Schneemann – Teil 2

« So Herr Weihnachtsmann, nun aber los. Die Kinder warten schon. » damit drückte sie mir zwei Sofakissen in die Hand.

« Halt mal, ich binde sie dir fest. »

Bevor ich mich versah, hatte mein Körperumfang um das Doppelte zugenommen.

« Dort sind Hose, Jacke und Stiefel. » dabei deutete sie an eine Schrankwand.

« der Rauschebart, liegt auf dem Schreibtisch. Der Sack mit den Geschenken ist in der Besenkammer. »

Innerhalb von wenigen Minuten wurde aus dem ‘braven‘ Thomas der Nikolaus und als ich mich im Spiegel betrachtete hatte ich selbst etwas Respekt vor meinem Spiegelbild.

« Na, Herr Weihnachtsmann » begrüßte mich Katrin, « Danke dass Du eingesprungen bist.»

« Was tut man nicht alles für Dich meine Liebe! Wo hast Du Peter gelassen? »

« Der liest noch ein Märchen vor, aber er ist gleich fertig. Und du bist für deinen Auftritt bereit? »

« Ho, ho, ho » mimte ich.

« Willst Du erst zu Benny? »

« Nein, ich glaube er schläft gerade, seine Eltern sind bei ihm. Ich gehe nachher zu ihm, da kann ich auch länger bleiben. Ist Felix da? »

« Oh ja, der kam heute Morgen ganz aufgeregt in die Küche und faselte etwas von Kids und Weinbrandbohnen. Was hast Du ihm nur erzählt? »

« Er wollte wissen was wir als Überraschung geplant hatten, da Du ihm das nicht erzählt hast, sagte ich ihm, das es Weinbrandbohnen für die Kids gibt, mehr nicht. »

Ich machte mich auf zur Besenkammer, auf halbem Weg kam Hans mir entgegen und Lächelte mich zuckersüß an. In der Hand hielt er diesen unförmigen Koffer aus dem Jugendcafé. Er blinzelte mir zu, « vielleicht kann ich Euch helfen, Thomas. » damit ließ er mich stehen…

« Ho, Ho, Ho… » Herr Hauser zuckte tierisch zusammen, da er mit dem Rücken zur Tür saß konnte er mich nicht sehen als ich ins Gemeinschaftszimmer eintrat, « …draußen vom Walde da komm ich her, ich soll Euch sagen es weihnachtet sehr. Bin ich hier denn auch richtig auf der Kinderstation? »

Ein einstimmiges Ja schwallte mir entgegen.

« Wart ihr denn auch alle schön brav gewesen… » ich spielte meine Rolle sehr überzeugend. Ich bekam nicht mit wie Herr Hausach aus dem Zimmer ging. Nach einer dreiviertel Stunde hatten die Meisten ihre Geschenke, überwiegend Plüschtiere.

« So meine lieben Kinder, nun muss ich fort… »

Danach ging ich zu Benny in meinem Kostüm, Antje kam mir entgegen und sagte, dass es nicht gut um Benny stand und Felix schon bei ihm sei. Leise trat ich ins Zimmer.

« Ho, Ho, Ho, » mir fielen diese Worte jetzt schwer.

« Hallo Weihnachtsmann, leider kann ich nicht aufstehen, » seine Stimme war kaum noch zu hören. « Nikolaus, ich war auch ganz lieb, und Thomas, ein Freund von mir sagte mir ich möge Dich fragen ob ich nach Hause k…. » Bennys Stimme brach ab und er begann zu Husten. Felix nickte mir zu.

Als Benny sich etwas erholt hatte, « Ja Benny, Du kommst schon bald nach Hause » langsam begann sich mein Hals zuzuschnüren. Bennys Mutter stützte Benny ab, so dass er seinen Kopf zu mir drehen konnte.

« Nikolaus, ich kann Dich nicht mehr sehen, wo bist Du? »

Ich setzte mich neben sein Bett, nahm seine Hand und hielt sie fest.

« Da bist Du ja, … » Bennys Stimme wurde leiser. « Nikolaus, ich habe hier noch ein Geschenk für Thomas, gibst Du ihm das…? Bitte ! »

« Gerne mein kleiner Wichtelmann, » flüsterte ich ihm zu.

« Weihnachtsmann, hast Du auch mein Geschenk dabei? »

« Das Lied was Du dir gewünscht hast ? »

« Ja! »

Was sollte ich ihm sagen, doch es war nicht mehr nötig, leise drang die Melodie »I’ll be home for Christmas« durch das Zimmer, in der Tür stand Hans mit einem Saxophon und spielte das Lied, auf seine Weise und nur für Benny.

Wir lauschen alle, den Tönen die Hans aus dem Instrument zauberte und als der letzte Ton verklungen war, hörte ich noch ein leises « Danke, Thomas ». Das EKG zeigte eine gerade Linie.

Ich ließ seine Hand los. Meine Augen füllten sich und die ersten Tränen rannten über mein Gesicht, Hans kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich ließ mich an seiner Schulter fallen.

Eine Stunde später, Hans und ich haben uns erst einmal ins Café des Krankenhauses verzogen, standen Bennys Eltern vor mir.

« Thomas, was Du und dein Freund heute für Benny getan hast… » Bennys Vater brach ab.

« … was Ihr für Benny getan habt, war wohl sein schönstes Weihnachtsgeschenk. Wir wissen nicht wie wir es Euch danken können… »

« Ich denke ich spreche für uns beide, » ich schaute zu Hans hinüber der mir zunickte, « sie brauchen sich nicht zu bedanken. Das was wir für Benny getan haben, haben wir für unseren Freund, den kleinen Wichtelmann Benny getan. Und ich denke, Benny hat selber schon Danke gesagt. »

Ich reichte, den beiden mein Geschenk, eine kleine Photographie auf der Benny und ich und ein Schneemann abgelichtet war, auf dessen Rückseite geschrieben stand, für meinen großen Wichtelbruder Thomas. Bennys Eltern nickten zustimmend, gaben mir die Fotografie wieder und Verabschiedeten sich. Hans bestellte sich noch einen Kaffee und für mich eine heiße Schokolade.

« Thomas, wie schaffst Du das bloss? »

« Was ? »

« Na, ich frage mich die ganze Zeit wie du das verkraftest. Heute Mittag hast Du mir geholfen, dann hier im Krankenhaus die Weihnachtsparty und zum Schluss Bennys Tod! »

« Hans ich weiß es nicht… » nach einer Pause fügte ich hinzu.

« Hans könntest Du mich bitte nach Hause bringen? »

« Kein Problem, ich habe auch schon bei meinen Eltern angerufen und ihnen im Groben erzählt was Sache ist. Sie meinten ich sollte mir Zeit lassen. »

« Dann lass uns gehen, ja? »

Schweigend gingen wir zum Auto, dicke Flocken fielen zu Boden und deckten die alten Spuren zu. Wir sprachen auch kein Wort während der Fahrt, die nun schon etwas länger dauerte, da die Flocken schon sehr dicht fielen und Hans fuhr sehr vorsichtig.

« Möchtest Du noch mitkommen Hans? » ich schaute zu ihm hinüber, « auf ein Kaffee? »

« Aber nur einen, Thomas! » ein leichtes Grinsen lag in seinem Gesicht. Bevor er den Wagen per Knopfdruck abschloss, nahm er noch sein Instrument mit. Wir gingen die Treppe hinauf, in jeder Etage glaubte Hans dass wir da seien und wunderte sich, dass ich noch einen Absatz höher stieg.

« Wie ich sehe willst Du hoch hinaus? »

« Ja, meine Wohnung ist ganz oben! »

« Komm rein, Hans. » nachdem wir oben angekommen waren und ich die Tür aufgeschlossen hatte.

« Du wohnst hier alleine? »

« Ja. »

« Und deine Eltern wohnen unten? » wollte Hans wissen.

« Nein, die wohnen nicht hier! » meine Antwort kam etwas patzig, für meinen Geschmack zu patzig denn Hans drehte sich zu mir um.

« Oh, Entschuldige,… » er sah verlegen zu Boden, « das ich da wohl einen wunden Punkt getroffen habe. »

Ich habe deutlich überreagiert und schämte mich dass ich ihn so angefahren hatte.

« Kann es sein, das ich etwas zu heftig war, Hans? » ich ging zu ihm hinüber, noch sah er auf seine Füße.

« Schau mich bitte mal an, Hans… » langsam hob er den Kopf, « woher solltest du denn das wissen? Ich müsste mich ja bei Dir entschuldigen, dass ich eben so reagiert habe. Also Schwamm drüber ? » ängstlich sah ich Hans an, vielleicht wollte er nun … Ein Lächeln lag in seinem Gesicht und seine braune Augen strahlten mich an.

« Gibst Du mir bitte mal deine Jacke! » forderte ich ihn auf. Ich versorgte unsere Jacken am Kleiderständer.

« So, nun gehe mal in Wohnzimmer, die linke Tür da. » Hans ging und ich folgte ihm, bevor ich es realisierte blieb er abrupt stehen und ich lief auf ihn ‘drauf‘.

« Thomas, hast Du Besuch? »

« Nein, wieso ? »

« Da spricht doch jemand! »

« Das ist das Radio, ich habe es heute Morgen angelassen. »

« Ach so. » Wir traten ins Wohnzimmer und ich machte erst einmal etwas Licht.

« Setz dich einfach wo du willst, ich mache mal Kaffee oder möchtest Du einen Tee? » und ging in den Küchenteil, Hans folgte mir und setzte sich seitlich an den Küchentisch.

« Wenn es keine Umstände macht, einen Tee. Gemütlich hast Du es hier, Thomas! » nachdem er sich etwas umgeschaut hatte.

« Na ja, ich gebe mir Mühe. »

Holte den Wasserkocher aus dem Schrank und setzte Wasser für den Tee auf, nahm aus einem anderen Schrank meine Teeutensilien und wartete nur noch, dass das Wasser endlich kochte. Ich ging zu meiner Sitzecke im Wohnteil hinüber, öffnete die Vitrine in der meine Musikanlage stand.

« Was möchtest Du hören Hans! »

« Nichts Besonderes ! »

Also schaltete ich den Tuner ein, wenn wir uns unterhalten möchten, dann reicht das sicherlich aus, zündete das Teelicht an und ging wieder in die Küche, wo das Wasser gerade brodelte.

« Nimmst Du schon mal das Tablett mit, drüben ist es etwas gemütlicher als hier. » Hans schaute mich an und nickte, nahm die Tassen, Zucker und die Keksdose und stellte sie auf dem Couchtisch ab. Ich folgte wenig später mit dem Tee. Ich lümmelte mich auf der Couch hin und Hans gesellte sich zu mir.

« Na wer bist Du denn? » sprach Hans plötzlich.

Ich schaute in die Richtung in der auch Hans schaute. Xavier hatte sich auf den Stab meiner Halogenlampe niedergelassen. Ich stand auf, ging zu ihm hinüber und hielt ihm meine Hand hin. Der Papagei, sprang förmlich darauf und ich begann ihn zu streicheln. Xavier schloss die Augen und ich wusste dass es ihm gefiel. Ich ging zu Hans der sich den Vogel aus der Nähe anschaute.

« Darf ich vorstellen, Xavier das ist Hans, Hans Xavier. »

Der Papagei öffnete seinen Augen und ‘begutachtete‘ meinen Besuch.

« Darf ich auch einmal? » wollte Hans wissen und streckte schon die Hand aus.

« Gleich, gebe ihm erst diese Nuss, damit er weiß, das Du sein Freund bist. » ich gab Hans eine Paranuss die er Xavier hinhielt. Der Vogel schnappte sich die Nuss mit dem Schnabel und Hans zuckte etwas zurück.

« Keine Panik, Xavier hat noch nie jemanden gebissen. Er ist nur etwas Misstrauisch gegenüber Fremden… » doch Hans schien schon ein großen Stein bei ihm im Brett zu haben, denn er hüpfte einfach auf Hans noch ausgestreckte Hand.

« Aber so wie ich es sehe, Vertraut er dir, jetzt kannst Du ihn streicheln. »

Ich setzte mich wieder neben Hans auf die Couch und schaute ihm zu wie er über Xaviers Federkleid strich. Es schien mir so, als ob er nur über die Federn hinweg gleitet ohne diese zu berühren. Nach einigen Minuten machte der Vogel den Abflug, landete etwas unsanft auf seinem Käfig und letztendlich verkroch er sich in den Bauer um sich ausgiebig an dem Futter zu laben.

« Kann Xavier auch sprechen? »

« Nö, braucht er auch nicht. Ich verstehe ihn auch so recht gut. » gab ich zur Antwort.

Ich griff mir meine Tasse und nahm einen Schluck Tee. Wir lauschen einige Minuten der Musik.

« Thomas ? »

« Ja ? »

« Wir haben heute den ganzen Tag von mir geredet und Du hast mir einen kleinen Einblick in dein Leben gegeben. Aber… »

« Aber was, Hans ? »

« Aber wer ist dieser »Thomas«? » Hans schaute mich an « Thomas wer bist Du? »

« Ja, wer bin ich? » dies sagte ich mehr zu mir selbst als zu Hans, ich überlegte noch eine Weile, dann begann ich von mir zu Erzählen. Ich erzählte von den Ereignissen der vergangenen zwei Jahre, wie ich Christian und Michael kennengelernt habe, vom Rauswurf aus der elterlichen Wohnung, wie ich zu Opa Hannes zog. Von Benny, wie ich ihn kennengelernt und lieben gelernt habe, alle diese Dinge erwähnte ich und ich habe kaum jemanden kennengelernt, der so aufmerksam zuhörte wie Hans. Ich fühlte mich bei ihm sicher, als ich dann noch auf den heutigen Tag zusprechen kam und die Traurigkeit mich überwältigte, nahm dieser liebe Kerl neben mir, mich einfach in den Arm. Da war es wieder dieses Kribbeln im Bauch.

« Thomas, ich weiß nicht, aber ich hätte schon längst aufgegeben. »

« Hans, ich bin nicht so Touch wie ich tue. Und so manches Mal habe ich mich gefragt warum ich das alles so mit mir machen lasse. Aber jedes Mal kam etwas, was mich hat weiter machen lassen. » ich lehnte mich an seine Schulter.

« Opa Hannes, Xavier, Katrin und meine Freunde, Christian und Michael, Benny, die Gruppe und… »

« Und ? »

« … und jetzt Du ! » Ich schaute Hans an, « weißt Du das Du mich heute schon so oft im Arm gehalten hast und jedes Mal fühlte ich diese »Energie«! »

Erst jetzt realisierten wir wie eng wir beieinander gesessen sind und noch immer lag Hans Arm um mich. Unbewusst streichelte er meinen Arm und ich genoss seine Berührungen. Wir hielten uns mit unseren Blicken gefangen. Langsam zog Hans mich zu sich, unsere Lippen berührten sich zaghaft. Dann öffneten sich unsere Lippen und unsere Zungen begannen miteinander zu spielen. Für meinen Geschmack trennten wir uns viel zu früh voneinander. Wir schauten uns nur an und jeder wusste was der andere dachte, ‘Ich habe mich in dich verliebt‘.

« Thomas ? »

« Ja, was gibt es denn? »

« Ich habe doch von diesem Jungen aus der Schule gesprochen. »

« Ja, was ist mit ihm? »

« Ich habe da eine Kleinigkeit unterschlagen. » was wollte Hans mir da sagen, war ich nur ein Abenteuer? Ich schrak aus meiner Position hoch.

« Die da wäre, das Du noch immer in ihn verliebt bist? »

« Ja, das bin ich tatsächlich und er ist auch in mich verliebt. »

« Und warum bist Du nicht bei ihm, anstelle bei mir zu sein! » also war ich doch nur ein Abenteuer.

« Bin ich doch, Du bist der Junge aus der Schule, Thomas! »

Bis ich das realisiert habe, zog Hans mich wieder zu sich und versiegelte meinen offenen Mund, mit einem leidenschaftlichen Kuss.

« Wann musst Du eigentlich wieder Zuhause sein, Hans? »

« Wie spät haben wir denn? »

« Gleich Acht ! »

« Sch…, kann ich mal dein Telefon benutzen? »

« Ja, liegt im anderen Zimmer, ich hole es mal eben. » Ich ging ins Schlafzimmer und holte das mobile Telefon, drückte es Hans in die Hand, der sofort die Nummer wählte. Nach einigen tuten ging wohl jemand dran.

« Hi, Paps. Ich bin noch bei Thomas und komme gleich! » dann lauschte Hans, wurde rot bis zum Haaransatz.

« Ich wünsche Euch auch eine gute Nacht. » dann legte er auf.

« Daddy meinte ich sollte mal aus dem Fenster schauen, es scheint wohl sehr viel geschneit zu haben. »

« Dann komm mal mit. »

Wir gingen in den Wintergarten und schauten auf den Balkon. Die Schneedecke, auf dem Balkon war um einen halben Meter gewachsen.

« Paps meinte, ich sollte heute bei meinem Freund bleiben, » er schaute mich fragend an, « nur wenn mein Freund es auch möchte. Thomas… »

Ich stellte mich neben Hans und legte meinen Arm um seine Hüften, so standen wir eine Weile da und sahen dem Schneetreiben zu.

« Thomas, ich finde diese Jahreszeit eigentlich recht angenehm. Ich meine, der Schnee deckt alles in ein Wattepolster, der Lärm verstummt, die Sorgen, der Kummer … all diese Dinge scheinen nicht mehr so wichtig… Glaubst Du, das ist mit der Liebe genau so? »

« Schon möglich Hans, schau einmal uns beide an, ich liebe Dich und all der Schmerz des Tages, die Sorgen und den Kummer den ich habe, sind irgendwie nicht mehr so wichtig, weil Du da bist. »

« Mir geht es genauso! »

Wir schauten uns an und ich sah in seinen braunen Augen diese Leuchten, wie Kinder es am Weihnachtsabend haben.

Diesmal war es ein sehr feinfühliger zärtlicher Kuss indem wir uns verloren.

« Hans mir wird kalt und ich habe Hunger. » sprach’s nachdem ich mich wieder von ihm trennte.

« Zu einem kleinen Mahl sage ich nicht nein und etwas Wärme täte mir auch gut. »

Damit schob er mich vor sich her in die Küche.

« Was gibst Du mir denn zu essen? » sprach er zwinkernd zu mir.

« Kommt ganz darauf an! »

« Worauf ? »

« Wie gut Du im kochen bist! » und grinste ihn übertrieben freundlich an.

« Arsch. »

« Schau mal im Kühlschrank, was da so drin ist, vielleicht hast Du ja eine Idee. Ich bringe Xavier erst einmal ins ‚Bett‘. »

Diese Aktion hört sich wilder an als sie ist, denn Xavier saß schon auf seiner Stange im Käfig und döste schon vor sich hin, ich brauchte nur noch die Decke über den Bauer zu legen und schon war ich wieder fertig.

« So, was gibt es heute abends? »

« Große Lust zu Kochen habe ich eigentlich nicht, reicht Brot und Aufschnitt aus? »

« Gut, dann mache ich noch etwas Rührei, möchtest Du auch? »

« Gerne. »

Bald saßen wir am Tisch und aßen, während dessen plauderten wir über Gott und die Welt.

« Hast Du eigentlich auch einen Weihnachtsbaum, Thomas? »

« Jo, so’n kleinen mit Wurzel, steht noch im Wintergarten. Ich wollte ihn heute Abend ja noch schmücken »

« Und? »

« Was und? »

« Fängst Du heute noch an, den Baum zu schmücken? »

« Nein, ich bin einfach zu kaputt, der heutige Tag hat gereicht. Es macht ja nichts, wenn ich es morgen tue, oder? »

« Ich fände es zwar schön, wenn der Baum morgen früh schon fertig ist, aber ich denke Du hast Recht. Dieser Tag war nicht einfach und ich selber habe ja auch kaum geschlafen letzte Nacht. »

Ich schaute Hans an und ein Lächeln umspielte seine Lippen, da hat wohl jemand noch andere Gedanken…

« Dann können wir gleich beruhigt schlafen gehen, was meinst Du, Hans? »

« Scho‘ recht, Thomas. Ich mache es mir hier auf der Couch bequem. »

« Du musst nicht auf der Couch schlafen… »

« Ähm, Thomas, ich habe noch nie… »

« Dann wird es ja Zeit…, ich meine ich möchte Dich heute Nacht neben mir spüren, mich einfach an dich anlehnen. Ich fühle mich einfach wohl in deiner Nähe. »

Hans schaute verlegen drein. Ich stand auf, ging zu Hans und lehnte mich von hinten über ihn, dann flüsterte ich ihm ins Ohr, das ich auch noch nie mit einem Jungen geschlafen hätte und mir da auch Zeit lassen möchte. Hans drehte seinen Kopf und gab mir einen leichten Kuss auf dem Mund.

« Je t’aime ! »

« Moi aussi, mon bonhomme! Je t’aime. »

Wir räumten noch den Tisch ab und machten uns Bett fertig, erst ging Hans ins Bad, während dessen legte ich ihm ein T-Shirt und eine Boxershort heraus. Als ich anschließend aus dem Bad kam, lag Hans schon im Bett und ich legte mich neben ihn, löschte das Licht und suchte seine Nähe. Eigentlich wollte ich mich ja an Hans lehnen, stattdessen kuschelte er sich an mich, ich legte meinen Arm um ihn und zog ihn noch etwas nähr an mich heran.

« Gute Nacht, Hans » flüsterte ich ihm leise zu.

« Nacht, Tommi » kam es schon recht schläfrig von ihm. Dann spürte ich seinen gleichmäßigen Atem. Hans schien schon eingeschlafen zu sein. Ich reflexierte noch einmal den vergangenen Tag und entschwebte dabei in die Traumwelt.

Mitten in der Nacht wachte ich auf, irgendetwas hatte mich geweckt.

« Habe ich dich geweckt, Tommi ? »

« Hmmm? »

« Ich musste mal für kleine Jungs. »

« Okay, komm…! »

Diesmal lehnte ich mich an Hans der mich in seinen Arm nahm und bei soviel Zuneigung schlief ich sofort wieder ein.

Am Morgen wusste ich zunächst nicht wie mir geschah. ich spürte, irgendetwas belastet mich. Ich sah an mich hinab und realisierte das Hans seinen Arm über meine Brust gelegt hatte. Sein Kopf lag an meiner Schulter und sein Atem streifte meinen Hals entlang. Er sah so friedlich aus, wie er da lag und ich konnte nicht anders als ihn einfach nur an zu sehen. Unwillkürlich strich ich ihn über den Rücken, nach einer Weile lag ein Lächeln auf seinen Lippen und er kuschelte sich noch etwas nähr an mich heran. Etwas Hartes stieß an mein Becken und das Gesicht, neben mir wurde rot. *g*

« Morgen Hans, es muss dir nicht Peinlich sein! »

« Woher willst Du wissen dass es mir Peinlich ist? » sprach Hans mit geschlossenen Augen.

« Ich würde sagen deine gesunde Gesichtsfarbe spricht Bände. »

Dies hatte zur Folge, welches nun auch seine Ohren zu glühen begannen.

« Mir geht es da nicht viel anders… »

Noch bevor er etwas erwidern konnte verschloss ich seinen Mund mit dem Meinigen. Hans drehte sich etwas und ich folgte ihm so dass nun ich auf ihm lag und diesmal spürte er meine Latte. Ich unterbrach den Kuss und sah ihn mir an. Hans funkelte mich mit seinen braunen Augen an und es lag etwas Spitzbübisches in seinem Grinsen.

« Thomas, ich fühl mich glücklich. »

Wie konnte ich da noch widerstehen und unsere Zungen verschmolzen ineinander. Hans strich mir über den Rücken und ich bekam eine Gänsehaut, dann schob er mein Shirt hoch und ich unterbrach unsere ‚Kommunikation‘. Dann flogen zwei T-Shirt durch die Gegend. Ich schwebte über Hans im Liegestütz und ließ mich langsam sinken. Als sich unsere nackten Körper berührten, durchzuckte es mir – mit jeden Quadratmillimeter – mehr und mehr. Endgültig ausgezählt war ich, als Hans mit seiner Hand langsam vom Kopf abwärts den Rücken entlang fuhr, ich ließ mich fallen. Unsere Lippen berührten sich und ich fühlte dieses Verlangen nach diesem Mensch auf dem ich jetzt lag.

Unsere Hände gingen auf Wanderschaft und es gab keine Grenzen, ich spürte wie Hans mir in die Short fuhr und meinen Po massierte. Ich seufzte leicht auf. Langsam wieder Herr meines Bewegungsapparates, fing ich an, Hans überall zu liebkosen. Ließ meine Zunge über seinen Hals fahren, beschäftigte mich intensiv mit seinen Brustwarzen und wanderte weiter zu seinem Bauchnabel. Pausierte einen Augenblick um seinen goldenen Flaum zu bewundern und strebte das Ziel konsequent entgegen… (nun dürft ihr Euch ein paar warme Gedanken machen. *fg* )

Knapp eine Stunde später schreckte Hans auf, weil das Telefon läutete.

« Geh mal ran, Hans. Bitte, ich träume noch… »

« Sklaventreiber ! »

« Müller! » meldete sich Hans selbstverständlich.

« Augenblick mal… » drückte die »Stummtaste« und zu mir gewandt « Thomas Gärtner? »

Ich nickte im zu und griff schon nach dem Hörer, doch Hans verweigerte ihn mir, wieder zum Telefonteilnehmer gerichtet,

« Ja, der wohnt hier, aber er schläft noch, kann ich etwas ausrichten? »

Ich sah Hans an, wie er dem Teilnehmer lauschte. Ich wurde langsam neugierig wen er da an der Strippe hatte.

« Okay, werde ich ihm mitteilen und frohe Weihnachten » sprach er freundlich und legte auf. Zum ersten Mal sah ich meinen Hans, wie ein Schatten über sein Gesicht huschte und sich Wutfalten auf seiner Stirn bildeten. Dieser Gesichtsausdruck beunruhigte mich.

« Wer war das Hans? » wollte ich besorgt von ihm wissen.

« Kennst Du eine Claudia Gärtner? »

Mein Gesicht wurde weiß. Dieser Name bedeutet am Weihnachtsmorgen nichts Gutes.

« Ja, die Frau, welche mal meine Mutter war, heißt so. War sie das? »

Hans nickte, er schaute mich traurig an.

« Und was wollte sie? »

« Dein Opa, war sehr reich als er gestorben ist? »

« Spann mich nicht auf die Folter Hans… »

« Bitte beantworte mir erst die Frage, war er nun reich? »

« Ja, war er. Er hatte ein gutes Händchen für Geschäfte gehabt und die Stiftungsgrundlage lag bei Fünf Millionen Deutsche Märker. Wieso ? »

« Sie teilte mir mit, dass sie eine Strafanzeige gegen Dich erwirkt habe, wegen Veruntreuung von Stiftungsgeld in Höhe von 150 000 DM! »

Ich schaute Hans an, das war wirklich ein Ding, sie wollte mir wirklich meinen Weihnachtstag verderben. Dann begann meine Mundwinkel leicht zu zucken und endeten in einem kräftigen Lachanfall. Hans verstand die Welt nicht mehr!

« Drehst Du jetzt ganz ab? »

« Nein, mein Lieber… » versuchte ich zwischen zwei Lachattacken los zu werden und als ich mich einigermaßen gefangen hatte, « hast Du Lust mit mir zu Frühstücken? »

« Gerne, aber ich verstehe Dich nicht? »

« Ich erkläre es Dir beim Brunch, OK? »

Damit zog ich Hans zu mir und gab ihm einen sanften Kuss.

« Darf ich meine Eltern anrufen? Nur damit sie wissen das Du mich noch nicht vernascht hast. »

« Kein Problem, mach‘ ruhig. »

Damit verließ ich das Bett und machte mich auf dem Weg ins Bad.

« Hat dir schon jemand gesagt, dass Du gut aussiehst? »

« Ja, Christian und Michael, in der Sauna vor drei Wochen, aber was ich vorhin von dir gesehen habe… »

« Ja ? »

« … auch nicht von schlechten Eltern! » damit verließ ich das Zimmer…

Eine dreiviertel Stunde später, kam Hans zu mir in die Küche.

« Na, was gibt es denn… »

« Setzt Dich einfach, steht schon alles auf dem Tisch, ich hol‘ eben den Kaffee. »

« Na, Xavier alter Knabe. » Ich sah zu Hans hinüber wie er den Papagei streichelte, ich lächelte still in mich hinein. Es sah einfach süß aus wie Hans mit dem Vogel umging, ich glaube bei den beiden war es Sympathie auf den ersten Blick, sie verstanden sich einfach. Erst als Xavier sich aufmachte um wieder zu seinem Bauer zu kommen setzte ich mich zu Hans an den Tisch.

« Ihr versteht euch beiden prächtig, kommt nur sehr selten vor, dass Xavier so zutraulich zu jemand ist. »

Jeder nahm sich was er wollte und wir fingen an zu Essen.

« Das letzte Mal war’s Benny. Die beiden hatten sehr viel Spass miteinander. »

« Ich denke Tiere spüren sowas, wenn jemand ihnen nichts Böses tun will… » Hans machte eine Pause um einen Schluck Kaffee zu trinken, « und was ist das jetzt mit der Anzeige, Thomas? »

« Also, würdest Du mir so etwas zutrauen? Ich meine Gelder unterschlagen! »

Hans zuckte mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf.

« Gut ich kann es mir nämlich auch nicht vorstellen, da ich nicht einmal an die Gelder kommen kann. Diese 150 000 wurden auf meinen Vorschlag hin, dem Krankenhaus zur Verfügung gestellt und zwar für das Projekt ‚Lernen im Krankenhaus‘. Du hast gestern selber gesehen, das es dort auch Langzeitpatienten gibt, und damit diese nicht den Anschluss an ihre Klasse verlieren, wurde ein Lehrer engagiert, der genau diese Lücke schließen soll. Vor zwei Wochen habe ich den Bericht der Stiftung zu diesem Pilotprojekt gelesen und da alle Parteien – soll heißen Schule, Krankenkasse, Ärzteschaft und öffentliche Hand – sich dazu positiv geäußert haben, wird dieses zur ständigen Einrichtung. Die Kosten teilen sich die Stadt und die Krankenkassen. Damit wurden keine Gelder je veruntreut, da genau so etwas, ausdrücklich in der Stiftungssatzung festgehalten ist. »

« Und woher weißt du das so genau? »

« Mit Opa Hannes habe ich oft darüber gesprochen und er hat es mir bis in alle Einzelheiten erklärt. Jeder hat das Recht Vorschläge einzureichen, ob diese auch umgesetzt werden entscheidet eine Kommission, jedenfalls nicht ich. »

Ich biss herzhaft in eine Semmel und trank von meinem Kaffee.

« Und die Frau Gärtner… ? »

« Ich denke, sie neidet mir, das sie leer ausgegangen ist. Daher versucht sie mir regelmäßig die Stimmung zu vermiesen, besonders an Feiertagen, wie diesen. »

« Unternimmst Du etwas? »

« Ich werde es an die Rechtsabteilung der Stiftung weiterleiten, das ist die richtige Stelle, warum sollte ich mir deswegen Sorgen machen? So und nun lass uns den Tag genießen, was haben deine Eltern gesagt ? »

« Dad holt mich zum Familienkaffeetrinken ab, er möchte nicht, das ich fahre und meinte etwas frische Luft täte ihm gut. Und was wirst Du so machen, ich meine… »

« Ich werde gleich den Vogelbauer reinigen und mich an den Baum machen. Um 18 Uhr bin ich wieder im Krankenhaus und spiele mit einigen Kindern, lese ein Märchen vor oder mache sonst was. »

« Hättest Du etwas dagegen, wenn ich mitkomme? »

« Nein, ich würde mich sogar freuen. »

« Dann komme ich so gegen halb sieben ins Krankenhaus, ist das Okay? »

« Jao. »

Wir machten uns daran den Käfig zu säubern, Hans drückte ich die Sitzstangen in die Hand die er mit einer milden Seifenlauge abwusch, Xavier setzte sich neugierig auf seine Schulter und schaute ihm dabei zu. Ich nahm mir den Boden vor und bevor noch eine Stunde vergangen war, war diese Aktion auch schon wieder vorbei. Bevor wir uns nun an den Baum zu schaffen machten, stellte ich noch eine flache Schüssel Wasser auf den Tisch, Hans schaute fragend drein.

« Xavier muss noch baden. » klärte ich ihn auf.

« Ach so, macht er das denn freiwillig? »

Ich zuckte mit den Schultern.

« Normalerweise schon. Komm gehen wir und lassen ihn hier in Ruhe, er ist manchmal etwas Eitel, wenn jemand zuschaut. Wir können uns ja mit dem Baum beschäftigen. »

Ich ging zu dem Baum und beschäftigten uns mit dem Baum oder auch nur mit uns, je nachdem wir was gut fanden. Es läutete an der Haustür und ich betätigte den Türsummer, nachdem ich Herr Müller gesagt habe, dass ich ganz oben wohnen würde.

« Hey, Thomas, ich finde unser… ehm dein Baum echt gut gelungen! »

« Es ist unser Baum Hans, wir haben ihn zusammen so hinbekommen und ich muss sagen…»

« Was ? »

« Es is en scheeee Bäumsche, find’s niiet? »

« Jo moi, i gloaub ab’n do fehlt noch woas? »

« Ich glaube, da habe ich das Richtige mitgebracht, Ihr beiden. » meldete sich Herr Müller auf einmal und gab Hans eine Schachtel. Hans nahm diese und gab sie an mir weiter, ich schaute von einem zum anderen. Beide sahen mich an. Langsam öffnete ich die Schachtel und es lag nichts weiter darin, als ein kleiner Strohstern an einem roten Faden.

« Hans, bat mich diesen Stern mitzubringen, es ist der Strohstern, den Hans immer an unseren Baum gehängt hat. »

« Aber … ?! »

« Thomas, ich habe heute Morgen Dad gesagt, das ich mit dir zusammen bin. Es ist ein kleines Geschenk für meinen Freund. »

« Danke Hans »

Ich umarmte ihn und gab ihm einen ganz lieben Kuss. Bis sich etwas räusperte. Dann sah ich noch einmal auf den Stern und zu Hans.

« Dann sollten wir ihn zusammen an den Baum hängen. »

Wir gingen zum Christbaum und hängten gemeinsam diesen Stern ganz nach oben. Als wir ihn in einiger Entfernung alle zusammen betrachteten, schien es mir als würde unser Stern besonders leuchten…

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