Welcome to Australia – Teil 12

„Das würde mich auch interessieren“, meinte Joshua, „euer Geschweige ist ja nicht auszuhalten!“

„Auch Brüder können sich mal streiten“, meinte Molly und versuchte mir ein kleines Lächeln zu schenken.

Zuhai stand die ganze Zeit etwas im Hintergrund und hatte bisher noch keinen Kommentar abgegeben. Gut, er war neu und kannte uns alle noch nicht so gut, aber er hatte genug mitbekommen, um sich sicher eine eigene Meinung zu bilden.

Tom

Es tat gut Berry an mir zu spüren. Dass er mir nicht sagte, was passiert war, tat schon etwas weh. Aber ich wollte auch nicht mehr nachfragen, denn anscheinend war etwas Schlimmes vorgefallen, sonst würde sich Lesley nicht so aufführen.

Der Gong beendete die Pause und wir liefen alle wieder in die Schule. Als wir ins Klassenzimmer kamen, saßen Lesley und Timothy auf ihren Plätzen, keiner von beiden blickte auf. Jeder setzte sch auf seinen Platz und der Unterricht ging weiter.

Am Mittag nach dem Essen saßen Molly und ich im Garten und machten unsere Hausaufgaben.

„Könnt ihr mir sagen, was im Hause Johnson los ist?“, fragte uns Abby plötzlich, die sich unbemerkt mit einer Tasse Kaffee näherte.

„Die Herren Lesley und Berry haben sich anscheinend gestritten“, meinte Molly ohne aufzusehen.

Mir fiel plötzlich die Abendliche Beobachtung von Berry und mir ein.

„Shit…!“, entfleuchte es mir.

Nun schaute Molly auf.

„Was ist?“, fragte Abby und setzte sich zu uns.

Ich seufzte.

„Ich weiß nicht, ob ich dass einfach so erzählen kann.“

„Hast du versprochen, es nicht weiter zu erzählen?“, kam es von Molly.

„Das nicht gerade…“

„Dann erzähl!“

Ich atmete noch einmal tief durch und legte meinen Stift aus der Hand.

„Ich bin gestern Abend noch mit Berry spazieren gewesen, wir hatten noch etwas zu bereden. Als wir dann kurz vor Berrys Haus waren, haben wir etwas beobachtet.“

„Was denn?“, wollte Molly wissen.

„Jetzt unterbrich doch Tom nicht“, meinte Abby.

„Also wir haben… Wir haben gesehen wie Linda heim gekommen ist.“

„Und was soll daran so besonderes sein?“

„Sie wurde von einem Mann nach Hause gebracht.“

„Das ist wirklich nichts interessantes Tom, klar wird Linda mit Männern ausgehen“, warf Abby ein.

„Aber Berry kannte den Mann…, es war… Riley Stefferson.“

Abby verschluckte sich an ihrem Kaffee.

„Timothys Vater?“, fragte Molly ungläubig.

„Jetzt wird’s interessant“, meinte Abby.

„Mir kam nur der Gedanke…, wenn Berry zu Hause etwas erwähnte hätte…“, redete ich weiter.

„… und Lesley oder Berry seiner Mutter Vorwürfe gemacht haben…, dann verstehe ich den Unfrieden“, beendete Abby meinen Satz.

„Berry hat seiner Mutter keine Vorwürfe gemacht“, behauptete ich.

„Woher kannst du das wissen?“, fragte Molly.

„Weil wir darüber auch noch geredet haben. Ich weiß auch nicht, ob der Krach damit zusammen hängt, Berry wollte mir nichts sagen.“

Meine Blicke wanderte zwischen Molly hin und her.

„Abby, kommst du ins Haus? Telefon! Linda ist dran“, hörte ich Bob rufen.

„Ah, vielleicht löst sich jetzt das Rätsel“, meinte Abby, stand auf und verschwand im Haus.

Dafür kam nun Bob zu uns.

„Na, fleißig am Lernen?“

Ich nickte, nahm meinen Stift wieder und schrieb weiter.

*-*-*

Berry hatte sich weder gemeldet, noch hatte er bei mir vorbei geschaut. Etwas traurig lag ich nun in meinem Bett und nahm mir das Tagebuch von Mollys Grandpa zur Hand. Ich blättere bis zum Lesezeichen und legte mich bequem hin.

Gustav lag vorm Bett und schien eingeschlafen zu sein. Ich war einige Seiten weitergekommen. Mollys Grandpa James im und dieser Timothy hatten sich öfter getroffen. Nun stand wohl wieder ein Treffen in der Blockhütte an und das wollte ich nun weiterlesen.

Timothy war heute etwas komisch. Wir lagen beide nackt auf einer Decke vor dem Kaminfeuer. Die ganze Zeit hatte er nicht geredet und schon auf dem Weg zur Hütte, war er recht schweigsam.

Ich fragte ihn, ob etwas sei, bekam aber keine Antwort. Da sah ich plötzlich, dass Timothy weinte. Wieder fragte ich, zog ihn in meine Arme, aber er schüttelte nur den Kopf. Es verging eine Weile, bis er sich plötzlich aus meinen Armen befreite und aufstand.

Er schnappte sich seine Kleidung, zog sich an und verließ die Hütte, ohne ein Wort zu verlieren. Ich dagegen lag starr vor Schreck immer noch auf der Decke. Das war das letzte Mal, dass ich Timothy gesehen hatte.

Später erfuhr ich von meinen Eltern, dass seine Familie weggezogen war. Ich war traurig, konnte die Traurigkeit aber niemandem zeigen, geschweige denn konnte ich mit niemandem darüber reden.

Timothy war fort und in meinem Herz eine riesen Lücke. Ich wusste nicht was vorgefallen war, noch, warum er an diesem Abend nichts sagte.

Ich ließ das Buch sinken und merkte, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich überflog die nächsten Seiten, aber es kam nichts mehr über Timothy vor. Plötzlich hörten die Einträge abrupt auf, der Rest des Buches war leer.

Ich schloss das Buch und legte es neben mich. Was konnte da nur vorgefallen sein? War Timothy vielleicht wirklich unser Timothys Großvater. Ich ließ mich ins Kissen sinken und starrte an die Decke.

Ob ich mal mit Mollys Großvater reden konnte? Aber wie sollte ich das anstellen? Ihm einfach sagen, ich weiß sie hatten in ihrer Jugend Sex mit einem Kerl. Berry kam mir wieder in den Sinn.

Er war auch stumm gewesen, wenn auch aus anderen Gründen. Aber es tat genauso weh.

*-*-*

Am Morgen kam ich nur schwer aus dem Bett. Die Nacht über hatten mich Träume wach gehalten. Mein erster Gedanke galt Berry. Noch im Bett griff ich nach meinem Handy und tippte Berry eine SMS, das ich ihn liebte und sehr vermisste.

Die Nachricht abgesendet, stand ich nun auf. Gustav war sofort an der Tür, was hieß er musste hinaus. So lief ich mit ihm an die Haustür und öffnete sie Er sprang hinaus und ich lief zurück zum Bad.

„Morgen“, meinte Bob, der mir von oben auf der Treppe entgegen kam.

„Morgen Bob!“, sagte ich und steuerte auf die Badtür zu.

„Alles klar mit dir?“

„Ja alles im grünen Bereich, ich muss nur dringend auf die Toilette.“

„Dann will ich dich mal nicht länger aufhalten“, meinte Bob und betrat die Küche.

Ich düste ins Bad und erledigte meine Morgentoilette. Als ich gerade wieder in mein Zimmer kam, wurde ich durch ein Klopfen erschreckt. Ich sah zu meiner Tür zur Veranda und sah dort Berry stehen.

Noch immer nur in Shorts lief ich zur Tür und öffnete sie. Ohne ein Wort zu sagen, drückte sich Berry an mich, umarmte mich fest und weinte.

„Was ist denn?“, fragte ich leise.

Ich schob die Tür zu und zog Berry aufs Bett.

„Lesley ist ein Arschloch“, sagte Berry, zog die Nase hoch und wischte sich die Tränen ab.

Ich griff nach einem Papiertaschentuch und reichte es ihm.

„Danke!“

„Bitte! Warum ist dein Bruder ein…?“

„Weil er Mum verbieten will sich weiter mit Riley zu treffen.“

„Hat der einen Knall?“, fragte ich entsetzt.“

„Das habe ich auch gefragt. Er hat unsere Mutter so herunter geputzt, dass die weinend in ihr Schlafzimmer lief.“

„Dass ist doch nicht seine Art, so etwas zu tun.“

„Ich verstehe ihn nicht, warum er so ist. Er redet auch mit mir nicht mehr.“

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass nicht mehr viel Zeit zur Schule war.

„Ich zieh mich jetzt an und dann frühstücken wir schnell noch etwas, dann kann es losgehen.“

„Ich habe kein Hunger.“

„Wo sind deine Sachen?“

„Draußen auf meinem Fahrrad…, ich wollte eigentlich nur zu dir… du hast mir auch sehr gefehlt!“

Ich lächelte und er lächelte nun auch etwas.

„Wegen Lesley mach dir mal keine Gedanken, den nehme ich mir heute zur Brust und ich werde Abby sagen, dass sie zu Linda fahren soll.“

„Ich möchte nicht, dass da noch jemand mit hinein gezogen wird.“

„Das bleibt dir gar nichts anderes übrig! Das ist sicher schon etwas am Laufen!“

Berry schaute mich verwirrt an.

„Deine Mutter hat bereits gestern angerufen und lange mit Abby geredet. Abby hat uns zwar nichts über das Telefonat gesagt, aber ihr besorgtes Gesicht sprach Bände.“

„Oh man, was habe ich da nur ins Rollen gebracht… ich… ich.“

„Berry ganz ruhig, du bist daran sicher nicht schuld. Früher oder später hätte Lesley von alleine heraus gefunden. Wir müssen herausfinden, warum Lesley plötzlich so reagiert.“

Berrys Gesicht war bleich und er zitterte. Ich nahm sein Hand und zog ihn hinüber in die Küche, wo sich Bob gerade einen Kaffee einfüllte.

„Setz dich dort hin. Bob kannst du kurz nach Berry schauen…, ihm geht es nicht so gut.“

„Was ist denn?“

„Er fühlt sich daran schuldig, was passiert ist. Ich zieh mich schnell an…, bin gleich wieder da.“

„Wieso solltest du schuld sein, Berry?“, hörte ich Bob sagen, als ich in mein Zimmer rannte.

Ich schlüpfte schnell in meine Klamotten, düste ins Bad, machte eine kurze Katzenwäsche und wenige Sekunden später mit meinem Rucksack wieder in der Küche zu stehen. Bob und Berry waren nicht mehr alleine.

Abby und auch Molly hatten sich eingefunden und alle drei redeten auf Berry ein.

„Jetzt macht mir meinen Schatz nicht wirr!“, sagte ich so laut, dass alle drei verstummten und zu mir schauten.

„Wenn ich mir Lesley nach her in der Schule greifen kann, werde ich ihn mir zur Brust nehmen, bis dahin müssen wir halten warten.“

Berry schaute zu Boden und wischte sich die Tränen weg.

„Können wir?“, fragte ich sanft.

Er nickte und auch Molly griff nach ihrem Rucksack.

„Wenn irgendetwas sein sollte, ruft hier an bitte“, meinte Bob.

„Danke Bob!“, sagte ich und zog Berry nach draußen.

*-*-*

Wir drei kamen pünktlich an der Schule an. Am Fahrradständer fanden wir die Person, die diesen kompletten Wirbel ausgelöst hatte.

„Lesley!“, rief ich.

Er schaute mich kurz an und drehte sich dann weg.

„Wir müssen reden!“

„Ach leck mich!“, hörte ich ihn sagen.

Das war mir jetzt zu viel. Ich griff nach seinem Rucksack, den er geschultert hatte und zog kräftig daran.

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