Good bye Amerika – Teil 40

„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte ich leise.

„Oh Tom, dich schickt der Himmel“, meinte Abby gestresst.

„Warum?“

„Kennst du dich mit dem technischen Kram aus? Ich krieg den Drucker nicht in Betrieb, aber ich muss dringend Rezepte ausdrucken.“

„Ich kann mal danach sehen.“

Ich umrundete die Theke und Abby räumte ihren Platz.

„Kann ich dich hier alleine lassen? Ich müsste mich um den nächsten Patienten kümmern.“

„Kein Problem“, antwortete ich und machte es mir auf ihrem Stuhl bequem.

„Ach so, hier klebt dein Passwort, hat Bob extra für dich angelegt“, meinte sie lächelnd, „Mr. Schuttes, sie sind der Nächste. Kommen sie bitte?“

Ein Mann mit einem Vogelkäfig lief an mir vorbei. Bob hatte mir ein Passwort angelegt. Er schien wohl damit gerechnet zu haben, dass ich hier irgendwann auftauchte. So verschaffte ich mir erst mal einen groben Überblick über das Programm.

Schnell hatte ich die wichtigsten Sachen verstanden und suchte nun nach der Fehlerquelle, warum der Drucker seinen Betrieb nicht aufnahm. Aber auch dieser Fehler war schnell gefunden. Jemand hatte auf >Aufträge anhalten< gedrückt. Ich drückte auf >fortfahren< und schon begann der Drucker mit leisem Summen seine Arbeit. Ein Blatt nach dem anderen wurde ausgedruckt. Ich nahm sie auf und schaute sie mir an.

Es waren Daten, die zum jeweiligen Patienten gehörten und ein paar Rezepte. Nun war ich schon oft genug beim Arzt, um zu wissen, dass die Rezepte eine Unterschrift benötigten.

Also nahm ich die vier Rezepte und begab mich auf die Suche nach Bob oder Abby. Beim zweiten Behandlungsraum wurde ich fündig. Bob verpasste dem Hund gerade eine Spritze. Ich sah noch einmal kurz weg und hoffte, dass er damit gleich fertig war.

„Hallo Tom, kann ich dir helfen?“

„Ja, ich bräuchte da noch Unterschriften.“

Ich ging zu ihm hin und hielt ihm die Rezepte unter die Nase. Ich konnte so etwas wie ein Leuchten in seinen Augen sehen.

„Moment, wo habe ich denn meinen Kuli“, fragte er suchend.

„In deiner Brusttasche“, meinte ich grinsend.

Die Besitzerin des Hundes lächelte mich an. Bob setzte seine Unterschrift unter die Rezepte.

„Du kannst die Rezepte gleich verteilen“, meinte Bob zu mir.

„Ähm…, ich kenn die Leute doch nicht.“

„Sag einfach ihre Namen, sie werden dann aufstehen.“

„Okay“, meinte ich und verließ das Behandlungszimmer.

Etwas mulmig war mir ja schon, aber Spass machte es irgendwie auch. Ich kam an die Theke zurück und alle im Raum schauten auf.

„Mrs. Green, Mrs. Floc, Mr. Garden und Mrs. Trans, ich habe hier ihre Rezepte“ rief ich einfach in den Warteraum.

Es standen auch vier Leute nebst Tier auf. Aber wer war jetzt wer. So drückte ich Mr. Garden als erstes sein Rezept in die Hand.

„Mrs. Green?“, las ich noch einmal vor und die Dame mit ihrer Katze lächelte mich an.

So bekam jeder sein Rezept. Mrs. Floc blieb stehen.

„Bob meinte, ich soll mir gleich wieder einen Termin geben lassen“, meinte sie.

„Einen Augenblick, da muss ich erst nachfragen.“

„Sie sind neu hier, habe sie noch nie gesehen.“

„Ich bin der Neffe des Hauses und wohne nun hier. Mein Name ist Tom. Könnten sie einen Augenblick warten, ich frage kurz bei Bob nach.“

Die Frau lächelte mich an.

„Danke, Tom“, meinte sie, bevor ich sie verließ.

Ich ging wieder zu Behandlungsraum zwei zurück, wo ich vorhin Bob gefunden hatte. Ich klopfte kurz und trat ein.

„Du Bob, Mrs. Floc braucht einen weiteren Termin, wo kann ich das nachlesen, eintragen oder so?“

Bob lächelte mich wieder an und strahlte.

„Auf dem Schreibtisch müsste ein großes Buch liegen, da stehen alle Termine drin. Ich glaube, Donnerstagmittag sind noch Termine frei. Mrs. Fallen hier kannst du auch noch einmal dazuschreiben.“

Nun lächelte auch die genannte Frau.

„Okay, ich schau mal, ob ich das hinbekomme“, meinte ich und verließ Bob wieder.

Wieder zurück an der Theke, wartete Mrs. Floc immer noch. Auch fand ich sofort den Terminplaner. Ich blätterte zum Donnerstag und fand tatsächlich freie Termine am Nachmittag.

„Mrs. Floc, könnten sie am Donnerstag gegen 15.30 Uhr kommen?“, fragte ich höflich.

„Oh, würde es auch eine halbe Stunde später gehen?“

„Ähm… ja, kann ich sie dann eintragen?“

„Ja.“

Ich sah an den anderen Einträgen hinter den Namen der Person, um was für ein Tier es sich handelte. Dann stand da noch ein medizinischer Begriff. So trug ich Mrs. Floc ein und schrieb Hamster in Klammer dahinter.

„Könnten sie mir bitte die Uhrzeit aufschreiben, Tom. Ich bin so vergesslich.“

Ich lächelte.

„Ja klar, einen Moment.“

Ich suchte nach einem Zettel oder Ähnlichem und wurde fündig. Es war ein Vordruck mit Datum und Zeitangabe. Ich trug das Datum vom Donnerstag ein und danach die Uhrzeit. Anschließend gab ich Mrs. Floc den Zettel.

„Danke Tom, auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen, Mrs. Floc“, meinte ich höflich und zeigte wieder mein Sonntagslächeln.

Hinter mir ging die Tür auf und Molly trat heraus.

„He, was machst du denn hier?“ fragte sie und legte ein Karteiregister ab.

„Helfen.“

„Cool, können wir gebrauchen, heut is der Wurm drin“, sagte sie leise, „weißt du schon, wie man die Daten ausdruckt?“

„Öhm… drucken kann ich, aber ich weiß nicht, wie man auf die Daten zugreift.“

„Moment, ich gebe mein Passwort ein und zeige es dir.“

„Ich habe ein Eigenes, hat Bob mir angelegt.“

Molly grinste.

„Dann gib sie in dieser Zeile ein“, meinte Molly.

Ich las das Passwort ab, trug es in die benannte Spalte und drückte auf >Enter<. Schon öffnete sich das Programm.

„Dann trägst du hier das Geburtsdatum ein“, erklärte Molly weiter.

„Und welches?“, fragte ich.

„Was? Ach so… hier.“

Sie zeigte mir das Geburtsdatum auf der Akte. Ich trug sie ein und drückte wieder >Enter<. Schon ging eine neue Seite auf.

„Hier stehen die Daten, die Mum eingeben hat und du must dann nur noch auf >Drucken< drücken. Das Blatt kommt dann in die Akte. Und hier auf den Stapel legen.“

Ich tat wie geheißen.

„Und was passiert dann mit dem Stapel?“, fragte ich.

„Der muss nachher eingeräumt werden, da in den Aktenschrank.“

„Das kann ich doch machen, wäre kein Problem.“

„Mum wird sich freuen, dass du hier Ordnung schaffst. Es ist der einzige Ort in der Praxis, wo immer Chaos herrscht.“

Molly verschwand wieder und ich machte mich an die Arbeit. Da ja noch mehrere Datenblätter ausgedruckt waren, sortierte ich diese auch in die jeweiligen Akten ein. Danach machte ich mich daran, zu versuchen, die Aktenhefter in den Schrank einzuräumen.

Dies stellte sich aber als ein schwieriges Unterfangen heraus, da es sehr viele Akten gab und ich nicht wusste, nach welchem System sie eingeräumt waren. So beschloss ich einfach zu warten, bis einer der Drei wieder heraus kam.

Ich schaute auf den Terminplaner vom heutigen Tag und verglich es mit den Akten im zweiten Stapel, der auf dem Schreibtisch thronte. Sie waren zwar alle da, aber total durcheinander.

So sortierte ich sie nach der Uhrzeit und legte sie oben auf die Theke, schön aneinander gereiht, wie ich es auch schon oft beim Arzt gesehen hatte. So langsam bekam ich einen Überblick bei dem Chaos.

Die Tür ging auf und ein Junge kam mit einem Hund herein. Langsam und unsicher trat er an die Theke.

„Mein Hund… ist krank und ich habe einen Termin“, sagte er sehr leise.

„Hallo. Und wie heißt du?“

„Timmy und das ist mein Hund Greg, der hustet so komisch.“

Ich stand auf und schaute bei den Aktenheftern nach, ob ich einen Timmy fand. Fehlanzeige.

„Und wie ist dein Nachname?“, fragte ich.

„Ich heiße Timmy Goldham“, antwortete der Kleine artig.

„Ah, da haben wir dich ja“, meinte ich.

Hinter mir ging wieder die Tür auf und Bob kam nach vorne, dicht gefolgt von Mrs. Fallen.

„Hallo Timmy, stimmt mit Greg was nicht?“, fragte er, als er Timmy sah.

„Ja, er hustet so komisch“, meinte Timmy.

„Okay, dann werden wir mal nach Greg sehen. Setzt du dich noch etwas hin, du kommst bald dran.“

„Ja klar!“, meinte Timmy und setzte sich zu den anderen Wartenden.

Das >ja, klar< war hier wirklich sehr gebräuchlich. Dann wandte sich Bob zu mir, während Mrs. Fallen vor die Theke trat.

„Na, wie hat sich unsere Hilfe eingelebt?“

„Gut!“, lächelte ich.

„Okay. Könntest du Mrs. Fallen ihren Termin geben?“

„Kein Problem“, antwortete ich und Bob grinste weiter.

„Wer kommt denn als nächstes… wo ist denn der Stapel mit den Terminen.“

„Liegt auf der Theke, oben drauf der Nächste.“

„Oh, habe ich gar nicht gesehen… aber eine gute Idee.“

Ich lächelte stolz. Bob nahm den oberen Hefter und rief den Namen auf. Ich dagegen griff mir einen weiteren Terminzettel und schreib Mrs. Fallen den 15.00 Uhr Termin auf. Ich reichte ihn ihr und sie verabschiedete sich.

„Das machst du toll“, flüsterte Bob mir ins Ohr, bevor er mit dem nächsten Patienten verschwand.

*-*-*

„Buh, das war heftig heute“, meinte Abby, nachdem sich der Warteraum geleert hatte, „haben wir noch jemand, oder sind alle durch?“

Ein Hefter lag noch auf der Theke und ich zeigte darauf.

„Oh, welch Wunder, sie kommt doch wieder her“, meinte Abby.

„Wer?“, fragte ich.

„Mrs. Stefferson.“

„Ist mir gar nicht aufgefallen, als ich den Hefter da hinlegte. Soll ich lieber gehen, bevor sie kommt?“

„Wieso das denn? Nein, du bleibst schön hier!“

Die Tür zur Praxis wurde geöffnet.

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