sein Rad geholt hatten, fuhren wir gemeinsam zur Schule.

„Was meinst du, was Mum für eine Verabredung hat?“, fragte Lesley mich.

Ich überlegte… eigentlich konnte das nur eins bedeuten.

„Wenn sie das schon so betont, kann das ja nur ein Date sein.“

„Ein Date? Meinst du wirklich?“

„Warum nicht. Seit Daddy tot ist, hatte sie keinen Mann mehr, nicht einmal eine Verabredung.“

„Ja, du hast Recht. Ich habe mir da nie Gedanken darüber gemacht.“

„Also ich finde es toll. Eure Mum ist im besten Alter und warum sollte sie sich da nicht einen tollen Kerl angeln“, feixte Molly.

„Na, ob er toll wird, werden wir ja noch sehen“, fügte ich hinzu.

„Ja, aber nicht heute Abend, da sind wir ja nun bei Molly und Tom. Es sei denn, wir legen uns zu nächtlicher Stunde auf die Lauer.“

Ich zeigte meinem Bruder einen Vogel. Soweit würde es noch kommen, dass ich meiner Mutter hinterher spionierte. ‚Wenn sie ihn uns vorstellen will, wird sie das schon machen.’

„Und Jungs, was machen wir heute Abend?“

„Wir können ja mal wieder etwas spielen. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht“, sagte ich.

„Das ist eine gute Idee und vielleicht haben Abby und Bob ja auch Lust mitzuspielen“, stimmte Tom zu.

„Klasse, das wird bestimmt lustig.“

Lesley war wie immer, wenn es ums spielen ging, ebenfalls begeistert von der Idee.

Wir überlegten noch eine Weile, welches Spiel wir spielen wollten und einigten uns schließlich auf Trivial Pursuit. Da würden wir alle mitspielen können, es machte sogar noch um einiges mehr Spaß, sobald mehrere dabei waren.

Als wir fast an der Schule angekommen waren, hörten wir bereits die Schulglocke.

„Los, wir sollten uns etwas beeilen, sonst kommen wir doch noch zu spät.“

Tom

Mister Sanchez war überraschenderweise noch nicht da, als wir im Klassenzimmer ankamen, so konnten wir unbehelligt unsere Plätze aufsuchen. Es war eigentlich nicht seine Art, zu spät zu kommen, da er sonst immer mit dem Gongschlag den Raum betrat.

Timothys Platz war immer noch leer, aber mit einem gebrochenen Arm würde er auch nicht so schnell wieder auftauchen. Berry unterhielt sich angeregt mit Nath, natürlich ging es um das Surfen.

Molly saß in einer Runde Mädels, wo es hauptsächlich um irgendwelche Popgrößen ging. Lesley diskutierte mit Horaz und Joshua über das Mittagessen. So waren alle so sehr beschäftigt, dass keiner bemerkte, wie Mister Sanchez im Klassenzimmer erschien.

Im Schlepptau hatte er einen Jungen, der ein sehr asiatisches Aussehen hatte, vermutlich chinesisch.

„Guten Morgen Klasse!“, rief unser Lehrer laut. Abrupt wurde es still im Raum und jeder beeilte sich, auf seinen Platz zu kommen.

„Ich möchte euch… ähm…“, Mister Sanchez schaute auf einen Zettel, „Leng Sin Zuhai vorstellen, der als neuer Mitschüler ab sofort an unserem Unterricht teilnehmen wird. Leng Sin such dir bitte einen Platz.“

Schweigend setzte sich dieser auf einen der hinteren freien Plätze.

„Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass Timothy Stefferson im Base Hospital Gundagai liegt und besucht werden kann.“

Somit war das Thema für ihn anscheinend erledigt, denn er begann ohne weiteren Kommentar mit dem Unterricht. Ich schaute nach hinten zu Berry, der mir zuzwinkerte.

*-*-*

Durch Krankheit eines Lehrers hatten wir nach dem Unterricht von Mister Sanchez zwei Freistunden, worüber natürlich keiner wirklich unglücklich war.

Ich weiß nicht, was mich geritten hatte, als ich Berry diese Frage gestellt hatte. Er sah mich nur mit großen Augen total verwirrt an.

„Hast du das jetzt gerade wirklich gefragt?“, meinte Berry, als er seine Stimme unter Kontrolle hatte.

Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen war vorzuschlagen, dass wir Timothy im Krankenhaus besuchen könnten.

„Ja, habe ich.“

„Und warum, wenn ich fragen darf? Du meidest ihn doch wo es geht.“

„Berry, ich möchte wissen was mit ihm los ist…“

„Aber ihn jetzt besuchen…“

„Du hast selber gesagt, dass das Krankenhaus in der Nähe ist.“

„Liegt dir da wirklich so viel dran?“, fragte Berry und neigte seinen Kopf leicht zur Seite.

„Schon…, ich möchte meine Laufbahn hier nicht damit beginnen, auf ewig mit jemandem im Streit zu liegen.“

„Aber ich sag dir gleich, wenn er anfängt blöd zu werden, gehe ich wieder.“

„Okay, einverstanden…, danke!“, meinte ich und gab ihm einen Kuss.

„Darf ich euer junges Glück unterbrechen?“, hörte ich Mollys Stimme.

Ich drehte meinen Kopf zu ihr und entdeckte neben ihr Lesley, sowie den Neuling unserer Klasse.

„Das ist Ling Sin unser neuer Mitschüler und ich wollte fragen, ob wir gemeinsam etwas rausgehen, damit Ling Sin uns etwas näher kennen lernen kann.“

„Du Molly, sei nicht böse, aber Berry und ich wollen etwas erledigen…“, meinte ich.

Ihr Blick wurde streng.

„Hat das nicht bis nach der Schule Zeit?“, fragte sie genervt.

„Nein, eigentlich nicht…“, antwortete ich.

„Gut! Komm Ling Sin, wir gehen dann nach draußen“, meinte Molly zickig und lief an uns vorbei.

Lesley zuckte mit den Schultern und folgte Molly. Ebenso Ling Sin, der mit gesenktem Kopf an uns vorüber lief.

*-*-*

„Hier ist Zimmer 234…“ meinte ich und hob die Hand zum Klopfen.

„Bist du wirklich sicher…, willst du das?“, fragte Berry noch einmal.

Ich nickte und klopfte. Von drinnen war ein „Ja!“ zu hören, also öffnete ich die Tür und lief mit Berry ins Zimmer. Timothy war alleine untergebracht, was ich mir bei dem Reichtum von Stefferson eigentlich hätte denken können.

„DU?“, wurde ich von  Timothy begrüßt

„Ja, ich!“, antwortete ich.

„Was willst du denn hier?“

„Das könnte ich dich auch fragen.“

Timothy schaute mich verwirrt an. Berry machte sich im Hintergrund auf einem Stuhl bequem.

„Was für eine saublöde Frage, ich habe mir durch deine Schuld meinen Arm gebrochen…“

„Zum ersten, war und ist es nicht meine Schuld, dass du dir den Arm gebrochen hast, daran bist du selber schuld und…“

„Aber…“, fiel mir Timothy ins Wort, was ich nicht zuließ, da ich noch lauter wurde.

„… und zweitens, wenn du nicht mit deiner ich-hasse-Schwule-Masche so ausrasten würdest, wäre es gar nicht so weit gekommen.“

Nun war Timothy ruhig, denn ich stand vor seinem Bett und hatte eine für ihn bedrohliche Haltung angenommen.

„Willst du mir… jetzt den anderen Arm auch noch brechen?“, fragte Timothy sarkastisch.

„Red doch nicht so einen Scheiß! Was ist los mit dir, sind da oben“, ich zeigte auf seinen Kopf und Timothy zuckte zusammen, „die Sicherungen durchgebrannt? Bei Nath benimmst du dich doch auch nicht so.“

„Tom…“, mahnte mich Berry.

„Ach stimmt doch, Berry“, meinte ich und drehte mich zu ihm, „ich sage doch nur die Wahrheit.“

Als der Name Nath fiel, wurde Timothys Gesichtausdruck ängstlich. Seine Augen wurden glasig und es flossen die ersten Tränen. Dann drehte er seinen Kopf weg.

„Könnt… ihr bitte gehen!“, sagte Timothy leise.

Bitte… hatte er wirklich ‚bitte’ gesagt?

„Komm Tom, gehen wir lieber…, wir sind hier unerwünscht.“

„Ich will aber wissen, was mit ihm los ist, er soll mir das ins Gesicht sagen!“

„Tom, lass ihn in Ruhe…, er weint doch schon.“

Berry sah mich mitleidig an.

„Ich verstehe dich nicht Berry, willst du ewig von ihm als Stadtmatratze bezeichnet werden? Also, ich habe da etwas dagegen!“, sagte ich und wandte mich wieder zu Timothy, „was ist los mit dir?“

„Ich… kann nicht“, hörte ich Timothy leise weinerlich sagen.

Doch bevor ich noch etwas erwidern konnte, wurde die Tür aufgerissen und Mrs. Stefferson kam hereingestürmt.

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